Loe raamatut: «Das Beste von Wilhelm Rudnigger»
Das Beste von
Wilhelm Rudnigger
ISBN 978-3-9904-0352-5
Wien – Graz – Klagenfurt
© 2010 und 2015 by Styria Regional Carinthia in der Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG
Alle Rechte vorbehalten.
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Umschlaggestaltung: designation – Jürgen Eixelsberger
Buchgestaltung: Satz & Design Fellner
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Orthographie
Länge und Höhe
Kane Leut
Wer tumm fragt
Gstatt da Tramway
Wahre Liebe
Die schlauen Viecher
Da Spiagl und da Plentnbauer
Das Alibi
Die Kuckucksuhr
Da Ziaglaufzug
Heut nit!
Das Mittl
Zeit laßn
Redefluß
In da Schul
Fliederfarben
Schwerarbeit
Scharfer Hund
Da Supa-Compjuta
Petri Heil
Der Sorgenträger
Telewischn
Zu spat
Was ist ein Ästhet?
Aufn Volksfest
Unglaublich
Da Möblhändla Bretterspahl
Werkzeuge
Wurmstichig
Dreimal
Aufstehn!
Da klane Nante
Dressur
Ka Angst
Falscher Verdacht
Kriagsgefahr
Michi
Abholung
Da Sepp zur Tante
Da Reindlingtaag
Aufgeklärt
Macht nix
Karli
Zacharias
Umgekehrt is ah was wert
Ausred
Da Schualabua
Jeder will leben
Die Imkerin
Trugschluß
Nepomuk
Wo kummt das vur?
Ypsilon
Quicki
Vom Sehgn aus
Hias
Frieder
Da Irgl hat graft
Ulrich
Die Glückwunschturtn
Wildsau
Für das hams Geld
Alte Bibl
Technisch perfekt
Fruahstuck
Papiere
Musik im Blut
Sprichwort
Die Valobung
Platonische Liebe
Ham durchn Wald
Da Brentla
De Liab
Das Bußlnterfn
Na und?
Ehekrach
Belesnheit
Mit Nachdruck
Programm
Blöde Witz
De Rewantsch
Das Ultimatum
Wenn’s paßt
A rauchn deine Küah?
Das Intervjuh
Das Klarinettntöggarle
Bsoffna ham
Garantie
Noblball
Trinkspruch
Da neiche Traktor
Das Problem
Da ah nit!
Eierausstellung
Durschtstreckn
Die heutige Jugend
I ah nit
Rohrbruch
Zapfnstreich
Der fleißige Maurer
Freiwillige vor!
Der Gaskassier
Ober, zahlen!
Blitzfuhr
A Irrtum
Gruppenfoto
Das prblsprikle Krtlkruk
Dienstfahrt
Bildhauer
Wiaso denn blind?
Die Oma im Auto
Da Autoschlüssl
Tennis
Der Mund
Die Nervn
Die Antogsfliagn Summsale
Du Esel du!
Ohne Wiederkehr
Komisch
Die betrogene Hummel
Harmlos
Die Katze
Die Libelle
Bremsn
Die schreckliche Lindwurmballade
Die eingebildete Muckn
Da Wüstnkönig
Das Nashorn
Verwechslung
Auch
Die Schneckn
Da klane Sturch
Langweil
Da Tausndfüaßla
Gänseblümchen
Klatschmohn
Löwenmaul
Sonnenblume
Tausendguldenkraut
Tollkirsche
Unkraut
Veilchen
Vergißmeinnicht
Der Amtsschimmel
Der Atompilz
Das Benzinroß
Der Blechsalat
Der Hausdrache
Der Salonlöwe
Die Schraubenmutter
Das Stimmvieh
Die Zeitungsente
Weggespült
Ersatz
Notlösung
Sitzgelegenheiten
Rätsel
Zahlenspielerei
Ausweg
Fehlzüchtung
Das kleinere Übel
Mischmöbel
Gewehrputzen
Erholungslied
Das exklusive Blatt
Konserven
Weiche Währung
Skurillos Grabspruch
Amtlich
Außerdem
Gar nicht nett
Scheiben
Spaltung
Akustische Relativität
Da Weihnachtsstern
Betlehem
Gott
Wie lieb’ ich
Morgenfrühe
Nachtwunder
Mond auf dem Schnee
Lebenslust
Kleine Blume
Horch, im Hochwald
Ich und du
Der Verliebte
Märchen
Der Frühschoppen
Zum Autor
Fußnote
Vorwort
Wilhelm Rudnigger war ein Sprachkünstler. Als solcher ruft er sich – auch – über drei Jahrzehnte nach seinem Tod – immer wieder in Erinnerung. Seine Mundartgedichte sind zeitgemäß und werden es auch bleiben, solange man Dialekt spricht. Für mich ist er wahrer Meister im Erzählen von Geschichten, die er – oftmals als bekannte Witze aufgeschnappt – in unverwechselbare Reimformen gegossen hat, um sie so für die Nachwelt aufzubewahren.
