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Eine Ehestandstragödie

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Märgi loetuks
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Herr Smith ging an jenem Abend mit der unangenehmen Ueberzeugung zu Bett, daß er verrathen war. Er konnte nicht schlafen , suchte Rath bei der Brandyflasche, aber je mehr er trank und nachsann, je mehr bemächtigte sich seiner die Besorgniß, daß seine Frau beabsichtige, ihn wegen Bigamie zur Rechenschaft zu ziehen. – Gegen Morgen endlich vermochte er diesen Gedanken nicht länger zu ertragen und er beschloß, sich der Rache der Gesetze durch die Flucht zu entziehen. Nachdem er sich angezogen hatte, fiel ihm ein, daß man einen Versuch machen könnte, seiner habhaft zu werden, und so nahm er jene Veränderung seines äußern Menschen vor, die heute vor Gericht unsere Zeugen in Bestürzung versetzte Er öffnete also eilig seinen Toilettenkasten und schnitt sich das Haar und den Backenbart ab. Da das Feuer ausgegangen war, mußte er sich mit kaltem Wasser rasiren. In Folge dessen und der Eile, in der er sich befand, verletzte er sich mit dem Messer —«

»Und wischte das Blut an sein Nachtcamisol!« rief ich dazwischen.«

»An sein Nachtcamisol,« wiederholte Herr Dark. »Dasselbe lag ihm gerade zur Hand und er brauchte es ohne Bedenken. – Damit war übrigens die Sache noch nicht zu Ende. Als er sein eigener Friseur und Barbier gewesen war, wußte er sich der Haare nicht zu entledigen. Das Feuer war, wie schon gesagt, ausgegangen und er besaß kein Schwefelholz, um es wieder anzuzünden. Er nahm also die Abfälle zusammen, wickelte sie in Papier und steckte sie in die Tasche, um sie in einiger Entfernung vom Hause wegzuwerfen. Dann nahm er die Reisetasche, mit der er gekommen, stieg zum Fenster hinaus, ließ das selbe leise wieder hinter sich herunter und ging so schnell davon, als seine langen Beine es nur immer erlaubten. Auf der Straße fand er die Postkutsche und er benutzte sie, um nach London zurückzukehren, wo er sich bald in, einer neuen Verlegenheit sah.

Frau Smith Numero Zwei befand sich in interessanten Umständen; die Reise von einem Ende Frankreichs zum andern war sehr anstrengend gewesen und so hatte Herr Smith bei seiner Rückkehr die Ueberraschung, seine Frau im Bett zu finden, mit dem gemessenen Befehl des Arztes, nicht aufzustehen, bis ihr Zustand sich gebessert hätte. Da ließ sich nun nichts thun, als Geduld, haben. Der Flüchtling mußte in London bleiben, und Ihre Herrin, William hat alle Ursache, der jungen Frau dankbar zu sein, die uns so vortrefflich in die Hände gearbeitet hat.«

»Und wie kamen Sie zu den abgeschnittenen Haaren, die Sie heute producirten?« fragte ich.

»Dafür sind wir Numero Zwei abermals Dank schuldig« sagte Herr Durk. »Als wir zuerst von der Annonce sprachen, die sie veranlaßt hatte, sich an uns zu wenden, hatte ich den Einfall, sie zu fragen, was sie bewogen hätte, ihren Mann und jenen Herrn James Smith, den wir suchten, für identisch zu halten. »Mein Mann kam vor einigen Tagen mit abgeschnittenem Haar und Backenbart nach Hause,« sagte sie, »und da er mir für diese Entstellung seines Aeußern keinen rechten Grund anzugeben wußte, argwöhnte ich, daß irgend etwas vorgefallen sein müßte und Ihre Aufforderung verstärkte den Argwohn.«

Als ich das hörte, schien es mir, obgleich ich Herrn Smith nicht kannte, sehr wahrscheinlich, daß er sich durch die Entfernung von Haar und Bart bis zur Unkenntlichkeit verändert habe, und ich fragte ihn deshalb vor unserer Abreise von London, wo er die Haare hingethan. Sie fanden sich in der Tasche seines Reiserockes, genau wie er sie hineingesteckt. Er hatte in der Verwirrung und Sorge vergessen, sie fortzuwerfen. Ich nahm das Paket an mich und Sie haben gesehn, wie gut das war.

