Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge

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Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge
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Michael Schenk

Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58 Karte „Pferdelords – Die Völker“

Kapitel 59 Karte „Hochmark und Kristallstadt der Zwerge“

Kapitel 60 Personenregister Pferdelords 2

Kapitel 61 Einige Maßeinheiten und Definitionen

Kapitel 62 Pferdelords 3 – Die Barbaren des Dünenlandes

Impressum neobooks

Kapitel 1

Michael H. Schenk

Die Pferdelords 2

- Die Kristallstadt der Zwerge -

Fantasy-Roman

© Überarbeitete Neuauflage Michael Schenk 2020

Vorwort

Die Leserschaft der Serie „Die Pferdelords“ wird im ersten Roman eine große Nähe zu den Verfilmungen von „Der-Herr-der-Ringe“ feststellen. Dies war eine Bedingung des damaligen Verlages, meine auf zwölf Bände festgelegte Reihe überhaupt zu veröffentlichen, da man sich dadurch einen größeren Umsatz versprach. Ich stand also vor der Wahl, nicht veröffentlicht zu werden oder mich dieser Forderung zu stellen. Ich entschied mich für meine „Pferdelords“ und nahm einen raschen Genozid an ihren ursprünglich gedachten Feinden, den Walven, vor, um diese durch die Orks zu ersetzen. Man möge mir diesen Eigennutz verzeihen, doch damals war dies der einzige Weg, meine Pferdelords in den Sattel zu heben.

Die Pferdelords bieten detailreiche und spannende Abenteuer, in der die Völker mit ihrer jeweils eigenen Geschichte und Kultur zum Leben erweckt werden. Wem die tatsächlichen oder scheinbaren Wiederholungen von Beschreibungen in den Bänden auffallen, der wird feststellen, dass sie die Entwicklung der Völker und ihrer Siedlungen aufgreifen, denn bei den insgesamt zwölf Bänden handelt es sich um eine Chronologie. Im Lauf der Zeit entsteht aus dem Tauschhandel eine Währung, aus dem schlichten Signalfeuer ein kompliziertes optisches Instrument, man entdeckt das Schießpulver und die Dampfmaschine sowie schließlich sogar das Luftschiff. Man begleitet den Knaben Nedeam, der schon bald als Schwertmann und Reiter und schließlich sogar als Pferdefürst an der Seite seiner Freunde steht. Man begleitet den ehrenhaften Orkkrieger Fangschlag und auch dessen hinterlistigen Gegenspieler Einohr.

Meine Leser begegnen alten und neuen Völkern, doch selbst jenen, die man zu kennen glaubt, gewinne ich manche neue Seite ab.

Es erwartet Sie also eine spannende Saga um mein Pferdevolk und ihre Freunde und Feinde.

Die Pferdelords-Reihe:

Pferdelords 01 – Der Sturm der Orks

Pferdelords 02 – Die Kristallstadt der Zwerge

Pferdelords 03 – Die Barbaren des Dünenlandes

Pferdelords 04 – Das verborgene Haus der Elfen

Pferdelords 05 – Die Korsaren von Um´briel

Pferdelords 06 – Die Paladine der toten Stadt

Pferdelords 07 – Das vergangene Reich von Jalanne

Pferdelords 08 – Das Volk der Lederschwingen

Pferdelords 09 – Die Nachtläufer des Todes

Pferdelords 10 – Die Bruderschaft des Kreuzes

Pferdelords 11 – Die Schmieden von Rumak

Pferdelords 12 – Der Ritt zu den goldenen Wolken

Mein Dank gilt dem Verlag WELTBILD, der es mir ermöglichte, die von ihm lektorierten Manuskripte für die weiteren Veröffentlichungen als e-Book zu verwenden und so dazu beitrug, dass diese Serie weiterhin im Handel erhältlich ist.

Die vorliegende Neuauflage der e-Books wurde von mir überarbeitet, ohne deren Inhalte zu verändern. Begriffe wurden vereinheitlicht und die Romane durch überarbeitete oder zusätzliche Karten ergänzt.

Viel Lesevergnügen wünscht Ihnen

Michael H. Schenk

Hinweis:

Kapitel 58: Karte der Völker, der Pferdelords-Reihe

Kapitel 59: Detailkarte "Die Hochmark Kristallstadt Nal´t´rund"

Kapitel 60: Personenregister

Kapitel 61: Einige Maße und Definitionen

Kapitel 62: Vorschau auf "Die Pferdelords 3 – Die Barbaren des Dünenlandes"

 

Balruk atmete schwer und lehnte sich für einen Moment an einen der Felsen.

