Helmut Lauschke
Sophon // Vom Bild des Menschen
Alles verzehrt die Macht der Zeiten
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Alles verzehrt die Macht der Zeiten
Vor dem Haus eines Funktionärs
Morgendämmerung
Das Bild des Menschen ist verzerrt
Vom Wert des Lebens und die Verantwortung
Vor dem Tor der alten Heimat
Ethik und die Pflichten
Studenten finden sich auf dem Platz ein
Sophon spricht zu Schülern und Studenten
Beruf und Berufung
Ethik ohne Vollendung
Sophon streicht dem jungen Cheetah übers Fell
Sophon setzt sich an den Schreibtisch zurück
Zur Dauerhaftigkeit des Lebens
Von der Bedeutung des Wissens
Vom Summum malum
Es klopft an die Tür
Morgendlicher Spaziergang
Nachmedidation
Zur Zeitlichkeit der Anwendung ethischer Prinzipien
Jugend demonstriert für die Rettung des Planeten
Sophon malt ein Bild
Sittlichkeit
Impressum neobooks
Sophokles 496-406
Bühnenwerk aus 22 Sprechstücken
Es ist nicht der Eid, der den Mann glaubhaft macht, sondern es ist der Mann, der den Eid glaubhaft macht. ( Aischylos 525-456 vChr )
Kein ärger Brauch erwuchs den Menschen als das Geld. ( Sophokles 496-406 vChr: Antigone 328-331/Kreon )
Die Götter pflanzten die Vernunft dem Menschen ein als höchstes aller Güter. ( Sophokles: Antigone 683/Haimon )
Allzu tiefes Schweigen macht mich so bedenklich wie zu lauter Schrei. ( Sophokles: Antigone 1251/Chor )
Ungeheuer ist viel und nichts ungeheurer als der Mensch. ( Sophokles: Antigone 332/Chor )
Es braucht viel Zeit, einen kurzen Weg zu gehen. ( Sophokles: Antigone 232/Der Wächter )
Alles verzehrt die Macht der Zeiten. ( Sophokles: Aias 680/Chor )
Max: Glühend steigt der Sonne Feuerball,
drückt zurück die Nacht ins dunkle Weltenall.
Schlaflos waren die Stunden nach den Krawallen,
Menschen können es nicht lassen mit dem Knallen.
So sind die Augen gerötet und trocken die Lippen,
die Mägen sind leer und rausstehen die Rippen.
Es gibt kein Wasser, nicht für einen Schluck,
das tranken die Wächter und das auf einen Ruck
und spuckten den Rest den Durstigen ins Gesicht,
die den Mund öffneten, als stünden sie vor Gericht.
Paul: Man sollte es dem Herrn des Hauses sagen,
lauter sollte man es ihm in seine Ohren klagen,
der als Funktionär die großen Reden schwingt,
doch schweigt, wenn einer ihm das Liedchen singt,
dass er die Fäuste in den Taschen macht
und am Ende noch in diese Fäuste lacht,
als schlüge er sie anderen auf Stirn und Nasen,
dass am Boden zerscherben wertvolle Vasen.
Dabei gibt es viel zu räumen vor und hinter den Türen,
verdreckt sind Plätze und Straßen von öligen Schlieren.
Otto: Das über die Maßen, was keine gute Sache ist,
man für Veteranen die Decken zu kurz bemisst,
dass sie den Schlaf nicht finden und frieren
und bei der Magerkost weiter an Gewicht verlieren.
Was die Jugend betrifft, sie braucht die strenge Hand
zur Disziplin und zum Lernen in einem ruinierten Land,
dass sie nicht vergammelt schon in jungen Jahren,
sind Intelligenz und Aufbaukräfte zu bewahren
denn Vision und Stärke braucht es auf den Plätzen,
ausgesprochen werden muss es in klaren Sätzen.
Funktionär (öffnet das Fenster): Ihr Männer, jung und alt,
was ist’s, dass ihr euch vor meiner Tür versammelt?
