Gründen mit Erfolg

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Gründen mit Erfolg
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Susanne Ahrndt

Gründen mit Erfolg

12 Bausteine für den Weg in die Selbstständigkeit

Impressum

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

© 2012 BC Publications GmbH

Verlagsort: Postfach 60 06 62, D-81206 München

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Susanne Ahrndt

Gründen mit Erfolg – 12 Bausteine für den Weg in die Selbstständigkeit

ISBN 978-3-941717-13-8

1. Auflage 2012

Titelgestaltung: Martina Stolzmann

Titelfoto: Fotolia/Konstantin Li, Fotolia/Robert Kneschke

Autorenfoto: privat

Herstellung: Mirjam Hecht

Inhalt

Impressum

Vorwort

1. Gründungsgeschehen in Deutschland

1.1 Frischzellenkur für die Wirtschaft

1.2 Der Gründungsmonitor

1.3 Gründerinnen holen auf

1.4 Neuer Trend – ältere Gründer

1.5 Gründerdefizite

1.6 Stolpersteine für Gründer

1.7 Gründungsklima

1.8 Deutschland – Gründerland?

2. Gründerperson

2.1 Selbstständig oder doch besser angestellt?

2.2 Persönliche Erfolgsfaktoren

2.2.1 Gründerpersönlichkeit

2.2.2 Fachliche Qualifikation

2.2.3 Persönliche Situation

2.2.4 Gründertests im Internet

2.3 Schließen aus persönlichen Gründen

3. Geschäftsidee

3.1 Geschäftsideen entwickeln

3.1.1 Alleinstellungsmerkmale

3.1.2 Kundennutzen, Zusatznutzen

3.1.3 Preise

3.1.4 Moden und Trends

3.1.5 Authentizität

3.1.6 Strategien zur Ideenfindung

3.2 Eine Idee wird zum Konzept

3.2.1 Marktanalyse

3.2.2 Marktbegrenzung

3.2.3 Informationsbeschaffung

4. Gründungswege

4.1 Neugründung

4.2 Unternehmensübernahme

4.2.1 Vor- und Nachteile

4.2.2 Prüfung des Unternehmens

4.2.3 Kaufpreis

4.2.4 Beratung

4.2.5 Hilfen bei der Unternehmenssuche

4.3 Franchising

4.3.1 Vorteile von Franchising

4.3.2 Selbstständige Partner

4.3.3 Franchise-Gebühren

4.3.4 Franchise-System-Check

4.3.5 Franchise-Adressen im Internet

4.4 Teamgründung

4.4.1 Die Vorteile der gemeinsamen Gründung

4.4.2 Der passende Teampartner

4.4.3 Ziele und Vorstellungen

4.4.4 Der Vertrag

5. Standortwahl

5.1 Der optimale Standort

5.2 Standortfaktoren

5.3 Standortanalyse

5.4 Standortbewertung

5.5 Standortinformationen

6. Wahl der Rechtsform

6.1 Grundsätzliche Überlegungen

6.2 Rechtsformen in Deutschland

6.2.1 Kleingewerbe oder kaufmännischer Betrieb

6.2.2 Einzelunternehmen

6.2.3 GbR oder BGB-Gesellschaft

6.2.4 Partnerschaftsgesellschaft (PartG):

6.2.5 Offene Handelsgesellschaft (OHG)

6.2.6 Kommanditgesellschaft (KG)

6.2.7 Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)

6.2.8 Kleine Aktiengesellschaft (Kleine AG)

6.2.9 GmbH & Co. KG

6.3 Prüfung der Rechtsformwahl

7. Formalitäten

7.1 Gewerbe

7.1.1 Definition Gewerbe

7.1.2 Gewerbeanmeldung

7.1.3 Sondergenehmigungen

7.2 Freie Berufe

 

