Ratekrimis für Jugendliche – 40 spannende Geschichten zum Raten

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Autor:
Loe katkendit
Märgi loetuks
Kuidas lugeda raamatut pärast ostmist
Ratekrimis für Jugendliche – 40 spannende Geschichten zum Raten
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

H.P. Karr

Ratekrimis für Jugendliche

40 spannende Geschichten zum Raten

Mitraten - Mitkombinieren - Mitermitteln

Mit den DREI DETEKTIVEN

DIE DREI DETEKTIVE sind...

Stefan Hansen (16), der blonde, sportliche Skateboardfahrer. Sein Vater ist Kommissar bei der Kripo und das ist praktisch, denn Stefan interessiert sich für Kriminalfälle, Geheimnisse und Rätsel. Für genau die gleichen Dinge interessiert sich auch...

Betty (fast 16), die schicke und coole Tochter eines Zirkusartisten. Ihr Vater ist einer der bekanntesten Zirkus- und Variete-Zauberer, und deshalb kennt Betty sich mit allen Taschenspieler-Tricks aus. Jetzt fehlt nur noch...

Max (14), der »Kleine«. Max ist nicht gerade sportlich, aber dafür hat er ein Smartphone und eine tolle Computeranlage mit Internet-Anschluss. Er ist hoch begabt und durfte zwei Klassen überspringen. Er geht mit Betty und Stefan auf das Einstein-Gymnasium und zusammen sind sie die...

DREI DETEKTIVE

Table Of Contents

01. Stefans erster Fall

02. Ein Fall für Betty

03. Diebstahl in der U-Bahn

04. Diebstahl ohne Spuren

05. Die Spur führt zum Flughafen

06. Der John Lennon-Coup

07. Tödliche Partnerschaft

08. Kein Glück ohne Teddy

09. Stefan hat einen Verdacht

10. Kein Schnee auf dem Kilimandscharo

11. Die perfekte Zeugin

12. Jagd auf den Skateboard-Räuber

13. Kein Alibi für Carla Carol

14. Der Mann, der von nichts mehr wusste

15. Der Auto-Räuber

16. Die zweifache Unschuld

17. Leila darf nicht singen

18. Der Gast aus Amerika

19. Das Geheimnis der Harley

20. Krimi mit kleinen Problemen

21. Das Fußball-Alibi

22. Alibi in Grün

23. Das Klassentreffen

24. Das Spukhaus

25. Gefährliche Fundsache

26. Überfall auf offener Straße

28. Sportler unter Verdacht

29. Ein kleiner Fehler

30. Der Mann mit dem Koffer

31. Das Passwort

32. Versteck unterm Rosenbeet

33. Der Parkuhr-Räuber

34. Der Kassenzettel-Trick

35. Die eiskalte Spur

36. Wunderkinder unter sich

37. Alibi ohne Wert

38. Der Yeti

39. Das Schach-Problem

40. Es trügt der Augenschein

Leseprobe

H. P. Karr präsentiert Geister, Gräber, Gänsehaut – 13 Gruselstorys

Die Credits

01. Stefans erster Fall

Dunkle Wolken schoben sich von Westen heran. Es würde bald regnen. Stefan sauste mit dem Skateboard an den Villen im Nelkenweg vorbei, quer über den Lindenplatz mit den Geschäften, der Bank und der Kirche, hinein in die Wolfskuhle. Die Luft war drückend, sein Shirt klebte ihm am Körper.

Die Häuser hier an der Wolfskuhle waren noch ein bisschen eleganter als die im Nelkenweg. Meist lagen sie hinter dichten Hecken in großen Gärten. Autos parkten kaum am Straßenrand - wer hier wohnte, hatte eine Garage auf dem Grundstück.

Als Stefan auf dem Skateboard durch eine Kurve schoss, konnte er gerade noch dem dunkelblauen Volkswagen ausweichen, der dort parkte.

