Loe raamatut: «Magisches Kompendium - Voodoo - Theorie und Praxis», lehekülg 4

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Der Nocebo-Effekt basiert unter anderem auf einer bestimmten Erwartungshaltung des Patienten, da der Nocebo-Effekt primär im pharmazeutischen bzw. medizinischen Sinne vorkommt, dennoch aber im Voodoo zu finden ist. Die Erwartungshaltung kann hier unbewusst, egal ob es jetzt um einen Voodoosi/Voodonsi oder um einen Patienten geht, vollkommen bewusst aufgegriffen werden. Wenn es um Flüche und um Schadenszauber geht, muss man schauen, mit welchen Triggerreizen man arbeiten kann und arbeiten will. Man sieht hier, dass der Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́, die Mambo, der Bokor / Bocor / Bòkò / Azetó, die Caplata und natürlich der Bokonon entsprechende Macht besitzen, denn auf der einen Seite besitzen sie pharmazeutisches Wissen, psychologisches Wissen, theologisches Wissen, magisches Wissen, aber auch den theologischen Glauben, sodass hierdurch eine entsprechende Handlungsweise angewendet werden kann, die eben als Segen oder als Fluch enden könnte. Krankheit und Heilung haben nicht immer etwas mit der Psyche zu tun, doch Krankheit und Heilung können von der Psyche mehr als nur unterstützt werden. Dies wird man bei sich selbst auch ohne weiteres feststellen können, denn natürlich hat auch jeder Mensch seine eigene, erst einmal vorgefertigte Meinung über die Religion Voodoo! Und hierbei ist es völlig egal, welche Schreibweise man verwendet, ob nun Voodoo, Voudou, Vodoun, Vodún, Vôdoun, Vodun, VooDoon, Vudun, Wodu, Woodou, Wudu oder auch Wuoduo! Es ist eine Religion, es ist eine Lebensweise, es ist eine Maxime, es ist Magie, es ist aber auch eine Begrifflichkeit, die alles beschreibt, was man nicht begreifen kann. Es geht hier um die Feinstofflichkeit, es geht um die Energien der Natur! Statt Voodoo könnte man auch einfach „terrestrischen, afrikanischen Schamanismus“ sagen, der sich auf die jeweilige Flora und auch auf die Fauna bezieht, wobei Voodoo auch als Synonym für Magie, Geheimnisse, Machtfantasien und die Chance zur Selbsterkenntnis und Selbstevolution verstanden werden kann. Voodoo wird verwendet, um sein Leben zu bestreiten, um sein Leben zu führen, alle Widerstände aus dem Weg zu räumen, was in diesem Kontext auch bedeutet, dass man Reichtum, Ansehen, Wissen und Weisheit erlangt! Hierbei muss Voodoo absolut anpassungsfähig sein, denn Voodoo wird für den Alltag verwendet. Voodoo ist eine lebendige Religion, sodass auch hier Rituale ausgeführt werden, damit die eigene Fußballmannschaft gewinnt. Nicht mehr und nicht weniger. Dass hier auch immer die Familie im Vordergrund steht, dass somit auch hier die Fruchtbarkeit, die Geburten, die Kinder, die Eltern, aber auch alle anderen Verwandten, egal ob diese nun schon verstorben sind oder noch leben, im Mittelpunkt stehen, nun, dies alles IST Voodoo! Fruchtbarkeit, Familiennachwuchs, Heilung, Schutz vor Neidern, Widersachern, ausstechen von Konkurrenten, die einem das Leben schwer machen, und was man sich sonst noch so vorstellen kann, was einen ruhigen Alltag verkomplizieren könnte.

