Loe raamatut: «Riley Bacon: Feuer & Flamme»

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Table of Contents

Titel

Anmerkung

Widmung

Impressum

Abschnitt_01

Abschnitt_02

Abschnitt_03

Abschnitt_04

Abschnitt_05

Abschnitt_06

Abschnitt_07

Abschnitt_08

Abschnitt_09

T. C. Jayden

RILEY BACON

FEUER & FLAMME

Diese Geschichte ist Teil des Romans »Kalte Ketten« von T. C. Jayden und behandelt die Vorgeschichte einer der dort vorkommenden Protagonisten.

*

Für meine Leser,

weil ihr mich mit eurer Begeisterung

förmlich vom Hocker gehauen habt!

*

Impressum

© Weltenschmiede, Hamburg 2014

www.weltenschmiede-verlag.de

© the author

Cover: Weltenschmiede Verlag

Männer: © Robert Kneschke - Fotolia.com

Lektorat: Melanie Reichert

Korrektorat: Tobias Keil

ISBN 978-3-944504-26-1 (eBook)

Nicht einmal der Bluterguss unter dem linken Auge konnte Riley von seiner Vorfreude abhalten. Die Träger des großen Rucksacks fest umklammert rannte er die Straße entlang, ohne das breite Grinsen aus dem Gesicht zu bekommen.

Zu seinem sechzehnten Geburtstag hatte sein bester Freund ihm ein ganz besonderes Geschenk gemacht. Okay, seine Eltern waren an dem Geschenk nicht ganz unbeteiligt gewesen, aber das spielte im Augenblick kaum eine Rolle.

Er durfte los!

Er durfte zwei Wochen der Sommerferien zusammen mit Liam und seiner Familie verbringen!

Endlich erreichte er die Wohnsiedlung und schließlich auch das Reihenhaus mit dem liebevoll gepflegten Vorgarten. Doch die Rosen- und Clematissträucher wurden von einem riesengroßen Wohnmobil verdeckt.

»Riley!«

Der blonde Schopf seines Freundes lugte aus einem der offenen Fenster des Wagens. Liams strahlende Augen leuchteten ihm entgegen.

»Sie haben dich gehen lassen?! Gott sei Dank! Ich dachte schon, du kommst nicht mehr.«

»Ich habe dir doch geschrieben!« Riley rannte um den Wohnwagen herum und stieß fast mit einer Frau zusammen.

»Hoppla. Vorsichtig, junger Mann!« Die Frau lachte.

»Entschuldige, Eve.« Riley kratzte sich verlegen am Hinterkopf und trat einen Schritt zurück.

Eve hieß eigentlich Evelin. Nachdem sie darauf bestanden hatte, dass der beste Freund ihres Sohnes, der ohnehin mehr Zeit bei ihnen als zu Hause verbrachte, sie nicht länger Miss Mason nannte, war Riley gleich zu ihrem Spitznamen übergangen. Allerdings war er damals gerade sieben Jahre alt gewesen und hatte beim Aussprechen des Namen »Evelin« immer irgendwie gelallt, sodass es wie »Elvin« und später wie »Evin« geklungen hatte.

Eve war sowieso viel cooler. Es klang nach dem Computerspiel, das Liam hin und wieder am Computer seines Vaters spielte.

»Na los! Geh schon rein und sieh dich um.« Eve nahm ihm den Rucksack ab und wuschelte liebevoll durch seine Haare. »Wir wollen bald los.«

Riley sprang ohne zu zögern in das Wohnmobil. Mittendrin stand Liam und breitete stolz grinsend die Arme aus.

»Ist das nicht geil?«

»Und wie!« Riley kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Noch nie hatte er ein Wohnmobil von nahem gesehen. Außerdem schienen Liams Eltern nicht gerade das billigste Modell genommen zu haben. Es gab hier einfach alles!

Aus Filmen kannte Riley diese kleinen niedlichen Wohnwagen, die man hinten an ein Auto hängen konnte. Aber das hier, das war ein richtiges Wohnmobil!

