Die Chefin

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Die Chefin
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DANKSAGUNG

A

uf dem Cover steht nur ein Name der Autorin, aber dahinter steckt ein ganzes Team.

Mein tiefer Dank gehört aus vollem Herzen zuerst meinen Eltern, Alfred und Tina Schaer, die mich friedlich und natürlich erzogen haben. Sie haben mich losgelassen und in die Welt ziehen lassen, wo ich dann so intensiv meine Reise als weibliche Führerin antrat und sie sagten oft: "Du bist ja mehr in Amerika als bei uns!"

Großer Respekt gebührt meinen Mentoren, Martin und Gigi Sage, die mein "natural leadership" geborgen haben. Mit ihnen durfte ich 12 Jahre die Prinzipien von Leadership erforschen, lehren und weitergeben. Als ein besonderes Trio haben wir die Evolution für mehr Frieden und Liebe in der Welt angeschoben und das Beste aus USA und Europa vereint.

Kniefall vor meinen Männern: Uwe, Eckhard, Volker, Sebastian und Chéfe, wo jeder von Euch mir mit seiner Liebe als Fels in der Brandung zur Seite steht.

Ihr liebt mich und habt mir immer geholfen, meinen innovativen Weg zu begleiten und alle Kinder, Enkel, Kunden und Team zu erziehen und zu beschützen.

Es war nie leicht, aber dafür ist und bleibt es ein Abenteuer für uns alle!

Meinen 6 Kindern, Sebastian, Anneli,Christian Cyrill, Benjamin Moses, Konstantin und Joy danke ich, dass sie auch so neugierig sind wie ihre Mama, die das Familiensystem für die Welt geöffnet hat. Jederzeit bereit umzuziehen und egal, wer Euch groß zieht, ist willkommen.

Besonders tiefe Bewunderung für meine älteste Tochter Anneli, die mit einer Hingabe immer da war und all die intensiven Phasen mit getragen hat.

Dank an all die vielen Kunden, die ich wachrütteln durfte und die sich auch getraut haben zu ihren individuellen Talenten zu stehen und damit eine Selbständigkeit bauen. Das Neue Unternehmertum ist der Trend unserer Generation und Deutschland wird da noch viel bewegen.

Meine ganz besondere Anerkennung für das gemeinsame Lernen und Bauen der "innovativsten Firma Deutschlands" gilt meinem Wailea Team: Irene, Margit und Monika. Ihr habt so zur Stange gehalten und seid dadurch Frauen geworden, die echte Vorbilder für die Gesellschaft sind.

INTRO

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acqueline Kennedy Onassis war ein aufgewecktes Kind. Schon im Alter von vier Jahren, auf einem Spaziergang im Central Park mit ihrer neugeborenen kleinen Schwester Lee und der Nanny, ging sie eigene Wege. Als Jackie sich verlief, entdeckte ein Polizist das allein herumlaufende Mädchen, und als sie ihn sah, sagte sie selbstbewusst: „Meine Schwester und meine Nanny haben sich verlaufen.“

Als Jackie Kennedy an der Seite ihres Mannes in das Weiße Haus einzieht, beschließt sie, das Gebäude zu renovieren und zu einem „Grand House“ zu machen. Leider ist kein Geld dafür da.

Die First Lady beschließt, es mit eigenen Mitteln zu bewegen. Und sie hat eine Idee: Sie will ihre eigene Vorliebe für Schönheit, Ästhetik und Geschichte einbringen und den Kindern das Weiße Haus lebendig zeigen.

Die Jungs sollen Geschichte erleben mit all den Dingen aus anderen Zeiten, die sie dort zu sehen bekommen. Die Mädchen sollen es schön und bewohnt finden, also müssen immer Blumen da sein und echtes Feuer in den Kaminen brennen. Das Weiße Haus soll einen Sinn haben und der soll wieder restauriert werden. Und diesen Sinn sollen alle Besucher und Kinder spüren und sehen. Jackie wehrte sich gegen das Dekorieren und betonte den Unterschied zum Restaurieren und sie wollte, dass alle vorherigen Präsidenten erlebbar werden. Sie selber liebte den Lincoln Room - er hatte all die Sachen von Lincoln, Dinge, die er angefasst hatte und die Stimmung war wie in einer Kathedrale, dieselbe Friedlichkeit und Andacht. Manchmal setzte sich Jackie alleine in das Zimmer und konnte richtig die Stärke von Lincoln spüren, als wenn sie mit ihm kommunizieren würde. Mit Jefferson hatte sie die größte Wahlverwandtschaft, doch Lincoln war derjenige, den sie liebte.