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Voodoovokabular, Arbeitstitel und Brennpunkte – die Veves/Vévés

Voodoo ist Magie, Voodoo ist Religion, Voodoo ist etwas Individuelles! Daher ist es selbstverständlich, dass es hier eben auch ein besonderes Vokabular gibt. Gut, dies liegt auch daran, dass Voodoo in sehr vielen Ländern gelebt und zelebriert wird, dass es hier unterschiedliche Sprachen gibt, dass es unterschiedliche Kulturen gibt, und dass es absolut menschlich ist, klassische, alltägliche aber auch unnormale Dinge zu betiteln, damit diese greifbar, damit diese dingbar werden. Solche Fachwörter sind nun mal Vodun, was sich dann auf das afrikanische Voodoo bezieht, oder auch Loa / Iwa, was sich auf das haitianische Voodoo bezieht. Wie schon erwähnt stammt die Vokabel „Vodun“ aus der Sprache der Fon und bedeutet einfach „Geist/Gott“ kann aber auch als Plural gesehen werden, bzw. als „Geister/Götter“, auch wenn diese Vokabel keine Pluralform besitzt da sie eben „unzählig“ ist. So ähnlich ist es auch mit dem haitianischen Begriff der Loas / Iwas, denn hier stammt das Wort Loa / Iwa aus dem Französischen, wo es sich von dem Begriff „le lois“ ableitet. Hier kann man die Übersetzung „die Gesetze“ verwenden, sodass man hier eben auch versteht, dass die Loas / Iwas als „Exekutive“, als ausführende Gewalt, als „Judikative“, als rechtsprechende Gewalt, als „Kontemplative“, als umsetzende Gewalt und in Teilen auch als „Legislative“, als gesetzgebende Gewalt gesehen werden, sodass sie die Schöpfung verwalten, sodass hier eine Ordnung in der Schöpfung herrscht, und dass die Menschen sich auch an dieser Ordnung orientieren können. Und wenn man jetzt schon bei dem Vokabular des Voodoo ist, will ich hier auch noch einmal die verschiedenen Arbeitstitel thematisieren, sodass hier einmal der männliche Priester, der männliche Leiter der Voodoofamilie, der männliche Ritualleiter als „Houngan/Oungan“ im haitianischen Kontext betitelt wird, oder auch als „Hounnongan/Vodúnnɔ́“, wenn es um eine afrikanische Sichtweise geht. Wenn es hier um das weibliche Pendant geht, dann ist die Fachvokabeln „Mambo“ zu nennen, wobei die Aufgaben von Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ und Mambo identisch sind. So ist die primäre Aufgabe dieses Amtes, darin zu sehen, dass Rituale geleitet werden, dass aber auch Rituale konzipiert werden, sodass hier eine enger, authentischer und letztlich auch nutzbringender Kontakt zu den Vodun / Loas / Iwas etabliert wird. Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ und Mambo sind hier als Sprachrohre zu verstehen, als Relaisstation, als Übermittler, als Übersetzer, als Diplomaten, die eben zwischen der geistigen Welt und der materiellen Welt vermitteln, agieren, arbeiten, letztlich aber auch beschwichtigen, unterstützen oder auch anklagen. Witzig ist hierbei, dass die primären Aufgabengebiete des Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ und der Mambo im literarischen Kontext gerne im Bereich der „weißen Magie“ angesiedelt wird. Weiße Magie? Aha! Können die auch gelbe Magie, zum Beispiel mit Zitronen? Oder orange Magie, mit Orangen?

Wir haben ja auch noch ganz andere Farben, was ist mit einer solchen Magie? Türkise Magie ist bestimmt nicht einfach, oder? Farben der Magie! Magie ist! Es gibt hier definitiv keine Farben! Es sind menschliche Ideen, Schablonen, Muster, und irgendwie sogar Deklinationen, um irgendetwas greifbar zu gestalten, sodass der Mensch sich hier eine klassische Eselsbrücke bauen kann. Gut, es gibt die Farbmagie, oder die Magie der Farben in der Chaosmagie, doch dieses System mussgesondert betrachtet werden. Die Magie agiert, wie der Mensch es in diesem Kontext steuert und will. Es gibt keine weiße Magie, es gibt keine schwarze Magie! Magie ist absolut individuell, sodass man hier keine Farbbezeichnungen verwenden sollte. Ja, OK, es ist klassisch von der „weißen Magie“ oder auch von der „schwarzen Magie“ zu reden um hier ganz einfach Arbeiten anzuzeigen, die entweder positiv, heilerisch, kreativ, schöpferisch oder auch förderlich sind, wo hingegen die „schwarze Magie“ negativ, krankheitsbringend, destruktiv, zerstörerisch, oder auch hinderlich sein soll. Das große Problem hieran ist einfach nur, dass der Mensch die alleinige Definitionsmacht hierüber hat, was wiederum bedeutet, dass jeder Mensch seine „weiße Magie“ und seine „schwarze Magie“ selbst definiert, definieren muss, definieren kann und irgendwie auch immer definiert. Die klassische Liebesmagie zum Beispiel, die im spirituellen Mainstream, im spirituellen Konsumrausch vermarktet wird, wird immer als brave, liebe, herzliche „weiße Magie“ vermarktet. Vollkommener Blödsinn, vollkommener Quatsch, vollkommene Lüge! Gut, wenn es nur darum geht, dass der Kosmos einem einen Menschen schicken