Fahrer- und Beifahrersitz erinnerten mehr an gemütliche Sessel als an normale Autositze und der gesamte vordere Teil sah aus wie ein Cockpit. Darüber gab es eine Schlafebene, die Liam bereits mit seinem Krempel reserviert hatte und im Hauptbereich fanden sich gepolsterte Sitzbänke mit Lehne, weitere Sessel inklusive Anschnallgurte, ein großer Tisch sowie zwei kleinere, die man vor den Sesseln ausklappen konnte, und eine Kochnische.

»Und hier ist das Bad.« Liam ging nach hinten und öffnete eine kleine Tür, die nach rechts abging. Eigentlich war das Badezimmer eine Dusche mit Waschbecken und Toilette. »Irgendwie praktisch«.

»Hier schlafen meine Eltern.« Liam ging noch einen Schritt und schob einen Vorhang auf. Dahinter kam ein weiteres kleines Zimmer zum Vorschein.

»Hier steht gar kein Bett.« Riley sah sich verwundert um, aber Liam schien mit dieser Bemerkung gerechnet zu haben.

»Doch! Guck!« Er ging an die Wand und betätigte dort einen Schalter. Riley wich überrascht zurück, als die Wand sich in seine Richtung neigte. Schon stand ein Doppelbett vor ihm. Wahnsinn!

»So, Jungs!« Mr. Mason – Rudolf – betrat den Wagen. »Alle beide noch mal auf die echte Toilette im Haus und dann geht’s los!«

Als Riley an ihm vorbeiging, klopfte der Mann ihm auf die Schulter. Einen Moment blieb sein Blick an Rileys Auge hängen, doch er sagte nichts zu dem Veilchen, lächelte nur freundlich und brummte: »Schön, dass du da bist.«

Riley nickte betreten und eilte ins Haus, ohne etwas zu erwidern.

»Lass mich mal dein Auge sehen.« Liam rückte etwas näher zu ihm, doch Riley drehte das Gesicht weg.

»Es ist nichts. Wirklich.«

»Nichts sieht aber anders aus.« Trotzdem ließ Liam ihn in Ruhe und wandte den Blick wieder auf den Laptop, den er vor sich aufgebaut hatte. Ein wirklich tolles Teil, um das Riley seinen Freund ernsthaft beneidete. Für den Urlaub hatte Liams Vater ihnen sogar einen zweiten Akku besorgt. Immerhin kamen sie nur an den offiziellen Campingplätzen an einen Stromanschluss. Und wenn das nicht reichte, gab es noch diesen niedlichen DVD-Player, der auf den ersten Blick ebenfalls wie ein Laptop aussah.

Während sie noch durch die Stadt gefahren waren, hatten Liams Eltern darauf bestanden, dass sie angeschnallt in den hinteren Sesseln blieben. Jetzt, wo sie nur noch Landstraßen fuhren und kaum ein anderes Auto in der Nähe war, hatten sich die beiden nach oben in ihre Höhle verkriechen dürfen. Zusammen mit Liams Laptop, auf dem sie sich schlechte Horrorfilme ansahen, von denen jeder etwas mit Campingtouren zu tun hatte.

»Würdest du einfach in den dunklen Wald gehen?«, fragte Liam, während sie beobachteten, wie einer der Darsteller seinem verschollenen Freund zwischen die Bäume folgte – natürlich mitten in der Nacht.

»Wenn du verschwinden würdest?« Riley warf ihm einen Seitenblick zu. »Sicher.«

Es gab einiges, was er für Liam tun würde. Sich in Lebensgefahr zu begeben, wenn er nicht wusste, wie es um ihn stand, gehörte mit dazu.

»Im Ernst?« Liam zog überrascht die Brauen hoch.

»Im Ernst.«

Sie sahen schweigend den Film weiter, aber Riley konnte nicht anders, als immer wieder zu dem Blonden zu schielen und zu hoffen, dass er dabei nicht ertappt wurde.

Sie kannten sich seit dem Kindergarten – waren schon immer die besten Freunde gewesen. Aber seit ein paar Wochen …

»Alles in Ordnung?« Liam hatte seinen Blick aufgefangen und musterte ihn besorgt. Dann grinste er, als Riley sich verlegen abwandte und wieder auf den Bildschirm starrte.

