Loe raamatut: «Die Fleischfresser Diät»
DR. SHAWN BAKER
DIE
FLEISCH-FRESSER
DIÄT
Das Carnivoren-
Ernährungsprogramm für Fleischliebhaber
IMPRESSUM
Dr. Shawn Baker
Die Fleischfresser-Diät
Das Carnivoren-Ernährungsprogramm für Fleischliebhaber
1. deutsche Auflage 2021
ISBN 978-3-96257-201-3
© Narayana Verlag 2021
THE CARNIVORE DIET
Copyright ©2020 by Dr. Shawn Baker
All Rights Reserved
Published by arrangement with the original publisher, Victory Belt Publishing Inc. c/o Simon & Schuster, Inc.
Übersetzung aus dem Englischen: Simone Fischer
Coverlayout: Charisse Reyes
Coversatz: Narayana Verlag
Autorenfoto: ©Jasmine Forbes
Herausgeber: Unimedica im Narayana Verlag GmbH
Blumenplatz 2, D-79400 Kandern
Tel.: +49 7626 974 970–0
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Die Empfehlungen dieses Buches wurden von Autor und Verlag nach bestem Wissen erarbeitet und überprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
Für Jasmine, die mir in all den schweren Zeiten beigestanden hat. Ich danke dir!
Für meine Babys Saxon, Emmie, Nylah und Chouch.
Daddy liebt euch!
Ich möchte den Tausenden von Menschen danken, die ihre Geschichten, wie die Fleisch-Diät ihr Leben verändert hat, mit mir geteilt haben. Die phänomenale Unterstützung durch die Gemeinschaft der Fleischfresser, die an tatsächliche Ergebnisse statt an Dogmen glaubt, war unglaublich inspirierend und hatte maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung dieses Buches!
Finger weg vom Salat!
In den letzten 100 Jahren haben uns Ernährungsexperten geraten, fettreiches Fleisch zu meiden und lieber viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukte zu essen. Aber wohin hat uns diese Art der Ernährung geführt? Auf direktem Weg zu chronischen Krankheiten und Übergewicht!
Dr. Shawn Baker steht an der Spitze einer Bewegung, die all dies ändern will. Er setzt sich ein für die Fleischfresser-Diät – ein carnivorer Ernährungsplan, der den Essgewohnheiten unserer Vorfahren weitaus ähnlicher ist als den gängigen Ernährungspyramiden staatlicher Institutionen. Denn bevor wir zu sesshaften Bauern wurden, lebten wir als Jäger und Sammler vorrangig von der Jagd. Fleisch ist weitaus nahrhafter als Gemüse und Obst, weshalb unsere Vorfahren ihre Energie auch nicht damit verschwendet haben, nach einer Handvoll Beeren zu suchen, um ihre Bäuche zu füllen. Stattdessen jagten sie das Großwild, das die Erde durchstreifte, weil sie wussten, dass tierische Proteine ihnen alles gaben, was sie brauchten.
Wir haben vielleicht die Höhlen gegen Häuser und Wohnungen eingetauscht, die Ernährungsbedürfnisse unseres Körpers haben sich jedoch nicht geändert. Deshalb sollten wir die Komplexität moderner Ernährungskonzepte mit ihren Lebensmittelgruppen und unterschiedlichen Nährstoffzusammensetzungen hinter uns lassen. Statt uns Gedanken übers Kalorienzählen zu machen, sollten wir unsere Teller einfach mit nahrhaftem, leckerem Fleisch füllen. Fleisch ist und war schon immer der zentrale Bestandteil menschlicher Ernährung. Verzichten Sie deshalb auf Lebensmittel aus billigem Getreide, Zucker und ungesunden Ölen. Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihre Gesundheit und geben Sie Ihrem Körper das, was er braucht: Fleisch!
INHALT
Einleitung
Kapitel 1: Meine Geschichte
Kapitel 2: Was haben wir falsch gemacht?
