Loe raamatut: «Offen gesagt»

Font:


unveränderte eBook-Ausgabe

© 2020 Seifert Verlag

1. Auflage (Hardcover): 2019

ISBN: 978-3-902924-91-9

ISBN Print: 978-3-904123-03-7

Sie haben Fragen, Anregungen oder Korrekturen? Wir freuen uns, von Ihnen zu hören! Schreiben Sie uns einfach unter office@seifertverlag.at

Seifert Verlag GmbH

Ungargasse 45/13

1030 Wien

www.seifertverlag.at

facebook.com/seifert.verlag

Inhalt

Vorwort

Öl und Macht

Außer Kontrolle

Die Situation hat sich verschärft

»Wann, wenn nicht jetzt?«

»Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Zeitgeistes«

UNO-Mobbing

Machtrausch der Elite

Situationselastisch

Eine Mogelpackung

Rote Chaos-Tage

Wie viel EU braucht Europa?

Die Scheinheiligkeit des Westens

Der Schneemann – ein Yeti?

»Wenn es ernst wird, muss man lügen«

Die Erde braucht den Menschen nicht

Konkursverschleppung

Land der Sonderbeauftragten

»Advent, Advent, ein Lichtlein brennt«

Revolution des Mittelstandes

Alexander Wanda Bellen?

In der Zwickmühle

Gender-Gaga

»Durch das Volk und für das Volk«

Vorbereitung auf den globalen Crash

Die Steuer auf Bargeld

Schutz des Bargeldes in die Verfassung!

Ohne Brot und ohne Perspektive

»TLTRO-III« – Das Bankenrettungspaket

Doppelmoral

Die Vernichtung des Mittelstandes

Die Bevölkerungsexplosion

Wenn Fische im Plastikmüll versinken

»Gott und Wissenschaft sind kein Widerspruch«

Der Anfang vom Ende des Bargeldes

»Die Staatskasse errötet nicht«

Wenn das ewige Eis schmilzt

»Ibiza-Gate«

Wechselnde Mehrheiten

»Die zwei Pumperer und ihr bizarrer Plan zur Machtübernahme«

Geänderte Machtverhältnisse

»Es ist sehr heiß in Teheran«

Wenn Weltmeere leise sterben …

»Bildunksnotschtand«

»Es wird niemals so viel gelogen …«

»Gebt mir die Kontrolle über die Währung …«

»Mercosur ist ein Angriff auf das Weltklima!«

Vorwort

Ob einer Persönlichkeit Raum gelassen wird, entscheidet allein das Zeitalter, in das man geboren wird. Man kann zu früh, aber auch zu spät zur Welt kommen. Die Epoche, in die wir hineingeworfen sind, hämmert und meißelt uns. Sie ist so schöpferisch, dass sie sogar die Gesichter formt. In den Physiognomien spiegelt sich »die Höhe der Zeit« wider; so, wie Architektur alles über Kindheit, Jugend, Erwachsenen- und Greisenalter einer Kultur verrät. Alles hat ein Datum. Alles erhält Rhythmus und Richtung. Alles strebt auf etwas zu. Das kommende Zeitalter stößt bereits vor. Diese Welt richtet sich auf eine neue planetarische Ordnung aus. Die Bereitstellungen sind gewaltig: Es kommt zur Angleichung der Geschlechter, der Einebnung von Ethnien, Ständen und Klassen. Wertvorstellungen verschwinden. Jahreszeiten lösen sich auf, Grenzen fallen, Weltmeere sterben, die Weltbevölkerung steigt sprunghaft an und gigantische Wanderbewegungen setzen ein. Selbst der Stil wird global.

Den höheren Rhythmus der Geschichte – die Neuformierung der Welt – kann niemand aufhalten. Alles geht in diesem Zyklus seinen logischen, vorhergesehenen Gang; wie beim Kreislauf von Werden und Vergehen. Die Naturgesetzlichkeit, mit der sich all das vollzieht, ist die »Mutter aller Dinge«. Wir sind die Saat im Sturm.

