Ménage à trois

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Ménage à trois
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Georgina O´Well

Ménage à trois

Bi in einer Silvesternacht

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Ménage à trois

Bi in der Silvesternacht

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Ménage à trois

Ich war die Dritte in einer Silvesternacht. Dies ist bestimmt keine "Das erzähle ich meinen Enkeln“- Geschichte und eigentlich war es nicht so weltbewegend für den Augenblick, aber wenn ich jetzt nach dreißig Jahren zurückschaue, eine erste Bilanz ziehe und meine Erinnerungen und Erlebnisse ordne, so erscheint es mir doch so, als wäre es damals so etwas wie meine endgültige sexuelle Erweckung gewesen. Und ein Abenteuer, das sich lohnt erzählt zu werden. Ein einmaliges Geschehen, welches meine Lust auf Erotik endgültig festigte und bis heute ausmacht. Dabei war ich in jenen Tagen gar nicht auf eine solche Erfahrung aus, eigentlich rechnete ich überhaupt nicht damit, in der Nacht von 1984 auf 1985 den eigentlichen Höhepunkt erst nach dem Feuerwerk zu erleben. Obwohl, je länger ich darüber nachdenke, so bestand dieser aus mehreren, multiplen sozusagen. Bis dahin hatte ich zwar schon Orgasmen gehabt, aber nicht solche und so schöne. Nun, an meinen neugierigen Fingern, die schon früh meine lockende Blume zum Erblühen brachten, lag es nicht, eher an der mangelnden Erfahrung des männlichen Bekanntenkreises. Und bereits kurz nach dieser ersten sexuellen Offenbarung lernte ich einen etwas älteren Liebhaber kennen, dem an meinem körperlichen Wohl mindestens genauso viel lag wie an seinem. Und ich genoss die Fülle meiner Sinne plötzlich viel intensiver und es schien auch für ihn ein bis dato unbekanntes Tor in neue Dimensionen der Liebe zu sein. Dieser eine lustvolle Dreier hatte mich so viel reicher an Erfahrung gemacht, dass ich wie eine Ikone der Leidenschaft daher kommen musste gegenüber allen, die so etwas bisher noch nicht erlebt hatten. Er verliebte sich unsterblich in mich, wohl auch weil ich plötzlich so viel reifer wirkte, so viel älter. Ja, ich fühlte mich tatsächlich als Frucht vollkommen. Aber leider verbrachte ich mit ihm nur sechs Wochen, bis heute die sexuell intensivsten, die ich je hatte in meinem Leben. Vielleicht lag es aber auch gerade an diesem einen Erlebnis zu Silvester, dass mein Körper nun bereit war, alles zu geben – und es auch zu können! Und das ausgerechnet in Bielefeld.

Ich bin eigentlich Münchnerin, aber ich bekam damals eine Chance, die bis heute mein Leben prägen sollte. Das Stadttheater in Bielefeld wollte ein Musical aufführen und ich würde die Regieassistentin sein. Mein erstes Engagement. Bis dahin hatte ich nie etwas von dieser Stadt gehört, die es ja angeblich auch gar nicht gibt und umso aufgeregter war ich, als ich 1984 kurz vor Silvester dorthin fuhr, um gleich nach Neujahr meine erste Erfahrung am Theater zu machen. Mit 21 war das schon sehr viel und ich war stolz auf mich. Na ja, nach außen hin mangelte es mir an Selbstbewusstsein nie, aber innendrin war ich doch sehr einsam, als ich die Tristesse erkannte, die auf mich wartete, wenn ich dort die ganze Zeit in der kleinen Wohnung leben würde, die ich mir auch noch mit der Choreografin des Stücks teilen musste. Zum Glück war sie mit dem Regisseur liiert und eh kaum zuhause. Die eintönige Straße und die fremde Stadt drumherum verhießen mir nicht unbedingt sehr eindrucksvolle Erfahrungen außerhalb des Theaterlebens. Aber ich freute mich auf meine Aufgabe und stürzte mich sogleich nach meiner Ankunft in eine Silvesternacht in Ostwestfalen, die alles verändern sollte – zumindest auf sexuellem Gebiet.

