Exploring Limits

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Exploring Limits
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Deutsche Erstausgabe (ePub) Dezember 2020

Für die Originalausgabe:

© 2019 by Nicki Bennett & Ariel Tachna

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Exploring Limits«

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2020 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: CPI Deutschland

Lektorat: Annika Bührmann

ISBN-13: 978-3-95823-858-9

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


Aus dem Englischen

von Jilan Greyfould

Liebe Lesende,

vielen Dank, dass ihr dieses eBook gekauft habt! Damit unterstützt ihr vor allem die*der Autor*in des Buches und zeigt eure Wertschätzung gegenüber ihrer*seiner Arbeit. Außerdem schafft ihr dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der*des Autor*in und aus unserem Verlag, mit denen wir euch auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Euer Cursed-Team

Klappentext:

Als Devon seinem Schauspielkollegen Kit vorschlägt, gemeinsam ihren attraktiven Co-Star Jonathan zu verführen, ahnt er noch nicht, was er damit ins Rollen bringt. Die Chemie zwischen den drei Männern sprengt von Anfang an jede Skala und sie stehlen sich trotz der hektischen Dreharbeiten immer häufiger geheime, intime Momente. Dabei spielen nicht nur Toys eine Rolle, sondern das Dreiergespann erkundet auch die geteilte Neugier im Hinblick auf BDSM und die Dom-Sub-Dynamik. Aber was passiert, wenn sich aus der lockeren Affäre ganz allmählich etwas Tieferes entwickelt? Wenn Gefühle auf der Bildfläche erscheinen, mit denen keiner gerechnet hat?

Kapitel 1

Jonathans Verführung

»Was für ein Bild von einem Mann«, bemerkte Kit Webster, als er sich neben seinem Co-Star Devon Aldridge ins Gras des Camelot-Sets sinken ließ. »Zu schade, dass er stockhetero ist.«

»Oh ja«, stimmte Devon zu und sah Jonathan Braedon, dem amerikanischen Schauspieler, der König Arthur spielte, beim Schwerttraining zu. Das schwere Leder des Kostüms konnte seinen muskulösen Körperbau nicht verbergen. »Obwohl es das reinste Vergnügen wär, ihm zu zeigen, was er verpasst.«

»Und du glaubst wahrscheinlich, du wärst genau der Richtige dafür«, sagte Kit. »Du denkst, du könntest ihn davon überzeugen, dass er jetzt seit, was, 20 Jahren für das falsche Team spielt?« Obwohl er spöttisch schnaubte, musste er zugeben, dass die Vorstellung ihren Reiz hatte. Oh, was würde er nicht alles mit Jonathan anstellen, wenn er es nur dürfte!

Devon musterte Kit abschätzend. »Warum nicht?«, erwiderte er gedehnt. Als sie Freunde geworden waren, hatte Jonathan über einen Mangel an Beziehungen in der letzten Zeit geklagt. Vielleicht war es gar nicht so schwierig, wie es zunächst klang, ihm die Vorzüge von Männern näherzubringen. »Er mag mich sowieso schon«, fügte er hinzu und wackelte mit den Augenbrauen. »Und ich kann sehr… überzeugend sein.«

»Hey!«, protestierte Kit. »Ich hab ihn zuerst gesehen. Das ist nicht fair!« Zugegeben, er hatte geheim gehalten, dass er sich zu ihm hingezogen fühlte, doch er wollte Jonathan, seit er ihn zum ersten Mal gesehen hatte. In den vergangenen Wochen hatte sich ein weiteres, stärkeres Gefühl zu diesem Verlangen gesellt, als er herausgefunden hatte, dass Jonathan mehr als ein Schauspieler war – und noch dazu ein verdammt guter. In seiner Freizeit schoss er Fotos, die eine Menge Profifotografen vor Neid erblassen lassen würden, spielte virtuos Klavier und Gitarre und schrieb außerdem eigene Liedtexte und komponierte. Erst gestern hatte Kit erfahren, dass er nebenbei auch malte, allerdings hatte er noch keinen Blick auf seine Werke werfen können. Niall Clifton, der Regisseur der BBC-Miniserie rund um die Ritter der Tafelrunde, hatte eine gute Wahl getroffen, als er Jonathan die Rolle des Königs von Camelot angeboten hatte. Trotz der Problematik seines Akzents verkörperte dieser die Figur Arthur, als wäre er dafür geboren worden.

