MEIN FREUND SPINOZA

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MEIN FREUND SPINOZA
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Mein Freund Spinoza

Spinosa oder der Boykott der Wahrheit?

Wollte man in der Geschichte der Philosophie denjenigen Denker aufsuchen, auf denen am meisten Beschimpfungen gehäuft werden, so ist kein Zweifel. Es ist Spinoza. Sein Schicksal, geschmäht zu werden, beginnt schon zu seinen Lebzeiten. Und es setzt sich noch lange fort. Ein Leipziger Professor der Philosophie, der bekannte Thomasius, redet von Spinoza als einem Lichtspielen, Schreiber einem Lästern, den Ärzte, Juden und völligen Atheisten, einem scheußlichen Ungeheuer. Ein anderer namens Dippel, zu seiner Zeit ein hoch berühmter Mann, Arzt und Chemiker, weiß sich nicht genug zu tun in Schimpfworten.

Der dumme Teufel, der blinde Gaukler, der verblendete Tropf, der Narr, der das Tollhaus billig meditiert. Dieser wahnwitzige und gleichsam trunkene Mensch, der philosophischen Lumpen krame gaukelt, hafte Alphons herein, betreibt voll der langsamsten und elenden Fratzen. So geht es Seite um Seite in einem dickleibigen Buch. Aber auch bedeutende Geister drücken ihren Abscheu vor Spinoza und seiner Philosophie in unmissverständlichen warten. aus.

Walter meint, das System Spinozas sei auf dem Ungeheuer listen Missbrauch der Metaphysik aufgebaut. Leibniz nennt eines der Bücher dieses Philosophen eine unerträglich freche Schrift, ein entsetzliches Buch. Haarmann schließlich, Zeitgenosse und Freund Kants, bezeichnet Spinoza als einen Straßenräuber und Mörder der gesunden Vernunft und Wissenschaft.

Doch dann geschieht das Merkwürdige dieser Phalanx von Hassan und Beschimpfen tritt plötzlich eine große Zahl glühender Bewunderer entgegen. Lessing sagt in einem Gespräch mit Jacoby Da reden die Leute doch immer von Spinoza wie von einem toten Hunde. Aber es gibt keine andere Philosophie als die Philosophie des Spinoza.

Herder schreibt an Jacoby Ich muss gestehen, mich macht diese Philosophie sehr glücklich. Mir geht das Herz auf, wenn ich von dieser leider nur allzu erhabenen Philosophie einen Laut höre. Goethe äußert, er habe zu dem Menschen Spinoza eine wahre Wut und Leidenschaft gehabt Als er mit Frau von Stein zusammen Spinoza ließ, schreibt er Ich fühle mich ihm sehr nahe, obgleich sein Geist viel tiefer und reiner ist als der meine. Schleiermacher fügt in seinen Reden über die Religion einen begeisterten Hymnus ein, opfert mit mir ehrerbietig eine Locke, den Mann des heiligen, verstoßenen Spinoza. Voller Religion war er und voll Heiligen Geistes. Was also ist es mit diesem Philosophen Spinoza? Ist er Atheist oder Heiliger? Ist er der teuflische oder der göttliche Spinoza? Was ist an diesem Menschen, dass er einer seiner Verehrer um das Jahr 1800 schreiben kann? Dieser bald Verfluchte, bald Gesegnete, bald beweint, bald belacht? Spinoza? Er ist, dass man angesichts des Wirbels, den sein Denken hervorruft, am wenigsten vermuten sollte, alles andere als ein lauter und selbstbewusster Verfechter seiner Gedanken. Von allen Philosophen ist er vielleicht der Einsamste und zurückgezogen still, der Bescheidenste und stillste. 1732 wird er in Amsterdam geboren, in einer jüdischen, von Portugal nach Holland ausgewanderten Familie. Mit Vornamen heißt er Baruch. Nach dem Brauch der damaligen Zeit nennt er sich auf lateinischen Benedikt. Beides bedeutet dasselbe. Der Gesegnete. Gesegnet ist Spinoza freilich nicht dem äußeren seines Lebens.

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