Dann wusste sie, dass jährlich etwa 2 Millionen Besucher durch das Weiße Haus wandern. Sie sind letztendlich die „Verursacher“ für die schnelle Abnutzung des Gebäudes. Allerdings erhebt sie keine Eintrittsgebühr, sondern produziert einen illustrierten Führer durch das Gebäude, den die Besucher für einen Dollar erwerben können.

Für Jackie war klar, dass jeder Besucher nach einer Besichtigung selbstverständlich zur Erinnerung diesen Ein-Dollar-Führer mit nach Hause nehmen will. In kürzester Zeit ist das Geld für eine aufwendige, nachhaltige Renovierung zusammen. Mit Hilfe der National Geographic Society wurde der Führer seit 1962 über 8 Millionen Mal verkauft. Jackie Kennedy fungierte als Herausgeberin.

EINLEITUNG

Unternehmen und Geschäfte sind wie Menschen. Sie werden geboren, wachsen und sterben. Dazwischen gibt es mehrere Lebensabschnitte: Die naive, neugierige, spielerische Kindheit. Die wilde Sturm- und-Drang-Jugend. Die erotischen Zwanziger. Die entscheidenden Dreißiger. Die vernünftigen und midlife-crisis-geschüttelten Vierziger. Und so weiter .... bis zu Alter, Weisheit und Tod.

So wie Menschen, Bäume, oder Geschäfte physisch und organisch wachsen, gibt es auch ein mentales Wachstum, das meistens unterschätzt wird. Als Kinder sind wir zum Beispiel auf alles neugierig. Es gibt nichts um uns herum, was nicht neu wäre. Je mehr wir kennen lernen, um so mehr nimmt die Neugier ab. Dafür werden wir auf andere Dinge neugierig: In der Pubertät auf das andere Geschlecht, später auf Selbstverwirklichung, auf Liebe, auf Geld, auf den Erfolg, oder auf Ruhm. Und es gibt immer eine Sache in jedem Leben einer Person, die sie immer beschäftigen, immer neugierig machen und tragen wird: Ihre Brillanz. Mit ihrer Verwirklichung wird ein Mensch immer die größten Erfolge feiern und den größten Genuss im Leben haben. Durch Neugier wachsen wir mental. So lange es Geheimnisse gibt, müssen wir dahinter kommen.

Mentales Wachstum

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ahinter liegt allerdings die Erfahrung, die Erkenntnis einer unmittelbaren Wahrheit. Durch manche Erfahrungen werden wir im wahrsten Sinne ent-täuscht, desillusioniert, vielleicht sogar verbittert, melancholisch oder depressiv. Gewinnen wir die Neugier zurück, wachsen wir über uns hinaus. Wir entdecken Freude an dem, was wir tun, und erleben unser mentales Wachstum als Karriere.

Neugier ist die Triebfeder des mentalen Wachstums. Auf diesem Ansatz basiert unsere „Performance Scale“. Sie zeigt die verschiedenen Stadien im mentalen Wachstum an. Ob Individuen, Familien, Unternehmen, oder Organisationen: Immer befinden sie sich mental auf einer bestimmten Entwicklungsstufe. Man kann oft von den Gesichtern eines Individuums, von Angestellten in Unternehmen, oder von einer Fußballmannschaft ablesen, auf welcher Stufe sie sich befinden, sobald sie „Performance“ zeigen: Sind sie traurig, ängstlich, verkrampft, oder leidenschaftlich, von sich überzeugt, voller Enthusiasmus? Wenn wir die Neugier in Menschen wecken, werden sie mental wachsen. Und damit wächst auch Ihr Erfolg.

Die gleiche Art Wachstum gibt es in der Ökonomie. Ohne die Kenntnis vom mentalen Zustand eines Unternehmens oder Ihrer Unternehmungen wird sich nichts weiter entwickeln. Ohne das Wissen darüber, warum was nicht läuft, werden Sie auch nicht weiterkommen, um endlich schwarze Zahlen zu schreiben. Da unterscheidet sich ein Team im Unternehmen nicht von einer Fußballmannschaft.

Geschäfte leben – und wachsen.