Kapitel 3: Evolutionäres Ratespiel
Kapitel 4: Klärung möglicher Fragen
Kapitel 5: Fleisch, das Superfood
Kapitel 6: Der Mythos der guten Pflanzen
Kapitel 7: Essen als Medizin
Kapitel 8: Erste Schritte der Fleischfresser-Diät
Kapitel 9: Charakterstudien und Anekdoten
Kapitel 10: Veganismus: Die falsche Hoffnung
Kapitel 11: Unerledigte Dinge und offene Fragen
Epilog
Anhang: Spickzettel für Fleischfresser
Quellen
Index
EINLEITUNG
Wenn Sie mich vor fünf Jahren gefragt hätten, ob ich plane, ein Buch zu schreiben, insbesondere ein albernes Ernährungsbuch, hätte ich Sie für verrückt erklärt. Und hier bin ich nun und schreibe einen Ernährungsratgeber, der alle Ernährungsratschläge, die wir seit mindestens 100 Jahren befolgen, auf den Prüfstand stellt.
Dieses Buch wird zweifellos sehr viele Leute verärgern. Ethisch motivierte Veganer werden es hassen, aber das ist natürlich nicht überraschend. Denn ich bin dafür, Fleisch zu essen – viel Fleisch. Ernährungswissenschaftler werden sich durch das Buch bedroht fühlen, weil meine Empfehlungen der konventionellen Sichtweise widersprechen, an der wir seit einem Jahrhundert festhalten. Außerdem werden sie den Mangel an gründlichen Studien zu diesem Thema anprangern. Am wütendsten werden jedoch die Menschen sein, die sich für die carnivore Diät entscheiden und dann feststellen, dass alles, was sie im Laufe der vorherigen Jahre zum Thema Ernährung gelernt haben, völliger Müll war.
Zu Beginn der Lektüre dieses Buches werden Sie vielleicht Zweifel haben. Die Fleischfresser-Diät? Was soll das denn? Wie kann man nur glauben, der Verzehr von Fleisch in rauen Mengen würde weder der eigenen Gesundheit noch der Erde enorm schaden? Genau das ist nämlich die Botschaft, die wir seit mehreren Generationen zu hören bekommen. In Wahrheit sieht es aber so aus: Diese Botschaft wurde bisher kaum infrage gestellt, und es gibt keine wirklichen Beweise für die Behauptung, dass der Verzehr von viel Fleisch schlecht für die Gesundheit ist.
In den letzten zweieinhalb Jahren habe ich mich ausschließlich von Fleisch ernährt. Ich habe überhaupt kein Gemüse und Obst und keinerlei Vollkornprodukte und Ballaststoffe gegessen. Keine Phytonährstoffe oder pflanzliche Antioxidantien sind in meinen Bauch gewandert. Und obwohl ich diese Dinge nicht gegessen habe, bin ich weder gestorben noch krank geworden. Im Gegenteil, ich bin so gesund wie noch nie zuvor. Die Probleme, von denen ich annahm, sie seien eine natürliche Folge des Alterns, sind nach und nach verschwunden. Meine sportliche Leistung hat sich dramatisch bis zu dem Punkt verbessert, dass ich drei Weltrekorde im Rudern brechen konnte und sich meine Kraft deutlich steigerte.
Mein Ziel mit diesem Buch ist es nicht, die ganze Welt davon zu überzeugen, dass wir alle eine carnivore Ernährung zu uns nehmen müssen. Ich bin sogar ein bisschen besorgt, dass mein Vorrat an saftigen Rib-Eye-Steaks schwindet, wenn zu viele Leute diese Ernährungsweise übernehmen. Ich sehe mich jedoch in der Pflicht, die Menschen auf diese Alternative und den Erfolg, den viele mit diesem Ansatz haben, aufmerksam zu machen.