Der Mensch hat sich über die Jahrhunderte nicht verändert. Er ist weder besser noch schlechter geworden. Er erhält nur, abhängig von der geschichtlichen Epoche, eine andere Mission und Richtung. Wenn »die Zeit gekommen ist«, dann wirken selbst Fehler, Schwächen und Unzulänglichkeiten großer Staatenlenker in den vorhergesehenen Lauf hinein. Es gibt dann nichts Falsches mehr. Und umgekehrt: Keine noch so beeindruckende Einzeltat oder Ausnahmepersönlichkeit kann eine epochale Entwicklung umkehren, die einmal eingesetzt hat. Otto von Bismarck hat es geahnt, indem er auf die Frage, was Weltpolitik sei, antwortete: »Politik ist, dass man den Schritt Gottes durch die Hallen der Weltgeschichte hört, dann zuspringt und versucht, einen Zipfel seines Mantels zu fassen.« Im 18. Jahrhundert konnte es keine Angela Merkel geben. Die Zeit hätte es niemals zugelassen. Heute ist sie seelenhafte Verkörperung dieser Epoche. Wenn Bürgern die eigene Person das Heiligste ist, wenn Leichtgläubigkeit bei gleichzeitigem Unglauben existiert, Angst zur Tugend und Selbstbehauptung gescheut wird, kann sie höchste Staatsämter erringen. »Zum Frieden genügt nicht, dass man den Krieg nicht will«, schrieb Ernst Jünger und ahnte bereits, in welcher Phase des Zyklus sich unser kollektives Bewusstsein befindet.

Wir verbleiben auf dem Schiff. Das ist unsere Rolle in diesem Stück. Meine Kolumnen, die in diesem Buch wiedergegeben sind, sind weder Meinungsmache noch Sprachrohr oder Seelentrost. Es sind Chroniken. Ich bin Chronist. Das ist auch der Sinn all dessen, was ich zu sagen habe.

Wien, im Juli 2019Tassilo Wallentin

Öl und Macht
Erschienen am 22.6.2018

Die USA werden Ende 2018 der größte Erdölförderer der Welt sein! Sie werden Saudi-Arabien und Russland übertreffen. Nie zuvor waren die USA von fremdem Öl und Gas so unabhängig – nie zuvor traten sie als Verkäufer am globalen Energiemarkt auf. Europa muss sich nun warm anziehen. Denn der Konflikt mit dem Iran und die neue Freundschaft Trumps mit Putin sind kein Zufall, sondern sollen die Öl- und Gaspreise massiv in die Höhe treiben.

Das Machtgefüge der Welt hat sich entscheidend zugunsten der USA verändert. Das Land ist dank der umstrittenen »Fracking-Methode« zur Erdöl- und Schiefergasgewinnung über Nacht zur Energie-Nation Nr. 1 geworden. Eine neue Ära hat begonnen. Ausgerechnet die USA, die im Nahen und Mittleren Osten Kriege wegen Erdöl geführt haben, produzieren nun in Texas und Nord-Dakota mehr Öl als ganz Saudi-Arabien. 2018 und 2019 wird die amerikanische Förderquote sogar diejenige Russlands übersteigen (laut US-Energieministerium).

Die USA sind erstmalig in ihrer Geschichte nicht mehr auf fremdes Öl und Gas angewiesen. Mehr noch – sie sind in den globalen Energiemarkt als neuer Großhändler eingestiegen. Und das bekommt »der Rest der Welt« ziemlich heftig zu spüren. Der neu vom Zaun gebrochene Konflikt der USA mit dem Iran hat hier einen seiner Hintergründe: 40 % des maritimen Erdöltransports laufen über den Persischen Golf durch die Straße von Hormus. Sollte US-Präsident Trump, wie angekündigt, »stärkste Sanktionen« gegen den Iran verhängen und die Meeresenge blockieren, dann ist der Westen von der Ölversorgung so gut wie abgeschnitten. Es käme zur Explosion der Energiepreise. Die EU bräuchte dringend einen neuen Öl- und Gaslieferanten – wofür sich praktischerweise Öl-Firmen aus den USA sicher sehr gerne anbieten würden.

