Bitter Love - Saron

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Bitter Love - Saron
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Alexa Kim

Bitter Love - Saron

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Über die Autorin:

Klappentext

1. Kaltes Vergessen

2. Vergeltung

3. Kämpfe und Küsse

4. Die Angst besiegen

5. Schatten der Vergangenheit

6. Ein Funken Wahrheit

Bisher erschienen von Alexa Kim:

Vorschau

Bonus-Story

Die Nacht des Pan

Impressum neobooks

Über die Autorin:

Alexa Kim ist das Pseudonym einer bekannten deutschen Autorin, die bereits für verschiedene große Verlage veröffentlicht hat.

„Bitter Love“ ist ihre Debütserie im Genre erotisch düsterer Romantasy.

Autorenseite:

http://alexa-kim.blogspot.de/

Klappentext

Von ihrem Mutanten-Freund missbraucht, wurde Leyla in den Straßen Daytowns zum Sterben zurückgelassen.

Als der Mutant Saron sie mehr tot als lebendig findet, nimmt er sie mit zu sich und pflegt sie gesund. Doch Leylas Vertrauen ist zerstört. Obwohl Saron sie freundlich behandelt, kann sie nur an eines denken – sich an ihrem Peiniger zu rächen.

Sie bringt Saron dazu, sie als Kämpferin auszubilden - und kann doch nicht verhindern, dass sie Gefühle für ihn entwickelt, weil Saron so anders zu sein scheint als die anderen seiner Art.

Doch Leyla fällt es schwer, sich fallen zu lassen …

1. Kaltes Vergessen

Ich schaue in den dunklen klaren Himmel. Er sieht aus wie eine schwarze Decke, die mich einhüllen will – nur, dass diese Decke keine Wärme spendet – im Gegenteil. Doch die Kälte spüre ich gar nicht mehr; auch nicht die Schmerzen. Sie haben mich hierher gebracht, damit ich sterbe. Allein und unbeachtet in den Straßen von Daytown. Und das werde ich – soviel ist klar.

Ich habe geschrien und gebettelt, als sie über mich hergefallen sind … sich an meinem Hämophol bedient haben und auch an meinem Körper. Es war Cor, der mich zuerst genommen hat – gerade Cor, dem ich vertraut habe!

Das ist vorbei … ich vertraue niemandem mehr … keinem Mutanten. Aber das nützt mir nichts, denn ich werde diese Nacht nicht überleben. Sie haben mir nichts gelassen, außer einer alten Militärdecke, und die auch nur, um mich unter ihr zu verstecken. Doch wer sollte mich hier finden? In dieses Stadtviertel von Daytown kommt niemand. Cor weiß das. Ich spüre, wie der Tod meine Glieder hinauf kriecht und nach meinem Herzen greift, um es stillstehen zu lassen. Meine Beine sind taub, auch meine Arme kann ich kaum noch bewegen. Die Schmerzen in meinem Unterleib sind längst verschwunden. Ich kann nicht mehr klar denken. Nur eines geht noch: Ich sage die Namen meiner Peiniger vor mich hin: Skull, Roran, Jace und Cor!

Bis zu meinem letzten Atemzug werde ich nicht vergessen, wer mir das angetan hat!

Es fällt mir schwer, die Augen offen zu halten. Doch ich weiß, dass wenn ich sie schließe, ich sie nie wieder öffnen werde. Obwohl es unsinnig ist, gegen das Unvermeidliche anzukämpfen, fällt es mir schwer, loszulassen. Das war schon immer so. Mein Herz ist voller Zorn … wenn ich könnte, würde ich …

Ein Geräusch holt mich aus meinen Gedanken. Vielleicht ist es nur Einbildung … ich bin dem Tod näher als dem Leben. Aber nein! Da ist es wieder. Angestrengt lausche ich in die Dunkelheit. Schritte! Sofort fange ich an, zu zittern. Was, wenn Cor noch einmal zurückgekommen ist? Vielleicht hat er nun doch entschieden, dass es sicherer ist, mich gleich zu töten, anstatt dies der Kälte und dem Schicksal zu überlassen? Bitte, lass es schnell gehen! Keine Schmerzen mehr, keine Demütigungen …

Die Schritte kommen näher. Dann erscheint eine Gestalt. Ein Gesicht sieht von oben auf mich herab. Es ist nicht Cor. Auch keiner der anderen – nur ein Fremder. Dann erkenne ich jedoch die Thermowaxkleidung. Der Typ ist ein Mutant! Mit letzter Kraft versuche ich wegzukriechen und weiß, dass ich ein jämmerliches Bild abgebe. Nackt, wie ich bin.