»Im Ganzen, William, hat sich dieser vorzügliche Fall wunderbar gut abgewickelt,« fuhr Dark fort. »Wir haben Herrn Smith genau zur rechten Zeit producirt und haben uns zur rechten Zeit seiner entledigt. Er wird mit Numero Zwei so schnell als möglich abreisen und sicherlich keinen Fuß wieder nach England setzen, wenn er auch so alt würde, wie Methusalem.«

Mit großer Befriedigung hörte ich dann noch von Herrn Dark, daß meine Herrin voraussichtlich nichts mehr von der Französin zu fürchten hätte, trotz ihrer Drohungen. Dark hatte von Anfang an vermuthet, daß Josephine das Geheimniß erlauscht, denn sie hätte seiner Meinung nach jene wahnsinnige Anklage gegen meine Herrin und mich gar nicht zu erheben gewagt, wenn sie nicht die Ueberzeugung gehabt, daß Herr Smith sich jedenfalls fern halten müsse. Nur die Unmöglichkeit, ihre Aussage zu beweisen, hatte sie seiner Meinung nach abgehalten, die zweite Heirath vor Gericht anzugeben. Hätte sie die Mittel des Beweises besessen, so würde sie ohne Zweifel davon Gebrauch gemacht haben, um meine Herrin durch die Drohung der Veröffentlichung in ihre Gewalt zu bekommen. Wie die Sachen jetzt lagen, war nichts mehr von ihr zu fürchten, mochte sie wissen, was sie wollte. Die Anklage des Diebstahls, unter der sie gegenwärtig stand, machte sie unschädlich. Wollte sie von dem Vergehen ihres Herrn sprechen, so konnte sie das in Botany Bay thun, aber sie hatte vorläufig nicht die mindeste Aussicht, vor einem Gerichtshofe gehört zu werden.

»Aber was hatte ich ihr gethan, daß sie mich mit anklagte ?« fragte ich, nachdem mir Herr Dark die Lage der Sache erklärt. »Sie haben ihr freilich nichts gethan, und die Französin hatte Sie überhaupt nur in die Geschichte verwickelt, um dieselbe wahrscheinlicher zu machen,« entgegnete Dark. »Ihre Herrin mußte natürlich einen Gehilfen gehabt haben, um den Todten bei Seite zu bringen, und dieser Berechnung wurden Sie geopfert. Aber ich denke, die Mamsell ist schachmatt,« fügte er hinzu, indem er aufstand und sich zum Gehen rüstete. »In Bezug auf den Diebstahl hat sie sich übrigens nicht halb so gescheit benommen, wie ich ihr zugetraut hätte. Sie fing ganz klug an, indem sie ein bescheidenes Quartier im Dorfe nahm, um gleich beider Hand zu sein, wenn man sie brauchte – und so weit konnte nichts unschuldiger und respectvoller sein, als sie. Ader daß sie das gestohlene Gut in ihrem Bette, aufbewahrte, der erste Platz, wo ein nur einigermaßen erfahrener Mann nachsucht, das war so erstaunlich dumm, daß ich nicht weiß, wie ich es, mir erklären soll. Jetzt sind ihre Hände und die Zunge gebunden. Empfehlen Sie mich Ihrer Herrin, Will, und sagen Sie ihr, daß weder ihr liederlicher Mann, noch ihr lügenhaftes diebisches Kammermädchen ihr je wieder einen Schaden zufügen werden. Sie hat nichts zu thun, sich zu erholen und glücklich zu leben.« Also auf ihre Gesundheit und auf die Ihrige, Will, diesen letzten Schluck Ale!« Mit diesen Worten trank Herr Dark sein Glas aus, nahm eine große Prise winkte mir ein letztes Mal mit seinen lustigen Augen und pfeifend davon, um den Londoner Postwagen zu erreichen.

Ich, der ich meine arme Lady besser kannte, als er, ich hatte wohl gesehen, daß sich ihr trüber, müder, theilnahmloser Blick nicht aufgeklärt hatte, als ihre Unschuld an den Tag kam und sie freigesprochen wurde. Ich konnte die Zukunft nicht in so rosenfarbenem Lichte sehen, wie Herr Dark, im Gegentheil, ich dachte mit bangen Ahnungen an Frau Smith. Andere, unter ihnen der Anwalt, meinten, daß sie den Schlag mit der Zeit überwinden werde, ich allein zweifelte von vornherein an ihrer Wiederherstellung.

Bald nach Beendigung der traurigen Angelegenheit ging Frau Smith nach London, sowohl um Lust und Scene zu wechseln, wie um den besten Arzt bei der Hand zu haben. Von London schickte man sie ans Meer und von da ging sie nach ihren Besitzungen in Yorkshire. Ich begleitete sie nach allen diesen Orten und sah nur zu deutlich, wie nutzlos alle Mühe war, ihr Leben zu erhalten. Sie wurde schwächer und schwächer, ohne sich mit einem Blicke, einem Worte zu beklagen. Sie war stets geduldig, gütig und dankbar für jeden kleinen Dienst, den man ihr leistete.

