... Ich will nur mit dir reden - Thriller

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... Ich will nur mit dir reden - Thriller
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Marlene Lang

... Ich will nur mit dir reden - Thriller

THRILLER

Dieses eBook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

Vor einem Jahr

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Impressum

Prolog

Die Nacht sah alles mit tausend unsichtbaren Augen der Seelen, die ihre Ruhe und Frieden noch nicht gefunden haben. Ein Mord geschah, aber niemand in der Nachbarschaft sah etwas. Nur der Vollmond lächelte, mit rundem Gesicht, leuchtend weiß und so unschuldig.

Überall erleuchteten rotierende blaue Lichter der Polizeiautos die finstere Nacht am Rande des kleinen Ortes Neubrunn. Die Polizisten standen am Eingang eines Hauses und gewährten Kommissar Winkelmann Zutritt, sie wussten ein Bild des Schreckens erwartete ihn. Ein Mann lag blutüberströmt mit mehreren Messerstichen im Wohnzimmer auf dem Boden.

Ein Kollege erklärte den Kommissar, dass die im gleichen Haus wohnende Besitzerin den Toten entdeckte als sie sich wegen der lauten Musik beschweren wollte. Die Tür stand offen und da es keine Einbruchspuren gab, öffnete er scheinbar seinem Mörder selbst die Tür.

Kommissar Winkelmann erlebte zurzeit so viele schlaflose Nächte und jetzt musste er noch diesen grausigen Mord an einem jungen Mann kurz vor seiner Pensionierung lösen. Er hatte vor mit 63 Jahren aufzuhören obwohl er mit Kürzungen seiner Pension rechnen musste. Ärgerlich waren Politiker, die das Rentenalter schrittweise auf 67 Jahre erhöhten! Waren die alle verrückt?

Sein Anblick erinnerte an einen schlanken Professor, mit der kleinen Lesebrille auf der Nase sah er nachdenklich aus und seine fehlenden Haare deckte er mit einer sportlichen Kappe ab. Sein Scharfsinn gab ihm viele notwendige Eindrücke für die Lösung dieses Falles, wie zum Beispiel, die kleinen im Blut zurückgelassenen Fußabdrücke, die auf eine Frau deuteten, oder das Fehlen eines Messers aus dem Bestecksatz, das wahrscheinlich die Mordwaffe war.

Die Männer von der Spurensicherung suchten nach Fingerabdrücken und machten Bilder in der Wohnung während der Kommissar die Vermieterin befragte. Von ihr erfuhr er, dass die Mieterin der Dachwohnung im oberen Stockwerk schon seit Monaten nicht mehr gesehen wurde und Gerüchten nach, sie in einer Nervenanstalt sei. So viel sie wusste, war der verstorbene Markus Single, der viel Zeit im Wirtshaus im Ort verbrachte, bei der Firma Bosch in Bamberg arbeitete und keine Angehörigen hatte.

Dennoch sah es nach einer Beziehungstat aus, denn so eine Bluttat wurde meistens von einem Bekannten und nicht einem Fremden verursacht. Wenn das fehlende Messer in der Küche die Todeswaffe war - was durch die Obduktion festgestellt werden könnte - dann war es vielleicht eine Tötung im Affekt und nicht geplanter Mord. Das muss jetzt alles geklärt werden und er wird sein Bestes, wie immer, versuchen.

Er fragte seinen Kollegen, der die Leiche genauer untersuchte: „Um welche Uhrzeit wurde er umgebracht?“ „Nach der Körpertemperatur vermute ich vor drei bis vier Stunden. Da waren fast 20 Messerstiche im Körper“, stellte er Kopf schüttelnd fest.