Er beugt sich zu mir herunter. Sein Gesicht ist nah vor meinem. Er sieht seltsam aus. Seine Augen sind leicht mandelförmig, und sein Haar ist lang und schwarz. Die meisten Mutanten gehen ins Tenfathers, aber ihn habe ich dort noch nie gesehen. Jemand wie er wäre mir aufgefallen.

Als er meine Stirn berühren will, zucke ich zurück und versuche, von ihm fortzukriechen.

„Willst du leben oder sterben?“

Seine Stimme klingt ungewöhnlich sanft. Untypisch für einen Mutanten! Aber das habe ich von Cor auch geglaubt. Und was hat es mir gebracht?

Doch im Grunde kann ich ohnehin nichts tun und lasse mir gefallen, dass er mich fest in die Decke einwickelt.

Während er mich durch die kalte Nacht trägt, spricht er mit mir, damit ich nicht einschlafe. Er will meinen Namen wissen. Doch den will ich ihm nicht verraten. Wie aus weiter Ferne dringt sein Name an mein Ohr – Saron. Schließlich gebe ich nach und sage ihm meinen Namen – Leyla. Er spricht mich nun immer wieder mit meinem Namen an, um meine Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten. Auch er weiß, dass ich dem Tod näher als dem Leben bin.

Ich habe keine Ahnung, wie lange das geht und wir endlich an einem alten Backsteinhaus ankommen. Hier wohnt er? In einer solchen Bruchbude? Obwohl es mir so schlecht geht, nehme ich meine Umgebung noch immer wahr. Ich bin überrascht, dass ich von Wärme empfangen werde, als er die Tür des alten Hauses hinter uns schließt.

Er legt mich auf ein altes Sofa, holt Thermofolien und wickelt mich fest darin ein. Langsam wird mir klar, dass ich vielleicht nicht sterben muss. Zumindest nicht heute Nacht. Als mein unterkühlter Körper langsam wieder warm wird, kommen aber auch die Schmerzen zurück. Meine Füße und Hände brennen; aber das Schlimmste ist mein zerrissener Unterleib. Mit den Schmerzen kehren auch die schrecklichen Erinnerungen zurück! Cor, wie er meine Beine auseinanderreißt ... Ich höre mich wieder schreien und das Lachen der anderen, die mich festhalten …

„Du brauchst Blut … und Hämophol“, höre ich den Fremden mit dem Namen Saron sagen. Er betrachtet meinen Arm mit den blau unterlaufenen Einstichen.

Als er sein Thermowaxshirt über den Kopf zieht und dann aus meinem Blickfeld verschwindet, um kurz darauf mit einem Injektionsschlauch zurückzukehren, will ich schreien. Doch aus meiner Kehle kommt nur ein Krächzen. Bitte nicht das! Ich will diesen Mutanten nicht in meinen Adern haben – überhaupt keinen Mutanten mehr … nie wieder!

Er kann die Angst in meinen Augen sehen. Er ahnt, was mir passiert ist. Trotzdem setzt er sich neben mich auf das Sofa und schiebt die Nadel in seinen Arm.

Die Nähe zu ihm macht mich panisch. Sein nackter Oberkörper macht mir Angst. Zwar ist er nicht so muskelbepackt wie Cor, aber doch muskulös. Eben so, wie Mutanten sind … überlegen und Angst einflößend. Ich weiß nicht, warum Menschen immer wieder Beschützer in ihnen suchen. Mutanten beschützen uns nicht – für sie sind wir Ware.

