Das Lexikon der Musikrichtungen - Was ist eigentlich House ?

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Das Lexikon der Musikrichtungen - Was ist eigentlich House ?
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Jackson Steel

Das Lexikon der Musikrichtungen - Was ist eigentlich House ?

Von Chicago House über Disco House bis Hard House

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Inhaltsverzeichnis

Titel

EINLEITUNG

HOUSE

GESCHICHTE

CHARAKTER UND PRODUKTION

STILRICHTUNGEN MIT BEKANNTEN VETRETERN

RECHTLICHER HINWEIS

Impressum neobooks

EINLEITUNG

“Love is in the air” sang damals schon John Paul Young. Nicht nur die Liebe sondern auch viele andere Lebenssituationen und Lagen ist Musik ein stetiger Begleiter! Musik ist das A&O und ist aus fast keinem Leben mehr wegzudenken. Wer hört nicht gerne Radio bei einer langen Autofahrt? Wer singt nicht gerne lauthals seine Lieblingssongs unter der Dusche mit oder fordert seine Liebste bei Kerzenschein und Whitney Houston zu einem romantischen Tanz auf?

Musik gehört zu unserem Leben wie das tägliche Brot – keine Frage. Allerdings ist es anders als beim Essen, ziemlich schwer zu durchschauen, was man auf seine Ohren bekommt. Mit den Jahrzehnten der Musikgeschichte haben sich sehr viele Stile und Genres entwickelt. Man muss mittlerweile schon Musik studiert haben, um bei diesem Dschungel durchzublicken.

HOUSE

House ist eine populäre Stilrichtung der elektronischen Tanzmusik, die in den 1980er Jahren in den USA entstand. Typisch ist der meist durch einen Drumcomputer erzeugte Rhythmus im 4/4-Takt im Tempo von etwa 110 bis 130 Beats per minute: Die Bassdrum auf jeder Viertelnote („Four to the Floor“), Snareschläge bzw. Handclaps auf jeder zweiten Viertelnote, sowie offene Hi-Hats auf der Zwischen-Achtelnote.

House gilt als einer der ersten erfolgreichen Stile der elektronischen Tanzmusik und ist heute nach wie vor sehr beliebt; es entstehen ständig neue Varianten. Die Musikrichtung beeinflusste insbesondere die Entstehung des sehr erfolgreichen Techno mitsamt seiner Szene. Beide Stile ähneln sich sehr und sind zum Teil schwer voneinander abzugrenzen, wobei mit Techno jedoch generell schnellere und „maschineller“ klingende Musik bezeichnet wird als mit House.

Der Name „House“ rührt vom ersten Club her, in dem diese Musikrichtung aufgelegt wurde, dem Warehouse in Chicago.

GESCHICHTE

Die musikalischen Ursprünge des House liegen in der Disco-Musik der späten 1970er, deren Einfluss vor allem in Harmonik und Melodieführung bis heute spürbar ist. Frankie Knuckles legte im Warehouse in Chicago auf. Schon damals war es üblich, dass die Disco-Maxis Club-Mixes enthielten – das bedeutete im Normalfall, dass ausgedehnte, auf den Rhythmus konzentrierte Instrumentalpassagen vorhanden waren. Knuckles stellte fest, dass gerade diese Rhythmusteile die Gäste in Ekstase versetzten, und begann damit, nur noch sie ineinander zu vermischen und den Rest der Platte wegzulassen. Neben Knuckles zählen vor allem Marshall Jefferson, Jesse Saunders und Chip E. als Pioniere des Chicago House. Später griffen die Detroiter Produzenten Juan Atkins, Derrick May und Kevin Saunderson diese neue Liebe zur Monotonie auf und entwickelten daraus den Detroit Techno.

Gleichzeitig entstand in New Yorker Clubs wie der Paradise Garage und The Loft, geprägt durch DJs wie Larry Levan, François Kevorkian und Eric Kupper, ebenfalls eine bis heute bedeutsame House-Szene. Die Paradise Garage war Namenspate für die disco-orientierte House-Variante des Garage House.

Zu Beginn der 1990er Jahre verbreitete sich der Begriff „House“ vielerorts auch als Oberbegriff für verschiedene Arten elektronischer, rhythmischer Musikstile, dem selbst anfangs die neuentwickelte Technomusik noch als Techno House untergeordnet wurde. Das führt allerdings zu einigen Verwirrungen, da es inzwischen auch einen Stil namens Tech House gibt, eine technoisierte Form moderner minimalerer Housemusik. Für die meisten Detroiter und Chicagoer DJs und Produzenten gibt es keine echte Unterscheidung zwischen Techno und House.