Ich habe weder das Geld noch Gold,
um jeden von euch das Leben zu finanzieren.
Da müsst ihr euch schon selbst bemühen,
wenn ihr essen und einen Platz zum Schlafen
haben wollt, denn umsonst ist nichts,
ihr seht’s am Wasser und an der Luft bald auch.
Paul: Die Fremden kommen, man nennt sie Immigranten,
die bekommen das Essen und den Schlafplatz gestellt
und das für nichts und wieder nichts.
Sie kommen mit Frau und Kindern und bringen
noch die alten Menschen mit.
Sie sprechen eine fremde unbekannte Sprache
und krümmen keinen Finger,
ohne Arbeit haben sie das bessere Leben.
Funktionär: Das mag sein, es sind die Asylanten,
die aus ihrer Heimat vertrieben wurden,
weil es dort den Krieg mit Bomben gibt,
dass ihnen hier geholfen werden muss,
so weit wir ihnen helfen können.
Der Mensch muss das Helfen wieder lernen,
wenn es um die Hungernden und Kinder geht,
die das Zuhause und die Kinder ihre Eltern
verloren haben.
Max und Otto: Das verstehen wir nur zu gut,
Denn auch wir vermissen den Vater oder
die Mustter, den Bruder oder die Schwester
und legen uns krumm, ihr seht’s an der Magerkeit,
wir hungern uns durch den Tag und durch die Woche,
und wir sind Menschen wie du und er,
wir sind Asylanten im eigenen Land,
das ist dir, dem Politiker, lange bekannt.
Paul: Wir sind hier, denn uns beißen die Hunde,
dabei sind wir um die Ecke miteinander verwandt,
da hilft es nicht, dass einer dem andern
die Zunge rausstreckt, natürlich aus dem Versteck,
denn auf der Straße, wo es alle sehen,
geht es nicht mit der offenen Impertinenz,
Menschen würden die Gesichter ziehen
und Kinder würden lachen und rufen.
Ein Herr aus der Menge: Immer das Gerede, und es tut sich nichts.
Es ist schon schlimm, wie voll sich das Mundwerk nimmt
mit den abgedroschenen Sprüchen von Gleichheit und Recht,
dabei sieht man die Gleichheit nur bei den Armen
mit den dünnen langen Hälsen und den dünnen Beinen,
die sich quälen und schinden, den Tag zu überstehen.
Dagegen ist der im großen Haus gut genährt,
er hat den kurzen Breithals und wagt sich nicht heraus.
Max und Otto: Vielleicht hat er Probleme, durch die Tür
zu kommen, die ihm zu eng geworden ist.
Denn Menschen sind verschieden,
wenn es ums Essen geht und zum Wohnen kommt.
Der Herr: Es sind die alten Unterschiede,
dass der Wohlstand sich die Wenigen aussucht,
während der Hunger und die harte Arbeit
sich die Vielen vornehmen
und in der Sprache keine Rücksicht nehmen.
Daran hat sich nichts geändert:
Die Gutgenährten mit der harten Sprache
sitzen auf den Schultern der Mageren
und Stillen, die die harte Arbeit tun.
Die vielen Menschen plagen sich
so wie vor Hunderten von Jahren,
die Welt bleibt vom gleichen Schlag,
schweigt zum Unrecht wie am ersten Tag.
Menschen glauben an die Vernunft
und werden beraubt vom selben Schuft,
dem Wohlgenährten mit der harten Sprache,
der hinsieht auf die vielen Toten
um und in der Lache.
Was fliegt und springt und jagt und schlägt,
es ist der Mensch, der sich nicht verträgt
und nach seiner Beute schielt
ob links ob rechts, ob vorn ob hinten
und gibt das Kommando zum Knallen der Flinten,
zum Sprengen der Brücken
und haut auf die Einbeinigen mit den Krücken,
weil die dem fluchenden Kommandeur
nicht den Reichtum mit dem Gold beschaffen.