»Bin ich so viel interessanter als der Film?«

Ja. Aber Riley sagte nichts mehr, sondern versuchte, sich nur noch auf die lebensmüden Schauspieler und den psychisch labilen Serienkiller zu konzentrieren. Ohne Erfolg.

Scheiße, verdammte! Liam roch viel zu gut! Wann war er so erwachsen geworden? Seit wann benutzte er Aftershave?!

Unwillkürlich wurde ihm klar, dass es ein hartes Stück Arbeit werden würde, zwei Wochen mit Liam in diesem Wohnwagen zu verbringen. Schlimmer noch: zwei Wochen mit ihm das Bett zu teilen! Hörte dieser Mist denn nie auf?

Zu Beginn der Ferien hatte es angefangen. Sie waren seit einer Ewigkeit mal wieder Schwimmen gegangen. Normalerweise zeigte Riley sich nicht gerne halbnackt in der Öffentlichkeit, aber zu diesem Zeitpunkt hatte kein einziger Bluterguss seinen Körper verunstaltet. Also hatte er sich breitschlagen lassen. Wieso auch nicht?

Und dann war Liam aus der Umkleidekabine gekommen. Im Gegensatz zu ihm trug sein Freund keine weite, schlabberige Badehose, sondern ein enges Wunder aus blauem Stoff.

Riley war bei seinem Anblick fast augenblicklich hart geworden, hatte sich auf die Toilette zurückgezogen und sich einen runtergeholt, damit Liam nichts merkte.

Seitdem fuhren seine Gefühle Achterbahn. Und es wollte anscheinend immer noch nicht aufhören.

Liam schob den nächsten Film ins Laufwerk und riss Riley so aus seinen Gedanken. Der Vorspann startete mit der Düsterszene eines rummachenden Pärchens. Liam pfiff leise durch die Zähne und grinste von einem Ohr zum anderen.

»Vielleicht lernen wir ja unterwegs auch ein paar Ladys kennen.«

»Vielleicht …« Riley bemühte sich um ein ebenso verschmitztes Grinsen, war sich aber sicher, dass er dabei nicht halb so gut aussah wie Liam.

»Hast du schon mal … mit einem Mädchen rumgemacht?«

Liam schien einen Moment überlegen zu müssen. Dann nickte er. »Ja. Letztes Jahr auf Gregs Geburtstagsfeier. Erinnerst du dich? Da haben wir doch Flaschendrehen gespielt und ich musste diese Rothaarige küssen. Wie hieß sie nur?«

Riley erinnerte sich nicht. Auf diese Party war er nur gegangen, weil Liam ihn mitgeschleift hatte. Und Flaschendrehen war nie sein Fall gewesen.

»Ist ja auch egal«, fuhr Liam fort. »Jedenfalls hat sie mich später noch mal im Bad abgefangen. Und da …« Er wackelte aufgeregt mit den Brauen.

»Davon hast du mir nie erzählt!«

»Keine Ahnung. War ja auch keine große Sache.« Liam kratzte sich am Kopf und ein paar der blonden Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Wurde er rot?

»Was ist passiert? Jetzt erzähl schon!« Es gab einen Grund, weshalb Liam ihm das verheimlicht hatte.

»Na ja … ich … Sie hat mich geküsst und so. Und als sie sich dann an mich gedrückt hat …« Er machte eine vage Handbewegung in Richtung Schritt.

»Du hast abgespritzt?!«

»Liebe Güte, nein!« Liam lachte. »Ich bin einfach nur hart geworden. Da hat sie sich in die Wanne übergeben und ist abgehauen.«

Jetzt musste auch Riley lachen. »Sie fand dich zum Kotzen?«

»Und genau deswegen habe ich dir nie davon erzählt.« Liam rümpfte die Nase und wandte sich wieder dem Film zu. Die Frau, die eben noch mit ihrem Freund rumgemacht hatte, saß nun heulend auf einer Treppe. Wieder den Anschluss verpasst. Aber das störte Riley gerade gar nicht. Er drehte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

»Was hast du mir noch alles nicht erzählt?«

»Oh nein, mein Lieber. Du bist dran!«

Riley biss sich auf die Unterlippe. Na super. Damit hätte er rechnen müssen. Was jetzt? Es gab nichts, was er Liam nicht erzählt hatte. Abgesehen von der klitzekleinen Kleinigkeit, dass er momentan unschlüssig in Bezug auf seine sexuelle Orientierung war.