Herbert Kienzle Rechtsanwalt und Notar

stand auf dem Metallschild neben dem offenen Gartentor. Ein drahtiger, schwarzhaariger Mann stand vor Kienzles Doppelgarage. Ein cremefarbener Bentley stand in der Garage, und wenn Stefan sich nicht ganz täuschte, lag da ein lebloser Mann neben dem Wagen.

»He!«, rief Stefan. »Kann ich helfen?«

Der Schwarzhaarige fuhr herum. Stefan ließ das Board hochschnellen und nahm es unter den Arm.

»Ja...«, sagte der Schwarzhaarige überrascht. »Ich... ein Überfall. Der Mann hier...«

Stefan hatte schon sein Handy am Ohr. »Polizei?«, fragte er. »Stefan Hansen hier. Ich bin in der Wolfskuhle 7, die Villa von Herrn Kienzle. Ein Mann ist überfallen worden. Er ist verletzt. Schicken Sie einen Krankenwagen.« Sein Blick streifte den Schwarzhaarigen. »Ja, ich bleibe hier.«

Stefan unterbrach die Verbindung. »Sie müssen auch hier bleiben!«, sagte er zu dem Schwarzhaarigen. »Sie sind ein wichtiger Zeuge.«

Der Mann bemerkte Stefans misstrauischen Blick. »Keine Sorge, ich habe nichts mit der Sache zu tun!«, sagte er. »Ich bin Ludger Schreiber. Ich bin Makler und habe mich hier in der Gegend total verfahren. Ich suchte jemanden, den ich nach dem Weg fragen konnte. Da sah ich das Gartentor dort unten offen stehen und stieg aus.«

»Dann gehört Ihnen der blaue Volkswagen da draußen?«, fragte Stefan.

Schreiber nickte. »Als ich ausstieg, rollte Kienzle gerade mit seinem Bentley über die Zufahrt zu seiner Garage. Er aktivierte mit der Fernbedienung das Garagentor, das hatte sich gerade zur Hälfte geöffnet, da kam ein maskierter Kerl über die Wiese, hat die Tür des Bentley aufgerissen, Kienzle herausgezerrt und niedergeschlagen. Ich war wie gelähmt - der Kerl hat Kienzle unter den Armen gefasst und in die Garage geschleift. Dann lief er zum Bentley zurück und hat den Wagen seelenruhig in die Garage gefahren. Er wollte gerade das Tor von innen schließen, als er mich unten in der Einfahrt entdeckte.« Schreiber machte eine hilflose Geste. »Und zack, war er weg. Quer über die Wiese und zwischen die Büsche.«

Stefan sah sich um. Wenn Herbert Kienzle wirklich überfallen worden war, musste der Täter doch noch irgendwo sein. Doch in dem weitläufigen Garten konnte er niemanden entdecken. Nur der schwarzhaarige Herr Schreiber war hier...

»Wir sollten uns erst einmal um Herrn Kienzle kümmern!« Stefan hoffte, dass Herbert Kienzle nicht schwer verletzt war. Er lag neben dem Bentley auf dem Betonboden der Garage. Schreiber beugte sich mit Stefan über ihn, tastete nach Kienzles Puls und untersuchte die Platzwunde an der Stirn. »Er ist nur bewusstlos«, meinte er. »Wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung.«

Stefan sah auf. »Woher wissen Sie eigentlich, dass das Herr Kienzle ist?«, fragte er. »Ich meine, wenn Sie doch total fremd in der Wolfskuhle sind?«

Schreiber blinzelte irritiert. »Willst du hier Detektiv spielen?«, schnappte er. »Draußen am Gartentor hängt doch sein Schild: Herbert Kienzle - Rechtsanwalt und Notar. Außerdem ist er zweiter Bürgermeister und jede Woche mindestens einmal in der Zeitung zu sehen.«

Stefan verfolgte die Schleifspur, die Kienzles Beine auf dem staubigen Garagenboden hinterlassen hatten. Sie reichten bis hinaus zur Auffahrt und setzten sich dort im Kies fort. Auch die Reifen von Kienzles Bentley hatten Spuren hinterlassen, sie führten von der Auffahrt direkt in die Garage. An der Stelle, wo die Schleifspur von Kienzles Beinen die Reifenspur kreuzte, hatten sie die Spur des Wagens verwischt.

