Loe raamatut: «39 Karate-Kata», lehekülg 4

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Zeit der Reife?

Lange Zeit kamen die Karateka der westlichen Länder nur langsam voran. Ihre Kenntnisse im Karate blieben elementar, und ihr Wissen über die Kata stagnierte in den Anfängen. Damals stürzten sich die Kampfkunstenthusiasten auf die Lehrgänge, die durch japanische Experten abgehalten wurden, von denen die meisten jedoch ihr heißbegehrtes Wissen für gewöhnlich recht knauserig weitergaben. Aber die Möglichkeit, eine neue Kata erlernen zu können, in welcher Form auch immer, ließ einen über alle Mängel hinwegsehen. Man nahm es hin, daß die verschiedenen Kampfkunstexperten die gleiche Kata teilweise etwas unterschiedlich ausführten, man akzeptierte die Ungenauigkeiten und Fehler, die unter diesen Umständen unvermeidlich waren, und man arrangierte sich damit, daß selbst ein und derselbe Experte mitunter von einem Jahr zum anderen Bewegungsabläufe veränderte. Man wollte endlich Zugang erlangen zu jenen Kata, die manchmal als »höhere« bezeichnet werden, weil sie nur den Trägern höherer Dangrade gezeigt wurden. Auf diese Weise glaubte man, das Karatedô besser begreifen, zu seiner wahren Wirkung vordringen zu können. Durch diese jugendliche Ungeduld, den verständlichen Heißhunger der neuen Adepten der Kampfkunst, verankerten sich allerdings auch manche Irrtümer und falsche Vorstellungen.

Indem namhafte Experten ihr Wissen bloß häppchenweise vermittelten, banden sie ihre Anhängerschaft immer fester an sich. Sie prägten den Kata, die sie lehrten, ihre persönliche Note und originelle Variationen auf und modifizierten sie somit. In der Folge kam es dann zu Spaltungen, die selbst Karateka ein und derselben Stilrichtung voneinander trennten. Die »Alten« werden sich noch lange an die »Kata-Schlacht« erinnern. Dieser Kampf wurde auf raffinierte Weise mittels eifersüchtig gehüteter Formen, Exklusivitäten, sorgfältig aufrechterhaltener Unklarheiten und künstlicher Erschwernisse hinsichtlich der Bunkai ausgetragen. Mitunter waren die Unterschiede aber auch schlichter Unwissenheit der Experten geschuldet. Solches Nichtwissen verlor allerdings in dem Augenblick seine Unschuld, wo es als angebliches Geheimwissen getarnt wurde. Der Streit der Spezialisten wurde bis heute nicht gänzlich beigelegt. Anhänger und Gegner einer bestimmten Variante verfügen über gleichermaßen gute Argumente, was letzten Endes nur eines beweist: Was immer man über eine Kata sagt, wie immer man sie interpretiert, ab einem bestimmten Niveau des Verständnisses bleibt sie stets sie selbst. Dies setzt natürlich voraus, daß gewisse Grundzüge gewahrt bleiben. Hinter Dogmatismus verbirgt sich oftmals nichts weiter als eine fragmentarische Kenntnis der Dinge. Der durchschnittliche Karateka verlor in diesem Streit allzuoft einfach jede Orientierung, und dies gilt nach wie vor.

Dennoch haben sich die Zeiten geändert. Viele Karateka hohen Niveaus aus Europa und Amerika sind mittlerweile nach Japan, an die Quelle ihrer Kunst, gereist und haben von dort vollkommen klare und gut beherrschte Ausführungsformen der Kata mitgebracht. Auch sind seit damals zahlreiche Veröffentlichungen erschienen, die jene Kata allgemein zugänglich werden ließen, die allzu lange einer Handvoll sich für eine Elite haltender Glückspilze im Umfeld einiger Wissensträger vorbehalten waren. Das ist eine begrüßenswerte Entwicklung, eine Befreiung aus der Abhängigkeit. Die Demokratisierung der Kata, aller Kata einer Stilrichtung, bedeutete schließlich, daß ein freier Zugang zur authentischen Kultur des Karatedô möglich wurde. Niemand mußte sich mehr mit frustrierenden Bruchstücken, mit deformierten Häppchen abspeisen lassen. Die ungerechtfertigten und unbegreiflichen Hemmnisse waren beseitigt. Die großartige Entwicklung des Karate in den letzten Jahren hat einige Riegel aufspringen lassen und einige vorgebliche Dogmen revidiert.

