Loe raamatut: «Sexual Magie»

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Christina Neuer

Sexual Magie

Wie ein Mann als aufregender Liebhaber der Frau entgegentritt!

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Sexual Magie

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Impressum neobooks

Sexual Magie

Vorwort

Liebe Leserin

Lieber Leser

dieses Ebook wurde von verschiedenen Autorinnen und Autoren geschrieben.

Meine Aufgabe bestand darin, aus den verschiedenen Texten, ein in sich

schlüssiges Buch zu erstellen. Was ich nicht gemacht habe waren die Texte neu

zu schreiben um einen einheitlichen Schreibstil zu haben.

Sie finden in diesem Ebook keine Aufzählung von Ritualen. Die Autorinnen und Autoren sind der einstimmigen Meinung dass jede Magierin und jeder Magier

eine Anzahl von Ritualen beherrscht. Die Potenzierung dieser Rituale erfolgt

über den Orgasmus. Aber das ist gerade die Herausforderung im Orgasmus noch bestimmte Gedanken oder Handlungen vor zu nehmen.

Dieses Ebook zeigt Ihnen den Weg auf. Ob Alleine zu Zweit oder in der Gruppe.

Köln im Jahre 2006

Einleitung

Keine Disziplin der Geheimwissenschaften ist bis heute so geheimnisumwittert geblieben wie die Sexualmagie; keine erhitzt die Gemüter rechts und links des "Mittelpfads" der Esoterik mehr, keine ist älter, kraftvoller und keine wird so

sehr missverstanden!

Immerhin: das allgemeine Interesse an diesem vielleicht wichtigsten Zweig der

Magie wächst zunehmend. Dazu hat nicht zuletzt auch eine in den letzten Jahren

zu beobachtende gewisse Popularisierung des hinduistischen Tantra und der so genannten Inneren Alchemie" des Taoismus beigetragen. Kaum eine

Buchmesse, auf der nicht einige neue Werke zu diesen Praktiken vorgestellt

würden doch umso erstaunlicher ist es da, dass fundierte, praktisch

Einführungen in die Sexualmagie für Anfänger und Fortgeschrittene immer

noch sehr dünn gesät sind.

Bevor wir uns mit der eigentlichen Praxis der Sexualmagie befassen, müssen wir zuerst einige Grundlagen erklären, etwaige Missverständnisse aus dem Weg

räumen und deutlich machen, welchen Weg wir in diesem Buch einschlagen

wollen.

Zunächst einmal: Dieses Buch dient der Praxis! Es will nichts verschweigen und verheimlichen, nichts beschönigen und verklären. Nur zu oft beschränkten sich einschlägige Autoren in der Vergangenheit darauf, dem Leser mit großartigen Andeutungen und Versprechungen den Mund wässrig zu machen - um ihn dann

aber doch, unaufgeklärt und enttäuscht, im Stich zu lassen, wenn es u m

praktische, nachvollziehbare Techniken geht. Oft ist der Wissensmangel dieser Schriftsteller daran schuld, die sich, weil es sich eben gut verkaufen lässt, an

einem Thema versuchen, von dem sie leider herzlich wenig verstehen. Ebenso

oft steht dahinter aber auch eine im Grunde arrogante, menschenverachtende Geheimnistuerei, die sich über den Leser erhaben fühlt und glaubt, er sei für das "eigentliche" Wissen noch nicht "reif ' genug. Eine Einstellung übrigens, die

man leider nur zu oft in der gesamten Esoterik findet. Gewiss, eines der Grundgesetze aller Geheimwissenschaft lautet: "Wisse, Wolle, Wage,

Schweige." Doch ist es unsere Auffassung, dass das "Schweige" dieses

Leitsatzes viel zu oft auf Kosten seiner anderen Bestandteile überbetont wird,

zum Beispiel auf Kosten des "Wisse".

Im Übrigen sollte die Geheimhaltung eher den Übenden und Praktizierenden

betreffen, nicht aber Autoren, die ihm immerhin auch aus innerer Verpflichtung heraus das Wissen Fund im Idealfall den Weg zur Willensfindung vermitteln

wollen und sollen. Das bringt uns zu einem weiteren Aspekt dieses Werks: das

"Wage".

