Star Wars: Battlefront II – Inferno-Kommando

Tekst
Sari: Star Wars
Raamat ei ole teie piirkonnas saadaval
Märgi loetuks
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

3. KAPITEL

Lieutenant Commander Del Meeko flog das T-4a der Lambda-Klasse auf die silber-grau-braune Stadtwelt Coruscant zu. Einst war der Planet seine Heimat gewesen, aber er war schon seit langer, langer Zeit nicht mehr hier gewesen. Der Anblick der fast völlig künstlichen Welt, die hie und da schüchtern zwischen den weißen Wolken hervorblitzte, hatte etwas Nostalgisches an sich und etwas seltsam Tröstliches. Aber das war gut; es linderte die Anspannung, die den ehemaligen Chefingenieur des Sternzerstörers Unfehlbar erfüllte, seit er den rätselhaften Befehl erhalten hatte, sich hier einzufinden.

Als Meeko sich heute Morgen zum Dienst gemeldet hatte, mit verquollenen Augen, wie immer vor seiner ersten Tasse Kaff, hatte ihn seine Mannschaft bereits im Maschinenraum erwartet, und seine rechte Hand, Lieutenant Naylyn Bashan, hatte ihn informiert, dass jemand in seinem Büro mit ihm sprechen wollte. „Höchste Prioritätsstufe“, hatte sie gesagt – nein, eigentlich waren die Worte mehr aus ihr herausgeplatzt. Sie und die anderen Teammitglieder hatten versucht, nicht alarmiert zu wirken, und Meeko hatte natürlich dasselbe getan. Sie alle wussten, dass nach der Zerstörung des Todessterns nichts mehr so war wie früher, und sie waren alle auf das Schlimmste vorbereitet.

Admiral Dayuns Gesicht war immer gerötet, aber an diesem Morgen in Meekos Büro hatte es praktisch geglüht.

„Sie werden versetzt, Del“, hatte er gesagt, und dass er den Chefingenieur mit seinem Namen ansprach und nicht mit seinem Rang, verdeutlichte, wie sehr die Nachricht ihn selbst überrascht hatte. „Admiral Garrick Versio hat persönlich nach Ihnen verlangt.“

Offensichtlich war das alles, was Meeko an Informationen bekommen würde. In der relativen Ungestörtheit des Shuttles hatte Naylyn ihn mit so ziemlich jeder Variante der Frage Was zur Hölle ist hier los? beharkt. Nicht, dass Del ihr irgendwelche Antworten bieten konnte. Also waren sie stattdessen dazu übergegangen, Geschichten auszutauschen: über ihren ersten Dienst auf einem Schiff, über das Ritual der Streiche und Scherze, die „Nerffleisch“ – Neuzugänge in der Mannschaft – über sich ergehen lassen mussten. Doch nun, wo Coruscant die Aussichtsfenster füllte, waren sie beide verstummt.

Naylyn brach das Schweigen. „Del … glaubst du, es hat damit zu tun, dass du auf Scarif stationiert warst?“

Er zwang sich, nicht das Gesicht zu verziehen. Seine Laufbahn hatte nicht als Ingenieur begonnen, sondern als Soldat. Er war ein Sturmtruppler gewesen und hatte im Dienst des Imperiums mehrere Schlachten erlebt. Dann war er als Küstentruppler auf die imperiale Basis auf Scarif versetzt worden – ein Dienst, der damals praktisch als bezahlter Urlaub galt. Die meisten Freunde, die er dort gefunden hatte, waren noch immer auf dem Planeten stationiert gewesen, als die Rebellen angriffen.

Keiner von ihnen hatte überlebt.

„Das habe ich mich selbst schon gefragt“, gestand er. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, wieso. Das ist schon ziemlich lange her.“

„Die gesamte Flotte wird gerade umgebaut“, gab Naylyn zu bedenken, dann räusperte sie sich und fügte hinzu: „Es gibt viele Positionen, die besetzt werden müssen.“

„Ich werde tun, was immer das Imperium von mir verlangt“, erwiderte Del, und auch wenn es nicht wirklich eine Antwort war, entsprach es doch der Wahrheit. „Ich habe keine Ahnung, worum es hier geht. Glaub mir, falls ich es wüsste, würde ich es dir sagen … auch wenn ich dich danach vermutlich umbringen müsste.“

Sie lachten über den alten Witz und die Stimmung verlor ein wenig von ihrem Ernst. Del steuerte das Shuttle tiefer, über die weißen Wolken hinweg, zwischen denen vereinzelt titanenhafte Durakrettürme emporragten, ihre Fenster aus verstärktem Glas glühten im reflektierten Licht der Sonne. Nachdem sie unter die Wolkendecke gesunken waren, reihten sie sich in den gefährlich schnellen Verkehrsstrom ein, der praktisch pausenlos über der imperialen Hauptwelt dahinglitt.