Man kann nun einwenden, daß unter diesen Bedingungen die Gefahr, sich von der Tradition zu entfernen, nur noch größer geworden ist. Besagt doch deren Weisheit, daß nur durch langsames Fortschreiten echtes Wissen entsteht. Damit der Schüler das Wissen korrekt aufnehmen kann, muß es ihm der Meister zum rechten Zeitpunkt vorsichtig und mit Fingerspitzengefühl offenbaren. Dieser Einwand ist voll und ganz berechtigt. Aber einerseits hat sich heute das vertrauliche Lehren im Rahmen einer kleinen Gruppe überlebt oder ist zumindest zur Ausnahme geworden, und andererseits, ob man dies wahrhaben will oder nicht, haben der Einfluß der Massenmedien und der modernen Reise- und Kommunikationsmöglichkeiten einige Regeln des Spiels außer Kraft gesetzt.

Der moderne Karateka kann unmöglich außerhalb seiner Zeit leben, wie es ihm vielleicht vor hundert Jahren noch möglich gewesen wäre. Es ist fruchtlos, auf der Grundlage veralteter Ansichten argumentieren zu wollen. Will der Karateka von heute auf der Höhe seiner Zeit sein, muß er so früh wie möglich die Karten des Spiels kennenlernen, das er beherrschen lernen will, auch wenn er noch nicht weiß, wie sie richtig einzusetzen sind. Warum sollte man denjenigen, die die ersten Stufen im Karate bewältigt haben, nicht die Reife zutrauen, selbst zum richtigen Zeitpunkt das Passende auszuwählen? Dies mag eine Utopie sein. Aber dennoch: Die Zeit der künstlichen Beschränkungen auf dem Gebiet der Kampfkünste ist vorüber. Das Budô unserer Epoche ist doch auch – und möglicherweise vor allem – eine Form, individuelle Freiheit zu erlangen, indem man frei und vollkommen über sich selbst – den Körper und den Geist – zu verfügen lernt. Und Freiheit gibt es nur, wenn man zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen kann. Was – hoffentlich – bleibt, sind freiwillige Beschränkungen, die es ermöglichen, ein wirklich tiefgründiges Verständnis zu erlangen. Jeder muß selbst abschätzen, was sich hinter der alten Weisheit, »sich langsam zu beeilen«, verbirgt. Jeder muß lernen, sein eigenes Richtmaß zu finden, seine Etappen abzustecken, seinen Rhythmus zu finden und Hindernisse zu akzeptieren. Dabei sind Beharrlichkeit wie auch Bescheidenheit gefragt. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, kann es tatsächlich durchaus sinnvoll sein, sich auf die Intelligenz des Schülers bei dessen Auswahl zu verlassen, und dies zu einem früheren Zeitpunkt, als es einst üblich war.

Die neue Begeisterung für die Kata ist eine großartige Sache, an deren Wiederkehr ich immer geglaubt habe, trotz aller Versuchungen, die ein Karate, das auf den Wettkampf oder auf seine spektakulären Aspekte reduziert wurde, darstellte. Ich will jedoch an dieser Stelle nachdrücklich darauf hinweisen, daß ein Buch lediglich die äußere Form vermitteln kann. Kein Wort, kein Bild vermag den wahren Reichtum einer Kata darzustellen. Dieser kann nur durch die Praxis entdeckt und erlebt werden. Eine Kata zwischen die Seiten eines Buches, ja, selbst in ein Video zu zwängen, ist kaum möglich. So etwas ist bereits bei einer isolierten Einzeltechnik nicht einfach. Die Beschreibung der Kata ist nur eine Art »Umkleidung«. Der tatsächliche Inhalt ist eine andere Angelegenheit. Dennoch, eine Umkleidung, die nicht allzu schwer zu »öffnen« ist, ist bereits ein ermutigender Anfang.