Die Praxis selbst kann Ihnen niemand abnehmen, Sexualmagie auf dem Papier allein, im Reich der unverbindlichen Spekulation, gibt es nicht. Ja sie kann,

derart missbraucht, sogar ausgesprochen gefährlich werden, indem sie nämlich seelische Entwicklungen und Triebe auslöst bzw. freisetzt, die dann vom

zaghaften,; Alltags - Ich" mit katastrophalen Folgen wieder unterdrückt werden.

Doch davon später mehr. Halten wir fest, dass jeder Mensch die Entscheidung

zum "Wollen" und "Wagen" selbst fällen muss, wie er auch letztlich für ihre Konsequenzen verantwortlich ist. Tue was du willst sei das ganze Gesetz,

lautete Aleister Crowleys Leitspruch und den respektieren wir nicht zuletzt auch dadurch, dass wir uns nicht dazu versteigen, Ihnen mit erhobenem Moralzeigefinger zu sagen, was Sie zu tun und zu lassen haben.

Aus diesem Grund unterscheidet sich das vorliegende Werk auch völlig von

anderen Abhandlungen zum selben Thema. Wurde früher die Sexualmagie meist

nur als reine Domäne des Mannes betrachtet, in der die Frau eine lediglich untergeordnete Rolle spielte, so wollen wir hier dagegen Mann und Frau, wie es

ja auch eigentlich selbstverständlich sein sollte, völlig gleichberechtigt und gleichwertig berücksichtigen. Gewiss, männliche und weibliche Energien sind

oft grundverschieden voneinander, dies zu leugnen wäre töricht; doch sind es erfahrungsgemäß gerade die weiblichen Magier, die die Sexualmagie ganz

besonders erfolgreich anwenden und weiterentwickeln. Von daher richtet sich

dieses Buch also an männliche wie weibliche Leser zugleich.

Jeder Mensch hat ein Becken von Triebenergie. Heute gibt es privat wie

beruflich zu viele Faktoren die diese Energie abziehen. Beruflicher Stress, Angst

vor Arbeitslosigkeit, falsche Lebensgewohnheiten sowie der Druck der Medien machen den Männern zu schaffen. Bei Frauen ist alles, wie so oft, noch viel

komplizierter.

Ein anderer Punkt ist in diesem Zusammenhang das Tabu, welches in den

vergangenen Jahrhunderten die Sexualität im Allgemeinen und die Sexualmagie

im Besonderen unterdrückt hat. Es ist noch nicht allzu lange her, da war es verboten, beispielsweise Themen wie die Homosexualität in der Öffentlichkeit

zu behandeln. Damals wäre ein Buch wie dieses wohl noch vor Erscheinen auf

den Index verbotener Werke gekommen. Selbst relativ "freizügige" Werke sexualmagischen Inhalts beschränken sich in der Regel auf die rein zweigeschlechtliche Sexualität. Zwar wird gelegentlich auch die gerade für die Sexualmagie so wichtige Autorerotik erwähnt, doch geschieht dies meist nur am Rande. Andere Praktiken wie etwa die Homosexualität oder der Fetischismus fallen dagegen völlig unter den Tisch, von weiteren so genannten "Devianzen", also von der allgemeinen Norm abweichenden Formen der Sexualität (etwa der Verkehr mit Sukkubi und Inkubi), ganz zu schweigen. Es lohnt sich wohl kaum, sich länger mit einer Untersuchung darüber aufzuhalten, welchen

Verklemmungen, Sexualängsten und obrigkeitshörigen Grundeinstellungen wir diese Unterlassungen zu verdanken haben.

Wichtig ist in unserem Zusammenhang dagegen, uns stets vor Augen zu halten, dass die Vielfalt menschlicher Sexualität so groß und so großartig ist wie das menschliche Denken und Fühlen selbst. Mit anderen Worten: Der echte Sexualmagier wird sich nicht von klein karierten Tabus und Verboten in seiner Praxis einengen lassen. Ihm ist die Sexualmagie, gleich welcher Form und Stufe, eine willkommene Disziplin, ein Zugang zu einer Kraft, mit der er seine

magischen Ziele optimal erreichen kann. Ohne Unterschiede zu machen, löst er sich von den herkömmlichen Verhaftungen und Moralvorschriften, um den Satz "Tue was du willst" in die Wirklichkeit umzusetzen. Und dem Sexualmystiker wiederum ist die Sexualität ohnehin stets heiliger Ausdruck seiner höchsten Bestimmung. Sexualmagie will nicht zuletzt auch Grenzen sprengen, worauf in diesem Buch immer wieder hingearbeitet werden soll. Mit dem landläufigen,

meist sehr unwissenden und angsterfüllten Umgang, mit Sexualität hat sie nichts gemein. Und so strebt der Sexualmagier danach, die Grenzen seiner Ausdrucksfähigkeit immer weiter auszudehnen, bis er jene Freiheit erlangt, die

sich als "Optimum an Wahl und Entscheidungsmöglichkeiten" definiert.

