Weihnachten im November

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Weihnachten im November
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Markus Katzenmaier
Weihnachten im November
Eine Adventsgeschichte in 24 Kapiteln

Für Johanna, Lena, Sophia und Katharina

Inhalt

1 Alle Jahre wieder

2 Kling, Glöckchen, kling

3 Es ist ein Ros entsprungen

4 Herbei, o ihr Gläubigen

5 Morgen, Kinder, wird’s was geben

6 Es kommt ein Schiff geladen

7 Leise rieselt der Schnee

8 O Tannenbaum, o Tannenbaum

9 O du fröhliche

10 Still, still, still

11 Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen

12 Josef, lieber Josef mein

13 Es ist für uns eine Zeit angekommen

14 Vom Himmel hoch, da komm ich her

15 Süßer die Glocken nie klingen

16 Ihr Kinderlein kommet

17 Morgen kommt der Weihnachtsmann

18 Wer klopfet an

19 Maria durch ein Dornwald ging

20 Zu Bethlehem geboren

21 Ich steh an deiner Krippe hier

22 Was soll das bedeuten

23 Kommet, ihr Hirten, ihr Männer und Frau’n

24 Stille Nacht, heilige Nacht

Impressum

Weihnachten im November

Markus Katzenmaier

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2013 Markus Katzenmaier

ISBN 978-3-8442-6926-0

Kapitel 1
Alle Jahre wieder

„Alle Jahre wieder“, murmelte Frau Hundemüller verzweifelt.

Sie stand mit ihrer Tochter Jule im Supermarkt vor einem großen Karton, in dem sich Lebkuchen befanden. Es gab zwei verschiedene Sorten zu kaufen: Zartbitter und Vollmilch.

Jule lief das Wasser im Munde zusammen. „Mmh, Lebkuchen, die schmecken lecker! Nehmen wir eine Packung Lebkuchen mit?“, fragte sie ihre Mutter.

„Nein, es ist erst September und wir sind gerade von unserem Sommerurlaub zurückgekommen. Weihnachten ist erst in drei Monaten.“

„Bitte, Mama.“

„Nein.“

„Bitte.“

„Nein!“

„Warum nicht?“

„Weil es noch eine lange Zeit bis Weihnachten ist und ich es nicht gut finde, dass es schon im September Lebkuchen zu kaufen gibt. Ich habe da meine Prinzipien.“

„Was sind Prinzipien?“

„Regeln, die man sich aufstellt, wie zum Beispiel Spielregeln.“

„Nach meinen Spielregeln kaufen wir jetzt Lebkuchen.“

„Nein!“, sagte Frau Hundemüller genervt und schob den Einkaufswagen weiter.

Frustriert folgte ihr Jule. Immer galten nur die Spielregeln der Erwachsenen, das war unfair.

Jule war sieben Jahre alt. Bald würde sie wie ihr Bruder Lukas acht werden. Obwohl sie Zwillinge waren, waren sie sehr unterschiedlich veranlagt.

Lukas war ein ruhiges Kind. Er sammelte Kieselsteine und betrachtete diese gerne mit seiner Lupe. Jule konnte dies überhaupt nicht verstehen; für sie sahen die Steine alle gleich aus. Jule spielte lieber mit ihren Freundinnen. Sie redete gerne und hatte immer viel zu erzählen.

Jule und Lukas hatten noch einen älteren Bruder. Max war fünfzehn und gerade in einem schwierigen Alter, wie Herr Hundemüller gelegentlich festzustellen pflegte. Bis vor kurzem hatte Max noch gerne mit seinen Geschwistern gespielt, doch jetzt hatte er dazu keine Lust mehr und beschäftigte sich lieber stundenlang mit seinem Computer oder seinem Handy. Er hatte seit neuestem zwei Lieblingsausdrücke: „cool“ und „ätzend“. Diese Wörter gefielen seiner Mutter überhaupt nicht. Regelmäßig schimpfte sie ihn deshalb.

Von ihren Klassenkameraden war Jule schon häufig gefragt worden, ob sie zu Hause auch Hunde hätten, wo sie doch Hundemüller hießen. Zu Jules Bedauern hatten sie weder einen Hund noch sonst ein Haustier. Ihre Eltern meinten, Haustiere machten zu viel Arbeit und sie hätten schon genug zu tun mit ihren drei Kindern. Das verstand Jule ganz und gar nicht: Sie war doch schon groß und machte bereits fast alles selber!

Einmal in der Woche kam Marie zu Familie Hundemüller und half Jules Mutter beim Putzen. Marie machte gerade eine Ausbildung zur Gärtnerin. Sie hatte nicht viel Geld und mit dem Putzen verdiente sie sich ein wenig dazu. Da sie ein Baby erwartete, war sie vor kurzem zu ihrem Freund, dem Vater ihres Kindes, gezogen und hatte aufgehört zu arbeiten. Nun musste sich Frau Hundemüller eine neue Putzhilfe suchen.