Max, Otto und Paul: Das haben wir gelernt:
Die Jugend irrt in ihrem Streben,
dass der Meister ruft:
Man sollt’ euch eine kleben,
denn ihr seid zu dumm für’s Leben,
wenn es an die Arbeit geht,
das ohne gefütterten Handschuh,
um den großen Meißel zu halten,
auf den der überschwere Hammer schlägt.
Funktionär: Gebt endlich Ruh,
Ich muss an den Arbeitstisch zurück,
um an der Rede zu arbeiten,
die ich vor den Menschen der Verwaltung
zu halten habe.
Der Herr: Ihr hört es: Die Politik wird in
die Verwaltung getragen,
denn an die harte Arbeit kommt sie nicht heran.
Man kann sagen: Politik ist für die Sitzenden,
den Stehenden mit dem Meißel in der Hand
und den andern mit den schlagenden Hämmern
hat sie nichts zu sagen.
Reisender: Nach dem langen Flug brennen die Augen
vom Dämmerlicht in den steigenden Morgen,
ich sehe die frühen Menschen mit ihren Sorgen
vom Abend durch die Nacht den Schlaf sich borgen.
Ich komme vom anderen Ende der Welt,
der Welt mit weniger Not und mehr Geld.
Luxus und Komfort ist dort auf den Tischen,
Im Wechsel an Fleisch und mit den Fischen.
Die Menschen dort blicken ernst und dunkel,
kaum einer hat Freude im Augenfunkel.
Gekrümmt gehen sie schon in jungen Jahren
und viele am Stock, wie alte Menschen waren.
Was geht denn vor in dieser Welt,
wenn sie den Menschen nicht gefällt?
Sie werden Opfer der Gier nach Macht,
führen ein Leben, das für andere schafft.
Vieles ist anders als es mal war,
viele Hände sind ungeschickt geworden,
sie brechen Dinge der feinen Art,
dass man ihnen nicht trauen kann.
Dazu kommt die Verbiegung von Wahrheit und Moral,
manches geht verloren, anderes wird zur Qual.
So bleibt mir an diesem Morgen keine Wahl,
den Weg nach Norden oder Süden zu nehmen.
Menschen sagen Dinge, die nicht stimmen,
ob am Morgen oder Abend oder zwischendrin,
das bei Tische oder auf den Plätzen und Straßen,
wenn die Zigaretten brennen und verglimmen.
Nicht alles dient der geraden Sauberkeit,
nur weniges verbindet sich in der Höhe der Moral,
dass das Bild der Hände und Köpfe die Wahrheit spricht
und das Wort in den Silben nicht den Charakter verdreht.
Dabei mühen andere sich ab, die Arbeit zu tun,
die getan werden muss wie das Säubern der Straßen
und das Schließen der Löcher auf den Dächern,
damit der Regen nicht in die Zimmer kommt.
Es ist keine Frage, das Leben ist schwerer geworden,
vor allem für die Familien mit den Kindern
und den Pensionären, die die Ruhe suchen
und in Mänteln und Mützen den Tag durchsitzen.
Der Mond schickt sein letztes Licht
mit in den Tag, es ist der Anhang aus
der letzten Nacht mit dem letzten Traum
aus dem Garten mit den hohen Gräsern.
Der Pfad wird sichtbar, den viele Füße gingen
und den meine Füße gehen durch den Tau,
der sich frisch unter die Blätter hängt,
bis das Sonnenlicht sie wellt und trocknet.
Der Morgen hebt, der Morgen klafft,
Erwacht beizeiten ihr Menschenaugen,
dass ihr am Tag die Arbeit schafft,
die euch aufgegeben wird nicht ohne Sorgen.
Denn die Körper der Kinder sind mager,
und bei den Alten ist’s nicht besser,
selbst die Tierwelt im Felde steht hager,
in den Händen halten Männer die Messer.
Die Seelen toben, andere schmerzen,
innere Stimmen loben bis zum Herzen,
Gewalten sind’s, die an ihnen reißen,
den Menschen zu achten und nicht zu beißen.
Die Stunden gehen weiter und das unbemerkt
durch Tag und Woche und durchs ganze Jahr.