Deshalb sollen hier auch vorurteilsfrei Praktiken und Formen der Sexualmagie

zur Sprache kommen, wie man sie sonst in der Literatur vergeblich sucht. Es bleibt dem Leser selbst überlassen, in welchem Umfang er diese Anregungen wahrnehmen und umsetzen will.

Schließlich sollte noch mit einem Missverständnis aufgeräumt

werden, dem man gerade in Laienkreisen des Öfteren begegnet. Es wurde

bereits erwähnt, dass der hinduistische Tantra und die Innere Alchemie des Taoismus in letzter Zeit immer mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten. Dagegen ist im Prinzip auch nichts einzuwenden, im Gegenteil: Nachdem die

viel beschworene "sexuelle Revolution" der sechziger Jahre mehr oder unspektakulär ausgeklungen ist, hat die Tantra - und Tao Literatur insofern wertvolle Pionierarbeit geleistet, als sie das allgemeine Bewusstsein um die transzendenten Möglichkeiten der Sexualität unter Esoterikern ebenso wie in der breiteren Öffentlichkeit geschärft und entwickelt hat. In dem sich zurzeit entwickelndem "neuen" Weltbild erhält die Sexualität im Allgemeinen einen anderen, konstruktiveren Stellenwert, als er ihr in der nachheidnischen, von Christentum und Kirchendogma geprägten und im Allgemeinen

lebensfeindlichen Kultur des Abendlandes zugestanden wurde.

Auf der Suche nach einer neuen "Kunst des Liebens" (ars amatoria nannte dies

die Antike) blicken wir zunehmend über die Grenzen unserer allzu sehr auf Materialismus und Naturwissenschaften eingeschworenen Zivilisation hinweg

und entdecken aufs Neue das Weistum der östlichen Kulturen. Diese haben sich jahrtausendelang mit der Entwicklung einer solchen Liebeskunst beschäftigt,

man denke nur an ihre herausragenden Zeugnisse, etwa an das Kama Sutram Indiens oder an den Duftenden Garten des Scheich Nefzaui im islamischen

Raum, um zwei weltbekannte Beispiele herauszugreifen. Es wäre töricht, wollte man behaupten, die westliche Sexualmagie habe diesen Kulturen nichts zu verdanken. Sie zehrt im Gegenteil, wie übrigens alle abendländischen Geheimdisziplinen, sehr stark von der Begegnung mit diesen Lehren, und dem Sexualmagier kann nur dringend empfohlen werden, sich ausführlich mit ihnen

zu beschäftigen.

Dennoch wäre es falsch, Sexualmagie und Tantra miteinander zu verwechseln. Beide verfolgen im Grunde recht andersartige Ziele. Während der Tantra stets sakral geprägt, also "Gottesdienst", mithin Sexualmystik ist und darauf abzielt,

die polaren Kräfte von Männlich und Weiblich (Shiva und Shakti, oder, in der Inneren Alchemie Chinas, Yang und Yin) miteinander zu vereinen, um sie zu transzendieren, ist die Sexualmagie zumindest auf den meisten Stufen eher "irdisch" ausgerichtet. Dem Sexualmagier ist die Sexualkraft zunächst einmal

eine neutrale Energie, die er magisch nutzen kann, zu welchem Ziel auch immer. Sie eignet sich erfahrungsgemäß vorzüglich gerade im Bereich der so genannten "Erfolgsmagie", also etwa zum Aufladen von Talismanen, Amuletten und

Sigillen, für Liebes, Schadens ,und Abwehrzauber, zur Verschaffung

beruflicher, materieller und psychologischer Vorteile usw.

Nun ist all dies dem Tantrika oder dem Ching Chi Meister keineswegs

unbekannt, doch findet es nur selten Niederschlag in der diesbezüglichen Literatur, gilt es als "höchstes Geheimnis" innerster Kreise und Bünde, die sich um wenige "erleuchtete" Meister der Kunst scharen.