Kein Thema für ein Wohnmobil.

Kein Thema für ein Gespräch zwischen Tür und Angel, wie man so schön sagte.

»Eigentlich habe ich dir immer alles erzählt.«

Skeptisch musterte Liam ihn, grinste dann aber. »Ich sehe es, wenn du lügst. Aber ist schon in Ordnung. Immerhin habe ich jetzt zwei Wochen Zeit, es aus dir herauszukitzeln.«

Uncool. Total uncool.

Riley sah zur Decke, die sich weniger als eine Armlänge von seinem Gesicht entfernt befand. Selbst wenn er nicht auf Liam stehen würde … Wie würde sein Freund diese Neuigkeit auffassen? Sie hatten sich noch nie über Schwule unterhalten. Auch in der Schule war das nie ein Thema gewesen.

All ihre Freunde waren … normal.

Ich bin auch normal, dachte er. Ich leide nur an einer … Phase.

Schön wär’s. Im Grunde wusste er doch, dass er aufhören konnte, sich das einzureden. Nacht für Nacht träumte er vom gleichen Thema. Nacht für Nacht wurde er bei dem Gedanken an Liam hart. Wie sollte er ihm das erklären?

Instinktiv drehte Riley sich wieder auf den Bauch. Sicher war sicher.

»Was ist los, Alter?« Liam beobachtete ihn aufmerksam. Hatte er ihn die ganze Zeit angestarrt?

»Nichts. Ich … Ich bin nur müde.«

»Dann mach einen Moment die Augen zu.«

Riley gehorchte und schloss die Augen. Für ein paar Minuten versuchte er krampfhaft, an etwas anderes zu denken. Liams Duft machte es ihm nicht leichter. Schließlich gab er sich seinen Fantasien hin. Stellte sich vor, wie er Liam von seinen Gefühlen erzählte. Sah, wie Liam ihn erleichtert anlachte und ihm gestand, dass es ihm genauso ging. Dann kam der Kuss.

Der Kuss, nach dem er sich schon seit Wochen sehnte. Wie es sich wohl anfühlen würde, einen Mann zu küssen? Er wusste nicht mal, wie es war, eine Frau zu küssen. Aber im Grunde interessierte es ihn auch gar nicht. Liams Lippen waren die einzigen, die ihn im Augenblick interessierten.

Vorsichtig öffnete er die Augen einen Spalt. Liam hatte den Film wieder gestartet und folgte ihm gebannt. Seine Gesichtszüge wurden im Halbdunkel ihrer Höhle nur von dem sanften Licht des Monitors beleuchtet.

Diese Lippen …

Er wollte sie berühren. Wollte die Hand ausstrecken und mit den Fingerkuppen darüber streicheln. Scheiße!

»Jungs! Aufwachen!«

Riley blinzelte desorientiert und starrte direkt in das schlafende Gesicht seines besten Freundes. Liam hatte den Laptop zugeklappt und war direkt neben ihm eingeschlafen. Viel zu nah. Sofort spürte Riley ein angenehmes Ziehen im Unterleib.

Moment. Irgendwer hatte gerufen! Er wandte den Blick zur Leiter hinter sich. Liams Vaters strahlte ihn an.

»Wir haben den ersten Zwischenstopp erreicht und wollen den Grill aufbauen. Wie sieht es aus?«

Riley nickte benommen. »Kommen gleich.«

Rudolf musste verschwinden, bevor er sich auf den Rücken drehen konnte. Seine Erektion presste sich nur zu deutlich und schmerzhaft gegen die Matratze. Das musste der Mann nicht unbedingt mitbekommen.

