Die Hormondiät

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Teil 2
Die sieben hormonellen Neustarts


KAPITEL 3
Verzicht auf Fleisch
Neustart von Östrogen: Tag 1 bis 3

Mein Mann liebt Fleisch. Er kennt die ethischen, umweltbedingten und gesundheitlichen Argumente dagegen, doch er ist ganz begeistert von rotem Fleisch, das er gerne mit Rotwein genießt. Mit dieser Vorliebe ist er nicht allein: Laut US-Landwirtschaftsministerium ist der Fleischkonsum auf einer absoluten Rekordhöhe. Im Jahr 2000 betrug der Pro-Kopf-Verbrauch in den USA knapp 90 kg, das sind etwa 26 kg mehr als in den 1950er-Jahren.1 (Der Fleischkonsum in Deutschland wird vom Bundesmarktverband für Vieh und Fleisch auf rund 60 Kilogramm verzehrtes Fleisch pro Kopf und Jahr geschätzt; Anm. d. Übers.)

Obwohl in meiner Vorstellung Fleischesser hauptsächlich Männer sind – vor meinem geistigen Auge umkreisen Höhlenmenschen ein wildes Tier, das sie gerade erbeutet haben –, fasziniert es mich, dass heute gerade Fleisch das Nahrungsmittel ist, das das Östrogengleichgewicht am meisten stört. Da der Östrogenspiegel bei Frauen sehr viel höher ist als bei Männern, bedeutet das, dass wir empfindlicher gegenüber den Wirkungen von Fleisch (und Alkohol) sind, die den Östrogenspiegel anheben. Beginnen Sie mit diesem Neustart, auch wenn Sie Vegetarier sind, damit Ihr Östrogenspiegel wieder ins Gleichgewicht kommt.

Östrogen ist das Hormon, das hauptsächlich für unser weibliches Er scheinungsbild – Brüste, Hüfte, Rundungen und glänzende Locken – verantwortlich ist; das heißt, wir sind nicht einfach nur „Männer im Kleinformat“. Doch es geschieht etwas Komisches, wenn man als Frau Fleisch von Tieren isst, die mit Getreide gefüttert, mit Hormonen gespritzt und mit multiresistenten Keimen infiziert sind: Die Verdauung verlangsamt sich, man wird aufgedunsen oder leidet unter Verstopfung (oder unter beidem); der Östrogenspiegel steigt und das Mikrobiom, also das gesamte Genmaterial der Mikroben, die nicht nur im Darm, sondern auch sonst im Körper angesiedelt sind, gerät durcheinander.

Das biologische Prinzip ist das Folgende: Es stimmt zwar, dass Fleisch einen höheren Fettanteil als andere Proteinquellen hat, doch das größere Problem ist, was sich im Fett der meisten Fleischsorten, die im Handel sind, verbirgt. Durch unsere Gene und unser Mikrobiom sind wir von jeher so veranlagt, dass wir ungeachtet unserer Blutgruppe und unserer ethischen Vorlieben hauptsächlich Gemüse, Nüsse, Samen, gelegentlich Obst und gesundes Protein essen. Solch eine bodenständige und unverarbeitete Nahrung hält uns tatsächlich schlank und unsere Hormone, insbesondere das Östrogen, im Gleichgewicht.

Leider konnte die Anpassungsfähigkeit unserer Gene nicht Schritt halten mit den großen Veränderungen in der industriellen Landwirtschaft und in unserer Lebenskultur in den letzten hundert Jahren. Infolgedessen hat sich die Anzahl der Fettleibigen in den USA seit den 1960er-Jahren nahezu verdreifacht.2 Die Agrarpolitik machte einen großen Wandel in den 1970er-Jahren durch, sodass die US-Regierung heute Mais und Soja mit 30 Milliarden Dollar pro Jahr subventioniert – das an Rinder verfüttert wird, um die Fleisch- und Milchproduktion zu beschleunigen. Für meine im Jahr 1900 geborene Urgroßmutter war Fleisch immer ein Luxusgut. Sie kaufte es freitags vom Metzger vor Ort, der es frisch von der örtlichen Viehfarm bezog. Heute setzen wir den täglichen Fleischkonsum als selbstverständlich voraus und betrachten ihn als Zeichen von Wohlstand. Fünfundneunzig Prozent unserer Nahrungsmittel werden industriell produziert und verarbeitet. Vereinfacht ausgedrückt heißt das, dass unsere genetisch vorbestimmte „altmodische“ Biologie sich noch nicht an das „moderne“ Fleisch angepasst hat und Frauen dem Risiko seiner Auswirkungen auf Östrogen in ganz besonderem Maße ausgesetzt sind.

