Wundersame Geschichten

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Wundersame Geschichten
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Ingrid Fischer

Wundersame Geschichten

Märchenhaft, wohlige Kurzgeschichten

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

An der Himmelstür

Angeli

Berufung

Das Geschenk

Der Wettbewerb

Die Große Liebe

Ein überhimmlischer Ort

Ich bin genauso anders wie Du

Mahija

Marisa

Mina, die Heilerin

Samira

Sepsios und das große Spiel

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Impressum neobooks

An der Himmelstür

Petrus blickte interessiert in die Ferne. Dort irgendwo konnte er die Umrisse von drei Gestalten wahrnehmen, die sich zielstrebig auf ihn zubewegten.

Mit der Zeit wurden die Umrisse immer deutlicher sichtbar: Es handelte sich um einen kleinen Jungen, um eine alte und um eine junge Frau.

Als die drei vor ihm standen, wollte er sich gerade überlegen, wie er wohl jetzt vorgehen sollte, als der kleine Junge ohne viel zu überlegen alles ablegte, was er bei sich trug: Den unendlichen Inhalt seiner Taschen, seine Kleidungsstücke und zu guter Letzt seinen Körper.

Petrus war nicht verblüfft. So oder ähnlich erlebte er Kinder immer wieder an seinem Himmelstor.

Der gesamte Vorgang dauerte nur wenige Momente. Er schien genau zu wissen, was und wohin er wollte und vor allem: warum.

Die beiden Frauen standen noch etwas unschlüssig vor ihm. Er betrachtete sie jetzt eingehend und beschoss mit der älteren zu beginnen.

Sie war ärmlich gekleidet, hatte tiefe Falten und wohl nichts weiter bei sich als das, was sie am Leibe trug.

„Sag mir, was Dich hierherführt!“

„Ich bitte Dich um Einlass, denn ich möchte dem himmlischen Vater endlich wieder begegnen.“

„Diese Bitte kann ich Dir gewähren, aber Du musst alle weltlichen Dinge vor diesem Tor ablegen.“

Die alte Frau blickte Petrus an und sprach: „Du siehst, dass ich kaum etwas besitze, gerade einmal die Kleidung, die ich trage und ein Bild von meiner Tochter.“

Während sie sprach, zog sie ein Foto aus der Tasche und betrachtete es liebevoll.

„Oftmals sind es gerade die kleinen Dinge, an denen wir hängen und die unsere Liebe von der göttlichen Liebe und der Wahrheit ablenken. Bist Du bereit, all das hinter Dir zu lassen, um dem göttlichen Vater gegenüberzutreten?“

Die alte Frau legte vorsichtig und voller Sanftheit das Foto aus der Hand. „Werde ich sie vergessen? Werde ich mich weiter um sie kümmern können dort, wo ich jetzt hingehe?“

„Es wird Deine Aufgabe sein, alles dem Göttlichen zu übergeben und Vertrauen darin zu haben, dass alles sich zu seinem Besten fügt. Kannst Du das? Dann leg ab und komm!“

Die Frau zog ihre Kleidung aus, legte sie ordentlich neben die Fotografie und blickte erwartungsvoll zu Petrus auf.

„Jetzt bist du so weit gegangen, jetzt tu auch den letzten Schritt.“

Abermals blickte die Frau Petrus verständnislos an. „Was meinst du? Ich habe alles abgelegt und besitze nichts mehr. Was sonst noch könnte ich ablegen?“

„Du hast immer noch deinen irdischen Körper. Gibst du auch ihn her?“

„Für wen hat der irgendeinen Wert? Aber bitte, wenn das deine Bedingung ist, will ich auch diese erfüllen.“

„Nein, nein. So geht das nicht. Du hast diesen Körper überlassen bekommen. Er ist kein lästiges Anhängsel. Kannst Du ihn mit Liebe betrachten?“

„Ja, das kann ich, auch wenn er jetzt alt und verbraucht ist, denn er hat mich all die Jahre durch mein Leben begleitet. Aber jetzt ist er müde, und ich glaube, er hat sich eine Pause verdient.“

Die alte Frau legte auch ihren Körper ab und stand nur in ihrer Seelenform vor Petrus.