In Bezug auf das Thema Ernährung werden viele Vermutungen angestellt, die mehr auf dem Glauben als auf soliden Beweisen basieren. Aus diesem Grund hat es im Laufe der Jahre immer wieder Versuche gegeben, das Wissen und die Daten auf diese tief verwurzelten Überzeugungen zuzuschneiden. Wenn Studien zu Ergebnissen führen, die diesen Überzeugungen zuwiderlaufen, werden sie einfach verworfen und abgelehnt. Glücklicherweise ändern sich die Zeiten jedoch, und die Menschen begreifen allmählich, dass Forschungsergebnisse weitaus aussagekräftiger sind als jede Theorie. Noch beruhen die Grundlagen der Ernährung auf Vermutungen. Doch wenn mehr Beweise vorgelegt werden, müssen wir unsere Überzeugungen anpassen.
Wie in jedem normalen Ernährungsratgeber üblich, untermauere auch ich meine Argumente mit einer Reihe wissenschaftlicher Studien, streue einige historische Berichte ein und nehme Sie auf eine Zeitreise mit, um auch die Evolution zu beleuchten. Einige Geschichten über lebensverändernde Erfahrungen und persönliche Erfolge, die ich ebenso aufschlussreich finde wie viele wissenschaftliche Studien, füge ich ebenfalls ein. Ich schreibe nicht für die Kritiker, von denen es garantiert jede Menge geben wird. Ich schreibe für Menschen, die ihre Gesundheit und ihr Leben im Allgemeinen grundlegend verändern wollen. Einige davon werden verstehen, wovon ich spreche, andere wiederum nicht (weil sie es vielleicht nicht können). Vor mir liegt daher zweifellos eine sehr schwierige Aufgabe, aber ich werde diese Arbeit mit Freude und viel Spaß angehen!
KAPITEL 1
MEINE
GESCHICHTE
Bevor wir uns mit der Wissenschaft und den Grundprinzipien der Ernährung befassen, möchte ich Ihnen erzählen, wer ich bin, was mich geprägt hat, wie ich dazu kam, mit dieser Diät zu experimentieren, und warum ich heute ein ziemlich lautstarker Befürworter dieser Ernährungsweise bin. Wenn Sie keine autobiographischen Inhalte lesen möchten, blättern Sie einfach zum nächsten Kapitel weiter. Ich verspreche, ich werde darüber nicht sauer sein.
Okay, wo soll ich anfangen? Ich bin in den 1970er Jahren aufgewachsen und lebte hauptsächlich in der Umgebung von Chicago, Illinois. Als ich sah, wie Bruce Jenner bei den Olympischen Sommerspielen 1976 Gold im olympischen Zehnkampf gewann, inspirierte mich das dazu, Sportler zu werden. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich in meiner Nachbarschaft unsere ganz eigenen Olympischen Spiele organisierte. Die Sieger erhielten Medaillen, die ich herstellte, indem ich Pennys in Alufolie wickelte. Wir hatten einen „Marathon“, bei dem es vier Runden um den Block ging, Sprints, Hochsprung auf eine alte Matratze und Kugelstoßen, bei dem wir einen großen Stein als Kugel benutzten. Alle Kinder aus der Nachbarschaft nahmen daran teil.
Ich war schon immer von Leichtathletik besessen und habe mich immer bemüht, mein Bestes zu geben. Aus irgendeinem Grund wurde ich ziemlich groß, nämlich 1,95 m, obwohl meine Mutter nur 1,56 m und mein Vater nur 1,85 m groß sind. Groß zu sein hilft bei bestimmten Sportarten, aber bei anderen schränkt es ein. Für mich wäre es nie infrage gekommen, Turner, Jockey oder CrossFit-Athlet zu werden. Ich war als Heranwachsender ein ziemlich dünner Kerl. Als ich mit der Highschool anfing, war ich ungefähr 1,85 m groß und wog 61 Kilo, was man als leicht untergewichtig bezeichnen könnte.
Aber selbst bei diesem geringen Gewicht hatte ich etwas zu viel Bauch.