»Nun, was wäre deiner Meinung nach denn fair?«, entgegnete Devon. »Sich um ihn zu prügeln? Streichhölzer zu ziehen?« Jedes Ergebnis, das dazu führte, dass Kit sich ohne ihn mit Jonathan vergnügte, war absolut inakzeptabel. Als er wieder zu Kit hinübersah, kam ihm eine köstliche Idee. »Wir könnten ihn uns auch teilen.«

Ihn teilen… Das war Kit überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Er riss seinen Blick lange genug von Jonathan los, um Devon anzusehen, und versuchte abzuwägen, ob sein Verlangen für den Amerikaner sich auch auf den anderen Engländer ausdehnen konnte. Er betrachtete Devons große, schlanke Gestalt, ein weiteres Bild maskuliner Perfektion. Devon und Jonathan waren ziemlich sicher im gleichen Alter, Mitte dreißig, aber noch etwas von der vierzig entfernt. Er zog es vor, wenn seine Liebhaber gute zehn bis fünfzehn Jahre älter waren als er. All das herrliche Selbstbewusstsein und die Erfahrung… Jeder Zentimeter von Devons Körper – zumindest das, worauf Kit beim Umziehen im gemeinsamen Trailer einen flüchtigen Blick hatte erhaschen können – war gut definiert. Ein blonder Bart rahmte das kantige Gesicht ein, allerdings hatte Kit über die Jahre genug Fotos in den Medien gesehen, um zu vermuten, dass er sich den Bart nur für seine Rolle als Lancelot hatte stehen lassen. Wie dem auch sei, der Bart hob seine Kieferlinie und die hohen Wangenknochen hervor und betonte die vollen Lippen, die Kit nicht verschmähen würde. Ja, er könnte durchaus auch ein Interesse an Devon entwickeln. »Wie gehen wir es am besten an?«, fragte Kit. »Er hat nie auch nur die kleinsten Anzeichen gezeigt, dass er auf Männer stehen könnte.«

Bei dem glühenden Blick, mit dem Kit ihn bedachte, musste Devon sich ein Lächeln verkneifen und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Jonathan, der sich mittlerweile auf sein Schwert lehnte und sich das zerzauste Haar aus der Stirn strich. Oh, das wird so ein Spaß, dachte er, während er sich bereits vorstellte, wie er ihn von der verschwitzten Kleidung befreite und seine Hände über… Mit etwas Mühe bekam er seine Gedanken wieder unter Kontrolle und überlegte, wie sie am besten vorgehen sollten.

»Wir gehen was trinken, wenn er fertig ist. Warum kommst du nicht einfach mit?«, schlug Devon vor. Er war bereit, zu improvisieren und zu sehen, wie sich der Abend entwickeln würde.

Kit nickte. »Wo trefft ihr euch?« Wenn sie Jonathan verführen wollten, dann sollte er sich noch etwas anderes anziehen. Ihm schwebte schon genau das richtige Outfit vor: eine enge Jeans, ein T-Shirt, das wie aufgemalt wirkte. Wenn Jonathan auch nur ansatzweise interessiert war, würde es ihm sicherlich ins Auge stechen.

»Willst du dich noch aufhübschen?« Devon grinste. Kit war etwas jünger als sein übliches Beuteschema, aber seine schmale Gestalt und die langen Gliedmaßen waren durchaus nett anzusehen. Vor allem in den hautengen und freizügigen Klamotten, die er bevorzugte, wenn er sein Kostüm nicht trug. »Erwarte nichts, was deinen üblichen Standards entspricht. Wir gehen bloß in unseren Stammpub in der Stadt.«

Kit warf Devon einen finsteren Blick zu, sowohl für die Bemerkung als auch für die langweilige Wahl des Ortes. Dann dachte er noch einmal darüber nach. Wenn sie sich zu dritt in eine Nische drängten… Die Situation hatte Potenzial. »Überlass mir die Auswahl der Garderobe«, schlug er vor. »Sollen wir uns dort treffen oder am Trailer?«

Devon überlegte einen Moment. »Am Trailer«, beschloss er. »Dann können wir mit einem Auto fahren, was es uns einfacher macht, alle am Ende des Abends am selben Ort zu landen.« Er zwinkerte Kit zu. »Und dann werden wir sehen, wie… flexibel… unser König ist.«

