Club Cuffs And Whips

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Drei BDSM-Storys

Margaux Navara

Für M.

Vielen Dank für das Lesen, Korrigieren, Lektorieren, Loben und Kritisieren und für Deine Freundschaft!

Anmerkung der Autorin:

Wenn Sie unter 18 Jahren alt sind, lesen Sie bitte nicht weiter.

Dies sind Geschichten, keine Tatsachenberichte. Alle Mitwirkenden sind über 18 Jahre alt.

Bitte denken Sie bei allen Spielen immer an den Grundsatz des BDSM: safe, sane and consensual - auf Deutsch: sicher, mit klarem Verstand und in gegenseitigem Einverständnis. Vergessen Sie auch nicht ein Safeword und natürlich gilt: Safer Sex - nur mit Kondom!

Aber man darf ja träumen….

CMNF-Party

Was CMNF bedeutet? Das musste ich selbst erst einmal nachschlagen. Clothed Male Naked Female. Eine Party, bei der alle Frauen nackt sind – und alle Männer bekleidet, vorzugsweise in Anzug oder besser noch in Frack.

Klingt cool, oder? Genau das dachte ich auch, als ich es das erste Mal im Internet las. Natürlich suchte ich weiter und fand – eine Party im Cuffs And Whips. Und dann klickte ich alles wieder weg. Ich und nackt vor fremden Männern? Niemals!

Ich bin keine zwanzig mehr. Sogar ein wenig über dreißig. Und da sieht eine Frau eben nicht mehr aus wie eine Zwanzigjährige. Ich treibe Sport und bin nicht unförmig, aber kein Model. Ein wenig Hüftspeck. Ein etwas zu großer Hintern. Die Haut nur außerhalb der Bikiniabdeckung gebräunt. Der Rest ist schon in Ordnung, finde ich. Meine Brüste sind schön, auch wenn sie nicht jedem gefallen, da sie ein wenig spitz zulaufen und die Nippel sich manchmal durch den BH bohren wollen, wenn sie sich aufstellen. Aber das hat weder mich noch meine Partner bisher gestört.

Partner. Da liegt des Pudels Kern. Ich habe nämlich keinen. Jedenfalls seit etwa einem Jahr nicht mehr. Zwei One-Night-Stands, mehr nicht, in den letzten zwölf Monaten. Oder sind es dreizehn? Ich möchte lieber nicht genau nachzählen. Mist!

Mein Problem – ein größeres als mein Hüftspeck – ist dabei vor allem meine Suche nach einem dominanten Partner. Das ist nicht einfach, und nachdem ich bei verschiedenen Chats, einschlägigen Seiten und Kontaktanzeigen sehr enttäuscht wurde, habe ich zumindest diesen Weg aufgegeben. Ich kann das nicht, mit einem Mann Kontakt aufnehmen, den ich nicht sehen kann, nicht riechen, nicht anfassen.

Ich brauche Blickkontakt, Gehör, Geruch. Seine Stimme, seine Mundbewegungen, das Timbre. Und noch viel mehr – ist er gepflegt? Wie sehen seine Haare aus, wie fühlen sie sich an? Hat er Bart oder ist er rasiert? Glatt, Dreitagebart, einfach nur Stoppeln? Das sind nur zwei Punkte von vielleicht zehn oder zwanzig oder auch hundert, wer weiß schon, wie viele man abcheckt in den ersten Minuten?

Das hat mich auf die Idee gebracht, es bei einem Club zu versuchen. Reiner SM – nein, danke. Ich will nicht nur Schmerzen, ich will mehr Drumherum. Also ein BDSM-Club. Dann die nächste Frage: Einfach so hingehen? Oder auf eine spezielle Party? Und genau da bin ich auf CMNF gestoßen. Es gibt auch das Gegenteil, aber das interessiert mich nicht. Da müssen die Männer den Frauen zur Verfügung stehen - nein, danke!

Für mich muss ein Mann der Boss sein. Er muss bestimmend sein, er muss mit mir spielen wollen, muss mich beherrschen. Er darf dafür auch zu besonderen Mitteln greifen, wenn es ihm gefällt. Ich träume davon, mich einem Mann ganz hinzugeben, mich ihm zu unterwerfen. Nicht nur im Schlafzimmer, auch sonst, wenn auch nicht als 24/7-Sklavin, sondern immer noch als Partnerin. Klingt schwierig? Ist es auch.

