Loe raamatut: «Die Melodie der Ruhe»
Einen herzlichen Dank an meine liebe Tochter Nicoletta für ihr geduldiges Übertragen der handschriftlichen Aufzeichnungen.
Daniel Wilk
Die Melodie der Ruhe
Trance-Geschichten:
Gefühle wahrnehmen
und akzeptieren
Vierte Auflage, 2021
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Umschlagfoto: Daniel Wilk
Satz: Drißner-Design u. DTP, Meßstetten
Printed in Germany
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck
Vierte Auflage, 2021
ISBN 978-3-89670-825-0 (Printausgabe)
ISBN 978-3-8497-8289-4 (ePub)
© 2012, 2021 Carl-Auer-Systeme Verlag
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Carl-Auer Verlag GmbH
Vangerowstraße 14 · 69115 Heidelberg
Tel. + 49 6221 6438-0 · Fax + 49 6221 6438-22
Inhalt
Einleitung
Gefühle und Körper sind untrennbar
Gefühle werden erst ab einer gewissen Intensität bewusst erlebt
Die Auswirkungen der Gefühle auf unseren Körper und auf unser Erleben und Verhalten können beeinflusst werden
Hinwendung zum Körper als Perspektivenwechsel
Achtsamkeit oder Bewusstheit als Weg zur Veränderung
Der Aufbau der Geschichten
Inhalte der Geschichten
Die Zielsetzungen
Grundannahmen
Die Anwendung
1. Erweiterbar strukturierte Geschichten
Das Schloss der Gefühle
Gelassenheit besuchen
Gelassenheit und Ärger
Traurigkeit
Farbige Gefühle
2. »Positive« Gefühle bringen Energie
Weg in die Ruhe
Hoffnung und Zuversicht
Frühlingshauch
Ein Blatt erwacht
Ein See schwemmt schwere Gefühle aus
Die leichte Schwere eines Vogels
Sonnenuntergang
Straßenpfosten
Das Puzzle des Lebens
Traumkisten
Die Gestalt der Wärme
Gefühlseindrücke des Tages
Löwenzahn
Bilder aufhellen
Entwicklung
Aus der Tiefe
Maulwürfe und der Frühling
Gedankenfreier Raum
Ideenhalle
Ideenkind
Die Seele der Kieselsteine
Wachstum aus Unordnung
Ein Punkt ist ein Punkt
Auf die Blumen einlassen
Die Brille
Verwandlung
Sich mögen
Samenkorn
Frucht der Akzeptanz
Unkraut
Eine Kirsche entsteht
Freude
Blumengruß mit dem Atem
Das Orchester im Bauch
Frühlingsanfang
Schüssel voller Freude
Sonnenstein
Gute Stimmungen sammeln
In Freude baden
Duft des Flieders
Gelassenheit
Die Melodie der Ruhe
Mit dem Ausatmen loslassen
Aufrichten lassen
Wolkenzimmer
Sich vom Körper lösen
Zwei Flüsse
Liebe
Geschenk
Gutes schicken
Geben und Nehmen
Quelle der Geborgenheit
Die Wohnung der Gefühle
Vertrauen
Wolkenbett
Der erste Atemhauch
Das Boot des Lebens
Vogelausflug
Erfolgsgefühl
Zufriedenheit
Entscheidungen entstehen lassen
Regenbogenbrücken
Ruheplatz am See
Zufriedenheit erleben
3. »Negative« Gefühle nehmen Energie
Ärger
Gespräch zwischen Stille und Licht
Windhauch
Worte
Depression und Traurigkeit
Kraft aus der Tiefe
Schwere abgeben und Helles aufnehmen
Bad im Popcorn
Helle Stimmung
Spiegelung
Aus sich selbst heraus wertvoll
Abduschen
Schweres Ausatmen – helles Einatmen
Der Dünger für gute Gefühle
Der Schmetterling in der Morgendämmerung
Angst
Unbekannter Wald
St. Martin
Heißluftballon
Fesselballon
Innere Sonne
4. Konstruktive Veränderung der eigenen Gefühle
Gefühle zulassen
Keller
Unkrautblumenwiese
Das Haus der Gefühle
Integration und Reinigung
Kraft des Unbewussten
Den Ohren eine Freude machen
Gute Schwingungen
Pflanze düngen
Sternenbadesee
Strömungen
Windiger Tag
Vergängliche Straßen
Wasserbecken
Spiegelsee
Verständigung
Atem im Wind
Der kleine Wind des Atems
Spiegel
Ausreichend tief
Sonne im Wassertropfen
Wellen des Meeres und des Atems
Wach werden
Frische und Gelassenheit
Die Erinnerungen der Haut
Reorientierung
Literatur
Über den Autor
Einleitung
In diesem vierten Buch mit Texten, die Trancen induzieren, ist das Hauptthema das Erleben und Akzeptieren von Gefühlen, die Hinwendung zu angenehmen Gefühlen sowie die Verringerung der Belastung durch sogenannte »negative« Gefühle.