Zum Glück verschwand sein Gesicht gleich wieder und er hörte, wie Rudolf den Wohnwagen verließ. Sein Blick glitt zurück zu Liam, der scheinbar nichts von dem Weckversuch seines Vaters mitbekommen hatte. Rileys Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, gegen das er nichts tun konnte.

»Hey, Liam. Aufwachen.«

Keine Reaktion.

Riley streckte die Hand aus und rüttelte sanft an der Schulter des Schlafenden. Liam trug ein ärmelloses Shirt. Wie weich seine Haut war.

»Liam … wir sind da.«

Ein leises Brummen, aber keine Anzeichen des Erwachens.

»Hey …« Riley zögerte, dann strich er Liam eine der blonden Strähnen aus dem Gesicht, streichelte ihm über die Wange. Noch mal. Seine Finger glitten über die hohe Stirn seines Freundes, seinen Nasenrücken. Liam verzog leicht das Gesicht und drehte den Kopf schließlich weg. Seine goldblonde Haarmähne stand zerzaust ab. Sie war lang geworden.

Riley seufzte. Gut, dann musste er eben härtere Geschütze auffahren. Seine Hand glitt etwas tiefer und dann, nachdem er sich einen Moment still verhalten hatte, piekte er Liam in die Seite.

Mit einem erschrockenen Aufschrei wich der Blonde zurück und starrte ihn an.

»Verdammt! Ich bin kitzelig!«

»Ich weiß«, sagte Riley und grinste. »Wach auf. Es gibt gleich Fleisch. Dein Vater schmeißt den Grill an.«

Wie um seine Worte zu unterstreichen, drang der Geruch von brennender Kohle in den Wohnwagen.

»Klasse!« Liam wollte aufspringen, erinnerte sich aber noch rechtzeitig an die niedrige Decke. Eilends kroch er auf die Leiter zu. »Worauf wartest du noch?«

Schon war er verschwunden. Riley rührte sich nicht. Er drehte sich auf den Rücken und sah missmutig an sich hinab. Seine Hose beulte sich nur allzu deutlich aus, so hart war sein Schwanz. Und das nur wegen ein paar Berührungen.

Während das Fleisch auf dem Grill brutzelte, suchte Rudolf vergeblich ihren Standort auf der mitgebrachten Landkarte. Die Augen hinter der Lesebrille zu engen Schlitzen zusammengedrückt, fuhr er mit dem Finger eine Reihe von Rast- und Campingplätzen ab.

Fündig wurde er erst, nachdem Liam ihm zur Hilfe geeilt war…

»Seht ihr, Jungs. Die Hälfte haben wir geschafft. Morgen Nachmittag haben wir den See erreicht.«

Wenn es nach Riley ging, dann hätte er auch gleich hierbleiben können. Sie befanden sich auf einem kleinen Campingplatz, der direkt an einen Wald grenzte. Die Straße war nicht weit. Man konnte sogar die Autobahnraststätte sehen, den sie überquert hatten, um hierher zu kommen. Trotzdem war es idyllisch.

Trotzdem war es besser als zu Hause. Besser als der Alltag. Wahrscheinlich lag es an der Gesellschaft. Liam war bei ihm und Eve und Rudolf hatten ihn schon früher wie ihren eigenen Sohn behandelt. Sie waren lebendig und liebevoll. Freundlich. Sie liebten ihn.

Nichts, was er von seinen eigenen Eltern behaupten konnte.

Sein Vater war gänzlich unzufrieden mit ihm und seinem Leben und seine Mutter nutzte jede Gelegenheit, um wegzusehen. Gelang es ihr mal nicht, weil Riley wieder einen Bluterguss unverborgen im Gesicht umhertrug, dann betrachtete sie ihn mitleidig, sagte aber nie etwas. Hin und wieder tat sie besonders fürsorglich, indem sie ihm gestattete, bei Liam zu übernachten.

Deswegen war er hier. Weil sie ihm erlaubt hatte, zu gehen. Allerdings war Riley sicher, dass sein Vater nichts dagegen hatte, ihn für zwei Wochen los zu sein.