Petrus ergriff sein goldenes Schwert, um den Weg für die Frau freizumachen. Als diese an Petrus vorbei in den Himmel eintrat, fing sie an zu strahlen. Über und über vergoldet war sie, als strahlte das helle Sonnenlicht aus ihr heraus.

Petrus stand eine geraume Zeit lang da und blickte ihr nach. Dann wurde er sich wieder bewusst, dass es da noch jemanden gab, der Einlass begehrte.

„Möchtest auch du Einlass bekommen, so weißt du, was Du zu tun hast“.

Die junge Frau war von auffallender Schönheit und entledigte sich flink all ihrer Habseligkeiten und Kleidungsstücke. Dann hielt sie inne und blickte nun ihrerseits Petrus erwartungsvoll an.

„Du weißt, dass du dich auch von deinem irdischen Körper trennen musst!“

Die junge Frau nickte und sprach: „Ich weiß, aber ich wollte dem himmlischen Vater zeigen, was er mir gegeben hat, wie gut ich alles verwaltet habe und ihm danken.“

„Nichts Irdisches besitzt einen Wert hier. Trenne dich von deinem irdischen Körper, Du kannst deinem Schöpfer auch so danken.“

„Aber nein! Ich kann ihn hier nicht einfach so liegenlassen. Der himmlische Vater wäre sicherlich böse mit mir, wenn ich meinen Körper so achtlos beiseitelegte.“

„Bitte sei ehrlich zu dir! Für den Schöpfer aller Dinge ist ein Körper so gut wie der andere. Es ist nicht wichtig, wie schön oder hässlich der eine oder der andere ist. … Worum geht es Dir wirklich? Lässt Du Dich blenden von Deiner eigenen äußeren Schönheit? Hat Dir niemand gesagt, dass es darauf nicht ankommt? Wisse, der einzige Besitz, den du anhäufen kannst ist die Liebe und das Wissen und die Bewusstheit, die du mit ihrer Hilfe erlangst“

Traurig blickte die junge Frau zu Petrus auf. „Der himmlische Vater wird mit dir schelten, wenn du mich nicht passieren lässt, um mich ihm in all meiner Schönheit zu zeigen.“

Ein Schmunzeln huschte über Petrus Gesicht. So oder ähnlich hatte er schon viele erlebt.

Mit einem Mal spannte die junge Frau ihren Körper an und rannte auf den Eingang zu, durch den auch die beiden anderen verschwunden waren.

„Halt! “ rief Petrus, zückte sein Schwert und verwehrte der jungen Frau den Zutritt.

„Kehre dorthin zurück, von wo du gekommen bist. Mir scheint, für dich gibt es noch viel zu lernen. Nutze die Zeit und sei immer Eingedenk dessen, was du soeben erlebt hast.“

Angeli

Niemals werde ich Angeli vergessen. Schöne, kluge, bescheidene, liebenswerte Angeli.

Wenn sie in einen Raum oder Saal kam, wurde es sofort still darin. Jeder spürte, dass hier jemand Besonderes hineintrat. Die Art wie sie einherschritt, wie sie den Kopf hielt, ihr Gesichtsausdruck, ihre Haltung, all das passte zu dieser Aura des Besonderen, die sie umgab.

Wenn sie redete, wurde es still im Raum, was sie sagte, fand Beachtung, wenn sie eintrat, wollte jeder einen Blick auf sie werfen.

Angeli war jedoch nicht überheblich, aber sie war es gewohnt, dass jedermann ihr Aufmerksamkeit zollte, dass sie überall und jederzeit beachtet wurde und dass man ihr zuhörte.

Angeli, liebe zarte, kleine, große Angeli, mit dem blondgelockten langen Haar, dem zarten Teint, der weichen Stimme, den klugen Ideen, den wachen Augen. Wie könnte Dich jemals irgendwer vergessen?