Aber was soll eine Frau tun? Ich will trotzdem nicht zuhause sitzen und warten, bis mein Prinz vorbei kommt, weil ich weiß, dass er eben nicht vorbeikommt. Selbst wenn ich einen Klempner brauche, kommt nicht ein Prinz, sondern eben nur ein Klempner; glatzköpfig, bierbäuchig, nach Zigaretten stinkend. Die logische Folge ist also, dass ich mich selbst auf die Suche nach dem Heiligen Gral begeben muss, und wenn es sein muss, dann eben nackt.

Ja, ich habe mich entschieden und endlich die Mail abgeschickt. Vielleicht werde ich ja abgelehnt! Hoffentlich! Oh Gott, ich bin so verrückt! Wie kann ich da hingehen? Mit meinem Körper?

Ja, ich bin auch exhibitionistisch veranlagt. Ich möchte angeschaut werden – zumindest in meinen Träumen. Nur: In meinen Träumen bin ich auch wunderschön und schlank und jung.

Egal wie die Antwort ausfällt, ich gehe ins Sonnenstudio, ein wenig Nachhilfe für diesen einen Punkt kann ja nie schaden. Einen Nacktbadeurlaub kann ich mir nicht leisten, schon gar nicht im März.

Ich kriege beinahe einen Herzinfarkt, als die Mail kommt. Ich soll ein Bild von mir schicken – ein Nacktfoto. Haha! Wer hätte das gedacht?

Ich ziehe das jetzt durch, sage ich mir immer wieder, während ich mich vor dem Spiegel im Flur in Positur werfe. Es braucht ungefähr zweitausend Bilder, bis ich eines habe, auf dem ich nicht blöd aussehe – dick aussehe – überhaupt nicht zu sehen bin wegen des grellen Blitzes – wie ein verschrecktes Kaninchen in die Kamera schaue – die Kamera besser zu sehen ist als ich – es nicht so aussieht, als müsste ich dringend mal. Was nur daran lag, dass es im Flur langsam kühl wurde und ich eben mal musste, aber vorher noch dieses verdammte Foto hinkriegen wollte!

Der Mauszeiger hängt stundenlang über dem Senden-Button, und vielleicht liegt es nur an der Müdigkeit, dass mein Finger den Knopf drückt und das Bild weggeschickt wird, zusammen mit diversen Angaben, die man außerdem von mir forderte. Beinahe hätte ich noch freiwillig meine Steuernummer eingefügt, so viele Fragen musste ich beantworten. Ist es das wirklich wert? Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen?

Die Antwort kam nach einigen Tagen: Ich wurde angenommen! In drei Wochen ist es so weit. Genug Zeit, um die Anzahl der Stunden im Studio zu verdoppeln, ein, zwei Kilos oder wenigstens ein Pfund abzunehmen und die Bräune zu vertiefen. Meine Nippel wollen gar nicht mehr aufhören, steif dazustehen, darauf habe ich keinen Einfluss. Jeder, wirklich absolut jeder Gedanke kreist um diesen Abend. Dabei brauche ich mir zumindest keine Gedanken um mein Outfit zu machen. Was eine einzige große Lüge ist, denn natürlich sollen wir Frauen nicht ganz nackt sein – wir sollen Highheels tragen.

Also verbringe ich die Abende und die Samstage in Schuhgeschäften, und sonntags surfe ich nach möglicherweise passenden Schuhen. Es hilft mir, die Zeit zu vertreiben, wobei ich leider in mittlere Panik gerate, weil ich drei Tage vor dem Termin immer noch schuhlos bin. Wenn ich welche sehe, haben sie die falsche Farbe oder ich kann nicht drin laufen oder sie drücken oder …

Da sind sie. Im normalsten aller Schuhgeschäfte, an dem ich ungefähr hundert Mal vorbeigelaufen bin, in der Annahme, dort nie und nimmer etwas Passendes zu finden. Sie sind schwarz, klar, aber sie haben auch mit Strass besetzte Riemen um die Knöchel, die mit vielen kleinen Schnallen geschlossen werden. Sie wirken wie Fesseln. Oh Gott, ich muss sie einweihen. Mein Vibrator hilft mir dabei. Wenn mich der Anblick schon so anmacht, müssten Männer, die ja in mancher Beziehung etwas einfacher gestrickt sind – ich meine natürlich nur bei visuellen Reizen – ja beinahe kommen, wenn sie mich nur sehen.

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Ich bin ein nervliches Wrack an diesem Samstagabend. Mir fällt das Mascara herunter und der Pinsel verschmiert die Fliesen. Das erste Paar Strümpfe zerreißt. Ich weiß nicht, wie ich ohne Höschen, nur mit dem Mantel darüber, ins Taxi kommen soll, ohne möglichen Zuschauern meine rasierten Zonen zu zeigen. Wird sich der Taxifahrer beschweren, wenn ich einen feuchten Fleck auf seinem Polster hinterlasse? Ich steige zur Sicherheit hinten ein. Das Kunstleder fühlt sich eklig an auf meinen nackten Beinen, ich klebe fest. Igitt!