7.2.1 Definition freie Berufe

7.2.2 Freier Beruf oder Gewerbe

7.3 Finanzamt

7.4 Kammerzugehörigkeit

7.4.1 Industrie- und Handelskammer (IHK)

7.4.2 Handwerkskammer (HKW)

7.4.3 Kammerpflicht für freie Berufe

7.5 Registereintragungen

7.5.1 Handelsregister

7.5.2 Partnerschaftsregister

7.6 Gesundheitsamt

7.7 Bauamt

7.8 Gewerbeaufsichtsamt

7.9 Berufsgenossenschaft

7.10 Bundesagentur für Arbeit

7.11 Sozialversicherung für Mitarbeiter

7.12 Minijob-Zentrale

7.13 Berufsverband/Innung

7.14 GEZ und GEMA

7.15 Strom, Wasser, Telefon

7.16 Die Formalitäten im Überblick

7.17 Internet als Wegweiser

8. Steuern

8.1 Gewinnermittlung

8.2 Die wichtigsten Steuerarten

8.2.1 Umsatzsteuer/Vorsteuer

8.2.2 Einkommensteuer

8.2.3 Körperschaftsteuer

8.2.4 Gewerbesteuer

8.2.5 Lohnsteuer

8.2.6 Via Internet ins Finanzamt

8.2.7 Steuertermine auf einen Blick

8.3 Hilfe bei Buchführungs- und Steuerfragen

9. Versicherungen

9.1 Die betrieblichen Risiken

9.2 Wichtige Versicherungen für das Unternehmen

9.3 Persönliche Risiken

9.4 Wichtige Versicherungen für den Existenzgründer

9.5 Tipps für die Beratung

10. Finanzierung

10.1 Der Kapitalbedarf

10.2 Die Rentabilitätsvorschau

10.3 Der Liquiditätsplan

10.4 Eigenkapital

10.4.1 Eigenkapitalquellen

10.4.2 Eigenkapital durch Beteiligung

10.4.3 Geld von Verwandten und Bekannten

10.5 Geld von der Bank

10.5.1 Wichtige Finanzierungsregeln

10.5.2 Der Bankkredit

10.6 Öffentliche Fördermittel

10.6.1 Antrag auf Förderung

10.6.2 Wichtige Begriffserklärungen

10.6.3 Förderberatung

10.7 Förderung bei Arbeitslosigkeit

10.8 Bankübliche Sicherheiten

10.9 Bonität und Rating

10.10 Vorbereitung auf das Bankgespräch

11. Businessplan

11.1 Die Grundlagen

11.2 Die äußere Form

11.3 Die Bausteine für einen überzeugenden Businessplan

11.3.1 Zusammenfassung (Executive Summary)

11.3.2 Profil der Gründerperson oder des Gründerteams

11.3.3 Leistungsangebot des Unternehmens

11.3.4 Unternehmensart

11.3.5 Einschätzung von Markt und Wettbewerb, Standort

11.3.6 Marketing

11.3.7 Personalplanung

11.3.8 Finanzwirtschaftliche Planung

11.3.9 Zukunftsaussichten

11.3.10 Anhang

11.4 Präsentation

11.5 Businessplanwettbewerbe

12. Beratung und Hilfe

12.1 Beratungsbedarf

12.2 Anlaufstellen für Gründer

12.3 Die Beratersuche

12.4 Der Beratervertrag

12.5 Beratungsförderung

12.5.1 Vor der Gründung

12.5.2 Nach der Gründung

Anhang

I. Literatur

I.I Studien und Schriften mit Internet-Adressen zum Download

I.II Bücher

II. Adressen für Existenzgründer im Internet (eine Auswahl):

III. Gründen im EU-Ausland oder in der Schweiz – Wirtschaftsportale der EU-Mitgliedstaaten und der Schweiz

Vorwort

Jedes Jahr machen sich in Deutschland mehrere Hunderttausend Menschen auf den Weg in die Selbstständigkeit. Auch Sie haben den Wunsch, ein eigenes Unternehmen zu gründen, und wollen deshalb den Weg in die Selbstständigkeit wagen. Herzlichen Glückwunsch! Sie beweisen Eigeninitiative und Mut, um im wahrsten Sinne des Wortes etwas zu „unternehmen“, und Sie scheuen auch nicht, ein gewisses Risiko einzugehen. Schon immer sind Menschen dem Wunsch gefolgt, sich mit einem eigenen Unternehmen eine Existenz aufzubauen. Schon immer hat es Menschen schlicht und einfach Spaß gemacht, Unternehmer zu sein. Viele Existenzgründer wollen sich mit der Gründung eines eigenen Unternehmens einen persönlichen Traum erfüllen, um z. B.

