Sky-Navy 06 - Der letzte Pirat

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Sky-Navy 06 - Der letzte Pirat
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Michael Schenk



Sky-Navy 06 - Der letzte Pirat





Dieses ebook wurde erstellt bei






Inhaltsverzeichnis





Titel







Kapitel 1 Rendezvous







Kapitel 2 Das Feld der Hoffnung







Kapitel 3 Das Versteck







Kapitel 4 Schwierige Verhandlung







Kapitel 5 Unerwartete Ankunft







Kapitel 6 Schnell und hart







Kapitel 7 Aussichten







Kapitel 8 Tödliche Überraschung







Kapitel 9 Rauch am Horizont







Kapitel 10 Das „Weiberschiff“







Kapitel 11 Die Invasoren







Kapitel 12 Unter fremder Herrschaft







Kapitel 13 Im Rausch liegt Wahrheit







Kapitel 14 Ausbruch der Gewalt







Kapitel 15 Reduzierte Möglichkeiten







Kapitel 16 Abstecher







Kapitel 17 Überlegungen







Kapitel 18 Das Signal der Hoffnung







Kapitel 19 Ein spontaner Notfallplan







Kapitel 20 Unter Quarantäne







Kapitel 21 Zweifel







Kapitel 22 Unter Tarnung







Kapitel 23 Mit der eigenen Waffe







Kapitel 24 Der Lauscher an der Wand







Kapitel 25 Drohende Gefahr







Kapitel 26 Die „roten Flecken“







Kapitel 27 Chaos







Kapitel 28 Eine einzige Chance







Kapitel 29 Ein Ende mit Gewalt







Kapitel 30 Ausklang







Kapitel 31 Ankündigung







Kapitel 32 www.sky-navy.de







Impressum neobooks







Kapitel 1 Rendezvous












Sky-Navy 6







Der letzte Pirat













Military Science Fiction



von



Michael H. Schenk



© M. Schenk 2017







Commercial Ship C.S. Glennrose






Die

C.S. Glennrose

 gehörte zu jenen mittleren Frachtern welche unentwegt zwischen den besiedelten Welten pendelten. Die großen Frachter, die eine Länge von über zwei Kilometern erreichen konnten, wurden in Modulbauweise konstruiert. Bug und Heck waren relativ klein und beinhalteten alle erforderlichen Räume und Einrichtungen für die Besatzungen und Maschinen, während das Mittelteil aus einem kilometerlangen Trägersystem bestand, in dem die genormten Container verankert werden konnten. Solche Frachter waren nicht dafür gedacht, jemals auf einer Oberfläche zu landen und sie nutzten die Zubringerdienste planetarer Shuttles.



Die

Glennrose

 gehörte hingegen zu jenen Schiffen, die für planetare Landungen geeignet waren. Aus diesem Grund zeigte ihr Rumpf eine schlanke und aerodynamische Form. Von der Seite ähnelte der Frachter einem flach gedrückten Zylinder mit scharfer Spitze. Von oben betrachtet erkannte man die ausladenden Tragflächen mit den mächtigen Atmosphäretriebwerken. Sie ermöglichten den Flug innerhalb einer Lufthülle und, bei Umlenkung der Triebwerke, den senkrechten Start und die senkrechte Landung. Auf den meist bescheidenen Raumhäfen der kleinen Kolonien war dies ein unschätzbarer Vorteil.



Der Rumpf der

Glennrose

 schimmerte silbern. Entlang der Seiten zog sich ein breiter roter Längsstreifen, unterbrochen vom Logo von „Richter Tradings“. Dies war eine Gesellschaft, die sich auf den Handel mit den kleineren Kolonien spezialisieret hatte, für welche sich die großen Konzerne mit ihren gewaltigen Schiffen noch nicht interessierten. Der Hauptrumpf besaß fast zweihundertdreißig Meter Länge, eine Höhe von zwanzig und eine Breite von dreißig.



Raumfrachter transportierten Waren und Menschen, brachten den Kolonien, was diese benötigten und nahmen deren Produkte auf, um sie dem interstellaren Handel zuzuführen.



Die

Glennrose

 hingegen transportierte den Tod.