Eine Woche später, ich weiß es noch wie heute, es war der erste Sonntag im neuen 1985, ging ich in eine kleine Gaststätte, die hundert Meter neben meinem zeitweiligen Zuhause lag. Sie war mir von den Theaterleuten wärmstens empfohlen worden, die dort auch schon Premierenfeiern abgehalten hatten. Eine sehr gemütliche Studentenkneipe, die ich eh schon ins Kalkül gezogen hatte, falls mich mal die Einsamkeit übermannte. Aber ich ging morgens um sechs aus dem Haus und kam erst gegen 22 Uhr wieder zurück. Da war ich so geschafft von dem Theatermilieu, dass Einsamkeit mein kleinstes Problem war. Aber es war ein arbeitsfreier Sonntag und ich hatte nichts zu tun gehabt und schlussendlich war mir doch die Decke auf den Kopf gefallen. Die Kneipe wirkte schon von außen sehr behaglich. Als ich allerdings eintrat, an diesem späten Abend kurz vor Mitternacht, da war ich der einzige Gast. Um diese Zeit klappt man wohl nicht nur in Bielefeld überall die Bürgersteige hoch. Nur noch der Wirt war da. Er stand hinter seiner Theke und es schien, als ob er gerade Feierabend machen wollte. Ich setzte mich aber frech direkt zu ihm an die Theke und bestellte ein Altbier, das ich bis dato noch gar nicht kannte, aber mir war seit einer Woche immer mehr so, als sollte ich alles mal ausprobieren. Und mutig fragte ich den Wirt, ob er mit mir kniffeln wollte. Ein Würfelspiel, das man gut zu zweit machen konnte, wenn einem total langweilig war. Ich könnte jetzt erzählen, dass ich hin und weg gewesen war von diesem Typen, der nicht unattraktiv war, aber eben nur ein Ostwestfale blieb, der versuchte, einer Münchnerin ebenbürtig zu sein. Vergiss es, Baby!

Aber ich blieb bis er abschloss und mich sogar noch nachhause brachte. Hundert Meter immerhin. Er war scharf auf mich. Kein Zweifel. Aber wie er mir hinterher immer wieder versicherte, war es mein Wesen, mein bayerisches, das ihn anzog. Und meine offene Art. Natürlich – es war sicherlich nicht mein Atombusen, oder? Ich mochte an ihm, dass er unkompliziert war, meine Arbeit interessant fand, meine ganze Art mochte - und das er so ausgelassen lachen konnte und ich gleich mit. Und das am ersten Abend? Kurz: Am nächsten war ich wieder dort und diesmal betrank ich mich etwas mit der Choreografin bei ihm und hinterher zeigte er uns, wo noch was los war in der Stadt. Ich muss sagen, ich war überrascht, an einem Montagabend in Bielefeld noch eine Disko vorzufinden, die bis morgens aufmachte - das wäre auch für Münchner Verhältnisse sehr schick gewesen.

Wir machten durch, bis ich zum Theater musste. Eigentlich gingen wir um drei Uhr zu ihm. Er wohnte praktischerweise über der Kneipe in einer Atelierswohnung mit verglastem Dach und Blick auf den bewölkten Mond. Ich weiß noch, dass ich dachte: Scheiße, warum sehe ich heute Nacht keine Sterne, wenn ich unter einem mich sehr gut durchvögelnden Typen liege? Mehr weiß ich darüber nicht mehr. Nur an die Kopfschmerzen kann ich mich noch erinnern. Überhaupt hatte ich nun des Öfteren einen Kater, denn ich zog am nächsten Tag bei ihm ein, schließlich waren es eh nur hundert Meter, und nach dem Theater verbrachte ich den Abend an seiner Theke mit seinen Stammgästen, die alle ein bisschen waren wie er selbst, also überaus sympathisch und unterhaltsam. Ob sie alle allerdings so gut im Bett waren wie mein neuer Lover, fand ich nicht heraus. Ich hatte genug damit zu tun, meine neue Lust mit ihm gemeinsam zu kanalisieren. Und das war einfach eine Lebensqualität, die ich bis dahin noch nicht kannte. Und angefangen hatte alles in dieser Silvesternacht…

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