Familie Hundemüller wohnte in der Barbarastraße 14. Links von ihnen wohnte Frau Scheuffele. Frau Scheuffele hatte früher bei einer Bank gearbeitet, jetzt war sie im Ruhestand. Bis vor einem halben Jahr hatte sie mit ihrer Mutter zusammengelebt, dann war ihre Mutter gestorben. Seitdem wohnte Frau Scheuffele alleine in ihrem Haus. Wenn Frau Hundemüller im Garten arbeitete, kam Frau Scheuffele häufig vorbei, um mit ihr über das Wetter zu reden. Diese Gespräche beendete Frau Scheuffele immer mit dem gleichen Satz: „Besser so ein Wetter, als gar kein Wetter.“

Rechts neben Familie Hundemüller wohnte Annabell mit ihren Eltern. Annabell hatte keine Geschwister und war die beste Freundin von Jule. Sie hatte lange schwarze Haare. Jule und Annabell gingen in dieselbe Klasse und saßen dort nebeneinander. Bei Annabells Mutter musste alles sehr sauber und ordentlich sein. Wenn Jule zu Besuch bei Annabell war, hatte deren Mutter immer entweder den Staubsauger oder einen Putzlappen in der Hand. Frau Hundemüller beneidete ihre Nachbarin um das saubere und ordentliche Haus. „Bei meiner Familie wird es mir nie gelingen, einen so ordentlichen und sauberen Haushalt zu haben“, dachte sie entmutigt bei sich. Jule sah das alles anders. Sie fand es blöd, wenn sie bei Annabell abends immer die gesamten Spielsachen aufzuräumen hatten. Am nächsten Tag mussten sie dann alles wieder aufbauen, bevor sie weiterspielen konnten.

Kurz und gut, Familie Hundemüller war eine normale Familie, die in einem normalen Haus, in einer normalen Straße mit normalen Nachbarn wohnte. Nur Weihnachten würden sie dieses Jahr nicht auf ganz normale Art und Weise feiern. Aber davon wussten sie noch nichts.

Kapitel 2
Kling, Glöckchen, kling

An einem Nachmittag, als Annabell bei Hundemüllers zum Spielen war, erzählte Jule ihr, dass es im Supermarkt schon Lebkuchen zu kaufen gäbe.

„Toll“, freute sich Annabell, „dann ist es nicht mehr so lange hin bis Weihnachten. Hast du schon eine Wunschliste? Weißt du schon, was du dir vom Christkind wünschst?“

Wunschliste? Daran hatte Jule noch gar nicht gedacht. Die beiden Mädchen beschlossen, umgehend eine Liste anzufertigen. Dazu gingen sie in Jules Zimmer, nahmen sich jeweils ein Blatt Papier und einen Stift und setzten sich nebeneinander an den Schreibtisch.

Während Jule sich überlegte, was sie sich vom Christkind wünschen wollte, plapperte Annabell darauf los: „Ich habe vor Weihnachten noch Geburtstag, und meine Mama hat mir versprochen, dass ich dann eine ganz tolle Puppe geschenkt bekomme. Die Puppe heißt Trixie. Sie ist wunderschön, kann sprechen, Pipi machen und sie krabbelt und läuft. Trixie kann auch Purzelbäume schlagen. Mama hat erzählt, dass es Trixie erst ab Anfang Dezember zu kaufen geben wird und ich an meinem Geburtstag dann eine Puppe haben werde, die sonst noch keiner hat. Trixie ist teuer, deshalb wünsche ich mir Trixies Puppenwagen, ihr Bett, ihren Kleiderschrank, ihr Motorrad und ihr Pferd erst zu Weihnachten.“

Das musste eine tolle Puppe sein! Für Jule stand fest, dass sie ebenfalls eine Trixie haben wollte. Schade, dass sie nicht auch wie Annabell vor Weihnachten Geburtstag hatte. Trixies Puppenwagen, das Bett, den Kleiderschrank, das Motorrad und das Pferd wünschte sie sich ebenso; außerdem noch einen Kinderstaubsauger, einen Ball, ein Puppenhaus und einen Kinderkaufladen.

Alles wurde auf die Wunschliste gesetzt. Hin und wieder waren sich Jule und Annabell nicht sicher, wie das Gewünschte geschrieben wurde, dann malten sie es auf. Ihre Wünsche passten nicht alle auf ein Blatt Papier, so mussten sie jeweils ein zweites Blatt nehmen.

