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Julius Caesar

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Zweite Szene

Ein Zimmer in Cäsars Palaste Donner und Blitz. Cäsar im Nachtkleide

Cäsar
 
Zu Nacht hat Erd und Himmel Krieg geführt.
Calpurnia rief im Schlafe dreimal laut:
"O helft! Sie morden Cäsarn!" Niemand da?
Ein Diener kommt.
 
Diener
 
Herr?
 
Cäsar
 
Geh, heiß die Priester gleich zum Opfer schreiten,
Und bring mir ihre Meinung vom Erfolg.
Diener. Es soll geschehn. (Ab.)
 
Calpurnia (tritt auf)
 
Was meint Ihr, Cäsar? Denkt Ihr auszugehn?
Ihr müßt heut keinen Schritt vom Hause weichen.
 
Cäsar
 
Cäsar geht aus. Mir haben stets Gefahren
Im Rücken nur gedroht; wenn sie die Stirn
Des Cäsar werden sehn, sind sie verschwunden.
 
Calpurnia
 
Cäsar, ich hielt auf Wunderzeichen nie,
Doch schrecken sie mich nun. Im Haus ist jemand,
Der außer dem, was wir gesehn, gehört,
Von Greueln meldet, so die Wach erblickt'.
Es warf auf offner Gasse eine Löwin,
Und Grüft erlösten gähnend ihre Toten.
Wildglühnde Krieger fochten auf den Wolken,
In Reihn, Geschwadern und nach Kriegsgebrauch,
Wovon es Blut gesprüht aufs Kapitol.
Das Schlachtgetöse klirrte in der Luft;
Da wiehern Rosse, Männer röcheln sterbend,
Und Geister wimmerten die Straßen durch.
O Cäsar! unerhört sind diese Dinge;
Ich fürchte sie.
 
Cäsar
 
Was kann vermieden werden,
Das sich zum Ziel die mächtgen Götter setzten?
Ich gehe dennoch aus, denn diese Zeichen,
So gut wie Cäsarn, gelten sie der Welt.
 
Calpurnia
 
Kometen sieht man nicht, wenn Bettler sterben;
Der Himmel selbst flammt Fürstentod herab.
 
Cäsar
 
Der Feige stirbt schon vielmal, eh er stirbt,
Die Tapfern kosten einmal nur den Tod.
Von allen Wundern, die ich je gehört,
Scheint mir das größte, daß sich Menschen fürchten,
Da sie doch sehn, der Tod, das Schicksal aller,
Kommt, wann er kommen soll.
    Der Diener kommt zurück.
Was dünkt den Augurn?
 
Diener
 
Sie raten Euch, für heut nicht auszugehn.
Da sie dem Opfertier das Eingeweide
Ausnahmen, fanden sie kein Herz darin.
 
Cäsar
 
Die Götter tun der Feigheit dies zur Schmach.
Ein Tier ja wäre Cäsar ohne Herz,
Wenn er aus Furcht sich heut zu Hause hielte.
Das wird er nicht; gar wohl weiß die Gefahr,
Cäsar sei noch gefährlicher als sie.
Wir sind zwei Leun, an einem Tag geworfen,
Und ich der ältre und der schrecklichste;
Und Cäsar wird doch ausgehn.
 
Calpurnia
 
Ach, mein Gatte!
In Zuversicht geht Eure Weisheit unter.
Geht heute doch nicht aus; nennt's meine Furcht,
Die Euch zu Hause hält, nicht Eure eigne.
Wir senden Mark Anton in den Senat,
Zu sagen, daß Ihr unpaß heute seid.
Laßt mich auf meinen Knien dies erbitten.
 
Cäsar
 
Ja, Mark Anton soll sagen, ich sei unpaß,
Und dir zulieb will ich zu Hause bleiben.
    Decius tritt auf.
Sieh, Decius Brutus kommt; der soll's bestellen.
 
Decius
 
Heil, Cäsar! Guten Morgen, würdger Cäsar!
Ich komm Euch abzuholen zum Senat.
 
Cäsar
 
Und seid gekommen zur gelegnen Zeit,
Den Senatoren meinen Gruß zu bringen.
Sagt ihnen, daß ich heut nicht kommen will;
Nicht kann, ist falsch; daß ich's nicht wage, falscher;
Ich will nicht kommen heut, sagt ihnen das.
 