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eobachten Sie nur einmal, wie viel Zeit die Menschen in Unternehmen damit verbringen, sich zu verständigen, wie die Stimmung ist und wie sich einzelne zu anderen verhalten und mit ihnen kommunizieren. Dieser Tatbestand beschäftigt heute die Manager fast mehr als die Umsatzzahlen. Kein Wunder: Jeder weiß, dass diese nur mit einem guten Team in die schwarzen Zahlen kommen. Da ist die Chefin gefragt, mit ihrem untrügerischen Blick für alles, was zwischen Menschen funktioniert.

Wenn Sie sich heute entschließen, Ihr eigenes Leben zu führen und in Aktion zu gehen, werden zu bestimmten Zeitpunkten Dinge auf Sie einprasseln, die Sie sich teilweise gar nicht erklären können, die aber im Konzept des mentalen Wachstums geschehen. Wir erklären diese Dinge für Sie und zeigen Ihnen, wie Sie weiterkommen. Das sollte Sie neugierig machen. Wie wir ein Leben leben, das uns zu unserer Brillanz führt, haben wir in „Lebe deinen Traum“ von Martin Sage dargestellt. Hier ist nun die „Chefin“ angesprochen - die Frau, die ihre Brillanz in die Hand nimmt und sich damit selbständig macht, um aus ihrem Leben eine Karriere zu machen. Die Zeit ist reif. Noch nie konnten Frauen so einfach und so selbstbewusst ihre eigene Organisation gründen und ein Geschäft machen wie heute. Nicht zuletzt Programme wie die Serie „Sex and the City“ hat zu einem Paradigmenwechsel geführt. Plötzlich orientieren sich Frauen nicht mehr an Männern, sondern drehen sich lieber um ihre eigene Achse. Was dann passiert, wenn man den Kompass neu ausrichtet, kann man nicht voraussehen - nur erleben. Das ist Neugier.

 

Meistens wird die Neugier im Laufe eines Lebens unterdrückt: Desillusionierung, Enttäuschung, vor allem aber das Bedürfnis nach Sicherheit bringt die meisten Menschen davon ab, ihre „Hauptbeschäftigungen“ in den Vordergrund zu stellen oder zum Lebensziel zu machen. Wenn Sie das tun, was Sie schon immer tun wollten, oder sich nun dazu entschlossen haben - Glückwunsch! Dieses Buch ist eine Anleitung für all jene, die diesen Schritt hinaus in die weite Prärie des selbständigen Unternehmertums wagen. Und es werden immer mehr. Vor allem immer mehr Frauen.

Freiheit. Andersheit. Brüderlichkeit.

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an’t live with you, can’t live without you: Liebesbeziehungen sind Indikatoren für menschliche Energie. Liebe ist die höchste Energieform - was tut man nicht alles aus Liebe? Zu was ist man plötzlich in der Lage, wozu einem sonst die Energie fehlt? So etwa muss man sich den Neugier-Faktor vorstellen, der uns auf dem Weg durch dieses Buch immer wieder antriebt, bevor alles zur Gewohnheit wird.

Männer und Frauen können oft nicht mit- und auf keinen Fall aber ohne einander. Ihre Unterschiede sind ihr Kapital. In der Evolution war das schon immer so. Nur die Rollen waren anders verteilt.

Im Business liegt in den unterschiedlichen Qualitäten die Formel für eine erfolgreiche Zukunft. Unsere These: Die erfolgreichsten Teams sind jene mit einem ausgeglichenen Anteil zwischen Männern und Frauen und der Fähigkeit, ihre Unterschiede zu zelebrieren und zu einer gemeinsamen Strategie zu nutzen.

Männer und Frauen begegnen sich in Wirtschaft und Management auf gleicher Höhe. Nach Beendigung des „Geschlechterkampfes“ und dem Einzug der Frauen in die Wirtschaft sind sie wirklich gleichberechtigt und sorgen für frischen Wind im Unternehmertum.

Dort entsteht eine neue Energie zwischen Frau und Mann. Zum ersten Mal vergessen beide ihre gelernte Binnenperspektive auf das andere Geschlecht. Man wird neugierig aufeinander. Zahlreiche Bücher haben in der jüngsten Zeit die charmanten Unterschiede zwischen Männer- und Frauensichten herausgearbeitet - und gefeiert. Auch im „daily business“.