Vielleicht ist es dagegen gerade der Vorteil des westlichen Materialismus und

der naturwissenschaftlichen Ausrichtung des Abendländer, dass er, wenigstens seit einigen Jahren, endlich dazu bereit ist, "das Kind beim Namen zu nennen"

und dass er sich zunehmend auch auf die praktischen, materiellen Grundlagen

der hohen Kunst der Sexualmagie besinnt. Vergessen wir nie, dass die Kulturen des Ostens, allen beliebten Idealisierungen zum Trotz, die unsere an Prüderie

und Tabudenken mit wenigen Ausnahmen weit übertreffen. Tantra und Innere Alchemie blieben stets nur wenigen Auserwählten vorbehalten, meist den Herrschern und ihren Höflingen, und auch heute stellen sie noch kein wirkliches "Volkswissen" dar. Schon immer hat man versucht, und dies nicht nur in christlich - kirchlichen Kulturen, die "dummen" Massen dumm zu

belassen, was das Wissen um die Möglichkeiten der Sexualmagie anbelangt. Insofern ist, so meinen wir, die westliche Sexualmagie nach abendländischem Empfinden immerhin ehrlicher, wenn sie sich eingestandenermaßen nicht dafür

zu schade ist, auch materielle Ziele anzustreben und dies offen zuzugeben.

Allerdings sind auch im Abendland die Grenzen zwischen Sexualmagie und Sexualmystik oft recht unscharf und fließend. Man sollte also auch nicht ins andere Extrem fallen und den mystischen, transzendenten Aspekt der Sexualmagie pauschal leugnen oder gar abwerten. Gerade dies macht ja die eigentliche Größe der Sexualmagie aus: dass sie nämlich ein System darstellt ,

das beides zu vereinigen versteht, das Materielle und das Transzendente. Es ist ein beliebter, gängiger Dualismus, Geist und Materie als Gegenpole, ja geradezu als Feinde zu betrachten. Dieser Dualismus hat manches Gleis gelegt, auf dem

wir noch heute unseren Sackbahnhöfen entgegenfahren. Die Mystik strebt

jedoch nicht danach, den Geist auf Kosten der Materie einseitig zu überhöhen. Dergleichen ist bloße Körperfeindlichkeit, und wohin sie führt, das haben uns Inquisition und Ketzerverfolgung ebenso vor Augen geführt wie die fanatischen Politideologien und Religionen, die den Menschen auf dem Altar einer übergeordneten" Idee kaltblütig schlachten. Nein, Mystik,

und die Sexualmystik im Besonderen, strebt nach Überwindung der Gegensätze, will den Menschen ins Reich des Transzendenten, des Göttlichen jenseits von

Gut und Böse führen.

Kapitel 1

DIE VORAUSSETZUNGEN DER SEXUALMAGIE

Gerne wurde in alten sexualmagischen Schriften die Sexualmagie als Disziplin dargestellt, die nur den sogenannten "Höchsten Eingeweihten" vorbehalten sei,

als eine Lehre voll unsäglicher Gefahren für Leib und Seele. Dementsprechend wenig wurde in selbigen Werken dann auch auf die eigentliche Praxis eingegangen, statt dessen herrschten die Warnungen und moralischen Vorgaben vor - der erhobene Zeigefinger war meistens das herausragendste Merkmal

dieser, meist älteren, Autoren. Das gilt allerdings auch für die magische

Literatur ganz allgemein, nicht nur für die Sexualmagie allein. Wenn wir die sexologische Literatur dieser Zeit (bis weit in die sechziger Jahre unseres Jahrhunderts hinein) betrachten, stellen wir fest, daß für die Sexualität das

gleiche gilt:

Auch sie wurde weitgehend totgeschwiegen, bagatellisiert, mit idealistischen Moralnormen überhöht und somit "unantastbar" gemacht usw. Wie sehen also, daß das Verhältnis der Sexualmagier zu ihrer Disziplin historisch voll in ihre eigene Zeit - und Gesellschaftsstruktur eingebettet war. Wurde die Sexualität durch Kirche, Staat und Gesellschaft unterdrückt, so galt für die Sexualmagie dasselbe. Und so ist diese leidige Geheimnistuerei zum Teil sogar verständlich; immerhin riskierte ein Autor noch in den fünfziger Jahren, als "obszöner Jugend und Sittenverderber" gebrandmarkt zu werden, so dass man ihm eine gewisse Zurückhaltung wirklich nicht verübeln kann.