Calpurnia
 
Sagt, er sei krank.
 
Cäsar
 
Hilft Cäsar sich mit Lügen?
Streckt ich so weit erobernd meinen Arm,
Graubärten scheu die Wahrheit zu verkleiden?
Geht, Decius! sagt nur: Cäsar will nicht kommen.
 
Decius
 
Laßt einen Grund mich wissen, großer Cäsar,
Daß man mich nicht verlacht, wenn ich es sage.
 
Cäsar
 
Der Grund ist nur mein Will'; ich will nicht kommen,
Das gnügt zu des Senats Befriedigung.
Doch um Euch insbesondre gnug zu tun,
Weil ich Euch liebe, will ich's Euch eröffnen:
Calpurnia hier, mein Weib, hält mich zu Haus.
Sie träumte diese Nacht, sie säh mein Bildnis,
Das wie ein Springbrunn klares Blut vergoß
Aus hundert Röhren; rüstge Römer kamen
Und tauchten lächelnd ihre Hände drein.
Dies legt sie aus als Warnungen und Zeichen
Und Unglück, das uns droht, und hat mich kniend
Gebeten, heute doch nicht auszugehn.
 
Decius
 
Ihr habt den Traum ganz irrig ausgelegt;
Es war ein schönes, glückliches Gesicht.
Eur Bildnis, Blut aus vielen Röhren spritzend,
Worein so viele Römer lächelnd tauchten,
Bedeutet, saugen werd aus Euch das große Rom
Belebend Blut; und große Männer werden
Nach Heiligtümern und nach Ehrenpfändern
Sich drängen. Das bedeutet dieser Traum.
 
Cäsar
 
Auf diese Art habt Ihr ihn wohl erklärt.
 
Decius
 
Ja, wenn Ihr erst gehört, was ich Euch melde.
Wißt denn: an diesem Tag will der Senat
Dem großen Cäsar eine Krone geben.
Wenn Ihr nun sagen laßt, Ihr wollt nicht kommen,
So kann es sie gereun. Auch ließ' es leicht
Zum Spott sich wenden; jemand spräche wohl:
"Verschiebt die Sitzung bis auf andre Zeit,
Wenn Cäsars Gattin beßre Träume hat."
Wenn Cäsar sich versteckt, wird man nicht flüstern:
"Seht! Cäsar fürchtet sich?"
Verzeiht mir, Cäsar; meine Herzensliebe
Heißt dieses mich zu Eurem Vorteil sagen,
Und Schicklichkeit steht meiner Liebe nach.
 
Cäsar
 
Wie töricht scheint nun Eure Angst, Calpurnia!
Ich schäme mich, daß ich ihr nachgegeben.
Reicht mein Gewand mir her, denn ich will gehn.
    Publius, Brutus, Ligarius, Metellus,
    Casca, Trebonius und Cinna treten auf.
Da kommt auch Publius, um mich zu holen.
 
Publius
 
Guten Morgen, Cäsar!
 
Cäsar
 
Publius, willkommen! —
Wie, Brutus? seid Ihr auch so früh schon auf? —
Guten Morgen, Casca! – Cajus Ligarius,
So sehr war Cäsar niemals Euer Feind
Als dieses Fieber, das Euch abgezehrt. —
Was ist die Uhr?
 
Brutus
 
Es hat schon acht geschlagen.
 
Cäsar
 
Habt Dank für Eure Müh und Höflichkeit.
    Antonius tritt auf.
Seht! Mark Anton, der lange schwärmt des Nachts,
Ist doch schon auf. – Antonius, seid gegrüßt!
 
Antonius
 
Auch Ihr, erlauchter Cäsar!
 
Cäsar
 
Befehlt, daß man im Hause fertig sei;
Es ist nicht recht, so auf sich warten lassen.
Ei, Cinna! – Ei, Metellus! – Wie, Trebonius?
Ich hab mit Euch ein Stündchen zu verplaudern;
Gedenkt daran, daß Ihr mich heut besucht,
Und bleibt mir nah, damit ich Euer denke.
 
Trebonius
 
Das will ich, Cäsar – (beiseite) will so nah Euch sein,
Daß Eure besten Freunde wünschen sollen,
Ich wär entfernt gewesen.
 