Habe ich schon erwähnt, dass mir zum Kotzen übel ist? Soll ich dem Fahrer sagen, dass ich umkehren will? Nein, diese Blöße gebe ich mir nicht. Und sonst auch keine, wenn ich den Mantel nur gut zusammenhalte. Ich bin so sehr bemüht, die Oberschenkel zusammenzupressen und mit einer Hand den Mantel festzuhalten, die andere auf meinem rebellierenden Magen, dass ich übersehe, dass oben der Ausschnitt aufklafft und es sehr deutlich wird, dass ich nichts drunter anhabe. Dem Kerl fallen bald die Augen aus dem Kopf und ich muss mit einem scharfen: „Aufpassen!“ wiederholt auf Hindernisse aufmerksam machen. Zumindest lenkt das Mit-Fahren mich so ab, dass ich meinen Magen vergesse und beinahe auch meine Nacktheit.

Er fragt, ob er mich abholen soll. Natürlich nicht! Ich muss ein anderes Unternehmen anrufen für die Heimfahrt, ich bezweifle, dass ich sonst in meine Wohnung gelange, ohne ihm zumindest einen runterzuholen. Aber warum sollte ich das für diesen Typen tun, wenn mich Männer in Frack erwarten? Vielleicht werde ich auch mitgenommen? Von meinem Prinzen? Ah, ich träume mich schon wieder schön und jung und unwiderstehlich!

Ich muss mein Passwort nennen, meine Identität wird überprüft und ich bin unsicher, ob ich nicht aus Versehen bei der örtlichen Polizeistation gelandet bin. Doch der Vorschlag des Mannes hinter dem Eingangstresen, ich könne mich in den Räumen gleich rechts ausziehen und meine Kleidung dort lassen, sagt mir, dass ich hier richtig bin – und vor lauter Aufregung diesen Punkt vergessen hatte. Ich hätte überhaupt nicht nackt fahren müssen, da in der Mail mit den Anweisungen stand, dass ich mich gleich am Eingang entkleiden könne. Nun ja, so geht es eben schneller und ich habe keine Druckstellen von String oder BH. Unaufmerksamkeit hat auch ihre Vorteile.

 

Meine Herzschlagrate liegt inzwischen bei circa 250, kurz vor einem Infarkt also. Und ich habe wirklich einen Fleck hinterlassen, zum Glück nur auf der Innenseite meines Mantels. Ich tauche schnell in die Toilette ab und wische mich einigermaßen trocken. Schlimm genug, mich nun endgültig zeigen zu müssen, da muss nicht gleich jeder sehen, dass ich es kaum erwarten kann!

In der Mail stand, dass die Männer zuerst anwesend sein müssen, die Frauen werden erst später eingelassen. Ich habe mir mit der Vorstellung, dass diese Männer dasitzen in ihren Anzügen, mit einem Glas in der Hand, die Beine lässig übereinandergeschlagen, und ich hereinmarschieren muss und vor aller Augen paradiere, ungefähr zehn Höhepunkte verschafft. Nun ist es tatsächlich so weit.

Oh Gott, ich sterbe. Nicht vor Scham, sondern vor Lust. Es ist genau wie in meinen Träumen. Die Tür wurde von einem Angestellten geöffnet, auch er gut gekleidet, aber in Weiß, wie ein Kellner, und da sitzen vielleicht ein Dutzend Männer. Ich kann sie nicht genau sehen, nicht weil es so dunkel ist, sondern weil sie vor meinen Augen verschwimmen. Ich habe eine Schwäche für einen gutgekleideten Mann – und nun sind da viele, alle im schwarzen Edelzwirn, weiße Hemden glänzen um die Wette, dezente Krawatten und sogar ein paar akkurat gebundene Fliegen schmücken die Kragen. Die Haare mit ordentlichem Schnitt, weiße Zähne blitzen – und dann applaudieren sie.

Ein weiterer weißgekleideter Angestellter gestikuliert und weist auf die Tür am Ende des Raumes hin. Ich schreite also hier vor all diesen Männern auf meinen Highheels, nur mit halterlosen, spitzenbesetzten Nahtstrümpfen bekleidet, durch den Raum. Ich bin nicht mehr feucht, ich tropfe beinahe. Bei jedem Schritt spüre ich, wie die Feuchtigkeit auf dem kurzen Stück nackter Haut meiner Oberschenkel verteilt wird. Kann eine Frau kommen nur von den Blicken der Männer? Der Weg ist endlos und doch viel zu kurz.