Dieses Buch ist als echtes Praxis-Handbuch konzipiert, das den Praktiker bis an die Grenze dessen zu führen vermag, was überhaupt durch Beschreibungen vermittelbar ist. Ich hoffe, daß jene, die es nutzen werden, genügend Erfahrung im Karate angesammelt haben, und daß sie so vernünftig sind zu wissen, daß jeder übermäßige Heißhunger abträglich für das Verinnerlichen der Formen ist. Daß die Kata für die Entwicklung des Selbst geschaffen wurden und nicht dafür, Wertschätzung in den Augen anderer zu gewinnen, gilt hierbei in besonderem Maße.

Viele von Ihnen werden all dies bereits intuitiv gewußt haben. Lassen Sie sich nicht von den Erscheinungsformen und Versuchungen eines modernen Karate, das mehr und mehr zum Spektakel verkommt, irritieren. Vertrauen Sie darauf, daß nur die Kata, die auf hohem Niveau und in vollkommener Selbstlosigkeit praktiziert wird, Sie begreifen lassen wird, was die »Kunst der leeren Hand« tatsächlich bedeutet. Sie werden schließlich unterscheiden lernen, was wirklich zu dieser Kunst gehört und was nicht, und Sie werden erkennen, was unbedingt bewahrt bleiben muß, wenn alles andere vergessen sein wird.

I

Die Kata des Wadô-ryû



Kalligraphie von Meister Ôtsuka Hironori. Sie liest sich von oben nach unten und von rechts nach links: Wa Ten Chi Jin no Ri Dô. Wa – der Frieden bzw. die Harmonie, Ten – der Himmel, Chi – die Erde, Jin – der Mensch, Ri – die Vernunft, – der Weg. Die Botschaft lautet somit sinngemäß: »Das Streben nach Harmonie mit Himmel und Erde ist der einzig vernünftige Weg des Menschen.«

Die Kata des Wadô-ryû

Ôtsuka Hironori wurde im Jahre 1892 in Shimodate, Japan, geboren. Im Alter von 29 Jahren erhielt er die Experten-Urkunde im Shindô Yoshinryû Jûjutsu, das er bei Tatsaburo Nakayama studiert hatte. 1922 machte er bei einer Vorführung Funakoshi Gichins in Tokio zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Okinawa-te. Schon bald wurde er zu einem der brillantesten Schülern des Meisters, den er in der Folge oft bei Karate-Vorführungen begleitete. Doch seit 1929 begann er, einen eigenen Weg zu entwickeln, indem er das Studium des Jû kumite, den freien Kampf, einführte, während Funakoshi weiterhin ausschließlich Kata lehrte. Sehr bald schon ergab sich daraus eine neue Stilrichtung, und 1935 erfolgte der Bruch mit Funakoshi. Ôtsuka schuf das Wadô-ryû, den »Weg des Friedens«, eine Karateschule, die vor allem auf Flexibilität und Ausweichtechniken basiert. Man findet hier einen sehr deutlichen Einfluß des alten japanischen Jûjutsu, verbunden mit zahlreichen Grundtechniken und Stellungswechseln aus dem Kendô, dem Aikidô und dem Jûdô.

Die Kata, die Ôtsuka seinen Sohn und Nachfolger Jirô lehrte, der später den Vornamen seines Vaters annahm, stellen somit eine Kombination aus dem okinawanischen Shuri-te und dem Jûjutsu dar. Die Stellungen entsprechen der »alten Art«, d. h., sie sind weniger ausgeprägt als in anderen Karatestilen, ähnlich dem ursprünglichen Shôtôkan. Ôtsuka Hironori starb im Jahre 1982.


Foto 2: Ôtsuka Hironori (1910)


Foto 3: Ôtsuka Hironori (1975)


Foto 4: Diese Aufnahme aus den 30er Jahren zeigt Ôtsuka Hironori (vordere Reihe, 2. v. l.). Zu seiner Linken sitzt Konishi Yasuhiro (1893 - 1983). Des weiteren ist auf dem Foto Mabuni Kenwa (1889 - 1952), der Gründer des Shitô-ryû, zu sehen (vordere Reihe, 2. v. r.).

Im folgenden werden die fünf Pinan-Kata und danach in alphabetischer Reihenfolge die höheren Kata des Wadô-ryû dargestellt: Bassai, Chintô, Jion, Kûshankû, die drei Kata Naihanchi, Niseishi, Rôhai, Seishan und Wanshu. Auch die zehn Serien des Kihon kumite sind Teil der klassischen Kata des Wadô-ryû, so daß auch diese Partnerübungen hier dargestellt werden.