Trump kann das aber nicht im Alleingang durchziehen. Er muss sich zuvor mit dem anderen großen Energielieferanten der EU über die neuen Marktverhältnisse unterhalten: mit Russland. Und so ist es auch gekommen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow nannte das Gipfelgespräch Trump-Putin »besser als super« – das Gespräch sei »einfach klasse« gewesen.

Für die EU verheißt das nichts Gutes. Das klingt nach russisch-amerikanischen Deals zu Lasten Dritter. Europa verfügt über keinerlei nennenswerte Energievorkommen. Wir sind von Öl- und Gaslieferungen völlig abhängig. Sollten die USA und Russland ziemlich beste Freunde werden und sich die Märkte untereinander aufteilen, dann kann EU-Kommissionspräsident Juncker nur noch eine bescheidene Frage stellen: »Bitte, wie viel dürfen wir künftig für Öl und Gas bezahlen?«

Der unvergleichliche Tatort-Kommissar Schimanski alias Götz George hat im Film die Weltordnung so erklärt: »Die rechte Arschbacke, das sind die Amerikaner. Die linke Arschbacke sind die Russen, und wir hier in Europa, wir sind das Arschloch.«


Außer Kontrolle
Erschienen am 29.6.2018

Die Situation im Mittelmeer ist weiterhin außer Kontrolle. Bootsflüchtlinge werden immer noch regelmäßig nach Europa befördert. Den Bürgern verkauft man das gerne als »Rettung aus Seenot«. Aber die Realität sieht anders aus: Würden sich alle NGOs an geltendes Seerecht halten, wäre die Mittelmeerroute längst geschlossen und wohl auch das Sterben beendet.

Die »Rettungskette« ist bekannt: Hundertausende – zumeist Migranten aus Afrika – reisen an die libysche Küste. Dort setzen Schlepper jeweils 100–150 Personen in ein Schlauchboot. Jeder Passagier bezahlt vorab 1500 Dollar. Einer bekommt ein Satellitentelefon. In dem sind die Rufnummern von Frontex und NGOs eingespeichert. Das Schlauchboot hat nur für wenige Kilometer Sprit. Kaum auf hoher See, wählt der Passagier mit dem Satellitentelefon die eingespeicherten Nummern und gibt SOS. Frontex- und NGO-Schiffe eilen herbei, nehmen alle Bootsflüchtlinge auf und befördern sie in das 480 Kilometer entfernte Italien. Dort angekommen, taucht etwa die Hälfte der »Geretteten« unter. Die weiteren Reiseziele heißen zumeist Deutschland, Schweden oder Österreich.

2016 wurden etwa 280.000 Migranten von EU-Schiffen nach Italien übergesetzt. Nur vier Flüchtlingsboote haben es von sich aus nach Europa geschafft. Das ist ein Milliardengeschäft für Islamisten, Schlepperbanden und Asyl-Lobby!

Würde man internationales Seerecht einhalten, wäre die Mittelmeerroute längst geschlossen und das Ertrinken wohl gestoppt: Die EU-Schiffe kreuzen vor der Küste Libyens. Nach Seerecht sind sie verpflichtet, gerettete Personen zum nächstliegenden Hafen zu bringen – und das ist der libysche Hafen! EU-Schiffe dürfen »Gerettete« nicht – wie Wasser-taxis – Hunderte Kilometer über das Mittelmeer nach Italien transportieren. Denn dann handelt es sich nicht mehr um eine »Seenotrettung«, sondern um einen »Transport von Passagieren«. Die Bootsflüchtlinge verlieren damit ihren Status als »Gerettete«. Denn als Schiffbrüchiger gilt man nur bis zum nächsten Hafen. Und der liegt in Nordafrika. Italien darf diesen »NGO-Passagierschiffen« zu Recht das Anlegen verweigern.