Das erste Buch mit Trance-Geschichten, Innehalten und Verweilen (Wilk 1999), beinhaltet meine ersten Texte zu verschiedenen Themen. Es ist dazu gedacht, Menschen auf leichten, bebilderten Wegen in konstruktive Entspannungen zu leiten. Integration und Heilung werden gefördert. Im zweiten Buch, Auf den Schultern des Windes schaukeln (Wilk 2005), werden zusätzlich das Erleben des Körpers und seine Akzeptanz verbessert. Das dritte Buch, Ein Käfer schaukelt auf einem Blatt (Wilk 2006), erleichtert Kindern, sich zu spüren und eine gute Verbindung zu sich und zur Welt zu behalten.
Die Texte wirken sowohl durch Vorlesen als auch durch das eigene Lesen. Tiefere Entspannungen und Trancen entstehen, wenn sie auf eine zugewandte Art vorgelesen werden. Ähnliche – wenngleich etwas weniger tiefe – Wirkungen werden erzielt, wenn die Texte selbst gelesen werden.
Die Geschichten sollen Sichtweisen oder Veränderungen stets lediglich anregen und erlauben. Sie sollen sie nicht erzwingen.
Die vorangegangenen Bücher haben gezeigt, dass die Anwendung der in ihnen enthaltenen Texte nahezu immer zuverlässig entspannend wirkt: auf den Körper, indem die Verspannungen nachlassen, auch schon seit Langem andauernde Schmerzen abklingen und sogar Wirbel wieder ihren Platz in der Wirbelsäule einnehmen. Positive Wirkungen auf die Psyche zeigen sich in einer Aufhellung der Stimmung, in nachlassenden Ängsten und in einer zunehmenden Gelassenheit des Hörers oder Lesers. Die unbewusste Verarbeitung von Traumata wird gefördert und das Denken, die Wahrnehmung und das Gedächtnis funktionieren besser. Alle diese positiven Veränderungen geschehen aus sich selbst heraus während der entspannten Trance und werden mit gezielten Formulierungen und durch die Verwendung geeigneter Bilder indirekt und direkt unterstützt.
In diesem Buch werden schwerpunktmäßig Gefühle angesprochen. Gefühle begleiten uns immer. Nicht nur, wenn wir wach sind, sondern auch wenn wir schlafen. Das erleben wir, wenn wir mit intensiven Gefühlen aufwachen.
Gefühle wirken sich auf den Körper aus, auf unsere Stimmungen und auf unser Verhalten. Deshalb ist es sinnvoll, sie auf eine Weise anzusprechen, die erwünschte körperliche Reaktionen, wie Entspannung, Heilung, das Wahrnehmen von Grenzen der Leistungsfähigkeit und auch vermehrte Freude, durch das Empfinden des Körpers fördert. Damit kann die Verbindung zum eigenen Körper verbessert werden. Die Stimmungen werden – auch über das Befinden des Körpers – positiv beeinflusst. Es wird uns bewusster, welche Beziehung wir zu uns selbst haben und zu allem, das für uns wichtig ist. Durch dieses Mehr an Bewusstheit werden unser Handeln und auch unser Fühlen weniger unwillkürlich beeinflusst.
Unsere Vorstellungen und die Erinnerungsbilder und -eindrücke sind Wege in nicht bewusst steuerbare körperliche Vorgänge. Deshalb wirken die Geschichten nicht nur auf die Psyche, sondern auf den Menschen in seiner Gesamtheit. Sie haben sowohl Einfluss auf die Gefühle als auch auf den Körper und die Gedanken. Wenn ein Gefühl angesprochen wird, wie z. B. Freude, dann hat das immer auch eine Entsprechung im Körper (anregend, gesundheitsfördernd).
Der Hörer oder auch Leser gewinnt durch den Aufbau und den Inhalt der Texte Vertrauen in seine allgemeinen Fähigkeiten, dem Leben konstruktiv zu begegnen und seine Gesundheit zu fördern. Indem positive Gefühle (Freude, Liebe, Glücksgefühl etc.) gefördert werden, nehmen heilsame Prozesse in Körper und Seele zu.