Im nächsten Raum ist die Quote etwas anders. Hier gibt es nur wenige Männer, die sich an eine Bar anlehnen, einige Frauen stehen dazwischen. Ich schaue mir erst einmal die Konkurrenz an. Die Erste hat eine Rubensfigur – im Vergleich zu ihr bin ich gertenschlank. Die Zweite hat hängende Brüste, eine Dritte ist sicher an die fünfzig, was nicht ganz zu verbergen ist. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich bin nicht die Einzige mit Unzulänglichkeiten. Man hat die Frauen wohl nicht nach ihren Modelmaßen ausgesucht. Vielleicht gibt es nicht viele Models, die sich hier präsentieren wollen.

Ich bin froh darüber und überlege krampfhaft, was ich tun soll. Ein Glas Sekt wäre nicht schlecht, nur zur Beruhigung der Nerven. Ich schlendere also wie zufällig zur Bar und schaue den Barmann an, damit ich ihm meine Order nennen kann. Er beachtet mich nicht. Ich hebe die Hand. Er hätte Zeit, mich zu bedienen, aber er ignoriert meine Versuche zur Kontaktaufnahme. Lässt seinen Blick über mich schweifen, als wäre ich ein Möbelstück.

Der Mann neben mir betrachtet mich. Von oben bis unten. Ganz gemächlich. Ich lächle ihn ein wenig verzagt an. Wie fängt man hier eine Konversation an? Ach ja, der ignorante Barkeeper wäre ein gutes Thema.

„Ich hätte mir hier eine bessere Behandlung erwartet. Dieser Kerl scheint mich nicht zu beachten.“

Mein Nachbar kneift ein wenig die Augen zusammen. „Ich glaube nicht, dass es angebracht ist, dass du einen Mann beleidigst. Bist du neu hier?“

„Äh, ja, ich bin das erste Mal hier.“

„Hast du nicht die Information gelesen? Frauen haben hier und heute nichts zu sagen. Sie sind nicht zu ihrem eigenen Vergnügen hier. Dementsprechend werden sie auch nicht behandelt wie Gäste.“

„Nein?“, frage ich, obwohl mir siedend heiß einfällt, dass genau darauf in der Mail Bezug genommen wurde.

„Nein. Sie sind zum Gebrauch da.“

Wow. Wenn mir das da draußen in der wirklichen Welt ein Mann hingeworfen hätte, hätte ich ihm eine geknallt und vermutlich auch noch die Kronjuwelen poliert. Hier macht es mir die Knie weich und ich schwanke ein wenig unter dem Aufprall seiner Worte. Alleine die Vorstellung, ohne dass überhaupt etwas passiert ist, macht mich unglaublich heiß. Ich bin in meinem Traum gefangen und ich bin versucht, mich zu kneifen.

Er hat mich beobachtet, meine Reaktion abgeschätzt und jetzt hat er ein hämisches Lächeln auf den Lippen.

„Komm her, du darfst etwas trinken. Knie dich auf den Boden.“

Meine Ohren klingeln. Hat er das wirklich gesagt? Was wird er mir zu trinken anbieten? Noch während in meinem Hirn tausend Gedanken aufblitzen, sinke ich schon auf die Knie und schaue ihn erwartungsvoll an. Er nimmt sein Glas – ein Sektglas – und hält es an meine Lippen, während seine andere Hand sich um meine Kehle legt. Der kühle Sekt rinnt wie feinstes Quellwasser bei einer Verdurstenden über meine Lippen und durch meinen Hals, derweil seine Hand zart über die Haut streicht.

„Du wirst von mir noch anderes schlucken. Ich will, dass du Punkt zehn zu mir kommst. Keine Sekunde später!“

Er dreht sich weg und betrachtet ausgiebig die übrigen Frauen, ignoriert mich genauso wie der Barmann eben. Ich stehe unsicher auf und suche mit meinen Augen eine Uhr. Keine zu sehen. Es war neun, als ich angekommen bin, also kann es nicht so viel später sein. Wie soll ich wissen, wann es so weit ist? Und warum sollte ich zu ihm gehen? Vielleicht, weil er es so will? Mein Herz hat sich nochmals beschleunigt. Ich kriege nichts von dem mit, was um mich herum passiert. Ich sehe mich schon auf den Knien vor ihm, wie ich seine Hose öffne, ihn heraushole …