soll, in dem man sich verlieben kann, dann ist es wirklich eine schöpferische Magie, die man dann, mit viel „Zahnschmerzen“ unter dem Deckmantel „weiße Magie“ pressen kann. Doch meistens geht es darum, dass hier ein anderer Mensch manipuliert wird, dass eine Beziehung gebunden wird, dass eine Beziehung gekettet wird, auch wenn diese schon längst vernichtet ist. Auf Biegen und Brechen wird irgendein Partner an den anderen gebunden. Ob dieser will oder nicht! Und genau dies ist ein perfektes Beispiel für die „schwarze Magie“, da es hier eben um Manipulationen geht, speziell um die Manipulation eines Menschen, dass dieser einen anderen Menschen, warum auch immer, lieben muss, lieben soll, lieben wird. Genau deswegen sollte man von solchen Einteilungen eigentlich Abstand nehmen, da man auf die Frage „Was ist Magie?“ am sinnigsten die Antwort „Mage IST!“ geben kann, was bedeutet, dass jeder Mensch selbst für sich die Magie definieren muss. Für den einen ist Magie ein Sonnenuntergang, der nächste sieht einen Regenbogen und definiert so Magie, ein weiterer Mensch geht durch den Wald, beobachtet Tiere und definiert so seine Magie, wieder ein anderer Mensch macht ein komplexes Ritual, exakt zum Zeitpunkt des Sonnenaufgangs, wählt hier wilde Anrufungen, zum Beispiel in henochischer Sprache, und definiert so seine Magie. Und alle haben recht! Magie ist alles! Wenn man hier schon eine Unterteilung machen will, eine Fragmentierung, sodass der menschliche Intellekt etwas zum Greifen hat, dann kann man die Magie in die „Hohe Magie“ und die „Niedere Magie“ einteilen.

Der Unterschied liegt darin begründet, dass die hohe Magie ausschließlich zur Selbstevolution verwendet wird und die niedere Magie zur Befriedigung von Egowünschen. Doch auch wenn diese Unterteilung sehr „schlicht“ ist, birgt sie dennoch Potenzial zur Verwirrung. Nach dieser Vorstellung wäre ein Liebesritual, welches sich auf einen bestimmten Menschen bezieht, eine klare schwarzmagische Arbeit und somit im Bereich der „Niederen Magie“ zu finden. Wenn man einen Menschen liebt, diesen unter Aufwendung von Magie gegen seinen Willen an sich binden will, ist dies eine Manipulation. Doch wenn man allgemein ein Liebesritual macht und den Kosmos bittet, den Partner zu senden, der für einen bestimmt ist, wäre es aus der oben genannten Perspektive eine magische Operation, die man in der Riege „Hohe Magie“ anordnen kann, da es nicht um das Ego geht, sondern um die eigene Evolution, die natürlich begünstigt wird, wenn man „seinen Partner“ bekommt. Man sieht also, dass eine solche Einteilung nicht ohne Makel ist.

Man kann natürlich auch etwas spezifischere Einteilungen machen und die Magie in die Sparten „dogmatisch“, „pragmatisch“ und „experimentell“ einordnen. Hierbei wäre eine dogmatische magische Arbeit eine Ausführung, die sich exakt an starre Grundregeln und echte Dogmen hält, welche unter keinen Umständen gebrochen werden sollen. Die pragmatische Magie hingegen würde in Arbeiten enden, die jede Regel und jedes Dogma umschiffen bzw. außer Acht lassen, sodass im Endeffekt der Ausspruch „Erreiche das Ziel. Egal, wie.“ als primäres Arbeitskriterium zu sehen wäre. Hingegen die experimentelle Magie würde ein Mix aus dogmatischer und pragmatischer Magie bilden, da hier ggf. nur Fragmente verändert bzw. vollkommen ausgetauscht werden. Dies würde aber bedeuten, dass der Magier sich vorher sehr gut bis hin zu perfekt in den anderen beiden Magieklassen auskennen muss. Die Chaosmagie wäre eine betitelte Art der Experimentalmagie. Zwar wird die Chaosmagie auch gern als vierte Magieart gesehen, doch kann man sie ohne Weiteres als Experimentalmagie deklarieren. Und Voodoo? Mit welchen Begriffen arbeitet Voodoo? Tja, da Voodoo eine Religion ist, Religionen von Menschen kreiert wurden, Menschen sehr leicht zu manipulieren sind, sehr oft einfältig sind, und leider auch sehr oft sehr einfach gestrickt sind, existiert im Voodoo definitiv die Einteilung in „weiße Magie“ und „schwarze Magie“. Man braucht ja auch nicht wilde Aufklärungskampagnen zu starten, man braucht auch hier nicht mit irgendwelchen Argumenten kommen, nein, die Fragmentierung der Magie in „weiße Magie“ und „schwarze Magie“ ist leider fest im Glauben der Voodoo-Religion verankert. Deswegen will ich hier klar und deutlich dazu aufrufen, dass man sich aus dieser Verankerung löst, sich unter diesem Dogma befreit, um zu begreifen, was alles Magie ist. Natürlich ist es einfacher, eine magische Arbeit, die eine Heilung impliziert, einfach als „weiße Magie“ zu definieren. Auch ein Exorzismus kann in diesem Kontext als „weiße Magie“ definiert, bzw. deklariert werden. Weiße Magie schützt, weiße Magie ist heilend, weiße Magie richtet keinen Schaden an. Tja, dann würden Heilungen und Exorzismen wegfallen! Bitte was? Wieso das denn?