»Scheiße, Devon«, sagte Kit. »Wenn du mit den Andeutungen so weitermachst, überlebe ich nicht bis zum Ende des Abends. Ich bin in einer halben Stunde am Trailer. Ist das schnell genug?«

»Wenn ich den Man of Steel da drüben überreden kann, Feierabend zu machen«, stimmte Devon zu. »Er wird noch duschen müssen, aber das dauert nicht lange.« Er klopfte Kit auf die Schulter, bevor er aufstand und zu Jonathan hinüberging. Der sah aus, als könnte er noch ein paar Stunden so weitermachen. Devon lächelte in sich hinein. Er hoffte inständig, Jonathans Ausdauer bald bei einem anderen, angenehmeren Zeitvertreib genießen zu können.

Kit erhob sich ebenfalls und eilte in die entgegengesetzte Richtung davon. Er würde es Devon überlassen, dafür zu sorgen, dass Jonathan zum Trailer ging und sich für den Abend im Pub fertig machte. Er hatte seine eigenen Vorbereitungen zu treffen.

Eine Bewegung am Rande seines Blickfelds brachte Jonathan dazu, sich gerade rechtzeitig umzudrehen, um zu sehen, wie Devon und Kit sich voneinander trennten. Devon kam auf ihn zu, während Kit sich mit unbekanntem Ziel davonmachte. Seufzend ließ Jonathan das Schwert sinken und wartete ab, was Devon ihm zu sagen hatte. Während sein Freund sich ihm näherte, spürte er ein unangenehmes Ziehen in seinem Unterleib. Verdammt, stellte er fest, es ist so lange her, dass ich langsam sogar Devon attraktiv finde. Kurz sah er Kit hinterher. Das würde er nicht mal in Erwägung ziehen. Kit war zu jung für ihn. Ende der Diskussion.

 

Als er auf Jonathan zuging, beobachtete Devon, wie ein Schweißtropfen an Jonathans Schläfe entlang, durch den strubbeligen Bart und schließlich an dem gebräunten Hals hinunterrann. Eine Welle des Verlangens rollte über ihn hinweg, zusammen mit etwas Intensiverem. Als er Jonathan kennengelernt hatte, hatte er sich ihm sofort verbunden gefühlt, doch bis jetzt war er davon ausgegangen, dass es sich nur um eine Freundschaft handelte, die auf geteilten Erfahrungen beruhte – von vergleichbaren Rollen auf der Bühne und im Film bis hin zu Jonathans Mitgefühl hinsichtlich Devons andauernder Scheidung.

»Hey, Devon«, rief Jonathan ihm zu. »Willst du mich an unser Date heute Abend erinnern?« Sobald er die scherzhaft gemeinten Worte ausgesprochen hatte, bereute er sie bereits. Devon sollte nicht auf dumme Ideen kommen. Er war vollkommen zufrieden damit, dass sie nur befreundet waren. Und das flatternde Gefühl in seinem Bauch rührte nur daher, dass er zu Mittag etwas Falsches gegessen hatte. Ja. Genau.

»Willst du für heute nicht Schluss machen, Kumpel?«, entgegnete Devon und legte Jonathan eine Hand auf die Schulter. »Ich bin allein vom Zuschauen völlig erschöpft! Machen wir uns für den Pub fertig. Ich habe Percival überredet, sich uns heute mal anzuschließen. Es wird ihm guttun, zur Abwechslung mal mit echten Männern abzuhängen, statt sich ständig mit den Orkney-Brüdern rumzutreiben.«

Jonathan schluckte. Mit Devon und Kit was trinken zu gehen, war in seinem derzeitigen Zustand keine gute Idee. Na ja, jetzt konnte er nichts mehr daran ändern. »Klingt super«, sagte er gezwungen locker. »Ich kann's kaum erwarten, mich zu entspannen, das steht mal fest. Berts Schwerttraining hat mich heute echt ausgelaugt.«

»Tja, dann mach dich mal frisch und wir sehen, was wir zu deiner Entspannung beitragen können«, versprach Devon und schlug den Weg zum Trailer ein. Den verschwitzten Körper neben sich zu spüren, ließ bereits Hitze in seinem Schritt aufflammen. Im Trailer zu warten, während Jonathan duschte, und sich dabei vorzustellen, wie das kühle Wasser über seinen nackten Körper rann, würde Devon höllisch heißmachen.