Eine Hand streicht mir über den Hintern. Eine andere fasst an eine Brust und zwickt mich in den steif abstehenden Nippel. Die Berührungen erden mich. Die Männer, die bisher in dem vorderen Raum als Empfangskomitee dienten, sind zu uns gestoßen. Nun wird klar, auf was ich mich hier eingelassen habe. Wir sind ein Dutzend Frauen. Höchstens. Und bestimmt dreißig Männer. Die nackten Körper der Frauen wirken im Gegensatz zu der feinen und formellen Kleidung der Männer noch nackter. Weißer. Schwächer. Hilfloser. Eine Übermacht der Anzugträger. Herrschaft der Hemden. Trotz Highheels sind die meisten Männer größer als die Frauen, scheinen sie nicht nur mit ihrer Überzahl zu erdrücken, sondern auch mit ihrer Körpergröße. Selbst die Rubensfigur sieht schmal und zerbrechlich aus zwischen den breiten Schultern.

Wollen sie uns Frauen mit ihrer schieren Körperlichkeit ersticken? Dazu kommen die Blicke. Abschätzende Blicke. Bewundernde Blicke. Vor allem aber gierige Blicke.

Es bilden sich Kreise aus, in deren Mittelpunkt jeweils eine Frau steht, drum herum eine Anzahl Männer, bei manchen mehr, bei anderen weniger. Die Lücken um mich herum schließen sich und ich kann nicht mehr sehen, was dort passiert. Ich bin umgeben von Anzugträgern. Sie fassen mich an, betasten mich, wie man Äpfel im Supermarkt anfasst. Ist sie prall? Ist die Haut glatt, ohne Druckstellen, ohne braune Flecken? Und dann: Ist sie reif?

Ja, ich habe Finger zwischen meinen Beinen. Ein anerkennendes Grunzen, Bemerkungen untereinander.

„Sie ist nass.“

„Mh, eine gute Wahl!“

„Sie trieft schon vor Erwartung!“

Ein Weiterer drängt sich mit breiten Schultern dazwischen. „Dreh dich um!“

Ich kann nicht anders. Ich drehe mich, fühle Hände auf mir, die mich berühren, meine Brüste, meinen Hintern, aber auch im Nacken, an den Hüften, den Beinen – einfach überall. Ein Finger in meinem Mund, widerstandslos aufgenommen, weil ich sowieso mit offenem Mund dastehe, keuche, beinahe hechele, hyperventiliere.

„Ruhig!“ Eine Hand hat mein Kinn ergriffen, zieht mich ein wenig näher, bis ich ihm in die Augen sehe. Und nur noch ihn sehe. Braune Augen, umgeben von langen Wimpern. „Ruhig atmen. Beruhige dich!“

Er hält mich mit seinem Blick fest, so lange, bis die Luft wieder in meine Lungen strömt und nicht im Hals stecken bleibt. Es ist derjenige, der mich aufgefordert hat, mich zu drehen. Ich nehme um ihn herum Bewegung wahr, aber ich sehe nur ihn. Männer kommen, andere gehen. Alle wollen fühlen, schauen, schmecken. Ich sehe, dass manche ihre Finger an mir benetzen, dann meinen Saft testen, als wäre ich eine Sahnetorte, deren Geschmack beurteilt werden muss. Ich produziere genug Feuchtigkeit für alle, wobei noch niemand tiefer eingedrungen ist, bisher waren die Berührungen nur oberflächlich.

So langsam fängt mein Hirn wieder an, zu arbeiten. Das ist die Kennenlernrunde. Jedem Mann soll Gelegenheit gegeben werden, die Frauen zu beurteilen, sich ein Bild zu machen, vielleicht schon eine Auswahl zu treffen. Frauen haben bis hierher keine Wahl. Ich habe mit dem Betreten dieses Raums mein Einverständnis gegeben, so berührt, befühlt, befingert, getestet zu werden. Es gibt Grenzen, zu denen sich die Männer verpflichtet haben, aber diese sind sehr hoch angesetzt. Erniedrigung ist erlaubt. Domination ist erlaubt, und damit ist mehr als Herumkommandieren gemeint. Es dürfen Paddel, Gerten und Flogger eingesetzt werden. Jede Menge Toys stehen zur Verfügung.

Frauen dürfen Nein sagen. Genau genommen dürfen sie nur Rot oder Gelb oder Grün sagen. Grün heißt: Mach weiter, am besten härter. Gelb heißt: Gönn mir eine Pause zum Durchschnaufen und überlege, ob du vielleicht etwas anderes ausprobieren möchtest. Nur bei Rot muss der Mann aufhören, mit was auch immer er gerade tut. Dafür sorgen zur Not die Angestellten.

