Schahname - Das Buch der Könige, Band 1

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Schahname - Das Buch der Könige, Band 1
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Ferdosi – Rückert

Schahname − Das Buch der Könige, Band 1 –

Gajumarth, Hoscheng. Tahmurath, Dschemschid,

Dhohhak, Feridun

Zu diesem Buch: Mit Gajumarth, dem ersten Schah der Menschheitsgeschichte, beginnt das iranische Nationalepos „Schahname“, das auch das „Buch der Könige“ genannt wird. Abū ʾl-Qāsim Ferdausi (940−1020), der nahezu sein ganzes Leben in seiner Heimatstadt Tus verbracht hat, verfasste ein Epos, das mit seinen mehr als 60.000 Versen seinesgleichen in der Welt sucht. Obwohl es vordergründig die Mythologie und die Geschichte des Irans bis zur Eroberung durch die Araber schildert, ist es ein Buch über das Werden der menschlichen Zivilisation, über Krieg und Frieden, Mord und Verrat, über Liebe und Leid.

Friedrich Rückert, 1788 in Schweinfurt geboren, hat bis an sein Lebensende an einer dichterischen Übersetzung des Schahname gearbeitet. Die unvollendet gebliebene Übersetzung wurde von Edmund Bayer nach dem Tode Rückerts im Jahr 1866 aus seinem Nachlass veröffentlicht.

Der vorliegende Text folgt der Erstausgabe von E. A. Bayer übernimmt aber nicht deren Orthografie, sondern passt den Text an die heutige Rechtschreibung an. In Anmerkungen werden die heute nicht mehr gebräuchlichen Ausdrücke und mythologische Namen erläutert. Auf die in der wissenschaftlichen Ausgabe verwendeten diakritische Zeichen wurde verzichtet.

Die eingefügten Grafiken wurden der persischen Schahname-Ausgabe des Amir-Kabir-Verlags aus dem Jahr 2537 (1978) entnommen.

Ferdosi − Rückert

Schahname −

Das Buch der Könige 1

Gajumarth

Hoscheng

Tahmurath

Dschemschid

Dhohhak

Feridun

herausgegeben von

Wolfgang von Keitz

Berlin 2017

Die Ausgabe dieses Textes folgt der 1890 im

Georg Reimer Verlag erschienenen Erstausgabe.

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Kommentierte Neuausgabe, 2017

© Wolfgang von Keitz

Herstellung und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Lektorat: Bärbel Mäkeler, Braunschweig

Printed in Germany

Warum eine Schahname-Ausgabe heute?

Uns ist in alten maeren wunders vil geseit

Von helden lobebaeren, von grozer arebeit,

Von fröuden, hochgeziten, von weinen und von klagen,

von küener recken striten muget ir nu wunder hoeren sagen ...

Als diese Verse des Nibelungenliedes zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstanden, war das Schahname im persischen Sprachraum bereits seit mehr als zweihundert Jahren „in aller Munde“. Die 60.000 Verse dieses Nationalepos sind in einem bis heute nahezu unverändert gesprochenen Persisch verfasst. Ferdosi, der sich rühmte, für das Schahname kein einziges arabisches Wort verwendet zu haben, gilt als einer der ersten Vertreter der neupersischen Literatursprache. Er war für das Persische so sprachprägend wie es Martin Luther mit seiner Bibelübersetzung für das Deutsche war.

Ferdosi erzählt in 60 Sagen die Geschichte der persischen Könige und Helden. Es verwundert daher nicht, dass das Schahname Ursprung und Quelle des iranischen Nationalbewusstseins wurde und es bis heute geblieben ist. Die Helden des Schahname wie Dschamschid und Rostam sind die damaligen und heutigen Helden Irans. So wird das berühmte Persepolis im Iran „Tacht-e Dschamschid“, der „Thron des Dschamschid“, genannt. Dschamschid ist auch heute noch ein verbreiteter iranischer Vorname. Auch der türkischstämmige „Cem“ ist nach „Dschemschid“ aus dem Schahname benannt.