Als er die Nadel in meinen Arm schiebt, laufen mir Tränen die Wangen herunter. Sie brennen heiß auf meiner Haut. Ich will nicht, dass er mich weinen sieht – keiner von denen soll mich jemals wieder zum Weinen oder Betteln bringen. Doch ich kann es nicht verhindern. Das zweite Mal an diesem Tag werde ich vergewaltigt! Denn nichts anderes ist der Hämopholaustausch. Es ist wie die Vergewaltigung meiner Gedanken und Gefühle. Ich habe Cors Geilheit gespürt und die der anderen, als ich mit ihnen durch den Injektionsschlauch verbunden war. Ich habe die Gedanken ihrer Lust auf Gewalt gefühlt … bei Cor war sie besonders stark und grausam. Ich habe gewusst, dass sie mich nicht leben lassen würden! Und sie haben sich im Gegenzug an meiner Angst und meiner Scham erregt!

Als der Fremde die Klemme am Schlauch löst und unser Blut zusammenfließt, spüre ich jedoch überraschenderweise nichts dergleichen. Eigentlich spüre ich gar nichts außer Dunkelheit. Allerdings ist es keine kalte oder verlorene Dunkelheit … es ist eine Dunkelheit wie ein warmer Umhang … wie ein Versteck.

Ich schließe die Augen, obwohl ich es nicht will. Doch mein Kampf ist vergebens. Dann schlafe ich ein … und es ist mir egal, ob ich jemals wieder aufwache oder nicht.

Doch ich wache wieder auf. Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen habe. Eigentlich war es vielmehr eine tiefe Ohnmacht, als ein Schlaf. Aber als ich aufwache, ist mein Kopf klarer. Die Schmerzen haben etwas nachgelassen, auch wenn nach wie vor jede Bewegung qualvoll ist.

 

Auf jeden Fall liege ich nicht mehr auf dem Sofa, sondern in einem Metallbett, in einem Raum, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Neben mir steht ein Glas mit Wasser. Umständlich setze ich mich auf und trinke wie eine Verdurstende. Dann sehe ich mich um. Es gibt einen Tisch, an den Wänden alte Papiertapeten, die schon bessere Zeiten erlebt haben. Aber auch hier ist es warm. Die Wärmeeinheiten in diesem alten Haus arbeiten vorbildlich.

Ich bin noch immer nackt unter den Thermofolien. Langsam kehren die Erinnerungen zurück – an Cor und seine Grausamkeit - daran, wie ich in den Straßen von Daytown von ihm zum Sterben abgelegt wurde … und an ein seltsam fremdes Gesicht mit mandelförmigen Augen.

Dann fällt es mir wieder ein. Ich bin bei ihm! Er hat mich zu sich nach Hause gebracht.

Sofort packt mich wieder die Angst. Was will er von mir? Was glaubst du denn?, flüstert mein Verstand warnend. Ein Mutant will immer nur das eine … oder gleich beides!

Ich muss hier weg! Lieber sterbe ich in den Straßen Daytowns, als die Hölle der letzten Nacht noch einmal zu erleben!

Als ich aus dem Bett krieche, fühle ich mich wie eine alte Frau. Langsam setze ich einen Fuß vor den anderen. Die Thermofolie habe ich fest um meine Schultern gewickelt.

Vorsichtig drehe ich den Türknauf, darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen. Mutanten können viel besser hören als Menschen.

Ich spähe durch den Türspalt. Vor mir liegt eine Art Flur, der zu einer Treppe führt. Er hat mich also in den ersten Stock gebracht. Das macht eine Flucht kompliziert. Aber ich muss es trotzdem versuchen.

Als ich ein paar Schritte in den Flur gegangen bin, bemerke ich Stimmen. Sie kommen von unten. Vorsichtig schleiche ich zum Treppenabsatz und kauere mich hinter einen Geländerpfosten. Eine der Stimmen erkenne ich – es ist seine! Die andere kenne ich nicht. Aber in mir verkrampft sich alles. Er hat jemanden gerufen? Dann wollen sie also zu zweit über mich herfallen!

Und mein Fluchtweg nach unten ist versperrt. Ich könnte aus dem Fenster springen. Dann bin ich tot … aber besser tot, als den beiden ausgeliefert zu sein.

„Was du tust, ist gefährlich, Saron. Ich hoffe, du weißt das.“

Obwohl mein Verstand mir sagt, dass es Wahnsinn ist, schleiche ich weiter vor, ein paar Stufen die Treppe hinunter, bis ich die beiden sehen kann.