Und wie immer gibt es Ausnahmen, aber das kommt erst später. Ich weiß noch nicht, ob ich das ausprobieren möchte. Ich werde sehen, wohin der Abend mich führt.

Eine Glocke ertönt, und das heißt, dass es Zeit ist für das erste „Spiel“. Frauen können sich zur Verfügung stellen zur Verlosung. Sie dürfen eine Zahl sagen. Genau so viele Gewinnerlose werden in die Lostrommel geworfen. Wer von den Männern Interesse hat, darf ein Los ziehen. Haben alle gezogen, werden die Lose geöffnet. Die Gewinner verschwinden mit der „Lady“ in einem der Séparées. Die erste Frau ist die etwa fünfzigjährige. Sie sagt laut und deutlich zwei. Es treten drei Männer vor. Ein Angestellter wirft drei Lose in einen silbernen Kelch, und die Männer greifen beherzt zu. Ein älterer, grauhaariger Mann und ein unscheinbarer, kleinerer, sind die Gewinner. Sie ziehen mit der Frau im Schlepptau von dannen.

Ich habe gebannt zugeschaut. Will ich das auch? Noch nicht. Vielleicht später. Es gibt noch mehr Auswahl. Eine weitere Frau nennt die Zahl eins. Zwei Männer treten gegeneinander an. Ich wende mich ab und schaue mir die Zuschauer genauer an. Mein Blick fällt auf den Mann von der Bar. Er schüttelt sein Handgelenk, so dass seine vermutlich teure Uhr darunter zum Vorschein kommt. Oh Gott!

Ich muss nicht die Zeiger erkennen können, um zu wissen, was die Stunde geschlagen hat. Sein Blick sagt alles. Ich gehe zu ihm, und ich muss aufpassen, dass ich nicht stolpere vor Eifer, zu ihm zu gelangen. Er ist nicht ganz mein Typ, aber seine Anweisung übt einen unwiderstehlichen Zwang aus. Ich muss zu ihm gehen. Ich muss gehorchen. Ich werde tun, was er verlangt, egal, was es ist.

Er dreht sich um und geht ein paar Schritte zu einer Gruppe von Loungesesseln, lässt sich in einem unbesetzten nieder und spreizt herausfordernd die Beine. Ich stelle mich dazwischen und versuche, nicht allzu eifrig zu wirken. Noch weiß ich nicht, ob er das will, was ich auch will.

„Hinknien! Und nun bedank dich für den Champagner.“

Oh, ja, er erfüllt meinen Wunsch. Ich öffne den Hosenschlitz und sein Gerät springt mir entgegen wie ein Springteufel aus der Dose. Er ist durchschnittlich groß und dick – zum Glück. Mit dem werde ich fertig. Womit ich nicht so leicht fertig werde, sind die Geräusche um mich herum, die mir sagen, dass wir gerade im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.

Der Kerl fängt sogar eine Unterhaltung an mit einem der Männer.

„Sie scheint recht folgsam. Bin mal gespannt, wie sie sich macht.“

Ich muss abschalten. Mich nur auf ihn konzentrieren. Wenn ich genauer über das Bild nachdenke, das ich hier abgebe, nimmt vielleicht mein Fluchttrieb überhand. Adrenalin und andere Hormone streiten um die Vorherrschaft. Die Anderen gewinnen.

Ich schiebe die Haut nach unten, und seine Eichel präsentiert sich mir, dunkel, glänzend, glatt und geschmeidig. Ich brauche keine Spucke zu sammeln, sie ist mir schon längst im Mund zusammengelaufen, genau so viel, wie ich zwischen meinen Beinen produziere. Nur mit einem Unterschied – im Mund kann ich die überflüssige Menge herunterschlucken, dort unten läuft sie ungebremst aus mir.

Ja, ich weiß, dass man nicht ungeschützt mit Fremden Sex haben sollte, auch keinen Blowjob. Aber eine Bedingung für die Teilnahme war eine ärztliche Bescheinigung, die nicht älter als eine Woche sein durfte. Ich muss mich darauf verlassen, dass das genügt. Bezweifelte ich die Sicherheit einer solchen Bescheinigung, wäre ich nicht hier.