Als sprachbildendes Nationalepos ist das Schahname ein Pfeiler der literarischen Kultur des gesamten persischen Sprachraums. Sein Inhalt ist nicht nur im Iran, sondern auch in Afghanistan, Tadschikistan und darüber hinaus bekannt.

Mit der Übersetzung von Friedrich Rückert liegt eine deutschsprachige Version des Schahname vor, die einmalig in der Welt ist. Rückert hat nicht nur übersetzt, sondern in Gedichtform übertragen. Heute sind zwar Reprints der in Fraktur gesetzten Ausgabe von 1890 verfügbar. Was fehlt, ist eine moderne gedruckte und elektronische Version, die dieses Werk der Weltliteratur auch jugendlichen Lesern zugänglich macht.

Ferdosis Brief an seine Leser

Das Schahname beginnt mit dem mythischen Zeitalter und endet mit der Regentschaft des historisch verbürgten Sassanidenkönigs Yazdgerd III.. Ferdosi schildert die gesellschaftliche Situation Irans 400 Jahre nach der arabischen Eroberung mit einem literarischen Kunstgriff. Er lässt Rostam Farrokhzad, einen iranischen General und damaligen Oberbefehlshaber der iranischen Truppen, seine Gedanken über die Zukunft Irans nach dem Untergang des Sassanidenreiches mit dem Tod Yazdgerds im Jahr 651 in einem bewegenden Brief an seinen Bruder schildern. In diesem Brief beschreibt Ferdosi die Entwicklung Irans nach der Islamisierung. Seine damalige Analyse der politischen und gesellschaftlichen Situation lässt sich nach iranischem Empfinden auf die heutigen Verhältnisse übertragen.

Auszug aus dem Brief Rostam Farrokhzads an seinen Bruder:{1}

Ein Weiser wird voll Trauer gesinnt,

Wenn er hört, welches Schicksal uns der Himmel bestimmt.

In den Händen Ahrimans gefangen zu sein,

Macht mich voll Trauer und bringt mir Pein.

Dieses Haus wird keinen König mehr sehn,

Königlicher Glanz und Siege werden vergehn.

Die Sonne blickt auf uns vom Himmel gern,

Doch der Tag unsrer Niederlage ist nicht mehr fern.

Mars und Venus sind gegen uns gestellt,

Das himmlische Gesetz bestimmt den Lauf der Welt.

Saturn und Merkur teilen sich aus,

Und der Merkur steht im Zwillingshaus.

Vor uns liegt Krieg, und der Kampf um die Macht

Das Leben öde, das Herz eng uns macht.

Ich sehe das Schicksal, bin stumm und still,

Mein Mund kein Wort mehr sagen will:

Um die Perser zu weinen, bin ich bereit,

Das Haus Sassan ist dem Untergang geweiht.

Nehmt Abschied vom Glanz, Krone und Thron,

Der König wird fallen und verloren ist schon

Das Reich, das die Araber mit Macht gewinnen,

Wenn die Sterne uns Niederlage und Flucht bestimmen.

Vierhundert Jahre werden vergehn,

Unser Name wird vergessen, unser Ruhm nicht bestehn.

Sie haben uns Boten gesandt,

Zu sagen, dass sie uns lassen das Land,

Von Kadesia bis an den Fluss,

Sie wollen nur durch’s Land ziehen zu Fuß.

Sie wollen uns Steuern und Geiseln geben,

Nach Weisung unseres Königs leben.

Doch das sind nur Worte und keine Taten,

Die Wirklichkeit lässt uns anderes erwarten:

Krieg wird es geben und Kampf tut not,

Viele stolze Krieger werden erleiden den Tod.

Und all meine Kommandeure, wie ein Mann,

Wie Merui von Tabaristan,

Wie Armani und Labui,

Kämpfen mit schweren Keulen. Sie

Sagen: Weis‘ zurück ihr Wort und frag die Gestalten,

Wer sie sind, dass sie es wagen nicht zu halten

Vor Mazandarans Grenzen und Irans Haus.

Zum Guten oder Schlechten gib Befehle aus,

Mit Keule und Schwert und dem nötigen Glück,

Mit heftigem Kampf treiben wir sie zurück.