 

Stefan richtete sich auf. Der Schwarzhaarige wirkte ein wenig nervös. Sein Blick irrte durch den Garten. »Die Polizei ist gleich hier!«, sagte Stefan. »Bei einem Notruf dauert es höchstens fünf Minuten, bis eine Streife kommt.«

»Du kennst dich ja gut aus.«

»Ich lese eine Menge Kriminalromane!«, meinte Stefan. Auf dem Rasen neben der Auffahrt entdeckte er etwas Schwarzes. Der Mann war sofort bei ihm. »Eine Skimaske!«, stellte Stefan fest. Und, als der Mann sie aufheben wollte: »Lassen Sie die besser liegen. Das ist ein Indiz für die Polizei.«

Schreiber schien es unangenehm zu sein, von einem 16-Jährigen belehrt zu werden. Aber dann ließ er die Skimütze doch da liegen, wo sie war.

Der erste Streifenwagen bremste schon nach viereinhalb Minuten vor der Auffahrt. Unmittelbar darauf traf ein Krankenwagen ein. Während die beiden Polizisten sich mit Schreiber unterhielten, kümmerten sich die Rettungssanitäter um den Bewusstlosen. Stefan schnappte auf, dass Kienzle wahrscheinlich tatsächlich nur eine Gehirnerschütterung hatte. Als die Sanitäter ihn auf ihrer Rolltrage zu ihrem Wagen brachten, traf die Kripo ein. Stefan erkannte die Zivilwagen mit dem Behördenkennzeichen sofort. Der ermittelnde Kommissar war ein sportlicher, braun gebrannter Mann in Lederjacke und Jeans. Er nahm seine Pilotensonnenbrille ab und musterte Schreiber, während er sich den Bericht der Streifenbeamten anhörte.

»Herr Schreiber hat gesehen, wie der Täter das Opfer in die Garage geschleift hat und dann den Bentley hineinfuhr«, sagte der Streifenführer. »Wir gehen davon aus, dass der Täter dann das Garagentor schließen wollte, um dann in aller Ruhe im Haus nach Wertgegenständen zu suchen.«

»Soso!«, meinte der Kommissar nur.

»Der Junge hier kann alles bezeugen!«, sagte Schreiber und deutete auf Stefan.

Der Kommissar zwinkerte Stefan zu. »Ja? Kannst du das?«

Stefan trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich denke, Herr Schreiber lügt!«, meinte er. »Den maskierten Täter hat es gar nicht gegeben. Herr Schreiber selbst hat Herrn Kienzle niedergeschlagen! Die Geschichte mit dem Überfall hat er sich schnell ausgedacht, als ich plötzlich in der Auffahrt aufgetaucht bin und die Polizei gerufen habe. Fliehen konnte er dann auch nicht mehr, weil er sich dann sofort verdächtigt gemacht hätte. Also hat er weiter den zufälligen Zeugen gespielt.«

Schreiber schnappte nach Luft. »Das ist... Sie werden doch diesem Bengel nicht glauben?«

Der Kommissar lächelte nur knapp und fuhr Stefan durchs Haar. »Warum sollte ich meinem Sohn denn nicht glauben, Herr Schreiber oder wie Sie auch sonst heißen?«

Schreiber starrte Stefan an. Der sagte nur: »Sonst mische ich mich ja nicht in die Arbeit meines Vaters ein, aber hier war ich ja sozusagen von Anfang an dabei. Es gibt einen ganz klaren Beweis, dass Ihre Geschichte von dem Überfall nicht stimmt.«

Was war Stefan aufgefallen?