 

Ich entschließe mich zu einer Breitseite. Über den Punkt des Zögerns bin ich längst hinaus. Also stülpe ich meinen Mund über seine Erektion und lasse ihn bis zum Anschlag vordringen. Meine Lippen berühren den Bauch. Es rauscht in meinen Ohren. Nein, kein Rauschen. Applaus vermischt mit bewundernden Bemerkungen und einem heiseren Stöhnen des Schwanzanhängsels. Ich stelle mir einen Moment vor, wie die Männer hinter mir stehen. Wie sie aussehen. Wie ihre Organe anschwellen hinter dem feinen Stoff ihrer Hosen, wie ihre Nippel sich aufstellen unter den weißen Hemden. Genug, um mich so anzumachen, dass ich alles in diesen Blowjob stecke, einen Enthusiasmus, den ich sonst selten an den Tag lege.

Ich habe Erfolg. Schneller als erwartet explodiert er in mir, verteilt seinen Saft über meine Zunge, füllt den gesamten Mundraum, spült sich mit meinen krampfhaften Schlucken durch die Kehle nach unten. Sein erdiger Geschmack berauscht mich. Oder sind es die Geräusche um mich herum? Die hochglanzpolierten Schuhe, die goldglänzenden Uhren und Manschettenknöpfe?

Ich lehne mich zurück und er übernimmt es selbst, seinen nun erschlafften Penis in der Hose zu verstauen. Während ich mir noch die Lippen lecke, erscheint ein Glas vor meinen Augen. Es sieht zu perfekt aus, um echt zu sein, weshalb ich zögere, zuzugreifen. Glitzernde Tautropfen zieren das feine Kristall, drinnen steigen feinste Bläschen an die Oberfläche der blassgelben Füllung, winzigste Eruptionen dort, wo die Bläschen platzen und das Gas entweichen lassen. Ein zarter, blumiger Geruch mit einem Hauch von Vanille.

Eine Hand packt mich an der Kehle, genauso wie der Uhrträger mich gehalten hat. Dann wird mir das Glas an die Lippen gehalten und ich trinke durstig. Es ist vermutlich Champagner. Besserer als vorhin, vielleicht bin ich auch nur durstiger. Ich schaue auf und erkenne die braunen Augen. Mein dankbares Blinzeln wird mit einem Zwinkern beantwortet.

Was jetzt? Erneut ertönt der Gong und eine Frau posaunt ein provozierendes: „Drei!“ Sehr fordernd, die Rubenssche. Es finden sich zwei, so dass die Auslosung nur der Form halber passiert. Sie scheint enttäuscht und wirft mir einen bösen Blick zu. Ich? Was habe ich damit zu tun? Ich bin die mit dem Hüftspeck und dem großen Hintern! Da hilft auch die Bräune nicht drüber hinweg. Und die drei Kilo, die ich mehr vor Aufregung und Appetitlosigkeit abgenommen habe, reichen nicht, um aus mir eine Barbie zu machen.

Ein Stöhnen aus einer anderen Ecke zieht mich an. Eine blonde, kurzhaarige junge Frau kniet auf einem niedrigen Tisch, ihren Hintern hochgestreckt, und lässt sich von einem Mann befingern. Sie hat ein grünes Band an ihrem Strumpf, ein gleiches hat der Mann an seinem Handgelenk. Ah, ein Paar. Nur zum Schauen gekommen, und zum Gesehenwerden, aber nicht zum Mitspielen. Ich habe bisher noch gar nicht darauf geachtet. Nun sehe ich noch mehrere Bänder, jeweils in anderen Farben, so dass die Paare gut zuzuordnen sind. Nun, es gibt viele Interessensrichtungen im Bereich BDSM, und auch ein solches Event dient der Befriedigung aller möglichen Gelüste.

Der Uhrträger liebkost mich, oder zumindest tätschelt er mir die Wange wie einem Kind.

„Sehr schön, Kleines. Obwohl du ein Spanking verdient hättest, da du zu spät gekommen bist. Es war schon zwei nach zehn.“

„Das Spanking bekommt sie von mir. Wir wollen doch nicht die Erziehung entgleisen lassen!“

Braunauge hat gesprochen und packt mich gleich entschlossen am Arm. Ich folge ihm mit weichen Knien. Ja, der Abend scheint sich so zu entwickeln, wie ich es mir vorgestellt hatte. Er setzt sich auf einen Hocker und mit einem Dreh seiner Hand bin ich auf seinem Schoß – Kopf nach unten, Hintern in der Luft. Ich mache keinen Laut vor lauter Angst, er könnte ihn falsch interpretieren und am Ende noch die Wörter Gelb oder Rot heraushören.

Er legt eine Hand auf mein Kreuz. Sie fühlt sich warm an, schwer, ein Gewicht, das mich niederdrückt, unterdrückt, Zeichen für alles, was ich mir wünsche. Ich muss mich bewusst ermahnen, mich nicht auf der Stelle in diesen Kerl zu verknallen, nur weil er seine Hand auf mich gelegt hat. Er spielt nur. Mehr nicht!