Ihr Ziel war die Imperial City und dort der Bereich, der bis vor Kurzem noch der Senatsbezirk gewesen war. Doch jetzt gab es keinen Senat mehr. Als das Shuttle noch fünf Kilometer von dem Gebiet entfernt war, tauchten wie aus dem Nichts zwei kleinere Schiffe neben ihnen auf.

„Sie betreten einen Flugbeschränkungsbereich“, ertönte eine abgehackte, kalte Stimme. „Identifizieren Sie sich und machen Sie sich bereit, zu einem Kontrollpunkt umgeleitet und überprüft zu werden.“

Del und Naylyn wechselten einen Blick. „Hier ist Shuttle 4240-C vom Sternzerstörer Unfehlbar. Ich bin Lieutenant Commander Del Meeko, meine Kopilotin ist Lieutenant Naylyn Bashan. Unser Autorisierungscode lautet …“

„Ihr Autorisierungscode ist irrelevant. Wir übermitteln Ihnen die Koordinaten. Passen Sie Ihren Kurs umgehend an.“

Etwas stimmte nicht. Del versuchte, ruhig zu bleiben. „Ich habe Befehl, mich bei Admiral Garrick Versio zu melden.“

Darauf folgte eine Pause. Eine lange Pause, bis die Frage: „Autorisierungscode?“, ertönte.

Del nannte ihn und erneut herrschte mehrere Sekunden Stille. „Sie können weiterfliegen. Wir werden sie eskortieren. Steuern Sie diese Koordinaten an.“

Besagte Koordinaten erschienen auf der Konsole und Del tippte sie ein. Als er die letzte Zahl in den Computer eingab, gestattete er sich ein leises Aufatmen. Die beiden Schiffe verlagerten ihre Position neben dem Shuttle, wobei sich eines schräg vor sie setzte, das andere schräg hinter sie.

„Krayt und Vaapad, Meeko! Vielleicht musst du mich tatsächlich noch umbringen“, entfuhr es Naylyn. Ihre Augen waren weit und rund. „Der Name war wie ein Zauberspruch aus einem alten Märchen oder so was.“

„Nun, ich fand, es lag eher an meiner entschlossenen Art.“ Als sich das Shuttle dem Sicherheitsbereich näherte, wanderte Dels Blick zu der gewaltigen Kuppel vor ihnen, und er fragte sich, wie man das Gebäude wohl nennen würde, nun, da es keinen Senat mehr im Senatsbezirk gab. Nicht, dass er vorhatte, jemanden danach zu fragen.

„Wir werden dich vermissen, Del“, sagte Naylyn.

„Du wirst eine ausgezeichnete Chefingenieurin abgeben“, erwiderte er zuversichtlich. „Als du zu uns gestoßen bist, warst du zwar ziemlich nutzlos, aber ich denke, ich habe dich ganz gut zurechtgebogen.“

Das hatte den erwünschten Effekt: Sie rollte kopfschüttelnd mit den Augen und Del musste grinsen. In den Vorschriften war kein Platz für humorvolles Geplänkel, aber Meeko fand nichts Schlimmes daran, zumal er wusste, dass sein Team sehr schnell sehr ernst werden konnte, falls es darauf ankam.

Sein Lächeln verblasste. „Ich werde euch auch vermissen.“ Ein Offizier sollte sich nicht emotional an seine Mannschaft binden, aber das war ein weiterer Punkt, in dem er es mit den Regeln nicht ganz so genau nahm. Er war von Natur aus offen und freundlich, und diese Tendenzen zu kontrollieren, war eine der schwersten Lektionen seiner Laufbahn gewesen.