Lösung:

Schreiber behauptete, der unbekannte Täter habe Kienzle niedergeschlagen, ihn dann in die Garage geschleift und anschließend den Bentley hineingefahren. Doch in der Garage hatte Stefan gesehen, dass die Reifenspur des Bentley die Schleifspur des bewusstlosen Kienzle überlagerte. Das bewies eindeutig, dass zuerst der Wagen in die Garage gefahren worden war, ehe Kienzle hineingezerrt wurde. Damit war Schreiber als Täter überführt.

02. Ein Fall für Betty

Betty hatte nichts gegen Stefan. Überhaupt nicht. Betty mochte Stefan sogar, und das nicht nur, weil er ihr gerade seine Matheaufgaben zum Abschreiben gegeben hatte. Bloß das Stefan sie immer »Blondie« nannte, mochte sie nicht.

»Was sagt denn dein Vater dazu, wenn du dich in seine Arbeit als Kommissar einmischst?«, fragte sie, während sie schnell die Lösungen für die drei Gleichungen in ihr Heft eintrug. Auf dem Schulhof des Einstein-Gymnasiums herrschte wie immer in der großen Pause Radau. Frau Schiller und Herr Kindler hatten Aufsicht und sorgten dafür, dass die Raucher aus der Oberstufe in ihrer Ecke blieben und es keine Prügeleien zwischen den Jungs aus der Unterstufe gab.

Stefan zuckte mit den Schultern. »Warum soll mein Vater etwas dagegen haben? Schließlich will ich später auch mal zur Kripo!«

»Ach!« Betty klappte ihr Matheheft zu.

»Mein Vater bildet neben seiner Arbeit im Einbruchsdezernat junge Polizisten an der Polizeischule aus und gibt Kurse für Kollegen aus anderen Städten«, erklärte Stefan.

»Klingt interessant!«, meinte Betty.

Stefan sah sie an.

»Ist was?«, wollte sie wissen.

»Du bist im Zirkus aufgetreten?«

»Im Varietee«, berichtigte Betty. »Als Assistentin bei meinem Vater. Er möchte, dass ich später einmal seine Nummer übernehme.«

»Und was für eine Nummer ist das?«

Betty hielt Stefan grinsend seinen Schlüsselbund hin. »Er ist einer der besten Zauberer, die es gibt. Seine Spezialität sind Taschendieb-Tricks.«

Stefan starrte verblüfft auf seine Schlüssel. »Du hast doch nicht etwa...«

Mit einem zufriedenen Lächeln gab Betty ihm den Schlüsselbund zurück. »Doch, hab ich.«

»Ich habe gar nichts gemerkt!«, sagte Stefan.

Wieder grinste Betty. »Natürlich nicht! Sonst hätte ich ja auch was falsch gemacht. Bei einem Taschendieb merkst über überhaupt nichts!« Und damit hielt sie Stefan sein Portmonee hin, das er eben noch in der Hosentasche gehabt hatte.

Dass Stefan Betty am Nachmittag auf der Wiese neben dem Recyclinghof wiedertraf war reiner Zufall. Oder auch nicht, denn irgendwie hatte er sich daran erinnert, wie sie gesagt hatte, dass sie nachmittags manchmal auf der Wiese wäre. Betty hatte eine Decke ausgebreitet und brütete über ihren Englisch-Aufgaben.

»Hi!«, sagte sie, als Stefan auftauchte. »Bist du in Englisch genauso gut wie in Mathe?«

»Geht so«, meinte Stefan. Jedenfalls waren sie zusammen gut genug, um die Aufgaben ziemlich schnell fertig zu machen.

»Super!« Betty verstaute ihre Sachen in ihrem Rücksack. Als ihr Handy herausfiel, hob Stefan es auf. »Gibst du mir deine Nummer?«

»Wozu?«

Stefan wedelte mit seinem Handy. »Damit ich dir schreiben kann. Und zum Anrufen.«

»Du willst mich anrufen?