In diesem Kapitel werden wir uns mit der besonderen Rolle des Östrogens befassen, wie es sich im weiblichen Körper verhält und anfühlt, wenn es aus dem Gleichgewicht geraten ist und das Wachstum von Fettzellen beschleunigt. Sie werden lernen, es durch Nahrungsmittel auf positive Weise zu aktivieren, sodass es Sie nicht mehr länger dick macht.

Selbsteinschätzung

Liegt es an Ihrem aus dem Gleichgewicht geratenen Östrogen, dass Sie nicht abnehmen können? Versuchen Sie das mithilfe der folgenden Fragen herauszufinden, die sich auf den Zeitraum der letzten sechs Monate beziehen:

□ Haben Sie Probleme mit dem Abnehmen? Haben Sie rasch zugenommen, insbesondere an den Hüften und am Gesäß?

□ Fühlen Sie sich aufgebläht oder haben Sie Wassereinlagerungen?

□ Haben Sie Fleisch von Tieren aus konventioneller Aufzucht gegessen? Essen Sie mindestens einmal pro Woche außer Haus?

□ Kam es zu Behandlungen mit oralen Hormongaben (Empfängnisverhütungsmittel oder Hormonersatzpräparate – auch bioidentische Hormone) oder Antibiotika?

□ Haben Sie Schmerzen, wenn Sie in die Mulde auf dem Fußrücken zwischen großer und zweiter Zehe drücken? (Das ist der Punkt Leber 3 und in der chinesischen Medizin wird er druckempfindlich, wenn eine Stagnation der Leber als eines der Symptome bei einer Östrogendominanz vorliegt.)

□ Liegen Autoimmunerkrankungen vor, bei denen Ihr Immunsystem das eigene Gewebe angreift, zum Beispiel Hashimoto (eine Autoimmunthyreoiditis)?

□ Hat sich Ihre Brust um eine Körbchengröße vergrößert oder haben Sie Spannungsgefühle in der Brust?

□ Gibt es einen anormalen PAP-Abstrich? Schwere Blutungen oder Blutungen nach der Menopause? Fibroide (Fasergeschwülste)? Endometriose oder schmerzhafte Menstruationen? (Von Endometriose spricht man, wenn Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter vorkommt, zum Beispiel auf den Eierstöcken oder an den Eingeweiden, und schmerzhafte Periodenblutungen verursacht).

□ Leiden Sie unter Stimmungsschwankungen, PMS (prämenstruelles Syndrom), Depressionen? Sind Sie leicht reizbar? Kommt es zu Weinerlichkeit, schon bei geringsten Anlässen, zu „Mini“-Zusammenbrüchen oder Angstzuständen?

□ Haben Sie häufig Migräne oder andere Arten von Kopfschmerzen?

□ Wurde Rosazea diagnostiziert oder erröten Sie durch Hitze, Hautpflegeprodukte, Rotwein, scharfe oder würzige Nahrungsmittel, Milch und Milchprodukte?

□ Haben Sie Probleme mit der Gallenblase (oder wurde sie entfernt)?

Auswertung

– Zeigen Sie fünf oder mehr dieser Symptome, haben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Östrogendominanz (das heißt, im Körper liegt zu viel Östrogen im Vergleich zum Gegenspieler Progesteron vor) und können dadurch nicht abnehmen. Ich rate Ihnen dringend, sich mithilfe der Anleitung in diesem Kapitel um dieses hormonelle Ungleichgewicht zu kümmern, da es ein deutliches Risiko für Übergewicht, Brustkrebs und Diabetes mit sich bringt. Die Frauen mit dem höchsten Risiko sind zwischen 35 und 50 Jahre alt, in einem Alter also, in dem die Progesteronproduktion in den Eierstöcken zu sinken beginnt, wodurch Östrogen automatisch die Oberhand gewinnt. (Auch Männer können mit zunehmendem Alter eine Östrogendominanz mit Fettpolstern an Brust, Hüfte und Taille bekommen, die sogenannten „Rettungsringe“). Ich empfehle Ihnen, bei Ihrem Arzt den Östrogen- und Progesteronspiegel bestimmen zu lassen (s. S. 89).

– Bei weniger als fünf Symptomen oder wenn Sie sich unsicher sind, führen Sie diesen Teil der Hormondiät durch, auch wenn Sie vielleicht gar kein Fleisch essen, damit wir feststellen können, ob eine Östrogendominanz vorliegt oder nicht.

