Loe raamatut: «Magisches Kompendium - Voodoo - Theorie und Praxis», lehekülg 6

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Daher kann man ohne weiteres ein Vévé/Veve mit einem Siegel, einem Sigill, einer Glyphe, einem Symbol, einem Zeichen, einer Grafik oder einem Bild gleichsetzen. Genau deswegen kann man hier sagen, dass das Vévé/Veve eine Art Kurzwahltaste ist, um die jeweilige Energie, die jeweilige Dynamik, die jeweilige Entität direkt zu kontaktieren, sodass hier auch gleichzeitig ein Portal erschaffen wird. Ein Portal funktioniert immer in beide Richtungen, was bedeutet, dass auf der einen Seite der Vodun / Loa / Iwa den magischen Ort erreichen kann, aber auch der magische Protagonist den materiellen magischen Ort verlassen kann, um in die Ebenen des jeweiligen Vodun / Loas / Iwas zu reisen. Doch ein Vévé/Veve ist letztlich auch ein energetischer Anker, sodass sich auch hier wieder eine Kontaktierung einfach gestalten kann, gerade dann, wenn man sich selbst mit dem jeweiligen Vévé/Veve identifizieren kann, verbinden kann, da man es selbst geschaffen und kreiert hat, und in seinem Unterbewusstsein, genauso wie in seinem Tagesbewusstsein, die Meinung etabliert hat, dass dieses Vévé/Veve, dieses Zeichen, dieses Symbol, diese Glyphe, dieses Sigill, dieses Siegel als Kontaktierung das beste Mittel der Wahl ist. Neutral betrachtet ist es natürlich einfach nur irgendein skizziertes Krickelkrackel. Ja, einverstanden, es gibt hier Darstellungen, die optisch ansprechend sind, und wo man sagen kann „Och, das sieht aber schön aus!“ Doch darum geht es überhaupt nicht. Es geht auch nicht um die Materie, die das Vévé/Veve zeichnet. Man kann natürlich hier mit Kreide arbeiten, die vorher magisch geweiht und energetisiert wurde. Man kann dem Mehl oder dem Babypuder auch wilde Kräuter zusetzen, sodass man hier noch einen weiteren sympathiemagischen Effekt hat. Doch letztlich kommt es nur auf die Energiearbeit an, selbst wenn die Kräuter, die in dem Vévé/Veve verarbeitet sind, halluzinogene Wirkungen hätten, müsste man diese entweder dann räuchern, kauen, oder anders zu sich nehmen. Nein, es kommt hier ausschließlich auf die innere Haltung an, sodass man für sich im Tagesbewusstsein, und im Unterbewusstsein, eine besondere Verbindung zu dem jeweiligen Vévé/Veve aufbauen muss. Genau deswegen ist ein Vévé/Veve mit einem Siegel oder einem Sigill zu vergleichen. Zwar sind die Siegel und die Sigillen in der westlichen Magie prädestiniert, doch als Erklärungsbeispiele sind hier die Siegel und die Sigillen perfekt zu verwenden. Außerdem, wenn man dann wieder ganz kurz in dem Bereich des Hoodoos geht, dann findet man natürlich auch hier immens viele Siegel und Sigillen, auch wenn Hoodoo nur die magische Komponente des Voodoo verwendet, und jegliche religiösen Ansichten versucht auszusparen.

Vévés/Veves! Wo kommen die eigentlich her? Und, was heißt Vévés/Veves eigentlich? Nun, Vévés/Veves kann man einfach mit „Zauberzeichen“ oder auch „magische Symbole“ übersetzen. Die Herkunft jedoch ist nicht so einfach zu erklären! Man kann davon ausgehen, dass die Vévés/Veves auf sogenannte Nsibidi / Nsibiri / Nchibiddi / Nchibiddy basieren! Ähm, auf was? Nsibidi / Nsibiri / Nchibiddi / Nchibiddy sind Symbole, Piktogramme, die man fragmentarisch auch als Schrift deuten kann, und die vor vielen 100 Jahren im heutigen Nigeria erschienen.