Ein weiteres Merkmal vor allem älterer Werke zur Sexualmagie ist die ausschließlich männliche Ausrichtung der darin geschilderten Praktiken. In

diesem Punkt bildet übrigens selbst Crowley keine Ausnahme. Auch dies lässt sich unschwer historisch erklären. Immerhin wurde die Sexualität der Frau in

der abendländischen Kultur nach jahrtausendelanger Unterdrückung erst sehr

spät (wie - der - )entdeckt, und so nimmt es nicht wunder, wenn die sexualmagischen Schriften bis in unsere Zeit hinein die Frau tatsächlich

allenfalls als Erfüllungsgehilfin und (magisches) Lustobjekt kennen. Noch

Ende der fünfziger Jahre formulierten Autoren der älteren Generation selbst bei etwas so vergleichsweise Harmlosem wie der Pendellehre Ratschläge wie "der Magier beschaffe sich ein weibliches Medium und mache es sich hörig" - worunter natürlich "sexuelle Hörigkeit und Ausbeutung" verstanden wurden,

eine präzise Spiegelung des Zustands der zeitgenössischen Gesellschaft. Wir wollen uns hier nicht selbst beweihräuchern oder

gar behaupten, heute sei "endlich alles viel besser", denn keine Epoche erkennt ihre eigenen Fehler mit derselben Präzision wie die Fehler ihrer Vorgänger.

Halten wir einfach ganz neutral fest, dass sich die allgemeine Einstellung zur

Sexualität des Menschen, zur Rolle der Frau, zur Beziehung zwischen den Geschlechtern usw. seitdem zum Teil recht drastisch geändert hat. Überhaupt können wir heute über vieles (wenngleich längst nicht alles!) offener,

unverblümter sprechen als noch vor zwanzig Jahren, man denke nur etwa an die männliche wie weibliche Homosexualität, an die so genannte Pornographie usw. Darüber hinaus ist ganz allgemein das Wissen um die Geheimdisziplinen und

die "schwarzen Künste" zugänglicher geworden: Zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte konnte sich der Laie derart umfassend durch Bücher, Kurse,

Seminare usw. darüber informieren, wenn er nur wollte. Selbst die Zeit

unmittelbar nach dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg, als der

Okkultismus mal wieder als Welle hohe Wogen schlug, gab dem einschlägig Interessierten so viel, vor allem praktisches, Material an die Hand, wie es heute

der Fall ist. Insofern sind die Zeiten für ein Werk wie das vorliegende sehr

günstig, zumal viele allgemeine Vorurteile der Vergangenheit ("Alle Magie ist Teufelswerk", Sexualität ist böse" usw.) zumindest etwas an Schärfe verloren"

haben.

Von allen Geheimwissenschaften galt die Sexualmagie jahrhunderte lang als die gefährlichste. Wir wissen heute, wie sehr diese Einstellung die

Körperfeindlichkeit des damals alles beherrschenden Christentums

widerspiegelte, doch damit ist das Problem leider noch lange nicht vom Tisch:

Denn es lässt sich nicht leugnen, dass die Sexualmagie tatsächlich auch ihre gefährlichen Aspekte hat. Diese liegen allerdings - wie auch bei der Magie ganz allgemein - häufig auf völlig anderen Ebenen, als es oft angenommen wurde. Es

soll hier mit einem Vergleich beschrieben werden, auf den wir uns immer

wieder beziehen wollen: Die Sexualmagie ist (wie die gesamte Magie auch)

nicht gefährlicher und nicht ungefährlicher als etwa das Autofahren. Sie verlangt nach Schulung und Praxis, sie kennt ihre Regeln und Gesetze, und wer sie

betreiben will, muss in entsprechender Verfassung sein und aufmerksam

bleiben. Man sollte die Gefahren der Sexualmagie also gewiss nicht

bagatellisieren, sie aber auch nicht überbetonen, denn damit wäre niemandem gedient - und dem Menschen selbst am allerwenigsten. Im übrigen ist es eine

zwar bedauerliche, aber nicht wegzuleugnende Tatsache, dass jene Menschen,

die am lautstärksten vor den Gefahren der Sexualmagie zu warnen pflegen, in

der Regel Sexualität am Verklemmtesten sind und über keinerlei praktische Erfahrungen mit der Sexualmagie verfügen.