Wenn Minbar{2} und Thron werden eins im Land,

Und Abu Bakr und Omar sind bekannt,

Vorbei ist’s mit unserem Heldentum

Vergessen sind Ehre, vergangen der Ruhm.

Die Sterne sind den Arabern gewogen,

Krone, Thron und König sind aufgehoben:

Ein Irrer wird kommen nach vielen Tagen

Mit seiner Gefolgschaft, uns Regeln zu sagen:

Sie kleiden sich schwarz, jeder einen Kopfschmuck hat,

Ein gewickelter Schal aus aus schwarzseidnem Brokat.

Keine goldenen Schuhe und keine Fahnen,

Keine Krone, kein Thron wie bei unseren Ahnen.

Im Jubel die einen, in Angst andere leben,

Gerechtigkeit und Wohltat wird es nicht mehr geben.

Bei Nacht ist’s besser, im Verborg’nen schlafen zu gehen,

Denn gierige Augen wollen uns weinen sehn.

Fremde werden regieren uns, und mit Macht

Plündern uns aus, machen den Tag zur Nacht.

Ehre und Gerechtigkeit haben keinen Wert,

Lüge und Betrug werden blühen und verehrt.

Einst stolze Krieger sind ohne Pferd, mit leerer Hand,

Wer mit Waffen prahlt, wird dann Ritter genannt.

Die Landwirtschaft ist ohne Lohn,

Herkunft und Können werden zum Hohn,

Männer werden Diebe und schämen sich nicht,

Fluchen und Segnen ist gleich vor Gericht.

Die Zukunft wird schlechter sein, als was wir gekannt,

Kaltherzige Herrscher werden regieren mit harter Hand.

Kein Vater wird seinem Sohn vertrau’n.

Und der Sohn wird die Ehre des Vaters nicht schau’n.

Ein missratener Sklave wird uns regieren,

Woher er stammt, wird nicht interessieren.

Sein Wort zu halten, ist niemand bereit,

Zunge und Geist sind voller Schlechtigkeit.

 

Der Iraner, der Türke, der Araber vergeht,

Stattdessen ein Menschengemisch entsteht,

Das man weder Perser noch Türke noch Araber nennt,

Deren Worte ein Spiel sind, das Handeln nicht kennt.

Männer werden Heilige und Weise mimen,

Um sich mit Lügen ihr Brot zu verdienen.

Der Reiche wird seinen Besitz verbergen,

Doch seine Feinde werden nichts lassen den Erben.

Sorgen und Ärger, Bitterkeit und Leid,

Hält das Schicksal für uns in Zukunft bereit,

So viel wie es Glück unter Bahram uns bot,

Kein Fest, keine Staatsempfänge, nur Elend und Not,

Kein Tanz, keine Musik, nichts von allem

Dafür Verrat und Lügen und Fallen,

Saure Milch wird der Trank und grob unser Kleid,

Die Gier nach Geld bringt uns Bitterkeit.

Väter und Söhne werden sich beide belügen

Und sich in falschem Glauben betrügen:

Winter und Frühling werden vergehen,

Ohne ein Fest oder Feier zu sehn.

Kein Wein wird von uns beim Fest genossen,

Stattdessen wird das Blut unserer Brüder vergossen.

Diese Gedanken machen trocken den Mund und bleich die Wange,

Mein Herz wird schwer und mir wird bange.

Seit ich Soldat bin, hab ich nicht gekannt,

Solch dunkle Tage in unserem königlichen Land.

Die Himmel betrogen uns, wiesen ab unser Flehen,

Sie wenden sich ab, Grausames wird geschehen.

Mein stählernes Schwert focht Löw‘ und Elefant,

Es wird uns nicht schützen, mir ist es bekannt,

Vor den wilden Arabern, und was ich auch sehe,

Es mehret mein Leid nur und macht größer mein Wehe.

Ich wollte, ich wüsste nicht, könnte nicht erkennen,

Das Gute und Schlechte, die Himmel uns nennen.

Die edlen Ritter, die um mich sind,

Verachten Araber, ohne Angst sie sind.

Sie denken, das Schlachtfeld wird eine Flut,

Ein Oxus wird fließen aus Araberblut.

Keiner des Himmels Willen kennt,

Und welche Aufgabe er unsrer Armee benennt.