Man ist sich jedoch nicht sicher, ob man es jetzt wirklich als Piktogramme deuten kann, als Logogramme, als Silben oder als fertige, einzelne Wörter. Es kann eine Schriftsprache sein, es kann aber auch eine Symbolsprache sein. Da diese Zeichen auf Keramiken gefunden wurden, die mindestens 1600-1800 Jahre alt sind, und die hier eben auch als Dekorationen verwendet wurden, ist eine klare Verifizierung nicht möglich. Was man jedoch sagen kann, diese Symbole wurden für Kommunikationszwecke auf jeden Fall eingesetzt, was aber eben auch für Piktogramme oder Logogramme gelten kann. Die Ethnie der Ekpe/Ngbe/Egbo (was man mit „Leopardengesellschaft“ grob übersetzen kann) verwendet diese Symbole, wobei dennoch nicht geklärt ist, wo der Ursprung der Vokabel(n) Nsibidi / Nsibiri / Nchibiddi / Nchibiddy zu finden ist. Was man weiß ist, dass hier eben Symbole verwendet wurden, um zu kommunizieren, gleichzeitig aber auch um Kunstformen und um kulturelle Entwicklungen auszudrücken, sodass hier eben eine besondere Bildkraft existent ist. Da es hier sehr viele verschiedene Piktogramme/Logogramme gibt, ist es eine fließende Kommunikation, die eben nicht auf Wörtern basiert, sondern eben auf Bildern. Daher ist es ohne weiteres möglich, dass die Vévés/Veves von den Nsibidi / Nsibiri / Nchibiddi / Nchibiddy abstammen, bzw. zumindest eine Inspiration erfahren haben. Hier einmal zwei gemeinfreie Abbildungen der Nsibidi / Nsibiri / Nchibiddi / Nchibiddy:



Da man aber die Vévés/Veves eben auch mit den verschiedenen Siegeln und Sigillen vergleichen kann, kann man hier einen Brückenschluss kreieren, um sich weitere Erklärungen selbst zu geben. Hierbei ist wichtig zu wissen, dass die Vokabeln „Sigill“ / „Sigillen“ sich vom lateinischen Wort „Sigillum“ ableiten, was man im Endeffekt als „Bildchen“, „kleine Figur“, aber auch „Statuette“ oder „Relief“ übersetzen und deuten kann. Die Wörter „Siegel“ und „Sigill“ bzw. „Sigillen“ haben somit die gleiche Herkunft und können im Allgemeinen, durch ihre symbolhafte, durch ihre Bildhaftigkeit einfach als „Triggerreize“ / „Trägersysteme“ deklariert werden. Ein Triggersystem kann als Signal verstanden werden und es ist kein Zufall, dass die Wörter „Signal“, „Siegel“ und „Sigill“ sehr ähnlich sind. Wenn man also will, kann man hier schon sagen, dass ein Vévés/Veves auch ohne weiteres als ein Signal gedeutet werden kann, ein Signal für den Vodun / Loa / Iwa. Dass dieses Signal dann für eine Kontaktierung steht, für eine Herbeirufung, für eine Einladung, sollte klar sein. Doch gleichzeitig muss man hier auch wieder sprachlich verschiedene Unterschiede reflektieren. Ein Signal (dieses Wort leitet sich ganz genau von der lateinischen Vokabel „signalis“ ab, was man mit „dazu bestimmt“ übersetzen kann, dessen Wurzel sich aber im Wort „signum“ befindet, dass man mit „Zeichen“ übersetzen kann) ist im Grunde ein Zeichen oder auch ein Hinweis, dass eine bestimmte und meist signifikante Bedeutung besitzt. Gut, dies passt in Bezug auf ein Vévé/Veve sehr gut. Doch im Allgemeinen ist es egal, ob das Signal bzw. die Bedeutung durch Verabredung (wenn ich einen Kürbis in die Luft werfe, im Ritual schwenke, funktionierte die Invokation sehr gut und ich bin besessen) oder durch eine Vorschrift (die Straßenverkehrsordnung hat da ein paar Vorschriften und auch ein paar Signale, wie z. B. eine Lichtzeichenanlage bzw. Ampel) definiert bzw. entstanden ist. Wichtig ist, dass bei einem Signal stets eine Information transportiert wird, sodass man hier wieder von der Zusammenarbeit zwischen Sender und Empfänger sprechen kann, was dann auch für Siegel, Sigillen und Vévés/Veves gilt. Bei Siegeln, Sigillen und Vévés/Veves sind Sender und Empfänger manchmal aber in verschiedenen Ebenen bzw. Dimensionen beheimatet.