Nun, in einem Exorzismus wird es wohl irgendeine parasitäre energetische Form geben, irgendeinen bösen Geist, vielleicht aber auch irgendeine Naturenergie oder die Energie eines verstorbenen Menschen, die sich an einen lebenden Menschen gebunden hat. Und wenn man hier eine Austreibung, einen Exorzismus zelebriert, dann wird meistens die Fremdenergie vernichtet. Dies ist so ähnlich wie bei der klassischen Heilung. Man hat irgendwelche Viren im Körper, man ist krank, und wenn man nun sein Immunsystem arbeiten lässt, dann werden diese Krankheitserreger identifiziert, gejagt und wortwörtlich gefressen! Tja, und schon ist die viel besagte „weiße Magie“ irgendwie doch an Mord und Totschlag beteiligt – zumindest in Bezug auf das eigene Immunsystem. Zwar hinkt ein wenig der Vergleich, da Viren jetzt nicht wirklich im biologischen Sinne als lebendene Organismen deklariert sind, doch soll dieses Beispiel nur zur Veranschaulichung dienen. Und wenn man will, kann man statt Viren auch einfach Bakterien nehmen! Denn bei denen passt es, dass es lebende Organismen sind!

Doch zurück zu den beiden Arbeitsgraden, Arbeitstiteln Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ und Mambo. Sie arbeiten magisch, doch sie haben auch ein klassisches Priesteramt inne, sodass hier eben auch Hochzeiten, Beerdigungen, Taufen, und alle erdenklichen Rituale abgehalten werden. Doch auch die Fähigkeit der Divination, der Weissagung, des Orakels ist hier vorhanden, denn selbstverständlich muss man auch auf andere Art und Weise mit den energetischen Ebenen eine Verbindung eingehen, sodass hier das afrikanische Fá-Orakel zu benennen ist. Andere Bezeichnungen lauten hier Ifá-Orakel, Afá-Orakel oder Até-Orakel, wobei es immer die gleiche Divinationsmethode ist. Es geht hier um 16 Schwingungen, um 16 „Deutungskörper“, die durch Kaurischnecken oder auch durch Palmnüsse geschaffen sind. Wichtig ist hierbei, dass sie eine konkave und eine konvexe Seite haben, sodass man hier eine klare Position bestimmen kann. Die besagten 16 Palmennüsse sind miteinander verflochten, und da sie auf der einen Seite konkav (nach innen gewölbt) und auf der anderen Seite konvex (nach außen gewölbt) sind, können hierdurch verschiedene „Legungen“ erreicht werden. Hierbei wird diese Kette als „Opele/ Opélé“ bezeichnet, da es im eigentlichen Ursprung, der Opele-Baum war, der die Früchte gespendet hat. 16 x 16 = 256, was bedeutet, dass man bei dieser Form der Divination, bei diesem Orakel insgesamt 256 Deutungsmöglichkeiten hat. Hierdurch wird man verdammt viel abdecken können, egal, ob es nun profane Fragen oder spirituelle Fragen sind. Die Divination ist im Voodoo sehr wichtig, denn der Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ und auch die Mambo sind (meistens) so reflektiert, dass hier erkannt und verstanden wird, dass man eben nicht alles dem Tagesbewusstsein, dem Intellekt überlassen darf. Man muss auch mit der eigenen Seele, mit dem eigenen Unterbewusstsein, und eben auch mit den Vodun / Loas / Iwas einen Kontakt aufnehmen, um spezifische Fragen zu diskutieren, um hier dann Antworten zu erhalten.