Wenn man die ungefähre Position, Kurs und Geschwindigkeit eines Raumschiffes kannte und zudem über leistungsfähige Scanner und Sensoren verfügte, dann war es durchaus möglich, es in den Weiten des Weltalls zu entdecken. An ihm anzudocken gelang nur unter der Voraussetzung, dass beide Schiffe ihren Flug absolut anglichen. Ein Raumschiff gegen den Willen der Besatzung zu entern war praktisch unmöglich. Schon geringste Änderungen von Kurs oder Geschwindigkeit verhinderten ein Anlegen zuverlässig. Die Besatzung musste also einverstanden sein oder vor der Drohung durch Waffengewalt kapitulieren. Die zuverlässigste Methode, dass sie das Entern nicht verhinderte war allerdings immer noch, ihr die Fähigkeit dazu zu nehmen.



Captain Skeet Anderson, offiziell der Kommandant des harmlosen Frachters und inoffiziell Fightain der schwarzen Bruderschaft der Piraten, bevorzugte die Handlungsunfähigkeit einer Besatzung, besonders wenn diese durch ihr vorzeitiges Ableben bewirkt wurde.



Im Falle der

Sailing Queen

 hatte diese Methode offensichtlich hervorragend funktioniert.



Ein Agent der schwarzen Bruderschaft hatte sich auf ihr eingeschifft und den Flugplan des interstellaren Kreuzfahrtschiffes an die

Glennrose

 übermittelt. Das Piratenschiff konnte sich bequem auf die Lauer legen und auf sein Opfer warten, denn die

C.S. Sailing Queen

 hatte Fracht und Passagiere an Bord. Immer mehr Touristen leisteten sich einen Ausflug zwischen die Sterne. Die Sehenswürdigkeiten des Weltraums und ferner Planeten lockten. Andere waren Siedler, auf dem Weg in die neue Heimat oder unterwegs zu Besuchen oder um Handel zu treiben.



Für Captain Skeet Anderson und die Bruderschaft war ein solches Schiff ein lohnendes Ziel. Die Fracht und die Besitztümer der Menschen lockten, zudem gab es wertvolle technische Geräte an Bord und, vor allen Dingen, einen Nullzeit-Sturzantrieb, der mit den kostbaren Hiromata-Kristallen betrieben wurde.



Lange Zeit hatte man sich mit dem Cherkov-Überlichtantrieb begnügen müssen, mit dem die Reise zwischen den Sternen immer noch Wochen, Monate oder sogar Jahre dauerte. Die meiste Zeit verbrachte man in den Kryo-Schlafkammern und es gab nur wenige Menschen, welche dies auf sich nahmen, um zu einer fernen Welt zu reisen. Die Entdeckung von Professor Hiromata, über die Eigenschaften des nach ihm benannten Kristalls, hatte die Raumfahrt revolutioniert. Jetzt erforderte die Reise zu den entferntesten Zielen nur noch sechzehn Stunden und diese Zeitspanne war erforderlich, um das Schiff auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, dabei den Hiromata-Sturzantrieb aufzuladen, das Ziel zu erreichen und an diesem wieder abzubremsen. Man benötigte keine Kälteschlafkammern mehr, nicht einmal umfangreiche Vorräte. Ein bequemer Aufenthaltsbereich und ein paar sanitäre Einrichtungen genügten für den komfortablen Transfer. Selbst kleine Raumschiffe konnten mit dem Hiromata ausgerüstet werden, sofern genug Kristalle zur Verfügung standen. Doch die Funde waren selten und das Direktorat, die Regierung der geeinten Menschheit, achtete sorgfältig auf eine möglichst gerechte Verteilung.



An Bord der

Sailing Queen

 befanden sich Menschen, die sich ein wenig Zeit hatten nehmen wollen, um die Reise zwischen den Sternen zu genießen und die nicht ahnen konnten, dass es ihre letzte sein sollte.



Captain Skeet Anderson saß in seinem Kommandosessel in der Zentrale seines Schiffes. Sie befand sich im Bug, es gab jedoch keine Direktsicht durch Glaselemente und man beschränkte sich auf die Übertragungen der Außenkameras, die ein natürliches dreidimensionales Bild an die Holoschirme und Monitore übermittelten. Rechts des Schiffes lag ein Sternennebel, dessen sanftes Leuchten den Raum erhellte. Anderson genoss den Anblick und hatte auf jegliche Lichtdämpfung verzichtet. Er hielt sich für einen Ästheten und liebte schöne Dinge, auch wenn er bezüglich seinen Mitmenschen jegliche Skrupel vermissen ließ. Vor dem Leuchten des Nebels war ein winziger Punkt zu sehen. Man musste sehr scharfe Augen haben, um ihn zu erkennen. Dieser Punkt war die

Sailing Queen

, der die

Glennrose

 nun schon seit etlichen Stunden folgte und der sie sich nun langsam annäherte.