Freud’ und Liebe haben die Jugend gestärkt,
die sich auf den Weg zur Stadt der Hoffnung macht.
Zeichen kommen, die nicht aus den Blicken weichen,
sie heben und senken, den alten Zeichen gleichen,
wenn sich der Natur die Kräfte entstülpen
und Blüten und Blumen sich stauden zu Tulpen.
Weitende Öffnungen sind’s hin zu den Taten,
was sollt’ man der Jugend noch raten,
als die Kräfte anzusetzen am stechenden Spaten,
den Boden zu wenden für neue Saaten.
So liegt, wie so oft, die Bedeutung im Morgenrot,
wenn die Welt aufs Neue zum Ganzen sich dichtet
und der Kosmos nach seinen Kräften sie richtet,
dass Quellen das Leben berauschen mit neuem Brot.
Auf den Schwingen frühmorgendlicher Flügelschläge
werden Erwartungen der ausgehenden Nacht
ins Licht an die Grenzen der Hoffnung getragen,
wo sie im Crescendo-Echo gleitend herabschallen.
Sophon: Das Bild des Menschen ist verzerrt,
gesplissen und verwildert ist das Bild.
Die Sicht, die Ordnung, wer will sie finden
hinter dem großen Weltenschild,
in der Dunkelheit aus den verstrickten
Bändern und Fäden lösen,
aus dem gespannten Seinsgeflecht mit den
Dichten des Guten und des Bösen,
das sich durch die Zeiten in seinen Gängen
gegenläufig wellt und streckt?
Kehat: Man wird staunen,
weil die Suche die Sprache verschlägt,
in der man zwischenzeitlich steckt.
Sophon: Was dann die Seele und den Körper betrifft,
die sich durchs Leben dehnen,
es ist unglaublich, wie sich das eine oder beide
in den Lasten zum Überleben sehnen.
Kehat: Weit sind die Asymptoten ausgelegt
und laufen dem Weg in den Nächten voraus,
dass an manchen Tagen bei hebender Dämmerung
es die Augen nicht glauben wollen,
wenn Menschen Straßen und Wege passieren,
andere dagegen warten vor dem Haus
und nicht wenige mit leeren Mägen,
die knurren, während Schmerzen schreien sollen.
Sophon: Ja, es stimmt, die Asymptoten sind ausgelegt,
doch wo führen sie bei Licht des Tages hin,
dass sie auf die Ethik zielen,
die der Mensch beim Tun als Maß
und Richtstab braucht,
damit die Dinge auf den Weg
in Ordnung kommen,
und es nicht aus Schloten wieder raucht.
Kehat: Denn das Verkehrte rast im Wahnsinn
quer durch Länder und durch Jahre,
Schluss muss damit sein auf dem wunden Planeten,
denn der Mensch ist keine Ware.
So blickt der Planet mit Trauer und Sorge
dem Leben ins Gesicht von Elend und Not,
es ist der Wendekreis des Seins,
der reißt mit seinen tausend Fragen
oftmals in den verfrühten Tod.
Sophon: Ein Teil der Frage ist die Sicherung,
wenn es eine solche in den Tagen gibt,
was ist und für die Zukunft bleiben soll,
gesagt ist auch, was sich noch dazwischenschiebt,
weil das Leben mit dem Überleben weitergehen soll
und weitergehen will
nach dem, was war und ist und kommen wird,
da werden viele Stimmen still.
Kehat: Das Wagnis, es zu denken, ist schon groß,
wieviel größer wird der Schreck dann werden,
wenn die Gedanken in der stillen Vorschau
es nicht fassen, was passieren wird auf Erden,
weil das Wagnis sich als Flammenmeer entzündet
und die letzte Brandmauer niederreißt,
wenn die Wellenwucht die Mutter erschlägt,
die das weinende Kind auf dem Rücken trägt.