Cäsar
 
Lieben Freunde,
Kommt mit herein und trinkt ein wenig Weins,
Dann gehen wir gleich Freunden miteinander.
 
Brutus (beiseite)
 
Daß gleich nicht stets dasselbe ist, o Cäsar!
Das Herz des Brutus blutet, es zu denken.
 

(Alle ab.)

Dritte Szene

Eine Straße nahe beim Kapitol Artemidorus tritt auf und liest einen Zettel

Artemidorus

"Cäsar, hüte dich vor Brutus; sei wachsam gegen Cassius; halte dich weit vom Casca; habe ein Auge auf Cinna; mißtraue dem Trebonius; beobachte den Metellus Cimber; Decius Brutus liebt dich nicht; beleidigt hast du den Cajus Ligarius. Nur ein Sinn lebt in allen diesen Männern, und er ist gegen Cäsar gerichtet. Wo du nicht unsterblich bist, schau um dich. Sorglosigkeit gibt der Verschwörung Raum. Mögen dich die großen Götter schützen! Der Deinige Artemidorus."

 
Hier will ich stehn, bis er vorübergeht,
Und will ihm dies als Bittschrift überreichen.
Mein Herz bejammert, daß die Tugend nicht
Frei von dem Zahn des Neides leben kann.
O Cäsar, lies! so bist du nicht verloren;
Sonst ist das Schicksal mit Verrat verschworen. (Ab.)
 

Vierte Szene

Ein andrer Teil derselben Straße vor dem Hause des Brutus Portia und Lucius kommen

 
Portia
 
Ich bitt dich, Knabe, lauf in den Senat.
Halt dich mit keiner Antwort auf und geh!
Was wartest du?
 
Lucius
 
Zu hören, was ich soll.
 
Portia
 
Ich möchte dort und wieder hier dich haben,
Eh ich dir sagen kann, was du da sollst.
O Festigkeit, steh unverrückt mir bei,
Stell einen Fels mir zwischen Herz und Zunge!
Ich habe Mannessinn, doch Weibeskraft.
Wie fällt doch ein Geheimnis Weibern schwer! —
Bist du noch hier?
 
Lucius
 
Was sollt ich, gnädge Frau?
Nur hin zum Kapitol und weiter nichts,
Und so zurück zu Euch, und weiter nichts?
 
Portia
 
Nein, ob dein Herr wohl aussieht, melde mir,
Denn er ging unpaß fort, und merk dir recht,
Was Cäsar macht, wer mit Gesuch ihm naht.
Still, Knabe! Welch Geräusch?
 
Lucius
 
Ich höre keins.
 
Portia
 
Ich bitt dich, horch genau.
Ich hörte wilden Lärm, als föchte man,
Und der Wind bringt vom Kapitol ihn her.
 
Lucius
 
Gewißlich, gnädge Frau, ich höre nichts.
Ein Wahrsager kommt.
 
Portia
 
Komm näher, Mann! Wo führt dein Weg dich her?
 
Wahrsager
 
Von meinem Hause, liebe gnädge Frau.
 
Portia
 
Was ist die Uhr?
 
Wahrsager
 
Die neunte Stund etwa.
 
Portia
 
Ist Cäsar schon aufs Kapitol gegangen?
 
Wahrsager
 
Nein, gnädge Frau; ich geh, mir Platz zu nehmen,
Wo er vorbeizieht auf das Kapitol.
 
Portia
 
Du hast an Cäsar ein Gesuch, nicht wahr?
 
Wahrsager
 
Das hab ich, gnädge Frau. Beliebt es Cäsarn,
Aus Güte gegen Cäsar mich zu hören,
So bitt ich ihn, es gut mit sich zu meinen.
 
Portia
 
Wie? weißt du, daß man ihm ein Leid will antun?
 
Wahrsager
 
Keins seh ich klar vorher, viel, fürcht ich, kann geschehn.
Doch guten Tag! Hier ist die Straße eng;
Die Schar, die Cäsarn auf der Ferse folgt,
Von Senatoren, Prätorn, Supplikanten,
Würd einen schwachen Mann beinah erdrücken.
Ich will an einen freiern Platz und da
Den großen Cäsar sprechen, wenn er kommt. (Ab.)
 