Anmerkung 1: Auf den Bildtafeln werden die Sequenzen, die von einem Kiai begleitet werden, mit einem schwarzen Viereck bzw. einem schwarzen Stern gekennzeichnet.

Anmerkung 2: Die Bezeichnung der Techniken ist in den unterschiedlichen Stilrichtungen nicht immer identisch. – Bei den Beschreibungen der Kata werden in der Regel die stilrichtungstypischen Bezeichnungen verwendet oder in eckigen Klammern hinzugefügt.

Pinan shôdan

Die Pinan-Kata – Pinan bedeutet Frieden, aber auch innere Ruhe oder friedlicher Geist – wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch Itosu Ankô auf Grundlage alter Formen geschaffen. Als Funakoshi Gichin begann, sie in Japan zu lehren, benannte er sie in Heian um, in Anlehnung an eine wichtige Epoche in der Geschichte Japans.

Die Pinan shôdan des Wadô-ryû entspricht hinsichtlich der Techniken der Kata Heian nidan des Shôtôkan. Ihre Bezeichnung als Shôdan, erste Stufe, entstammt der alten Klassifikation – einst lehrte man sie als erstes. Aufgrund der größeren Schwierigkeiten lernt man sie heute im Wadô-ryû erst nach der Pinan nidan (Nidan bedeutet zweite Stufe).

1. Nach dem Gruß nimmt man die Haltung Yoi ein.

2. Ein erster Gegner greift von links mit Jôdan zuki an. Man setzt den linken Fuß ein Stück in seine Richtung, senkt sich am Ort in Mahanmi no nekoashi dachi ab und blockt mit einem linken Jôdan ude uke [Jôdan soto uke]. Der Unterarm wird senkrecht gehalten, die Faustinnenfläche ist zum eigenen Körper gerichtet. Währenddessen wird die rechte Faust in Abwehrhaltung nach vorn geführt. Während man blockt, dreht man den Kopf nach links und führte eine kurze, aber kraftvolle Drehung der Hüften in dieselbe Richtung aus.

3. Die folgenden beiden Sequenzen sind Blöcke mit Ausweichbewegungen auf Grundlage der Drehung der Hüften. Der Angreifer führt einen Schlag zum Bauch aus. Man wendet sich ihm zu, dabei dreht man das rechte Knie in seine Richtung und zieht den vorderen Fuß ein wenig zurück, wobei die Ferse angehoben bleibt (Manmae no nekoashi dachi [Mashômen no nekoashi dachi]). Man pariert mit einem rechten Chûdan tettsui, während man die linke Faust abwehrbereit zur rechten Schulter bringt. Diese Aktionen müssen synchron verlaufen, man bleibt dabei aufrecht und zieht den Unterleib nicht zurück.

4. Seinen dritten Schlag führt der Angreifer gegen den Kopf aus. Man weicht nach hinten aus, indem man den linken Fußt zurücksetzt und sich im Hachiji dachi wieder aufrichtet, während man einen linken Jôdan tettsui von innen nach außen ausführt. Die Hüften drehen sich dabei nach rechts, um den gegnerischen Schlag hinten an sich vorbeigehen zu lassen (simultanes Ausweichen und Gegenangriff).17

5. Wiederholung von Sequenz 2, in Richtung b-a, nach geringfügigen Versetzen des rechten Fußes und Drehung der Hüften nach rechts. Rechter Jôdan ude uke [Jôdan soto uke].

6. Wiederholung von Sequenz 3: Linker Chûdan tettsui. Man beachte die Detailzeichnungen für die Sequenzen 5 und 6, die die Position und die Drehung des Körpers darstellen.

7. Wiederholung von Sequenz 4: Rechter Jôdan tettsui, wobei man wieder in Hachiji dachi geht. Man befindet sich nun an Punkt a.

8. Am Ort geht man leicht nach unten, indem man die Hüften nach rechts dreht, und man blickt nach hinten. Die rechte Faust wird zur linken Hüfte geführt. Unverzüglich werden nun ein rechter Yoko geri und ein rechter Jôdan ude uke [Jôdan soto uke] ausgeführt, während der Gegner einen Fauststoß gegen das Gesicht führt. Der Körper bleibt im Profil; der linke Fuß (Standbein) steht im rechten Winkel zur Linie a-h.