Wenn man die Fahrschule besucht, um Autofahren zu lernen, wird man in der

Regel nicht erst stundenlang mit Schilderungen von Unfällen und Gefahren im Straßenverkehr verschreckt - eine vernünftige Führerscheinausbildung wird im Laufe der Praxis auf reale Gefahren und Risiken hinweisen, nicht aber vorab den Anfänger sinnlos verunsichern. Auf ähnliche Weise wollen wir hier auf die tatsächlichen Gefahren der Sexualmagie auch nicht verfrüht eingehen, sondern

sie im Laufe der hier geschilderten und empfohlenen Praxis erwähnen, um sie

am Ende des Buchs noch einmal kurz zusammenzufassen und zu kommentieren. Stattdessen werden wir uns hier zunächst einmal mit den Voraussetzungen für

die Sexualmagie beschäftigen, wie wir sie verstehen.

Grundsätzlich ist die Sexualmagie für Mann und Frau möglich. Wir werden auf

die durchaus existierenden Unterschiede zwischen männlicher und weiblicher Sexualität zwar stets eingehen, wo dies geboten erscheint, aber fürs erste möge

es genügen, dass wir hier keine wertende Unterscheidung zwischen den Geschlechtern machen werden, ja nicht einmal machen dürfen, weil dies der ganzen Philosophie der Sexualmagie zuwiderliefe. Denn die Sexualmagie ist

nicht in erster Linie für den Mann oder die Frau, für den Asiaten oder den Europäer, den Eingeweihten oder den Unerlösten usw. gedacht - sondern für

den Menschen selbst, ohne Ansehen rassischer, konfessioneller, gesellschaftlicher oder geschlechtlicher Unterschiede.

Dennoch war die Sexualmagie noch nie etwas für die große Masse und wird es wahrscheinlich auch niemals sein. Vergessen wir nicht, dass der menschliche Umgang mit der Sexualität, auf den wir im nächsten Kapitel noch ausführlicher eingehen werden, von seiner emotionalen Sprengkraft her dem Gebrauch mit

einer Handgranate gleichkommt! Keine Kraft, kein Trieb beherrscht uns so vollständig, so scheinbar irrational und so ausschließlich wie die Sexualität, kein Instinkt mußte so sehr als Sammelbecken existentieller Urängste und Unsicherheiten herhalten. Die Sexualmagie aber ist mehr als nur der rituelle Umgang mit Sexualität, sie will zur Überwindung der Grenzen führen, von

denen unsere Sexualität einerseits geprägt ist und die sie uns andererseits sehr

oft selbst wiederum setzt. Insofern packen wir mit der Sexualmagie tatsächlich ohne jede Übertreibung ein "heißes Eisen" an.

Wer also Sexualmagie praktizieren will, braucht zunächst einmal Mut - den

Mut, auch sexuell über den eigenen Schatten des Gewohnten zu springen, seinen sexuell bedingten Ängsten ins Auge zu blicken und sie zu überwinden, ohne sie jedoch zu verdrängen oder kurzerhand auszumerzen. Diese Bereitschaft (und sie wird im Laufe der Praxis immer wieder auf die Probe gestellt werden!) ist unabdingbar, ohne sie kann die Sexualmagie tatsächlich zu einer wahren

seelischen Hölle werden.

Das wäre wie ein angehender Autofahrer, der sich weigert, sich im

Straßenverkehr dem allgemeinen Tempo des Verkehrsflusses anzupassen, der völlig willkürlich und unberechenbar mal anhält, mal Gas gibt er gefährdet nur sich selbst und alle anderen. Doch bedeutet das nun nicht, um im Bild zu

bleiben, dass jeder sofort Rennfahrerambitionen entwickeln muss! Die Sexualmagie hat nichts mit Hochleistungssport zu tun, und wenn ein Mensch

das Gefühl hat, nun sei es genug, mehr könne er im Augenblick wirklich nicht verkraften, so wäre es der Gipfel der Torheit, seine Entwicklung mit Gewalt forcieren zu wollen. Andererseits lernt man das Schwimmen jedoch nur durch den Sprung ins Wasser wirklich, und so muss jeder zu seinem eigenen

Ausgleich zwischen Härte und Sanftheit gegenüber sich selbst finden. Man darf sich in der Sexualmagie ebenso wenig unter - wie überfordern. Findet man aber in diesem Punkt zum Mittelweg, also zur eigenen Mitte, so stehen einem Tür

und Tor zum Erfolg offen.