Der augenzwinkernde Schelm wechselt sich mit dem „Erdenker“ von Wortspielen ab, der diese Spiele manchmal gekonnt skurril betreibt – dahinter liegt immer reife Weisheit.
Hinter der Person Wilhelm Rudnigger verbirgt sich ein genialer Beobachter, der sein Ohr stets ganz nahe an den Menschen hatte, der ihre alltäglichen Gespräche und Erzählungen in sich aufnahm, um sie ihnen später wieder zurückzugeben. Über dieses besondere Geschenk dürfen wir uns auch heute noch freuen. Und weil es in seinen Geschichten immer „menschelt“, werden sie unvergessen bleiben.
Selbst in nur vier gereimten Zeilen gelang es ihm, eine vollständige Geschichte zu erzählen, die klare Wahrheit mit Witz zu verbinden vermag („Ohne Wiederkehr“). Das klingt so einfach und ist so schwer. Die legendären „Blumengebete“ einerseits, humorvolle Kurzszenen, Mundartgedichte oder Paradoxa andererseits lassen es nicht zu, dass man Wilhelm Rudnigger in eine Schublade stecken kann, zu vielseitig war sein Schaffen.
Es ist tröstlich, dass ein so begnadeter Künstler seine Begabung niederschrieb – durch diesen Sammelband weilt er weiter in unserer Mitte …
Oskar (Ossi) Huber
Orthographie
Da Brucknputzpepe, a anfacher Bursch,
der sagt zu sein Freund, dem Schlapfnschupfschursch:
„Du, Schurschl, paß auf! I hab a Idee!
In da Freizeit, da langweiln mir bade uns eh –
mir bestelln uns a Gwehr, mir wern nit lang wartn,
und schiaßn dann Scheibm bei uns zhaus im Gartn!“
„A prima Idee!“ sagt da Schursch zu sein Freund –
worauf sie schon bade beim Briafschreibn seind.
„Wir bestellen hiermit zum Sport ein Gewehr …“
Da Pepe halt inne und denkt hin und her.
„Gewehr …? Du, schreibt ma´s, du waßt es ja eh –
mit an reinen E oder mit Umlaut-Ä?“
Da Schursch sagt: „Mit Umlaut! Hurch nur: Gewärr!“
Da Pepe sinniert und übalegt sich´s ganz schwer,
dann sagt er: „Das Umlaut, i laß es doch bleibm!
I man, i wer´s liaba mit reinem E schreibm!“
Da Schursch aber kämpft (fast wia mit´n Messer):
„Na! Umlaut-Ä schreib; werst sehgn, das is besser!“
Und so streitn de zwa wegn dem Wörtlan „Gewehr“
zwa volle Stundn lang hin und her.
Drauf mant da Seppl, nach de zwa Stundn:
„I hab hiatz a bessare Lösung gfunden!
Anstatt dem, Gewehr’, da schreib i, Flinte’!“
Schon taucht er sei Feder hinein in die Tinte
und sagt: „Waßt, ,Flinte’, das waß i genau,
schreibt ma garantiert mit an Vogl-Vau!“
Länge und Höhe
Da Brucknputzpepe lahnt a Later zan Haus
und packt aus an Packtlan a Maßbandle aus.