„Eventuell war es eine Beziehungstat, denn so wie er zugerichtet wurde, war jemand sehr wütend auf ihn. Wurde etwas gestohlen?“ Der Kommissar ist kein Hellseher aber der Mann sah nicht reich aus. „Ich glaube einen Raubmord kann man ausschließen und so viele Stiche im Bauch deuten eher auf eine verschmähte Geliebte hin oder einen Wahnsinnigen“, erklärte er, denn in dieser Wohnung gab es nichts Wertvolles zu stehlen. Zurzeit ging es drunter und drüber. Bei der Polizei schien es wie überall zu sein: zu wenig Personal.

Sagte die Vermieterin nicht, dass ihre Untermieterin in einer Anstalt war? Er schrieb alles in sein kleines Heft und überlegte sich gleich morgen mal dorthin zu fahren, aber erst brauchte er Schlaf. Und der Kopf brummte wieder. Sein Aspirin hatte er - wie immer - vergessen. Müde schaute er den Männern vom Beerdigungsinstitut zu, die einen Transportsarg herein brachten, um den Toten zu transportieren.

So ein schreckliches Bild von einem Blutüberströmten Körper, wie vor kurzem diese schöne Tote mit einem Kopfschuss in der Gegend, weil ihr Mann sie nicht gehen lassen wollte, verweilte in seinem Gedächtnis. Blut. Überall Blut. Oft waren solche Anblicke für seine Alpträume verantwortlich, denn in der Nacht besuchten ihn Geister. Den einzigen Trost war seine Liebe zu seiner Verlobten Barbara, die leider vor vielen Jahren von einem Geistesfahrer auf der Autobahn getötet wurde. Im Schlaf eroberten oft seine Wunschträume, indem sie noch mit ihm lebte, diese fürchterlichen Alpträume.

Ein letzter Blick auf den blutüberströmten toten Mann auf dem Boden: “Wer war hier? Wer hat dir das angetan? Wenn Tote reden könnten.“

Der Kommissar erfuhr noch, dass in dieser Nacht einige Barbesucher Markus mit einer Frau in der Bar sahen, aber niemand konnte sie beschreiben. Markus saß mit ihr in einer Ecke, obwohl er gewöhnlich an der Theke seinen Stammplatz hatte. Er war ein ruhiger junger Mann, der sicher - wie jeder - ein schönes Leben wollte. Was passierte hier? Alle Nachbarn waren sich einig. Sie hätten nie gedacht, dass so etwas auch in ihrer Gegend passieren könnte. Das kannte man höchstens aus dem Fernsehen.

Vor einem Jahr

Die Sonne schien schon Stunden durchs Fenster, aber Marion schlief weiter. Ein unbewusster Alptraum wollte sie festhalten, aber ihr Bewusstsein wehrte sich dagegen. Sie wurde verfolgt, hatte Angst und musste sich verstecken. Ihr Herz pochte als wolle es ihr aus der Haut springen. Die Körpertemperatur stieg und sie floh so schnell sie konnte während Angstperlen ihre Stirn bedeckten.

Der Traum war plötzlich weg, als sie mit mörderischen Kopfschmerzen aufwachte. Ihre Gedanken schwirrten im Kreis. Wann hatte sie die Party gestern verlassen? Wie viel hatte sie getrunken? Himmel, tat der Kopf weh! Sie wollte sich betrinken um zu vergessen und dafür musste sie jetzt büßen. Der Kopf fühlte sich an wie von einer Weinpresse gedrückt.

Hatte sie es getan? Sie überlegte. Irgendwann wollte sie während der Party ihr Handy zur Hand nehmen und Franz eine SMS schicken. Aber sie hatte es zu Hause vergessen und als sie um drei Uhr nach Hause kam, suchte sie es sofort. Selbst wenn sie es nicht dürfe, sie konnte nicht anders, sie musste es einfach. Ihre Vernunft wurde durch den Alkohol unterdrückt.

Ein schneller Blick zur Uhr verriet ihr, es war schon elf. Zuerst baumelten die Füße aus dem Bett und dann erhob sich der schwere Körper. Der Kopf! Mit halb geöffneten Augen ging sie zur Toilette. Da lag ihr Handy.