Würde man gemäß internationalem Seerecht alle Geretteten zum nächsten Hafen bringen, wäre das Geschäft der islamistischen Schlepper zerstört. Kein Mensch bezahlt 1500 Dollar für einen Platz im Schlauchboot, wenn er weiß, dass er 15 Minuten später im libyschen Hafen steht. So etwas spricht sich schnell herum. Das Sterben im Mittelmeer wäre beendet. Wenn die Überfahrt nach Europa nicht mehr möglich ist, steigt auch der Druck auf nordafrikanische Küstenstaaten, EU-Flüchtlingslager auf ihrem Gebiet zuzulassen. In diesen sicheren Zonen könnte rechtsstaatlich entschieden werden, wer tatsächlich Verfolgter laut Genfer Flüchtlingskonvention und wer reiner Wirtschaftsmigrant ist. Nicht Schutzberechtigte könnten auf dem Landweg wieder zurück in ihre Heimat reisen, ohne Europa betreten zu haben.

Mit einem Wort: Wir entscheiden dann selbst, wer zu uns kommt – und nicht Schlepperbanden oder NGOs.


Die Situation hat sich verschärft
Interview, erschienen am 5.8.2018

Tassilo Wallentin sprach mit Österreichs einstigem obersten Mafiajäger und Asylrichter DDr Friedrich Kinzlbauer über »Asyl-Shopping«, warum kriminelle Asylwerber oft nicht abgeschoben werden können, und wie man die Situation wieder in den Griff bekommt.

Wallentin: Sie waren einer der erfahrensten Asylrichter Österreichs. Hat sich aus Ihrer Sicht die Situation beruhigt? Gibt es weniger Asylanträge? Sind die Grenzen nun dicht?

DDr. Kinzlbauer: Die Situation hat sich eher verschärft! Die Anzahl der bei Gericht anhängigen Asylverfahren wird Ende 2018 der Einwohneranzahl der Stadt St. Pölten entsprechen. Zum Vergleich: Letztes Jahr wurden in Österreich 25.000 Anträge gestellt – in Polen waren es nur 5000 und in Ungarn überhaupt nur 3500. Auch heuer dürften wieder 25.000 neue Asylanträge in Österreich gestellt werden. Und zusätzlich dazu wird uns auch noch der Familiennachzug aus dem Jahre 2015 beschäftigen, wo an die 90.000 Asylanträge gestellt wurden. Die Grenzen sind weiterhin nicht dicht! Wären sie es, gäbe es auch keine illegalen Einreisen nach Österreich.

Wallentin: Österreich ist nur von sicheren Drittstaaten umgeben. Es gilt doch die Regel: Der erste sichere Drittstaat, den der Asylwerber betritt, ist für ihn zuständig – »Asyl-Shopping«, also das Aussuchen des Asyllandes, ist verboten. Wie kann überhaupt jemand erfolgreich bei uns um Asyl ansuchen? Ein Asylwerber kann doch nur über einen sicheren Drittstaat nach Österreich gelangt sein?

DDr. Kinzlbauer: Das stimmt, »Asyl-Shopping« ist verboten. Das Problem ist aber, dass wir unsere Grenzen nicht kontrollieren. Sobald jemand über ein sicheres Drittland zu uns kommt und einen Asylantrag stellt, hat Österreich sieben Tagen Zeit, um dieses sichere Drittland aufzufordern, dass es den Asylwerber wieder zurücknimmt. Versäumen unsere Behörden diese siebentägige Frist – weil sie nicht wissen, aus welchem Nachbarland der Asylwerber zu uns eingereist ist –, dann ist Österreich für das Asylverfahren ein für alle Mal zuständig, salopp gesagt, dann »gehört der Asylwerber uns«, obwohl er aus einem sicheren Drittland zu uns eingereist ist. In der Praxis verhält es sich so, dass die Asylwerber ihre Fluchtroute aus ihrem Herkunftsland bis in die Türkei einwandfrei schildern können, ab der Türkei jedoch »nicht mehr wissen«, welche Länder sie bis nach Österreich durchquert hätten. Es gibt sogar Anleitungen im Internet, dass man gegenüber den Asylbehörden sagen soll, man sei an der türkischen Grenze in einen Bus eingestiegen und erst in Österreich wieder ausgestiegen und wisse nicht, über welche Länder man gefahren sei.