Wenn das Schicksal uns seine Gunst entzieht,

Warum noch kämpfen, warum ein Krieg?

Mein Bruder, möge Gott Dich in Sicherheit bringen,

Dem Herzen des Königs sollst Trost Du bringen.

Mein Grab wird in Kadesia sein,

Das Totenhemd Schild, Blut wird Krone mir sein.

Der Himmel Wille wird geschehen,

Dein Herz soll darüber keine Trauer sehen.

Beschütze den König und sei bereit,

Dein Leben für seines zu geben im Streit.

Die Tage sind nahe, und der Himmel wird sein

Wie Ahriman, unser bitterster Feind und Pein.

Yazgerd war der letzte Großkönig Irans. Er floh vor den heranrückenden Arabern bis nach Merw im heutigen Turkmenistan, wo er auf Befehl des dortigen Statthalters ermordet wurde. Der Sage nach soll eine Gruppe christlicher Mönche den Leichnam gewaschen und ihn gemäß der zoroastrischen Bestattungsriten auf einem „Turm des Schweigens“ bestattet haben.

Durch die Jahrhunderte hindurch wurden diese Verse mündlich weitergetragen. Wunderbare Handschriften mit großartigen Buchmalereien entstanden und mit der Konstitutionellen Revolution von 1905 bis 1909 wurde Ferdosis Schahname zur literarischen Grundlage des neu entstehenden iranischen Nationalbewusstseins. Neuausgaben wurden gedruckt und zu für jedermann erschwinglichen Preisen verkauft, sodass bald in jedem iranischen Haushalt ein Exemplar des Schahname zu finden war. 1934 wurde auf dem Grab Ferdosis in Tus ein Mausoleum und eine weitläufige Grabanlage errichtet und feierlich durch Reza Schah eingeweiht. Unter seinem Sohn Mohammad Reza Schah wurde 1975 ein jährlich stattfindendes Festival zu Ehren Ferdosis gemeinsam mit einem zeitgleich stattfindenden wissenschaftlichen Kongress ins Leben gerufen. Moderne Aufführungen des Schahname sowie die Präsentation neuester wissenschaftlicher Forschungsergebnisse zur Rezeptionsgeschichte des Schahname waren in Tus zu sehen.

Diese Tradition wurde mit der islamischen Revolution unterbrochen. An die Stelle des Tus-Festivals sind, zumindest was die weitere Erforschung des Schahname betrifft, Projekte an Universitäten in den USA und Großbritannien getreten. Unter den deutschsprachigen Schahname-Ausgaben bleibt Rückert nach wie vor das Maß aller Dinge. Aus diesem Grund soll sein Text in einer modernen Neuausgabe den interessierten Lesern zugänglich gemacht werden. Auch heute gilt noch immer: Wer Iran und die Weltsicht der Iraner kennenlernen möchte, sollte das Schahname zumindest auszugsweise gelesen haben und seine Helden und Sagen kennen.

Der vorliegende erste Band führt in das mythische Zeitalter ein. Mit Gajumarth, Hoscheng, Tahmurath, Dschemschid, Dhohhak und Feridun wird das Entstehen der menschlichen Zivilisation geschildert. Aus Jägern und Sammlern werden Ackerbauern und Viehzüchter, aus Metall werden Werkzeuge und Waffen geschmiedet, Religion und religiöse Feste werden begründet. Danach folgt die Einführung der Schrift. Die Kunst des Webens und des Teppichknüpfens wird entwickelt und aus gewebten Stoffen wird Kleidung geschneidert. Gebrannte Ziegel bilden die Grundlage des Hausbaus und die Heilkunst entwickelt sich. Schah Dschemschid führt die Arbeitsteilung ein. Er unterteilt die Gesellschaft in vier Bereiche: Verteidigung, Religion, Landwirtschaft und Handwerk. Jeder Bereich hat seinen eigenen Berufsstand mit Soldaten, Priestern, Bauern und Handwerkern. Zum Frühlingsbeginn führt Dschemschid das Neujahrsfest Nouruz ein, das bis heute das wichtigste säkulare Fest im iranischen Kulturraum geblieben ist.