Das Fá-Orakel ist hier eben eine traditionelle, klassische und sehr praktikable Divinationsmethode. Doch auch ansonsten sind der Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ und die Mambo in vielen Gebieten bewandert, wobei man die ganzen rituellen, priesterlichen, zeremoniellen, magischen, pharmazeutischen, medizinischen, soziologischen, psychologischen Arbeiten stets individuell sehen muss.

Wenn man hier stärker die Magiekomponente mit ins Boot holen will, dann ist es absolut legitim, dass man sagt, dass ein Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ oder eine Mambo individuelle Rituale kreieren kann, um spezielle Arbeitsaufträge, Wünsche, Unterstützungen oder Beihilfen auszuführen. Einige können es, andere können es nicht. Einige bleiben bei den „rituellen Klassikern“ und einige erfinden vollkommen neue Rituale, da sie eben hier mit der geistigen Welt einen innigen Austausch pflegen, und sich hier auch Inspirationen holen. Eine solche Individualität muss man auch den beiden Ämtern, Arbeitstiteln, Voodoo-Fachwörtern „Bokor / Bocor / Bòkò / Azetó“ und „Caplata“ zuordnen. Der Bokor / Bocor / Bòkò / Azetó kann im Grunde exakt das Gleiche wie der Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ und die Caplata kann exakt das Gleiche wie die Mambo. Und dennoch gibt es hier – zumindest aus der religiösen Sicht des Voodoos – gigantische Unterschiede. Der Bokor / Bocor / Bòkò / Azetó und sein weibliches Pendant die Caplata sind ausschließlich im Bereich der „schwarzen Magie“ tätig! Aha! Da ist sie ja, die „schwarze Magie“! Dass es hier natürlich auch wieder eigene Sichtweisen, eigene Definitionen und eigene Parameter gibt, sollte klar sein. Dennoch sind die Begriffe Bokor / Bocor / Bòkò / Azetó und Caplata als feststehende Vokabeln zu verstehen, sodass hier eben die „bösen Zauberer“, die „bösen Hexen“ gesehen werden, die alles, was nicht niet- und nagelfest ist, mit Verwünschungen, Verfluchungen, mit Krankheiten belegen und ins Unglück stürzen. So ist im religiösen Kontext des Voodoos der Bokor / Bocor / Bòkò / Azetó und die Caplata das böse Pendant zum Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ und zur Mambo. Stimmt das alles? Aus religiöser Perspektive definitiv, denn so wie sich der Begriff der „weißen Magie“ im Voodoo gigantisch tief als Glaubensparadigma eingebrannt hat, so hat sich selbstverständlich auch der Begriff der „schwarzen Magie“ ins religiöse Denkfleisch gegraben. Da in Religionen sehr selten klare Differenzierungen vollzogen werden, gerade dann, wenn es um magische Aktionen geht, gerade dann, wenn die einfältige, profane Bevölkerung die magischen Fachkräfte aufsucht, um irgendwelche Wünsche erfüllt zu bekommen, ist es leider üblich, diese extreme Polarisierung in „weiße Magie“ und „schwarze Magie“ zu akzeptieren und hinzunehmen. Das hierbei der Bokor / Bocor / Bòkò / Azetó und die Caplata exakt die gleichen Fähigkeiten haben müssen wie der Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ und die Mambo, wird meistens vergessen, bzw. verdrängt. Der eine ist gut, der andere ist böse! Ende der Diskussion! So hat der Tag Struktur, man kann den Alltag bestreiten und muss sich nicht um wilde Gedankenexperimente sorgen.