Während meiner medizinischen Ausbildung war Östrogendominanz noch kein Thema. Sie wurde auch nicht ignoriert, sondern ich glaube, dass man einfach nichts davon wusste. Mir wurde beigebracht, Frauen mit unklaren hormonellen Problemen bis zum Alter von 50 Jahren die „Pille“ und danach eine Hormonersatztherapie zu verschreiben. Ich wusste, dass Empfängnisverhütungsmittel einen Östrogenüberschuss bei Frauen ausgleichen konnten, sodass ich mit dem Begriff „Östrogendominanz“ durchaus etwas anfangen konnte. Doch je mehr ich mich mit diesen speziellen Problemen auseinandersetzte, von denen Frauen betroffen waren – Schwierigkeiten mit dem Abnehmen, Brustspannen, Eierstockzysten, PMS, (gutartige) Endometriumpolypen, Fasergeschwülste, Endometriose – erkannte ich, dass die Östrogendominanz der „Elefant im Porzellanladen“ ist, um den sich die moderne Medizin mehrheitlich nicht kümmert, und dass der Fleischkonsum dabei eine Schlüsselrolle spielt. Mit diesem Kapitel hoffe ich, diesen Fehler wiedergutmachen zu können.

Die Östrogendominanz ist individuell verschieden

Obwohl ich Ärztin bin, wusste ich bis Mitte Dreißig nichts von meiner Östrogendominanz. Damals versuchte ich vergeblich, meinen Schwangerschaftsspeck loszuwerden. Ich wurde immer verzweifelter, denn ich wollte das Gewicht aus der Zeit vor der Geburt meines Kindes wieder erreichen und beschloss, es mit einer 90-tägigen Rohkostkur zu versuchen. Durch diese Art der Ernährung hatte ich zwar mehr Energie, aber die endlose Vorbereitungszeit für mein Essen hatte etwas Sklavisches – von der Einengung meiner sozialen Kontakte ganz zu schweigen: Ich war der schräge Gast bei jedem Abendessen, der keines der angebotenen Gerichte essen konnte, und dafür eigene kleine Glasgefäße mit Biogemüse aus der Tasche zog. Und um noch eins draufzusetzen: Ich nahm nicht einmal ab!

Nach drei Monaten entschied ich mich für eine Kursänderung und wurde Veganerin – ich aß keinerlei tierische Produkte, nicht einmal Eier. Wahrscheinlich reichte die Proteinzufuhr nicht aus, denn bald verlor ich all meine Energie und war noch müder als mit einem Neugeborenen, das einen nachts nicht schlafen lässt. Es stellte sich heraus, dass ich einen niedrigen Eisenspiegel hatte, sodass Gehirn und Muskeln zu wenig Sauerstoff bekamen. Als Veganerin nahm ich zwar nicht ab, doch es kam zu einigen erheblichen Veränderungen an meinem Körper: Das Fett aus den Brüsten hatte sich auf geheimnisvolle Weise an die Taille verlagert – nicht gerade das, worauf ich gehofft hatte!

 

Zur gleichen Zeit, als ich mich vergeblich bemühte abzunehmen, stellte ich fest, dass es vielen meiner Patientinnen und Patienten ähnlich erging. Sie hatten, ebenso wie ich, das Gefühl, festgefahren zu sein. Montags starteten sie mit den besten Vorsätzen in eine neue Diät und am Mittwochabend gingen sie entmutigt, ärgerlich und frustriert darüber zu Bett, dass sie die Willenskraft nicht aufbrachten, den Kalorien oder den Kohlenhydraten zu widerstehen.

Da die vegane Ernährung bei mir nicht funktionierte, kam ich auf die Idee, wieder Fisch und Schalentiere zu essen – und innerhalb von nur wenigen Tagen verlor ich vier Kilo. Ich wusste, ich war einer Sache auf der Spur und nahm an, dass das Protein oder das Fett der Meeresfrüchte verträglicher für mich war. Dann ergänzte ich meinen Speiseplan um Fleisch, das keine Entzündungen verursacht, zum Beispiel von frei lebendem Wild (Rothirsch, Elch und Wildbison), Eier von frei laufenden Hühnern, Knochenbrühe und Rindfleisch von Weidetieren. Mein Eisenspiegel normalisierte sich und ich war nicht mehr so müde. Ich aß kein Fleisch mehr von konventionell gehaltenen Tieren im Restaurant, wo die Zubereitung oft mit industriell erzeugten Kernölen erfolgt – eine höchst entzündungsfördernde Kombination. Solche Öle stehen in direktem Zusammenhang mit zunehmenden Entzündungsraten sowie einer gestörten Verstoffwechselung von Insulin und Leptin – der hormonelle Schalter wird umgelegt und Sie werden dick.