Zweitens verlangt die Sexualmagie nach Zielbewusstheit. Sie wird, zumindest in

der ersten Zeit, nicht allein um ihrer selbst willen ausgeübt, der eindeutige, einspitzige Willenssatz muss ihr vorausgehen, will man nicht einfach nur einen etwas bizarren Umgang mit Sexualität pflegen, ohne die eigentliche Magie dabei jemals wirklich zu berühren. Doch warum sollte ein Mensch sich zur

Sexualmagie entscheiden? Dafür kann es viele verschiedene Gründe geben, von denen einige hier stichwortartig aufgezählt werden sollen: das allgemeine

Interesse an einer erweiterten, durch den magischen Umgang mit den Kräften

der Seele und des Universums gesteigerten Sexualität; das Interesse an

einer besonders wirkungsvollen magischen Technik; Forschergeist; das Verlangen, die eigenen Grenzen auszuweiten; Interesse am bewussten Umgang

mit Ängsten und Gefühlen; der Wunsch, die eigene magische Entwicklung zu vervollkommnen und abzurunden; Vergnügen am magischen Umgang mit Sexualität; die intuitive "Baucherkenntnis", dass dies der eigene Weg ist usw. Bevor Sie sich daranmachen, die Sexualmagie zu praktizieren, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, warum Sie dies tun wollen. Das hat psychologische wie technische Gründe: Erstens werden Sie sich dadurch, sofern Sie bei der Selbstbetrachtung hinreichend tief in sich hineinblicken, über Ihr eigenes Verhältnis zu Sexualität und zur Magie klar; und zweitens können Sie dann mit sichererer Hand jene Untergebiete der Sexualmagie verstärkt bearbeiten, die

Ihren Anliegen am meisten entsprechen.

Bitte beachten Sie auch, dass hier keine Vorgaben gemacht werden, welches nun

"edle, richtige" und welches "unedle, falsche" Motive für den Umgang mit der Sexualmagie sind! Es geht zunächst nur darum, sich ihrer überhaupt bewusst zu werden. Allerdings möchte ich hier auch auf Motive hinweisen, die sich erfahrungsgemäß eher problematisch auswirken dürften: Wenn Sie in der Sexualmagie einen Ausgleich, ja einen Ersatz für eine frustrierte Sexualität

suchen sollten, so werden Sie einige Schwierigkeiten bekommen. Die

Sexualmagie verlangt zwar nicht nach einem Magier, der bereits, jenseits von

Gut und Böse, völlig frei von menschlichen Bedürfnissen und Regungen ist,

aber sie ist auch kein Ersatz für nicht ausgelebte Sexualität! Wir hoffen, dass im Laufe dieser Ausführungen deutlich wird, dass Sexualmagie nicht dasselbe ist

wie Sexualität - ein wichtiger Punkt, der nicht oft genug betont werden kann! Es

soll hier nicht behauptet werden, dass Sie die Finger von der Sexualmagie lassen müssen, wenn Sie in ihr lediglich eine Ersatzbefriedigung suchen oder gar die Möglichkeit, endlich auf "legitime" Weise all das praktizieren zu dürfen, was

Sie sich sonst nicht trauen würden (z.B. Gruppensex, Partnertausch, Homosexualität usw.). Auch dies kann eine hinreichende Triebkraft sein, die schließlich zur echten Sexualmagie führt - doch müssen Sie sich in diesem Fall

vor allem und sehr eindringlich mit der vorbereitenden Praxis beschäftigen, der

wir noch manche Seite widmen werden. Tun Sie das nämlich nicht, so werden

Sie feststellen, dass die Sexualmagie die Sammlung Ihrer Enttäuschungen nur

noch um einige weitere, möglicherweise besonders "hässliche" erweitert! Die Sexualmagie arbeitet zwar mit der Lustenergie, aber deshalb bereitet sie

keineswegs immer Vergnügen, sondern ist im Gegenteil oft recht anstrengend.

Wer an die Sexualmagie Erwartungen stellt, die eigentlich an die Adresse der

eigenen sexuellen Verklemmtheit gerichtet werden müssten, dem wird sie den

Ball unaufgefordert und gnadenlos wieder zurückspielen.