Wallentin: Warum kann man straffällige Asylwerber oftmals schwer oder gar nicht abschieben? Wenn der Betreffende eine Gefahr für Österreichs Sicherheit oder die Allgemeinheit darstellt – etwa weil er wegen einer besonders schweren Straftat rechtskräftig verurteilt wurde –, muss man doch abschieben dürfen?

DDr. Kinzlbauer: Unsere Möglichkeiten sind sehr, sehr begrenzt. Zuerst muss das Herkunftsland des Straffälligen eindeutig feststehen. Das ist oft nicht der Fall, weil die Leute ihren Pass weggeworfen und gegenüber den Behörden falsche Angaben über ihre Identität gemacht haben. Dann muss das Herkunftsland überhaupt bereit sein, den Straffälligen zurückzunehmen. Staaten wie Marokko und Tunesien nahmen in der Vergangenheit ihre Staatsangehörigen nicht zurück. Und selbst wenn alle diese Voraussetzungen vorliegen, dann dürfen wir den Straftäter trotzdem nicht abschieben, wenn ihm in seinem Herkunftsland »menschenrechtsunwürdige Zustände ernsthaft drohen«. Das ist faktisch in jedem afrikanischen und arabischen Land der Fall. Aus all diesen Gründen konnten in der Vergangenheit fast bis zu 90 Prozent der abgelehnten Asylwerber nicht abgeschoben werden!

Wallentin: Hat die neue Regierung daran etwas verändert? Man hört immer wieder, dass vermehrt Abschiebungen erfolgen würden? Wurde das Asylrecht verschärft?

DDr. Kinzlbauer: Das Asylrecht wurde nicht verschärft. In Österreich liegt die Möglichkeit, für gewisse Länderangehörige Asyl zu bekommen, immer noch bei 70 Prozent, in Polen hingegen bei nur 5 Prozent. Das sogenannte Fremdenrechtspaket bringt keine Vorteile im Verfahren. Ja, der Verwaltungsaufwand wurde sogar erhöht. Österreich nimmt auch weiterhin viel mehr Asylwerber von anderen Staaten zurück, als wir an andere Staaten überstellen. Und zu den Abschiebungen ist festzustellen, dass die Mehrheit der Abgeschobenen freiwillig ausgereist ist. Dieses Phänomen ist damit zu erklären, dass diese Personen bei freiwilliger Ausreise Rückkehrgeld von Österreich erhalten. Wie viele von ihnen nachher wieder illegal nach Österreich einreisen, darüber gibt es keine Statistik.

Wallentin: Was sollte am Asylrecht geändert werden?

DDr. Kinzlbauer: An eine EU-weite Lösung ist in absehbarer Zeit nicht zu denken. Wir müssen nationale Schritte setzen. Der illegale Grenzübertritt müsste verhindert werden; dies im Einklang mit dem Schengen-Abkommen. Es müsste verstärkt temporäre Grenzkontrollen an immer anderen Orten und ständige Kontrollen im Grenzraum (30 Kilometer) zu unseren Nachbarn wie Ungarn, Italien, Slowenien etc. geben. So wäre es möglich, illegale Personen sofort zurückzuschieben, da ja der Eintrittsort nach Österreich eindeutig nachgewiesen werden kann. Weiters müssten Abschiebungen von abgelehnten Asylwerbern sofort vollzogen werden. Derzeit ist es so, dass es für den abgelehnten Asylwerber die Möglichkeit gibt, entweder »abzutauchen« oder Beschwerde beim Höchstgericht samt Antrag auf aufschiebende Wirkung einzulegen oder einfach einen neuen Asylantrag zu stellen. Das führt das langwierige, oft über Jahre dauernde Asylverfahren ins Absurde. Immer öfter erhalten abgelehnte Asylwerber das dauerhafte Bleiberecht, weil sie schon so lange in Österreich sind und sich hier ein Privat- und Familienleben geschaffen haben.