Ich machte Fortschritte, doch erst als ich drei Wochen lang auf Alkohol verzichtete und anfing, jeden Tag ein Pfund Gemüse zu essen, sanken meine Östrogenwerte auf Normalniveau ab. Ich nahm fast 12 kg ab und hatte jede Menge Energie.

Es ging mir damals wie es Ihnen jetzt vielleicht auch geht: Hoffnungslos und ein wenig bedrückt, dass man – lange bevor man im mittleren Alter ist –, schon so pummelig aussieht. Wenn Sie bei der Hormondiät in den ersten drei Tagen Ihren Fleisch- und Alkoholkonsum steuern, können Sie ähnliche Ergebnisse erzielen wie ich. In diesem Kapitel liegt der Schwerpunkt darauf, wie durch den Fleischverzicht eine ganze Reihe positiver Ereignisse im Körper in Gang kommt, wodurch das Östrogensystem neu gestartet wird. Wenn es Ihnen wie den meisten übergewichtigen Frauen geht, die ich zu einem Östrogenüberschuss beraten habe, wird das Gewicht rapide sinken. Der Verzicht auf Fleisch reguliert einen zu hohen Östrogenspiegel, und das ist der erste Schritt, um den gestörten Stoffwechsel wieder zu regulieren.

Fleischverzicht aus wissenschaftlicher Sicht

Der Zusammenhang zwischen Fleisch und Östrogen ist unbestritten. Durch den Verzehr von rotem Fleisch von Tieren aus konventioneller Aufzucht steigt die Wahrscheinlichkeit einer Östrogenüberlastung. Verzichten Sie auf Fleisch, sinkt der Spiegel. Es überrascht nicht, dass Vegetarier hier im Vorteil sind. Das könnte sowohl den Hormonen im Fleisch als auch der Darmflora von Menschen, die viel Fleisch essen3 sowie einer Kombination beider Faktoren geschuldet sein. Bekannt ist, dass eine fleischlastige Ernährung mit einem höheren BMI (Body-Mass-Index) zusammenhängt und dass zu viele gesättigte Fettsäuren vom falschen Typ den Östrogenspiegel ansteigen lassen.

Ballaststoffe tragen nachweislich dazu bei, dass Sie abnehmen, sich gesättigt fühlen und Ihr Blutzuckerspiegel stabil gehalten wird; doch Fleischesser nehmen nur halb so viele Ballaststoffe zu sich wie Vegetarier.4 Im Durchschnitt sind es täglich 12 g, bei vegetarischer Ernährung 26 g täglich. Vegetarier haben ein größeres Stuhlvolumen und scheiden dreimal so viel Östrogen aus wie Fleischesser, wodurch eine Östrogenüberlastung verhindert wird. Tatsächlich liegt der Östrogenspiegel in ihrem Blut um 15 bis 20 Prozent niedriger als bei Nichtvegetariern.5

Der höhere Östrogenspiegel bei Frauen rührt daher, dass im Laufe ihres Lebens mehr Östrogen immer wieder im Darm und im Blut zirkuliert. Meine Aufgabe ist es nun, Sie zum Umlegen Ihres „Östrogen-Schalters“ anzuleiten; damit sinkt die Östrogenbelastung im Körper und es wird hoffentlich dem Risiko von Erkrankungen durch Östrogendominanz wie Diabetes, dem metabolischen Syndrom sowie einigen Formen von Brust-, Eierstock- und Gebärmutterhöhlenkrebs vorgebeugt. Wissenschaftler glauben, dass die Östrogendominanz eine gemeinsame Grundursache dieser Krankheiten ist, insbesondere bei Frauen, deren erste Menstruation früh einsetzte, die übergewichtig sind, nie geboren haben oder erst spät in die Menopause kommen. Die Gründe für einen Fleischverzicht liegen auf der Hand: Wenn Sie Ihre Östrogendominanz rückgängig machen, wird der Weg frei für ein gesundes Gewicht.