Da sitzt der Gute, da sitzt der Böse, als ob man die Tageszeitung aufschlägt! Doch wenn man dann selbst beginnt zu denken, wenn man hier Abwägungen macht, wird man erkennen, dass es eben nicht um ein stupides „Schwarz-Weiß-Denken“ geht. Es geht um Magie, es geht aber auch um Botanik, es geht um Pharmazie, es geht um Heilung, es geht um Vergiftungen, es geht um Verfluchungen und es geht auch um Exorzismen. Wie soll ein Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ oder eine Mambo einen Exorzismus durchführen können, wenn diese nicht die entsprechenden, schädlichen und parasitären Energien identifizieren können? Überhaupt nicht! Genau deswegen muss hier das Wissen existieren, wie man gegebenenfalls diese Energien, Wesen, Entitäten, Dynamiken, Parasiten oder Schmarotzer befehligt, klassifiziert, exorziert oder auch herbeiruft. Letztlich geht es nur um Energiearbeit. Und genau dies gilt auch für den Bokor / Bocor / Bòkò / Azetó und für die Caplata. Dass es hier natürlich verschiedene Spezialisierungen gibt, ist natürlich wieder selbstredend. So ist es aber auch überall in der Magie. Der eine magische Mensch kennt sich perfekt in Kräutern aus, der andere magische Mensch ist froh, wenn er ein Gänseblümchen identifizieren kann. Dafür ist der nächste magische Mensch bewandert, vollkommen neue, effektive und auch irgendwie abgefahrene Rituale zu kreieren, während der andere Mensch sich maximal an irgendwelche Vorgaben festhält, um rituell zu arbeiten. Jeder Mensch, jeder magische Mensch, hat hier seine Spezialisierungen, seine Steckenpferde. Dies gilt natürlich auch im Voodoo, egal ob man Voodoo jetzt als magische Komponente, als magische Maxime definiert, oder als Religion. Wichtig ist einfach zu wissen, dass hier mit der Natur gearbeitet wird, sodass man auch hier wieder reflektieren muss, dass die stärksten Gifte letztlich aus Mutter Natur kommen. Das Tetrodotoxin, das TTX, ist zum Beispiel ein solches Gift, welches auch im Voodoo eine Verwendung findet, wenn es um die so genannte Zombiefizierung geht, was in diesem Kontext nicht das Erwecken eines Toten ist, sondern eine pharmazeutische Vergiftung, die als Strafe an einen lebenden Menschen vollzogen wird. Doch auch das Physostigmin ist hier zu nennen, ein Gift, welches sich in der Kalabarbohne befindet. Die Kalabarbohne besitzt auch den Namen „Gottesurteil-Bohne“, sodass man hier schon erahnen kann, dass diese Pflanze bestimmte kulturelle Verwebungen besitzt, was wiederum bedeutet, dass die Kalabarbohne bewusst für Vergiftungen eingesetzt wurde, für Vergiftungen in Ritualen, um hier ein entsprechendes „Gottesurteil“ herbeizuführen. Man muss es sich so vorstellen, dass dem „möglichen Verbrechern“ die Kalabarbohne gegeben wurde – um es ganz genau zu sagen geht es hier um die Samen der Kalabarbohne –, sodass im Anschluss den Vodun / Loas / Iwas es oblag, darüber zu richten, zu entscheiden, ob der Mensch die Prüfung, die Probe überlebt oder nicht. Nun ja, man kann hiervon ausgehen, dass sicherlich einige der Verurteilten an den Samen starben, während andere es knapp überlebten, da es hier natürlich auf die körperliche Konstitution ankommt. Jeder Mensch reagiert anders. Bei diesem Gottesurteil muss man aber wieder reflektieren, dass es hier eher um eine Schuld bzw. um eine Schuldfrage ging, nicht um eine direkte Verurteilung.

Es wurde geschaut, ob hier eine Schuld vorliegt oder ob die Person unschuldig ist. Und wenn man dies jetzt auf die heutige Zeit anwenden würde, dann wird man es sicherlich selbst perfekt abschätzen können, ob ein Verbrechen lieber gestanden wird, selbst wenn man es nicht begangen hat. Durch das Wissen, dass andere Menschen bei diesem Gottesurteil verstorben sind, ist es menschlicher, logischer und im Grunde auch ungefährlicher, wenn man hier ein Geständnis abgibt, um dann eine Wiedergutmachung zu leisten, egal, ob man es jetzt war oder nicht. Bevor man stirbt, ist eine Wiedergutmachung die bessere Alternative, wobei sich diese Wiedergutmachung einmal auf die Familie des Opfers bezieht, und natürlich auch auf die Vodun / Loas / Iwas. Ja, Voodoo ist nicht einfach und auch nicht ungefährlich! Wobei hier wieder die Religion Voodoo betrachtet wird.