Im Jahr 2005 hat der Bürgermeister von Chicago, Richard M. Daley, zum ersten Mal den „Chicago House Unity Day“ ausgerufen. Als Datum wurde der 10. August gewählt.

Anfang der 2010er begann sich aus verschiedenen Abwandlungen von Progressive-, Tech- und Elektrohouse ein eigener Stil mit eigenen Merkmalen zu entwickeln. Der Stil wird als Big-Room bezeichnet und wird durch einen eingängigen, aggressiven Drop geprägt, der mit einer gleichschlagenden Bassline unterlegt ist. Die Lieder Animals von Martin Garrix und Tsunami von DVBBS und Borgeous brachten zeitgleich im Jahr 2013, mit mehreren Nummer-eins-Platzierungen die ersten kommerziellen Erfolge des neuen House-Stils ein. Es folgten Kombinationen mit anderen Musikrichtungen, wie Hardstyle oder einzelnen Housekategorien.

CHARAKTER UND PRODUKTION

House zeichnet sich durch seinen mächtigen, basslastigen Klang aus, der bei Disco in dieser Form noch nicht existierte. Der typische Sound entsteht vor allem durch die Benutzung einer entsprechend druckvollen Bassdrum, die im sogenannten „4er-Fuß“, also durchgehenden vier Schlägen pro Takt gespielt wird (auch als four to the floor bezeichnet). Besonders beliebt sind dabei die heute nicht mehr hergestellten Roland TR-808 und TR-909 Drumsequenzer. Im Unterschied zum Techno mit seinem meist geraden, maschinenartigen Grundmetrum ist House oft durch punktierte Sechzehntel (Shuffle) geprägt. x x

Essentieller Bestandteil für die Entwicklung des House als eigenständigen Musikstil ist auch die extreme Formalisierung der musikalischen Struktur durch fast ausschließliche Verwendung von Sequenzen, deren Längen Potenzen zur Basis 2 sind. Alle acht Takte verändert sich durch das Hinzufügen oder Wegnehmen einzelner solcher Sequenzen das Klangbild. Brüche werden auf diese Weise vermieden. Das kann man gut nachempfinden, indem man einfach in einem klassischen House-Lied 32 Bassdrums (vier Schläge je Takt mal acht Takte) von Anfang einer Sequenz zählt. Dann fangen theoretisch neue Instrumente an, es fallen welche weg, oder Vocals kommen zum Beispiel hinzu. In einem klassischen Houselied würden Vocals niemals inmitten einer solchen Sequenz beginnen, sondern immer am Anfang. Eine typische „Housescheibe“ übertrifft einen Drei-Minuten-Radiohit an Länge, fünf Minuten und mehr sind die Regel. Dies und die oben angesprochene Formalisierung der musikalischen Struktur machen es einem DJ leicht, mehrere House-Platten in der Geschwindigkeit aneinander anzupassen (Beatmatching) und ihre Anfänge und Enden so ineinander überzublenden, dass für den ungeübten Zuhörer der Eindruck eines einzigen, mehrere Stunden langen Stückes entsteht.

Den Sparten Chicago-, Deep- und Minimal-House wurde von Musikjournalisten manchmal eine fast spirituelle Qualität zugeschrieben, die sich auch in Begriffen wie Set me free, Wisdom etc. in Tracktiteln oder Vocalsamples niederschlägt. House als Begriff wird hier als abstrakter, aus Klängen geschaffener sozialer Raum verstanden, in den jeder eingeladen ist (My house is your house and your house is mine). Auch musikalisch nimmt House Einflüsse aus verschiedenen vorherigen Musikstilen von Latin über Soul und Funk bis Disco auf, ist der früheren elektronischen Musik dabei aber genauso aufgeschlossen wie strukturell auch der aus der Hochkultur stammenden Minimal Music. Dieser hybridartige Charakter, den House mit Hip-Hop gemeinsam hat, und der technisch erst durch die Verfügbarkeit günstiger Sampler möglich war, ist Vorbild für andere aktuelle Sparten von Popmusik geworden.