Ein prüfender Blick auf Ihren Burger

Wenn Sie noch nicht davon überzeugt sind, dass zwischen moderner Fleischproduktion und dem Östrogenüberschuss ein Zusammenhang besteht, schicken wir jetzt einen Hamburger vom Grillfest Ihres Nachbarn auf eine kurze Tour durch Ihren Verdauungstrakt, damit Sie verstehen können, zu welchen Störungen Fleisch in Ihrem Körper führt.

Das Aroma der auf dem Grill liegenden Burger löst bei Ihnen wahrscheinlich nicht die Assoziation aus, dass sie von Rindern aus Intensivtierhaltung stammen, die mit Getreide, häufig auch gentechnisch verändertem Mais anstelle von Gras gefüttert wurden und großem Stress ausgesetzt waren.

Ihr Nachbar fragt Sie, ob Sie einen Burger im Brötchen möchten. Sie lehnen ab (und klopfen sich geistig auf die Schulter, weil Sie Ihren Burger lieber zwischen zwei Salatblättern mögen, um die Kohlenhydrate einzusparen). Als ein Teller mit dem Burger und einem einzelnen Salatblatt zu Ihnen durchgereicht wird, geben Sie Ketchup und etwas Würzsoße darauf. Sie betrachten ihn voller Erwartung und verschwenden keinen Gedanken an die gängige Prophylaxebehandlung des Schlachtviehs mit Antibiotika und Entwurmungsmitteln, die zu einer Resistenz gegenüber Bakterien und Parasiten führt und schwer zu behandelnden Infektionen mit multiresistenten Erregern sowie nahrungsmittelbedingten Erkrankungen Vorschub leistet. Diese Methode machte in den 1940er-Jahren bei Geflügel Schule, als Bauern feststellten, dass Hühner durch die Gabe von Antibiotika fetter wurden. In den Vereinigten Staaten werden 70 Prozent der Antibiotika gegenwärtig beim Lebendviehbestand eingesetzt, hauptsächlich zur „Wachstumsförderung“. Die Zahlen der Belastung mit multiresistenten Erregern sind alarmierend: Die US-Arbeitsgruppe Umweltschutz ermittelte, dass 55 Prozent des Rindfleischs, 69 Prozent des Schweinefleischs und 81 Prozent des Putenfleischs damit durchseucht sind.6

Der erste Bissen des Burgers mag saftig und sättigend schmecken, doch es ist ein falsches Sättigungsgefühl, denn im Fleisch lauern mehrere Probleme, darunter folgende:

– Steroidhormone: Im Durchschnitt wird Nutzvieh in Mastparzellen mit sechs verschiedenen Steroidhormonen vollgepumpt, um das Schlachtgewicht und damit das Einkommen pro Tier zu erhöhen. Dieselben Hormone nehmen Sie mit Ihrem Burger zu sich, und sie erhöhen so auch Ihr Gewicht.

– Persistente organische Schadstoffe: Das sind langlebige, synthetisch hergestellte chemische Stoffe, die als Fremdöstrogene (oder unechte Östrogene) im Körper wirken und den endogenen Östrogenspiegel erhöhen sowie zu einer Östrogendominanz führen. Beispiele sind polychlorierte Biphenyle (PCB) und Dioxine.7 Außerdem öffnen einige davon die Darmbarriere – sie verursachen dadurch das sogenannte Leaky-Gut-Syndrom, also einen durchlässigen Darm, sowie Entzündungen – und schieben das Mikrobiom, die Gesamtheit aller den Menschen besiedelnden Mikroorganismen, in die falsche Richtung, und sie können zu Brustkrebs beitragen.

– Geringe Nährstoffdichte: Fleisch von Tieren, die mit Getreide gefüttert werden, enthält weniger Vitamin A, B, C und E, konjugierte Linolsäure (die nachweislich die Fettverbrennung beschleunigt) und gute Omega-3-Fettsäuren sowie im Vergleich zu Fleisch von Weide- oder Wildtieren mehr Omega-6-Fettsäuren. Der Omega-3-Gehalt bei Weidetieren ist gegenüber Fleisch von Tieren, die mit Getreide gefüttert wurden, bis zu zehn Mal höher. Wichtig ist dabei das Gesamtverhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren; das heißt, ein im Vergleich zu den Omega-3-Fettsäuren erhöhter Omega-6-Gehalt führt zu Entzündungen und verstärkter Fetteinlagerung. Bei Fleisch von Tieren, die mit Getreide gefüttert werden, beträgt das Verhältnis 8:1 (Omega-6 zu Omega-3), wohingegen bei Fleisch von Weidetieren ein Verhältnis von durchschnittlich 2:1 (Omega-6 zu Omega-3) besteht. (Hühner aus Intensivtierhaltung haben mit 19:1 ein noch problematischeres Verhältnis, wohingegen Fleisch von freilaufenden Hühnern ein Verhältnis von etwa 11:1 aufweist.)8

– Gentechnisch veränderte Getreidesorten: Oft wird gentechnisch veränderter Mais als Tierfutter eingesetzt, und das Fleisch dieser Tiere kann ebenfalls zu einem Leaky-Gut-Syndrom und zu Hormonstörungen führen.