Er war ein kräftiger Mann und mit seinen hundertzwanzig Jahren im

allerbesten Zwergenalter, aber seine Beine waren einfach nicht dafür

geschaffen, seinen stämmigen Körper so schnell und weit zu tragen. Während

er um Atem rang, blickte er den schmalen Pass zurück, über den er und seine

letzten drei Begleiter gekommen waren.

»Wir müssen weiter, mein König«, ächzte einer der anderen. »Die Bestien

sind uns dicht auf den Fersen.«

»Sie sind größer und schneller als wir«, brummte Balruk grimmig. »Aber

solange noch Kraft in unseren Armen ist, werden wir es ihnen nicht leicht

machen.«

Einer der Begleiter wischte abwesend mit seinem braunen Umhang über

die von schwarzem Blut bedeckte Axt und betastete dann missmutig die tiefe

Kerbe in einer der beiden Schneiden. »Das kommt von diesen verfluchten

Rundohren«, knurrte er. »Möge der feurige Abgrund sie verschlingen. Ihre

Panzer sind dick und hart.«

»Nicht dick und hart genug für unsere Streitäxte.« Balruk stieß sich von

dem Felsen ab. Gelegentlich erklang das leise Poltern herabstürzender Steine,

was im Gebirge eigentlich nicht ungewöhnlich war, denn die Erosion forderte

ihren Tribut. Doch nun zuckten Balruk und seine Begleiter nervös zusammen,

denn jetzt konnte jedes Geräusch vom Fuß eines herannahenden Orks

ausgelöst worden sein.

»Aber dafür sind sie viele.«

Ja, es waren einfach zu viele dieser Bestien.

So viele Jahre lang hatte man keine Orks mehr gesehen, und es schien fast

so, als gehörten sie dem Reich der Sagen an. Diese Kreaturen gliederten sich

in die Rundohren und die Spitzohren, die leicht voneinander zu unterscheiden

waren, und das nicht nur an der Form ihrer Ohrmuscheln.

Die Rundohren waren etwas größer und kräftiger als ein Menschenmann.

Ihre Haut wies eine Mischung aus grauen und braunen Farbtönen auf, und

manchmal mischte sich ein Rot hinein, das den Wesen ein schmutziges

Aussehen verlieh. Die Gesichter waren, zumindest in gewisser Hinsicht,

menschenähnlich, doch besaßen sie gröbere Züge und kräftigere Kiefer, deren

Eckzähne zu langen spitzen Fangzähnen ausgebildet waren. Die dicken

Rüstungen waren einfach geschmiedet und bedeckten Leib und Beine der

Bestien. Auf dem Kopf trugen sie schwere Helme, die mit den Symbolen der

dunklen Macht verziert waren. Die Rundohren strotzten vor Kraft und trugen

plumpe Klingen, deren hakenförmige Spitze den breiten Schwertern die

Bezeichnung Schlagschwert eingebracht hatte.

Die Spitzohren hingegen waren kleiner und zierlicher gebaut, doch sahen

sie ebenso schmutzig aus und hatten ein verschlagenes Wesen. Sie waren

schneller als die großen Rundohren und trugen meist nur einfache Rüstungen,

die aus ledernen Harnischen und Helmen bestanden. Ihre Stärke war es, den

Feind aus der Distanz mit Pfeil und Bogen zu töten, anstatt ihm im offenen

Schlagabtausch entgegenzutreten. Aber allen Bestien gemein waren die

rötlichen Augen, ebenso wie ihre Blutgier und die Vorliebe für das frische

Fleisch der erschlagenen Gegner.

Vor so vielen Jahren hatte die Dunkle Macht des Schwarzen Lords zum

ersten Mal ihr Haupt erhoben, und die Legionen der Orks waren über die

Welt hereingebrochen. Erst ein Bündnis von Menschenwesen und Elfen hatte

die Macht der Horden gebrochen, doch dies war vor so langer Zeit geschehen,

dass es längst dem Reich der Fabeln anzugehören schien.