STILRICHTUNGEN MIT BEKANNTEN VETRETERN

Acid House (Phuture, S’Express)

Merkmale

Acid House ist minimalistische House-Musik mit einem pumpenden Four-to-the-floor-Beat in einer Geschwindigkeit von 118–135 BPM (erzeugt mit der Roland TR-808 bzw. der Roland TR-909), die auf den Rhythmus und Klangspielereien reduziert ist. Die meist gesanglosen Tracks (anfangs noch in ruhigem gedämpften Sound) bauen sich langsam auf und steigern ihre Intensität (schriller Klang mit fülligen Höhen) bis zum Break. Auf die Loops werden oft Echos und Backspins gelegt. Dazu kommt der charakteristische synthetische Acid-Sound: ein stark moduliertes Blubbern und Zwitschern, das mit dem Bass-Synthesizer Roland TB-303 Bass Line erzeugt wird, und sich etwa über einen ganzen Track langsam von tonalen Basstönen zu atonalen kreischenden Sounds verändern kann (bekanntes Beispiel: Josh Wink - Higher State Of Consciousness). Oftmals werden auch kurze etwa pentatonische Tonsequenzen monoton wiederholt, oder sehr hohe Frequenzen durchgehend abgespielt, was zu Trance-artigen Effekten beim Zuhörer führen kann. Im Gegensatz zum Chicago House sind beim Acid House kaum mehr Discoeinflüsse zu spüren.

 

Geschichte

Amerika

Als die eigentlichen Erfinder des Acid House gelten DJ Pierre und Earl „Spanky“ Smith aus Chicago. Sie versetzten dem House mit dem 1981 entwickelten Klangerzeuger TB-303 einen härteren Drive. Die beiden hatten einen ca. 15-minütigen Drumtrack programmiert, zu dem dann DJ Pierre mehr spielerisch (er selbst besaß kaum Erfahrung mit dem Gerät) eine Bassline mit der TB-303 modulierte. Sie gaben den Track (den sie erst In Your Mind nannten) DJ Ron Hardy, der damals im Chicagoer Club Music Box auflegte. Er baute ihn in sein Set ein. Das aufgeschlossene Publikum nahm das Stück euphorisch auf.

Der Legende nach sprach das Publikum bald nur noch von Ron Hardys „Acid Tracks“. Der Name kam angeblich in Anlehnung an den Acid Rock zustande, der schon mit ähnlichen Sounds experimentierte. Das Publikum verband „Acid“ aber eher mit der Droge Acid (Slangbezeichnung für LSD). Die Musik, die viele an ihre Trips erinnerte, tat ihr übriges dazu – Drogen in der Discoszene hatte es aber natürlich schon immer gegeben, beispielsweise Kokain in den 1970ern im New Yorker (Studio 54).

Dem Track folgten 1986 bald die ersten regulären Veröffentlichungen des neuen Stils wie z. B. Sleazy Ds I’ve Lost Control (produziert von Adonis und Marshall Jefferson). Acid House löste Chicago House bald in der Popularität ab und wurde so schnell zum Eckpfeiler der amerikanischen Undergroundszene. Acid Tracks erschien erst 1987, neu produziert von Marshall Jefferson, unter dem Projektnamen Phuture (DJ Pierre, Earl Smith hatten sich 1986 mit Herbert Herb J Jackson zusammengetan) bei Trax Records. Phuture versuchten sich aktiv gegen das Drogenimage des Acid auszusprechen. So enthielt die B-Seite von Acid Tracks das Stück Your Only Friend, das von einem Kokainopfer handelt.

Europa und Großbritannien

1987 begann sich House auch in Europa zu etablieren. Zur gleichen Zeit brachten britische DJs den House Sound von ihrem Ibiza-Urlaub erstmals nach England mit. Paul Oakenfold initiierte im Project Club die ersten Afterhour-Partys, auf denen allerdings noch ausschließlich Chicago und New York House lief. Die Musik verbreitete sich wie ein Lauffeuer über die Insel, es wurden immer mehr Partys veranstaltet, und überall eröffneten House-Clubs wie die Hacienda in Manchester. Erste House-Hits in Großbritannien waren Release Your Body von Bang the Party und Oochy Koochy von Baby Ford. Jack Your Body von Steve Hurley und Pump Up the Volume von MARRS erreichten als erste House-Tracks Platz 1 der britischen Charts.