Portia
 
Ich muß ins Haus. Ach, welch ein schwaches Ding
Das Herz des Weibes ist! O Brutus!
Der Himmel helfe deinem Unternehmen. —
Gewiß, der Knabe hört' es. – Brutus wirbt um etwas,
Das Cäsar weigert. – O, es wird mir schlimm!
Lauf, Lucius, empfiehl mich meinem Gatten,
Sag, ich sei fröhlich, komm zu mir zurück
Und melde mir, was er dir aufgetragen.
 

(Beide ab.)

Dritter Aufzug

Erste Szene

Das Kapitol. Sitzung des Senats Ein Haufe Volks in der Straße, die zum Kapitol führt, darunter Artemidorus und der Wahrsager. Trompetenstoß. Cäsar, Brutus, Cassius, Casca, Decius, Metellus, Trebonius, Cinna, Antonius, Lepidus, Popilius, Publius und andre kommen

Cäsar
 
Des Märzen Idus ist nun da.
 
Wahrsager
 
Ja, Cäsar,
Doch nicht vorbei.
 
Artemidorus
 
Heil, Cäsar! Lies den Zettel hier.
 
Decius
 
Trebonius bittet Euch, bei guter Weile
Dies untertänige Gesuch zu lesen.
 
Artemidorus
 
Lies meines erst, o Cäsar! Mein Gesuch
Betrifft den Cäsar näher; lies, großer Cäsar!
 

(Tritt dem Cäsar näher.)

Cäsar
 
Was uns betrifft, werd auf die Letzt verspart.
 
Artemidorus
 
Verschieb nicht, Cäsar, lies im Augenblick.
 
Cäsar
 
Wie? ist der Mensch verrückt?
 
Publius
 
Mach Platz, Gesell!
 
Cassius
 
Was? Drängt ihr auf der Straße mit Gesuchen?
Kommt in das Kapitol.
 

(Cäsar geht in das Kapitol, die übrigen folgen ihm.

Alle Senatoren stehen auf.)

Popilius
 
Mög euer Unternehmen heut gelingen!
 
Cassius
 
Welch Unternehmen, Lena?
 
Popilius
 
Geh's euch wohl.
 

(Er nähert sich dem Cäsar.)

Brutus
 
Was sprach Popilius Lena da?
 
Cassius
 
Er wünschte,
Daß unser Unternehmen heut gelänge;
Ich fürchte, unser Anschlag ist entdeckt.
 
Brutus
 
Seht, wie er Cäsarn naht! Gebt acht auf ihn.
 
Cassius
 
Sei schleunig, Casca, daß man nicht zuvorkommt.
Was ist zu tun hier, Brutus? Wenn es auskommt,
Kehrt Cassius oder Cäsar nimmer heim;
Denn ich entleibe mich.
 
Brutus
 
Sei standhaft, Cassius.
Popilius spricht von unserm Anschlag nicht.
Er lächelt, sieh, und Cäsar bleibt in Ruh.
 
Cassius
 
Trebonius nimmt die Zeit wahr, Brutus; sieh,
Er zieht geschickt den Mark Anton beiseite.
 

(Antonius und Trebonius ab.

 
Cäsar und die Senatoren nehmen ihre Sitze ein.)
 
Decius
 
Wo ist Metellus Cimber? Laßt ihn gehn
Und sein Gesuch sogleich dem Cäsar reichen.
 
Brutus
 
Er ist bereit; drängt an und steht ihm bei.
 
Cinna
 
Casca, Ihr müßt zuerst den Arm erheben.
 
Cäsar
 
Sind alle da? Was für Beschwerden gibt's,
Die Cäsar heben muß und sein Senat?
 
Metellus (niederkniend)
 
Glorreicher, mächtigster, erhabner Cäsar!
Metellus Cimber wirft vor deinen Sitz
Ein Herz voll Demut nieder.
 
Cäsar
 
Cimber, hör,
Ich muß zuvor dir kommen. Dieses Kriechen,
Dies knechtische Verbeugen könnte wohl
Gemeiner Menschen Blut in Feuer setzen
Und vorbestimmte Wahl, gefaßten Schluß
Zum Kinderwillen machen. Sei nicht töricht
Und denk, so leicht empört sei Cäsars Blut,
Um aufzutaun von seiner echten Kraft
Durch das, was Narrn erweicht: durch süße Worte,
Gekrümmtes Bücken, hündisches Geschmeichel.
Dein Bruder ist verbannt durch einen Spruch;
Wenn du für ihn dich bückst und flehst und schmeichelst,
So stoß ich dich wie einen Hund hinweg.
Wiß, Cäsar tut kein Unrecht; ohne Gründe
Befriedigt man ihn nicht.
 