Angeli war aber nicht nur das liebe, kleine Mädchen. Sie war ein wahrer Wildfang. Am liebsten spielte sie im Wald mit den Tieren oder vollführte wilde Verfolgungsjagden auf ihrem Lieblingspferd, was ihrem Vater regelmäßig die Schweißperlen auf die Stirn jagte. Aber er wusste, er konnte dagegen nichts tun, denn zum einen hatte Angeli auch sein Herz schon mit ihrer Geburt im Sturm erobert, sodass er restlos verloren war und ihr nichts abschlagen konnte. Und zweitens war Angeli äußerst durchsetzungsstark. Es hatte wenig Sinn sich mit ihr anzulegen. Am Ende würde sie doch immer als Siegerin aus dieser Partie hervorgehen.

Ihren Vater, ihre Tiere, ihre Freunde liebte sie von Herzen und hätte wohl alles getan um ihnen zu helfen, wenn sie in Not waren. Aber sie wusste sich einfach durchzusetzen, sei es durch die Art ihrer Blicke, durch die Wahl ihrer Worte und den Tonfall, in dem sie gesprochen waren oder durch ihre bestechende Logik.

Es gab wohl niemanden, der Angeli nicht liebte und ihr von daher restlos ergeben war oder fast niemanden. _

Eines Tages, an dem der Himmel wieder einmal klar war, die Luft warm, aber nicht schwül und die Menschen genug Energie hatten um ihr Tagewerk zu vollbringen, lief Angeli wieder einmal in den Wald um ihre vierbeinigen Freunde dort zu treffen.

Kaum, dass sie einen Fuß in den Wald gesetzt hatte, kamen alle diese kleinen und großen vierbeinigen Gesellen angelaufen. Angeli durchstreifte dann für gewöhnlich den Wald, schaute hier und da nach dem Rechten und genoss den Duft des moosigen Waldboden und die herrliche Stille.

 

Diesmal schien sie das Herumlaufen überhaupt nicht zu ermüden. Sie lief und rannte umher, sodass selbst ihre tierischen Freunde kaum mehr mithalten konnte. Sie war völlig ausgelassen, tanzte durch den Wald, sang dabei und drehte sich wieder und wieder im Kreis.

Plötzlich wurde sie durch einen heftigen Aufprall in ihrem Drehen gestoppt und fiel dabei um.

Verblüfft blickte sie nach oben und in die Augen eines ihr wohlbekannten, lange nicht mehr gesehenen Freundes.

Vor ihr stand Trere, ein Freund aus frühen Kindertagen. Trere und Angeli waren früher oft stundenlang durch den Wald gestreift und hatten sich dabei die herrlichsten Geschichten ausgedacht. Nun, Trere stand nicht einfach vor ihr. Er stand vor ihr und lachte und lachte und konnte sich dabei kaum mehr einkriegen. Er fragte nicht, wo Angeli denn herkäme, er hatte keine Sorge, ob sie sich weh getan oder ihre Kleidung beschmutzt oder zerrissen hätte, er sagte kein Wort der Begrüßung nach so langer Zeit. Nein, Trere lachte.

Angeli betrachtete ihn genauer. Trere hatte wirre, braunrote Haare und einen ebenso wirren Bart. Seine Kleidung war nicht gerade ordentlich und auch nicht ausgesprochen sauber. Aber er hatte die herrlichsten blauen Augen, die man sich vorstellen konnte. Diese Augen, die verrieten, dass dieser Mensch den Schalk im Nacken hatte und doch so mitfühlend und liebevoll wie sonst kaum ein zweiter war.

Angeli konnte nicht anders als aufstehen und mitlachen und Trere dann prustend und schnaufend herzlich umarmen.

Diese Umarmung war so stürmisch, dass sie gemeinsam immer noch lachend umfielen.

Endlich ließ das Lachen nach. Immer noch in einer engen Umarmung konnte Angeli wieder ein paar Worte herausbringen: „Wo hast Du nur so lange gesteckt? Ich dachte schon, Du hättest diese Gegend verlassen."