Sie traute sich nicht es anzuschauen um nicht mit der Tatsache konfrontiert zu sein, sie habe eine große Dummheit begangen. Aber irgendwie ahnte sie es und klappte es bewegungslos langsam auf. Sie hatte es doch getan! Scheiße! Was wird er ihr wohl als Antwort schicken? „Du bist eine blöde Kuh!“, oder „Lass mich endlich in Ruhe!“, oder „Ich zeige dich an!“

Marion fühlte sich scheußlich und verzweifelt denn gestern Nacht trank sie einfach zu viel Alkohol und wurde deswegen sentimental. Wochenlang konnte sie sich zurückhalten und war so stolz auf sich weil sie endlich dachte, sie könne ohne ihn leben. Ihre Therapie bei ihrer Psychologin Kerstin Klein in der Bamberger Nervenklinik wirkte. Bis gestern.

Etliche Wochen versuchte sie sich einzureden, sie liebe ihn nicht mehr; sie brauche ihn nicht und kann vergessen, was er ihr angetan habe. Aber, wenn man zu viel Alkohol trank, wurde man leichtsinnig und da bekamen die Gefühle plötzlich Flügel und suchten einen Ausweg. Woher kam diese Sehnsucht? In der Nachricht bat sie ihn um Vergebung - was immer sie auch getan haben sollte, denn sie wusste es immer noch nicht. Er sollte erkennen, dass sie immer noch an ihn dachte. Nach so einer langen Zeit, einer Ewigkeit, wollte sie ihre Bereitschaft für eine neue Freundschaft zeigen - falls es ihn interessieren sollte.

Mit zitternden Händen legte Marion das Handy in die Schublade zurück. Ihr Herz tat so weh und ein Gefühl der Ohnmacht überwältigte sie. Ihr war schwindlig und dieser Kater machte keinen Spaß und so konnte sie nur versuchen den Tag normal zu verbringen. Wie jeden Tag! Was war schon normal? Die Hölle konnte nicht schlimmer sein und ihre Gedanken kreisten nur immer um ihre Beziehung, die kaputt gegangen war. Ihre große Liebe war der Mann, der sie ablehnte. Wieso tat die Liebe so weh?

 

Was würde er schreiben? Es dauerte nicht lange und sie schaute nochmal nach. Gar nichts. Ihr Herz pochte vor lauter Aufregung weil sie Angst hatte, er würde böse mit ihr sein. Wenn die Antwort was Schlimmes werde, zerbreche es ihr Herz. Aber es wurde schon gebrochen! Seit damals, als er mit ihr Schluss machte. Per SMS! Ohne Grund! Einfach so! Unglaublich! Sie dachte er liebe sie und er war so nett. Am Anfang. Als sie ihn kennen lernte, war er so ein Schatz und so lieb.

Sie schaute durchs Fenster und sah dunkle hässliche Wolken den blauen Himmel verdecken. Als sie ihn in der Disco kennenlernte, war er so großzügig und liebenswert. Sie spielte zuerst die Uninteressierte, so dass er das Gefühl bekam, er war der Eroberer.

Sie folgte damals allen bekannten Regeln um einen großen Fisch ans Land zu ziehen. Er war perfekt. Diesen Mann musste sie für sich gewinnen und sie durfte ihn nie mehr loslassen. Sie war so glücklich wie schon lange nicht mehr.

Jedes Mal wenn sie ihn sah - diesen sportlichen Körper- überrumpelte sie diese Begierde. Sie mussten sich lieben, leidenschaftlich, so oft wie möglich. Da war er wie ein wildes Tier. Ihrer Kleider konnten sie sich nicht schnell genug entledigen. Er hatte keine Erektion-Probleme und wusste, wie er eine Frau befriedigen konnte. Erst heiße Küsse, die einem den Atem raubten während seine Hände ihren Weg zwischen die Oberschenkel suchten. Da konnte keine Frau widerstehen und alle Berührungen steigerten die Lust. Er wusste, was eine Frau brauchte.