Die vier ersten Schahs sind mit den Grundlagen der menschlichen Zivilisation verbunden. Selbst das Böse, repräsentiert von Ahriman, ist besiegt. Doch dieses Paradies ist nicht von Dauer. Schah Dschemschid will nicht nur „Weltherr“, sondern „Weltschöpfer“ sein, ein Platz, der nur Gott zukommt. Angesichts dieses Hochmuts wendet sich die Bevölkerung von dem Iraner Dschemschid ab und dem Araber Dhohhak zu, ohne zu ahnen, dass die Iraner damit ihrem eigenen politischen und moralischen Untergang entgegengehen. Feridun kämpft gegen die arabische Fremdherrschaft und besiegt am Ende Dhohhak. Als Schah herrscht Feridun über eine prosperierende Welt. Im Rahmen der Erbfolge teilt Feridun die persischsprachige Welt in drei Königreiche auf und übergibt sie an seine drei Söhne. Der jüngste Sohn erhält Iran, was bei den älteren Brüdern zu Neid und Streit führt. Der Bruderstreit endet im Brudermord. Feridun entsendet seinen Urenkel Minotschihr, seinen Großvater zu rächen. Nach dem Tod der Brudermörder stirbt Feridun verbittert. Sein Urenkel Minotschihr wird sein Nachfolger auf dem Thron.

Wolfgang von Keitz

Inhalt Band 1

I. Gajumarth 17

Sijamek wird vom Dewen erlegt 22

Hoscheng und Gajumarth ziehen gegen den schwarzen Dewen 24

II. Hoscheng 27

Einsetzen des Festes der Feuer 29

III. Tahmurath 33

IV. Dschemschid 37

Geschichte von Mirdas, dem Araber, Dhohhaks Vater 44

Iblis Küchenmeister (des Teufels Küche) 48

Untergang Dschemschieds 51

V. Dhohhak 55

Dhohhak sieht den Feridun im Traum 58

Feriduns Geburt 63

Feridun fragt die Mutter nach seinem Stamm 67

Aventüre Dhohhaks mit Kawe, dem Schmied 69

Feridun zieht zum Kampf gegen Dhohhak 76

Feridun sieht Dschemschids Töchter 81

Aventüre Feriduns mit Dhohhaks Hausverwalter 84

Feridun bindet den Dhohhak 87

VI. Feridun 95

Feriduns Thronbesteigung 96

Feridun sendet Dschendil auf Brautschau für seine Söhne 99

Der Schah von Jemen gibt dem Gesandten Antwort 105

Feriduns Söhne beim Schah von Jemen 109

König Zipress zaubert gegen die Söhne Feriduns 110

Feridun prüft seine Söhne 113

Feridun teilt die Welt unter seinen Söhnen auf 118

Selm wider den Iredsch 119

Botschaft von Selm und Tur an Feridun 121

Feridun antwortet den Söhnen 124

Feridun bespricht sich mit Iredsch 126

Iredsch geht zu den Brüdern 129

Iredsch wird von den Brüdern getötet 131

Feridun erfährt Iredsch Ermordung 135

Iredsch Tochter wird geboren 138

Minotschihr wird geboren 139

Selm und Tur erfahren von Minotschihr 142

Der Söhne Botschaft an Feridun 145

Feriduns Antwort an seine Söhne 146

Feridun sendet Minotschihr zum Kampfe gegen Selm und Tur 152

Minotschihr greift Turs Heer an 157

Tur von Minotschihr erlegt 159

Siegesbericht Minotschihrs an Feridun 161

Karen nimmt die Alanenburg ein 163

Kaku, Dhohhaks Enkel 167

Selm flieht und wird von Minotschihr erlegt 169

Selms Haupt an Feridun gesendet 172

Feriduns Tod 175

I. Gajumarth


Gajumarth – Erster Schah Irans{3}

Sijamek – Gajumarths Sohn

Ahriman – „Zerstörer“, Widersacher des Schahs.

Dew – Dämon, im Gefolge Ahrimans.

Seros ch—Himmelsbote.

Hoscheng- Sijameks Sohn.

