Zwischen Himmel und Herde

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Zwischen Himmel und Herde
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Natural Horse
Das Magazin über den achtsamen Umgang mit Pferden.

Für Pferdefreunde, die mehr als reiten wollen.

•Natural Horse bietet Beschäftigungsideen für Pferd und Mensch von kompetenten Autoren und gibt Hilfestellungen für ein besseres und schonendes Reiten sowie Tipps für die natürliche und ganzheitliche Gesunderhaltung der Pferde.

•Natural Horse hilft, eine tiefere Bindung zu Pferden aufzubauen und „pferdisch“ zu denken.

•Natural Horse setzt sich für artgerechte Haltung und Fütterung ein.


www.naturalhorse.de

TANJA VON SALZEN-MÄRKERT

Zwischen Himmel
und Herde

Über die Natur der Pferdeseele

Haftungsausschluss

Autorin und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

Copyright © 2017 by Crystal Verlag, Wentorf

Gestaltung und Satz: Johanna Böhm, Dassendorf

Titelfoto: http://de.123rf.com/maryart1

Fotos im Innenteil: Ewa Bast, Heiko Märkert, Tanja von Salzen-Märkert, Christiane Slawik

Druck: finidr s. r. o., Český Těšín

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

Printed in Tschechische Republik

ISBN: 978-3-95847-014-9

Inhalt

Danksagung und Vision

Vorwort

Ein kleiner biografischer Auszug

Das Pferd als Krafttier

Krafttierübung

Übung: Das Krafttier-Blitzlicht

Vom Pferdedasein in der Menschheitsgeschichte – bis heute

Das Wesen des Pferdes

Die Natur der Pferdeseele

Naturgesetze – Das Gesetz der Anziehung

Spiegelbild der Seele – Das Gesetz der Resonanz

Peggy und der Ruf der Sweet Molly

Die „Medizin“ von Sweet Molly

Pferde und das Gesetz der Dualität

Vom Einssein mit der Pferdeseele

Die Grundbedingungen für seelisches Wohlbefinden

Die Kräfte der Pferde

Die „Medizin“ der Pferde aus traditionell indianischer Sicht

Die Grundgedanken der „Essentiellen Pferdearbeit“

Der Pferdekörper

Die Lebensenergie des Pferdes

Die fünf Pferdetypen nach traditioneller chinesischer schamanischer Lehre

Individualität

Die Grundbedingungen der essentiellen Pferdehaltung

Das Vertrauenssystem „Pferdeherde“

Essentielle Pferdearbeit – Die Natur des Pferdes als Vorbild

Eine Situationsanalyse für Sie und Ihr Pferd – nach ganzheitlichen Gesichtspunkten der „Essentiellen Pferdearbeit“


Allen voran danke ich von Herzen dem Crystal-Verlag, Hans-Joachim Schmidtke und Martina Kiss, für die Möglichkeit, dieses Buch in die Welt zu bringen. Es ist für all die Menschen geschrieben, die das Wesen des Pferdes näher betrachten und verstehen möchten und aus tiefstem Herzen gewillt sind, das Pferd auf Augenhöhe als gleichwertiges Lebewesen zu achten und zu respektieren.

In tiefer Verbeugung danke ich von Herzen dem Wesen der Pferde, meinen Teil dazu beitragen zu dürfen, dass Pferde gesehen und immer besser verstanden und behandelt werden. Mein besonderer Dank an dieser Stelle gilt den wundervollen Pferden Peggy und Llano.

Die Lehre der „Essentiellen Pferdearbeit“ in die Welt bringen zu können ist ein Geschenk der Pferde, das ich über Jahrzehnte der intensiven ganzheitlichen Arbeitsweise von ihnen erhalten habe. Gern bin ich als Vermittlerin im Namen der Pferde zwischen Mensch und Tier tätig, um dieses Wissen und Fühlen weiterzugeben. Diese ganzheitliche Betrachtungs- und Arbeitsweise soll zum Wohle aller vermittelt und praktiziert werden. Sie findet ihren Kern ausschließlich in der ehrlichen Liebe zum Wesen des Pferdes – und damit in der Liebe zur Erde und zum Leben selbst.

