Elses (Über-)Lebens-Glück

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Elses (Über-)Lebens-Glück
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Else Kuhn

Elses (Über-)Lebens-Glück

Eine polnisch-deutsche (Flucht-)Geschichte

Herausgegeben von Claudia Karell

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2017

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Dein Wille

Herr Gott,

gewiß ist, daß wir immer

unter deiner Gegenwart leben dürfen

und daß dieses Leben für uns

ein ganz neues Leben ist,

daß es für uns nichts

Unmögliches mehr gibt,

weil es für dich

nichts Unmögliches gibt,

daß keine irdische Macht

uns anrühren kann

ohne deinen Willen

und daß Gefahr und Not

uns nur näher zu dir treiben.

(Dietrich Bonhoeffer)

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Zitat

Vorwort

1. Birnbaum in den 1920er bis 1930er Jahren

2. Idyllische Kindheit und Jugend mit schmerzlichem Verlust

3. Bomben treffen ... ein

4. (Eis-)kalte Flucht bei Nacht

5. Schwere Berliner Luft

6. Luftveränderung in Saalfeld

7. Andere Thüringer Luft

8. Leben und Alltag in der DDR

9. (Lebens-) Wende

10. Gesegnetes Alter

Nachwort

Literaturverzeichnis

Internetseitenangaben

Worterklärungen:

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

ich1 möchte Ihnen die (Lebens-) Geschichte von Else erzählen.

Das Älterwerden ist für Else keine Last, doch auch nicht immer so ganz einfach. In jedem Fall aber, ist es auch eine Gnade. Nicht jedem Menschen ist es vergönnt, über 90 Jahre alt zu werden.

Materielle Dinge verlieren an Wert und die Menschen, Kinder, Enkel und Freunde werden immer wichtiger. Sie tragen zur Erhaltung des sozialen Umfeldes bei und dienen damit insbesondere der Lebensfreude.

Nur, wenn sich Else von anderen Menschen – Kindern, Enkeln und natürlich ihren Freunden und guten Bekannten – verstanden fühlt und sie ihr das Gefühl des Gebrauchtwerdens geben, fühlt sie sich im Alter wohl und hadert nicht mit ihrem Schicksal.

Für einen älteren Menschen, wie Else, wäre es sehr schlimm, wenn sie einsam wäre. Zu viel hat sie durch die Flucht im Krieg entbehren müssen.

Und damit so etwas möglichst nicht noch einmal stattfindet, möchte sie mit diesem Buch anderen Menschen zeigen, wie es gelingen kann, trotz schwierigster gesellschaftlicher Umstände, sein Schicksal, das eigene Leben, selbst in die eigenen Hände zu nehmen. Es lohnt sich fürs eigene Leben zu kämpfen, auch wenn immer wieder einmal mit negativen Erlebnissen, Verlusten, Ängsten und Schmerzen zu rechnen ist. Schicksalsschläge gehören zum Leben und prägen einen Menschen.

Jeder Mensch macht im Leben seine eigenen Erfahrungen, die ihn zu einem unverwechselbaren Menschen mit eigener Geschichte machen.

Für Menschen, die wissen möchten, wie es trotz Krieg und Flucht gelingen kann, aus seinem Leben immer das bestmögliche zu machen, ist diese Lebenserinnerung geschrieben. Sie macht Mut und animiert dazu, selbst aktiv an der eigenen Lebensgeschichte zu arbeiten. Denn ein erfülltes, glückliches Leben wird einem nicht geschenkt, dies gilt es sich jeden Tag neu zu erarbeiten!

Die Autorin


Claudia Karell

1. Birnbaum in den 1920er bis 1930er Jahren

In allen Lüften wirbeln Lerchenlieder, und

Schwalben stießen durch die Goldenen Höhn,

und aus den Gärten duftet weißer Flieder –

Herrgott im Himmel, ist die Welt doch schön!

(Carl Busse)

Birnbaum (Międzychód), die wunderschöne Kreisstadt, gehörte bis 1920 zur preußischen Provinz Posen, wobei in der Stadt selbst die Industrielle Revolution kaum mehr zu übersehen war. So entstanden eine ganze Reihe von Industriefabriken, wie Brauereien, eine Brennerei, eine Konservenfabrik und eine zur Instandsetzung von Landmaschinen2.