»Alter? Alles okay?«

Riley blinzelte und kehrte in die Gegenwart zurück. Liam musterte ihn besorgt. Eve verschwand gerade wieder im Wohnmobil und Rudolf machte sich am Grill zu schaffen, also beugte Liam sich ein Stück näher und flüsterte: »Hör auf, an ihn zu denken.«

»Was meinst du?«

»Deinen Vater. Du guckst nur so, wenn du an ihn denkst. Mach dich locker, Mann. Du bist ihn für zwei Wochen los. Und bis dahin ist das da«, er deutete auf das Veilchen unter seinem linkem Auge, »auch wieder verschwunden.«

Riley nickte, obwohl er es besser wusste. Vielleicht wäre der Bluterguss zu einem grüngelben Fleck abgeklungen und würde nicht mehr bei jeder Berührung wehtun, aber im Spiegel würde er den Anblick trotzdem noch ertragen müssen.

»Womit hast du es dir eingehandelt?«

Riley verzog den Mund zu einem sarkastischen Grinsen. »Bin gegen den Schrank gelaufen.«

»Ist klar.« Liam knuffte ihm gegen die Schulter, fragte aber nicht weiter. Er wusste ganz genau, dass Riley nicht gerne darüber sprach. Und er musste es auch nicht. Liam war trotzdem für ihn da.

»Wollen wir nach dem Essen den Wald unsicher machen?« Liam trank einen Schluck aus seiner Coladose und sah ihn aufmunternd an. »Ich könnte ein bisschen Auslauf gebrauchen nach den Stunden im Wagen.«

Riley ging es nicht anders, also machten sie sich nach je drei Stücken Fleisch und unzähligen Würstchen auf den Weg.

Liams Vater versicherten sie, dass der Wald gar nicht groß genug war, um sich verlaufen zu können und so zogen sie von dannen.

Sie waren noch nicht weit gekommen, als ein leises Stöhnen sie innehalten ließ. Mit angehaltenem Atem standen sie da und sahen einander an.

Ein weiteres Stöhnen, dieses Mal eindeutig lustvoll. Liam grinste breiter als die lila Katze aus Alice im Wunderland.

»Komm«, flüsterte er und griff nach Riley Arm. Sofort zog er ihn weiter, bis sie hinter ein paar Brombeersträuchern geduckt die Liebenden beobachten konnten.

Liam löste seinen Griff. Schade.

»Sieh dir die an!«, flüsterte er und ruckte mit dem Kopf. Riley wollte seinen Augen nicht trauen, als er die Männer erblickte. Einer von ihnen, eindeutig der jüngere von beiden, lehnte an einem Baum und hatte die Augen geschlossen. Der andere, ein Anzugträger mit graumelierten Haaren, kniete vor ihm und lutschte voller Inbrunst den harten Schwanz seines Lovers.

Das Blut schoss Riley zwischen die Beine. Das Schicksal meinte es in diesem Urlaub wirklich nicht gut mit ihm. Hätten sie nicht ein Heteropaar vorfinden können?

Vorsichtig schielte er zu Liam, der grinsend zusah. Zumindest wandte er sich nicht angewidert ab. Eine leichte Röte lag auf seinen Wangen. Wie niedlich. Riley wagte es, den Kopf ein Stück zu drehen, um Liam besser ansehen zu können. Sein Blick glitt hinab und blieb schließlich an Liams Schritt hängen. Täuschte das oder hatte er einen Steifen?

Am liebsten hätte Riley bei dem Gedanken selber aufgestöhnt. Er zwang sich, seine Aufmerksamkeit wieder auf die Fremden zu richten – genau wie Liam. In dem Moment, als er sich wieder auf den Liveporno konzentrieren konnte, krallten sich die schlanken Finger des jüngeren in das überraschend dichte Haar seines Partners. Er schrie lustvoll auf und kam.

Atemlos sah Riley mit an, wie der am Boden Kniende alles abfing und … schluckte.

Die beiden lösten sich voneinander. Ein inniger Kuss folgte, der Riley die Kehle zuschnürte. Die zwei waren wirklich zu beneiden.