 eigene Ideen zu verwirklichen, sich selbst zu verwirklichen

 ihr eigener Chef zu sein,

 stärker eigenverantwortlich und selbstbestimmt arbeiten zu können,

 das berufliche Weiterkommen selbst in die Hand zu nehmen,

 aus einem Hobby einen Beruf zu machen,

 ein höheres Einkommen zu erzielen,

 Familie, Freizeit und Beruf besser vereinbaren zu können,

 bestehender Arbeitslosigkeit zu entfliehen oder drohende Arbeitslosigkeit zu vermeiden,

 einen Familienbetrieb aus Tradition weiterzuführen.

Vielfältig sind die Gründungsmotive. Warum haben Sie beschlossen, sich auf den Weg in die berufliche Selbstständigkeit zu machen? Bestimmt wissen Sie die Antwort auf die Frage ganz genau. Doch neben dem „Warum“ stellt sich die Frage nach dem „Wann“. Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um ein eigenes Unternehmen zu gründen? Manchmal kann es lange – Monate bis Jahre – dauern, bis aus dem Gründungswunsch Wirklichkeit wird. In anderen Fällen kann es dagegen schnell gehen, weil sich z. B. eine günstige Gelegenheit bietet, die Umstände ein schnelles Handeln erfordern oder weil die sprichwörtliche „zündende Geschäftsidee“ umgesetzt werden will. Wann die Zeit wirklich reif ist, sich beruflich selbstständig zu machen und Unternehmer zu werden, auch diese Frage können nur Sie selbst beantworten.

Auf jeden Fall ist es ratsam, nichts zu überstürzen, sondern eine Unternehmensgründung wohl überlegt vorzubereiten und zu planen. Denn bis zum Unternehmensstart sind zahlreiche Fragen zu klären und vielfältige Aufgaben zu bewältigen. Dabei will dieser Ratgeber Ihnen Orientierung bieten und Sie wie ein roter Faden auf dem Weg zum eigenen Unternehmen begleiten.

Warum Menschen wie Sie für unsere Volkswirtschaft so wichtig sind, zeigt der Ratgeber im ersten Kapitel auf. Zugleich spricht er aber auch Risiken an, über die Existenzgründer häufig stolpern, und beleuchtet Entwicklungen und Trends im Gründungsgeschehen in Deutschland. Anschließend geht es „in medias res“ mit praktischem Gründungs-Know-how von Überlegungen zum Unternehmerprofil, Denkanstößen zur richtigen Geschäftsidee und zur Standortwahl über Fragen zur Rechtsformwahl und zu wichtigen Versicherungen bis hin zur Beschaffung des Startkapitals und dem Schreiben eines überzeugenden Businessplans. Natürlich kann dieser Ratgeber das individuelle Gespräch und die persönliche Beratung nicht ersetzen, er will Ihnen aber grundlegendes Rüstzeug bieten, damit Sie sich auf die Beratungsgespräche mit Experten vom Gründungsberater, Bankberater über Steuerberater bis hin zu Vertretern der juristischen Berufe entsprechend vorbereiten können. Zahlreiche Checklisten, Literaturverweise und Internet-Adressen runden das Gründungswissen ab und regen zur weiteren Lektüre an.