Jonathan ließ sich von Devon zurück zum Trailer führen, wobei er sich ein bisschen über Devons plötzliche Nähe wunderte. Noch mehr erstaunte ihn allerdings, welche Wirkung sie auf ihn hatte. Er musste sich wieder in den Griff bekommen, sonst würde er einen Abend mit Devon und Kit niemals überleben – vor allem dann nicht, wenn Kit wie üblich keine Berührungen scheute.

»Kit kommt in einer halben Stunde hierher.« Devon ließ die Hand sinken, als sie die Tür des Trailers erreichten. Er blieb an Jonathans Seite, sodass ihre Körper einander beim Eintreten berührten. Mit einem unschuldigen Grinsen ließ er sich auf die abgewetzte Couch fallen und versuchte, seine Erregung durch pure Willenskraft zu dämpfen.

»Ich schätze, das bedeutet, dass ich duschen muss«, sagte Jonathan und war erleichtert, eine Ausrede zu haben, um Devons plötzlich so überwältigender Präsenz einen Moment zu entkommen. Er war versucht, das fließende Wasser als Deckung zu nutzen, um sich schnell einen runterzuholen und damit die quälende Erektion loszuwerden, doch er war sich nicht sicher, ob die Wände des Trailers dick genug waren, um die Geräusche zu schlucken, selbst wenn die Dusche lief. »Ich bin gleich wieder da.«

Sich einen Trailer mit Jonathan zu teilen, bedeutete für Devon, dass er häufig Gelegenheit hatte, den anderen Mann mit weniger oder mehr Kleidung am Leib zu sehen. Während er Jonathans umwerfendes Aussehen immer geschätzt hatte, wäre ihm nie in den Sinn gekommen, sich eingehender mit diesen körperlichen Vorzügen auseinanderzusetzen – bis jetzt. Devon sah Jonathan hinterher, bis sich die Tür zur Dusche hinter ihm schloss, und auf einmal fiel es ihm schwer, an etwas anderes zu denken.

Unter der Dusche lehnte Jonathan den Kopf gegen die kühlen Fliesen. Er hatte keine Ahnung, was heute mit ihm los war. Ja, er war geil, aber das war ein Dauerzustand. Zu Hause beobachtete ein beeindruckbarer Junge jede seiner Bewegungen. Und wenn er hier das Set verließ, war er ein Filmstar, doch er weigerte sich, das auszunutzen, nur um flachgelegt zu werden. Am Set gab es erschreckend wenig Frauen, sodass er auch da kaum Auswahl hatte. Vielleicht war das der Grund, warum er sich dabei ertappte, seinen männlichen Co-Stars häufiger als üblich hinterherzuschauen. Er sah ja tagein, tagaus nur sie. Allerdings war das lächerlich. Er konnte sich nicht einfach einem von ihnen nähern und ihn anbaggern. Sie mussten schließlich zusammen arbeiten, um Himmels willen! Er hatte bisher noch nie der Anziehung zu Co-Stars nachgegeben. Besonders nicht, wenn sie männlich waren.

Wie Devon erwartet hatte, kurbelte es sein Kopfkino ordentlich an, Jonathan in der Dusche zu belauschen, sodass es in seiner Jeans schon bald unangenehm eng wurde. Er schloss für einen Moment die Augen und rieb über die wachsende Wölbung in seinem Schritt, während er sich vorstellte, wie er sich zu Jonathan in die enge Kabine gesellte und sich ihre nassen Körper aneinanderdrängten… Er holte tief Luft, stand mit einem Ruck auf und tigerte ruhelos auf und ab, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Er wollte Jonathan nicht verschrecken und es wäre Kit gegenüber nicht fair, ohne ihn anzufangen.

Nachdem er fertig geduscht hatte, trocknete sich Jonathan hastig ab und schlang sich dann das Handtuch um die Hüften. Als er feststellte, dass er seine Klamotten im Hauptraum des Trailers hatte liegen lassen, verfluchte er sich selbst im Stillen. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als wieder nach draußen zu Devon zu gehen, ohne mehr als ein locker sitzendes Handtuch, um die albernen Reaktionen seines Körpers zu verbergen. In der Hoffnung, dass Devon in irgendetwas vertieft war, atmete er einmal durch und eilte schnurstracks zu seiner Kleidung.