Ganz untn bei der Later, da heftet der Mann
den Maßbandlanfang mit an Reißnagl an.
Dann steigt er von Sprossn zu Sprossn empor –
an Reißnagl, an zweitn, holt er oben hervor
und heftet das Maßband aufn Laterspitz an …
Da Schlapfnschupfschurschl kummt hiatz grad heran
und sagt dann zum Pepe: „Was machst denn da, Sepp?“ –
„Die Later miß i ab, das siehgst doch, du Tepp!“
„Klar siehg i´s! Aber, waßt du, du machst das extrem!
Leg die Later aufn Bodn, dann geht´s Messn bequem!“
Da Brucknputzpepe denkt kurz amol nach,
dann sagt er zum Schurschl: „Geh, mach mi nit schwach!
Leg i die Later aufn Bodn, hab i di Länge wohl gwiß,
aber i möcht ja wissen, wia hoch daß sie is!“
Kane Leut
Da Brucknputzpepe war a Wal bei der Post
und hat durt die Freudn und Leidn auskost …
Auf an Sunntag, da ladet er urntlich und fein
auf da Bahnpost untn Paktlan ein.
Er schwitzt und rennt als wia a Narr,
und die Paktlan wern halt gar nit gar.
Bei da Tür vom Postamt, im Parterr,
steht ein Adjunkt – ein hoacher Herr –,
der schaugt, ob wohl da Pepe fein
die Packtlan urntlich ladet ein.
Und drobn beim Fenster im erstn Stock,
da steht im neuen blauen Rock
da Kontrollor – der legt drauf Wert,
daß der Adjunkt, so wia sich´s ghört,
genau schaugt, ob da Pepe fein
die Packtlan urntlich ladet ein.
Im zweitn Stock beim Fenster stehnd
a Inspekta und a Revident –
de übazeugnt sich mit die Augn,
daß ja der Kontrollor tuat schaugn,
ob der Adjunkt drauf streng legt Wert,
daß auch, so wia si sich´s halt ghört,
am Bahnsteig durt da Pepe fein
die Packtlan urntlich ladet ein.
Da Pepe geht dawal, uh mein!
vur lauter Arbeit völlig ein –
er schwitzt und rennt als wia a Wiesl,
aber helfen tuat ihm niambt a bißl …
Im Gegenteil: Der Herr Direkta
schielt auße, ob wohl der Inspekta
und ebenso der Revident
mit Eifer auf der Lauer send,
daß auch der Kontrollor gibt acht,
ob der Adjunkt darüber wacht,
daß auch der Pepe brav und fein
die Packtlan urntlich ladet ein …
Da Pepe setzt sein Ehrgeiz dran
und eilt und schuftet, was er kann!
Hiatz pfeift der Zug. Er macht an Ruck!
Zwa Packtlan bleibm am Bahnsteig zruck!
Der Zug werd klan und immer klaner –
dem Pepe zittarn alle Baner –
er fluacht: „Was mi das Nervn kost,
weil kane Leut sein bei da Post!“
Wer tumm fragt
Da Plentnbauer in da Stadt
is in an Gschäft. Durt tuat er grad
a Gschenk aussuachn für sei Alte. –
Oft is er schon splendid, da Valte!
Und endlich hat er ah was gfundn.
Das Packtle werd schean zsammgebundn
von da Vakäuferin. Einstweiln
betrachtet er die saubre Fräuln
und so zur Gaude fragt er dö:
„Was wündschaten sich eigentlich Sö,
wann Sö mei Frau warn?“ Mant drauf sie:
„Was i mir nachher wündschat? Ih?“
Sie schaugt den Plentnbauern an
und sagt zu ihm: „An andern Mann!“
Gstatt da Tramway
Da Plentnbauer mit viel Gschnauf
steigt auf an alten Esl auf
(daß ers derpackt hat, is a Glück!)
und hat an zweitn auf an Strick.
Das is in Annabichl gwesn.