»Warum nicht?«

»Na gut.«

Stefan programmierte gerade Bettys Nummer ein, als drüben auf dem Recyclinghof ein Motor aufheulte und gleich darauf Reifen quietschten. Ein dunkler Volkswagen schoss aus der Einfahrt raste davon.

»Komisch!«, sagte Betty.

Stefan spitzte die Ohren. »Ich glaube, da ruft jemand um Hilfe!«

In einem großen Bereich des Recyclinghofes türmten sich meterhoch alte Waschmaschinen, Kühlschränke und Küchenherde. Weiter hinten waren Autowracks gestapelt, und überall gab es Haufen mit Metallschrott. »Altmetall Gert Hunold« stand auf der Tafel über dem properen Bürocontainer.

»Hallo?«, rief Betty.

Nichts.

Stefan kletterte die Metallstufen zum Bürocontainer hoch und sah drinnen nach. Der Platz hinter dem abgestoßenen Schreibtisch war leer. Auf dem Computermonitor flimmerte der Bildschirmschoner. »Niemand da!«, meldete er.

Betty spitzte die Ohren. »Da hinten!«

»Da hinten« war hinter dem Bürocontainer, und da fanden sie schließlich den Schrottplatzbesitzer. GERT stand auf dem Etikett an der Brust seines verdreckten Blaumanns. »Hilfe!«, stöhnte Gert Hunold. Er lag mit den Beinen unter einem zerschrammten Gefrierschrank. Um ihn herum türmten sich ausrangierte Küchengeräte.

Stefan versuchte den Gefrierschrank anzuheben. »Ich schaffe es nicht!«, stöhnte er. »Los, Betty, fass mal mit an!«

Aber auch gemeinsam gelang es ihnen nicht, den schweren Schrank hochzuheben. Stefan zog sein Handy heraus und wählte den Notruf. »Ich rufe die Feuerwehr!«

Der Schrotthändler verdrehte die Augen. »So ein verdammter Mist!«, fluchte er. »So ein Mist, verdammter!«

»Tut Ihnen was weh?«, fragte Betty. »Haben Sie sich was gebrochen?«

Gert Hunold schüttelte heftig den Kopf. »Ich glaube nicht. Ich hänge hier nur fest!«

Während Betty sich um Hunold kümmerte, sah Stefan sich um. Die Stelle, an der der hohe Gefrierschrank gestanden hatte, war noch deutlich zu erkennen. Die Umrisse des Rahmens hatten sich im Boden eingedrückt, das Gras unter der Standfläche war gelb. Direkt daneben blitzte etwas in der Sonne. Ein silberner Löffel, mit einem Wappen am Stiel. Zwei frische Fußspuren konnte Stefan noch in dem Matsch ausmachen. Die eine - eine geriffelte Gummisohle - stimmte genau mit den Gummistiefeln des Schrottplatzbesitzers überein. Die andere war ebenso frisch und stammte offenbar von ein Turnschuhen. Nur knapp einen Meter weiter lag ein leerer Besteckkasten, der so neu war, das er zwischen dem Schrott auffiel. »Leer!«, stellte Stefan fest, als er den Kasten öffnete.

»Was ist denn?«, flüsterte Betty.

»Irgendwas stimmt hier nicht!«, erwiderte Stefan ebenso leise.

Ehe er erklären konnte, was er meinte, rollte schon der Einsatzwagen der Feuerwehr auf den Platz. Der Einsatzleiter erfasste die Lage von Gert Hunold sofort und versuchte, den Gefrierschrank anzuheben. Doch es gelang ihm nicht, ihn von der Stelle zu bewegen. Erst als ihm ein Kollege zur Hand ging, schafften sie es gemeinsam, den Schrank zur Seite heben. Stöhnend setzte der Schrotthändler sich auf. Er betastet seine Beine. »Alles heil!«

»Bleiben Sie sitzen, bis der Krankenwagen kommt!«, riet der Einsatzleiter. »Wie ist das eigentlich passiert?«

»Ich habe einfach nur Pech gehabt!«, jammerte Gert Hunold. »Der Schrank ist auf mich draufgefallen.«

Betty sah, wie Stefan die Stirn in Falten legte. Zugleich nagte er mit den Schneidezähnen an der Unterlippe. Irgendetwas schien ihn zu stören. Dann fiel auch ihr auf, was Stefans Misstrauen erregt hatte.