Doch seine Zeit im Maschinenraum der Unfehlbar war nun einmal vorbei. Und schon bald würde er erfahren, was genau Admiral Garrick Versio von Chefingenieur Del Meeko wollte.

Er konnte nur hoffen, dass er diese Offenbarung nicht bedauern würde.

Die junge Frau war klein und zierlich, und der Stuhl, auf dem sie saß, während ihr Blick von einem Bildschirm zum nächsten huschte, schien sie beinahe zu verschlucken. Aber sie hatte sich offensichtlich daran gewöhnt, denn sie rutschte mit sicheren Bewegungen hin und her, wann immer es nötig war.

Ihre kurzen, ordentlich gefeilten Nägel klackerten auf den Tasten, als ihre Finger über die Kontrollen huschten. In ihrem rechten Ohr saß ein kleiner, kaum sichtbarer Knopf, aus dem leise eine musikalische Sprache von Klick- und Pfeiflauten drang. Die meisten Personen hätten vermutlich Schwierigkeiten, sich in dieser Situation zu konzentrieren, nicht so aber die junge Frau. Ihr fotografisches Gedächtnis sorgte dafür, dass ein kurzer Blick auf die Schirme reichte, um ihnen alle wichtigen Informationen zu entnehmen.

„Lieutenant?“

Lieutenant Seyn Maranas Augen richteten sich auf den einzigen Bildschirm an ihrem Pult, der bislang dunkel gewesen war. Jetzt erschien dort das Gesicht von Jastin Vrayn, ihrem Assistenten. Seine Miene wirkte verwirrt und auch ein wenig beunruhigt.

„Ja, Fähnrich?“, antwortete Seyn, wobei sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das halbe Dutzend anderer Schirme und auf die Wortkolonnen, die darüber hinwegrollten, richtete.

„Eine Nachricht für Sie. Von Admiral Garrick Versio. Sicherheitsstufe zwei.“

Der Admiral? Das war ungewöhnlich. Andererseits war seit der Zerstörung des Todessterns kaum noch etwas gewöhnlich. Seyn hatte diesen Raum nur ein paarmal verlassen, seit die schreckliche Nachricht Coruscant erreicht und sie alle schockiert und alles auf den Kopf gestellt hatte, woran sie geglaubt und worauf sie vertraut hatten. Sie kannte Versio natürlich, hatte ihn ein paarmal mit Querverweisen versorgt, aber sie war ihm nie begegnet, hatte nie direkt mit ihm zu tun gehabt. Es überraschte sie, dass er überhaupt ihren Namen kannte.

Und dann auch noch Sicherheitsstufe zwei – das war ihre höchste Sicherheitsfreigabe. Worum immer es ging, es musste wichtig sein und es würde ihre volle Aufmerksamkeit erfordern. Also drückte Seyn in rascher Folge mehrere Tasten, und nachdem die Vidschirme vor ihr eingefroren waren, atmete sie einmal tief ein.

„Sicherheitsstufe zwei aktiviert. Stellen Sie ihn durch.“

Jastins freundliche Züge wurden durch das schroffe, ergrauende Gesicht von Admiral Garrick Versio ersetzt.

Seyn sagte nichts, sie hörte nur zu. Ihre Augen wurden weit.

Und dann lächelte sie.

Um acht Uhr fünfzig betraten Iden Versio und Gideon Hask Seite an Seite den privaten Konferenzraum des Admirals. Eines von Versios liebsten Sprichwörtern lautete: Kommst du zu früh, bist du pünktlich; kommst du pünktlich, bist du zu spät, und sowohl Gideon als auch Iden hatten diese Maxime verinnerlicht.

 

Iden trug ihre schwarze TIE-Pilotenuniform, aber sie hatte darauf verzichtet, ihren Helm mitzubringen. Gideon seinerseits trug eine graugrüne Offiziersuniform aus Gaberwolle, die Kappe unter den Arm geklemmt.

Ironischerweise war dies das erste Mal, dass Iden ihren Vater an seinem Arbeitsplatz besuchte. Während ihrer Kindheit hatte er ein Büro in ihrem Haus gehabt, aber er hatte ihr verboten, es zu betreten. Dieses neue Büro befand sich auf der obersten Etage des ISB-Hauptquartiers und es war genauso kühl, effizient und schmucklos wie der Mann selbst. Es gab keine Bilder an den glatten weißen Durastahlwänden, keine Teppiche auf dem auf Hochglanz polierten Boden, nichts als Datenblöcke und Arbeitsgeräte auf den Tischen.