So ist es essenziell, dass man hier auch eine spezifische Aufgabengestaltung berücksichtigt. Genau deswegen ist es wichtig, dass jedes Siegel, Sigill oder Vévé/Veve eine solche Aufgabengestaltung besitzt, denn wenn man sich den Wortgebrauch anschaut (wie z. B. „unter dem Siegel der Verschwiegenheit“, „das Siegel brechen“, „Brief und Siegel“, „ein Siegel aufdrücken“ etc.), geht es meist darum, dass etwas beschützt, behütet, verschlossen oder auch abgeschirmt wird. Hinzu kommt auch eine Art der Abwehr und der Verwehrung, dass nicht alle Personen – oder auch Entitäten / Energien – etwas sehen oder erreichen können. Ein „versiegelter Raum“ ist hier ein passendes Beispiel, egal, ob nun die Tür und das Schloss für Menschen versiegelt sind oder der gesamte Raum für etwaige Energien und Entitäten.

In diesem Kontext sind Siegel, Sigillen und Vévés/Veves uralt, denn wenn man sich verschiedene Bilder aus der menschlichen Vorzeit anschaut, kann man verschiedene Piktogramme, Symbole, Glyphen und letztlich auch Siegel, Sigillen und Vévés/Veves sehen, auch wenn diese nicht so explizit betitelt werden. Doch hier findet man dann ja die Bezeichnung Nsibidi / Nsibiri / Nchibiddi / Nchibiddy! Man sieht also, dass es hier nicht ganz einfach ist, und dass man auf der einen Seite einfach „Zeichen“, „Bildchen“, „kleine Figuren“, „Statuetten“ oder „Reliefs“ malt oder bastelt, auf der anderen Seite aber auch komplexe Grafiken, die sehr spezifische Aufgaben und auch Aufgabenverteilungen besitzen.

Daher ist es korrekt, dass man Sigillen, Siegel und Vévés/Veves als sehr komplexe Gebilde deklariert, wobei ein Siegel oft symmetrische Bestandteile aufweist, die neben den komplexen Darstellungen, auch wieder verschiedene Symboliken enthalten. Bei einem Vévés/Veves muss dies nicht so sein, da hier auch eben „Alltagssymbole“ oder auch sehr eindeutige „Piktogramme/Logogramme“ verwendet werden. In diesem Kontext haben die Vévés/Veves mehr mit den Sigillen als mit einem Siegel gemeinsam. So kann man zum Beispiel ein Vévés/Veves und auch ein Sigill wiederum als „lebendiges Wort“ begreifen, was schnell einen Brückenschluss zur Religion vermuten lässt, wenn es um verschiedene Schöpfungsgeschichten geht, in denen das Wort das Alpha und das Omega war, bzw. die Betitelung „Am Anfang war das Wort …“ erhält. Wörter sind Schwingungen, Schwingungen sind Energien und aus Energie ist im Grunde alles entstanden. Genau deswegen passt es sehr gut, dass die Vévés/Veves verwendet werden, um die Vodun / Loas / Iwas anzurufen, denn hier werden materielle Schwingungen fokussiert eingesetzt, um eine Kontaktierung zu etablieren.

Siegel und Sigillen sind lapidar gesagt grafische Gebilde. Ein Siegel kann mehrere Sigillen enthalten und kann auch als Kombinationsarbeit verschiedener Methoden verstanden werden, sodass hier Sigillen, Signale (oder klassische Symbole, die eine Signalwirkung besitzen), Zeichen und Anagramme, Akronyme aber auch ganze Wörter und Sätze beheimatet sind. Ein Sigill hingegen besteht meist nur aus wenigen „Willenssätzen“ bzw. aus einzelnen Wörtern, die jedoch unverwechselbar sind und allein durch ihre Eindeutigkeit jegliche Erklärung überflüssig machen. Jegliche Erklärung? Gut, wenn man es genau nehmen will, kann man alles hinterfragen und alles zerreden. Wenn man das Wort „Liebe“ verwendet, kann man natürlich fragen, um welche Art der Liebe es sich handeln wird, bzw. handeln soll? Geht es um eine partnerschaftliche Liebe, um eine familiäre Liebe oder geht es um die „Liebe zum Detail“ oder um die „Liebe zum neuen Auto“? Da in der Magie stets der Protagonist das Wichtigste ist, kann man aber erst einmal davon ausgehen, dass diese Person weiß, in welchem Kontext das Wort „Liebe“ zu verwenden ist, gerade, wenn dieses Wort als Sigill verwendet wird.