Die Hand liegt ruhig und nichts passiert. Warum nicht? Was hat er vor? Muss er sich erst mental vorbereiten? Will er mehr Zuschauer?

„Kopf hoch!“, kommt sein Kommando und ich schaue zu ihm auf. Er grinst süffisant. „Halt das. Und ich denke, du solltest keinen Tropfen verschütten!“

Er drückt mir sein Champagnerglas in die Hand, das noch zur Hälfte gefüllt ist. War das der Grund für sein Zögern, dass er keinen Platz gefunden hat, um das Glas abzustellen? Sicher nicht, denn direkt neben mir steht ein niedriger Tisch für genau diesen Zweck.

Ich warte immer noch. Eigentlich hätte es längst losgehen können. Es ist irritierend, hier zu liegen, auf seinen harten Oberschenkeln, die sich keinen Zentimeter rühren, genauso wenig wie die Hand auf meinem Rücken. Ist das Bestrafung durch Langeweile? Sollte ich nun meine Untaten reflektieren, meine Reue bekunden, um Gnade betteln? Das Letztere hebe ich mir auf für den Fall, dass seine Schläge zu hart ausfallen. Meine Untat ist zur Genüge reflektiert. Ich war zu spät. Ich hatte keine Uhr. Außer dass ich mich auf die Instruktionen hätte besinnen können, in denen stand, dass die Verlosungen jeweils zur Viertelstunde stattfinden, die Erste um zehn Uhr. Was sonst ist also der Grund für das Warten? Schließlich hat er angekündigt, die Bestrafung übernehmen zu wollen - ich habe nicht darum gebeten! Warum wartet er dann und ist völlig passiv?

Gibt es eine wortlose Entsprechung für nervöses Geschwätz? Das ist es nämlich, was in meinem Kopf passiert. Ich schwätze mich selbst zu, reihe sinnlose Gedanken aneinander, alles nur, um mich von dem abzulenken, was mich erwartet. Sicher wäre es der Situation angemessener, wenn ich mich zusammenreißen, meine innere Mitte suchen, dann die Bestrafung mit so viel Grazie und Demut aufnehmen würde wie irgend möglich. Aber ich schaffe es nicht. Ich bin zu aufgeregt. Ein Spanking! Schon ewig her, das letzte Mal. Und nur, weil ich es dem aufgegabelten Kerl eindringlich empfohlen hatte. Dann allerdings war er begeistert bei der Sache, leider mit Unverstand gepaart. Er schlug auf die falschen Stellen. Zu hart. Zu ungenau. Zu unregelmäßig.

Ja, ich stelle Ansprüche. Keine gute Voraussetzung für die Suche nach einem Partner. Ich weiß genau, dass ich damit bei einem echten Mann auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen würde. Aber einen solchen habe ich eben noch nicht kennengelernt und hoffte, dieses Defizit hier füllen zu können. Und nun liege ich auf dem Schoß eines völlig Untätigen, Passiven; vielleicht der Mittler des Clubs, der dafür sorgt, dass die Gäste es nicht zu weit treiben.

Au! Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt! Wieder Au! Wow, tut das weh! Der Kerl hat eine wirklich große Hand. Und Kraft! Au! Bisher war ich still geblieben, der Schock hatte nicht einmal für ein Jammern gereicht, aber ich weiß, dass ich gleich losschreien werde. Mein Mund steht schon offen, ich schnappe nach Luft, obwohl ich die Letzte noch nicht ausgeatmet habe.

Nichts. Kein weiterer Schlag. Nur ein missbilligendes: „Ts, ts!“ Dann nimmt er mir das Glas aus der Hand. Das Glas! Ich habe keine Sekunde mehr an das Glas gedacht und noch weniger an den Inhalt. Es ist leer, auf dem Tisch neben mir viele Spritzer. Ich beobachte fasziniert, wie immer noch vereinzelt Bläschen in den Pfützen platzen. Auch meine Blase ist geplatzt. Die Blase, in der ich mich befunden hatte, heimtückisch hervorgerufen von dem Mann, auf dessen Schoß ich liege, durch seine Passivität. Er ist schuld! Hätte er gleich zugeschlagen, wäre ich nicht so abgelenkt gewesen. So aber war ich abgetaucht, im trüben Wasser meiner Gedanken versunken, mit blöden Fragen beschäftigt, die er mir nicht beantworten wird, zumindest nicht mit Worten.