Damals hatten die Zwerge nur wenig von den blutigen Kämpfen

mitbekommen, die in der Oberwelt tobten. Denn sie lebten verborgen in ihren

riesigen Höhlensystemen tief unter dem Gebirge. Sie hielten nur wenig

Kontakt mit anderen Wesen, denn sie waren mit ihrer Abgeschiedenheit

zufrieden, und ihr unterirdisches Reich bot ihnen fast alles, um ihre

Bedürfnisse zu stillen. Sie züchteten nahrhafte Pilze und Schwämme, und

gelegentlich brachten die Jagdtrupps von der Oberfläche das Fleisch eines

erlegten Wildes herunter. Nur selten trieben sie Handel mit Elfen oder

Menschenwesen, und Getreide war das bevorzugte Handelsgut, denn es war

in ihrem Reich nicht zu ernten, und sie schätzten den Geschmack von

frischem Brot. Die Menschenwesen und Elfen wiederum begehrten die

bunten Kristalle, die Mineralien und Erze, welche die Zwerge in ihren Minen

förderten.

Die Abgeschiedenheit ihrer Höhlen hatte den Zwergen schon oft Schutz

geboten, denn sie lagen gut versteckt und waren nur schwer zugänglich. Und

da sich die kleinwüchsigen Wesen nur wenig für die Ereignisse der Oberwelt

interessierten, wurden sie kaum mit den Kriegen und Konflikten der

Menschenwesen konfrontiert. Lange Zeit fühlten sich die Zwerge unbedrängt

von den Nöten der Oberwelt, bis sie nun auf schmerzliche Weise erfahren

mussten, dass ihre eigene friedliche Welt bedroht war. Die Macht des

Schwarzen Lords und seiner dunklen Legionen griff unerwartet auch nach

den Städten des Zwergenvolkes.

Einer von Balruks Begleitern wies auf die einfache Axt, die Balruk in den

Händen hielt. »Sie haben Grünschlag, mein König. Wir müssen sie

zurückerlangen.«

Balruk nickte. »Das wird nicht ohne Hilfe gehen. Möge der feurige

Abgrund die Bestien verschlingen.«

Er dachte an die glitzernde grüne Doppelschneide der Axt Grünschlag. Ihre

Klingen bestanden aus edelstem geschliffenem Grünkristall und waren zu

spröde, um zum Kampf zu taugen. Doch Grünschlag war auch keine Streitaxt,

sondern das zeremonielle Symbol der Königswürde. Ihr Griff bestand aus

massivem Gold, und die heiligen Symbole des Volkes waren in Silber darin

eingelassen. Das Ende des Griffstückes war aus einem feinen Stahl

geschmiedet und wies zahlreiche Einkerbungen und Dornen auf. Was wie

Verzierung wirkte, war jedoch der Schlüssel zur Macht über die Stadt des

Zwergenvolkes. Denn wer auch immer den Stiel der Axt in den Thron des

Zwergenkönigs steckte, gebot über die Menschen des kleinen Volkes. Aber

nun würde ein orkisches Rundohr Grünschlag in den Thron stecken.

Erneut polterten Steine, und Balruk umklammerte den Griff seiner

einfachen Streitaxt fester. »Mögen die Bestien nur kommen. Wir schicken sie

in die feurigen Abgründe hinab.«

Einer der Begleiter blinzelte und schirmte seine Augen gegen das grelle

Sonnenlicht ab. Bald würde die Sonne untergehen, doch auch die Nacht

würde ihnen keinen Schutz gegen die Orks bieten. Diese konnten mit ihren

rötlichen Augen in der Dunkelheit ebenso gut sehen wie die Angehörigen des

Zwergenvolkes, und sie rochen das Fleisch von anderen Wesen schon auf

große Entfernung.

»Hier ist es so gut wie an anderer Stelle«, sagte Balruk grimmig. »Der

Abgrund möge sie verschlingen, unsere Beine sind zu kurz, um ihnen

davonzulaufen.«

»Dann werden wir sie aufhalten, mein König«, sagte einer der anderen

Zwerge. »Ihr müsst die Axt Grünschlag zurückerlangen. Ihr müsst Hilfe für

unser Volk herbeiholen.«

Ja, er musste Hilfe holen. Doch wenn die Legionen der Orks auferstanden

waren und ihre Macht bereits bis in die Städte der Zwerge reichte, wo mochte

es da in der Oberwelt noch Hilfe geben? War das Erscheinen der Horden in

der grünen Kristallstadt Nal’t’rund nicht das sichere Zeichen dafür, dass es

keine freien Menschenwesen und Elfen mehr gab?

Die Orks hatten die Bewohner der Stadt überrascht, sie förmlich überrannt,

und Balruk fühlte eine tiefe Scham, sein Volk so schmählich im Stich

gelassen zu haben. Doch er wusste, dass sein Volk ohne fremde Hilfe nicht

widerstehen konnte, denn die Axt Grünschlag war der Schlüssel zu dessen

Macht. Balruk musste die Axt wieder an sich bringen, und dazu benötigte er

Hilfe. Die Hilfe anderer Zwerge oder anderer Wesen. Wie auch immer, die

Axt musste zurück in seine Hand.