Bevor er auch nur nach seinen Boxershorts greifen konnte, wurde die Tür des Trailers schwungvoll aufgestoßen und Kit rauschte herein. Er trug das engste Outfit, das Jonathan bisher an ihm gesehen hatte, und sah sündhaft gut darin aus. »Ich bin da«, verkündete er. »Lasst den Spaß beginnen!«

Jonathan schluckte und fragte sich unwillkürlich, welche Art von Spaß Kit vorschwebte.

Devon bemühte sich, Kit nicht allzu offensichtlich anzustarren. Die Klamotten des Jungen lagen so eng an, dass sie wie aufgemalt wirkten. Bedauernd dachte er, dass er Jeans und Pulli auch gegen etwas Schickeres hätte tauschen können, aber das hätte nur Jonathans Misstrauen erregt. Und das war es schließlich nicht, was er erregen wollte.

Er zwinkerte Kit zu, dann drehte er sich wieder zu Jonathan um und grinste. »Wenn du nicht vorhast, so in den Pub zu gehen, mein Freund, dann solltest du dir jetzt lieber was anziehen.«

Devons Kommentar ließ Jonathan sich, weil er ja beinahe nackt war, noch verletzlicher fühlen. Er schnappte sich seine Boxershorts und schlüpfte im Schutz des Handtuchs hinein. Ihm war bewusst, dass es albern war, anders wollte er es jedoch nicht machen. Nachdem er seinen Freunden den Rücken zugewandt hatte, zog er sich Jeans und ein Flanellhemd an, angenehm sichere Kleidung. Sie würde ihm vorgaukeln, dass alles normal war, auch wenn sein Körper bei Kits Outfit und Devons rauer Stimme immer noch verrücktspielte.

Kit schmunzelte, als Jonathan sich umdrehte. Er nahm sich einen Moment Zeit, um Jonathans Hintern zu bewundern, als dieser sich vorbeugte, um sich seine Jeans anzuziehen. Dann begegnete er Devons Blick. Es war offensichtlich, dass irgendetwas Jonathan beunruhigt hatte. Kit hüpfte durch den Trailer und legte einen Arm um Jonathans Schultern. »Lasst uns gehen. Ich hab Durst.«

»Ich fahre«, bot Devon an. Er schob Jonathan auf die Tür zu und ließ seine Hand dabei nur einen Moment länger auf seinem Hintern verweilen, als er es normalerweise getan hätte.

Jonathan schnappte überrascht nach Luft, als er Devons Hand auf seiner Kehrseite spürte. Sie berührten einander ständig, aber diesmal fühlte es sich irgendwie anders an, genauso wie sich Kits Anhänglichkeit anders anfühlte. Er ermahnte sich, dass er damit aufhören musste, sich Dinge einzubilden, und ging zu Devons Auto.

Kit ließ Jonathan vorne neben Devon einsteigen und setzte sich hinter ihn auf die Beifahrerseite. Er verzichtete darauf, sich anzuschnallen, und beugte sich vor, um einen Arm auf die Rückenlehne des Sitzes zu legen. Während er fröhlich von seinem Tag erzählte, lag seine Hand auf Jonathans Brust.

Während der kurzen Fahrt zum Pub beobachtete Devon Jonathan aus dem Augenwinkel. Kit scheute sich nie davor, seine Freunde ständig anzufassen, doch heute Abend schien die Zuwendung Jonathan ein wenig unangenehm zu sein. In der Hoffnung, dass sie ihm langsam unter die Haut gingen, ließ er seinen Arm beiläufig Jonathans Oberschenkel streifen, als er den Rückwärtsgang einlegte, um zu parken.

Es hätte Zufall gewesen sein können, eine einfache Berührung von Arm und Bein, aber irgendwie wirkte es auf Jonathan wie… mehr. Fast schon beabsichtigt. Wäre Devon eine Frau gewesen, hätte Jonathan gedacht, sie würde auf ihn stehen. Aber Devon war sein Freund, kein potenzieller Liebhaber. Oder doch? Und dann war da noch Kit. Kit war immer freigiebig mit Berührungen. Das machte einen Teil seines Charmes aus, doch seine Hand befand sich gefährlich nahe an Jonathans Nippel. Das konnte keine Absicht sein. Oder?