Zu Beginn des Jahres 1988 begannen immer mehr alternative und später auch Massenmedien über die Acid House-Partys zu berichten. Im Verlauf des Jahres sollte dieser Medienhype zur größten britischen Jugendkultur seit Punk führen und als „Second Summer of Love“ (nach der Hippiewelle in den Vereinigten Staaten 1967) in die Geschichte eingehen. Auch auf dem europäischen Festland tanzte man mittlerweile zu den Acid-Rhythmen. Bald sollten kommerzielle Tracks wie „Theme From S-Express“ von S’Express, „The Only Way Is Up“ von Yazz, „Beat Dis“ von Bomb the Bass den Musikmarkt überschwemmen und die europäischen Hitparaden stürmen. Auch Deutschland erlebte eine Acid House-Welle, die sogar im Jugendmagazin Bravo stattfand. Zu den ersten Clubs zählt das zunächst in Berlin-Kreuzberg ansässige Ufo von den späteren Betreibern des Tresor.

Die Acid-Welle in Großbritannien sollte allerdings mit ihrem kommerziellen Ausverkauf schnell wieder ein jähes Ende finden. Mit der aufkommenden Housemusik kam auch erstmals das Amphetamin-Derivat Ecstasy nach England und verschaffte den Tänzern ein einzigartiges Erlebnis. Als die Presse nicht ganz unbegründet wiederholt von den Drogenexzessen bei den Warehouse-Partys berichtete, wurde der Hype zur Hysterie. Die Polizei führte wiederholt Razzien durch und löste Partys auf.[1] Die Smiley-Artikel (Poster, Sticker, T-Shirts, Tassen etc.), die massenhaft überall verkauft wurden, verschwanden aus Imagegründen wieder aus dem Sortiment der Warenhäuser.

Im Oktober 1988 weigerte sich zudem die BBC, den aktuellen Spitzenreiter der britischen Charts, D Mob mit We Call It Acieed, zu spielen. Ein Verbot repetitiver Musik in der Öffentlichkeit wurde diskutiert, da viele der illegalen Partys selbstorganisiert etwa in alten Fabrikhallen oder mitten auf dem Land stattfanden. Der Boykott der staatlichen BBC führte im Nachhinein besonders in London und den großen Ballungszentren zu einer weltweit einzigartigen Zahl von Piratensendern, die die Lücke ausfüllten, welche die BBC hinterließ. Spätestens Mitte 1989 löste Rave Acid endgültig als neue Jugendkultur in Großbritannien ab.

Doch die kurze Acid-House-Welle hatte langwierige Auswirkungen: Der Grundstein für einen funktionierenden britischen Underground wurde gelegt. Viele Dance-Labels wurden gegründet und noch heute senden Piratensender und sorgen so dafür, dass sich neue musikalische Strömungen in Großbritannien viel schneller durchsetzten als in Kontinentaleuropa. Die große Akzeptanz von Drum and Bass und 2 Step auf der Insel ist ihr großes Verdienst.

Der Acid-Sound blieb in den europäischen Clubs weiterhin populär. Viele Musiker experimentierten weiterhin mit dem Acid-Sound und bauten ihn in Techno- und Trancestücke ein. In regelmäßigen Abständen kommt es im Underground zu Acid-Revivals, die immer wieder auch mit neuen Stileinflüssen experimentieren.

Acid-House-Klassiker

 Charanjit Singh – Synthesizing: Ten Ragas to a Disco Beat (1982, wiederveröffentlicht 2010)

 Phuture – Acid Tracks (bzw. Acid Trax) (1986; veröffentlicht 1987)

 Steve Hurley – Jack Your Body (1986)

 Sleezy D – I’ve Lost Control (1986)

 Phuture – We Are Phuture (1988)

 Pierre’s Pfantasy Club – Dream Girl (1987)

 Maurice – This Is Acid (1987)

 Adonis – The Poke (1987)

 Lil’ Louis – Jupiter (1987)

 Tyree Cooper – Acid Over (1987)

 Psychic TV – Tekno Acid Beat (1988)

 Fast Eddie – Acid Thunder (1988)

 A Guy Called Gerald – Voodoo Ray (1988)

 S’Express – Theme from S-Express (1988)

 Jolly Roger – Acid Man (1988)

 Humanoid – Stakker Humanoid (1988)

 D Mob – We Call It Acieed (1988)

 Rififi – Dr. Acid & Mr. House (1989)

 Bam Bam – Where’s Your Child (1987)

 Mr. Fingers – Can You Feel It (1986)

Bedeutende Acid-House-Labels

 Trax

 D.J. International Records

 Jack Tracks

 International House Records

 Westside

 Underground

 Dance Mania

 Blue Chip

 DJAX up beats

Afro House

Afro House ist eine Stilrichtung der House Music. Afro House enthält in den Tracks Instrumente, Rhythmen und Gesangselemente der afrikanischen Volksmusik. Der Sound klingt oft sehr ähnlich dem Tribal House.

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