I bin beim „Bluamanstöckl“ gsessn,
siehg das, laf hin und frag den obn:
„Was tuast denn du am Esl drobn?“
Er gibt zur Antwort: „Waßt ja eh!
Ka Tramway mehr! Und bei dem Schnee
wer i nit z’ Fuaß zan Bahnhof hatschn!“ –
,Der is noch blöder wia zwa Watschn,
den brauch i nit amol bedauern!’
denk i – und sag zum Plentnbauern:
„No, tuast halt mit an Esl reitn!
Aber sag: zu was brauchst dann den zweitn?“
Und drauf sagt er: „Frag nit so dumm!
Am Heiligngeistplatz steig i um!!“
Wahre Liebe
„Ah, Plentnbäurin – Waschtag heut?“
schreit übarn Zaun die Adelheid,
die Nachbarin – und schon stehns zsamm,
weil sie sofort was z’ratschen ham!
Sie reden von die schlechten Zeitn!
Und in der Näh und in der Weitn
werd jede Freundin, de sie wissn,
im Plauderton mitn Mundwerk zrissn!
Dann redns a Weile noch vom Wetter –
und nachher landens bei die Lötter!
„Mei Alter“, sagt die Adelheid,
„der hat für mi fast gar ka Zeit!
Rein jeden Abend geht er aus
und kummt zmeist in da Fruah erscht zhaus!“
Die Plentnbäurin sagt: „Ah – meiner,
der is da nit a so wia deiner!
Der denkt auf so was nit im Tram,
und er bleibt mir alle Tag daham!“
„Oooh!“ sagt die Adelheid da drein.
„Das muß die wahre Liewe sein,
so wia sie steht im Katechismus!“
„Na!“ sagt die Bäurin: „Rheumatismus!!“
Die schlauen Viecher
Da Plentnbauer, drunt beim Wirtn,
sitzt vor sein Bierkruag, vor sein viertn.
Die Red geht von de schlechtn Leut,
von Haus und Hof und Sicherheit.
„Ih“, sagt draufhin der Plentnbauer,
„i bin in der Beziehung schlauer:
I hab daham drei gscheite Viecher
und derwegn bin i völlig sicher!“
Er trinkt vom Bierkruag, von sein viertn:
„Ih hab an Uhu, an dressiertn –
und bei dem Uhu noch dabei
an Hund und dann an Papagei!“
Hiatz machent alle tumme Augen
und tamt zum Plentnbauern schaugen.
Der hebt zerscht, weil der interessiertn,
sein Bierkruag (allweil noch sein viertn)
und sagt dann nach an Schluck: „Paßts auf:
Mi suacht zum Beispiel aner auf –
tief in der Nacht, wann i fest tram,
daß er was stehlat oder nahm …
Der Uhu siehgt bekanntlich guat,
sodaß ern glei bemerken tuat –
safurt weckt er den Papagei,
und der kapiert die Sachlag glei:
fliagt hin zan Sultl auf da Stell
und kraht: „Du, Hund, wach auf und bell!“
Da Spiagl und da Plentnbauer
Heut geht’s im Gasthaus „Wilde Kuah“
ganz bsunders wild und lautstark zua.
Da Plentnbauer tuat schon schwitzn –
er hat an fürchterlichen sitzn!
Die Musi macht grad eine Pause,
da muaß der Bauer amol auße.
Draußt hängt a Spiagl an der Wand.
Der Bauer fuchtelt mit der Hand,
schaugt eine – und dann sagt er laut
zu dem, der drinnen außerschaut:
„Sie, bitte, schaun Sie nit so blöd!
Wer so an Rausch hat, ghört ins Bett!“
Doch der im Spiagl drin, auf Ehr,
der fuchtelt grad a so wia er!
Da werd da Plentnbauer wild:
„Waßt, wenn sich wer mit mir so spielt,
der is bei mir sofort der Dumme!“
und haut dem andern ane ume.
Er trifft den Spiagl! Und auf das
klirrt zsammen das zerbrochne Glas.
„Verzeihung!“ hörst den Bauern sagn.
„I hab nit gwußt, daß S’ Brilln tragn!“