Als Familie Hundemüller am Abend vereint am Esstisch saß und vesperte, wandte sich Jule an ihren Vater: „Papa, da bald Weihnachten ist, habe ich heute meine Wunschliste geschrieben. Soll ich dir sagen, was ich mir alles vom Christkind wünsche?“

„Es sind doch noch drei Monate bis Weihnachten“, sagte Herr Hundemüller und biss von seinem belegten Brot ab. „Weihnachten ist mir übrigens heute Nachmittag schon einmal begegnet. Stellt euch vor, ich war im Möbelhaus, um nach neuen Matratzen Ausschau zu halten, und ehe ich mich versah, befand ich mich vor einem Weihnachtsstand. Sie hatten dort tatsächlich schon einen Weihnachtsmarkt aufgebaut, obwohl wir erst Ende September haben.“

Jule hörte ihm nicht zu. Sie war weiterhin mit ihren Gedanken bei ihrer Liste und fuhr unbeirrt fort:

„Papa, ich wünsche mir die Puppe Trixie. Sie kann sprechen, Pipi machen, krabbeln und gehen. Sie macht auch einen Purzelbaum. Ihren Puppenwagen, ihr Bett, ihren Kleiderschrank, ihr Motorrad und ihr Pferd wünsche ich mir auch.“

„Das sind aber viele Wünsche“, meinte Herr Hundemüller kauend.

„Es sind noch nicht alle. Ich wünsche mir außerdem noch einen Ball, einen Kinderstaubsauger, ein Puppenhaus und einen Kinderkaufladen.“

„Ist das jetzt alles, was das Christkind bringen soll?“, brummte Herr Hundemüller.

„Nein!“, meldete sich Lukas. „Ich wünsche mir ein ferngesteuertes Auto und genau so ein Fahrrad, wie Max es hat.“

Herr Hundemüller schaute Max an: „Und du, mein Sohn?“

„Ich will ein neues Handy und das coole Computerspiel ‚Die Ritter kommen‘.“

„Max! Du sollst nicht ständig das Wort ‚cool‘ in den Mund nehmen“, rügte ihn Frau Hundemüller und wandte sich anschließend ihrem Mann zu: „Gibt es auf dem Weihnachtsmarkt im Möbelgeschäft auch Christbaumkugeln? Letztes Jahr sind einige unserer Kugeln zerbrochen. Wir müssen unbedingt neue kaufen.“

 

„Mama, gibt es zu Weihnachten wieder Pizza? Und darf ich meine Pizza dann selbst belegen?“, fragte Lukas.

Jule hatte ein anderes Lieblingsessen: „Ich will aber Dampfnudeln mit Vanillesauce.“

„Mir ist es egal, was es zu essen gibt, Hauptsache eine coole, große Portion für jeden“, meinte Max. Frau Hundemüller verdrehte die Augen. Max hatte erneut das Wort „cool“ gebraucht.

„Wenn man euch so reden hört, könnte man meinen, Weihnachten bestünde nur aus Geschenken, Weihnachtsschmuck und Essen – jedes Jahr das Gleiche. Das ist doch nicht alles, Weihnachten ist mehr!“, entrüstete sich Herr Hundemüller. „Also ich bin dafür, dass wir Weihnachten dieses Jahr einmal anders feiern als sonst.“

Die übrigen am Tisch fragten alle gleichzeitig durcheinander: „Wie?“ „Wo?“ „Was?“ „Verstehe ich nicht!“ „Wie meinst du das?“

„Jetzt beenden wir erst einmal in Ruhe unser Abendessen. Danach erkläre ich euch meine Idee“, antwortete Herr Hundemüller schmunzelnd.

Es wurde still am Esstisch. Jule schlang ihr Brot hinunter, damit sie schneller mit dem Essen fertig werden würde. Was hatte ihr Vater für eine Idee? Wie konnte man Weihnachten anders feiern als sonst?

Kapitel 3
Es ist ein Ros entsprungen

Nach dem Abendessen saß Familie Hundemüller im Wohnzimmer beisammen. Jule wartete ungeduldig, dass ihr Vater endlich seine Idee mitteilen würde. Wie konnte man Weihnachten anders feiern als sonst?

Herr Hundemüller spannte sie alle ein wenig auf die Folter, denn er ging erst einmal in den Keller, um eine Weinflasche zu holen. Nachdem er die Flasche bedächtig entkorkt hatte, nahm er zwei Weingläser aus dem Wohnzimmerschrank, schenkte sich und seiner Frau je ein Glas Wein ein, stieß mit ihr an und prostete den Kindern zu. Genüsslich probierte er den Wein.

„Jetzt rede endlich, Papa!“, drängte Jule.