»Wann, wenn nicht jetzt?«
Interview, erschienen am 2.9.2018

Tassilo Wallentin greift schonungslos Woche um Woche Themen in der Krone Bunt auf, die der journalistische Mainstream nicht zu schreiben wagt. Vera Russwurm traf den Kolumnisten zum Interview aus Anlass des Erscheinens seines neuen Buches: Band 5 der Bestsellerreihe »Offen gesagt – Das ganze Bild«.

Russwurm: Tassilo, in deinem neuen Buch »Offen gesagt: Das ganze Bild« gibt es unter anderem eine unglaubliche Geschichte zu lesen, nämlich die Meinung von US-Außenminister John Kerry, die er im kleinen, nichtoffiziellen Kreis zum Thema »EU-Flüchtlingskrise« nach Abschalten der Kameras »ganz offen« geäußert hat.

Wallentin: Ein Freund von mir war 2015 bei der UN-Vollversammlung in New York anwesend und hatte Gelegenheit, im sehr privaten Kreis mit dem damaligen US-Außenminister John Kerry zu sprechen. Das Gespräch fand am Höhepunkt der Flüchtlingskrise in Europa statt. Kerry soll abseits der Kameras über das Versagen und die Hilflosigkeit der Europäer total entsetzt gewesen sein. Er hat dann erklärt, wie die USA dieses Problem lösen würden. Die USA würden einen Zaun an der Außengrenze errichten, alle Fernsehkameras auf diesen richten und auf die erste Person, die illegal über diesen Zaun steigt, ohne Vorwarnung scharf schießen. Dieses Bild würde man über die ganze Welt verbreiten und gleichzeitig kundtun, dass jeder, der es wagt, über diesen Zaun zu klettern, dasselbe Schicksal erleiden wird. Ich bewerte diesen Gesprächsinhalt weder moralisch noch rechtlich. Mir geht es im Buch darum, aufzuzeigen, was hinter vorgehaltener Hand in der Weltpolitik gesprochen wird, und das ist etwas anderes als jene politische Korrektheit, die man uns täglich verkauft.

Russwurm: Du verblüffst mit Fakten und Zahlen, die man anderswo noch nie gelesen hat. Da steht eine sehr arbeitsintensive Recherche dahinter. Wie schaffst du das neben deinem Beruf als Anwalt?

Wallentin: Ich arbeite oft nachts und habe einzigartige Informanten im In- und Ausland und Quellen, die ich nicht preisgeben kann. Die Chefredaktion lässt mir alle Freiheiten, und ich bin von Parteien unabhängig. Und vor allem: Ich unterwerfe mich nicht politisch-korrekten Denkverboten. George Orwell sagte einmal: »Journalismus ist, etwas zu veröffentlichen, was andere nicht wollen, dass es veröffentlicht wird. Alles andere ist Propaganda.«

Russwurm: Welche Reaktionen seitens Politiker im positiven wie im negativen Sinn hat es bisher gegeben?

Wallentin: Da gab es sehr viele – zumeist positive vom Kanzler, Ex-Kanzler, Notenbank-Chef, Landeshauptmann des Burgenlandes und vielen Oppositionschefs abwärts. Das würde ein neues Buch füllen. Das Wichtigste aber ist, dass die Politik viele Themen der »Offen gesagt«-Kolumne aufgenommen hat. Das ist ein Sieg der Leser. Es ist ein Stück weit direkte Demokratie.

Russwurm: Viele andere Themen finden sich im neuen Buch, z. B. afrikanische Völkerwanderung, Flüchtlingsrückführung nach Libyen, Bargeldabschaffung, Freihandelsabkommen etc. Welches deiner Themen, die du immer wieder aufgreifst, bewegt dich persönlich am meisten?