Aber das Glück wurde ihr nicht sehr lange gewährt und sie wusste bis heute noch nicht, was sie falsch gemacht hatte.

Franz, Anfang 30 - braune Haare und verführerische dunkle Augen - trat in ihr Leben und sie wollte ihn nicht mehr loslassen. Er war zwar nur ein Sanitäter - ein Arzt wäre ihr lieber gewesen - aber dafür war er wunderschön, einfach unwiderstehlich. Der allerschönste Mann auf der ganzen Welt! Sie schloss kurz ihre Augen, und stellte ihn sich bildlich vor. Besonders sein schönes Lächeln machte sie willenlos.

Was erlebten sie bisher schon alles! Man könnte ihn mit einem Casanova vergleichen, aber Marion war sich sicher, sie konnte ihn angeln. So kam es ihr eine Zeitlang vor. Ein Traum der zum Alptraum wurde.

„Kann ich Ihnen etwas zu trinken holen?“, fragte er damals in der Disco in Bamberg und schaute sie liebevoll an. Die Musik klang sehr laut und überall waren Menschen, die gerne tanzten oder einfach Spaß haben wollten. In dieser Disco schien immer eine „Über 30“-Party zu sein, denn junge Leute sah man hier kaum. Die ältere Generation der Geschiedenen, Getrennten und Opfer missglückter Beziehungen tummelte sich hier. Marion beobachtete eine Frau, die sicher schon über 40 war, wie sie nach erst mach mehrmaligen Anläufen einen Tanzpartner fand. Manche wollten nur tanzen während andere einen Sexpartner für die Nacht suchten.

Marion tanzte sehr gerne und fragte Franz ob er auch gerne tanze, aber er sagte gleich ab. Er könne es nicht. Während die Foxmusik spielte, bewegte sich Marions Körper automatisch. Sie konnte kaum stillstehen wenn sie Musik hörte und begriff oft nicht, wie manche bei so einer tollen Musik wie Statuen versteinert stehen bleiben. Ihre Kollegin Melanie kam mit einem Mann zur Theke, um etwas zum Trinken zu holen. Sie grüßte kurz Marion und versuchte mit Franz ein Gespräch zu starten. Aber der Mann an ihrer Seite wollte ihr ein Getränk bezahlen und störte sie dauernd, bis sie ihr Vorhaben aufgab. Melanie war sichtlich genervt aber der Mann wich nicht von ihrer Seite. Marion kannte das Gefühl wenn einer nicht begreifen wollte, dass man kein Interesse an ihm habe und es offensichtlich nicht bemerkt.

Am liebsten möchte sie sterben! Alles kam wieder hoch wie auch der Inhalt des Magens. Schnell zur Toilette. Wieso benahm sie sich wieder wie ein Teenager und trank alles durcheinander? Das konnte nicht gut gehen. Sie fühlte sich niedergeschmettert, verlassen. So alleine. So beschissen. So verletzt.

Kapitel 3

Franz war ein Macho und sie hatten eine wundervolle erste Nacht in seiner Wohnung. Sie konnten beide nicht schnell genug ihre Kleider ablegen und heißes und leidenschaftliches Verlangen steigerten die Lust als sie ohne Umwege in seinem Bett landeten und sich stundenlang in sämtlichen Positionen liebten – wie man sie oft nur von Büchern, die von der Kunst des Liebens berichten - kennt.

Sie schliefen kaum in dieser Nacht. Danach sollte in ihrem Leben nichts mehr so sein, wie bisher weil sie sich kopfüber in diesen Sanitäter verliebte. Jedes Mal wenn ein Martinshorn erklang, dachte sie, dass könnte jetzt ihr geliebter Franz sein.