So ist ein Sigill also auch immer eine grafische Form, die eine spezifische und eigene Idee ausdrückt, bzw. eine Ideenverbindung zwischen Unterbewusstsein und Tagesbewusstsein erschaffen kann. Tja, und dies gilt auch wieder für das Vévés/Veves, denn auch hier gibt es eine Ideenverbindung zwischen Unterbewusstsein und Tagesbewusstsein, und auch wenn es viele „allgemeine“ Vévés/Veves gibt, muss man immer wieder reflektieren, dass es Momentaufnahmen sind, dass es individuelle Übermittlungen sind, und dass jeder Vodun / Loa / Iwa SEIN persönliches Vévé/Veve hat, und dieses auch nach Belieben verändern kann. Der Mensch baut den Kontakt auf, den Kontakt zum Vodun / Loa / Iwa, und wenn hier der Kontakt nicht klar und deutlich zustande kommt, ist jedes Vévés/Veves vollkommen wertlos. Gleichzeitig zeigt die Praxis aber auch, dass es auf die jeweilige Zusammenarbeit zwischen Mensch und Vodun / Loa / Iwa ankommt, was wiederum bedeutet, dass im Laufe der Zusammenarbeit sich ein Vévé/Veve sehr deutlich ändern kann. Es kann vereinfacht werden, es kann aber auch verkompliziert werden! Dies hat wieder etwas damit zu tun, dass hier eben eine nonverbale Kommunikation stattfindet. Es ist egal, ob es jetzt ein Sigill oder ein Vévés/Veves ist, denn meist handelt es sich um „ein einziges Objekt“, welches jedoch mit weiteren „einzelnen Objekten“ kombiniert werden kann, falls die Arbeit dies bedingt. In diesem Fall kann man dann schon wieder von einem Siegel sprechen. Dies alles führt wiederum dazu, dass man sich Siegel, Sigillen und Vévés/Veves als eine Art „Trigger“ vorstellen muss, die eine universelle Codierung oder auch Aktivierung auslösen können, welche unbewusst, aber auch bewusst, stattfinden kann. Hierbei erkennt man wieder, dass das Wort „Signal“ doch sehr viel mit Siegeln und Sigillen zu tun hat. Doch was kann man sich jetzt unter „Trigger“ oder auch „Triggersysteme“ vorstellen?

Nun, zum einen gibt es „Triggersysteme“, die dem menschlichen Geist als Hilfestellung dienen, sodass der Mensch sich selbst darauf codieren kann, energetischen Kontakt zu verschiedenen Ideen, Sphären, Ebenen, Ideologien, Gesinnungen und Lebenseinstellungen zu etablieren. Die Vévés/Veves zählen definitiv zu dieser Kategorie, dennoch muss diese gesamte Kategorie erst einmal wertneutral betrachtet werden! Zum anderen gibt es aber auch Triggersysteme, die sehr subtil auf das System des Menschen wirken. Diese können auch aus bildlichen Darstellungen zusammengesetzt sein (die Werbung macht sich diesen Umstand stets zunutze), sodass das Tagesbewusstsein übergangen wird.

Doch auch geistige Energien, Entitäten der verschiedenen Ebenen und Dynamiken aus anderen Dimensionen, können mit dieser Methodik auf den Menschen einwirken. Ein Einwirken ist zu Beginn auch erst einmal wertneutral zu betrachten, doch man wird mit der Zeit erkennen, dass meist eine Manipulation dahinter steht. Eine Manipulation KANN also auch via Vévés/Veves vollzogen werden, da es hier um eine energetische Kommunikation zwischen den Vodun / Loas / Iwas und den jeweiligen Menschen geht.

Und die Praxis zeigt eben, dass manche Menschen schwer von Begriff sind, sodass eben die jeweiligen Energien jedoch kleinere „Hintertüren“ erschaffen müssen, was in diesem Kontext die Vévés/Veves sind. In diesem Kontext muss man wieder verstehen, dass Siegel, Sigillen und Vévés/Veves als Anrufung-, Bannungs-, Energie-, Ritual- und Krafthilfen zu sehen und auch zu verwenden sind. Zwar gilt auch hier – mal wieder –, dass der Protagonist das Alpha und das Omega des Rituals bzw. der magischen Arbeit ist, sodass der Protagonist bestimmt, WAS mit dem Öl, mit den Zeichen, mit dem Bild, mit der Grafik, mit dem Vévés/Veves passiert und was das „Ziel“ sein soll, doch kann man sich selbst so geschickt codieren und programmieren, dass man hier Automatismen entwickelt, die so schnell und so effektiv wie Reflexe sind. Tja, und solche Reflexe können eben auch Anker sein!