Metellus
 
Gibt's keine Stimme, würdiger als meine,
Die süßer tön im Ohr des großen Cäsar,
Für des verbannten Bruders Wiederkehr?
 
Brutus
 
Ich küsse deine Hand, doch nicht als Schmeichler,
Und bitte, Cäsar, daß dem Publius Cimber
Die Rückberufung gleich bewilligt werde.
 
Cäsar
 
Wie? Brutus!
 
Cassius
 
Gnade, Cäsar! Cäsar, Gnade!
Auch Cassius fällt tief zu Füßen dir,
Begnadigung für Cimber zu erbitten.
 
Cäsar
 
Ich ließe wohl mich rühren, glich' ich euch;
Mich rührten Bitten, bät ich, um zu rühren.
Doch ich bin standhaft wie des Nordens Stern,
Des unverrückte, ewig stete Art
Nicht ihresgleichen hat am Firmament.
Der Himmel prangt mit Funken ohne Zahl,
Und Feuer sind sie all' und jeder leuchtet;
Doch einer nur behauptet seinen Stand.
So in der Welt auch; sie ist voll von Menschen,
Und Menschen sind empfindlich, Fleisch und Blut;
Doch in der Menge weiß ich einen nur,
Der unbesiegbar seinen Platz bewahrt,
Vorn Andrang unbewegt; daß ich der bin,
Auch hierin laßt es mich ein wenig zeigen,
Daß ich auf Cimbers Banne fest bestand
Und drauf besteh, daß er im Banne bleibe.
 
Cinna
 
O Cäsar!
 
Cäsar
 
Fort, sag ich! Willst du den Olymp versetzen?
 
Decius
 
Erhabner Cäsar! —
 
Cäsar
 
Kniet nicht Brutus auch umsonst?
 
Casca
 
Dann, Hände, sprecht für mich!
 

(Casca sticht Cäsarn mit dem Dolch in den Nacken. Cäsar fällt ihm in den Arm. Er wird alsdann von verschiednen andern Verschwornen und zuletzt von Marcus Brutus mit Dolchen durchstochen.)

Cäsar
 
Brutus, auch du? – So falle, Cäsar!
 

(Er stirbt. Die Senatoren und das Volk fliehen bestürzt.)

Cinna
 
Befreiung! Freiheit! Die Tyrannei ist tot!
Lauft fort! verkündigt! ruft es durch die Gassen!
 
Cassius
 
Hin zu der Rednerbühne! Rufet aus:
"Befreiung! Freiheit! Wiederherstellung!"
 
Brutus
 
Seid nicht erschrocken, Volk und Senatoren!
Flieht nicht! Steht still! Die Ehrsucht hat gebüßt.
 
Casca
 
Geht auf die Rednerbühne, Brutus.
 
Decius
 
Ihr, Cassius, auch.
 
Brutus
 
Wo ist Publius?
 
Cinna
 
Hier, ganz betroffen über diesen Aufruhr.
 
Metellus
 
Steht dicht beisammen, wenn ein Freund des Cäsar
Etwa —
 
Brutus
 
Sprecht nicht von Stehen! – Publius, getrost!
Wir haben nicht im Sinn, Euch Leid zu tun,
Auch keinem Römer sonst: sagt ihnen das.
 
Cassius
 
Und geht nur, Publius, damit das Volk,
Das uns bestürmt, nicht Euer Alter kränke.
 
Brutus
 
Tut das; und niemand steh für diese Tat
Als wir, die Täter.
Trebonius kommt zurück.
 
Cassius
 
Wo ist Mark Anton?
 
Trebonius
 
Er floh bestürzt nach Haus, und Männer, Weiber
Und Kinder blicken starr und schrein und laufen,
Als wär der jüngste Tag.
 
Brutus
 
Schicksal! wir wollen sehn, was dir geliebt.
Wir wissen, daß wir sterben werden; Frist
Und Zeitgewinn nur ist der Menschen Trachten.
 