 

Möge der Ratgeber für Sie ein wertvolles Handwerkszeug während der Gründungsvorbereitungen sein, damit der Start in die berufliche Selbstständigkeit für Sie und Ihr Unternehmen ein voller Erfolg wird. Das wünscht Ihnen

herzlichst

Ihre Susanne Ahrndt

München, den 14. Dezember 2011

P.S.: Überall dort, wo in diesem Ratgeber Existenzgründer, Gründer oder Unternehmer geschrieben steht, ist natürlich auch die Existenzgründerin, die Gründerin und Unternehmerin gemeint. Nur der einfacheren Lesbarkeit wegen haben wir uns auf die männliche Form beschränkt.

1. Gründungsgeschehen in Deutschland

Die Gründungsmotive mögen unterschiedlich sein – der Entschluss, sich selbstständig zu machen, ist auf jeden Fall entscheidend und wegweisend für Ihre persönliche Zukunft. Zugleich ist das Gründungsgeschehen für die Dynamik und Erneuerungskraft unserer Volkswirtschaft von großer Bedeutung. Existenzgründungen und junge Unternehmen gelten als Motor des wirtschaftlichen Strukturwandels. Denn neue Unternehmen bringen neue Ideen in den Wirtschaftskreislauf ein, füllen Marktlücken, erschließen neue Märkte, durchbrechen Monopole oder sorgen für brancheninterne Strukturbereinigungen. Gründungen fordern mit neuen Produkten, Dienstleistungen und Verfahren etablierte Unternehmen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit heraus, zwingen sie so, permanent ihre eigenen Produkte und Dienstleistungen zu verbessern, um sich im Wettbewerb – auch auf internationalen Märkten – zu behaupten.

Das gilt insbesondere für innovative Gründungen in technologieorientierten und wissensbasierten Wirtschaftszweigen, die durch das hohe Maß an Innovationen und/oder Wissensorientierung Fortschritt und Wachstum des Landes forcieren und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern. Ein wichtiger Nährboden für innovative Unternehmensgründungen ist die Privatwirtschaft; das hat die Schwerpunktbefragung des KfW/ZEW-Gründerpanels 2010 ergeben, die gemeinsam von der KfW Bankengruppe, dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und dem Verband der Vereine Creditreform durchgeführt wurde. Das Panel verfolgt junge Unternehmen vom Zeitpunkt ihrer Gründung an über mehrere Jahre. Grundlage der jährlich rund 6 000 Unternehmen umfassenden Stichprobe sind sogenannte wirtschaftsaktive Gründungen, also Unternehmen, die z. B. in das Handelsregister eingetragen sind oder für die Gründung auf Fremdkapital zurückgegriffen haben. In den Jahren 2006 bis 2008 wurden in Deutschland pro Jahr durchschnittlich 14 500 Unternehmen gegründet, für deren Gründung neue Ideen die Voraussetzung waren, die im Rahmen einer früheren Tätigkeit des Gründers in einem privaten Unternehmen, z. B. in der Forschungsabteilung, entwickelt wurden. Von diesen sogenannten ideenbasierten Spinoffs, das zeigt das KfW/ZEW-Gründerpanel, haben in den ersten vier Jahren ihres Bestehens 40 % mindestens eine Marktneuheit eingeführt, bei anderen Gründungen waren dies nur 28 %.

1.1 Frischzellenkur für die Wirtschaft

Immer wieder ist zu hören, Unternehmensgründungen wirkten wie eine „Frischzellenkur“ auf die Wirtschaft, insbesondere auf den Mittelstand. Warum gerade auf den Mittelstand? Mehr als 90 Prozent der Unternehmen bei uns gehören dem Mittelstand an. Gerade die kleinen und mittleren, die sogenannten mittelständischen Unternehmen, produzieren nicht nur fast die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung, sondern sind Arbeitgeber für zwei Drittel aller Arbeitnehmer und stellen mehr als 80 Prozent aller Ausbildungsplätze. Und mit jeder Unternehmensgründung entstehen auch neue Arbeitsplätze – für den Unternehmer selbst und für seine Mitarbeiter. Unternehmensgründungen entlasten somit auch die Sozialversicherungssysteme. Eine weltweit als vorbildlich geltende öffentliche Förderinfrastruktur mit breitgefächertem Finanzierungs- und Beratungsangebot und landauf landab zahlreiche Aktivitäten, die zum Unternehmertum ermuntern sollen, unterstreichen den hohen Stellenwert, der von Seiten der Politik und Wirtschaft dem Thema „Existenzgründung“ heute beigemessen wird.