Wie schon gesagt, jeder Vodun / Loa / Iwa hat im Grunde sein eigenes und persönliches Vévé/Veve, wobei es hier kleinere universelle Zeichen gibt, die sich aber dann auch auf die Qualitäten des jeweiligen Vodun / Loas / Iwas beziehen. Wenn man jetzt aber der Meinung ist, dass alle Vévés/Veves exakt gleich sind, dann täuscht man sich. Auch die Vévés/Veves die sich auf einen einzelnen Vodun / Loa / Iwa beziehen, weisen zum Teil erhebliche Veränderungen auf. Dies liegt daran, dass das Vévés/Veves eine lebendige, energetische Darstellung ist, die dadurch entsteht, dass der magische Protagonist, welchen Titel er nun im Voodoo auch immer tragen mag, Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́, Mambo, Bokonon, Bokor / Bocor / Bòkò / Azetó, Caplata, sich öffnet, eine erste Verbindung zu der jeweiligen Entität schafft, und sich dann das Tor zeigen lässt, welches dann materiell erschaffen wird. Daher sollte sehr klar und auch einleuchtend sein, dass kein Vévés/Veves identisch ist. Man soll sich von der Energie leiten lassen, man soll sie fühlen, man soll sie wissen, man soll sie erkennen, und man soll sie fließen lassen, sodass man dann ein eigenes, individuelles und nur für das Ritual gültige Vévé/Veve erschafft. Dennoch gibt es natürlich klassische Vévés/Veves die auch in der breiten Literatur immer wieder vorkommen, wobei man hier sagen muss, dass manchmal das Gerücht gestreut wird, dass diese bewusst falsch gesetzt sind. Nun, zu 100 % richtig sind sie nicht, sie sind aber auch nicht zu 100 % falsch. Es sind aktuelle Aufnahmen, es sind aktuelle Manifestationen, die sich als gute Möglichkeiten, sinnige Arbeitsweisen, und praktikable Werkzeuge bewiesen haben, sodass diese Stück für Stück in das kollektive Unterbewusstsein gedrungen sind, mittlerweile von sehr vielen Menschen verwendet werden, und hierdurch eine eigene Energie, eine eigene Schwingung, eine eigene Macht etabliert haben. Es ist daher nicht überraschend, dass die Vévés/Veves von den bekannten Vodun / Loas / Iwas mittlerweile überall zu finden sind. Daher will ich auch hier einmal ein paar der klassischen Vévés/Veves abdrucken!

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Gut! Jetzt hat man eine Menge von diesen Vévés/Veves, man hat eine Menge von Namen, man kann sich jetzt seine eigenen Gedanken zu diesem Bildchen, zu diesen Vévés/Veves machen, doch man wird hieraus nicht ohne weiteres ableiten können, wozu die jeweiligen Energien, Entitäten, Wesen fähig sind, was ihre Spezialgebiete sind, ihre Zielsetzungen und ihre Prämissen! Ach, kann man das nicht?! Nun wenn man sich hier einmal die verschiedenen Vévés/Veves genauer anschaut, dann erkennt man doch einiges. Wenn man sich jetzt zum Beispiel einmal das Vévés/Veves von Papa Legba anschaut, dann sieht man sehr deutlich, dass hier ein großes Kreuz, oder auch eine Kreuzung zu sehen ist. Da Papa Legba der Herrscher der Wege, Pfade, Straßen und Kreuzungen ist, der Hüter der Schwelle, der Grenzwächter, Schrankenwärter zu den anderen Welten und anderen Ebenen, kann man hier schon eine gewisse Versinnbildlichung erkennen. Nun, und das Damballa mit einer Schlange verglichen wird, dürfte jetzt auch nicht so schwer sein, wobei es natürlich korrekt ist, dass man hier nicht wirklich eine Assoziation mit einem Regenbogen ohne weiteres ersinnen kann, es sei denn, man geht dann doch etwas tiefer in die jeweilige Mythologie des Wesens hinein. Wieder weiter, geht es um den Loa / Iwa Agwé, der offensichtlich irgendetwas mit Schiffen zu tun hat. Nun ja, Agwé hat etwas mit dem Meer zu tun, doch auch dies sollte mit einem Schiff mehr als deutlich versinnbildlicht werden. Bei den beiden Abbildungen erkennt man aber auch wieder, dass hier Adaptionen vollzogen wurden, denn die rechte Abbildung sieht doch deutlich moderner aus, da diese immerhin über eine Schiffsschraube verfügt. Deutlich schwieriger wird es bei dem Vévé/Veve von Bossou, denn man kann zwar erkennen, dass hier irgendetwas Gehörntes, möglicherweise ein Stier oder auch ein anderes Tier skizziert worden ist, doch dass man dann auch ohne weiteres auf Kraft, Stärke, Macht etc. schließen kann, ist nicht direkt zu erkennen. Gut, wenn man hier weiß, dass es wirklich ein Stier ist, kann man ohne weiteres auch hier Courage, Mut, Tapferkeit etc., genauso wie Fruchtbarkeit, Potenz etc., postulieren. Nun und bei Maman Brigitte, wird es wohl um Liebe gehen, oder? Ja, unter anderem. Doch es geht hier auch um Friedhöfe, um den Tod, um den Schutz von den Friedhöfen, was man zwar durch die Kreuze im Nachhinein erkennen kann, doch ist das Herz schon der primäre Fokus. Dafür ist es wieder bei Baron Samedi deutlich einfacher, denn das Baron Samedi auch etwas mit Friedhöfen, mit dem Tod und mit den Verstorbenen zu tun hat, sollte sehr klar sein, denn nicht nur, dass hier zwei stilisierte Särge zu sehen sind, nein auch ein klassisches Grabkreuz. Bei den beiden Prinzipien Ayizan und Loco/Loko wird man jedoch nicht wirklich Anhaltspunkte finden. Ayizan ist die Gemahlin von Papa Legba, steht für Handel, somit auch für Marktplätze und für alle Orte die mit dem Handel assoziiert werden, was man aber eigentlich nicht aus dem Vévé/Veve ableiten kann. Und die Energie Loco/Loko, die primär für Pflanzen steht, für alles was mit der Flora zu tun hat, besitzt ja auch ein Vévé/Veve was man auf alles Mögliche münzen kann, nicht aber unbedingt auf Heilkräuter, Blumen oder andere Pflanzen.