Sophon: Die Heutefragen gelten dem Sein und Sollen,
was sich verbirgt im Keim und Bodenstollen
und mit den Jahren tiefer sinkt
und fester sich verklinkt
in Form von Krümmen und von Knollen,
wenn in den Höhen der Wissenschaften
sich die Gedankenwege kreuzen
Kehat: und andere sich verengen,
dass Sätze, dann Worte und Silben,
wie man sie auch spricht und schreibt,
sich weiter kürzen.
Sophon: Zuletzt geht es doch um das,
was steht und anders, besser stehen soll,
es sind die Pflichten,
die ums Sein sich winden,
die Verantwortung zu tragen
mit den Zweifeln und im Richten.
Kehat: Es sind die ungelösten Fragen
mit der Duldsamkeit des Augenaufschlags
und der stillen Atmung,
die im Umfang reißen und im Eindruck zwängen,
stärker als bei der Rettung das letzte Mal.
Sophon: Der Fragenfächer hat sich weit geöffnet,
weiter als zuvor, und die Weitung hat kein Ende
mit den Dingen, die weniger bekannt
als mehr unbekannt und problematisch sind
vor allem im grundsätzlichen Bereich,
was die Trag- und Ertragsfähigkeit des Menschen betrifft,
wenn er seine Arbeit tut und verrichtet
zur Zufriedenheit anderer oder eine Arbeit sucht.
Kehat: Das macht das Problem aus der Lebenssicht
um vielfaches größer des Geldes wegen,
das d Mensch braucht, um die Familie zu ernähren
und sonstwie am Leben zu halten,
weil ihm die Verantwortung in der Kausalität
zum Leben zugesprochen ist, die er zu wahren
und zu erfüllen hat, wenn es mit der Ordnung
und den Pflichten stimmen soll im sittlichen Bereich.
Sophon: Das Wissen um den Menschen dehnt sich
und bezieht die planetaren Weiten ein,
das im Bewusstsein der personalen Kausalität ist
und ihren Konsequenzen bis zum großen Stein,
der da liegt ganz unberührt,
dem der Sorgenabdruck nicht anzusehen ist
und auch nicht anhaftet,
den Menschenhände ob seiner Schwere
weder hoben noch rollten noch verlegten.
Was die Ethik im menschlichen Tun und Schaffen
betrifft, sie beachtet den Grad der Sittlichkeit
im Stillen wie im Verkehr seiner Irrwege
mit den Turbulenzen von Wahnsinn
und Überheblichkeit.
Kehat: Die Weise der Betrachtung ist zunächst
neutral und analytisch,
wenn sie sich auf den Mitmenschen richtet,
das entspricht der Art der Wahrscheinlichkeitsweise,
den Zugang zu suchen, der das Problem löst.
Sophon: Es sind die Reichweiten des Tuns,
nicht minder sind die ausufernden Breiten
und Gedankenengen im schäumenden Wellengang
und im trichterwirbelnden Sog
über unbesehene Flächen in großen Mengen,
die der Verstand in der beengten Begrenzung
weder fassen, verstehen noch bereifen kann,
weil ihm die Sinne zum Verständnis fehlen
oder abhanden kamen im früheren Irgendwann.
Es ist ein neues Denken,
dessen Richtstrahl in die Zukunft reicht,
die zu erleben dann die Grenze überschreitet,
die ganz oben ist,
von der sich Hoffnung und Erwartung nicht lösen
oder freiwillig vorneinander trennen. Es zeigt,
dass der Drang zum umfassenderen Verstehen
des Lebens da ist und durch die Jahre weiter wächst
und aus dem Vorwissen mit den anhaftenden Vermutungen
das Wissen der Breite und Tiefe stärker erweckt.
Kehat: Das Wissen steckt voller Probleme,
solange es in der Vorstufe hängt,
die zu lösen sind für die Erkenntnis,
dass der Verstand das Teilwissen überwinden muss,
um an das Ganze zu kommen,
wenn aus dem Erlebten,
was Vergangenheit ist,
die Lücken zu schließen
und die Mängel zu beheben sind,
die zur Fehlerhaftigkeit führen,
was die Nah- und mehr noch
die Fernwirkungen weder stillt noch ausschließt.