Außerdem gilt die Stadt durch die Kaufmannsfamilie Tietz bis heute als „Wiege des deutschen Kaufhauses“3, denn Hertie und die Kaufhof AG sind den meisten von uns doch ein Begriff.

Des Weiteren erlebte Birnbaum durch den Bau der Eisenbahnstrecke nach Meseritz 1887 und später nach Posen, Samter, Bentschen und sogar bis nach Schwerin eine verbesserte Infrastruktur.4

Nach dem Großpolnischen Aufstand, von dem die Stadt weitestgehend verschont blieb, kam die Kreisstadt Birnbaum dann, mit Unterzeichnung des Versailler Vertrages, zwischen dem 17. Januar 1920 und dem 4.Februar 1920 unter polnische Herrschaft und hieß nun Międzychód.5

Lebten in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts noch 60% Deutsche in Birnbaum, so waren es in den 1920er Jahren, nachdem die Stadt polnisch wurde, nur noch etwa eine deutsche Minderheit von 20%, die vorwiegend ökonomisch tätig war. Die anderen verkauften ihre Betriebe oder Werkstätten an die Polen und verließen dieses Land in Richtung Deutschland. So verlor die Stadt Międzychód zwischen den Jahren 1920 und 1939 die meisten seiner jüdischen und deutschen Einwohner. Durch die Änderung der Grenzen, wurde die Stadt Birnbaum Grenzstadt, was zur Folge hatte, dass die Eisenbahnstrecke nach Schwerin eingestellt wurde. Birnbaum war von nun an ein Durchgangsbahnhof.6

Die Regionalbahn aber funktionierte noch weiterhin und eine touristische Attraktion waren die „volkstümlichen Züge“, die auf der Strecke Birnbaum – Zirke – Bentschen fuhren.7

Außerdem fand der Postaustausch zwischen Posen und Berlin seit Ende des 19. Jahrhunderts mit der Eisenbahn statt, was zuvor mit Pferdegespannen geschah.8 Birnbaum war eine Stadt des Handwerks. So gab es (neben den bereits erwähnten Fabriken) z.Bsp.: Schuhmacher, Bäckereien, Tischlereien, Sattlereien, eine Schmiede und Friseure. Trotz wirtschaftlicher Probleme ging es den Birnbaumern immer gut. Sie setzten schon in den 1920er bis 1930er Jahren auf Erholungs- und Heiltourismus. Schließlich galten das Quellwasser und die Moorbäder in der nahen Umgebung als gesundheitsfördernd. Der Küchensee mit moderner Badeanstalt eignete sich dafür sehr gut.9


Blick auf den Küchensee mit moderner Badeanstalt im Hintergrund

Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges aber wurden diesbezüglich alle Hoffnungen zunichte gemacht.

In der Stadt pulsierte das Leben. So gab es unter anderem am Markt das führende Hotel „Schwarzer Adler“, das Kaffeegeschäft Kaiser, zwei Kaffeehäuser und eine Drogerie. Ebenso befanden sich in Birnbaum eine Fleischerei, eine Apotheke und das Haus Julius Buchwald, in dem sich eine Druckerei befand. Dort wurden unter anderem die Tageszeitung, Zeitungen und Zeitschriften für die evangelische Kirche und diverse Schulbücher gedruckt. (Damals war es noch üblich, die Schulbücher selber in der Druckerei abzuholen.)

 

Am Marktplatz befand sich noch die Deutsche Westbank. Außerdem zierten mindestens 23 Kaffeehäuser, Bars, Gasthäuser und Restaurants das Stadtbild von Birnbaum.10

Während dieser Zeit erblickte Else am 26.06.1922, als uneheliche Tochter, in diesem schönen Ort Birnbaum, das Licht der Welt.


v.l.n.r.: Mutter von Else, Großvater von Else, Halbschwester Ursula, Else, Vater von Ursula

2. Idyllische Kindheit und Jugend mit schmerzlichem Verlust

Ein großer Mensch ist,

wer sein Kinderherz nicht verliert.