Zumindest bis zu dem Moment, als der Anzugträger seinem Gespielen einen Schein in den gerade hochgezogenen Slip steckte. Okay … Aber geil war es trotzdem.

Sie flüsterten etwas, dann trennten sie sich und gingen in verschiedene Richtungen. Riley konnte nicht mehr gegen den Schwindel der Erregung ankämpfen und ließ sich auf den Hosenboden sinken.

Neugierig musterte Liam ihn. Beim Anblick der Beule zwischen Rileys Beinen grinste er.

»Das hat dich scharf gemacht!«

»Nein! Ich … das ist …« Riley versuchte, sein Shirt tiefer zu ziehen, aber es war ohnehin zu spät. »Und?«

»Nichts und.« Liam sank ebenfalls zu Boden und lehnte sich an den nächsten Baum. »Mir geht’s nicht anders. Blowjob bleibt Blowjob, oder?«

Mit den Augen folgte Riley der Hand des anderen. Liam fuhr sich selbst über den Schritt. Das Herz wollte ihm stehen bleiben bei diesem Anblick. Er sah ihm wieder ins Gesicht. Wollte Liam ihn verarschen?

»Wer zuerst abspritzt?« Liams Augen funkelten verspielt, als er seine Hose öffnete. Riley glaubte, jeden Moment sterben zu müssen.

»Ist ‚wer länger durchhält‘ nicht irgendwie sinniger?«, fragte er mit belegter Stimme. Liam dachte einen Moment darüber nach. Dann nickte er.

»Hast recht. Wir können für die anspruchsvolle Damenwelt üben.«

Riley atmete tief durch, dann öffnete er ebenfalls seine Hose und lehnte sich an einen anderen Baum.

»Aber ‚wer länger durchhält‘ macht erst Spaß«, begann Liam und setzte sich neben ihn, »wenn man nicht seinen eigenen Schwanz wichst.«

»Was?« Rileys Stimme wurde eine Oktave höher.

»Auf ›Los‹ geht’s los.« Liam zwinkerte und rückte sich zurecht. »Los.«

Riley stöhnte auf, als die Faust sich fest um seinen Schwanz legte. Das musste ein Traum sein! Liams Hand zwischen seinen Beinen? Das war doch meilenweit entfernt von der Realität!

Heiße Blitze zuckten durch seinen Körper, während Liam ihn erst langsam, dann immer schneller rieb.

»Mein Vorsprung wird immer größer, Riley. Wie wäre es, wenn du mitspielst?«

Riley schluckte und tastete sich in Liams Schoß. Seine Finger legten sich sanft um den harten Muskel. Liam keuchte und schloss die Augen. Riley wollte nicht wegsehen. Er wollte zusehen!

Da saß er neben seinem Angebeteten und rieb seinen Schwanz, während Liam dasselbe bei ihm tat. Unglaublich! Vielleicht würde es doch nicht so schlimm werden, ihm die Wahrheit zu sagen.

»Fester, Lee. Fester. Hast du dir noch nie einen runtergeholt?« Liam sah ihn unter schweren Lidern an. »Pump ihn härter, sonst gewinne ich um Längen.«

Riley gehorchte. Allerdings sorgte das kehlige Stöhnen, das er von Liam für sein Tun erhielt, trotzdem dafür, dass er verlor. Mit einem atemlosen Keuchen spürte Riley, wie sein Körper sich verkrampfte. Seine Hüften zuckten hoch und dann kam er. Lang und heiß ergoss er sich über Liams Hand und sein eigenes Shirt.

»Oh Fuck!« Liams Finger löste sich und gesellte sich stattdessen zu Rileys, drückte noch fester zu. Benommen sah Riley zu, wie Liam es sich mit seiner Hand machte, beobachtete, wie das schmale Becken nach oben stieß und schließlich sprudelte die Lust auch aus Liam heraus.

Widerwillig nahm Riley seine Hand zurück, schaffte es aber nicht, den Blick abzuwenden.

Bildschön.

Liams Haar klebte ihm vom Schweiß im Gesicht. Seine Brust hob und senkte sich viel zu schnell und er hatte die Augen wieder geschlossen.

Tasuta katkend on lõppenud.