Was habe ich als Kind gegessen? So ziemlich dasselbe Zeug wie alle anderen. Zum Frühstück gab es zuckerhaltiges Müsli in den unterschiedlichsten Variationen mit Magermilch. Ich habe es einfach geliebt! Das Zeug schmeckte definitiv gut, und das Trinken der mit Zucker angereicherten Milch, die eine merkwürdige Farbe angenommen hatte, war immer das Beste daran. Das Mittagessen bestand oft aus einem Sandwich mit einem Fleischprodukt, manchmal auch etwas Obst, einem Müsliriegel und vielleicht ein paar Keksen. Zum Abendessen hatten wir oft ein Standardgericht aus Fleisch, einem stärkehaltigen Lebensmittel und Gemüse. Und ich bekam oft Nachtisch. Ich weiß noch gut, dass ich jede Woche literweise Magermilch herunterkippte, als ich älter wurde. Mein Vater fand es gar nicht lustig, wenn er von einem langen Arbeitstag nach Hause kam und die ganze Milch verschwunden war. Ich habe zudem jede Menge Kartoffelchips und Schokoladenkuchen mit Vanilleeis gegessen. Manchmal schnappte ich mir sogar eine Dose Kuchenglasur und einen Löffel und trabte durch die Gegend, bis ich das ganze Ding weggeputzt hatte. (Aber verraten Sie das nicht meiner Mutter!)
Mit vierzehn begann ich mich für Gewichtheben zu interessieren und versuchte, mich gesünder zu ernähren. Ich fing an, riesige Mengen Joghurt in mich zu stopfen, weil ich ein paar coole Fernsehspots gesehen hatte, in denen angedeutet wurde, dass russische Dorfbewohner aufgrund ihres großen Joghurtkonsums lange lebten.
“Natürlich war der Joghurt fettarm und enthielt Tonnen von zugesetztem Zucker, aber damals lautete die Botschaft der Experten, dass wir Nahrungsfett vermeiden sollten. Zucker empfand man als weniger besorgniserregend.
Mit zunehmendem Alter informierte ich mich vor allem durch Bodybuilding-Zeitschriften genauer darüber, wie man groß und stark wird. Ich beschäftigte mich mit Proteinpulver und Nahrungsergänzungsmitteln, von denen ich annahm, dass sie die Schlüsselzutaten dafür waren, warum diese unglaublich riesigen, muskulösen Typen so aussahen. Im Rückblick scheint es offensichtlich, dass Drogenmissbrauch ein wesentlicher Bestandteil des Bodybuildings war, aber damals wusste ich das noch nicht.
Als ich die Highschool in Texas abschloss, wog ich ungefähr 88 Kilo und hatte meine volle Erwachsenengröße erreicht. Laut dem Basketballtrainer war ich „das stärkste Kind in der Schule“. Nach der Highschool verbrachte ich zwei Jahre an einem örtlichen Junior College und ging danach an die University of Texas in Austin, um meinen Bachelor-Abschluss zu machen. Ich hatte ungefähr mit sechzehn beschlossen, Arzt zu werden, weil mich die Wissenschaft interessierte und mich der menschliche Körper faszinierte, also ging ich in die entsprechenden Vorbereitungskurse.
Während meiner Studienzeit waren neben dem Lernen die sozialen Kontakte für mich wichtig, außerdem arbeitete ich auch nebenbei als Lkw-Verlader bei UPS. Trotz dieses vollen Terminkalenders fand ich noch Zeit zum Trainieren. Ich entdeckte, dass ich ein Naturtalent dafür hatte, schwere Dinge hochzuheben und abzusetzen. Jerry, mein Chef bei UPS, war ungefähr so alt wie ich und ging in dasselbe Fitnessstudio. Er wettete mit mir darum, dass er meine Lastwagen beladen würde, wenn ich beim Kreuzheben 205 kg schaffen würde. Ich war damals neunzehn Jahre alt und hatte noch nie Gewichte gehoben, schon gar keine 205 kg, um die es bei dieser Wette ging.
Ich näherte mich der Stange, schnappte sie mir und zog daran, so fest ich konnte. Zu Jerrys und meiner Überraschung löste sich die Stange vom Boden, und ich bekam sie komplett hoch. Nach diesen ersten 205 kg entwickelte ich eine lebenslange Liebe zum Kreuzheben. Im Jahr 2000 hob ich schließlich 350 kg und stellte einen amerikanischen Rekord im drogenfreien Powerlifting auf. (Übrigens hat der dämliche Jerry diese Lastwagen nie für mich beladen).