Devon schob den Schaltknüppel in die Parkposition und streifte Jonathans Bein dabei ein weiteres Mal. Ihr König sah ausgesprochen verunsichert aus. Wer A sagt, muss auch B sagen, dachte Devon und lehnte sich zur Seite, um die Beifahrertür zu entriegeln. Dabei presste er sich an Jonathan und sein Gewicht sorgte dafür, dass Kits Arm fest gegen Jonathans Brust gedrückt wurde. »Lasst uns gehen. Ich brauche dringend was zu trinken.«

»Da bist du nicht der Einzige«, murmelte Jonathan und kletterte aus dem Wagen, um den verwirrenden Berührungen zu entkommen.

Als sie den Pub betraten, bot Kit an, die erste Runde auszugeben. Auf diese Weise hatte er beim Sitzplatz die freie Wahl, wenn er später zur Nische kam – natürlich wollte er am liebsten so nah wie möglich bei Jonathan sitzen. »Was nehmt ihr?«

»Ein Black and Tan«, bat Devon und legte einen Arm um Jonathans Schultern, um ihn zu einer Nische zu bugsieren. Normalerweise saßen er und Jonathan sich gegenüber, doch heute Abend hatte er vor, seinem Freund – und bald hoffentlich auch Liebhaber – so nah wie möglich zu kommen.

»Einen Jameson«, krächzte Jonathan, als Devons Arm auf seinen Schultern landete.

Kit nickte und steuerte die Bar an, um ihre Drinks zu holen.

Devon rutschte neben Jonathan auf die mit rissigem Leder bezogene Bank und setzte sich nur ein bisschen näher als üblich neben ihn. »Du hast heute gut ausgesehen, Jon«, murmelte er heiser und hielt inne, um seinen Blick über Jonathans leicht gerötete Wangen gleiten zu lassen. »Du kannst mittlerweile verdammt gut mit deinem Schwert umgehen.«

Devons Gegenwart an seiner Seite überraschte Jonathan beinahe genauso sehr wie seine Worte. Nicht das Kompliment. Das war nicht besonders außergewöhnlich, aber dieses ganz Spezielle kam ihm doppeldeutig vor, als würde es mehr beinhalten, als tatsächlich gesagt worden war. Wieder bekam Jonathan den seltsamen Eindruck, dass Devon ihn anflirtete. Er verwarf den Gedanken. Devon hatte die andere Seite der Nische für Kit frei gelassen, schließlich wusste jeder, dass ihr Percival eine Menge Platz für seine ausschweifenden Gesten brauchte, und die Bemerkung war nur eine Bemerkung. Es war nur Jonathans sexuell ausgehungertes Hirn, das den Worten einen tieferen Sinn verlieh. »Danke«, sagte er schlicht und hoffte, Kit beeilte sich mit den Drinks, damit er seinen Händen etwas zu tun geben konnte.

Kit trug die Getränke zum Tisch und ließ das Bild auf sich wirken, das die beiden attraktiven Männer abgaben, die sich auf einer Bank der Nische aneinanderdrängten. Er war ein wenig enttäuscht, dass er nicht derjenige war, der sich an Jonathans Seite schmiegen durfte, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass Jonathan Devon schon so schnell so nah an sich heranließ. Andernfalls hätte Kit Devon losgeschickt, um ihre Drinks zu holen, damit er selbst neben Jonathan sitzen konnte. Aber das war schon in Ordnung. Devon würde die nächste Runde schmeißen und das bedeutete, dass er aufstehen musste. Dann würde Kit zum Zug kommen. Es überraschte ihn, als Jonathan nach dem Whisky griff und ihn sofort hinunterstürzte. Normalerweise war er ein zurückhaltender Trinker. »Durstig?«, fragte er neckend und begegnete Devons Blick. Offensichtlich war während seiner Abwesenheit irgendetwas passiert.

 

Devon verkniff sich ein Grinsen, als er Kits kaum verhohlenen Unmut bemerkte, weil ihm der Platz an Jonathans Seite verwehrt geblieben war. Alter vor Schönheit, Kleiner, dachte er. Dabei bewunderte er trotzdem die geschmeidige Anmut, mit der Kit auf die gegenüberliegende Bank der Nische glitt. Jonathan ist nicht die einzige Verlockung in dieser Angelegenheit. Er trank einen großen Schluck von seinem Bier, um das plötzlich aufflammende Verlangen abzukühlen.