Wie hebt der wortkundige Landwirt{4} an:

Zuerst wer die Krone der Welt gewann?

Wer setzte sich auf das Diadem?

Weiß niemand mehr zu erzählen von dem?

Vielleicht hat’s vom Vater gehört der Sohn,

Und gibt dir der Reihe nach Kunde davon:

Wer erst den Namen der Herrschaft erkor,

Und all jenen Mächtigen schritt zuvor?

Der Forscher in dem Altertumsbuch,

Der von den Helden kund tut den Spruch,

Sagt so, dass der Kron‘ und des Thrones Art

Gajumarth gründet‘ und Herrscher ward.

Als auf zum Widder die Sonne{5} ging,

Glanzherrlichkeit die Welt umfing,

So aus dem Widder ergoss sich ihr Strahl,

Dass jung davon ward die Welt zumal.

Gajumarth ward Gebieter der Welt;

Zuerst im Gebirg wählt‘ er sein Zelt.

Seine Macht und Pracht vom Gebirge war;

Pardelfell{6} trug er und seine Schar.

Von ihm ging die Gesittung aus,

Zuvor war weder Gewand noch Schmaus.{7}

Die Welt regiert‘ er dreißig Jahr,

Auf dem Thron wie die Sonn‘ er war.

Er leuchtete vom Schahinschah{8}-Thron

Wie Vollmond von der Zypressenkron‘.

Alles Wild und Getier, das ihn sah,

Sich schart‘ es aus aller Welt ihm nah.

Sie standen vor seinem Thron gebückt,

So hoch war sein Glück emporgerückt.

Anbetend nahten sie seinem Ort,

Und nahmen ihr Gesetz von dort.

Ihm war ein Sohn an Schönheit reich,

An Tugend und Ruhmlust dem Vater gleich.

Sijamek{9} hieß er und strahlte von Glanz,

Gajumarths Herz lebt‘ in ihm ganz.

Er sah mit Lust ihn im Weltenraum,

Der wurzelecht{10} war ein fruchtbarer Baum.

Er weint‘ um sein Leben in zärtlicher Lust,

Ihn zehrte die Furcht vor seinem Verlust.

So ist diese Welt bestellt und beschafft:

Ein Vater in seinem Sohn hat die Kraft.

Also verging geraume Zeit,

Hell strahlte des Schahs Glücksherrlichkeit.

Kein Feind lebt‘ ihm auf der Erdenflur,

Als heimlich ein arger Ahriman{11} nur.

Feindseliges Neides{12} der Ahrimanluchs


Sijamek ‒ Gajumarths Sohn

 

Macht‘ Anschläge, bis ihm die Schwinge wuchs.

Ihm wuchs ein Sohn wie ein starker Wolf,

Der hatte viel Mut und ein großes Gefolg.

Er schart‘ ein Heer und stellt‘ ihm nach,

Thron und Krone sucht‘ er vom Schach.

Schwarz war die Welt vor des Dew{13}Sohns Blick

Über des Schahs und Sijameks Glück.

Er sprach mit jedem von seinem Plan,

Und füllte die Welt mit Getöse an.

Wer tut dem Gajumarth dieses kund,

Dass ein Feind seinem Thron entstund?

Der heilige Serosch{14} kam schnell,

Gleich wildem Tier, in Pardelfell,

Und sagt‘ ihm heimlich alles an,

Was der Feind und sein Vater sann.

Sijamek wird vom Dewen erlegt


Als zu Sijameks Ohren kam,

Was der unreine Dew‘ unternahm,

Hoch schwoll des Schahsohns Herz empor,

Er sammelt‘ ein Heer, und hielt offen sein Ohr.

Er hüllte den Leib in Pardelfell rauch,

Denn Panzer war noch nicht Krieges Brauch.

Kampfeslustig ihm rückt‘ er dem Dewen nah.

Als Heer dem Heer ins Antlitz sah.

Da kam Sijamek waffenbloß,

Und band an mit dem Ahrimanspross.

Der schwarze Unhold zuckt‘ eine Krall‘.

Und brachte des Fürsten Gestalt zu Fall.

Des Schahsohns Leib warf er an den Grund,

Und macht‘ ihn mit Klauen die Weichen wund.