Ich wechselte an die Universität von Texas, wo ich weiterhin hart trainierte und fleißig lernte. Ich erwarb meinen Abschluss in Biologie und wurde an der medizinischen Fakultät angenommen.
Beginn meiner medizinischen Laufbahn mit einem Umweg
Ich nahm mein Medizinstudium an der medizinischen Fakultät der University of Texas in Galveston auf. Kurz nach meiner Ankunft in Galveston fand ich ein großartiges Fitnessstudio – Sergeant Rock’s Gym –, das einem Typ namens Paul McCartney gehörte (nein, nicht der von den Beatles). Paul meinte scherzhaft, dass ich für das örtliche Rugby-Team spielen müsse, wenn ich bei ihm trainieren wollte. Rugby-Spieler zu werden, erwies sich für mich auf mehreren Ebenen als lebensveränderndes Ereignis.
Ich hatte vorher noch nicht einmal im Fernsehen Rugby angeschaut, doch es fiel mir direkt sehr leicht, weil ich athletisch, groß, stark und schnell war. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase war ich süchtig danach. Bald galt mein Hauptinteresse dem Rugby-Training, und die medizinischen Studieninhalte wurden zweitrangig. Ich bekam zwar immer noch gute Noten, aber meine Leistungen waren nicht auf dem Niveau, das ich hätte erreichen können, wenn das Studium mein Hauptaugenmerk gewesen wäre. Als ich im Rugby immer besser wurde, wurde ich in einige All-Star- und Auswahlmannschaften gerufen. Bald reiste ich durch das ganze Land und spielte für die All-Texas-Mannschaft und später für die Western U. S.-Mannschaft.
Aufgrund meiner Rugby-Reisen verpasste ich schließlich eine Übung für meinen Pharmakologie-Kurs. Zwar hatte ich die Gelegenheit, diese nachzuholen, rechnete aber nach, wie sich die Übung auf meine Note auswirken würde, und stellte fest, dass ich in dem Kurs immer noch leicht eine Eins bekommen konnte, selbst wenn ich für diese Übung keine Punkte erzielte.
Also sagte ich der Sekretärin der pharmakologischen Abteilung, dass es für mich in Ordnung sei, die Übung auszulassen. Anscheinend kam das nicht so gut an, denn nun stand ich unter akademischer Beobachtung. Etwa zur selben Zeit erhielt ich das Angebot, nach Neuseeland, dem Rugby-Mekka der Welt, zu gehen und für eine Mannschaft aus der Premier League zu spielen. Nach etwa fünf Minuten intensiver Überlegung sagte ich zu mir: „Verdammt, ja! Scheiß auf diesen Medizinstudienkram. Ich gehe ins Kiwi-Land“. Sehr zum Schock meiner Professoren zog ich mich also vom Medizinstudium zurück und machte mich auf den Weg nach Neuseeland.
Rugby ist kein Sport für Weicheier. Es kann brutal sein, aber es ist auch ein wunderschön künstlerischer Sport, wenn er gekonnt ausgeführt wird. Ich habe meine Zeit in Neuseeland sehr genossen und bereue meine Entscheidung, das Medizinstudium abzubrechen, um dorthin zu gehen, keine Sekunde lang. Während ich in Neuseeland war, hatte ich alle möglichen Gelegenheitsjobs, darunter Müllmann, Baggerfahrer für Gasleitungen, Schafscherer, Milchlieferant und Barkeeper. Als „amerikanischer Einwanderer“ wurde ich oft zum Abendessen bei den Leuten zu Hause eingeladen, wo es fast immer eine Art Lammgericht gab, das mit einer gebratenen Kumara serviert wurde, der neuseeländischen Version einer Süßkartoffel. Ich habe, während ich dort war, so viel Lamm gegessen, dass ein Jahrzehnt verging, bevor ich es wieder genießen konnte. (Ironischerweise esse ich als reiner Fleischfresser, der ich heute bin, jeden Tag Rindfleisch, und es kommt mir nicht zu den Ohren heraus. Ich mag mittlerweile auch wieder gerne Lammfleisch, wenn ich es bekommen kann.)