Kit machte es sich in der Sitznische bequem, indem er sich entspannt rekelte und damit die gesamte Bank einnahm. Er beobachtete, wie Devons Adamsapfel beim Schlucken hüpfte, und sah dann Jonathan in die Augen, obwohl er Devon ansprach. »Deine Wangen sehen ein bisschen rot aus, Mann. Sitzt du etwa ein bisschen zu nah bei unserem König?«

»Es ist die Pflicht eines Ritters, seinem Herrscher jeden Wunsch zu erfüllen«, antwortete Devon und seine Augen funkelten.

»Tja, Jonathan, wie sieht's aus?«, sagte Kit herausfordernd und grinste. »Welchen Wunsch soll Devon dir erfüllen?«

Jonathan schluckte. Das hier wurde viel zu hintergründig für seinen Geschmack. »Noch einen Jameson«, sagte er mit rauer Stimme.

»Euer Wunsch ist mir Befehl«, versprach Devon und drückte Jonathans Schulter. Er ließ seine Hand dort liegen, als er sich erhob. Ihm war klar, dass Kit sich seinen Platz schnappen würde, sobald er weg war. »In jeder Hinsicht, mein König.« Er zwinkerte Kit zu und machte sich auf den Weg zur Bar.

Sobald Devon seinen Platz verlassen hatte, eilte Kit um den Tisch herum und rutschte neben Jonathan auf die Bank, wobei er Hüfte und Bein nachdrücklich an den anderen Mann drückte. »Wie fühlt es sich an, wenn einem jemand wie Devon Aldridge zur Verfügung steht?«, wollte er wissen und legte einen Arm auf die Lehne der Bank, sodass er Jonathan beinahe umarmte. »Du weißt schon, dass du von jeder Frau unter vierzig in Großbritannien beneidet wirst – und wahrscheinlich auch von einer ganzen Reihe an Männern.«

Jonathan war schwindelig. Auf keinen Fall konnte man Kits Bemerkung missverstehen. Kit deutete an, dass Devon an ihm interessiert war. Reflexartig wollte er es abstreiten, doch die Worte verließen seinen Mund nicht. Vor einer Stunde hätte er es noch für unmöglich gehalten, aber jetzt begann er sich zu wundern.

»Was, keine schlagfertige Antwort?« Kit beugte sich vor, sodass sich sein Körper fast von Kopf bis Fuß an Jonathans schmiegte. »Ich dachte, du wärst ein Meister der Worte.«

Devon war nicht überrascht, dass Kit Jonathan komplett beschlagnahmte, als er zur Nische zurückkehrte. »Ich dachte, Percival wäre keusch, mein Freund?« Er stellte die Drinks auf den Tisch und rutschte dann auf die gegenüberliegende Bank, wobei er dafür sorgte, mit den Beinen die der anderen Männer zu streifen. »Ich wusste gar nicht, dass du an beiden Ufern fischst, Jon. Oder nimmst du Nialls Andeutungen etwa wörtlich, dass einige von Arthurs Rittern eher aneinander als an den Damen interessiert waren?«

Jonathan drehte den Kopf, um in Devons smaragdgrüne Augen zu blicken. Seine Worte waren wieder so mehrdeutig. Kurz schloss er die Augen und stellte sich vor, was für ein Bild er und Kit abgeben mussten. Er konnte verstehen, wie Devon zu dieser Schlussfolgerung gekommen war. Er hatte noch nie am anderen Ufer gefischt, um es mit Devons Worten zu sagen, aber der Grund dafür war immer Vorsicht und nie fehlendes Interesse gewesen. »Nein, ich…« Hilflos wanderte sein Blick zwischen den beiden Männern hin und her.

Kit erbarmte sich und rückte ein klein wenig von Jonathan ab. »Nee, ich hab ihn bloß verarscht«, sagte er zu Devon.

Da er immer noch mit der Situation und den Gefühlen, die in ihm tobten, zu kämpfen hatte, stürzte Jonathan auch sein zweites Whiskyglas hinunter.