Ein absolut makellos wirkender Lieutenant nahm sie in Empfang; ein junger Mann, vielleicht drei Jahre älter als Iden, mit blondem Haar, grünen Augen und strahlend weißen Zähnen. „Guten Abend, Lieutenants. Bitte, folgen Sie mir.“

Der Konferenzraum wartete mit einem schwarzen Tisch, sechs Stühlen, einem kleineren Tischchen in einer Ecke und einer Reihe von Konsolen auf, die eine gesamte Wand einnahmen. Zwei Personen hatten sich bereits eingefunden: Ein dunkelhaariger Mann mit einem freundlichen Gesicht – Iden schätzte, dass er ungefähr zehn Jahre älter war als sie – , hochgewachsen und breitschultrig, ohne stämmig zu wirken, gekleidet in die gleiche Uniform wie Gideon.

Die zweite Person war eine junge Frau, klein, feingliedrig und militärisch streng, die kerzengerade auf ihrem Stuhl saß. Ihre hellbraune Haut und ihr kurzes schwarzes Haar stellten einen scharfen Kontrast zu ihrer makellos weißen Uniformjacke dar, die andeutete, dass sie, in welcher Funktion auch immer, für den Flottengeheimdienst arbeitete. Ihre dunkelbraunen Augen standen leicht schräg, und ihre glatte Haut verriet, wie jung sie war. Tatsächlich sah sie aus, als käme sie geradewegs von der Akademie – falls überhaupt. Einen Moment lang wunderte Iden sich, wie sie es geschafft haben konnte, bereits in den Rang eines Lieutenants aufzusteigen. Die beiden erhoben sich, als sie und Gideon eintraten.

Die junge Frau salutierte. „Lieutenant Seyn Marana, Flottengeheimdienst“, sagte sie mit einer angenehmen und mädchenhaft hohen Stimme.

„Und ich bin Lieutenant Commander Del Meeko.“ Die Stimme des Mannes passte zu seinem Gesicht: freundlich, aber nicht überschwänglich.

„Senior Lieutenant Iden Versio“, stellte Iden sich vor, wobei sie ebenfalls salutierte. „Und das hier ist Lieutenant Junior Grade Gideon Hask.“

„Ausgezeichnet“, erklang die geschäftsmäßige Stimme des Admirals, als er in den Raum trat. Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit aller auf ihn. „Sie haben sich bereits miteinander bekannt gemacht. Dann müssen wir zumindest keine Zeit mit Höflichkeiten verschwenden. Setzen Sie sich.“

Die vier jungen Offiziere kamen der Aufforderung nach und blickten erwartungsvoll zu dem Admiral hinüber. Er hatte ihnen keine Erfrischungen angeboten, aber das überraschte Iden nicht. Sie konnten sich glücklich schätzen, dass er ihnen überhaupt angeboten – oder besser, ihnen den Befehl gegeben – hatte, sich zu setzen.

Versios dunkle Augen sahen von einem Gesicht zum nächsten und verharrten schließlich auf Iden. Seine strenge Miene wurde weicher, aber nur um eine Winzigkeit.

„Lieutenant Versio“, sagte er. „Es freut mich, dass Sie zu uns stoßen konnten.“

Kurz spürte sie eine Woge der Wärme in sich hochsteigen. Gideon hatte nicht gelogen – ihr Vater freute sich wirklich, sie zu sehen.

„Danke, Sir“, erwiderte sie.

Das war offensichtlich genug Sentimentalität für den Admiral. Er wandte sich um und richtete seine Worte nun an die ganze Gruppe. „Falls ich Ihre Aufmerksamkeit auf den Holoprojektor in der Mitte des Tisches lenken darf.“

Iden versteifte sich.

Sie hatte bereits einen Verdacht, was er ihnen zeigen würde. Und sie erkannte, dass sie diejenige war, die für dieses Material verantwortlich war.

Gideon warf ihr einen kurzen Blick zu, eine Augenbraue fragend hochgezogen, woraufhin sie unmerklich den Kopf schüttelte.