In der Tat gibt es eigentlich wenig, was Frauen nicht komplett anders machen und betrachten würden als Männer. Die „kleinen Unterschiede“ sind eines der spannendsten und unterhaltsamsten Themen unserer Zeit. Frauen sind nicht länger „auf dem Vormarsch“. Sie sind angekommen. In den Führungsetagen, als Spitze ihres eigenen Unternehmens, auch in der Politik wird weiblicher Einfluss hoch geschätzt.

Denn die integrierenden Fähigkeiten von Frauen, wie zum Beispiel Beziehungsmanagement, sind entscheidende Elemente einer Ökonomie, in der Service die wichtigste Rolle spielt.

Nie zuvor war es Frauen in dem Maße möglich, ihre Karriere in das klassische Familienleben zu integrieren. Befand sich Frau früher im Dilemma zwischen Küche, Kindern und Karriere, kann sie schon wegen der überragenden Möglichkeiten der Telekommunikation mit Handy und Internet alle Dinge, die ihr lieb und teuer sind, miteinander verbinden. Dies ist die erste Generation, in der diese Art von „Womanagement“ möglich ist. Männer und Frauen werden nicht mehr auf Rollen fixiert. Jetzt wird geschwisterlich geteilt.

Service -wieso gerade jetzt?

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as Informations- und Medienzeitalter liegt genau so weit hinter uns wie das Industriezeitalter. Seit Beginn des neuen Jahrtausends und seinem historischen Beginn am 11. September 2001 löst die Service-Ökonomie alte kapitalistische Machtverhältnisse ab, weil sie immer weniger den Menschen und immer mehr dem Kapital dienen.

Während die alten Wirtschaftstanker mühsam Kurs halten, sich durch Entlassungen sanieren und kein Angestellter mehr seines Arbeitsplatzes sicher sein kann, entwickelt sich parallel eine Ökonomie, die auf Selbständigkeit beruht und mit brillanten Ideen und Innovationen im Bereich Service neue Lösungen, neues Kapital und neue Karrieren erwirtschaftet.

Besonders in der „Servicewüste Deutschland“ ist noch jede Menge Brachland in Oasen zu verwandeln. Zu dieser Entwicklung passt der Drang nach Selbstbestimmung, Freiheit und der Entfaltung der persönlichen Interessen und Fähigkeiten. Selbst die Regierung legt nahe, seine eigenen Interessen zu verfolgen und sich mit Ideen selbständig zu machen. Immer mehr Menschen entdecken, dass das größte Potenzial in ihnen selbst liegt: Ihr ganz persönliches Talent gilt es zu kapitalisieren. Wenn Frauen ein Unternehmen aufbauen oder führen, können sie innerhalb dieser Service-Ökonomie zum ersten Mal in der Geschichte ihr weibliches Talent einsetzen.

Dänische Forscher fanden in einer zehnjährigen Untersuchung heraus, dass Unternehmen, deren Leitung mit mehr Frauen besetzt war, rentabler arbeiteten. „In der Tat führen Frauen anders“, kommentiert die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (5. Juni 2005, S. 39): „Mögen sie die männliche Konkurrenz anfangs durch ihre Ruhe und Zurückhaltung in Sicherheit wiegen, in der Sache verhandeln Frauen zäh und unnachgiebig, das Ziel stets im Blick. (...) Die Führungstechniken der Frauen, die meist nicht reflektiert, sondern intuitiv eingesetzt werden, gehen auch weit über vermeintlich freundliches Zuhören hinaus.

„Durch ihre häufig sehr intuitive Art der Führung jenseits aller klassischen Führungsinstrumente schaffen Frauen ein großes Näheverhältnis zu ihren Mitarbeitern“, sagt Headhunterin Lammers. „Sie schaffen Bindungen, die Mitarbeiter verpflichten. (...) Deswegen sind sie so wertvoll.“

Eine weitere Studie aus England vergleicht männliche und weibliche Führungsstile und komme zu dem Ergebnis: „Frauen führten viel informeller, beteiligten Mitarbeiter eher an Entscheidungen und inspirierten sie. Mehr noch: Frauen vergäßen in Führungspositionen weniger schnell, wie sich Mitarbeiter fühlen. Die Mitarbeiter verehrten ihre Chefinnen dafür“, fasst Inge Kloepfer von der FAS zusammen. „Diese Art der Bindung ist ein weit differenzierteres Mittel der Machtausübung und Einflussnahme als der Druck über Hierarchien.“

Alte und neue Service-Ökonomie

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ervice hat eine neue Definition. „Service“ bedeutet nicht einfach Dienstleistung. Die Deutsche Post ist zum Beispiel ein klassisches Dienstleistungsunternehmen. Doch was wird geschehen, wenn sie im Bereich der Briefkommunikation demnächst ihren Monopolstatus verliert?

