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Loe raamatut: «Li Tai-pe», lehekülg 6

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An der Grenze

 
Auf den himmlischen Bergen schmolz noch nicht der Schnee.
Keine Blume sprießt aus dürrem Ried.
Hört! Der Frühling bläst das Weidenlied!
Aber keine warmen Wolken wehn.
 
 
Wenn des Morgens Gong und Trommel schallten,
Schläft man nachts im Sattel, auf des Pferdes Hals gebückt.
Schon in der Scheide ist das Schwert gezückt,
Um dem Barbarenhund mit einem Schlag den Schädel zu zerspalten.
 

Die junge Frau steht auf dem Warteturm

 
Die junge Frau steht auf dem Warteturm.
Von Yän-dschïs Hügeln fliegt das Laub im Sturm
Wie braune Vögel. Wolken drohen dicht.
In Herbst und Regen, Blitz und Donner bricht
Bald der Barbar aus seiner Wüste vor.
Der Han-Gesandte zieht durchs roteTor.
In tausend Schädeln kriecht der Totenwurm.
Die junge Frau steht auf dem Warteturm.
 

Winterkrieg

 
Ich träume von dem Regenbogen
Und den Gärten meiner Heimat Tjin.
Mimosen blühen gelb. Gazellen hüpfen.
Wohl ist Krieg. Aber Krieg von Sonne warm.
 
 
Wir frieren mit den Pferden am Wege fest.
Manchem werden eiserne Beine abgeschnitten.
In den Stiefeln. Augen erfrieren wie Glas.
Wohl dem, der unterm Schneeweiß schläft, zu Tod gebräunt.
 
 
Wir Bettler. Unsre Kleider sind zerfetzt.
Fels starrt wie Eis, und Eis starrt wie Gestein.
In Spiralen dreht sich zuckend der Paß.
Hündisch klettern wir den Mond hinauf.
 
 
Wie Maulbeerborke platzt die Haut.
Unser eignes Blut rinnt aufs Schwert.
Hörner klingen in dumpfer Qual.
Süßer sang ich zur Flöte einst.
 
 
Keiner Heimkehr bin ich mir bewußt.
Ein Tiger, aufgescheucht, schlägt mit dem Schweif,
Fletscht seine Zähne, weiß wie Reif, und dunkel
Rollt sein brüllender Ruf ins Tal.
 
 
Zeige jemand sein Herz! Vogel fällt vom Baum.
Trete hervor und zeige sein Herz. Wo ist rot ein Herz?
Tannen stehn beschneit, und auf den Zweigen
Hocken wir steif und krähn im Nebel des Bluts.
 
 
O Himmel! Heiliger! Hilf, verbrenne mich!
Laß Wintergewitter grau erdonnern – und wirf
Den Blitz in die erstarrt erhobene Stirne,
Daß ich aufsteige, Feuersäule, in Nacht.
 

Fluch des Krieges

 
Im Schnee des Tienschan grast das dürre Roß.
Drei Heere sanken vor dem wilden Troß.
Die gelbe Wüste liegt von weißen Knochen voll.
Der Pferde Schrei wie schrille Flöte scholl.
 
 
Es schlingen Eingeweide sich von Baum zu Baum in Schnüren,
Die Raben krächzend auf die Zweige führen.
Soldaten liegen tot auf des Palastes Stufen.
Es mag der tote General die Toten rufen.
 
 
So sei verflucht der Krieg! Verflucht das Werk der Waffen!
Es hat der Weise nichts mit ihrem Wahn zu schaffen.
Er wird die Waffe nur als letzte Rettung schwingen,
Um durch den Tod der Welt das Leben zu bezwingen.
 

Ode auf Nanking

 
Du warst im Ringe von sechs Reichen einbezogen.
Drei Becher leere ich, um diese Verse dir zu widmen.
Im Lande Tjin klingen die Gärten in leichteren Rhythmen.
Aber die Hügel spannen sich wie Regenbogen
Bunter als die Gipfel von Lo-yang.
 
 
Hier, wo das müde Gras auf den Ruinen wuchert und Libellen
Wie Schleier schwirren, türmte sich das Kaiserschloß.
Die Freundin winkte hoch vom Turm. Im Marstall wieherte das Roß.
Wo sind Burg und Kaiser, Pferd und kleine Freundin? … Ach, dahin wie Wellen
In dem großen Strom des Jangtsekiang …
 

Das Friedensfest

 
Die Türme des Schlosses durchstoßen den Himmel,
Um blinkende Säulen ringeln sich Drachen.
Florhänge wallen empor, und schöner Frauen Gewimmel
Singt zur Sonne, und tönende Steine lachen.
 
 
Der Kaiser hört im Frühlingswind die zarten Noten.
Es ist das Lied: Ach irgendwann muß ja geschieden sein.
Wir fahren nach den ergrünenden Inseln auf zeltüberdachten Booten,
Kleine Wellen springen wie fliegende Fische herein.
 
 
Dreitausend Mädchen huldigen dem Herrn mit heitern Tänzen,
Mit Glockenschlag, der wie ein Schwärm von Vögeln durch die Lüfte zieht.
Palast und Erde zittern in den Grenzen.
Menschen jubeln tanzend das Friedenslied.
 
 
Die sechsunddreißig unsterblichen Kaiser lenken ihre Wolkenwagen zur Erde,
Sie locken den Gefährten, doch fester hält er nur die goldnen Zügel.
Er bleibt und will, daß China durch ihn glücklich werde.
Und als der Friedenskaiser ragt fortan sein Name steil und ewig wie ein heiliger Hügel.