Dann erschien das Hologramm und Iden betrachtete es ebenso stumm wie die anderen. Der einzige Teil ihres Körpers, der sich bewegte, war die pochende Ader an ihrem schlanken Hals. Sie sah, wie sich die Schlacht entfaltete, hörte erneut die Befehle, den Countdown. Dann – der Lichtblitz und der chaotische Sturzflug ihres TIE-Flüglers.

Iden gestattete sich nicht, den Blick abzuwenden, aber aus den Augenwinkeln konnte sie die Reaktionen der anderen sehen. Meekos Gesicht wirkte schockiert, Maranas Augen waren weit, ihre Lippen leicht geöffnet, und auch Gideon war ein wenig bleicher geworden. Sie erkannte, dass er sich zwingen musste, um nicht zu ihr herüberzublicken, dem unlogischen Drang nachzugeben und sich mit eigenen Augen noch einmal davon zu überzeugen, dass sie unversehrt war.

Ihr Vater ignorierte sie gnädigerweise vollkommen.

„Ich glaube, wir alle wissen, was das ist“, sagte er, bevor er das Holo anhielt und dann deaktivierte. „Die Aufzeichnung von einem der Handvoll Sternjäger, der sich außerhalb des Explosionsradius befand. Das Bildmaterial wird gegenwärtig noch analysiert.“

Iden war dankbar dafür, dass er nicht erwähnte, von welchem Schiff die Bilder stammten, aber die Seitenblicke von Meeko und Marana deuteten an, dass sie es bereits wussten.

„Das war ein dunkler Tag für das Imperium. Ein schwarzer Tag. Aber wie Sie sich sicher vorstellen können – wie Sie vielleicht sogar schon wissen – , arbeiten wir bereits auf allen Ebenen an unserem Gegenschlag gegen die Rebellenallianz. Wir verstärken unsere Bemühungen in Bereichen, die wir bislang vielleicht ein wenig vernachlässigt haben. Ein Beispiel: Wir kontrollieren alle großen Medienorgane der Galaxis, aber es gibt viele kleine Piratensender, die sich uns bislang entzogen haben. Während der letzten Tage haben wir zwei Dutzend solcher Stationen aufgespürt. Wir haben auf ihren Frequenzen die Exekution mehrerer wichtiger Rebellen übertragen und sie dann zerstört. Eine Handvoll solcher Stationen sendet zwar noch, aber es sind nicht mehr viele, und wir sind zuversichtlich, dass die Verbreitung rebellischer Propaganda bald kein Problem mehr sein wird.

Wie Sie ebenfalls wissen, wurde der Senat aufgelöst. Wir sind gegenwärtig dabei, zahlreiche Mitglieder festzunehmen, einschließlich derer, die in der Vergangenheit im Senat dienten, und sie in den Arrth-Eno-Gefängniskomplex zu sperren. Sie werden dortbleiben, bis wir feststellen können, in welchem Umfang sie die Rebellenallianz unterstützt haben. Außerdem haben wir eine Kampagne gestartet, um Sympathisanten unter den Rebellen anzusprechen und sie davon zu überzeugen, dass sie die Seite wechseln sollten.

Sie sehen also, viele Pläne, von groß und übergreifend bis klein und präzise. Und genau da kommen Sie ins Spiel. Es gibt in diesem Krieg eine Front, die unsere besondere Aufmerksamkeit verdient, und ich wurde autorisiert, entsprechende Schritte einzuleiten.“

Er benutzte die Stimme. Und die Stimme bedeutete, dass es um etwas sehr Großes ging, etwas sehr Wichtiges. Etwas, das ihm persönlich am Herzen lag. Dass seine Tochter daran beteiligt sein sollte, erfüllte Iden mit Stolz – gleichzeitig machte es sie aber auch nervös. Sie saß kerzengerade auf ihrem Stuhl, die Augen auf ihren Vater gerichtet, atmete flach und lauschte seinen Ausführungen.

„Die Zerstörung unseres mächtigen Todessterns geht auf etwas Winziges zurück – einen kleinen Fehler, absichtlich in die Konstruktion eingebaut von jemandem, der das Imperium über viele Jahre hinweg betrogen hat. Danach war nur noch ein Mann in einem X-Flügler nötig, um dieses zwei Meter große Ziel zu treffen.“

Er straffte die Schultern. „Wir waren arrogant“, sagte er, und nur Iden – und vielleicht Gideon – wussten, wie schwer ihm dieses Eingeständnis fallen musste. „Dafür haben wir nun einen schrecklichen Preis bezahlt. Aber wir werden diesen Fehler nicht noch einmal begehen.