Bei der Arbeit, in einem geräumigen Kleidungsgeschäft in Bamberg träumte sie nur noch von dem großen Glück, dass ihr jetzt widerfahren war. Endlich hatte sie die Liebe ihres Lebens gefunden! Darauf hatte sie schon so lange gewartet. Sie gingen ab und zu gemeinsam in die Bar, tranken viel Alkohol - er unterhielt sich immer auch mit anderen - und danach verbrachten sie die Nacht miteinander und hatten wirklich guten Sex. Nur leider konnte sie ihn nicht so oft sehen, wie sie wollte. Sie befürchtete, er sah auch andere Frauen und das machte sie eifersüchtig. Dieser Druck auf der Seele war so schwer zu ertragen. Sie würde alles tun, so dass er die anderen vergesse. Das war ihr Ziel.

Ob sie nochmal auf das Handy in die Schublade schauen sollte, ob er ihr zurückschrieben hatte? Mit ihrer Nachricht verärgerte sie ihn sicher. Er wollte nichts mehr von ihr wissen. Halb schlafend mit zitternden Händen machte sie Kaffee und las die Tageszeitung. Hunger hatte sie heute gar keinen. Nur Kopfweh und Angst.

Ihre Konzentration ließ, wie immer, schnell nach weil Ihre Gedanken in die Vergangenheit schweiften. Eines Tages kam eine SMS von Franz, dass es aus sei. Das klang genauso, wie es damals in der Zeitung über Boris Becker und seine Freundin in New York stand. „Abschied per SMS.“ Es war aus! Gewisse Männer waren in dieser Hinsicht anscheinend gleich. Sie solle ihn nicht mehr anrufen oder besuchen. Ohne Grund. Einfach so. Verdammt! Was war los? Das konnte doch nicht wahr sein!

Er war zwar ein Macho und das wusste sie, als sie ihn kennen lernte weil er so selbstsicher war, als könnte keine Frau ihm widerstehen. So viele wurden in seinen Bann gezogen und folgten ihm blind, aber sie war sich ihrer sicher, dass sie diesen Hengst zähmen und für ein Familienleben gewinnen könnte. Sie wusste nicht, dass er schon mal geschieden war. Das erzählte er nie, denn in der Disco konnte man nicht so viel sagen und im Bett ergab sich das ja auch nicht.

Am Anfang versuchte sie es noch mit Anrufen und zahlreichen SMS aber er drohte mit einer Anzeige wenn sie nicht aufhörte, ihn zu belästigen. Sie konnte nicht mehr schlafen und alles machte sie wahnsinnig, so weit dass sie Gedanklich auf ihn mit einem Messer los ging. Bildlich schlich sie sich von hinten an während er ahnungslos auf seinem Sessel saß und las ein Buch. Er verdiente zu sterben weil er sie verletzte und auch verletzt werden müsse. Sie werde ihn umbringen. Noch besser wäre es, wenn sie eine Pistole hätte denn dann könnte sie ihn einfach erschießen, wie im Fernsehen. Eine Beziehungstat nannte man so etwas.

Da sie im gleichen Ort wohnte wie er, fuhr sie fast täglich bei ihm vorbei und war sicher, dass er jetzt eine andere Frau verwöhnte. Sie konnte es spüren, dass er nun eine andere an ihrer Stelle in seinem Bett liebte und die Eifersucht war unerträglich. Ihr Herz und auch ihr Körper schmerzten, sie zitterte, war rastlos. Das konnte man gar nicht beschreiben, sondern nur fühlen.

Diese Sehnsucht nach ihrem lieben Franz machte sie verrückt weil sie sich so viel einbildete, zum Beispiel, eine Familie mit Franz, ein großes Haus und zwei oder drei Kinder. Ihr Leben war mit vielen Phantasien gefüllt und langsam bekam sie Torschlusspanik, weil sie bald 30 Jahre alt wird.

In der Zeitung las sie etwas über einen jungen Mann, der seine ehemalige Freundin mit einem Messer tötete. Solche düstere Gedanken schlichen sich oft in ihr von Liebeskummer gekränktes Gehirn. Wieder diese krankhaften Halluzinationen, die wie ein Film in ihrer unbeschreiblich großen Phantasie abliefen: Ihr Messer steckte in seinem Herz. Die Rage stieg ihr manchmal so in den Kopf hinein, dass sie sich selbst umbringen wollte, um endlich diese wahnsinnigen Gedanken und Schmerzen los zu kriegen.