Und als wäre diese Liste nicht schon erschreckend genug – die Gifte aus dem Fleisch von Tieren aus konventioneller Aufzucht, die Sie verzehren, gelangen in Ihren Darm und werden von dort aus zur Leber transportiert. Diese weiß mit den Fremdstoffen nichts anzufangen, also werden sie in die Fettdepots eingelagert, wo sich mit der Zeit immer mehr ansammeln. Es ist wie mit der Kommode in Ihrem Gästezimmer: Sie heben Dinge in den Schubladen auf, die Sie gar nicht brauchen. Ihr Körper macht das, um die Organe vor einer toxischen Überlastung zu schützen, doch der Schuss geht nach hinten los, wenn zu viel angehäuft wird. Wie die Schublade, die irgendwann zu voll ist und sich nur noch schwer schließen lässt, setzt das Fettgewebe schließlich die Gifte ins Blut frei und das ist mit Fettleibigkeit, Insulinresistenz und Brustkrebs verbunden. Diese Toxinfreisetzung aus dem Gewebe gibt dem Körper das Signal zur Speicherung von noch mehr Fett – und da die Fettzellen Östrogen bilden, steigt die Östrogenbelastung weiter an. Letztendlich führt die Östrogendominanz dazu, dass übergewichtige Frauen Fett nicht verbrennen, sondern speichern. Unser Mikrobiom nutzt die Energie aus der aufgenommenen Nahrung nur noch für die Lagerung und nicht mehr für die Fettverbrennung.

Kommen wir noch einmal zurück zum Ketchup und dem Salatblatt auf Ihrem Teller: Die meisten Menschen, die sich nach typisch westlicher Art von viel Fleisch ernähren, nehmen nicht ausreichend Gemüse zu sich (und Tomatenketchup zählt nicht), das viele Ballast- und Mikronährstoffe enthält – und sowohl der Östrogenbelastung durch ungesundes Fleisch entgegenwirken als auch vor der biologischen Akkumulation und der erhöhten biologischen Konzentration schützen. Mit anderen Worten, zu viel konventionell erzeugtes Fleisch und zu wenig Ballaststoffe aus Gemüse sind eine doppelt negative Kombination, durch die Sie dick werden, zu viel Gift einlagern und nicht abnehmen können. Ein halbes Kilo Gemüse müssen Sie jeden Tag essen, nicht nur zwei Salatblätter.

Nachdem Sie Ihren Burger zur Hälfte verzehrt haben, halten Sie kurz inne und loben Ihren Nachbarn für das leckere Grillfleisch, und er bietet Ihnen ein Glas Wein oder einen Longdrink an. Leider verschlimmert Alkohol das ganze Problem mit dem überschüssigen Östrogen noch. Selbstvergessen prosten Sie Ihrem Nachbarn zu und spülen den nächsten Bissen damit hinunter. Und Sie sagen sich: „Gut, nur ein Glas, denn ich habe letzte Woche jeden Abend zwei Gläser getrunken.“ Rumms! Und schon haben Sie Ihr Brustkrebsrisiko „erfolgreich“ erhöht.

Ich verstehe durchaus, dass Sie Fleisch und / oder Alkohol mögen. Ehrlich gesagt, auch mir läuft das Wasser im Mund zusammen, während ich über Hamburger vom Grill schreibe. Die gute Nachricht ist, wenn Sie in den nächsten drei Tagen auf Fleisch und Alkohol verzichten und das auch während der gesamten 21 Tage durchhalten, können Sie die hart näckigen Pfunde schließlich loswerden. Dadurch wird eine positive Kettenreaktion in Gang gesetzt, an deren Anfang Östrogen steht, die jedoch später andere Hormone wie Insulin (Kapitel 4) und Leptin (Kapitel 5) erfasst. Es wird Zeit, den Reset-Schalter für Östrogen zu betätigen – Fleisch, Toxine und Schadstoffe sowie Alkohol zu „entrümpeln“ – und schließlich schlank zu werden.