Wallentin: Zwei Ereignisse, die Österreich für immer verändern werden: die Völkerwanderung aus zerfallenden arabischen sowie afrikanischen Staaten und der Klimawandel. Künftige Generationen werden uns danach beurteilen, wie wir diese Probleme gemeistert haben. Derzeit sieht es so aus, als ob Österreich zu einem »neuen Nahen Osten« oder »neuen Afrika« würde. Dazu kommt die erhebliche Zerstörung der Umwelt. Wir brauchen ein neues Bewusstsein – Verantwortung, Nachhaltigkeit und weniger Egoismus. Anstelle von »Hol dir, was dir zusteht!«, sollten wir lieber fordern: »Alles für die Enkel!«

Russwurm: Welches Problem, das du in deinem ersten Buch »Noch nie war Meinung so wichtig« und deinen Kolumnen aufgegriffen hast, hat sich aus deiner Sicht mittlerweile erledigt oder beinahe erledigt?

Wallentin: Wir konnten die Privatisierung des Trinkwassers verhindern. Die Rückholung unseres Staatsgoldes geht maßgeblich auf die »Offen gesagt«-Kolumne zurück, wie mir der damalige Gouverneur der Nationalbank versichert hat. Die fix geplanten Vermögenssteuern, die den Mittelstand zerstört hätten, wurden verhindert. (»Sie sagen Millionäre und meinen uns.«) Auch das Binnen-I ist dank unserer Leser nicht zur Sprachnorm geworden. Das Wichtigste ist aber, dass viele Menschen wieder den Mut haben, zu ihrer Meinung zu stehen. Sie lassen sich keine Denk- und Sprechverbote mehr geben. Das war der größte Erfolg der Kolumne.

Russwurm: Du kritisierst seit Jahren die österreichische Politik, unabhängig von Partei und Couleur. Wählst du trotzdem seit Jahren, trotz angeprangerter Missstände, dieselbe Partei oder bist du ein Wechselwähler?

Wallentin: Ich bin Wechselwähler. Ich wähle zum jeweiligen Zeitpunkt immer das geringste Übel. Ich hasse Machtbesoffenheit, Eitelkeit und gebrochene Wahlversprechen. Ich habe so ziemlich alles gewählt, nur nicht die Kommunisten.

Russwurm: Dein Buch enthält die Widmung: »All jenen, die selbst im Kerker frei sind.« Was meinst du damit?

Wallentin: Materialismus und Konsumgier machen den Menschen schwach, ängstlich und erpressbar. Wer einem Materialisten das Geld oder Auto wegnimmt, der nimmt ihm alles. Wer sein Leben hingegen geistig-seelisch lebt, erreicht Punkte, an denen er durch keine Macht der Erde mehr zerbrochen werden kann. Wer einen Menschen vom Schlage Ghandis ins Gefängnis wirft, nimmt ihm kaum etwas. Denn er ist innerlich frei. Das ist für mich die einzig gültige Definition von Freiheit: die Unabhängigkeit von materiellen Dingen.

Russwurm: Siehst du dich selber als moralische Instanz in unserem Land?

Wallentin: Nein. Ich versuche, die Hintergründe zu erklären. »In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, kann man sicher sein, dass es auch auf diese Weise geplant war.« Das Zitat steht auf der Rückseite meines Buches. Es stammt übrigens von Franklin D. Roosevelt, dem 32. Präsident der USA.

Russwurm: Apropos US-Präsident. Du zitierst in deinem aktuellen Buch auch John F. Kennedy mit »Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, frage, was du für dein Land tun kannst.« Was tust du? Und was lehrst du diesbezüglich deinen Kindern.

Wallentin: (lacht) Ich habe fünf Bücher geschrieben und lege mich wöchentlich mit dem Establishment an. Ich erkläre den Zwillingen und meinem ältesten Sohn Kennedy mit Kennedy: »Wann, wenn nicht jetzt? Wo, wenn nicht hier? Wer, wenn nicht wir?«

Tasuta katkend on lõppenud.

17,99 €