Sie arbeitete als Verkäuferin und da brauchte man nicht besonders intelligent zu sein, nur freundlich. Das konnte sie gut bis zu diesem Tag der „Trennung“. Sie versuchte sich auf die Arbeit zu konzentrieren, denn sie wollte ihren Job nicht verlieren. Aber es fiel ihr verdammt schwer, die Kunden anzulächeln. Manchmal stieg ihr vom einen auf den anderen Moment das Wasser in die Augen. Aber sie zwang sich zu einem aufgesetzten Lächeln während ihr tief im Inneren zum Weinen war.

Das tat sie dann in der Nacht, wenn sie ganz alleine in ihrem Bett lag, bis ihre Augen geschwollen und ganz rot waren. So viele schlaflose Nächte! Sie ging deswegen zu ihrem Hausarzt und verlangte Schlaftabletten und eine Überweisung zum Neurologen, denn Schafe zählen nutze ihr nichts.

„Wieso hast du mich verlassen?“, heulte sie jede Nacht, bis die Schlaftabletten endlich wirkten. So viele Tränen in der Nacht könnten ein Meer füllen, wenn sie nicht evaporierten.

Franz hatte aber seine eigenen Pläne. Das erste Mal in seinem Leben fühlte er sich total verliebt in eine Frau, die viel älter als er war. Niemand sollte etwas erfahren, dass er sie durch eine Annonce in der Zeitung kennen gelernt hatte. Er suchte keine Beziehung sondern nur eine Frau für gewisse Stunden in seinem Leben, nur für Sex, aber dann traf ihn Amors Liebespfeil. Die junge Marion war nur ein Spielzeug für ihn. Er wollte Spaß haben und Marion dachte schon an eine Heirat und Kinder! Ist die verrückt? Er war schon mal verheiratet und geschieden. Da wollte er den gleichen Fehler nicht noch mal machen. Wieso müssen Frauen immer so anhänglich werden? Wieso kann man sich nicht einfach ab und zu ohne Verpflichtung zu einem unterhaltsamen und erotischen Abend verabreden?

Eine reife Frau war für ihn faszinierend, während die junge Marion schnell langweilig wurde. Miranda war so aufregend und leidenschaftlich, wie auch sehr geheimnisvoll und wunderschön. Reife Frauen wussten was sie wollen und da wurde jede sexuelle Zusammenkunft zu einem Abenteuer. Da fühlte man sich wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch, bis dann eine super Eruption wütete: ein unbeschreiblicher Orgasmus.

Marion holte nach einigen Stunden das Handy und steckte es, wie gewöhnlich, in ihre Hosentasche. Wenn bis jetzt keine Antwort kam, wird er nicht mehr schreiben. Sie brauchte Ablenkung. Nächste Woche war der Karaoke-Abend, an dem sie teilnehmen möchte. Sie verabredete sich mit ihrer Freundin Petra aus Knetzgau, sie dort zu treffen. Früher unternahmen sie viel miteinander - aber wenn man älter wird, verliert man nach und nach die Jugendfreunde. Einige wie auch Petra hatten geheiratet oder lebten in einer Partnerschaft und keine Zeit mehr für sie. Aber Petra wollte auch mal wieder einige Stunden von zu Hause weg und Marion fand endlich jemanden zum Reden.

Das brauchte sie dringend: jemand, der ihr zuhörte und verständnisvoll sein konnte. Sie möchte auch gerne, wie viele ihrer Freundinnen, schon verheiratet sein und Kinder haben. Petra hatte schon zwei Söhne und ihr Mann würde einige Stunden auf sie aufpassen. Man las in der Zeitung, dass manchmal junge Männer mit der Aufsicht kleiner Kinder überfordert wären, weswegen Petra nur ein paar Stunden weggehen wollte.

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