Dieses Buch ist in vier Kapitel eingeteilt. Im ersten findet sich ein Vorschlag, wie Geschichten selbst weiterentwickelt werden können. Das zweite Kapitel enthält Geschichten, die positive Gefühle fördern. Das sind Gefühle, die wir gerne fühlen und die einen guten Einfluss auf uns haben. Im dritten Kapitel sind Geschichten zu sogenannten negativen Gefühlen enthalten. Der Hörer wird angeregt, sie zu akzeptieren und aus anderen Perspektiven zu betrachten. So kann sich sein Verhältnis zu ihnen auf eine für ihn sinnvolle Weise verändern. Im letzten Kapitel wird der konstruktive Umgang mit verschiedenen Gefühlen angestrebt.
Zur Vereinfachung spreche ich im Folgenden vom »Hörer«, gemeint ist immer auch der »Leser« – selbstverständlich auch die »Hörerin« sowie die »Leserin«.
Gefühle und Körper sind untrennbar
Im Alltag werden Körper und Gefühle oft als getrennt erlebt. Während der Körper sichtbar und fühlbar ist, sind die Gefühle, die nicht unmittelbar mit dem Körper zusammenhängen, weniger in der bewussten Wahrnehmung repräsentiert.
Der Körper wird meist für die Ziele benutzt, die als erstrebenswert angesehen werden. Solange er diesen Ansprüchen dient, ist man mehr oder weniger mit ihm einverstanden. Sobald er aber schmerzt oder eingeschränkt ist, wird er abgelehnt und nicht selten sogar beschimpft.
Obwohl der Körper meist nicht die Pflege bekommt, die er braucht, wird er doch noch wesentlich häufiger und deutlicher wahrgenommen als es die eigenen Gefühle werden. Er ist mit den fünf Sinnen erfassbar – im Gegensatz zu den Gefühlen, die »nur« empfunden werden können.
Instinktiv streben wir danach, ein Wohlgefühl zu haben. Insofern gibt es erwünschte und unerwünschte Gefühle. Zu den erwünschten gehören Freude, Glück und Zufriedenheit. Abgelehnt werden solche, die als unangenehm empfunden werden, wie Ängste, Ärger und Trauer.
Aber alle Gefühle, zu denen wir fähig sind, sind natürliche Bestandteile unseres Erlebens und können uns bereichern, wenn sie möglichst ohne Wertung in ihren Facetten wahrgenommen, angenommen und integriert werden. Die Integration kann bewusst gefördert werden, indem Entspannung gesucht und die Gefühle zugelassen werden. Ein traumatisches Erlebnis kann dementsprechend seinen Platz in der Psyche und im Körper finden, wenn die aus ihm entstandenen Gefühle bis in ihre Verzweigungen als Bestandteil des eigenen Erlebens und der eigenen Geschichte wahrgenommen und angenommen werden. Mit Verzweigungen sind die weiteren Gefühle gemeint, die aus dem erinnerten Trauma entstehen: Ein primäres Gefühl kann Entsetzen sein, dem der Wunsch folgt, dieses Gefühl abzulehnen, zu vergessen. Es wird häufig begleitet von Schlafstörungen und Ablehnung von ähnlichen Situationen oder Personen, die mit dem Trauma ursprünglich verbunden waren.
All diese Gefühle und ihre Verzweigungen sollten wahrgenommen und akzeptiert werden. Wichtig ist dabei die richtige zeitliche Einordnung: Das Trauma ist vergangen, die momentanen Gefühle sind Gegenwart, beziehen sich aber auf etwas Vergangenes, das verletzend auf das eigene Wesen gewirkt hat. Aber die Verletzung liegt in der Vergangenheit und wird durch die Erinnerung weiter schädigend wirken. Eine bewusste Einordnung als »vergangen« hilft wesentlich, die Schädigung zu beenden. Entsprechend wichtig ist es, sich die Gefühle, die sich auf gegenwärtiges Erleben und Geschehen beziehen, bewusst zu machen.
Durch den beschriebenen Prozess der Wahrnehmung und Akzeptanz kann der Körper sich von negativen Folgen wie Verspannungen, erhöhtem Blutdruck oder Schlafstörungen, die aus den abgelehnten Gefühlen entstanden sind, befreien. Sie lösen sich oft auf.
Gefühle werden erst ab einer gewissen Intensität bewusst erlebt
Davor werden sie gar nicht oder nur diffus wahrgenommen. Es wird uns selten bewusst, dass sie nicht nur unsere Stimmungen, sondern auch jeden Gedanken und unser Wohlbefinden beeinflussen. Darüber hinaus haben sie einen starken Einfluss auf die Gesundheit unseres Körpers.