Und dann erzählte Trere, dass seine Familie wirklich eines Tages das Dorf verlassen musste, weil der Gutsherr die Pacht erhöht hatte, so dass der Vater nur die Wahl hatte, entweder in Schuldknechtschaft zu geraten oder sich anderswo nach Lohn und Brot umzusehen. So war Trere mit seiner Familie in den Nachbarort gelangt, wo sie alle gemeinsam einige Jahre mehr schlecht als recht vom Tagelöhnerverdienst seines Vaters lebten. Dann eines Tages brach in dem Dorf eine seltsame, fremde Krankheit aus, die fast alle Bewohner des Dorfes dahinraffte, so auch Treres Familie. Nur Trere und sein Bruder Gernet hatten überlebt. Und da sie nicht wussten, wovon sie leben sollten, waren sie hierher nach Bruckstaal zurückgekehrt und lebten fortan gemeinsam in einer Hütte im Wald und ernährten sich von dem, was Wald und Flur ihnen zu bieten hatten. Gernet war irgendwann zurück in ihr Dorf gewandert, als es ihm hier zu einsam wurde, aber Trere liebte die Einsamkeit.

Er erzählte, dass er sich oft abends die Sonnenuntergänge anschaute, dass er dann auf die Tiere wartete, die ihn regelmäßig besuchten und dass das Rauschen der Blätter für ihn wie ein Gesang war, der ihn oftmals in den Schlaf wiegte.

Und so erzählten Angeli und Trere, bis es dunkel wurde und die Nacht hereinbrach.

Angeli bekam einen gehörigen Schrecken, als sie das bemerkte, aber Trere bot ihr an sie noch ein Stück des Weges zu begleiten. Angeli nahm das gerne an, konnten sie beide dann noch eine Weile zusammenbleiben und reden.

Als sie sich trennten, versprachen sie sich, dass sie dieses Mal nicht jahrelang warten würden, bis sie sich wieder träfen und nach einer langen Umarmung ging jeder seiner Wege.

Wohlgelaunt lief Angeli den Rest des Weges nach Hause. Dort traf sie sogleich auf ihren Vater, der vor lauter Sorge um Angeli schon einen Trupp zusammengestellt hatte um nach ihr zu suchen.

Angeli versuchte ihren Vater zu beruhigen und erzählte unter Lachen, wie sie Trere wiedergetroffen hatte und wie es ihm jetzt ging.

Dann setzte Angelis Vater eine ernste Miene auf und ergriff Angelis Hände. „Meine liebe, süße Tochter. Du bist jetzt alt genug zum Heiraten. Und da Du Dir bisher noch keine Gatten ausgesucht hast, habe ich mich für Dich umgesehen. Morgen kommt der erste Kandidat und wird sich Dir vorstellen. Bitte sei morgen pünktlich zum Mittagessen zu Hause und lass unseren Gast nicht warten."

Angeli wurde auf einmal still. Aber dann begann sie zu reden: „Du machst mir Angst, Vater. Ich habe überhaupt noch nicht daran gedacht zu heiraten. Was ist, wenn dieser Mensch mir nicht gefällt?"

„Mein Kind, Du musst nicht den Erstbesten heiraten. Dafür liebe ich Dich zu sehr, Aber irgendwann wirst Du Dich entscheiden müssen. Ich möchte Dich versorgt wissen. Du wirst einen guten Mann finden, dessen bin ich sicher. Du bist eine gute Partie, denn Du bist nicht unvermögend und siehst auch gut aus. Also mach Dir keine Sorgen, es haben sich viele junge Männer nach Dir erkundigt."

Und so brach für Angeli eine Zeit an, in der die jungen Freier scharenweise an die Tür des Hauses klopften, aber keiner der Bewerber schien Angelis Herz zu erwärmen.

Schließlich riss Angelis Vater der Geduldsfaden: „Das geht nun schon über Wochen und Monate so, Angeli. Keiner der Bewerber findet Dein Wohlgefallen. Dabei waren alle anständig, freundlich, wohlerzogen und wohlhabend. Angeli, ich möchte, dass Du Dich endlich für einen der Bewerber entscheidest."