„Zwischen Himmel und Herde“ ist der klangvolle Titel des Ihnen vorliegenden Buches, das Ihnen die Nähe der Pferde zur Erde versinnbildlichen und bewusst machen möchte. All meine Überzeugung gilt meiner Wahrnehmung und Intuition, durch die ich in Jahren der Ausbildung und auch der Läuterung an unterschiedlichen Orten verstehen durfte, dass alle Naturvölker, die eng mit Pferden zusammenleben und jemals gelebt haben, die Pferde als Geschenk des Himmels ansehen. „Pferde“ – und auch die „Herde“ – haben im Ausdruck das Wort „Erde“ gemeinsam. Ich denke, die große Gabe der Pferde ist es, uns Menschen das Leben und Lernen auf der Erde zu erleichtern und zu verschönern. Ich wüsste nicht, von wem ich all meine Weisheiten lieber gelernt hätte als vom Wesen der Pferde selbst.

Den Pferden gilt mein Dank, dass ich heute bereits an dem Punkt angelangt bin, an dem ich bin – in freudiger Erwartung der nächsten Lektion.

Meine tiefe, innerste Vision beinhaltet die Hoffnung, dass Menschen und Pferde sich gegenseitig unterstützen und sich helfen. Gewalt gegenüber dem Pferd stelle ich mit all meiner Kraft und Hingabe Aufklärung, FAIRständnis, Liebe und Respekt entgegen und wünsche mir, dass Mechanik, Kraft, machtvolle Unterordnung und Gewalt ein für alle Mal der Vergangenheit angehören.

Dem Menschen widerfährt das, was er bereit ist zu geben.

Es ist Zeit!

Tanja von Salzen-Märkert


Die Inspiration, mein Fühlen und Erleben in ein Buch zu schreiben, ist für mich uralt – die Inspiration, dieses Buch zu schreiben, kam über Nacht … In einer ganz besonderen Nacht.

In einer Phase des Neubeginns nach ziemlich genau 40 Lebensjahren wurde mir plötzlich ganz eindeutig und präzise klar, warum ich hier bin: wegen der Pferde!

„Ja … das weiß ich doch irgendwie schon lange und ist auch nicht neu!“, moserte meine innere, zumeist etwas ungeduldige Stimme … Aber WARUM wegen der Pferde? Und was genau beinhaltet das?

Allerhand Fragen drängen sich in mir auf:

Ist es mein Wunsch, bei und mit Pferden zu sein? Oder ist es meine Aufgabe? Oder habe ich so etwas wie einen Auftrag, den es zu erfüllen gilt?

Gibt es so etwas wie Berufung?

Oder ist es vielleicht so etwas wie meine Pflicht, das, was mir die Pferde über die Jahrzehnte gezeigt und mitgeteilt haben, aufzuschreiben und zu schildern, es weiterzugeben?

Was will die innere Stimme von mir, die nachts laut in meinem Innenohr meinen Namen ruft, bis ich wach bin und wieder aufschreibe, welche Inspiration ich gerade erhalten habe?

Ist die Zeit reif, dass sich die Menschen dafür öffnen und wertschätzen, was die Pferde uns geben?

 

Kriegen die Menschen in dieser schnellen, leistungsorientierten Zeit überhaupt mit, welche Geschenke die Pferde für uns bereithalten?

Ist es schon an der Zeit, dass die Menschen ihr Herz öffnen, ohne die Inhalte dessen, was die Pferde zu sagen und zu geben haben, zu schmälern oder sogar zu verhöhnen?

Ist es vielleicht jetzt in dieser brisanten Zeit ganz wichtig, alles offenzulegen, was ich beobachte, sehe, höre und spüre, um Menschen und Pferde zusammenzubringen und ihnen eine echte Chance für alle aufzuzeigen?

Ist eventuell etwas dabei, das ein Mensch oder ein Tier jetzt dringend brauchen könnte oder das ihm weiterhilft?


Können Menschen durch Lesen eigentlich erfassen, was ihr Pferd oder die ganz besondere (Lebens-)Situation mit ihrem Pferd benötigt, um erfolgreich gemeistert zu werden?

Können Menschen durch ein Buch inspiriert werden, ihr eigenes Verhalten dem Pferd gegenüber zu überdenken?

Haben alle Menschen den Wunsch, gut mit Pferden umzugehen? Wenn ja, wieso sehe ich dann noch so viel Gewalt und so viel Brutalität auf meinen Reisen?

Kann ich Menschen, die bereits auf ihrem Herzensweg mit Pferden sind, durch ein Buch Bestätigung genug geben, damit sie sich nicht so einsam und allein mit ihren Erkenntnissen fühlen?