1.2 Der Gründungsmonitor

Die umfassendste Informationsquelle über die Gründungsaktivitäten in Deutschland ist der KfW Gründungsmonitor, eine repräsentative telefonische Bevölkerungsbefragung im Auftrag der KfW Bankengruppe, die seit dem Jahr 2000 jährlich durchgeführt wird. Der Gründungsmonitor umfasst sowohl Voll- und Nebenerwerbsgründungen, als auch gewerbliche Gründungen, Freie Berufe, und Freelancer-Tätigkeiten und analysiert Neugründungen, Unternehmensübernahmen und Beteiligungsgründungen. Seit 2008 werden jährlich rund 50 000 Personen befragt; erfasst werden sowohl Gründer, die eine gewerbliche oder freiberufliche Tätigkeit in den letzten zwölf Monaten begonnen haben, als auch solche, deren Gründung bereits bis zu 36 Monate zurückliegt und Gründer, die ihr Projekt bereits aufgegeben haben.

Nach dem KfW Gründungsmonitor 2010 haben sich im Jahr 2009 in Deutschland rund 870 000 Personen selbstständig gemacht, davon rund 400 000 im Vollerwerb und 470 000 im Nebenerwerb. Erstmals seit sechs Jahren ist damit – trotz Wirtschafts- und Finanzkrise – die Anzahl der Gründer wieder angestiegen. Erneut steigende Gründerzahlen konnte auch der Gründungsmonitor 2011 feststellen. Im Jahr 2010 haben danach 936 000 Personen eine selbstständige Tätigkeit begonnen: 396 000 im Vollerwerb und 540 000 im Nebenerwerb. Während im Jahr 2009 die verstärkte Gründungsaktivität noch auf den Anstoß der unsicheren Arbeitsmarktsituation zurückzuführen war, hat für den erneuten Anstieg der Gründerzahlen die positive Konjunkturdynamik gesorgt. Allerdings, so zeigt der KfW Gründungsmonitor 2011, hat die positive Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage vor allem Nebenerwerbsgründungen angeregt. Dadurch werden Hinzuverdienstchancen wahrgenommen. In vielen Fällen ist der Nebenerwerb aber auch die Einstiegsphase zur Selbstständigkeit im Vollerwerb.

Ein wichtiger Aspekt im Gründungsgeschehen sind heute Gründungen aus der Arbeitslosigkeit, auch wenn, wie aus dem KfW Gründungsmonitor 2011 hervorgeht, der Anteil im Jahr 2010 deutlich geringer ausfiel als in den Jahren zuvor. War 2009 unter den Vollerwerbsgründern knapp jeder dritte (30 %) zuvor arbeitslos, waren es 2010 knapp 24 %. Rechnet man alle Gründer zusammen, kommen 14 % aus der Arbeitslosigkeit (2009: 20 %). Gründungen aus der Arbeitslosigkeit werden häufig kritisch gesehen – offenbar jedoch hängt der Erfolg der Gründung, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin und des Instituts für die Zukunft der Arbeit (IZA Bonn) gezeigt hat, von der Gründungsmotivation ab. Gründungen sind um so erfolgreicher, je stärker klassische unternehmerische Ziele („Pull-Ziele“), wie die eigene Geschäftsidee zu verwirklichen, eine Marktlücke ausfüllen oder der Wunsch, sein eigener Chef zu sein, im Vordergrund stehen. Werden diese sogenannten „Pull-Motive“ mit „Push-Motiven“, wie Beendigung der Arbeitslosigkeit oder Auslaufen der Förderung mit Arbeitslosengeld, kombiniert, waren fünf Jahre nach der Gründung noch 68 % der Gründer auf dem Markt. Bei den sogenannten Pull-Typen, die völlig aus eigenem Antrieb heraus gründeten, waren es sogar 81 %, bei den Push-Typen, die aus der Not heraus gründeten, dagegen nur noch 58 %.