Wir werden weiter dem Endziel entgegenstreben, bei dem es sich natürlich um die Erfüllung unserer großen Vision für das Imperium handelt. Aber auf dem Weg dorthin gibt es auch kleinere Hindernisse und auch sie müssen aus dem Weg geräumt werden. Und oft funktioniert das am besten, wenn möglichst wenige Personen involviert sind.

Nicht selten reicht schon eine kleine Gruppe – sofern sie aus den Besten der Besten besteht – , um Großes zu bewirken. Individuelle Talente und Fähigkeiten in einer reibungslos funktionierenden Einheit zu kombinieren, ist meiner Meinung nach ein Schritt, mit dem die Feinde des Imperiums nicht rechnen werden. Und wichtiger noch, ein Schritt, gegen den sie sich nicht effektiv verteidigen können.

Nach sorgfältiger Überlegung bin ich zu dem Schluss gelangt, dass Sie vier die Besten der Besten für diese Mission sind.“

Das war eine ziemlich beeindruckende Aussage und sie alle spürten ihr Gewicht. Versio verschränkte die Hände hinter dem Rücken und begann, wie ein Raubtier im Kreis um die kleine Gruppe herumzugehen, wobei er sie erneut einen nach dem anderen musterte, mit laserscharfen, stechenden Augen, fast so, als wolle er die Tiefen ihrer Seelen ausloten. Gideon und Iden kannten diesen Blick bereits, aber das machte ihn nicht weniger einschüchternd.

Schließlich blieb der Admiral vor dem hochgewachsenen Mann stehen. „Del Meeko. Sie haben sich durch die Ränge nach oben gearbeitet, erst als Sturmtruppler, dann als Küstentruppler, dann als TIE-Pilot. Sie haben mehrere Belobigungen für Ihre Tapferkeit im Kampf erhalten. Ihre Vorgesetzten sind sich einig, dass Sie auf jedem Gebiet brillieren, auf das Sie sich konzentrieren, aber Ihr größtes Talent scheint das Reparieren verschienster Geräte zu sein, von Panzerungen über Droiden bis hin zu Antrieben.“ Versio lächelte schmal. „Ihr Captain hat sich nur ungern von Ihnen getrennt.“

Meeko war schlau genug, den Blickkontakt mit dem Admiral nicht abzubrechen. Garrick mochte es nicht, wenn sich jemand während eines Gesprächs von ihm abwandte; er hielt es für respektlos. Wenn ich vor dir stehe, dann schenkst du mir besser auch deine ganze Aufmerksamkeit, war ein Satz, den Iden mehr als einmal gehört hatte. Doch der mechanisch begabte TIE-Pilot rutschte leicht auf seinem Stuhl hin und her, während er die lobenden Worte mit einer dankbaren Kopfbewegung honorierte.

„Seyn Marana“, fuhr Versio fort, wobei er sich der zierlichen jungen Frau zuwandte. „Sie verfügen über ein fotografisches Gedächtnis, was Ihnen während Ihrer Laufbahn gute Dienste erwiesen hat. Sie machten Ihren Abschluss an der imperialen Akademie auf Uyter als Klassenbeste, und das, nachdem Sie zuvor ein Jahr übersprungen hatten. Außerdem sprechen Sie … siebenundzwanzig Sprachen, ist das korrekt?“

Er machte eine Pause, damit sie antworten konnte, und der junge Lieutenant erwiderte mit zwitschernder Stimme: „Neunundzwanzig, Sir.“

Versios Augenbrauen wanderten nach oben. „Neunundzwanzig“, korrigierte er sich mit rauer Stimme. „Und sieben weitere Sprachen können Sie lesen und schreiben – es sind doch sieben, oder? Ich irre mich nur ungern zweimal in Folge.“

Das Mädchen – Iden konnte nicht anders, als in ihr ein Mädchen zu sehen, Seyn war höchstens Anfang zwanzig, allerhöchstens – schien zu erkennen, dass es vielleicht ein Fehler gewesen war, Versio so schnell zu korrigieren. Sie nickte. „Jawohl, Sir, sieben.“

„Sieben. Außerdem sind Sie eine talentierte Kryptologin. Und eine ausgezeichnete Schützin, die einen Feind aus fünf Kilometern Entfernung ausschalten kann.“

Nach diesen Worten betrachtete Iden das „Mädchen“ mit ganz neuem Respekt.