Ich erkenne Saron, der mich hierher gebracht hat - den anderen habe ich ab und zu im Tenfathers gesehen. Das ist nicht gut. Im Tenfathers habe ich Cor kennengelernt. Und ich erinnere mich auch an den Namen des Typen da unten. Ash! Er ist zwar nicht oft im Tenfathers, gehört aber zu Seths engerem Kreis. Soweit ich mich erinnern kann, ist er Wissenschaftler bei Magnatec.

Saron hat mich verraten! Verdammt … ich sitze hier in der Falle.

„Was willst du jetzt tun? Ich kenne Leyla vom Sehen! Sie ist eins von den Mädchen, das sich für einen Blutvertrag verkaufen wollte. Diese Blutjunkies sind es nicht wert, sich für sie in Gefahr zu bringen.“

Ich habe genug gehört. Langsam gehe ich rückwärts. Meine Entscheidung steht fest. Ich springe aus dem Fenster. Lieber ein schneller Tod, als noch einmal durch die Hölle zu gehen.

Auf der letzten Stufe passiert es. Die Treppe ist aus alten morschen Holzdielen – ein Luxus eigentlich, aber nicht diese Treppe. Eine der Dielen gibt ein quietschendes Geräusch von sich. Mein Herz setzt einen Moment aus. Dann renne ich los. Aber ich weiß, dass ich viel zu langsam bin … dass ich humpele und stolpere. In meinem Kopf ist nur ein Gedanke – ich muss das Fenster in meinem Zimmer erreichen, es öffnen und hinausspringen!

Hinter mir höre ich Schritte. Sie kommen! Oh bitte, nicht! Bitte … lass mich entkommen!

Ich schaffe es gerade noch ins Zimmer, wo ich auf das Fenster zustolpere. Meine Hand streckt sich nach dem Griff aus. Dann werde ich von hinten gepackt und vom Fenster weggezerrt. Ich schreie … und dieses Mal kommen tatsächlich Schreie aus meiner Kehle. Sie sind laut und schrill und verzweifelt. Voller Angst!

Es ist Saron, der mich festhält und aufs Bett drängt. Die Thermofolie rutscht von meinen Schultern, ich bin wieder nackt. Zwar voller blauer Flecke und Schürfwunden, aber nackt! Und er hockt über mir und fixiert meine Arme hinter meinem Kopf. „Nein!“, rufe ich. „Bitte … lass mich!“

Er starrt mich aus seinen seltsamen Augen an. „Beruhige dich … ich tue dir nichts.“

Doch ich wehre mich immer noch nach Kräften. Mittlerweile ist auch der andere – Ash – gekommen und steht im Türrahmen. Belustigt betrachtet er meinen aussichtslosen Kampf. Ich schreie noch lauter und wehre mich noch heftiger.

„Besser ich gehe jetzt, oder brauchst du Hilfe mit der Kleinen?“ Ash sieht mit leicht arrogantem Blick auf mich hinunter. Mir ist klar, was er von mir denkt. Ich habe gehört, dass er früher mal mit Seths Partnerin Luana zusammen war; bis die ihn für die bessere Partie mit Seth sitzen gelassen hat. Und jetzt glaubt er, dass alle so wären wie Luana. Dieser Mistkerl. Was weiß er denn schon? Selbstgefälliger Mutantenarsch!

„Komm übermorgen wieder. Dann machen wir weiter“, antwortet Saron.

Weitermachen? Womit? Mit mir? Ja klar … sie wollen mir ein paar Tage Zeit lassen, bevor sie über mich herfallen und warten, bis mein Körper wieder ansehnlicher ist.

Als Ash fort ist, beruhige ich mich endlich. Mir ist klar, dass ich zwei Tage Gnadenfrist bekommen habe. Ich darf jetzt nicht durchdrehen. Wenn ich mich gefügig gebe, bietet sich mir vielleicht eine Chance zu verschwinden. Aber wenn ich weiter tobe, fesselt mich Saron ans Bett.