Der Gründungsmonitor 2011 zeigt auf, dass mit 83 % in Deutschland vor allem im Dienstleistungssektor gegründet wird. Projekte aus dem Bereich persönliche Dienstleistungen (32 %) stehen an erster Stelle, gefolgt von wirtschaftlichen Dienstleistungen (28 %) und dem Handel (15 %). Nur 2 % aller Gründer starten im verarbeitenden Gewerbe; im Baugewerbe sind es 7 %.

Im Jahr 2010 waren laut Gründungsmonitor 44 % aller Gründer einer der von Freiberuflern dominierten Branchen Rechts-, Steuer- Unternehmens- und sonstige Wirtschaftsberatung, Architektur-, Ingenieur- und ähnliche Büros, Erziehung und Unterricht, Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen oder Kultur, Sport und Unterhaltung zuzurechnen.

Für das Jahr 2010 machten „Handwerkeranteile“ an allen Gründern 13 % aus. Im Baugewerbe handelt es sich bei praktisch jeder Gründung um eine Handwerksgründung (Hoch- und Tiefbauer, Elektriker, Trockenbauer, Haustechniker etc.). Andere Branchen mit hohen Anteilen von Handwerksgründern sind das Verarbeitende Gewerbe (z. B. Bäcker, Fleischer, Metallbauer, (Kunst-) Schmiede, Schneider), die Kfz-Branche (Kfz-Mechaniker, Lackierer), die wirtschaftlichen Dienstleistungen (z. B. Fotografen, Gebäudereiniger), die persönlichen Dienstleistungen (Kosmetiker, Friseure) und der Handel (z. B. Änderungsschneider, Reparaturbetriebe).

Wie in den vergangenen Jahren zeigt auch der Gründungsmonitor 2011, dass die meisten Gründungsprojekte in die Kategorie der Klein- und Kleinstgründungen fielen. Mit 81 % benötigte die große Mehrheit der Gründer, die sowohl Sachmittel (z. B. das eigene Auto, den eigenen Computer, bereits vorhandene Büroräume) oder finanzielle Mittel eingesetzt haben, insgesamt an Sach- und Finanzmitteln maximal bis zu 25 000 Euro. Ein erheblicher Anteil der Gründer (44 %) kam sogar mit 5 000 Euro und weniger aus. Finanziert wurden die Gründungen vorwiegend aus eigenen Mitteln. Denn 66 % der Gründer finanzierten Investitionen und Betriebsmittel ausschließlich mit dem eigenen Vermögen, wie z. B. mit Ersparnissen oder Wertpapieren. Etwa ein Viertel der Gründer (23 %) setzte sowohl eigene als auch externe finanzielle Mittel ein, wie etwa Bankkredite, Förderdarlehen oder Darlehen oder Schenkungen von Verwandten und Bekannten. Nur 11 % der Gründer finanzierten ihr Gründungsvorhaben ausschließlich durch Inanspruchnahme externer Finanzmittel.

14 % aller Gründer – vier Prozentpunkte mehr als im vorangegangenen Jahr – berichten von Finanzierungsschwierigkeiten. Unter den Gründern, die zur Finanzierung ihres Projekts externe Finanzmittel eingesetzt haben, begegnete sogar jeder Dritte (31 %) Problemen bei der Finanzierung seines Projekts (2009: 23 %). Die häufigste Ursache hierfür sind unzureichende eigene Mittel der Gründer (44 % der Gründer mit Finanzierungsschwierigkeiten). Jeder vierte Gründer mit Finanzierungsschwierigkeiten (28 %) hat einen beantragten Bankkredit nicht erhalten.