„Ich schlage vor, dass wir Weihnachten in einer Hütte in den Bergen verbringen. Wir fliehen hier vor dem Trubel mit Geschenken, Weihnachtseinkäufen und -vorbereitungen und feiern dort ruhig und besinnlich Weihnachten.“

„Weihnachten in den Bergen, das klingt spannend“, dachte Jule.

„Hat es dort Schnee?“, fragte Lukas.

Herr Hundemüller ging davon aus, dass um Weihnachten in den Bergen viel Schnee liegen würde. Das gefiel Jule. Sie mochte Schnee. Sie könnten dann Schlitten fahren oder eine Schneeballschlacht machen. Auch Lukas liebte den Schnee; er baute mit Vergnügen Schneemänner.

Max war von der Idee seines Vaters überhaupt nicht begeistert: „Gibt es auf der Hütte überhaupt einen Internetanschluss oder einen Handyempfang? Bekommen wir dort Geschenke? Ohne Geschenke ist Weihnachten nämlich ätzend!“

„Max! Nicht dieses Wort!“, schimpfte Frau Hundemüller und fügte hinzu: „Ein paar Geschenke sind schon möglich, aber nicht so viele wie sonst. Wir müssen schließlich alles im Auto verstauen.“

Jule wollte auf jeden Fall die Puppe Trixie haben. Auf die anderen Geschenke konnte sie notfalls verzichten, auch wenn es ihr schwer fallen würde.

Frau Hundemüller meinte: „Ich finde die Idee gut. Die Vorstellung, dass wir den ganzen Weihnachtstrubel hier hinter uns lassen, gefällt mir.“

„Lasst uns in einer Hütte in den Bergen Weihnachten feiern! Lasst uns das wahre Weihnachtsfest finden!“, sagte daraufhin Herr Hundemüller.

Max zögerte noch ein wenig, aber schlussendlich stimmte er dem Vorschlag zu.

Nun mussten sie nur noch eine schöne Hütte finden, die sie mieten könnten. Max machte den Computer an, und zusammen suchten sie im Internet nach einer geeigneten Hütte.

Nach kurzer Zeit fanden sie die ersten Angebote. Auf dem Bildschirm waren Bilder von verschiedenen Hütten zu sehen.

Oh, waren die toll! Jule war begeistert von den abgebildeten Hütten, die im Sonnenschein inmitten einer herrlichen Schneelandschaft lagen. Sie konnte sich nicht entscheiden, welche Hütte ihr am meisten zusagte.

„Diese Hütte wäre ideal für uns“, sagte Frau Hundemüller und zeigte auf eine. „Max, schau mal, ob die noch über Weihnachten frei ist!“

Max tippte auf der Tastatur herum und sie bekamen die Information, dass diese Hütte schon belegt sei. Schade! Sie suchten weiter und fanden bald eine andere Hütte, die für sie perfekt gewesen wäre. Leider war auch diese bereits über Weihnachten ausgebucht. Und die nächste Hütte, die sie auswählten, war ebenfalls schon belegt.

„Wir hätten früher nach einer Hütte suchen müssen. Die Dinger sind jetzt alle ausgebucht“, schimpfte Max.

Jule war enttäuscht. Sie hätte so gerne in einer Hütte in den Bergen mit viel Schnee Weihnachten gefeiert. Jetzt würden sie Weihnachten wie jedes Jahr zu Hause verbringen. Jule wandte sich vom Computer ab.

„Und was ist mit dieser Hütte?“, hörte sie ihren Vater fragen.

Max tippte erneut etwas in den Computer ein und kurze Zeit später antwortete er: „Auch diese ist über Weihnachten belegt. Die ist fast den ganzen Winter ausgebucht. Nur das Wochenende über den 24. November ist sie noch frei. Ätzend!“

Frau Hundemüller schüttelte genervt den Kopf.

„Dann feiern wir eben Weihnachten einen Monat früher“, schlug Herr Hundemüller vor.

Alle schauten ihn ratlos und irritiert an. Wie meinte er das?

„Wir wollen doch das wahre Weihnachtsfest finden. Wir machen uns dazu unabhängig von allen Traditionen, Zwängen und Vorgaben. Der 24. November ist dieses Jahr ein Samstag, so haben die Kinder keine Schule und wir können über dieses Wochenende in die Berge fahren“, erklärte Herr Hundemüller.

„Was werden da bloß die Nachbarn denken?“ fragte Frau Hundemüller.

„Das ist mir egal!“, entgegnete Herr Hundemüller. „Wenn alle einverstanden sind, dann buchen wir diese Hütte und feiern dieses Jahr schon im November Weihnachten. Denkt über meinen Vorschlag nach, und morgen Abend stimmen wir darüber ab.“

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