Kann ich die, die schon auf einem guten Weg sind, genügend ermutigen, diesen zarten roten Faden ihres eingeschlagenen guten Weges in der Hand zu behalten und ihm weiter zu folgen? Kann ich ihnen von Herzen vermitteln, sich weiter für die gute Sache einzusetzen?

Wissen sie, dass wir schon sehr viele sind, die sich für das Wohl der Pferde auf der Erde einsetzen?

Dann sollte ich sicher nicht zurückhalten, was ich bisher erfahren durfte …

Oder?

Sie sehen: Ich bin auf meinem Weg und mittendrin, es selbst für mich zu erschließen – dieses WARUM, das mich bis in die kleinste Zelle meines Körpers bewegt, mich beschäftigt und mich zu meinem eigenen Glück einfach nicht in Ruhe lässt. Und das schon seit so vielen Jahren.

Ich möchte Ihnen eine kleine unterhaltsame Geschichte aus meiner Biografie erzählen und wie alles begann.

Direkt darauf möchte ich Sie in die Inhalte dieses Buches entführen, um Ihnen die wunderbaren Kräfte der Pferde zu verdeutlichen und näherzubringen. Ich möchte Ihnen bewusst machen, was Sie vielleicht in der Tiefe Ihres Herzens schon längst spüren oder ahnen und welche Geschenke die Pferde uns auf so viele wundervolle Arten und Weisen offenbaren. Ein Pferd vollkommen in seiner ganzen Größe und auf jeder Ebene zu erfassen, kann mich nur zu einem einzigen Schluss führen: Ein Pferd ist ein lebendiges Wunder!

Starten wir mit einem kleinen Auszug aus meiner persönlichen Geschichte. Zuerst hat es scheinbar mit Pferden gar nicht so viel zu tun … Doch dann kommt alles anders und die Puzzleteile fügen sich …

Ein kleiner biografischer Auszug

Ich kam 1975 mit einem ziemlichen Ruck auf die Welt. Das war bestimmt nicht unerwartet – und trotzdem irgendwie plötzlich. Überfallartig muss ich meine Familie, vor allem meine Mutter, mit der Geburt konfrontiert haben – und nach wenigen Minuten des Auf und Abs im Krankenhausgang war ich auch schon da. Für eine Mutter, die fürsorglich halten, schützen und lieben wollte, war das vielleicht fast etwas schnell. Sie musste sich einige Tage von dem doch sehr abrupten Loslassensprozess erholen. Es kamen Tage auf mich zu, in denen ich scheinbar sehr auf mich allein gestellt war. Vielleicht war es nur kurz, vielleicht auch lang – gefühlt schien es mir wie eine Ewigkeit. Dank mehrerer eigener schamanischer Reisen als mich selbst erkundende erwachsene Frau schob ich die dunklen Wolken meiner Vergangenheit zur Seite. Glücklicherweise stieß ich auf sehr klare und deutliche Erinnerungen an diese frühe Zeit in meinem Leben, die mich mehr und mehr alles sehen und verstehen ließen:

Ich lag in einem wunderbar warmen Kinderbettchen und streckte meine mir hellblau erscheinenden, aber unsichtbaren, lichtvollen Fühler aus. Diese Fühler sind so etwas wie Tastinstrumente, Sensoren, die ich mir bewahrt habe und mit denen ich bis heute aktiv arbeite. Damit konnte ich schon damals die Menschen in der Umgebung auffinden und wusste, wie es ihnen gerade geht und was sie machen. Ich konnte Personen orten, Stimmungen und Emotionen auffangen und miterleben. Je mehr ich meine Fühler ausstreckte, umso besser konnte ich damit umgehen und meine Umgebung wahrnehmen. Doch dann kamen die Nächte und um mich herum wurde es dunkel und still. Meine Fühler fanden nichts vor außer der Dunkelheit. Und dieses Nichts gab mir nur wenig Sicherheit. Es machte mir Angst. Unruhig begann ich meine Fühler also weiter auszustrecken. Immer weiter und weiter.