Es sind seit jener trübseligen Zeit viele Jahre vergangen, aber die Erinnerung an jene Tage ist so lebendig in mir geblieben, daß ich noch stets die Fassung Verliere, wenn ich in die Details aller dieser Dinge eingehe. Es ist darum besser, wenn ich mich möglich kurz fasse und so schnell als möglich mit meiner Geschichte zu Ende zu kommen suche.

Etwa ein Jahr nach dem Tage, wo die Unschuld meiner Herrin anerkannt und sie aus dem Gefängnisse entlassen wurde, ging ich hinter ihrer Leiche zum Kirchhofe.

Am Tage vor ihrem Hinscheiden ließ sie mich an ihr Bett kommen. Sie hatte während ihrer Krankheit niemals von den Unannehmlichkeiten der vergangenen Zeit gesprochen, nur als sie für immer Abschied von mir nahm, erwähnte sie jene schrecklichen Tage.

»Wir haben damals schwere Prüfungen zusammen getragen, William,« sagte sie, »und wenn ich nicht mehr bin, werden Sie sehen, daß ich Ihre treuen Dienste nicht vergessen habe.«

Diese Worte bezogen sich auf ein Legat, welches sie mir in ihrem Testamente ausgesetzt hatte. Es war eine große Summe Geld, zuviel vielleicht für einen Mann, wie ich. Ich will damit nicht sagen, daß ich den Werth des Geldes nicht zu schätzen wüßte – im Gegentheil, ich erkenne die Vortheile des Besitzes so gut, wie ein Anderer, aber ich kann aus dem Grunde meines Herzens betheuern, daß ich Alles hingegeben haben würde wenn ich damit meiner Herrin Leben hätte retten können.

Meine lange Geschichte ist jetzt so ziemlich zu Ende. Nur über mehrere Personen, welche darin eine Hauptrolle spielen, habe ich noch einige Worte zu sagen.

Die Französin wurde des Diebstahle überwiesen und zur Transportation auf sieben Jahre verurtheilt. Sie hielt diese Zeit nicht aus, sondern starb schon nach zwei Jahren. Auch Herr Meeke lebte nicht mehr lange. Der arme kleine Mann war meiner Herrin in seiner Weise treu ergeben und die Nachricht von ihrem Tode brach auch seinen Lebensmuth. Er konnte sich nicht vergeben, daß er die ersten wenn auch unschuldige Ursache der unangenehmen Vorfälle in Darrock-Hall gewesen war und er beschloß darum, gleichsam zur Sühne, den Rest seines Lebens in guten Werken zu vollbringen. Zu diesem Zwecke schloß er sich einer Missionsexpedition nach nach den Cap der guten Hoffnung an – ein Beruf, zu dem er ungefähr so viel Geschick hatte, wie meine Katze, die dort hinter dem Ofen liegt. Und er erreichte nicht einmal den Ort seiner Bestimmung, denn er litt unterwegs so heftig von der Seekrankheit, daß man ihn in Madeira an Land setzen mußte. Er hatte sich ein Blutgesäß in der Brust zersprengt, erhielt sich aber in dem herrlichen Klima der Insel noch einige Zeit am Leben, dann ging er sanft und still hinüber in das Land der Verheißung. Er wurde auf dem englischen Kirchhofe in Madeira begraben.

 

Was Herrn James Smith betrifft, so lebte er noch manches Jahr mit seiner schottischen Ehehälfte. Jetzt ist auch er hingegangen, um seine Thaten vor einem höheren Richterstuhle zu verantworten. Von den näheren Umständen seines Lebens und seines Todes habe ich nichts erfahren. Vor etwa sechs Monaten aber hörte ich von seiner Wittwe. Sie hat sich wieder verheirathet und wohnt jetzt in London. Sie, ich und Herr Dark der jetzt ein alter schwacher Mann ist, wir sind die letzten lebenden Zeugen jener Vorfälle in Darrock-Hall. Ich habe Herrn Dark bis jetzt alljährlich ein Geschenk mit einer Partie Schnupftabak gemacht, und ihm dasselbe gewöhnlich selbst gebracht, aber ich fand ihn das letzte Mal sehr stumpf geworden. Dennoch erinnerte er sich, wie bei jedem meiner Besuche, unserer Reise nach Schottland und des »wunderbaren Falles«, der das Ende davon war.

E n d e