Aber da sagte Stefan auch schon: »Hier sind doch noch Fußspuren von einer zweiten Person!« Er deutete auf die Spuren der Turnschuhe. »Außerdem lag noch dieser silberne Löffel hier, und dort der leere Besteckkasten.«

Der Einsatzleiter der Feuerwehr sah sich den Löffel genau an. »Das Wappen kenne ich doch!«, sagte er mit einem langen Blick zu dem Schrotthändler. »Es war letzte Woche in der Zeitung abgebildet, als Einbrecher auf dem Schloss des Grafen Kemper oben auf dem Berg eingestiegen und das 168-teilige Silberbesteck der gräflichen Familie gestohlen hatten!«

Betty spürte, wie ihr Nacken prickelte. Das wurde ja richtig spannend - wie war der Löffel aus dem Diebesgut hier auf den Schrottplatz gekommen?

Der Feuerwehrmann hielt Hunold den Löffel hin. »Was ist hier passiert?«

Hunolds Blick flackerte. »Der Junge hat Recht«, sagte er mit einem bösen Blick zu Stefan. »Ich war nicht allein. Mein Neffe Udo war noch hier. Er hilft mir manchmal auf dem Platz, aber so richtig getraut habe ich ihm nie. In den letzten Tagen hat er sich immer hier hinten herumgetrieben. Heute wollte ich einmal nachschauen, was er dort tat. Ich habe beobachtet, wie er den Gefrierschrank hier zur Seite gehoben hat und dann den Besteckkasten aus dem Versteck dahinter holte. Da war mir klar, dass Udo in irgendwelche unsauberen Sachen verwickelt war. Ich habe ihn zur Rede gestellt. Er ist wütend geworden und hat den Gefrierschrank umgestoßen, sodass er auf mich fiel. Dann hat er das Silberzeug aus dem Besteckkasten in eine Plastiktüte gepackt und sich davongemacht!« Hunold hob hilflos die Schultern. »Mich hat er hier liegen gelassen. Wenn der Junge und seine Freundin mich nicht gefunden hätten...«

Seine Freundin! Betty wurde rot, aber als sie sah, dass auch Stefan rot wurde, fand sie das gar nicht mehr schlimm. Stefan ihm denn jetzt schon wieder verdächtig vorkam. Dann fiel auch ihr es auf. »Der Mann lügt ja!«, sagte sie. Die Feuerwehrmänner schauten sie verblüfft an. Stefan hatte schon sein Handy herausgeholt. »Kriminalpolizei?«, fragte er. »Kann ich mal Kommissar Hansen sprechen?«

»He!«, meinte der Einsatzleiter der Feuerwehr. »Wie kommt ihr beiden darauf, dass der Schrotthändler hier nicht die Wahrheit erzählt hat?«

Betty zwinkerte Stefan zu. »Aber das ist doch ganz logisch!«

Und Stefan sagte: »Herr Hunold hat bestimmt zusammen mit seinem Neffen Udo den Einbruch beim Grafen begangen. Sie haben die Beute hier versteckt und sind heute wohl darüber in Streit geraten - und dann hat sich Udo damit davongemacht und seinen Komplicen hier hilflos liegen gelassen.«

 

Was war Stefan und Betty aufgefallen?

Lösung:

Der Schrotthändler behauptete, sein Neffe habe den schweren Gefrierschrank allein zur Seite gehoben, um an die versteckte Beute zu kommen. Das konnte nicht stimmen: der Schrank war so schwer, dass erst zwei Feuerwehrleute es schafften, ihn beiseite zu heben. Also konnte auch Udo nur mit Hunolds Hilfe den Schrank zur Seite bewegt haben.