Vom grimmen Feind war des Lebens beraubt

Sijamek, und das Volk ohne Haupt.

Als des Sohns Tod erfuhr der Schah,

Schwarz ward vor Leid die Welt ihm da.

Vom Throne stieg er kreischende,

Mit Nägeln den Leib zerfleischende;

Zwei Augen voll Blut und das Herz voll Leid;

Getrübt für ihn war die Lebenszeit.

Die Krieger weinten Mann für Mann,

Ihr Herz in dem Trauerfeuer brann.

Ein Wehruf stieg vom Heer empor,

Sie reihten sich vor des Herrschers Tor,

All ihr Gewande blutgefärbt,

Von Blut Aug‘ und Wange rot gefärbt.

Tier und Vogel und Wild gedrang

Ging wehklagend den Berg entlang.

Sie gingen mit Gestöhn und Geschnaub,

Vom Hof des Schahs erhob sich der Staub.

So trauernd saßen sie ein Jahr,

Da stellte sich Botschaft vom Höchsten dar.

Der heil‘ge Serosch den Gruß ihm bot:

„Klage nicht länger, und fasse Mut!

Rüst‘ und zieh‘, ich geb‘ Urlaub,

Aus jenen Rotten mach‘ einen Staub!

Feg‘ all der unsaubern Dewen Wust

Weg aus dem Land, und Rach‘ aus der Brust!“

Der Fürst sein Haupt hob himmelan,

Den Bösen wünscht‘ er Böses an.

Bei jenem höchsten Namen er rief

Seinen Herrn an mit Wimperngetrief.

Drauf war er auf Rache Sijameks bedacht,

Und rast‘ und ruhte nicht Tag und Nacht.


Hoscheng und Gajumarth ziehn gegen den

schwarzen Dewen

Sijamek der Held hinterließ einen Sohn,

Der war eine Stütz‘ an des Ahnen Thron.

Hoscheng{15}, so war der Edle genannt,

Der schien ganz Sinn zu sein und Verstand.

Ein Pfand des Vaters dem Ahnen er blieb,

Der hegt‘ am Busen ihn hold und lieb.

An Statt eines Sohnes hielt er ihn,

Und wandte den Blick sonst auf keinen hin.

Als nun auf Rach‘ und Kampfgemeng

Sein Sinn stand, rief er den edlen Hoscheng.

Ihm sagt‘ er all, was zu sagen war,

Macht‘ alles Geheimnis ihm offenbar:

„Ein Heer stark erheben will ich nun,

Einen Kriegsschrei geben will ich nun.

Der Vormann musst du sein ohn‘ Scheu;

Denn ich bin abgängig, du bist neu.“

Da schart‘ er Peri{16}, Pardel{17} und Leu{18},

Reißende Wölf‘ und Tiger nicht scheu;

Von Tier und Vogel und Peri ein Heer,

Mit Heerführer in kriegrischer Wehr;

Im Rücken des Heers Schah Gajumarth war,

Sein Enkel vor ihm in Mitten der Schar.

Der schwarze Dewe kam schreckensvoll,

Der Staub gewirbelt zum Himmel schwoll.

Vom Dröhnen der Tier‘ erschlafften die Klaun

Des Dewen, da wo der Fürst war zu schaun.

Es trafen die beiden Heere sich schon,

Und vor den Tieren die Dewen flohn.

Die Hand schwang wie ein Löw Hoscheng,

Die Welt macht‘ er dem Dewen eng.

Er zog ihn von Kopf zu Fuß in den Riem{19},

Abschnitt er das Haupt ohn‘ gleichen ihm;

Warf ihn zu Boden und trat ihn kraus{20},

Sein Fell war zerrissen, mit ihm war’s aus.

Als ihm nach Wunsch die Rache gelang,

Lief ab Gajumarths Lebensgang.

Er ging und die Welt ihn fahren ließ.

Sieh doch, wem sie je Huld bewies!

Er häufte trügliche Welt zumal,

Ging nach Wucher, und genoss nicht das Kapital.

Die Welt um und an ist wie Spreu im Sieb;

Ihr Gutes und Böses keinem verblieb.{21}

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