9. Der rechte Fuß wird neben den linken gesetzt, es folgt eine Drehung nach links, bevor man entlang der Linie a-d mit einem linken Jôdan shutô uke nach vorn geht; Position Mahanmi no nekoashi dachi.

10. Die gleiche Technik, während man den rechten Fuß vorsetzt.

11. Die gleiche Technik, während man den linken Fuß vorsetzt.

12. Es folgt ein Chûdan nukite (Speerhand) auf der Linie c-d im Jun zuki no ashi (Möglichkeit für einen Kiai),

13. Der linke Fuß wird im Kreisbogen nach hinten links geführt, um auf die Linie d-f zu gelangen im Winkel von 45° zur vorherigen Linie. Es wird ein linker Jôdan shutô uke ausgeführt.

14. Es folgt ein rechter Jôdan shutô uke auf derselben Linie.

15. Der rechte Fuß wird im Kreisbogen nach hinten rechts geführt, um auf die Linie e-c zu gelangen, wobei erneut ein rechter Jôdan shutô uke erfolgt.

16. Linker Jôdan shutô uke in Richtung von Punkt g.

17. Der linke Fuß wird nach links gesetzt, und man dreht sich um 45°, so daß man sich auf der zentralen Achse der Kata, c-a, befindet und in Richtung von Punkt a blickt. In der Stellung Gyaku ashi (Arme und Beine entgegengesetzt) wird ein Jôdan ude uke [Jôdan soto uke] ausgeführt. Die Füße sind weit voneinander entfernt (Gyaku zuki no ashi) und die Hüften sind nach links gedreht, während der Block nach rechts ausgeführt wird.

18. Gegenangriff mit rechtem Chûdan mae geri, ohne das der Oberkörper bewegt wird. Der Fuß des Standbeins zeigt im Winkel von 45° nach links.

19. Der rechte Fuß wird abgesetzt, und es erfolgt ein Chûdan gyaku zuki. Siehe Detailzeichnungen für die Sequenzen 17 und 19.

20. Am Ort wird Sequenz 17 symmetrisch wiederholt. Die linke Faust wird an die rechte Taille geführt, anschließend erfolgt ein Jôdan ude uke [Jôdan soto uke] nach links, verbunden mit einer Drehung der Hüften nach rechts.

21. Wiederholung der Sequenz 18: Linker Chûdan mae geri.

22. Wiederholung der Sequenz 19: Rechter Chûdan gyaku zuki. Man befindet sich nun auf der Linie d-h, auf Höhe von Punkt a.

23. Nachdem man die rechte Faust zur linken Hüfte geführt hat, stoßen beide Arme nach rechts (siehe Detailzeichnung). Die linke Faust mit der Faustinnenfläche nach oben kommt auf Höhe des Solarplexus oder des rechten Ellbogens. Den rechten Fuß vorsetzen in Jun zuki no ashi, und Block mit Jôdan morote ude uke. Kiai.

24. Den linken Fuß nach hinten links setzen und 45°-Drehung, um im Jun zuki no ashi einen linken Gedan barai auf der Linie h-i auszuführen, begleitet von einer starken Drehung der Hüften.

25. Weiter auf Linie i-b mit einem Jôdan uke.

26. Wiederholung der Sequenz 24. Den rechten Fuß im Kreisbogen im Winkel von 90° nach hinten rechts führen, um erneut einen rechten Gedan barai auf der Linie i-j auszuführen.

27. Wiederholung Sequenz 24: Linker Jôdan uke, während man den linken Fuß in dieselbe Richtung nach vorn setzt.

28. Den linken Fuß zurücksetzen. Yame. Rei.

Ende der Kata.

Schlüsselelemente der Pinan shôdan

 Training von Ausweichtechniken: Am Ort (Linie a-c), beim Vorrücken (zentrale Achse), bei der Drehung.

 Studium der KraftentfaltungDie Betonung liegt auf der Kraftentfaltung durch die Drehung der Hüften, in derselben Richtung wie die Armtechnik (Sequenzen 2, 3, 5, 6, 13, 14, 15, 16, 23, 24, 26) oder in entgegengesetzter Richtung (Sequenzen 4, 7, 9, 10, 11, 17, 20).Eine einzelne Technik, bei der die Kraft geradlinig entfaltet wird: Sequenz 12.