Nach Beendigung meines Aufenthalts in Neuseeland kehrte ich nachTexas zurück. Ich brauchte einen Job, und zu dieser Zeit hatte das Militär eines der besten Rugby-Programme des Landes, also trat ich der United States Air Force bei. Ich besuchte die Offiziersausbildungsschule, wo ich hervorragende Leistungen erbrachte und mit Auszeichnung abschloss.
Ich erhielt sogar ein Offizierspatent, was für Leute, die keinen Abschluss der Air Force Academy haben, ziemlich selten ist. Um Pilot zu werden, war ich jedoch zu groß und hatte keine ausreichende Sehkraft. Daher wurde ich darin ausgebildet, Interkontinentalraketen mit nuklearen Sprengköpfen zu starten. Ich musste eine Reihe von Persönlichkeits- und psychologischen Zuverlässigkeitstests bestehen, bevor ich für diesen Job zugelassen wurde und meine Sicherheitsfreigabe für die höchste Geheimhaltungsstufe erhielt.
Nach einem etwa sechsmonatigen Aufenthalt in Kalifornien auf der Vandenberg Air Force Base, wo ich alle Feinheiten des Minuteman-III-Nuklearwaffenkontrollsystems kennenlernte, wurde ich zur F. E. Warren Air Force Base nach Cheyenne, Wyoming, geschickt. Fünf Jahre lang arbeitete ich bis zu achtmal im Monat in 24-Stunden-Schichten, wo ich 150 Atomsprengköpfe betreute und regelmäßig für den Dritten Weltkrieg übte. Ich war ziemlich gut darin, so zu tun, als würde ich Atombomben abwerfen, und wurde zum Raketenkommandant des Jahres ernannt. Schließlich wurde ich Ausbilder.
Als ich Ende zwanzig war, wurde Rugby für mich immer uninteressanter. Während eines Spiels gegen ein Team aus Russland trat mich einer der russischen Sportler wiederholt an den Kopf, bis aus einem meiner Ohren Blut strömte. Nach diesem Vorfall beschloss ich, dass es für mich an der Zeit war, die Rugby-Schuhe an den Nagel zu hängen und mich um eine „richtige Berufslaufbahn“ zu kümmern. Überraschenderweise gab es im zivilen Sektor keine große Nachfrage nach Raketenkommandanten für Nuklearwaffen, doch glücklicherweise übernahm das Militär die Kosten für meine Wiederaufnahme des Medizinstudiums.
Dafür musste ich aber erst einmal an der medizinischen Fakultät aufgenommen werden, und leider kam mir hier meine Vergangenheit in die Quere. Da mein Notendurchschnitt während meines letzten College-Semesters so niedrig gewesen war, musste ich eine Unmenge an College-Kursen belegen, um ihn zu verbessern. Ich schrieb mich für ein Fernstudium an der Universität von Wyoming ein und absolvierte die Kurse in rasendem Tempo, wobei ich nur Einsen bekam. So konnte ich meinen Gesamt-College-Notendurchschnitt wieder in den „für das Medizinstudium akzeptablen Bereich“ bringen. Ich musste auch den MCAT wiederholen, den standardisierten Test für angehende Medizinstudenten. Glücklicherweise bestand ich diesen Test mit Bravour, was mich zu einem ziemlich starken Kandidaten für den Wiedereinstieg ins Studium machte und dazu führte, dass ich an der Texas Tech University aufgenommen wurde.
Als ich wieder an der medizinischen Fakultät war, war ich entschlossen, meine Sache richtig gut zu machen. Zu diesem Zeitpunkt wog ich ungefähr 130 bis 135 Kilo und war enorm gut im Powerlifting, hatte aber Probleme, im Unterricht wach zu bleiben. Rückblickend und mit meinem heutigen Wissen über Ernährung vermute ich stark, dass die klassisch ungesunde, kohlenhydratreiche Ernährung maßgeblich für meine Schläfrigkeit verantwortlich war.