Als Nächstes wandte der Admiral sich Gideon zu. Iden war vermutlich die Einzige, die ihn gut genug kannte, um zu sehen, wie Stolz die Züge ihres Vaters weicher werden ließ. „Gideon Hask. Bester in seinem Jahrgang an der imperialen Universität von Coruscant. Diente mit Auszeichnung auf der Mandat und erhielt eine Schlachtfeldbeförderung sowie den Roten Stern für außergewöhnliche Verdienste im Kampf gegen den Feind.

Und zu guter Letzt, Iden Versio. Ebenfalls Jahrgangsbeste an der imperialen Universität Coruscant, Abschluss mit Auszeichnung. Eine von nur einem Dutzend Überlebender der Schlacht von Yavin. Auf dem Todesstern hielten Sie den Rekord für die meisten im Kampf abgeschossenen Feinde – und Sie haben die zweischneidige Ehre, dass Ihnen nie jemand diesen Titel streitig machen kann.

Ihre Mission wird es sein, Informationen, Objekte oder auch Personen aufzuspüren, die dem Imperium Schaden zufügen könnten, falls der Feind ihrer habhaft wird. Und falls sie vielleicht schon in falsche Hände geraten sind, wird es Ihre Aufgabe sein, die Situation zu bereinigen. Wir haben gerade erlebt, wie verheerend es für das Imperium sein kann, wenn kritische Informationen gegen uns eingesetzt werden. Wir können, dürfen und werden nicht zulassen, dass so etwas noch einmal geschieht. Verstanden?“

 

Die vier antworteten mit einer raschen Bestätigung und der Admiral nickte.

„Sie werden Ihre Befehle ohne Fragen befolgen. Wir müssen alles und jeden finden, der oder das auch nur die geringste Bedrohung für das Imperium darstellt. Sie alle sind daran gewöhnt, Teil von etwas Größerem zu sein, einer gewaltigen Maschine, aber diese Einheit ist ein Mikrokosmos, in dem es nur sie vier gibt. Sie werden den Großteil Ihrer Operationen ohne direkte Befehle von meiner Seite durchführen – tatsächlich werden Sie über lange Zeiträume überhaupt keinen Kontakt mit mir haben. Es ist unerlässlich, dass Sie lernen – und zwar schnell lernen – , effizient als Gruppe zusammenzuarbeiten, denn von nun an liegt eine gewaltige Verantwortung auf Ihren Schultern.“

Idens Herz pochte gegen ihre Rippen, aber sie ließ sich nicht anmerken, wie aufgeregt sie nach diesen Worten war. Verantwortung. Das war genau das, was sie wollte. Und auch, wenn das Team als Ganzes große Verantwortung tragen würde – sie wollte noch mehr.

„Ich werde derjenige sein, der Ihre Leistung beurteilt und Ihnen Ihre Missionen erteilt“, fuhr ihr Vater fort, „aber im Feld werde ich nicht Ihr Kommandant sein. Diese herausfordernde Aufgabe wird einem von Ihnen zufallen. Ihre Stärken sind vielfältig und einzigartig, und ich bin sicher, Sie würden alle gute Anführer abgeben, was mir die Entscheidung nicht leicht macht.“

Idens Gesicht fühlte sich heiß an, aber sie wusste nicht, ob das mit ihrer Verärgerung zu tun hatte … oder mit ihrer Furcht. Wie konnte ihr Vater so etwas sagen? Er hatte sie sein ganzes Leben lang beobachtet. Er kannte ihre Talente. Was wollte er noch?