Sie bekommt eine Konkurrenz, die sie den Schrecken lehren wird: Vielleicht Postboten, die Briefe nicht nur bringen, sondern auch die Post abholen, Briefmarken verkaufen und durch andere Dienstleistungen den Weg zu den immer spärlicher werdenden Postämtern ersparen und den Briefkasten ersetzen - um nur einige Ideen zu nennen, die die Post nicht sehen will. Sie ist ein Service-Verhinderer - ein Dienstleister, für den es mit einer Dienstleistung getan ist. Oder ein Logistikunternehmen, das keinen großen Wert mehr auf Privatkommunikation legt, je nachdem, wie man es sehen will. Auf jeden Fall nichts ist in Zeiten der E-Mail mühsamer und hinderlicher, als einen Brief abzusenden. Vor dem langen Marsch zum Briefschlitz steht der Erwerb von Briefmarken, die Recherche der fünfstelligen Postleitzahl, die sich keiner mehr merken kann, die Besorgung von Briefumschlag und Papier.

Wenn der Brief nicht ganz zuklebt oder der Verschluss des Päckchens nicht hält, wird man neuerdings höflich gezwungen, vor Ort im „Shop“ Schnur oder Tesafilm käuflich zu erwerben, was früher der Postbeamte noch selbstverständlich erledigt hat. Wohl dem, der hier für Abhilfe sorgt.

Der „neue Service“ bedeutet: Sich ganz in die Situation anderer zu versetzen und deren Bedürfnisse und Quellen der Neugier zu erkennen, um daraus Produkte zu machen und sie den richtigen Leuten anzubieten.

In dieser Service-Ökonomie stehen Frauen besser da als Männer, weil sie kulturhistorisch besser geschult sind. Schon in der Evolutionsgeschichte hatten Männer mit Jagen und Sammeln alle Hände voll zu tun, während die Frauen für Ordnung in der häuslichen und familiären Struktur sorgten. Auch in der Menschheitsgeschichte waren sie - von Amazonen und Pharaoninnen abgesehen - selten der „herrschende“ Part, der über den privaten Hof, Menschen und Imperien regiert. Männer, die Jäger, Krieger, Beschützer und Besitzer. Frauen, diejenigen, die alles zusammenhalten. Aber gerade dieser „Mangel“ wurde durch andere Fähigkeiten kompensiert. Was Frauen besser beherrschen, ist jede Form von Spiel, sei es das gesellschaftliche, das Machtspiel oder auch das erotische Spiel.

Der Einzug weiblicher Paradigmen in die Wirtschaft

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as ist heute erfolgsversprechender - Imponiergehabe oder Team-Spirit? Dominanz oder Einfühlungsvermögen? Verführen oder Befehligen? Macht oder Networking? Womit kommt man langfristig weiter: mit Marschparolen oder Menschenkenntnis?

In der Evolution haben sich bestimmte Fähigkeiten bei den jeweiligen Geschlechtern verstärkt ausgebildet: Männer sind in Laufe der Evolution trainiert, zu gewinnen und Stärke zu zeigen, weil sie Sorge tragen mussten, die Existenz zu wahren - zum Beispiel durch Krieg, Fortpflanzung oder die Bewirtschaftung des Hofes, des griechischen „Oikos“, aus dem die früheste „Ökonomie“ entspringt. Männer waren automatisch die „Herren“ - und mussten dieser Rolle auch gerecht werden. Dafür wollen sie akzeptiert werden. Von Männern und Frauen. So wie Frauen „verstanden“ werden wollen.

Heute gewinnt man durch beide männlichen und weiblichen Fähigkeiten: Verstehen, Klugheit, soziale Intelligenz auf der weiblichen Seite, Akzeptieren, Sorge tragen, Durchsetzung auf der männlichen Seite.