Aber die Zeit verging und Angeli fand an keinem der Männer Gefallen. Und so wusste sich Angelis Vater keinen anderen Rat, als ihr zu drohen, er werde selber einen geeigneten Ehemann unter den Kandidaten auswählen. Aber auch diese Drohung bewirkte nichts.

Das jedoch hatte zur Folge, dass Angelis Vater wirklich einen der Männer als zukünftigen Schwiegersohn aussuchte. Und dieser gefiel Angeli unter all den Bewerbern überhaupt nicht.

Schon in ein paar Wochen sollte die Hochzeit sein, sodass die Vorbereitungen bereits getroffen wurden.

Angeli geriet in Panik. Dieser Mann mochte auf seine Art ein liebenswerter Mensch sein, aber Angeli liebte ihn nicht. Bisher hatte sie sich immer vorgestellt, dass sie den Mann, den sie einmal heiratete, auch lieben würde. So rannte sie voller Aufregung davon, in die Ruhe des Waldes.

Kaum betrat sie den grünen, moosigen Boden, schien alle Aufregung von ihr abzufallen. Ihre Schritte verlangsamten sich, ihr Atem wurde ruhiger. Sie nahm die Stille war und wurde wieder fähig einen klaren Gedanken zu fassen.

Sie bemerkte, dass sie instinktiv hierher gelaufen war, zum einen, weil das hier einer ihrer Lieblingsplätze war, zum anderen, weil sie hoffte Triere wiederzutreffen, den einzigen Menschen, mit dem sie jetzt reden mochte.

Aber ihr fiel ein, dass sie überhaupt nicht wusste, wo sich Terez Hütte befand. Sie dachte daran, dass sie in all den Jahren, die sie nun schon hierher kam, niemals von allein auf seine Hütte gestoßen war. Wieso sollte ihr das jetzt gelingen? Angela verließ der Mut. Sie setzte sich erst mal an den Stamm einer alten Buche und ließ ihre Gedanken zur Ruhe kommen. Dann bemerkte sie, dass sie sich schon seit geraumer Zeit nichts so sehr wünschte wie die Tatsache Trere wiederzutreffen und dieser Wunsch schien sie ganz und gar auszufüllen.

Nach einer Weile knackte es im Gehölz. Angeli glaubte, dass nun einer ihrer vierbeinigen Freunde angelaufen käme.

Plötzlich stand Trere vor ihr, mit ernsten, fragenden Augen.

Angeli konnte das kaum fassen: „Trere, ein Glück, dass Du hier bist. Ich wollte Dich unbedingt sprechen und habe doch nicht gewusst, wie ich Dich finden sollte."

„Du hast es in Dir gewusst und Du hast dafür genau das Richtige getan. Was hast Du auf dem Herzen?"

Angeli erzählte Trere, in was für einer Situation sie sich befand. Sie erzählte, dass all diese Bewerber überhaupt nicht ihrer Vorstellung von einem Ehemann entsprachen.

„Wie muss dieser Mann denn beschaffen sein?"

Angeli beschrieb ihre Traumvorstellung von einem Mann: freundlich, klug, witzig, humorvoll. Er sollte nichts auf Etikette geben und sich auch einmal „daneben" benehmen können. Er sollte den Wald, die Natur und vor allem Tiere lieben. Er sollte nicht so „normal" sein wie die meisten Männer. Er sollte Spaß haben an ungewöhnlichen Dingen.

Und dann fiel Angeli auf, dass sie Trere beschrieben hatte und sie wurde über und über rot.