Cassius
 
Ja, wer dem Leben zwanzig Jahre raubt,
Der raubt der Todesfurcht so viele Jahre.
 
Brutus
 
Gesteht das ein, und Wohltat ist der Tod.
So sind wir Cäsars Freunde, die wir ihm
Die Todesfurcht verkürzten. Bückt euch, Römer,
Laßt unsre Händ in Cäsars Blut uns baden
Bis an die Ellenbogen! Färbt die Schwerter!
So treten wir hinaus bis auf den Markt,
Und, überm Haupt die roten Waffen schwingend,
Ruft alle dann: "Erlösung! Friede! Freiheit!"
 
Cassius
 
Bückt euch und taucht! In wie entfernter Zeit
Wird man dies hohe Schauspiel wiederholen,
In neuen Zungen und mit fremdem Pomp!
 
Brutus
 
Wie oft wird Cäsar noch zum Spiele bluten,
Der jetzt am Fußgestell Pompejus' liegt,
Dem Staube gleich geachtet!
 
Cassius
 
Sooft als das geschieht,
Wird man auch unsern Bund, die Männer nennen,
Die Freiheit wiedergaben ihrem Land.
 
Decius
 
Nun, sollen wir hinaus?
 
Cassius
 
Ja, alle fort!
Brutus voran, und seine Tritte zieren
Wir mit den kühnsten, besten Herzen Roms.
Ein Diener kommt.
 
Brutus
 
Doch stillt Wer kommt? Ein Freund des Mark Anton.
 
Diener
 
So, Brutus, hieß mich mein Gebieter knien,
So hieß Antonius mich niederfallen,
Und tief im Staube hieß er so mich reden:
"Brutus ist edel, tapfer, weis und redlich,
Cäsar war groß, kühn, königlich und gütig.
Sprich: Brutus lieb ich, und ich ehr ihn auch.
Sprich: Cäsarn fürchtet ich, ehrt ihn und liebt ihn.
Will Brutus nur gewähren, daß Anton
Ihm sicher nahen und erforschen dürfe,
Wie Cäsar solche Todesart verdient,
So soll dem Mark Anton der tote Cäsar
So teuer nicht als Brutus lebend sein;
Er will vielmehr dem Los und der Partei
Des edlen Brutus unter den Gefahren
Der wankenden Verfassung treulich folgen."
Dies sagte mein Gebieter, Mark Anton.
 
Brutus
 
Und dein Gebieter ist ein wackrer Römer,
So achtet ich ihn stets.
Sag, wenn es ihm geliebt, hieher zu kommen,
So steh ich Red ihm und, bei meiner Ehre,
Entlaß ihn ungekränkt.
 
Diener
 
Ich hol ihn gleich. (Ab.)
 
Brutus
 
Ich weiß, wir werden ihn zum Freunde haben.
 
Cassius
 
Ich wünsch es; doch es wohnt ein Sinn in mir,
Der sehr ihn fürchtet; und mein Unglücksahnen
Trifft immer ein aufs Haar.
Antonius kommt zurück.
 
Brutus
 
Hier kommt Antonius ja. – Willkommen, Mark Anton!
 
Antonius
 
O großer Cäsar! liegst du so im Staube?
Sind alle deine Siege, Herrlichkeiten,
Triumphe, Beuten eingesunken nun
In diesen kleinen Raum? – Gehab dich wohl! —
Ich weiß nicht, edle Herrn, was ihr gedenkt,
Wer sonst noch bluten muß, wer reif zum Fall.
Wofern ich selbst kann keine Stunde besser
Als Cäsars Todesstunde, halb so kostbar
Kein Werkzeug sein, als diese eure Schwerter,
Geschmückt mit Blut, dem edelsten der Welt.
Ich bitt euch, wenn ihr's feindlich mit mir meint,
Jetzt, da noch eure Purpurhände dampfen,
Büßt eure Lust. Und lebt ich tausend Jahre,
Nie werd ich so bereit zum Tod mich fühlen;
Kein Ort gefällt mir so, kein Weg zum Tode,
Als hier beim Cäsar fallen, und durch euch,
Die ersten Heldengeister unsrer Zeit.
 