(Mencius)

Die Großmutter von Else, Margarethe, stammte aus Berlin und der Großvater Hermann war aus Meseritz. Das Haus in der Gartenstraße 6 in Birnbaum, in dem die Familie wohnte, gehörte ihrem Großvater.

Dieser bewohnte die untere Etage und Else, ihre Halbschwester Ursula (*24.09.1924) und ihre Mutter nannten fünf Zimmer in der oberen Etage ihr Zuhause.


Elses Wohnhaus in der Gartenstraße 6

Ihr Vater lebte nicht bei ihr und ihrer Mutter, sodass sie keinen Kontakt zu ihm hatte.

(Die Großmutter Margarethe starb bereits am 8. Mai 1901 im Alter von nur 46 Jahren.)

Else verbrachte zusammen mit ihrer Halbschwester Ursula ihre Kindheit und Jugend in Birnbaum, einem Ort, der, dank der wunderbaren Umgebung vieler Seen und Wälder sowie des eigenartigen Mikroklimas, nach Modernisierung der Badeanstalt, offiziell zu einem Erholungsort wurde. Eine schöne, evangelische Kirche (heute katholisch) galt, zusammen mit der deutschen Schule, als Mittelpunkt des kulturellen Lebens in dem Städtchen Birnbaum, dass für Else und ihre Halbschwester Ursula die Heimat war. Außerdem war das Pfarramt die einzige deutsche Verbindung, denn Else lebte ja, wie einige andere Deutsche auch, in Birnbaum, das 1920 unter polnische Herrschaft gestellt wurde.

Der Kindergarten, den beide Mädchen besuchten, war gleich um die Ecke, auch in der Gartenstraße. Und Else erinnerte sich noch heute daran, dass sie von der Kindergärtnerin immer ausgesucht wurde, um bei Feierlichkeiten Gedichte vorzutragen. Das Lernen fiel Else nicht schwer, auch wenn sie dazu nicht immer Lust hatte, sondern lieber mit den anderen Kindern gespielt hätte, wie sie heute erzählte. Außerdem erinnerte sie sich noch an schöne Aufführungen im Kindergarten, wo sie unter anderem Rollen, wie „die Sonne“ oder „einen Engel“ spielen durfte, hatte sie doch damals schöne blonde Haare. 7½ Jahre erlebten Else und Ursula eine unbeschwerte Zeit mit ihrer Mutter und dem Großvater.

Ihre Mutter war eine fleißige und anspruchslose Frau, die ihre Familie sehr liebevoll und dennoch christlich streng erzogen hat. Darüber hinaus war sie künstlerisch sehr begabt und stets gut gekleidet, nähte und strickte sie ihre Sachen doch selbst. Auch ihr Großvater war handwerklich geschickt. So bauten beide zusammen für die beiden Mädchen eine Puppenstube mit 3 Räumen. Dabei stellten sie die kleinen Möbel, wie zum Beispiel Bänke, einen Schreibtisch mit ausziehbarer Schublade oder sogar ein Fenster, bei dem sich die beiden Flügel öffnen ließen, in filigraner Handarbeit selbst her.

Der Großvater war Lehrer. Er unterrichtete bis Anfang der 30er Jahre an der Deutschen Privatschule (Mädchenschule) im Ort. (Die Kosten betrugen 15 Zloty im Monat.) Er brachte den Kindern das Lesen und Rechnen bei und zeigte ihnen, dass in jedem Menschen ein kleiner Künstler steckt.

Auch Else besuchte die Deutsche Privatschule, an der ihr Großvater lehrte. Und, da der Großvater Lehrer war, besaß er eine umfangreiche Sammlung schöner Märchenbücher mit hübschen Illustrationen, die es Else besonders angetan hatten. So schlich sie immer wieder heimlich in das Zimmer, wo der Großvater diese aufbewahrte, um ein paar Märchen zu lesen und sich an den Bildern zu erfreuen. Ja, neugierig und wissbegierig war Else schon von Kindesbeinen an.

Auch die Familie von Elses Onkel lebte und wirkte in Birnbaum. Die Sattlerei und das Polstergeschäft der Familie Lause, was bereits in der fünften Generation geführt wurde, waren im Ort bekannt.

Im Dezember 1929 mussten Else und Ursula miterleben, wie es ihrer Mutter, die an Tuberkulose erkrankt war, zusehends immer schlechter ging.