 Kampfstellungen: Die Nekoashi dachi (die Shutô uke können sowohl im Hanmi no nekoashi dachi als auch im Mahanmi no nekoashi dachi ausgeführt werden; der Schwerpunkt ist weiter nach vorn verlagert), Jun zuki no ashi und Gyaku zuki no ashi.

 Nicht den Yoko geri (8) und die beiden Mae geri auf mittlere Distanz (Ma) (18 und 21) miteinander verwechseln.

 Rhythmus: 1 - 2, 3, 4 - 5, 6, 7 - 8 - 9 - 10 - 11, 12 - 13, 14 - 15, 16 - 17, 18, 19 - 20, 21, 22 - 23 - 24, 25 - 26, 27 - 28.

Pinan shôdan


Pinan shôdan


Pinan shôdan


Pinan nidan

Die Pinan nidan im Wadô-ryû entspricht in technischer Hinsicht der Heian shôdan im Shôtôkan. Dies ist die Kata, mit der im modernen Lehrsystem des Wadô-ryû der Anfänger in die Welt der Kata eingeführt wird. Dennoch wurde der alte Name beibehalten, der aus der Zeit stammt, in der man diese Kata erst nach der schwierigeren Pinan shôdan lehrte.

1. Gruß. Yoi.

2. Ein erster Gegner greift von links mit Chûdan zuki an. Der linke Fuß wird ein Stück in seine Richtung gesetzt. Man geht am Ort tiefer, in den Mahanmi no nekoashi dachi, und blockt mit einem Tettsui der linken Faust. Hikite mit rechter Faust. Die Bewegung ist sehr knapp, verbunden mit einer starken Drehung des Kopfes nach links. Der linke Arm wird in der vertikalen Ebene des vorderen Beins abgesenkt.

3. Der Gegner wird mit rechtem Chûdan jun zuki auf der Linie a-b verfolgt.

4. Ein zweiter Gegner greift mit Mae geri von hinten an. Man setzt den rechten Fuß nach rechts hinten und dreht sich um 180°, so daß man sich nun in Richtung b-a befindet. Man wehrt den Angriff mit rechtem Gedan barai ab, verbunden mit starker Drehung der Hüften.

5. Da der Gegner erkennt, daß sein Fußtritt geblockt wurde, greift er mit einem Fauststoß gegen das Gesicht an. Man blockt mit rechtem Jôdan uke, während man den vorderen Fuß zurückzieht, um den Abstand zu vergrößern (Andeutung eines Ausweichens nach hinten). Man steht nun im Migi shizentai.

6. Der Gegner versucht, einen letzten Fauststoß gegen den Körper anzubringen. Man blockt am Ort mit rechtem Chûdan tettsui. Der Arm ist gestreckt, die Faust auf Höhe des Gürtels. Diese Bewegung folgt schnell auf die vorhergehende.

7. Linker Chûdan jun zuki auf der Linie b-a.

8. Der linke Fuß wird im Kreisbogen versetzt, und man dreht sich 90° nach links, auf die zentrale Achse a-d, während man mit einem rechten Gedan barai im Jun zuki no ashi blockt.

9. Nach seinem Mae geri führt der Gegner einen Tsuki gegen das Gesicht aus. Man geht auf der Linie a-d nach vorn, während man diesen Angriff mit rechtem Jôdan uke blockt. Man steht im Jun zuki no ashi und ist nach vorn ausgerichtet.

10. Dieselbe Technik, wobei der linke Fuß vorgesetzt wird.

11. Dieselbe Technik, wobei der rechte Fuß vorgesetzt wird. Möglichkeit für einen Kiai.

12. Der linke Fuß wird im Kreisbogen nach hinten links geführt, so daß man auf der Linie d-f im Winkel von 45° zur vorherigen Linie steht. Man blockt, verbunden mit einer kraftvollen Drehung des Körpers, einen erneuten Mae geri mit linkem Gedan barai im Jun zuki no ashi.

13. Weiter mit rechtem Chûdan jun zuki auf derselben Linie.

14. Der rechte Fuß wird im Kreisbogen 90° nach hinten rechts geführt, so daß man auf die Linie e-c gelangt, wobei ein erneuter rechter Gedan barai und eine kraftvolle Drehung des Körpers in dieselbe Richtung ausgeführt werden.