Anders als das östliche Tantra arbeitet die westliche Sexualmagie sehr betont

mit dem männlichen wie weiblichen Orgasmus. Von daher ist die Orgasmusfähigkeit des Praktikanten natürlich auch eine notwendige

Voraussetzung für das Ausüben dieser Kunst. Dies gilt zumindest für körperlich

- sexuell gesunde, also organisch orgasmusfähige Menschen. Wer aus psychosomatischen Ursachen heraus Orgasmusschwierigkeiten hat, dem bleibt

der Pfad der Sexualmagie deshalb noch lange nicht verschlossen; er oder sie

muss freilich für die so genannten "höheren" Stufen diese Fähigkeit (wieder) erschließen, wozu in diesem Werk auch entsprechende Hinweise gegeben

werden.

Orgasmusvermeidende Praktiken wie Tantra, Tao Yoga, Carezza usw. haben

zwar in der Sexualmagie als Hilfsdisziplinen durchaus ihren Platz, doch

verlangen, wie erwähnt, viele sexualmagischen Operationen nach dem

Orgasmus des Magiers oder der Magierin. Allerdings ist damit nicht unbedingt

der reine Genitalorgasmus (der so genannte "Gipfelorgasmus") gemeint, wie wir

ihn gemeinhin kennen. Auch der "Tal - " oder "Ganzkörperorgasmus", der beim Mann in der Regel ohne Ejakulation verläuft, ist dafür voll brauchbar, ja er ist

dem Gipfelorgasmus gelegentlich sogar vorzuziehen. Auch hierauf soll in entsprechendem Zusammenhang noch näher eingegangen werden. Schließlich

sei noch eine weitere Anforderung erwähnt, die für alle Magie gilt: Der Magier

muss über eine stabile seelische ("psychische") Verfassung verfügen. Dieser

Punkt ist vielleicht der heikelste von allen, und dies aus mehreren Gründen:

Zum einen ist der Begriff "stabil" recht unscharf, lässt sich aber leider nicht

genauer präzisieren. Wer sich gerade mit Mühe und Not seelischpsychisch im

Leben "über Wasser" hält und ständig Gefahr läuft, von einem psychotischen

oder schizoiden Schub .in den anderen abzugleiten, der sollte die Finger von

jeder Form der Magie lassen - das kann gar nicht eindringlich genug betont

werden!

Der zweite Grund, weshalb der Begriff "stabile seelisch psychische Verfassung" etwas problematisch ist, scheint dieser Forderung regelrecht zu widersprechen:

Oft ist es nämlich so, dass es gerade die innerseelischen Spannungen sind, die

den Menschen überhaupt erst zur Magie befähigen! Gregorius hat dies einmal an einer astrologischen Symbolik verdeutlicht: Für gewöhnlich sieht kein Astrologe

alter Schule Quadraturen, also 90 Grad - Aspekte, im Geburtshoroskop, bei Transiten oder Direktionen besonders gern. Sie gelten als problematisch und spannungsreich, ja oft als geradezu katastrophal, auch wenn die moderne, vor

allem die tiefenpsychologisch orientierte Astrologie diese Aussage inzwischen

sehr stark abgeschwächt und relativiert hat. Gregorius behauptet jedoch

sinngemäß, dass ein Magier sich im Prinzip gar nicht genug Quadraturen

wünschen kann!

Denn diese, so führt er aus, seien "kosmische Einfallswinkel", Positionen also,

die für überindividuelle oder transpersonale, mithin also für magische Kräfte empfänglich machen. In die Sprache der psychologischen Magie übersetzt

bedeutet das: Erst die inneren und äußeren Spannungen erschließen uns

überhaupt die uns und der Welt innewohnenden magischen Kräfte und können

sie für uns handhabbar machen. Mit anderen Worten: Wäre der Magier nicht

von sich aus bereits ständig in Gefahr, in den so genannten "Wahnsinn"

abzugleiten, so könnte er auch nicht über die Kräfte verfügen, die zur Ausübung seines Metiers nötig sind.

Insofern stellt die Magie in gewissem Maße sogar eine Form der Therapie

geistig - seelischer Störungen dar, und oft wird sie ja auch als eine Art " gesteuerter Schizophrenie" bezeichnet, was vor allem auf die so genannte "theurgische" und die Besessenheitsmagie zutrifft. Dies bringt uns endlich zur Frage, was denn Magie überhaupt sei. Wer sich schon länger mit magischer Literatur beschäftigt hat, dem werden bereits zahlreiche Definitionen der Magie begegnet sein. Wir wollen uns hier auf die folgende beschränken, die eine Abwandlung der altbekannten Formulierung des Altmeisters der modernen

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