Tatsächlich lässt er meine Arme los, sobald ich Ruhe gebe. Sein Blick wendet sich keinen Augenblick von mir ab. „Du musst dich ausruhen.“

Er tastet meinen Kopf ab, dann meinen Hals und schließlich meine Schultern. Seine Hände sind erstaunlich sanft, aber als er meinen restlichen Körper berührt, versteife ich mich.

„Es ist nichts gebrochen. Du hast Glück gehabt.“

Glück nennt der das? Ich beiße mir auf die Lippen, um mir eine bissige Bemerkung zu verkneifen. Immerhin – sein Blick ist konzentriert. Fast kommt es mir vor, als würde er gar nicht wahrnehmen, dass ich nackt bin. Meine Brüste und meine Scham interessieren ihn nicht. Wobei das auch kein Wunder ist – mein malträtierter Körper wirkt nicht gerade anziehend. Ich wage, mir die Zeit zu nehmen, ihn genauer zu betrachten. Ja, er hat auf jeden Fall asiatische Vorfahren. Wahrscheinlich nur ein Elternteil, da die Züge nicht allzu deutlich ausgeprägt sind. Aber es muss ähnlich sein, wie bei mir. Die Vorfahren meiner Mutter kamen aus den alten Ländern im hohen Norden, wo die Menschen blond und blauäugig waren. Diese Gene haben sich bei mir durchgesetzt.

Plötzlich treffen sich unsere Blicke. Ich will schnell wegsehen, aber es gelingt mir nicht …

Und dann sind seine Berührungen auf einmal nicht mehr so konzentriert und zurückhaltend. Sarons Hand streicht über meine Wange … ganz leicht, wie ein Windhauch. Oh, Gott, wird er nun doch nicht warten? Dieser Augenblick ist so unerträglich, dass ich meinen Kopf zur Seite drehe.

Sofort zieht er seine Hand zurück. „Schlaf einfach etwas … heute Abend können wir reden.“

Reden? Für wen hält er sich denn? Aber meinetwegen ... Ich spiele sein Spielchen mit, bis ich eine Gelegenheit finde, abzuhauen.

Langsam schließe ich die Augen und tue so, als wäre ich müde. Meine Anspannung lässt erst nach, als Saron den Raum verlässt und die Tür hinter sich schließt.

2. Vergeltung

Am Abend hat er mir tatsächlich ein Bad eingelassen. In heißem Wasser! Ich gebe zu, dass ich das Bad genossen habe. Sogar mein Haar sieht nun wieder einigermaßen annehmlich aus. Lang und blond fällt es mir über den Rücken. Ich habe bemerkt, wie Saron es ansieht. Offenbar gefällt ihm seine Beute.

Immerhin hat er mir Thermowaxkleidung besorgt – woher auch immer. Sie passt fast perfekt und muss von einer Frau sein. Als ich sauber und angezogen auf dem Sofa sitze und misstrauisch beobachte, wie Saron mit zwei Tellern hantiert, fühle ich mich zumindest halbwegs wieder als Mensch. Und ich habe Hunger. Was immer dort auf den Tellern ist – es riecht gut. Aber natürlich würde ich mir lieber die Zunge abbeißen, als ihm das zu zeigen.

Doch als Saron den Teller vor mir abstellt, werfe ich alle guten Vorsätze über Bord und beginne zu stopfen. Ich hasse mich dafür, aber es schmeckt einfach gut; und ich bin so furchtbar ausgehungert.

Saron sitzt mir gegenüber auf dem Boden, die Beine über Kreuz. Natürlich schlingt er nicht, sondern isst langsam und kultiviert. Aber er ist zumindest höflich genug, mich nicht anzustarren, während ich mich vollstopfe.

„Schmeckt gut“, lasse ich mich herab, zwischen zwei Bissen zu sagen. Er lächelt nur stumm.

Irgendwie macht mich das wütend. Seine aufgeblasen gönnerische Art ist noch schlimmer, als die Selbstgefälligkeit von Ash.

„Sagst du mir jetzt, was dir passiert ist?“, fragt Saron mich nach dem Essen.