Doch zum Glück wird es bei Erzulie deutlich einfacher, denn dass hier die Liebe, die Fruchtbarkeit, die Partnerschaft, der Sex und Erotik im Mittelpunkt stehen, ist jetzt nicht wirklich zu schwer zu erkennen. Doch bei dem Prinzip Bakulu / Bakulu-baka muss man sich wieder fragen, was hier wahrlich die primäre Thematik ist. Man kann zwar hier ein „A“ oder auch ein „Alpha“ erkennen, da man letztlich ja auch einige Omegas erkennen kann, sodass man hier entweder postuliert, dass es um ein Alpha und Omega geht, oder primär um ein Ende, sodass hier eine destruktive Energie existiert. Nun, Bakulu / Bakulu-baka ist wirklich eine Energie, mit der man eigentlich nicht arbeitet, da die Legende besagt, dass er in den Tiefen der Wälder wohnt, mit Ketten gefesselt, aber auch versehen ist, und mit diesen Ketten alle Menschen fängt und tötet. So zumindest der religiöse Glaube. Auch für die Energie Ogún / Oggún / Ogoun / Ogum ist es nicht möglich, allein aus dem Vévé/Veve zu erkennen, dass es sich hierbei um eine Energie handelt, die für Kampf, Widerstand, Angriff, Verteidigung, Planung, Strategie und Selbstvertrauen steht. Gleichzeitig handelt es sich hier primär um einen Òrìṣà / Orisha / Orixá / Oricha, also eine Energie, die primär in der Santería-Religion thematisiert ist, wobei es eben auch hier wieder Verknüpfungen zur Voodoo-Religion gibt.

Auch bei den nächsten Prinzipien, bei Marasa / Marassa / Marassa Jumeaux, ist es nicht einfach, hier eine Verifizierung durchzuführen. Hierbei geht es um ein Zwillingspaar, welches sehr kindlich ist, daher sehr gefährlich, da hier keine Taten reflektiert werden, und man sich hier auch auf einen kindlichen Zorn gefasst machen muss, der ohne Rücksicht auf Verluste agiert, ist aus dem alleinigen Vévé/Veve im Grunde nicht abzuleiten. Wieder etwas einfacher wird es bei dem Loa / Iwa Zaranyen, denn da in der Mitte eine Spinne ist, kann man sich hier einiges ableiten. So existieren hier gewisse Gefahren, gleichzeitig aber auch Verknüpfungen und Verwebungen, was das gesamte Vévé/Veve auch ohne weiteres symbolisiert. Und bei Baron la Croix scheint auch wieder der Tod eine große Thematik zu spielen, denn nicht nur, dass hier ein Totenschädel zu sehen ist – gut, man könnte auch meinen, er ist ein Pirat – nein, auch hier sind wieder entsprechende Kreuze, Grabkreuze, zu sehen.