»Du trinkst heute aber ordentlich, Jon«, bemerkte Devon. Sein Blick wanderte für einen Moment nach unten, bevor er ihn wieder auf das Gesicht seines Freundes richtete. Ihr Verhalten hatte offensichtlich eine Wirkung auf Jonathan, doch er wollte den nächsten Schritt nicht in einem lauten, überfüllten Pub machen. »Warum verlegen wir das nicht zu mir nach Hause? Ich habe einen großartigen Scotch da, den du unbedingt probieren musst, und so kann ich mir selbst auch einen genehmigen.«

»Das klingt toll«, warf Kit ein. »Du hast ja Platz für uns beide, falls wir einpennen sollten. Sag, dass du mitkommst, Jon.«

Überwältigt und vollkommen aus der Fassung gebracht nickte Jonathan benommen. Seine Gedanken überschlugen sich und interpretierten alles, was seine Freunde sagten, als sexuelle Andeutung. Das musste er sich einbilden! Vielleicht konnte er bei Devon zu Hause wenigstens ein paar Fragen stellen, die er in der Öffentlichkeit nicht stellen konnte. Sie würden lachen, wenn er sich irrte, aber sie zogen sich sowieso ständig gegenseitig auf – damit kam er schon klar. Er wusste, dass sie es nicht herumerzählen würden.

»Dann lasst uns gehen.« Devon trank sein Bier aus und stand auf. »Komm schon, Percival, lass dem Mann Platz zum Aufstehen.« Er beobachtete Jonathans Mienenspiel, als Kit von der Sitzbank hüpfte, und streckte die Hand aus, um Jonathans Finger von seinem leeren Glas zu lösen. »Komm schon, Mann«, drängte er und verbannte den neckenden Tonfall für einen Moment aus seiner Stimme. »Du wirst es genießen, versprochen.«

Jonathan erschauerte bei Devons Worten, in denen kein Necken mehr zu finden war. Genießen. Ja, ein Glas Scotch würde er genießen, aber in diesen Worten lag ein noch viel größeres Versprechen, das Versprechen auf andere genussvolle Dinge, andere Freuden, von denen er noch nicht gekostet hatte. Er schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu klären, und war sich sicher, dass der Whisky ihn Andeutungen hören ließ, wo keine waren. »Ich komme«, brummte er, als er aufstand und Kit und Devon zurück zum Auto folgte.

Noch nicht, aber das wirst du, dachte Kit auf dem Rückweg zum Wagen. Er war versucht, es laut auszusprechen, beschloss aber, damit zu warten, bis sie bei Devon waren. Stattdessen schlang er einen Arm um Jonathans Taille, als wollte er ihn stützen.

Devon schloss die Autotür auf und half Kit dabei, Jonathan auf den Beifahrersitz zu bugsieren. Dabei ließen sie ihre Berührungen immer eine Sekunde länger andauern als nötig. Er schwieg auf der kurzen Fahrt zu seinem Haus, wobei er hin und wieder zu Jonathan hinübersah. Er hoffte, ihr Verhalten schlug den anderen Mann nicht in die Flucht, und war erleichtert, dass er aus seinem unverstellten Gesichtsausdruck nur Verwirrung und vielleicht sogar einen Hauch von Interesse herauslas.

Die kurze Fahrt verschaffte Jonathan einen dringend benötigten Moment zum Nachdenken. Er wusste, dass er die Situation möglicherweise falsch deutete und sich blamieren würde, wenn das der Fall war. Aber falls nicht, musste er entscheiden, was er davon hielt. Falls Devon und Kit tatsächlich etwas von ihm wollten, konnte er damit umgehen? Wollte er das? Sein Kopf war bereits vom Whisky benebelt, weshalb es nicht gerade der beste Zeitpunkt zum Nachdenken war, aber es war die Zeit, die er hatte. Vielleicht bekam er nie wieder so eine Chance, wenn er jetzt nicht zugriff. Er hatte sich schon einmal eine Gelegenheit mit einem anderen Co-Star durch die Finger gleiten lassen, wegen seines Sohnes. Auch da hatte er gewusst, dass es möglicherweise seine einzige Chance war. Aber sein Sohn war jetzt nicht hier, Kit und Devon hingegen schon. Wollte er das? Er wagte einen Seitenblick auf Devons attraktives Profil. Er musste nur die Augen schließen, um sich Kits verschmitztes Grinsen ins Gedächtnis zu rufen. Wollte er das? Bei der Vorstellung zuckte sein Schwanz. Wollte er das? Sein Körper hatte jedenfalls keine Bedenken.

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