Brutus
 
O Mark Anton! begehrt nicht Euren Tod.
Wir müssen blutig zwar und grausam scheinen,
Wie unsre Händ und die geschehne Tat
Uns zeigen; doch Ihr seht die Hände nur,
Und dieses blutge Werk, so sie vollbracht;
Nicht unsre Herzen: sie sind mitleidsvoll,
Und Mitleid gegen Roms gesamte Not
 

(Wie Feuer Feuer löscht, so Mitleid Mitleid)

 
 
Verübt' an Cäsarn dies. Was Euch betrifft,
Für Euch sind unsre Schwerter stumpf, Anton.
Seht, unsre Arme, trotz verübter Tücke,
Und unsre Herzen, brüderlich gesinnt,
Empfangen Euch mit aller Innigkeit,
mit redlichen Gedanken und mit Achtung.
 
Cassius
 
Und Eure Stimme soll soviel als jede
Bei der Verteilung neuer Würden gelten.
 
Brutus
 
Seid nur geduldig, bis wir erst das Volk
Beruhigt, das vor Furcht sich selbst nicht kennt;
Dann legen wir den Grund Euch dar, weswegen
Ich, der den Cäsar liebt', als ich ihn schlug,
Also verfahren.
 
Antonius
 
Ich bau auf eure Weisheit.
Mir reiche jeder seine blutge Hand;
Erst, Marcus Brutus, schütteln wir sie uns;
Dann, Cajus Cassius, faß ich Eure Hand;
Nun Eure, Decius Brutus; Eure, Cinna;
Metellus, Eure nun; mein tapfrer Casca,
Die Eure; reicht, Trebonius, Eure mir
Zuletzt, doch nicht der letzte meinem Herzen.
Ach, all ihr edlen Herrn, was soll ich sagen,
Mein Ansehn steht jetzt auf so glattem Boden,
Daß ich euch eines von zwei schlimmen Dingen,
Ein Feiger oder Schmeichler, scheinen muß.
Daß ich dich liebte, Cäsar, o 's ist wahr!
Wofern dein Geist jetzt niederblickt auf uns,
Wird's dich nicht kränken, bittrer als dein Tod,
Zu sehn, wie dein Antonius Frieden macht
Und deiner Feinde blutge Hände drückt,
Du Edelster, in deines Leichnams Nähe?
Hätt ich so manches Aug als Wunden du,
Und jedes strömte Tränen, wie sie Blut,
Das ziemte besser mir, als einen Bund
Der Freundschaft einzugehn mit deinen Feinden.
Verzeih mir, Julius! – Du edler Hirsch,
Hier wurdest du erjagt, hier fielest du;
Hier stehen deine Jäger, mit den Zeichen
Des Mordes und von deinem Blut bepurpurt.
O Welt, du warst der Wald für diesen Hirsch,
Und er, o Welt! war seines Waldes Stolz. —
Wie ähnlich einem Wild, von vielen Fürsten
Geschossen, liegst du hier!
 
Cassius
 
Antonius —
 
Antonius
 
Verzeiht mir, Cajus Cassius;
Dies werden selbst die Feinde Cäsars sagen,
An einem Freund ist's kalte Mäßigung.
 
Cassius
 
Ich tadl Euch nicht, daß Ihr den Cäsar preist;
Allein, wie denkt Ihr Euch mit uns zu stehen?
Seid Ihr von unsern Freunden? oder sollen
Wir vorwärtsdringen, ohn auf Euch zu baun?
 
Antonius
 
Deswegen faßt ich eure Hände; nur
Vergaß ich mich, als ich auf Cäsarn blickte.
Ich bin euch allen Freund und lieb euch alle,
In Hoffnung, eure Gründe zu vernehmen,
Wie und warum gefährlich Cäsar war.
 
Brutus
 
Jawohl, sonst wär dies ein unmenschlich Schauspiel.
Und unsre Gründe sind so wohl bedacht,
Wärt Ihr der Sohn des Cäsar, Mark Anton,
Sie gnügten Euch.
 
Antonius
 
Das such ich einzig ja.
Auch halt ich an um die Vergünstigung,
Den Leichnam auszustellen auf dem Markt
Und auf der Bühne, wie's dem Freunde ziemt,
Zu reden bei der Feier der Bestattung.
 