Versio nahm vier Datenblöcke von einem kleinen Tisch und kehrte damit zu der Gruppe zurück. „Also habe ich beschlossen, die Entscheidung in Ihre Hände zu legen. Auf diesen Datenblöcken finden Sie Informationen über Ihre erste Mission, und Sie haben die Erlaubnis, selbstständig weitere Nachforschungen anzustellen. Morgen früh um neun Uhr erwarte ich von jedem von Ihnen einen Vorschlag, wie die Mission durchgeführt werden sollte. Anhand dessen werde ich dann entscheiden, wer diese erste Operation leitet. Sie werden allein arbeiten, ohne jegliche Hilfe von anderen, habe ich mich klar ausgedrückt?“

Vier Stimmen antworteten mit einem gemurmelten: „Ja, Sir.“

„Gut. Zweitens – der gewählte Anführer wird diese Position nur weiterhin bekleiden, falls die Mission ein Erfolg ist.“

Iden nahm ihren Datenblock wortlos entgegen, obwohl sie innerlich vor Zorn und Scham kochte. Er wusste, dass sie das Team leiten konnte. Und doch glaubte er, einer der anderen könnte eine bessere Wahl sein. Und dann die Art dieses Tests … war das sein Ernst? Die Besten der Besten sollten einen Aufsatz schreiben? Was kam wohl danach? Würde er sie ohne Abendessen auf ihr Zimmer schicken, falls ihm ihr Vorschlag nicht gefiel?

Wie sich zeigte, lag sie damit gar nicht mal so weit von der Realität entfernt. „Man wird Sie zu Ihrer gemeinsamen Suite im Hotel Diplomat eskortieren und Sie werden bis morgen dortbleiben. Die Mahlzeiten werden Ihnen aufs Zimmer gebracht. Beeindrucken Sie mich, Offiziere. Zeigen Sie mir, wie Sie denken. Entwickelen Sie einen Plan, der so solide und so fehlerlos ist, dass ich gar nicht anders kann, als Sie zu wählen. Noch Fragen?“

Es war nie eine gute Idee, nachzuhaken, wenn Garrick Versio einen Befehl gab, aber Seyn wusste das noch nicht. „Sir? Können … können wir uns untereinander besprechen? Unsere Informationen teilen?“

Die Informationen erfragen, die wir nicht haben? dachte Iden hämisch, aber dann rief sie sich zur Ordnung. Ihre Arbeit für den Flottengeheimdienst sollte Seyn bei dieser Aufgabe einen großen Vorteil vor den anderen verschaffen. Sie hatte also nichts zu gewinnen, aber viel zu verlieren, falls sie ihre Daten mit den anderen teilte. Außerdem, überlegte Iden, während ihre hitzigen Gefühle in den Hintergrund rückten, könnte es wirklich hilfreich sein, falls jeder seine Informationen auf den Tisch legte. Jeder von ihnen hatte ein anderes Spezialgebiet, betrachtete die Situation aus einem anderen Blickwinkel. Und sie musste den bestmöglichen Plan entwickeln. Sie musste ganz einfach. Falls ihr Vater ein Team zusammenstellte, in dem sie dann nur die zweite Geige spielte … die Vorstellung war unerträglich.

Garrick überlegte einen Moment. „Ja, Sie können Ihre Informationen teilen.“

Das Mädchen lächelte, und einen Moment lang wirkte sie so jung, dass Iden sie eher beschützen wollte als neben ihr zu kämpfen. Doch sie verscheuchte den Gedanken. Unter Seyns jugendlichem Äußeren verbarg sich gewiss große Kraft. Garrick Versio würde niemanden in „seinem Team“ haben wollen, der nicht stark genug war. Außerdem waren sie doch die Besten der Besten.

Diese logische Schlussfolgerung bedeutete, dass der schweigsame Del Meeko ebenfalls über besondere Talente verfügte. Was Gideon anging – Iden kannte ihn gut genug, um zu wissen, warum ihr Vater ihn ausgewählt hatte.

„Weitere Fragen?“ Diesmal sagte niemand etwas und Versio nickte. „Wegtreten.“

Die vier standen auf, salutierten und wandten sich zum Gehen. In der Tür blieb Gideon aber noch einmal stehen. Er schien kurz zu überlegen, dann fragte er seinen neuen Kommandanten: „Sir? Hat die Einheit bereits einen Namen?“

Ein unmerkliches Lächeln kräuselte Versios Lippen. „Ja“, antwortete er. „Der Name ist ein Versprechen an die Rebellen.

Inferno-Kommando.“