Sophon: Die Unstillbarkeit liegt im Prinzip,
dass fehlerhafte Wirkungen
zum großen Teil nicht umkehrbar sind,
Kehat: als hätte es den Fehltritt im Gang
weg vom Weg nicht gegeben,
was so sein mag beim Kind,
das die Böschung runterrutscht
und mit zerrissenen Hosen
und oben wieder ankommt,
was zum Ärger der Mutter und später
zu Lasten der Generation geht,
dass es brummt.
Sophon: Das ist’s, dass die Verantwortung
in das Zentrum rückt,
wo sie besonders in den Tagen des drohenden Zerfalls hingehört,
denn mit weniger Verantwortung
oder ohne sie geht alles durcheinander,
dass der Mensch irrt,
während die Ethik sich krümmt und verblutet
und den Menschen im Denken und Tun ermahnt,
gerecht und gebildeter die Dinge vor dem Auge
und im Herzen zu betrachten,
bevor er sich gedanklich verwirrt
und sich selbst erschrickt
und andere durch sein Tun verwundet,
von denen sich keiner mehr erholt.
Kehat: Es ist die Ethik in den Dimensionen von Raum
und Zeit mit dem Wachsen der Taten und ihrer Opfer.
Lange schon hat sich der Mensch schuldig gemacht
durch das, wie er den Mitmenschen geschändet,
ausgebeutet, ihm die Würde zum Leben
für die Jahre seiner Zeit geraubt
und dann noch erschlagen hat.
Sophon: Unschuld und Jugend des guten Glaubens
wurden gekrümmt, verwundet und erdrosselt,
das tat der Mensch in der Dämmerung des Tages
und während oder vor Anbruch der noch wilder
tobenden Nacht.
Es ist das Monster ohne den Funken
menschlicher Wärme,
der gefühl- und rücksichtslos tötet
und sich im Wahn der falschen Selbsterhöhung
und steinharten Fehler in der Sackgasse verrennt.
Kehat: Verantwortung ist im größeren Maße gefordert,
wenn Menschen und Kinder erschrecken
und sich hinter den letzten Mauerresten
verstecken und vergraben,
um das nackte Leben zu retten.
Sophon: Größeres Unheil droht den Völkern,
und sie ahnen es nicht,
wie sie den Hurrikan des Todes durchstehen
und überleben, weil es in der Härte des Elends
und der Armut nichts gibt, was sie schützt.
Sophon: Oft geht der Fortschritt mit der inneren
Depression und Vereinsamung einher,
dass Ängste eingeatmet werden in einer Luft,
die Übelkeit und Todesnähe verbreitet.
Wo das ist, da bleibt die Hoffnung unerfüllt
auf ein Leben in Würde.
Wo das ist, da hat der Glaube an das Gute im Menschen
die letzte Krume verloren.
Kehat: Säulen des Zweifels stellen sich dichter zusammen,
bis sie vom Beton des Unrechts ganz überzogen werden,
dass es keinen Zweifel an der Verzweiflung und dem Ende
der Menschlichkeit gibt.
Es mag einmal gewesen sein,
als es den Menschen im Menschen gab,
dass es die Sprache sagte, ob es mit den Gefühlen
und dem Herzen noch stimmte.
Doch das ist vorbei und kommt nicht wieder.
Sophon: Zerrüttet ist, was einst als Zielsetzung galt
und in der Zeit der Technologie zunichte ging,
wozu die menschliche Arroganz
in ihrer rücksichtslosen Überheblichkeit
das ihre zur Vernichtung beitrug.
Kehat: Der eingeschlagene Weg ist der falsche,
und keiner gibt es zu.
Die Feigheit kommt, es fehlt der Mut,
da fährt die Schande in die geschminkten
und groben Gesichter,
und ihre Sprache ist rau und roh.
Sophon: Viele der Taten scheuen das Tageslicht,
weil es mit der Ehrlichkeit und Wahrheit nicht klappt,