Am Beispiel der Angst kann leicht nachvollzogen werden, wie sehr Gefühle sich körperlich manifestieren. Wenn starke Angst eintritt – vielleicht durch ein gefährliches Geschehen im Straßenverkehr, durch einen Albtraum oder eine Erinnerung –, dann wirkt sich das messbar auf den Körper aus: Die Herzfrequenz steigt, die Atmung verändert sich, die Muskeln verspannen sich in vielen Bereichen, der Körper wird insgesamt unruhiger. Neben diesen bewusst wahrnehmbaren Veränderungen wirkt sich das Gefühl im Körper insgesamt aus. Es beeinflusst auch den Stoffwechsel, die Ausschüttung von Hormonen und alle Verdauungstätigkeiten. Man kann also davon ausgehen, dass häufige Angst den Körper schädigen kann. Wird die Angst nicht bewältigt und sinnvoll integriert, bleibt sie mindestens unterschwellig vorhanden und wirkt weiter belastend auf den Körper. Ähnliches gilt für häufigen und starken Ärger, für Wut, Frustration, Gefühle der Ablehnung, nicht bewältigte Trauer und Depression.
Aber nicht nur intensive und lang andauernde Gefühle beeinflussen den Körper, auch leichte Ängste oder Unsicherheiten, beständige milde Unzufriedenheit oder häufiger leichter Ärger haben ihren belastenden Einfluss auf alles Körperliche. So genannte »positive« Gefühle dagegen schützen die Gesundheit und begünstigen Heilung.
Indem wir den Einfluss der Gefühle auf unser Leben akzeptieren, können wir erkennen, dass sie unsere Stimmungen und unsere Gesundheit beeinflussen und somit auch eine wesentliche Wirkung auf unsere Lebensqualität haben. Es lohnt sich also, die eigenen Gefühle nicht nur zu spüren, sondern auch nach Wegen zu suchen, diejenigen von ihnen zu fördern, die uns konstruktiv beeinflussen, und die Wirkung derer, die uns schaden können, zu minimieren.
Die Auswirkungen der Gefühle auf unseren Körper und auf unser Erleben und Verhalten können beeinflusst werden
Gefühle haben keine physische Erscheinungsform. Freude beispielsweise ist nicht messbar, sondern immer individuell und situativ verschieden. Aber niemand würde deshalb ihre Existenz infrage stellen. Und doch ist der einzige Beweis dafür, dass es Freude gibt, das eigene Erleben.
Indem wir das eigene Fühlen beobachten, können wir leicht feststellen, dass es mit körperlichen Reaktionen verbunden ist. Diese Aussage klingt für Menschen, die ihre Gefühle ohnehin gut spüren, banal. Aber es gibt sehr viele Menschen, die in ihrem Alltag ihren Gefühlen keinen Wert beimessen – und sie oft sogar dann nicht bewusst wahrnehmen, wenn sie schon sehr intensiv sind.
Eine starke Angst wird immer eine höhere Herzfrequenz hervorrufen und viele weitere körperliche Reaktionen. Freude wird sich ebenfalls im Körper abbilden – aber mit angenehmen Auswirkungen.
Die Verbindung von Gefühl und Körper ist also eindeutig und kann von jedem nachvollzogen werden. Allerdings braucht es ein gewisses Maß an Sensibilität für sich selbst, um auch bei weniger intensiven Gefühlen körperliche Reaktionen zu erleben. Wie aber etwas, das physisch keine Existenz hat, physische Reaktionen auslösen kann, ist nicht bekannt.
Die Intensität der Gefühle und ihre körperlichen Reaktionen beeinflussen einander wechselseitig: Über den eigenen Ärger ärgert man sich nicht selten – eben weil die körperlichen Reaktionen schnell unangenehm werden und das Verhalten eher unkontrollierbar. Die Angst verstärkt die Herzfrequenz, die oft wiederum die Angst verstärkt.
Indem der Körper entspannt wird, werden Gefühle in ihm weniger »wirksam«. Wird die Entspannung häufig mit einer gewissen Tiefe erreicht, stellen sich Gefühle ein, die vielleicht ein grundsätzliches, dem Menschen innewohnendes Empfinden sind: tiefe Zufriedenheit mit dem eigenen Sein, milde Freude, Glück und umfassende Liebe. Als wäre der Mensch mit allem verbunden, als würde er von allem geliebt und genährt werden und Gleiches auch für alles ihn Umgebende empfinden. Vielleicht ist das die Liebe, die als Gott innewohnend oder als Gott selbst bezeichnet wird?
Indem wir still werden, verlieren wir das ehrgeizige Streben nach Materiellem, nach Erfolg, nach Anerkennung. Wir genügen uns selbst.
Entspannung an sich reduziert die Intensität der körperlichen Antwort auf Gefühle und unterbindet somit die aus den Körpersensationen folgenden Gefühle, das »Aufschaukeln«. Ein Mensch, der seinen eigenen unbewussten Rhythmus findet und ihm folgt, wird aus sich selbst heraus zufrieden und mag sich selbst.