Doch natürlich gibt es im Voodoo auch noch andere Namen, noch andere Titel, die in den verschiedenen afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen und „Möglichkeiten eines Glaubens“ existieren. In der Religion Palo geht es auch noch mal sehr deutlich darum, dass hier so genannte Priester, Heiler, Schamanen oder auch eben Priesterärzte eine besondere Rolle übernehmen, die in diesem Kontext als „Nganga“ bzw. als „Banganga“ (Plural Banganga; Singular Nganga), bezeichnet werden, und eigentlich die klassischen Priester sind, sodass hier einmal Vermittlungen stattfinden, aber auch Invokationen bzw. Evokationen angeleitet werden. Ein wichtiger Glaubenssatz besteht darin, dass die Nganga Portale und Tore öffnen können, sodass die Geister, die Götter und natürlich auch die Verstorbenen, also die Ahnen, in die diesseitige Welt eindringen können. Der Glaube besagt, dass der Kosmos in zwei Ebenen unterteilt ist, also zwei Existenzen oder zwei Welten besitzt, wobei es einmal die Welt der Lebenden ist (die dann Nza Yayi genannt wird) und einmal die Welt der Toten (die dann Nsi a Bafwa genannt wird). Beide Existenzen, beide Welten werden durch einen Fluss, durch einen Strom, durch ein Gewässer getrennt, sodass es nicht ohne weiteres möglich ist, diese Welten kreuz und quer zu betreten. Dennoch ist es so, dass man in seiner Existenz diese Welten in einem ewigen Kreislauf immer wieder durchquert. Wenn man so will, dann kann man hier das Prinzip der Reinkarnation sehen, wobei es in diesem Fall kein Paradies und keine Erlösung gibt, sondern einfach eine Unendlichkeit der Existenz, sodass man mal im Diesseits existiert, und dann wieder im Jenseits. So ist also ein Nganga eine magische Person, die zu den anderen Welten einen Kontakt aufnehmen kann, die Geister beschwören kann, Krankheiten eruieren kann, Heilungen und auch Exorzismen durchführen kann, genauso wie Unglücke abwenden kann, wenn andere Menschen darum bitten. Also findet man auch hier wieder einen klassischen, magischen Menschen, der seine Fähigkeiten anderen Menschen zur Verfügung stellt. In diesem Zusammenhang sind auch noch mal die Nkisi / Nkishi (aber auch Minkisi oder Zinkisi) zu nennen, welche auf der einen Seite eigenständige Entitäten bzw. Geister sind, auf der anderen Seite aber auch Objekte bzw. Gefäße, die die Geister beinhalten können.

Der Nganga ist hierbei ein Mensch, der die Möglichkeit hat, speziell mit dem (und den) Nkisi / Nkishi zu arbeiten, sodass man hier die entsprechenden energetischen Möglichkeiten ausschöpfen kann. Weitere Fachtitel wäre dann „Inyanga“, was man einfach als „Heiler“ titulieren kann, also wieder eine magische Person, die energetisch eine Heilung ermöglichen kann. Doch der Inyanga ist nicht direkt mit einem Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́, oder einer Mambo zu vergleichen, da hier keine Divination ausgeführt wird, sodass hier eben kein Orakelsystem angewendet, bzw. befragt wird. Hier gibt es dann aber ein entsprechendes Pendant, sodass hier der Titel „Sangoma“ zu nennen ist, der sich dann eben auch mit der Kunst der Divination auskennt. Ja, so ist das mit den Titeln. Es sind immer Fachwörter vorhanden und es sind immer individuelle Blickwinkel existent. Deswegen ist es auch nicht überraschend, dass man die verschiedenen Titel auch weiterhin noch aufteilen kann. Dies gilt aber primär für das haitianische Voodoo, wo es eben auch noch eine Zusatzbezeichnung gibt, um anzuzeigen, dass das jeweilige rituelle Amt, dem eines Hohepriesters entspricht. Hier würde dann der Titel „Houngan/Oungan Asogwe“ eine Verwendung finden, wodurch die Mitglieder der Voodoogemeinschaft wissen, dass diese Person über entsprechend viele Erfahrungen verfügt und hier auch entsprechende Kenntnisse besitzt. Doch jeder fängt auch irgendwann einmal mit seinen verschiedenen Ämtern an, sodass es im haitianischen Voodoo auch eine Bezeichnung für einen „neuen“ oder auch „jungen Priester / Jungpriester“ gibt, sodass dann hier die Betitelung Houngan/Oungan Sur Pwen lautet. Bei diesen beiden unterschiedlichen Bezeichnungen geht es einfach darum, dass der Gemeinschaft klar angezeigt wird, dass der Houngan/Oungan Asogwe die Berechtigung besitzt, andere Priester zu initiieren, zu berufen oder auch zu ordinieren. Man kann es sich so vorstellen, dass der Houngan/Oungan Asogwe auch von den Loas / Iwas beauftragt wurde, entsprechende Menschen zu suchen, zu