Ich will nicht darüber reden. Schon gar nicht mit ihm. „Das ist doch offensichtlich, oder? Mehr musst du nicht wissen.“

„Ich weiß es längst alles ...“, antwortet er leise, ohne mich anzusehen. „Cor und die anderen … das sind Schweine. Jeder weiß das. Hat dich denn keiner im Tenfathers vor denen gewarnt?“

Ich schlinge die Arme um meinen Körper, weil ich mich unbehaglich fühle. Natürlich weiß er es längst! Durch den Hämopholaustausch. Er konnte in meinen Gefühlen lesen. Seltsam nur, dass ich seine Gefühle im Gegenzug nicht spüren konnte. Aber wahrscheinlich hat er gar keine. Genau so wird es sein. Er ist ein gefühlloses Arschloch, das die Geschichte noch mal aus erster Hand hören will, bevor er sich selbst bedient!“

„Wenn du es weißt, brauche ich es dir erst recht nicht mehr zu erzählen.“ Meine Stimme klingt schärfer, als ich es beabsichtigt hatte. Immerhin will ich ihn ja nicht gegen mich aufbringen.

„Nein ...“, stimmt er mir zu. Dann herrscht wieder Schweigen.

Er ist ein komischer Typ für einen Mutanten. Seltsam verschlossen und still. Nicht so laut und aufgeblasen wie Seth, Cor und die anderen aus dem Tenfathers. Aber natürlich ist er trotzdem ein Mutant.

„Was hast du jetzt vor? Wenn Cor mitbekommt, dass du noch lebst, wird er dich töten.“

Ich zucke mit den Schultern. Was will er von mir hören? Dass ich ihm einen Blutvertrag anbiete und um seinen Schutz bettele? Das kann er vergessen. Ich habe meine Lektion gelernt.

„Du kannst erstmal hierbleiben. Dann sehen wir weiter.“ Er sieht mich an, und ich suche nach Verschlagenheit in seinem Blick. Seltsamerweise kann ich sie nicht finden. Aber ich muss mich selbst ermahnen, dass das nichts bedeutet. Cors Grausamkeit konnte ich auch nicht erkennen … bis zu diesem Abend.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Saron mir hier viel zu nah ist – in diesem Raum und in diesem Gespräch. Ich stehe auf – eigentlich springe ich eher auf – und dabei stoße ich mit dem Knie den kleinen Sofatisch an, und mein Teller fällt herunter.

Im Bruchteil einer Sekunde habe ich den Teller aufgefangen. Was war denn das? Seit wann habe ich so gute Reaktionen? Ungläubig starre ich meine Hand an.

„Das ist ein Nebeneffekt des Hämopholaustausches. Du brauchtest sehr viel. Und bei Überdosen kommt es manchmal vor, dass sich einige Fähigkeiten des Spenders übertragen.“

Ich starre ihn an. „Und das bleibt so?“

Saron nickt und lächelt wieder. „Ja, höchstwahrscheinlich.“

Seine Blicke verwirren mich. Warum sind sie nicht grausam, kalt und herzlos? Warum sieht er mich so an, wie …? Ich weiß gar nicht, wie er mich ansieht … so, als würde er mich kennen! Aber er kennt mich nicht! Wie kann er sich einbilden, mich zu kennen? Obwohl es eigentlich keinen Grund dafür gibt, bin ich sauer.

„Ich bin müde“, raunze ich ihn an, und gehe so schnell es geht die Treppe hinauf, um mich in meinem Zimmer zu verkriechen. Nur weg von ihm und seinen Blicken! Saron hält mich nicht auf.

Es ist ein beängstigender Traum, der mich in dieser Nacht quält. Ich höre, wie sich die Tür meines Zimmers öffnet und Saron hereinkommt.

Harsch will ich ihm sagen, dass er gehen soll. Doch meine Lippen sind wie versiegelt. Stattdessen sehe ich zu, wie Saron sich neben mich auf das Bett setzt. Er sieht mich an … und mein Herz schlägt schneller. Ich weiß, warum er gekommen ist. Er zieht die Decke zur Seite und betrachtet ausgiebig meinen Körper. Dann beugt er sich über mich und nimmt einen meiner Nippel zwischen seine Lippen. Doch anstatt es schrecklich zu finden, gefällt mir, was er tut. Zunächst saugt er nur sanft. Dann wird er fordernder, umspielt meinen harten Nippel mit seiner Zunge. Mein Unterleib zieht sich zusammen – er schmerzt überhaupt nicht mehr. Es ist, als wäre alles verschwunden, was Cor mir angetan hat. Eigentlich wäre es ein schöner Traum, wenn er nicht so absurd wäre. Doch in Träumen darf man alles sein und tun, was man will. Also beschließe ich, mich diesem Traum hinzugeben.