Mit zehn Getreuen war er geflohen, hatte sich an den Wachen der Orks

vorbeigeschlichen, während sich seine Hände fest um den Griff der Streitaxt

geklammert hatten, im Verlangen, die Schädel der Bestien einzuschlagen. Sie

hatten den Pfad am Sprung des Flusses genommen und waren dem Verlauf

des Gebirgsrückens gefolgt. Balruk hatte sich erst nach Osten zur roten

Kristallstadt begeben wollen, doch dieser Weg war ihm versperrt gewesen,

denn von dort kamen die Legionen der Orks. Beim Anblick der

herandrängenden Horden war Balruk von einer schmerzlichen Angst um seine

zurückgebliebenen Vettern erfasst worden, und so hatten er und seine Männer

sich dem Feind gestellt und sie für eine Weile aufgehalten. Doch sieben

tapfere Axtschläger waren dabei ums Leben gekommen, und Balruk und seine

drei letzten Begleiter waren nicht stark genug, um einem erneuten Angriff zu

trotzen. So hatten sie sich nun nach Süden gewandt, dem Land der

Menschenwesen entgegen.

»Meint ihr, die Menschenwesen werden uns helfen?« Balruk erwartete

keine Antwort. Sie wussten nicht einmal, ob es überhaupt noch freie

Menschenwesen gab.

Einer der Begleiter kratzte sich ausgiebig im Schritt und stieß ein heiseres

Knurren aus. »Vielleicht vermag der Weiße Zauberer uns zu helfen.«

Weit unten, am Ende der südlichen Gebirgsausläufer, erhob sich der

gewaltige Hammerturm des großen Weißen Zauberers, dem alten Freund der

Menschenwesen und des Zwergenvolkes. Seine Macht war so groß und sein

Zauber so geheimnisvoll wie der Turm, den er bewohnte. Es war ein Gebäude

in der Form eines gewaltigen Hammers, und seine Gestalt verriet dem

Näherkommenden die Macht seines Besitzers, denn egal, von welchem

Standpunkt aus man ihn betrachtete, hatte der Hammerkopf stets die gleiche

Form.

Erneut polterten Steine, und einer der Zwerge beugte sich ein wenig vor.

»Sie kommen. Ich kann zehn und mehr Rundohren erkennen.«

»Dann werden es noch mehr von ihnen sein«, seufzte Balruk. »Kannst du

auch Spitzohren ausmachen?«

Sie verabscheuten die Spitzohren in besonderem Maße, obwohl diese Orks

eine halbwegs passable Größe für die Zwergenkämpfer hatten und man sich

bei ihnen nicht sonderlich recken musste, um den Schädel vom Rumpf zu

trennen. Aber die Spitzohren benutzten Pfeil und Bogen, und diese Waffen

waren den Zwergen nicht geheuer. Die kleinen gefiederten Pfeile trugen weit

und durchschlugen fast jede Rüstung. Zwar kannten die Zwerge Pfeil und

Bogen auch vorher schon, doch waren diese in ihren Höhlen von geringem

Nutzen, und selbst die Trupps, die gelegentlich in der Oberwelt nach Wild

jagten, benutzten die handlichen Wurflanzen.

»Keine Spitzohren«, stellte der Beobachter fest, dann kippte er lautlos

hintenüber, und die anderen sahen den schwarz gefiederten Pfeil, der die

Kehle ihres Gefährten durchbohrt hatte.

»Flieht nach Süden, mein König, und holt Hilfe für unser Volk«, sagte

einer der letzten beiden Axtschläger, der daraufhin die Enden seiner beiden

Bartzöpfe ergriff und sie sorgsam im Nacken verknotete, damit ihn die Zöpfe

beim Kampf nicht behinderten.

»Wir werden es hier austragen«, erwiderte Balruk grimmig.

»Nein, mein König.« Der Axtschläger schüttelte entschlossen den Kopf.

»Das ist unsere Aufgabe. Die Eure ist es, mit Hilfe zurückzukehren und

unsere grüne Kristallstadt wieder zu befreien.«

Balruk stieß einen grimmigen Fluch aus, denn seine Begleiter hatten recht.

 

»Möget ihr reiche Schürfgründe finden, meine Freunde.«

»Möge das Strahlen der Kristalle Eure Augen erleuchten«, erwiderten die

Axtschläger gleichzeitig.