15. Weiter mit linkem Chûdan jun zuki auf derselben Linie (in Richtung von Punkt g).

16. Der linke Fuß wird nach links versetzt, und man dreht sich um 45°, auf die zentrale Achse der Kata c-a. Man blickt in Richtung von Punkt a. Es erfolgt ein linker Gedan barai.

17. Rechter Chûdan jun zuki auf der Linie c-a.

18. Dieselbe Technik, wobei man mit linkem Fuß nach vorn geht.

19. Dieselbe Technik, wobei man mit rechtem Fuß nach vorn geht und einen Kiai ausstößt. Man beachte, daß man den Punkt a überschritten hat und man sich nun auf der Linie a-h befindet.

20. Der linke Fuß wird, während man sich nach rechts dreht, zurückgezogen, so daß der Fuß sich hinten rechts befindet und man sich auf der Linie h-i im Winkel von 45° zur vorherigen Linie im Manmae no nekoashi dachi [Mashômen no nekoashi dachi] befindet. Der linke Fuß ist vorn, die Hände sind übereinander. Die Hände sind in Shutô-Haltung, wobei die linke Hand sich mit der Handfläche nach oben über der rechten, Handfläche nach unten, befindet. Die Fingerspitzen sind in Höhe des Gürtels auf den Gegner gerichtet. Die Ellbogen sind eng am Körper. Man beachte, daß diese Sequenz eine vorbereitende Funktion hat, oder eine Sequenz ist, während derer man den Gegner beobachtet, bevor unverzüglich darauf die nächste Technik ausgeführt wird.

21. Der linke Fuß gleitet entlang der Linie h-i in Richtung Gegner, während man ihm weiter direkt zugewandt ist. Man weicht seinem Fauststoß im letzten Moment aus, in dem man die Hüften nach rechts dreht und einen linken Chûdan nukite ausführt (zugleich Andeutung eines Chûdan barai, der sich durch die rotierende Bewegung des Körpers nach rechts ergibt). Die Endstellung ist ein Shiko dachi mit der rechten Hand am Solarplexus. Die linke Hand hat schräg nach unten zugestoßen, während sie sich entlang der Bewegungsbahn drehte, so daß die Handfläche am Ende nach unten zeigt.

22. Rechter Chûdan nukite auf derselben Linie, während man den rechten Fuß vorsetzt. Man bleibt nach vorn ausgerichtet und dreht sich erst im letzten Moment.

23. Der rechte Fuß wird im Kreisbogen nach hinten rechts geführt, so daß man sich in der entgegengesetzten Position der Sequenz 20 auf der Linie i-j befindet, im Winkel von 90° zur vorherigen Linie. Der rechte Fuß ist vorn.

24. Wiederholung von Sequenz 21. Rechter Chûdan nukite, während man den rechten Fuß auf die Linie i-j gleiten läßt.

25. Wiederholung von Sequenz 22. Linker Chûdan nukite auf derselben Linie, während man den linken Fuß vorsetzt.

26. Den linken Fuß zurücksetzen. Yame. Rei.

Ende der Kata.

Schlüsselelemente der Pinan Nidan

 Training der Stabilität. Die Techniken sind bewußt einfach und wiederholend gehalten (Jun zuki, Jôdan uke, Gedan barai, Tettsui).

 Studium der KraftentfaltungDurch geradlinige Bewegung des Körpers (auf der zentralen Achse)Durch Drehung des Körpers (während der Gedan barai und beim Nukite)Durch Veränderung der Höhe des Schwerpunkts (Kraftentfaltung durch Absenken des Körpers in Sequenzen 2 und 6, Kraftentfaltung durch Strecken des Körpers in Sequenz 5).

 Kampfstellungen: Hanmi no nekoashi (schräge Katzenstellung), Jun zuki no ashi (Ausfallschritt nach vorn), Manmae no nekoashi dachi [Mashômen no nekoashi dachi] (Katzenstellung nach vorn), Shiko dachi.

 Rhythmus: 1 - 2, 3 - 4, 5, 6, 7 - 8, 9, 10, 11 - 12, 13 - 14, 15 - 16, 17, 18, 19 - 20, 21, 22 - 23, 24, 25 - 26.

Pinan nidan


Pinan nidan


Pinan nidan


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22 detsember 2023
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9783938305348
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