Heute weiß ich die Ebene, auf die ich mich von dort an begeben habe, einzusortieren und zu benennen. Ich bin auf eben die Ebene vorgedrungen, auf der alle Kinder zu der Zeit sind. Eine magische Ebene. Die Ebene der Energien, dort, wo sich Gefühle aufhalten und Schatten und Lichtwesen sich begegnen. Es ist die Ebene, auf der die Seelen unserer Ahnen zu Hause sind und auf der die Krafttiere zu finden sind, wenn wir sie suchen. Das ist der Ort, zu dem auch Schamanen reisen, um Unterstützung, Rat und Hilfe für sich und andere zu erbitten. Ein Ort der Führung. Ein Ort des Gehaltenseins. Ein Ort frei von aller Materie und frei von dem Korsett der gesellschaftlichen normierten Vorstellung, wie alles zu sein hat. Um an diesen Ort zu gelangen, ist es nötig, verstandesmäßige Grenzen loszulassen und einfach geschehen zu lassen. Jedes Kind kann das! Aber nicht jeder Erwachsene ist gegenwärtig noch in Übung, dies zu tun …

Meine frühkindliche Erfahrung dieser Zeit hallt bis heute in mir nach. Zu meiner eigenen Überraschung galt meine Aufmerksamkeit zuerst nicht gezielt den Pferden. Nein, sie galt dem Leben an sich: der Freude, der Neugier, der Wissbegier, der Wärme, der Liebe … – all das wollte ich erleben und verspürte eine unglaubliche Sehnsucht danach. Eine Art Lebensdurst. Und dann, beim Ausstrecken meiner Fühler, bekam ich immer wieder auf eine fast unerklärliche Art den Kontakt zu allen möglichen Lebewesen in der Umgebung, nah und fern. Manchmal sehr fern. Immer wieder landete ich in dieser Zeit bei den Delfinen in den Ozeanen dieser Welt. In meiner magischen Welt konnte ich sie ohne Umweg, direkt und unmittelbar, mit meinen Fühlern erreichen. Obwohl die Ozeane so weit entfernt waren, waren die Delfine und die unausschöpfliche Liebe dieser wundervollen Wesen mir nah und vertraut.

Meine Erinnerungen führten mich wie in einen tagelangen Traum, in dem ich mich von einer Gruppe Delfinen umgeben und geborgen als deren Kind wiederfand. Ich bin mit ihnen durch die Meere geschwommen, habe meinen Körper erfahren und fühlte mich von ihrer Liebe und Zuneigung gewärmt und geborgen. Besonders eine Delfinfrau hat sich um mich gekümmert und mir all das gegeben, wozu meine erschöpfte Mutter zu der Zeit nach meiner Geburt nicht sofort und schon gar nicht ununterbrochen in der Lage war. Ich fühlte mich zu den Delfinen nicht nur hingezogen, ich fühlte mich voll und ganz zugehörig – ohne Unterschied.

Und dann kam der Tag, der mich aus meinen Träumen in die Realität holte. Überglücklich über meine immer kräftiger werdende Mutter, die mich von nun an wieder umsorgen konnte, überkam mich eine tiefe Traurigkeit. Es war die Trauer, mich von meiner Delfinfamilie in meiner magischen Welt trennen zu müssen und mich von der Delfinmutter, die sich so rührend und liebevoll um mich gekümmert hatte, zu verabschieden. Mit großen offenen Augen sprach sie mir Mut zu. Mit ihren Worten: „Geh zu den Pferden – die sind so ähnlich wie wir!“, gab sie meinem Leben und vor allem meinem Herzen die entscheidende Richtung. Für diese Weisung bin ich bis heute unendlich dankbar. Sowie ich die ersten Schritte laufen konnte, zog es mich zum Erstaunen meiner Eltern unaufhaltsam zu den Pferden. Und die Delfinin hatte recht! Sie sind sich sehr ähnlich!


Wenn man es genau nimmt, waren meine ersten Tage auf der Erde so etwas wie eine sehr lange und intensive schamanische Reise. Mit allen Sinnen war ich auf der Ebene unterwegs, die ich später, sehnsüchtig nach Erklärung suchend, in verschiedenen Naturreligionen wiedergefunden, kennen und lieben gelernt habe. Kein Wunder also, dass es mich seit jeher nicht nur zu den Pferden, sondern auch zu den Schamanen und Weisen indigener Stämme gezogen hat und ich über Jahre Wissen und Methoden recherchiert, gesammelt, verinnerlicht und auf gewisse Art wiedergefunden und zurückerobert habe. Unabhängig davon, wie es mir im entsprechenden Moment ging, wollte ich immer wissen, was die Medizinmänner und Medizinfrauen dazu sagen würden. Ihre Art und Weise, das Leben zu sehen und wahrzunehmen, war von Anfang an so eins mit meinen ersten Prägungen und Einsichten ins Leben, dass es mich magisch anzog und mir und meiner Natur bis heute entspricht. So stieß ich über kurz oder lang natürlich auf Verbindungen mit Tieren als Beistand und Helfer für die Menschen in guten und in schlechten Zeiten – allen voran das Pferd. Lange Zeit war mir rätselhaft, wie ich es deuten und in meinem realen Leben einsortieren sollte:

Ist nun das Pferd in meinem Geiste, das meine Seele bewegt und mir lichte Hinweise für meinen Weg schenkt, mein Krafttier – oder das Pferd in meinem Stall? Was kann das eine, was das andere nicht kann? Wozu brauche ich das eine, wenn ich doch das andere habe?