erkennen, zu finden, auszubilden und letztlich auch zu initiieren, sodass eben in dem Bereich des haitianischen Voodoos entsprechender Nachwuchs existiert. Natürlich funktioniert dies auch in Bezug auf die verschiedenen Arten des afrikanischen Voodoos, doch hier werden eben keine expliziten Titel verwendet, bzw. die Titel sind so individuell, dass sie von Gemeinschaft zu Gemeinschaft absolut variieren, und es hierüber jedoch keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt, die man dann allgemeingültig verwenden kann. In allen Religionen, in allen magischen Systemen wird es immer Menschen geben, die dazu befähigt sind, andere Menschen zu initiieren. Manchmal wird dies mit einem besonderen Titel angezeigt, manchmal wird dies aber auch einfach als Voraussetzung gesehen, um einen „normalen Titel“ führen zu dürfen. Dies findet man natürlich auch gehäuft in den jeweiligen Voodoogemeinschaften, sodass einfach gesagt wird, dass jeder Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ und auch jede Mambo die Befähigung besitzen, mit den Loas / Iwas in Interaktion zu treten, andere Menschen zu erkennen, diese auszubilden, Wissen und Weisheit zu vermitteln, und letztlich dann auch Initiationen zu zelebrieren, um die entsprechenden Energien dem Menschen zu geben, sodass dieser dann auch den Titel Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ bzw. Mambo recht und gerecht tragen darf. An diesen verschiedenen Titeln erkennt man aber auch, dass hier selbstverständlich auch wieder menschliche Wertesysteme greifen, wobei man gleichzeitig sagen muss, dass es mehr als ausreichend ist, wenn man für sich behält, dass die beiden Titel Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ und Mambo die gängigsten Titel sind. Es geht ganz einfach darum, dass die Gemeinschaft zusammengehalten wird, dass die Gemeinschaft angeleitet wird, dass die Rituale geleitet werden, dass die Probleme analysiert und auch gelöst werden, sodass man eben seine Religion leben kann, sein Leben leben kann, glücklich und zufrieden ist, und sich an seinen eigenen Lebensplan hält. Doch auch wenn diese beiden Bezeichnungen die gängigsten Titel sind, ist es immer noch so, dass eben in den gigantischen Breiten des Voodoo so viele Spezialgebiete existieren, speziell eben das Kräuterwissen, sodass es sinnvoll ist, hier auch den Titel des Bokonon gesondert hervorzuheben. Dieser ist dann natürlich auch wieder deutlich enger mit dem Titel „Nganga“ verknüpft, wenn es darum geht, Kräuterwissen anzuwenden. Doch gerade in der Voodoo-Religion darf man nicht alles in enge Schubladen einteilen. Allgemein kann man sagen, dass es immer darum geht, dass hier die „magischen Fachkräfte“ zu betiteln sind, und hierbei ist es jetzt egal, ob es nun der Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́, die Mambo, der Bokonon oder auch der Bokor / Bocor / Bòkò / Azetó, bzw. auch die Caplata ist. Man muss verstehen, dass es letztlich nur darum geht, dass hier religiöse Zeremonien angeleitet werden, Rituale konzipiert, analysiert und erfunden werden, Divinationsmöglichkeiten ausgeführt, eruiert, gedeutet, analysiert zum Teil aber auch ersonnen werden, sodass hier eben alle Bedürfnisse der jeweiligen Gemeinschaft, wie auch immer, abgedeckt und aufgefangen werden. Natürlich geht es immer um ein praktisch umgesetztes Wissen, um echte Weisheit, die gelebt wird, um das Anwenden bzw. das Kennen und das Verstehen von Kräuterwissen, sodass auch hier mit und durch die Pflanzen geheilt wird, genauso wie die Kunst des Rhythmus und des Tanzes, da gerade im Voodoo Trommelrhythmen, Gesänge und Tänze absolut essenziell sind. Man sieht hieran, dass hier sehr viel Fachwissen vorhanden sein muss, Fachwissen welches eben auch gelebt werden muss. Es ist zwar immer schön, dass es heißt, „Man muss nicht alles wissen, man muss nur wissen, wo es steht“, doch bedeutet dies letztlich, dass man immer wieder seinen Arbeitsfluss, seinen Flow, unterbrechen muss. Wenn man wirklich magisch arbeiten will, wenn man wirklich eine Gemeinschaft führen will, und hierbei ist es sogar sekundär, ob es jetzt eine Voodoogemeinschaft ist, oder eine andere religiöse oder magische Gemeinschaft, dann muss man mit Herzblut dabei sein, was wiederum bedeutet, dass man hier auch sehr deutliche Opferungen bringen muss. Das eigene Wissen und die eigene Weisheit müssen entwickelt werden, sodass man eben auch das lebt, was man lehrt.