Brutus
 
Das mögt Ihr, Mark Anton.
 
Cassius
 
Brutus, ein Wort mit Euch.
(Beiseite.) Ihr wißt nicht, was Ihr tut; gestattet nicht,
Daß ihm Antonius die Rede halte.
Wißt Ihr, wie sehr das Volk durch seinen Vortrag
Sich kann erschüttern lassen?
 
Brutus
 
Nein, verzeiht.
Ich selbst betrete erst die Bühn und lege
Von unsers Cäsars Tod die Gründe dar.
Was dann Antonius sagen wird, erklär ich,
Gescheh erlaubt und mit Bewilligung;
Es sei uns recht, daß Cäsar jeder Ehre
Teilhaftig werde, so die Sitte heiligt.
Dies wird uns mehr Gewinn als Schaden bringen.
 
Cassius
 
Wer weiß, was vorfällt? Ich bin nicht dafür.
 
Brutus
 
Hier, Mark Anton, nehmt Ihr die Leiche Cäsars.
Ihr sollt uns nicht in Eurer Rede tadeln,
Doch sprecht von Cäsarn Gutes nach Vermögen
Und sagt, daß Ihr's mit unserm Willen tut.
Sonst sollt Ihr gar mit dem Begräbnis nichts
Zu schaffen haben. Auf derselben Bühne,
Zu der ich jetzo gehe, sollt Ihr reden,
Wenn ich zu redet, aufgehört.
 
Antonius
 
So sei's!
Ich wünsche weiter nichts.
 
Brutus
 
Bereitet denn die Leich und folget uns.
 

(Alle bis auf Antonius ab.)

Antonius
 
O du, verzeih mir, blutend Stückchen Erde!
Daß ich mit diesen Schlächtern freundlich tat.
Du bist der Rest des edelsten der Männer,
Der jemals lebt, im Wechsellauf der Zeit.
Weh! weh der Hand, die dieses Blut vergoß!
Jetzt prophezei ich über deinen Wunden,
Die ihre Purpurlippen öffnen, stumm
Von meiner Zunge Stimm und Wort erflehend:
Ein Fluch wird fallen auf der Menschen Glieder,
Und innre Wut und wilder Bürgerzwist
Wird ängsten alle Teil' Italiens;
Verheerung, Mord wird so zur Sitte werden
Und so gemein das Furchtbarste, daß Mütter
Nur lächeln, wenn sie ihre zarten Kinder
Gevierteilt von des Krieges Händen sehn.
Die Fertigkeit in Greueln würgt das Mitleid;
Und Cäsars Geist, nach Rache jagend, wird,
Zur Seit ihm Ate, heiß der Höll entstiegen,
In diesen Grenzen mit des Herrschers Ton
Mord rufen und des Krieges Hund' entfesseln,
Daß diese Schandtat auf zum Himmel stinke
Von Menschenaas, das um Bestattung ächzt.
    Ein Diener kommt.
Ihr dienet dem Octavius Cäsar? nicht?
 
Diener
 
Ja, Mark Anton.
 
Antonius
 
Cäsar beschied ihn schriftlich her nach Rom.
 
Diener
 
Den Brief empfing er und ist unterwegs;
Und mündlich hieß er mich an Euch bestellen
    (Er erblickt den Leichnam Cäsars.)
O Cäsar!
 
Antonius
 
Dein Herz ist voll, geh auf die Seit und weine.
Ich sehe, Leid steckt an; denn meine Augen,
Da sie des Grames Perlen sahn in deinen,
Begannen sie zu fließen – Kommt dein Herr?
 
Diener
 
Er bleibt zur Nacht von Rom nur sieben Meilen.
 
Antonius
 
Reit schnell zurück und meld' ihm, was geschehn.
Hier ist ein Rom voll Trauer und Gefahr,
Kein sichres Rom noch für Octavius.
Eil hin und sag ihm das! – Nein, warte noch!
Du sollst nicht fort, bevor ich diese Leiche
Getragen auf den Markt und meine Rede
Das Volk geprüft, wie dieser blutgen Männer
Unmenschliches Beginnen ihm erscheint.
Und demgemäß sollst du dem jungen Cäsar
Berichten, wie allhier die Dinge stehn.
Leih deinen Arm mir.
 

(Beide ab mit Cäsars Leiche.)