 



Anderson war sich sicher, dass der Agent zu seiner vollsten Zufriedenheit gearbeitet hatte, aber die Bestätigung hierfür fehlte noch. Solange sie nicht eintraf, musste man alles verhindern, was die Besatzung des anderen Schiffes hätte misstrauisch machen können. Die

Glennrose

 war offiziell als Frachter mit einer dreißigköpfigen Mannschaft registriert und flog tatsächlich immer wieder Handelsstützpunkte an, um dort Waren anzubieten. Es war nicht nur eine gute Tarnung, sondern auch der wichtigste Informationsquell. Auf diese Weise traf man sich mit den Agenten der Bruderschaft. Agenten, die zudem hochqualifizierte Mörder waren. Das galt auch für den Mann, der sich in der Freihandelszone von Kelly´s Rest auf die

Sailing Queen

 eingeschifft hatte. Dennoch ließ seine Erfolgsmeldung auf sich warten.



Skeet Anderson trommelte mit den Fingern ungeduldig auf die Armlehne seines Sessels. „Noch immer nichts von Kresser?“



Der diensthabende Funker schüttelte den Kopf. „Nein, Captain. Möglicherweise ist sein Funkgerät gestört. In der Nähe der Sternenwolke gibt es eine Menge Hintergrundstrahlung.“



„Die keinen Einfluss auf den Funk hat“, wandte der Erste Offizier, Susan Horn, ein. „Aber natürlich kann sein Gerät einen Defekt haben. Die Geräte unserer Agenten sind ja sehr klein, kompakt und leider störanfällig.“



Sie alle trugen die roten Overalls von Richter Tradingss, mit dem großen Firmenlogo am Ärmel. Richter war für eine Disziplin berüchtigt, die es sonst an Bord ziviler Frachter nicht gab. Kaum jemand im Direktorat ahnte allerdings, dass die Besatzungen von Richter die Kaperschiffe der schwarzen Bruderschaft bemannten.



Captain Anderson ließ die Bemerkung über die Störanfälligkeit der kleinen Funkgeräte im Raum stehen. Eigentlich war die Ausstattung der Agenten sehr robust und zuverlässig, aber natürlich musste man Kompromisse eingehen, da sie nicht entdeckt werden durften. Man konnte also eine Beschädigung nicht ausschließen. „Navigator, seien Sie so freundlich und vergrößern Sie die

Sailing Queen

 auf Stufe Zehn.“



Der winzige Punkt des anderen Raumschiffes wurde rasant vergrößert und schwebte nun im Zentrum eines der rechten Bildschirme. Das interstellare Kreuzfahrtschiff besaß viel Ähnlichkeit mit einem jener Schiffe, die einst die Meere der Erde befahren hatten, nur dass man den unteren Rumpf abgetrennt und zwei obere Rumpfteile spiegelverkehrt aufeinander gesetzt zu haben schien. Die

Sailing Queen

 war ein Traum aus Tri-Stahl und jenem transparentem Material, welches man nicht umsonst als Klarstahl bezeichnete. Viele der Sichtluken und Panoramascheiben waren erleuchtet, Positionslichter blitzten und am Heck glühte bläulich das Cherkov-Überlichtgitter.