Ich begann zu recherchieren und entdeckte immer mehr Parallelen meiner irdischen und magischen vierbeinigen Begleiter. Und auf einmal wurde mir klar: Das, was mein Krafttier mir als eine Art unsichtbarer Begleiter für Weisungen offenbart, ist ebenso im direkten Kontakt mit meinem Pferd spürbar und sichtbar – ich muss nur genauer hinschauen, um das Offensichtliche zu erkennen!

Die Bedeutung eines Krafttieres ist unumstritten etwas sehr Persönliches – ebenso wie die Begegnung mit einem weltlich existierenden Pferd. Man könnte meinen, beide haben den gleichen „Auftrag“. Doch hat das Pferd in meinem Stall, abgesehen davon, dass es mir begegnet ist und dahinter sicher irgendein Sinn steckt, ganz nebenbei auch mit der Führung seines eigenen Lebens immens viel zu tun. Ein Schamane sagte während einer Einweihung zu mir, dass es so schlimm um die Erde und ihre Bewohner steht, dass die magischen Pferde inkarnieren müssen, weil wir Menschen es allein nicht schaffen, all unsere Themen zu erkennen. Weil wir von Zivilisation geprägten Menschen verlernt haben, diese leisen Stimmen wahrzunehmen. So, wie wir scheinbar zivilisiert leben, haben sich aufgrund der menschlichen Weise zu leben viele Probleme eingeschlichen. Dieser Schamane meinte damit, dass die Pferde der Erde helfen, gesehen und verstanden zu werden. Denn grundsätzlich braucht die Erde eben genau das, was ein Pferd auch braucht, um in seiner Mitte zu sein: einen Ort des Friedens, der Akzeptanz, Achtung, Fürsorge und Liebe. Die Harmonie, die daraus zum Wohle aller entstehen kann, ist das erstrebenswerte Resultat, von dem auch wir Menschen profitieren. Ein Pferd verkörpert daher ein kleines Stückchen Erde. Jedes einzelne Pferd ist ein wertvoller Teil unserer Schöpfung. Und alle Pferde zusammen gesehen sind das „Wesen Pferd“. Wie ein einziger großer Organismus, der über die ganze Welt verteilt lebt, schöpft und wirkt. Doch das ist so gesehen schon sehr philosophisch und überschreitet die Grenzen unseres „normalen“ Alltagsdenkens.

Doch noch einmal zu den Krafttieren: Ich selbst habe mich anfangs immer schwer – getan mit Krafttieren, weil ich schon früh der Meinung war, dass es eventuell sehr einseitig sein könnte, wenn mein ganzes Leben von nur einem Tier und seinen Fähigkeiten begleitet werden würde. So machte ich mich auf den Weg, die Hintergründe der Krafttierlehre zu erkunden und mehr zu erfahren. Um dieses Buch zu schreiben, habe ich viel Zeit in meinem Leben damit verbracht, den Dingen auf den Grund zu gehen. Dabei hat es mich niemals abgeschreckt, wenn ich auf der Suche Leid, Qual und Dunkelheit begegnet bin. Im Gegenteil: Immer interessiert, wie sich die dunkelsten Dinge der Welt bewerkstelligen und bereinigen lassen, war ich bei jeder einzelnen Situation zutiefst überzeugt, dass am Ende des Tunnels Licht sein werde. Wo Schatten ist, ist auch Licht – eines der wohl am leichtesten zu verstehenden Naturgesetze der Erde. So weiß ich heute, dass das Pferd als Krafttier seinen Einsatz in Heilbehandlungen der schamanischen Medizin weltweit findet. Es steht Familien zum Schutz zur Verfügung, wie es auch seine Herde schützen würde. Das Pferd kann stellvertretend ein Wächter eigener Energiezentren des Unterbewusstseins sein, zum Beispiel des Berufungszentrums, dessen Tore so lange geschlossen bleiben, bis die Zeit reif ist, sie zu öffnen. Das Krafttier Pferd kann den Elementen Feuer, Erde, Luft, Wasser und Äther zugeordnet sein und damit eine bestimmte Berufung haben oder für bestimmte Aufgaben eine Zeit lang zur Verfügung stehen. Als magischer Begleiter einer Partnerschaft hat das Pferd eine überaus starke, bindende und sehr loyale Kraft. Ebenso wie in einer Herde steht die Partnerschaft dann unter einem sehr guten, starken und vor allem loyalen Stern.