„Ich danke Dir für dieses Kompliment. Ich wusste ja nicht, dass Du in mich verliebt bist. Wenn ich jemals die Absicht hätte zu heiraten, würde ich auch als erstes an Dich denken, Angeli. Wir zwei verstehen uns wirklich sehr gut und wie wir eben festgestellt haben, sogar ohne Worte. Aber ich habe nicht vor zu heiraten. Schau mich an! Ich bin keine gute Partie. Ich kann keine Familie ernähren. Bei Galadinees würde ich mich stets blamieren und ich wäre unglücklich, wenn ich in einem großen, teuer eingerichteten Haus mit künstlichen Blumenbeeten davor leben müsste. Hier bin ich glücklich. Hier ist mein zu Hause und ich möchte nicht wegziehen. Willst Du so mit mir leben? Ich lade Dich ein es zu tun, mit mir hier zu leben, denn Du bist der einzige Mensch mit dem ich hier leben könnte. Wir sind uns sehr ähnlich. Überleg es Dir! Aber sei ehrlich zu Dir. Folge nicht einer momentanen Laune. Du tätest mir sehr weh, wenn Du nach kurzer Zeit feststellen würdest, dass Du Dich geirrt hast und Deine Liebe doch nicht ausreicht um mit mir hier zu leben."

Das war wohl eine der längsten Ansprachen, die Trere jemals gehalten hatte und Angeli liefen dabei die Tränen die Wangen hinunter, so gerührt und verwirrt war sie.

„Ich kann jetzt nichts antworten Ich bin viel zu verwirrt. Ich muss meine Gedanken sich erst einmal ordnen lassen."

„Du hast alle Zeit der Welt. Denke nach und schau genau in Dich hinein. Wenn Du zu einem Schluss gekommen bist, dann komm wieder."

So trennten sich die zwei und Angeli lief zurück zum Dorf. Sie wusste nicht genau, wohin sie eigentlich gehen sollte. Nach Hause konnte sie nicht, denn dort warteten ihr Vater und ihr zukünftiger Ehemann. Und was sollte sie den beiden sagen?

So lief sie unschlüssig den Weg ums Dorf entlang, pflückte dabei einen großen Strauß bunter Feldblumen und begann vor sich hin zu summen.

Plötzlich stand sie vor der Tür von Molati, der Weisen des Dorfes. Ohne dass sie geklopft hätte, öffnete sich die Tür und Molati stand im Eingang.

„Ich habe Dich schon erwartet. Komm herein und setz Dich. Du musst müde sein nach all der Aufregung."

Sie schob Angeli in einen großen, dicken gemütlichen Ohrensessel mit vielen weichen Kissen und einer kuscheligen Decke. Und kaum hatte Angeli es sich dort bequem gemacht, schlief sie auch schon ein und träumte. Sie träumte von einer wunderschönen, weisen Frau, zu der viele, viele Menschen kamen um Rat einzuholen. Und sie bemerkte, dass diese Frau sehr glücklich war, denn sie schien über und über zu strahlen.

Nachdem Angeli aufgewacht war, setzte sich Molati ihr gegenüber, reichte ihr eine wohltuende Tasse heißen Tee und blickte ihr prüfend in beide Augen.

„Hast Du den Traum verstanden? Wenn ja, bin ich sicher, Du weißt, was es für Dich zu tun gibt." Mit diesen Worten ließ Molati Angeli allein, damit sie erst einmal nachdenken könne.

Spät am Abend kam Angeli wie aus einer tiefen Trance wieder zu sich und bemerkte, dass Molati wieder ihr gegenüber saß.

„Der Traum hat sich so wohlig angefühlt. Ich wäre am liebsten wie diese Frau in meinem Traum."

„Dann sei es doch! Was hält Dich davon ab?"

„Du bist unsere weise Frau im Dorf und mein Vater wird wütend sein, wenn ich nicht tue, was er von mir will."

„Hat er jemals schon etwas gegen Deinen Willen durchsetzen können oder wollen?"

Angeli musste ihr Recht geben. Und so geschah es, dass sie bei der weisen Molati in die Lehre ging, die inzwischen zu alt wurde um dieses Amt noch lange auszuüben, um nach deren Ausscheiden ihre Nachfolge anzutreten. _

Nun, Angelis Vater war zuerst nicht besonders glücklich über diese Entwicklung, denn Angeli würde somit niemals heiraten und er würde niemals Enkelkinder im Arm halten.

Letztendlich war er jedoch stolz, stolz auf seine Tochter, die von jedermann im Dorf geachtet wurde und deren Wort allen so viel galt, auch ihm.

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