Am 23. Dezember schließlich, rief der Großvater, im Auftrag der Mutter, beide Mädchen zu sich und sie standen dann am Bett der Mutter. Die Krankheit war bei ihr soweit fortgeschritten, dass sie nicht einmal mehr sprechen konnte. Aber sie wollte noch ein letztes Mal ihre Töchter bei sich haben und Geschenke verteilen. Sie deutete dem Großvater mit einem Krächzen an, er möge ihr die Keksdose bringen. Er kam ihrer Bitte nach und so gab sie ihren Töchtern Kekse daraus. Damit erfüllte sich der letzte Wunsch ihrer Mutter, sich, im Beisein von ihrem Vater, von beiden Mädchen bewusst zu verabschieden. Das war ihr als gläubige Christin wichtig, denn sie war weise im Herzen zu wissen, dass sie nicht mehr lange zu leben hat.11

Tags darauf, am Heiligabend 1929, starb die Mutter von Else und Ursula, im Alter von nur 28 Jahren. Dies war ein sehr schmerzlicher Verlust für die Mädchen.

Nun, im Kindesalter die eigene Mutter zu Grabe zu tragen, das vermag sich heute, im 21. Jahrhundert, wohl niemand mehr, und schon gar kein Kind, vorstellen. Aber damals gab es für derartige schwere Erkrankungen, zu denen die Tuberkulose12 zählte, noch keine geeigneten Medikamente.

Die Erforschung der Wirksamkeit von Medikamenten war noch nicht soweit, wie dies heute der Fall ist. Das Erkranken an einer solchen heimtückischen und schweren Krankheit bedeutete Anfang der 1920 Jahre noch den sicheren Tod.

Nach dem Tode der Mutter, den beide Kinder nur sehr schwer verkrafteten, nahm sie der Großvater zu sich. So ganz langsam gewöhnten sich die Mädchen an ein Leben ohne ihre Mutter. Dem Großvater sowie auch den beiden Mädchen gab ihr Glauben stets Kraft gab, denn durch ihr Gebet waren sie sich sicher, dass Gott ihnen einen Ausweg aus dem Tal der Trauer zeigt und sie rettet. 13

So konnte, trotz des schmerzlichen Ereignisses, die Kindheit von Else und Ursula als glücklich bezeichnet werden.

Besonders Else vermisste ihre Mutter, die, wie schon erwähnt, künstlerisch sehr begabt und stets gut angezogen war, schon sehr. Wie gerne hätte sie noch viele Dinge, wie zum Beispiel das Nähen und Stricken von ihrer Mutter gelernt. So aber brachte es sich Else im Laufe der Jahre selbst bei.

Beide Mädchen erfuhren, nach dem Tod der Mutter, zunächst bei ihrem Großvater, der sehr kaisertreu eingestellt war, eine gute, aber strenge Erziehung.

Else und Ursula zogen nun in die untere Etage, mit zum Großvater. Die Wohnung der Mutter wurde vermietet. Noch knapp 2½ Jahre verbrachten die Mädchen eine schöne Zeit mit ihrem Großvater.

Else war damals sogar Klassenbeste in der Deutschen Mädchenschule. Sie erlernte während dieser Zeit auch das Klavierspielen und erhielt darin sogar Unterrichtsstunden.

Als Else noch nicht einmal 10 Jahre alt war, traf die Familie erneut ein Schicksalsschlag, in deren Folge die beiden Mädchen getrennt wurden.

Ihr geliebter Großvater starb am 8. Mai 1932. Er litt schon etwa 1 Jahr vor seinem Tode an einer Krankheit, die er den Kindern verschwieg. Er selbst wusste aber, dass auch er nicht mehr lange zu leben hatte. Dies veranlasste ihn bereits 1931 dazu, sein Testament zu verfassen, in dem er, nach seinem Ableben, den Onkel zum Vormund beider Kinder bestellte. Sein Wille war es, dass beide Kinder weiterhin gemeinsam aufwachsen können.