„Eine Schönheit, Captain“, meinte Susan Horn. „Mit allen Annehmlichkeiten, welche die moderne Raumfahrt bieten kann. In einigen Sportbereichen und einem der Schwimmbäder kann man die Schwerkraft abstellen. Auch auf zwei der Tanzflächen.“ Die hübsche Blondine lachte leise. „Ist bestimmt lustig, wenn ihr Captain einmal vergisst, ein Flugmanöver anzukündigen.“



Für einen Moment stellte sich Skeet Anderson vor, wie einige Passagiere in der Schwerelosigkeit vom Einsetzen der Schwerkraft eines Kursmanövers betroffen wurden. Ja, das war eine durchaus interessante Phantasie. „Eine amüsante Vorstellung“, sagte er leise, „und es spricht für gute Vorbereitung, wenn Sie die Werbeholos für die

Sailing Queen

 studiert haben, aber…“ Seine Stimme wurde noch sanfter. „Aber ich würde es begrüßen, wenn Sie sich mehr auf die Arbeit konzentrieren würden, Eins-O.“



Die Frau errötete. „Es ist meine Pflicht, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, Captain“, protestierte sie. „Immerhin gehen wir an Bord des Schiffes und müssen seine Räumlichkeiten kennen.“



Anderson lachte auf. „Gut gekontert, Erste. Ich hoffe, unser Enterkommando ist ebenfalls entsprechend vorbereitet.“



Offiziell verfügte das Schiff nur über eine Besatzung aus dreißig Männern und Frauen, doch in Wahrheit hielten sich zweihundertsiebenundachtzig Mannschaftsmitglieder an Bord auf. Die allermeisten waren gründlich ausgebildete Soldaten der schwarzen Garde. Ihre Aufgabe war allerdings weniger der Kampf, als vielmehr die gründliche Suche nach Beute und deren rasche Bergung.



„Captain!“ Der Pilot hob die Hand. „Blitzer am Ziel!“



Anderson und Horn konzentrierten sich auf die

Sailing Queen

. Dann sahen sie ebenfalls das rhythmische Blinken. Es musste von einem starken Laser stammen, da es die übrigen Lichter überstrahlte.



„Kresser… ZK7… QQD!“, las der Funker mühelos die Morsezeichen. „Blinkmeldung von Agent Kresser, Captain. Zoe-Krant-7 eingesetzt. Mission erfolgreich.“



„Bestätigt“, stimmte Anderson zu, der die Zeichen ebenso kannte. „Pilot, bringen Sie uns bitte längsseits.“



„Bestätigt, Captain. Gehe längsseits.“



Die Triebwerke der

Glennrose

 flammten kurz auf und das Schiff schwebte seinem Ziel entgegen. Obwohl mit keiner Gegenwehr zu rechnen war und das unglückliche Touristenschiff auch keinen Notruf hatte absetzen können, ging Anderson keinerlei Risiko ein. Die verborgenen Waffenstationen waren besetzt. Scanner und Sensoren tasteten den umgebenden Weltraum aufmerksam ab.



Es dauerte knappe zwei Stunden, bis beide Schiffe längsseits lagen. Von der

Glennrose

 flogen Ankerkabel zum weißen Rumpf der

Sailing Queen

. Da in diesem Fall die Magnete nicht genutzt werden konnte, wurden die Klebeköpfe der Kabel verwendet. Ihre Kleber verbanden sich mit dem Schiff und konnten später wieder gelöst werden. Metallene Teleskopstangen fuhren aus dem Rumpf des Piratenschiffes, deren Enden mit federnden Polstern versehen waren. Sie gaben sanft nach, als sie gegen die

Sailing Queen

 stießen. Die Trossen spannten sich vorsichtig, bis die Rümpfe fast aneinander stießen.



„Anker sitzen, Captain“, meldete der Pilot.



„Schleusenverbindung herstellen und verriegeln“, ordnete Anderson an. „Eins-O, übernehmen Sie bitte die Brücke. Ich gehe selbst hinüber.“



Susan Horn salutierte enttäuscht, während der Pilot die Verbindung zur

Sailing Queen

 herstellte. Der Schlauchförmige Verbindungsgang entfaltete sich langsam. Die Passagierschleuse des interstellaren Kreuzfahrtschiffes lag im äquatorialen Hauptdeck, wo sich einer der beleuchteten Panoramagänge entlang zog. Durch die Verglasung waren einige reglose Körper am Boden zu erkennen. Susan sah seufzend auf die Toten. Sie hätte gerne selber an der Plünderung teilgenommen, aber es war das Vorrecht des Captains, zu entscheiden, wer ging.



„Wie viele waren an Bord?“, fragte der Funker leise.



Die blonde Frau erinnerte sich an die Daten, die Agent Kresser genannt hatte. „Knapp 250 Mannschaften und 673 Passagiere.“



„Hoffentlich hat Kresser sie wirklich alle erwischt“, brummte der Pilot.