 

Ich lege meine Hände auf Sarons schwarzes Haar und gebe ihm zu verstehen, dass ich mehr will. Er sieht mich mit dem gleichen seltsamen Blick an, wie heute Abend. Langsam streichen seine Hände über meine Brüste. Sein Gesicht liegt im Schatten seiner langen Haare verborgen. Was er mit ihnen anstellt, reicht, um mich feucht werden zu lassen. Ich seufze vor Genuss.

Während seine Zunge weiter meine Nippel verwöhnt, wandert seine Hand hinunter zu meiner Scham … langsam und suchend. Sein Finger taucht zwischen meine Schamlippen und findet mühelos meine Klitoris. Scharf ziehe ich die Luft ein, als er mit der Fingerkuppe meinen Kitzler streichelt.

Oh Gott, ist das schön! Ich bin noch nie so berührt worden. Ich kenne nur die Brutalität Cors und seiner Freunde. Auch die zwei Beziehungen zu Männern, die ich vorher hatte, waren ganz anders als das. Die waren mehr auf ihre eigene Befriedigung bedacht, als auf meine.

Ich winde mich unter Sarons Händen. Er ist geschickt und weiß genau, wie er mich berühren muss. Ich zerfließe geradezu unter seinen Berührungen und bin vollkommen willenlos. Ich glaube, ich war noch nie so nass zwischen den Beinen.

Kurz bevor ich den Höhepunkt erreiche, höre ich ihn flüstern. „Willst du mich?“

Ich öffne den Mund, um zu antworten. Ja! Oh, mein Gott, ja! Das ist das Beste und Schönste, das ich je erlebt habe!

„Dann musst du es sagen, Leyla“, höre ich seine Stimme nah an meinem Ohr, während der Höhepunkt mich fortreißt.

Ich wache auf und liege allein in meinem Zimmer. Mein Unterleib pocht in Erwartung vom erregenden Nachhall des Traumes. Am liebsten würde ich vor Enttäuschung aufheulen.

Doch dann kehrt mein Verstand zurück, und ich schäme mich. Wie kann ich so etwas träumen? Nach allem, was mir passiert ist. Ich ziehe meine Beine eng an meinen Körper und rolle mich zusammen wie eine Katze. Das Einzige, was mich interessiert, ist meine Flucht! Das sage ich immer wieder leise vor mich hin, bevor ich einschlafe; und dieses Mal bleibt der Schlaf traumlos.

Ich werde von einem Geräusch geweckt. Es ist ein dumpfes Poltern – als ob ein schwerer Gegenstand umgefallen ist. Sofort bin ich hellwach. Was, wenn Cor weiß, wo ich bin und gekommen ist, mich zu holen?

Hastig schlüpfe ich in meine neue Thermowaxkleidung. Sogar Schuhe hat Saron mir besorgt. Damit sind meine Chancen zu überleben auf jeden Fall gestiegen – wenn auch noch immer nicht besonders hoch.

Heute geht es mir besser. Ich bin nicht mehr so schwach, und auch meine Bewegungen sind wieder fast normal. Die Schmerzen sind fort. Eigentlich erstaunlich, dass mein Körper sich so schnell erholt hat. Ich schleiche mich auf den Flur und achte dieses Mal darauf, die knarrende Diele zu überspringen. Ich bin selbst erstaunt über die Leichtigkeit meiner Bewegungen. Als wäre ich nicht erst vor zwei Tagen fast gestorben. Von unten höre ich einen Fluch, dann einen erstickten Schrei. Jemand ist gefallen. Oh Gott! Dort unten wird gekämpft. Das ist das Ende. Cor wird mich finden und ohne mit der Wimper zu zucken töten. Saron kommt gegen Cor und die anderen niemals an. Ich zweifle sogar daran, dass er es allein mit Cor aufnehmen könnte.

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