Wenn es dann um rituelle Vévés/Veves geht, bzw. um komplexe Rituale, so werden hier natürlich auch Vévés/Veves kombiniert bzw. zusammengestellt, sodass man dann einen ganzen „magischen Platz“ als Vévés/Veves sehen kann. Im Folgenden will ich einmal drei verschiedene Vévés/Veves abdrucken, wobei sich das erste auf eine allgemeine „magische Raumdefinition“ bezieht, sodass man hier seinen Wirkraum letztlich definiert, das zweite Vévé/Veve auf eine spezifische Zusammenarbeit mit einigen Vodun / Loas / Iwas, speziell sind hier Ogún / Oggún / Ogoun / Ogum, Maman Brigitte, Agwé und Erzulie abgedruckt und das dritte Vévé/Veve auf eine rituelle Opferung!




Man sieht also, dass es hier auch sehr komplexe Vévés/Veves gibt, und man hier wirklich eine kreative, vielleicht sogar künstlerische Ader besitzen muss. Einigen Menschen fällt es leicht, frei zu zeichnen, anderen fällt es schwer. Doch mit etwas Übung, mit einer stetigen Wiederholung, bekommt man hier ein sicheres Händchen. Da es aber, wie schon so oft erwähnt, immer auf die Energie des Protagonisten ankommt, kann man letztlich auch die verschiedenen Vévés/Veves ausdrucken! Ausdrucken? Das ist doch bestimmt verboten! Das ist doch … blasphemische Magie, oder? Nein, nicht wirklich! Da ich eben kein geschickter Künstler bin, habe ich kein Problem damit, mir die verschiedenen Vévés/Veves auszudrucken, und diese im Kreis zu drapieren. Es geht um Energiearbeit. Es geht nicht darum, dass Papa Legba mindestens 2 m groß ist, was bedeutet das sein Vévés/Veves mindestens 4 m groß sein muss. Nein, es geht ganz einfach darum, dass Papa Legba einen energetischen Fokus erhält, und wenn man das Vévés/Veves auf ein DIN-A4 Blatt ausdruckt, dann ist dies vollkommen ausreichend. Und ja, die Praxis zeigt mir sehr deutlich, dass es definitiv mehr als ausreichend ist! Doch bei der Erschaffung der Vévés/Veves muss man eben selbst kreativ werden.

Man muss sich energetisch öffnen, man muss die Energien fließen lassen, und wenn man hier ein eigenes Vévés/Veves erstellen will, welches individuell auf einen Vodun / Loa / Iwa zugeschnitten ist, dann kann man dies mit einem „automatischen Schreiben“ oder auch mit einem „automatischen Zeichnen“ vergleichen, was eben eine Art des Channelns ist. Man öffnet einen energetischen Kanal, und empfängt eine Botschaft, eine Botschaft in Form eines Vévés/Veves. Und so wie man die Form des Vévés/Veves empfangen kann, so kann man möglicherweise auch das Material empfangen, aus dem das Vévés/Veves geschaffen werden soll. Natürlich ist es einfacher, wenn man hier, in einem geschlossenen Raum, Kreide verwendet. Doch die Praxis zeigt auch hier wieder, dass die Vodun / Loas / Iwas manchmal sehr seltsame Wünsche haben können. Tja, und da es eben um ein „Geben und Nehmen“ geht, um eine Zusammenarbeit, ist es ratsam, hier seine Intuition, der Botschaft aus der geistigen Welt, zu folgen. In diesem Kontext ist es auch möglich, das Blut eine Rolle spielt. Nun, wie erwähnt, bei einem Hartboden ist Kreide das Mittel der Wahl, aber man kann natürlich auch hier „staubförmige Materialien“ verwenden, die man entweder mit etwas Blut versetzt, oder auch mit einem gefriergetrockneten Blutgranulat. Ansonsten gibt es eben auch noch Sand, besondere Erde, Baron Samedi zum Beispiel liebt Friedhofserde, zumindest Teile des Vévés/Veves können aus Friedhofserde gestaltet werden, aber auch Mehl, bzw. Maismehl kann bei den Vévés/Veves verwendet werden, und wenn es um Fruchtbarkeit, um Pflanzen, um die Familie geht, kann auch eine Brotbackmischung eine Verwendung finden. Genauso wie es ein feines Holzpulver sein kann, oder auch pulverisierte Eierschalen, Muscheln oder andere kalkhaltige Stoffe. Es kann auch direkt Calciumcarbonat (Kalk / CaCO3) genommen werden, oder was man gerade zur Verfügung hat. Steinstaub, bzw. pulverisierte Ziegelsteine sind natürlich nicht so einfach. Doch man muss hier manchmal auch genau hinhören, denn manchmal muss auch nur ein wenig des jeweiligen „besonderen Stoffes“ verwendet werden. Man muss definitiv nicht einen ganzen Ziegelstein pulverisieren, es reicht hier eine gewisse Essenz. Da die Vodun / Loas / Iwas eben auch eine besondere Art von Humor haben, sollte man sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, wenn man den Auftrag bekommt, 33 Ziegelsteine zu pulverisieren – weil die 33 ja eine so schöne magische Zahl ist!