Die beiden Zwergenmänner duckten sich hinter die Felsen, um den Pfeilen

kein Ziel zu bieten, und warteten in grimmigem Schweigen auf den Feind.

Balruk wandte sich ab und begann den Pfad entlangzuhasten, so schnell ihn

seine schmerzenden Beine trugen.

Er hörte aufbrandendes Geschrei hinter sich und wusste, dass seine

Axtschläger nun ihrem Namen gerecht wurden, hoffend, dass sie möglichst

viele der Bestien in den feurigen Schlund hinabschickten. Sie verschafften

ihm ein wenig Zeit, und er musste diese Zeit nutzen. Seine Beine stampften

über den Pfad, und obwohl Zwerge nie über lange Strecken liefen, waren sie

naturgemäß geschickte Kletterer. Sie waren es gewohnt, in ihren

Höhlensystemen zu den entlegensten Stellen vorzudringen und ihre Stollen

tief in das Gestein zu treiben. Balruk spürte fast instinktiv, welche Stellen des

Pfades ihn trugen und welche er meiden musste. Seine Augen huschten über

den Weg, und er wusste, dass die Dunkelheit seinen Schritt verlangsamen

würde.

Der Schlag traf Balruk vollkommen unvorbereitet und ließ ihn einen

heiseren Schrei ausstoßen. Die Wucht des Aufpralls war nicht einmal

besonders groß, aber Balruk wusste sofort, dass er von einem Pfeil getroffen

worden war, der seine Rüstung am Rücken durchschlagen hatte und tief in

seine Schulter eingedrungen war.

Sein rechter Arm wurde sofort taub, weshalb Balruk seine Streitaxt in die

linke Hand nahm und sich mit einem erneuten Aufschrei umwandte, um sich

dem Feind zu stellen. Er erblickte ein Spitzohr, das in einiger Entfernung auf

dem Pfad stand. Die rötlichen Augen des Wesens schienen triumphierend zu

glühen. Balruk sah, wie der Ork einen weiteren Pfeil auf seinen Bogen legte,

wich aber erst aus, als der Pfeil gelöst wurde. Die eiserne Spitze klatschte

neben ihm an einen Stein, woraufhin der Ork fluchend auf Balruk zuhastete,

um eine günstigere Schussposition zu finden. Balruk stieß einen

kampfeslustigen Schrei aus und schwang die Axt mit seinem gesunden Arm.

Er vermochte dem Pfeil nicht davonzulaufen, aber er konnte die Distanz zum

Gegner verringern und das Spitzohr vielleicht zu einem übereilten Schuss

verleiten. Unter Umständen kam er dann schnell genug heran, um seine Axt

zwischen die aufgerissenen Fänge des Orks zu schlagen.

Das Spitzohr schien tatsächlich nervös zu werden, denn es hatte damit

gerechnet, dass sein Gegner sich zur Flucht wenden würde. Eher instinktiv

sprang der Ork zur Seite, um hinter einem Felsblock am Rand des Pfades

Deckung zu nehmen. Aber sein Fuß traf auf loses Gestein, das unter ihm

wegzurutschen begann. Das Spitzohr schrie auf, ließ den Bogen fallen, um

sich herumwerfen zu können, und krallte die Hände in das unter ihm

nachgebende Erdreich. Doch dann verlor es endgültig den Halt, und sein

Schrei verhallte, als der schmächtige Körper in den Abgrund stürzte.

Balruk hörte das blutrünstige Gebrüll weiterer Orks, darunter die tieferen

Stimmen der Rundohren, und folgte dem Pfad mit hastigen Schritten weiter

nach Süden. Er fühlte, dass sein Blut aus der Schulterwunde sickerte und sein

Wams unter der Rüstung von der klebrigen Nässe getränkt wurde, die ihm

seine zunehmende Schwächung ankündigte. Aber er konnte die Wunde nicht

erreichen, konnte nur Fuß vor Fuß setzen. Balruk, König der Zwerge der

grünen Kristallstadt Nal’t’rund, hoffte, die Orks würden sich etwas Zeit mit

der Verfolgung lassen und sich damit begnügen, ihre Fänge in das

bluttriefende Fleisch der Axtschläger zu graben. Seine Füße schmerzten, und

seine rechte Schulter war ohne Gefühl, doch jeder Schritt führte ihn weiter

nach Süden. Vielleicht würde er dort Hilfe für sein Volk finden, im Süden, im

Land der Pferdelords.