Ich habe jedoch sehr gewissenhaft gelernt und bei den Tests routinemäßig eine der höchsten Punktzahlen erzielt, was entscheidend ist, wenn man Erfolg haben und sich sein Fachgebiet aussuchen will. Man muss auch während der Famulatur richtig Gas geben, sich enorm anstrengen und gute Arbeit abliefern. Die Tatsache, dass ich Sportler war, hat mir dabei sehr geholfen, weil ich wie ein Tier schuften konnte, ohne zu ermüden. Ich arbeitete auf ein ganz bestimmtes Ziel hin: die Facharztausbildung in orthopädischer Chirurgie. Am Ende meines vierjährigen Medizinstudiums schloss ich fast als Jahrgangsbester ab und sicherte mir dadurch die freie Wahl des orthopädisch-chirurgischen Facharztausbildungsprogramms. Dies führte mich an die University of Texas – genau an den Ort, an dem ich fast ein Jahrzehnt zuvor mein Medizinstudium abgebrochen hatte.
Meine chirurgische Facharztausbildung begann ich im pädiatrischen Verbrennungszentrum des Shriner Hospitals for Children, das eines der größten und bekanntesten Krankenhäuser für Verbrennungen in den Vereinigten Staaten ist. Es war einfach eine schreckliche Erfahrung! Ich war völlig ahnungslos, erschöpft und fragte mich, was ich hier tat und warum ich Chirurg werden wollte. Ich hatte jede dritte Nacht Bereitschaftsdienst, was bedeutete, dass ich für eine ganze Intensivstation mit kranken, schrecklich verbrannten Kindern verantwortlich war, von denen viele dem Tod nahe waren. Nur dank der Unterstützung der erfahrenen Krankenschwestern, die seit Jahren in diesem Bereich tätig waren, stand ich das durch, obwohl ich ein naiver, unerfahrener Arzt war. Nach dieser ersten Feuerprobe verbrachte ich den Rest meines Assistenzarztjahres abwechselnd in den verschiedenen chirurgischen Teilgebieten.
Nach vier Jahren Medizinstudium und fünf langen Jahren Facharztausbildung war meine Ausbildung endlich vorbei, oder zumindest dachte ich das. Ich hatte meine Facharztausbildung mit zahlreichen Auszeichnungen abgeschlossen und erhielt die Zulassung, die ich brauchte, um endlich loszulegen.
Es wäre nachlässig, nicht zu erwähnen, dass mein erstes Kind geboren wurde, als ich gerade meine Facharztausbildung beendete. Saxon Michael Baker kam in den frühen Morgenstunden des 26. März 2006 auf die Welt. Er war ein auffallend schöner, kleiner Junge, und seine Existenz veränderte mein Leben für immer! Erst als er etwa 18 Monate alt war, bemerkten wir, dass er nicht ganz so war wie andere Kinder. Mit drei Jahren wurde bei ihm Autismus diagnostiziert. Später wurde meine Familie um zwei wunderbare kleine Mädchen, Emmie und Nylah, bereichert, und schließlich wurde mein viertes Kind, Lucas, geboren.
Da Uncle Sam meine Studiengebühren für das Medizinstudium bezahlt hatte, forderte die Regierung nach meiner abgeschlossenen Ausbildung meinen Dienst ein. Anfang 2006 trat ich daher im Rang eines Majors wieder in die Luftwaffe ein und begann, für den Staat als Orthopäde zu arbeiten. Meine erste „Solo“-Operation war eine Knie-Operation – etwas, das ich während meiner Assistenzzeit hunderte Male gemacht hatte, und sie lief gut. Nachdem ich diese erste Operation hinter mir hatte, entwickelte sich eine gute Routine, und die Arbeit machte mir größtenteils sehr viel Spaß. Leider kam das einfache Leben der Betreuung von meist gesunden und jungen aktiven Militärangehörigen und ihren Familien im Januar 2007 abrupt zum Erliegen, als ich für sechs Monate nach Afghanistan geschickt wurde, um mich dort um Kriegsopfer zu kümmern.