 

Allgemein gesprochen sind Krafttiere Helfer. Sie können uns in allen Lebenslagen beistehen, wobei zu unterscheiden ist, dass der Moment oft von einem anderen Tier begleitet wird als ein gesamtes Leben. Im Verhältnis erscheint das Pferd relativ oft als Krafttier in einer schamanischen Sitzung oder Heilbehandlung. Ich persönlich glaube, dass es daran liegt, dass die Pferde uns aufgrund der letzten rund 5000 Jahre gemeinsamer Evolution einfach nah und präsent sind, vor allem in den Naturvölkern. Und wie es aussieht, hat das Pferd es geschafft, nicht wie Rind oder Schwein fast ausschließlich von uns verspeist zu werden. Wenn sich das Bewusstsein der Pferdemenschen weiter hebt, haben wir gute Chancen auf weitere 5000 Jahre gemeinsamer Entwicklung. Wenn Ihnen das Pferd in der Meditation oder im Traum begegnet, liefert es immer Rückschluss auf Themen der Freiheit, Natürlichkeit, der Stärke des Herzens und des Neubeginns. Die eigene innere Wildheit zu spüren und zurückzuerinnern ist das, was unser Herz am meisten nährt und bewegt. Denn genau das ist es, was unsere Herzen höher – schlagen lässt, wenn wir ein anmutiges und schwungvolles Pferd im Frühjahr vor Kraft strotzend über die Weide galoppieren sehen. Die Sehnsucht, diese Kraft im eigenen Herzen zu spüren, ist es, was die Liebe zum Pferd ins Bewusstsein steigen lässt.


Zusätzlich können Sie bei solch einer Krafttierbegegnung genau hinschauen, was und wie es sich Ihnen zeigt. In den geführten Meditationen der letzten Jahre wurde deutlich, dass Pferde häufig in einem bestimmten Kontext erscheinen, der genau zum aktuellen Lebensthema seines Menschen passt. Zum Beispiel geht das Pferd einen langen, ebenen Pfad dem Sonnenaufgang entgegen, was Rückschlüsse auf den recht harmonisch fortschreitenden Lebensweg geben kann. Es suggeriert die Möglichkeit, ihm zu folgen, denn der Weg geht ohne große Komplikationen geradeaus dem Licht entgegen. Ich würde das als eine Mut machende und bestärkende Aufforderung ansehen und ermuntern, unnötige Sorgen fallen zu lassen.


Ebenso kann es sein, dass Sie nur mit einem Teil des Pferdewesens in Kontakt kommen oder ihn erkennen. Diesen Bereich können Sie dann deuten. Wichtig ist hierbei eigentlich nur, dass Sie dem Herzen Vorrang lassen und ihre Erkenntnisse nicht in Stein meißeln. Ich habe schon oft in meiner inneren Arbeit Bilder erhalten, die an dem Tag auf eine bestimmte Weise gedeutet werden konnten – und Tage später wieder ganz anders. Und beide Bedeutungen haben Sinn gemacht. Wir verstehen oft erst nach Tagen oder Wochen, was genau gemeint war. Lassen Sie sich und Ihrem Verstand daher bitte etwas Spielraum. Sie können zum Beispiel einen bestimmten Augenausdruck des Pferdes wahrnehmen oder das Fell, die Tasthaare um das Maul herum, seine Form, seine Energie oder eine Herdensituation. Alles kann auf einen Schwerpunkt hinweisen, und Ihre Fantasie ist herzlich eingeladen, damit kreativ zu werden – es gibt kein Richtig oder Falsch. Es gibt nur Ihre persönliche Deutung in Ihrem persönlichen Lebenskontext, und kein Mensch der Welt weiß darüber so gut Bescheid wie Sie. Menschen wie ich sind lediglich bei der Deutung behilflich und vermitteln Inspirationen und Gedankenanstöße. Diese Arbeit ist nur eine assistierende Unterstützung, die Hinweise zu sehen, zu erkennen und anzunehmen. Das Wissen entspringt Ihrer eigenen Tiefe.