Das Erschaffen eines Vévés/Veves ist definitiv eine Art der Meditation, und erinnert sehr stark an die asiatische Kunst der Kalligraphie. Es öffnet den Geist, es fokussiert, es öffnet das eigene Bewusstsein, die energetischen Körper werden angesprochen, genauso wie die energetischen Zentren, die Chakren. Daher ist die Annahme, dass das Vévé/Veve mit wachsender eigener Evolution, Energetik und Fähigkeit im Detailreichtum wächst, korrekt, da man sich hierdurch einen vollkommen neuen und individuellen Ausdruck der Kreativität erschafft.

Gleichzeitig ist es aber auch so, dass mit wachsender Evolution, mit gesteigerter Erkenntnis und mit dem Umstand der eigenen Macht, man ein Vévé/Veve im Grunde überhaupt nicht mehr braucht, da man kein materielles Eingangsportal mehr für den jeweiligen Vodun / Loa / Iwa erschaffen muss, da man diese Energetik in sich selbst besitzt. Hierbei geht es dann wieder mal um eine entsprechende Imagination, die jedoch in der Feinstofflichkeit ein entsprechendes Echo hervorruft, sodass man mit dem Vodun / Loa / Iwa perfekt arbeiten kann, selbst wenn es kein materielles Vévé/Veve gibt. Es ist also ein Drahtseilakt, dass man hier lapidar sagt, dass mit wachsender Kenntnis, auch die Vévés/Veves detailreicher, genauer und effektiver werden. Doch da die magische Evolution bei jedem Menschen individuell verläuft, hat sich das eigene Energiesystem speziell darauf fokussiert, dass das Erschaffen eines Vévé/Veve das Ritual einleitet, während das andere Energiesystem ausschließlich mit Imagination arbeitet, und kein Vévé/Veve materiell erschaffen wird.

Letztlich ist sowieso die Energetik immer das Wichtigste, was wiederum bedeutet, dass der Protagonist das Wichtigste im Ritual ist, sodass das Energiesystem des Protagonisten hier als springender Punkt zu sehen ist. Wenn das eigene Energiesystem nicht klar, sauber, vorbereitet und stabil genug ist, wird es zu keiner Invokation kommen. Eine Besessenheit kann jedoch erzwungen werden, wobei man es sich dann so vorstellen kann, dass die jeweilige Energie, der Vodun / Loa / Iwa in ein unpassendes Kleidungsstück rutscht. Die Jacke ist zu eng, die Hose zu groß, die Schuhe sind viel zu klein, man hat einen schweren Rucksack dabei, und irgendwie offensichtlich auch noch Klumpfüße in den viel zu kleinen Schuhen. Wie fühlt man sich dann? Ist dies wirklich der perfekte Rahmen, um zu agieren? Oder wählt man sich dann doch lieber ein passendes Gefäß, sodass man hier sagen kann, dass der Vodun / Loa / Iwa nahtlos oder fugenlos in das Energiesystem des jeweiligen Menschen eindringen kann, der sich öffnet und bewusst zur Verfügung stellt. Dies ist eben der Unterschied zwischen Symbiose/Probiose und Parasitismus bzw. Antibiose. Doch es ist schon für den magischen Protagonisten spannend, wenn man hier auf eine Energie stößt, mit der man dann geschwisterlich arbeiten kann, da man sich sehr harmonisch aufeinander einlassen kann. Und da jetzt schon einiges über die verschiedenen Vodun / Loas / Iwas thematisiert worden ist, will ich jetzt auf den folgenden Seiten einige dieser Energien vorstellen.

Tasuta katkend on lõppenud.