„Zoe-Krant-7 ist ein extrem effektives Nervengas“, antwortete sie. „Er hat es in die Luftversorgung gegeben. Die Sensoren der Zivilschiffe zeigen das Zeug nicht an. Es ist sehr schnell und mit menschlichen Sinnen nicht feststellbar. Die waren innerhalb einer Viertelstunde alle tot.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wer es einatmet, der hat noch dreißig Sekunden. Bei Kindern und Babys geht es natürlich schneller.“



Der Pilot presste unmerklich die Lippen aufeinander. Er schien der Einzige zu sein, der so etwas wie Skrupel empfand.



Skeet Anderson traf inzwischen im großen Frachtraum der Glennrose ein. Die 240 Männer und Frauen des Enterkommandos warteten bereits. Im Gegensatz zur offiziellen Besatzung trugen sie keine roten Firmenoveralls, sondern die schwarzen Uniformen der Garde. Da man keinen Widerstand zu erwarten hatte, beschränkte sich die Bewaffnung auf Messer und Pistolen. In einigen großen Taschen befand sich Spezialwerkzeug, um Safes und Panzertüren aufzubrechen.



Die Gardisten standen stramm, als Anderson vor sie trat. Ein lauter Hall war zu hören, als sich der Schlauchförmige Schleusengang der

Glennrose

 gegen die Passagierschleuse der

Sailing Queen

 presste und dort verriegelte. Atemluft wurde hinein gepumpt.



Anderson wandte sich an die Gardisten. „Jeder hat die Schiffspläne und die Passagierlisten mit den Identifikationsdaten auf seinem Armband-Computer. Sucht unter den Toten nach jenen, von denen wir Iris-Scans, Finger- oder Handabdrücke benötigen. Trupp Eins geht mit mir in den Frachtraum, die dortigen Frachtstücke durchsuchen. Die Liste des Frachtmeisters der

Queen

 haben wir ja. Trupp Zwei geht mit Fightenant Clegg in den Maschinenraum und baut die Hiromata-Kristalle aus. Prime-Sergeant Ondret und seine Gruppe durchsuchen die Toten und die Räumlichkeiten. Nur die wirklich wertvollen Sachen. Verschwendet eure Zeit nicht mit Plunder.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich erwarte schnelles und reibungsloses Vorgehen. Zwar hat die

Queen

 keinen Notruf absetzen können, aber dies ist eine reguläre Handelsroute und ich will nicht, dass uns ein anderes Schiff oder sogar ein Kreuzer der verfluchten Sky-Navy stört. Unterführer, übernehmen Sie Ihre Einheiten. Trupp Eins, folgen.“



Skeet Anderson trat an den Öffnungsmechanismus der Schleusenverbindung und vergewisserte sich, dass diese unter Druck stand. „Und noch eins: An Bord gibt es einen Überlebenden. Das ist Kresser, unser Mann. Ich wünsche nicht, dass man ihn versehentlich erschießt.“



Es gab Gelächter, dann glitt das Schott auseinander. Sie eilten durch den Verbindungsgang und als sich die gegenüberliegende Schleuse öffnete, erschien dort ein einzelner Mann.



Kresser salutierte vor Anderson. „Ich habe mit dem Nervengas gewartet, bis es Zeit für das Dinner war“, berichtete er. „Die meisten Passagiere findet ihr daher in den Messen und dem Bordrestaurant. Ich dachte mir, das erspart euch eine Menge herumsuchen.“ Kresser langte in die Tasche seines modischen Anzugs. „Die Schlüsselkarte des Captains, Mister Anderson.“



Skeet Anderson klopfte dem Mörder anerkennend auf die Schulter. „Gut gemacht. Begleiten Sie mich, Kresser. Ihre Ortskenntnis ist mir von Nutzen.“



Die Piraten der schwarzen Bruderschaft fielen wie ein Schwarm Hornissen über das Schiff und seine Toten her. Die Männer und Frauen kannten ihre Aufgaben und hielten sich eisern an Andersons Anweisungen. Keiner störte sich an den Hunderten von Leichen beiderlei Geschlechts und jeden Alters. Sie waren abgestumpft, wenn sie denn je Gewissensbisse empfunden haben mochten, denn inzwischen hatten sie schon mehrere Schiffe auf diese Weise aufgebracht und geentert.