Des Weiteren legte der Großvater vor seinem Ableben testamentarisch fest, dass Else finanziell abgesichert war und der Vater von Ursula an den Onkel Unterhalt zu zahlen hat. Dieses Testament war eine Tat der Nächstenliebe, damit es den beiden Mädchen in Zukunft an nichts fehlen sollte.14

Der Vater von Ursula aber verweigerte die Unterhaltszahlung, so musste Ursula bis zum Alter von 14 Jahren, zunächst bei ihm, und dann bei ihren Großeltern auf einem Gut im Kreis Ostrova (in Polen) aufwachsen.

Das bedeutete, dass, nach dem Tode des Großvaters im Alter von 57 Jahren, ihr Onkel die Vormundschaft zunächst erst einmal nur für Else übernahm.

Die Trennung von ihrer Halbschwester Ursula und der Umzug zum Onkel, dies war der dritte Schicksalsschlag, den Else in ihrer Kindheit zu verkraften hatte.

Für Else war es eine sehr schwere Zeit, so ganz allein bei ihrem Onkel und der Tante; Mutter und Großvater gestorben und die Halbschwester so weit weg, auf einem Gut in Polen.

Wenngleich es ihr an nichts mangelte und Onkel und Tante sich wirklich um sie kümmerten, war es für Else anfangs schwer, insbesondere nachts, wenn sie so allein in einem fremden Bett schlief. Auch war sie dann nicht mehr die Klassenbeste, zu sehr nahmen sie die negativen Ereignisse mit. Oft am Abend weinte sie und dennoch glaubte sie daran, dass auch in ihrem Leben wieder glückliche Tage kommen werden, denn wer auf den Herrn vertraut, der ist in Sicherheit.15 Und Else war ja bei ihrem Onkel und der Tante in Sicherheit, auch wenn der Onkel (sozialistisch16 eingestellt) und die Tante es mit der Erziehung nicht so streng nahmen, wie der Großvater. So konnte Else oft das tun, was sie wollte. Dennoch so erzählte sie heute, es fehlte ihr die klare Linie in der Erziehung durch den Großvater.

Die Jahre vergingen und nur einem glücklichen Umstand war es zu verdanken, dass Else und ihr Großvater erfuhren, dass es Ursula bei deren Großeltern auf dem Gut in Polen gar nicht gut erging. Sie musste dort jeden Tag schwer arbeiten, nur die „Dreckarbeit“ machen und Putzen.

Sie erfuhren es von einer Lehrerin, die neu an die Deutsche Mädchenschule gekommen war. Ihre Anfangsjahre verbrachte sie an einer Dorfschule in Polen, die Ursula besuchte oder vielmehr, hätte öfter besuchen sollen. Denn oftmals erschien sie gar nicht zum Unterricht. Ihre Großeltern kümmerten sich nicht genügend darum.

Als Else und ihr Onkel das erfuhren, holten sie Ursula zu sich nach Birnbaum zurück. Da war Ursula etwa 14 Jahre alt. Es erfolgte seitens der Großeltern keine Gegenwehr. Beim Abholen von Ursula stellte Else fest, dass sich auf dem Gut unter anderem das gute Geschirr und auch Möbel ihrer Mutter befanden.

Nach der Rückkehr von Ursel (Kurzform und Kosename) nach Birnbaum, kümmerten sich Onkel und Tante um sie und kleideten sie neu ein. Dort auf dem Gut trug sie nur alte, abgetragene Kleider.

Von Tag zu Tag nun wurde auch die Beziehung der beiden Halbschwestern wieder inniger, als sie wieder zusammen waren.

Der Onkel achtete stets darauf, dass die Kinder gut gekleidet waren. Oftmals trugen beide Mädchen sogar die gleiche Garderobe, wie Zwillinge, so gut verstanden sie sich. Auch durch ihn erfuhren beide eine gute „Kinderstube“.


Else mit 14 Jahren bei ihrer Konfirmation

Else und Ihre Halbschwester verbrachten nun eine glückliche Jugend in Birnbaum.

Das Verständigen mit den polnischen Kindern war gar kein Problem, wurde doch Polnisch in der Schule gelernt. Und Kinder lernen Sprachen recht schnell, wenn sie täglich mit den anderen polnischen Kindern spielten. Das ergab sich so, weil, in einem Haus, gegenüber der Familie Schulz, viele Lehrerfamilien wohnten.

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