„Kinder, Küche, Kirche“ lauteten früher bezeichnenderweise die Selbstverwirklichungsdomänen der Frau. „Klamotten, Kosmetik, Klatsch“, spöttelte ein Kabarettist hinterher. Die Wahrheit liegt dazwischen: Frauen können das eine tun, ohne das andere nicht zu lassen. Sie können sich sowohl Kinder leisten als auch Karriere. Deshalb verdienen sie ihr Geld selbst und können sich davon kaufen, was sie wollen: Klamotten, Kosmetik... und in der Kommunikation sind sie nun einmal nicht zu schlagen. Macht und Erfolg nicht länger Männerdomänen. Der Mythos vom Porsche fahrenden Platzhirsch, der alles klar macht: ausgeträumt, wo Frauen sich selbst einen leisten und fahren können.

So auch in der Industrie. „Images“ werten den Status von Produkten künstlich und oft ohne Legitimation auf. Unternehmen „fräsen“ sich mit neuen Produkten in Märkte „hinein“, vollziehen „feindliche Übernahmen“ und verlieren durch weltferne und nicht mehr nachvollziehbare Kapitalaneignungsstrategien den Bezug zur gesellschaftlichen Situation oder sozialer Verantwortung.

Männer haben gelernt, sich durchzusetzen. Frauen suchen den Konsens. Männer wissen, was sie wollen. Frauen wissen auch, was andere wollen. Männer zeigen Macht. Frauen haben Macht. Oft mehr, als sie zeigen. Und manchmal ist alles genau umgekehrt.

Es gibt Frauen, die mit den Waffen der Männer Macht gewinnen - zum Beispiel Angela Merkel. Umgekehrt wollen Männer Frauen „erobern“, und das gelingt ihnen manchmal ganz und gar nicht. Zumindest nicht mit den Mitteln, die ihnen geläufig sind. Den zukünftigen Markt beherrschen sie, wenn sie ihre mühsam trainierten Verführungskünste aufs Geschäft übertragen können. Sie müssen Frauen neugierig machen können. If you can make it there, you can make it everywhere.

Zusammen, oder miteinander, sind Männer und Frauen eine Magie für sich. Immer, wenn sie sich treffen, beginnt ein Spiel. Sie umgarnen sich. Sie entdecken immer neue Seiten. Sie lassen sich immer etwas Neues einfallen. Sie können sich gegenseitig immer neu überraschen. Sie sind neu-gierig aufeinander. Nicht nur in der Erotik. Auch im Geschäft. Weil Frauen zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit die Gelegenheit haben, zu gewinnen, ist das moderne Business-Spiel wohl eines der Phänomene unserer Zeit. Die neue Ökonomie folgt nicht mehr nach den Regeln des Kriegs. Es herrschen zunehmend die Regeln eines freien Spiels- des Business-Spiels.

 

In diesem Spiel sind Fähigkeiten wie solche vorgesehen, sich in die Situation anderer Menschen zu versetzen und deren Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen.

Das ist der Begriff der neuen „Service-Ökonomie“. Sie funktioniert nicht nur mit Taktik, sondern auch mit Charme. Es herrscht nicht Diktatur, sondern Entertainment: Ein Publikum kann man zum Beispiel nicht mehr „erobern“, nur „gewinnen“. Nicht mit Propaganda, sondern mit Entertainment. Ein Produkt verkauft sich immer schlechter durch Werbung und Brainwash, durch seine Aufladung an Werten und Statussymbolen.

Sondern durch die Art, wie man dazu eingeladen wird. Eine Dienstleistung überzeugt dann am besten, wenn persönliche Anerkennung oder Zufriedenheit, wenn nicht gar Zufriedenheit von ihr erwarten kann. Unterhaltung, Anerkennung, Erotik sind Insignien der neuen Service-Ökonomie. Der Unterschied: Frauen können daran mit den gleichen Voraussetzungen teilnehmen. Sie müssen nicht männliche Stärken adaptieren, indem sie zum Beispiel als dominante „Karrierefrauen“ auftreten, sondern können ihre eigenen Stärken einsetzen.

Im Zusammenspiel mit Männern entsteht dadurch eine neue, ungeahnte Energie. Wir können das in unserer täglichen Arbeit beobachten, vor allem natürlich in unseren Unternehmerinnen- und Power Couples-Seminaren. Oft geschieht es sogar, dass Paare, die im Training ihre Stärken entdecken, auf die Idee kommen, ein Geschäft daraus zu machen und gemeinsam ein erfolgreiches Unternehmen gründen.