Sie raubten den Toten nur solche Wertsachen, die sich gut an jene Händler verkaufen ließen, die nicht sonderlich nach der Herkunft fragten. Die richtige Beute lagerte in den Transportbehältern des Frachtraums. Hochwertige technische Geräte und die leistungsstarken Tetroniken, welche die Bruderschaft nicht selbst herstellen konnte. Kompakt und extrem schnell, hatten diese Computer in fast allen Steuerungen und Datensystemen Einzug gehalten. Ihre Herstellung war aufwändig und kompliziert, so dass die Piraten sie nicht selbst produzieren konnten. So stahlen sie, was für sie verwendbar war.



Die größte Beute waren die Hiromata-Kristalle im Maschinenraum der

Sailing Queen

. Für Fightenant Clegg und seine Gruppe war es unkompliziert, sie auszubauen. Abgesehen von den mächtigen Speicher- und Steuerstangen des Antriebs, die man getrost zurücklassen konnte, bestand der Antrieb aus einem knapp zwei Kubikmeter großen Würfel, in dem sich die wertvollen Kristalle und die Justiervorrichtung befanden. Man trennte den Antrieb von der Energieversorgung, kappte dann die langen Stangen mit brachialer Gewalt vom Würfel und begann mit dem Abtransport.



„He, Captain, Sie werden nicht glauben, was ich hier habe“, kam unvermittelt eine Stimme über das Headset von Anderson. „Ich bin hier im Schwimmbereich. Da paddelt eine Frau in der schwerelosen Wasserkugel herum. Hat ein Atemgerät auf und wohl noch gar nicht mitbekommen, was passiert ist.“



„Wer meldet?“, fragte Anderson mit ruhiger Stimme.



„Gardist Wadun, Sir“, kam die verlegene Antwort. Der Mann spürte offensichtlich, dass er einen Fehler begangen hatte.

 



„Schön, seien Sie so freundlich, Gardist Wadun, und tun Sie Ihre Pflicht“, forderte Anderson und schaltete auf die Kommandofrequenz um, während irgendwo im Schiff eine ahnungslose Frau starb. „Prime-Sergeant Ondret, der Gardist Wadun gehört zu Ihrer Gruppe? Ja? Sergeant, der Mann ist zögerlich in der Ausübung seiner Pflicht. Ich erwarte, dass Sie ihn ermahnen. Sie sind autorisiert, ihm zehn Hiebe mit der Neuro-Peitsche zu geben.“



Der Unterführer neben Anderson verkniff sich einen Kommentar. Gardist Wadun war selber Schuld, dass er nun die Peitsche zu spüren bekam. Er hätte die Frau sofort und ohne Kommentar töten müssen. Der Mann musste sein Versäumnis auch noch brühwarm dem Captain auf die Nase binden.



Ein Schiff wie die

Sailing Queen

 zu plündern war eine Mammutaufgabe. Selbst für ein so starkes Enterkommando nahm es viel Zeit in Anspruch, die Räume zu durchsuchen. Anderson blickte immer wieder auf seine Uhr. Als die Meldung von Clegg kam, dass sich der Hiromata an Bord der

Glennrose

 befand, öffnete er die allgemeine Frequenz. „Achtung, wir beenden die Operation. Alle zurück an Bord. Sub-Sergeant Pfizer, Sie programmieren den Autostart auf dreißig Minuten.“



Überall kam Bewegung in die Gardisten. Dreißig Minuten war nicht viel Zeit, wenn man aus den entlegenen Räumen rechtzeitig zurück an Bord der

Glennrose

 gelangen wollte.



Sub-Sergeant Pfizer war mit zwei Gardisten auf der Brücke der

Sailing Queen

. Er ignorierte das qualvoll verzerrte Gesicht des dortigen Rudergängers und stieß den Toten aus dem Pilotensitz, um selber darin Platz zu nehmen.



Einer seiner Begleiter öffnete die Abdeckung der Hauptkontrollkonsole und verband ein kleines Gerät mit einem der internen Anschlüsse. „Überbrückung steht, Sarge.“



Pfizer nickte und ließ die Hände über die Kontrollen gleiten. „Bestätige Sicherheitsüberbrückung. Okay, die Daten werden überspielt. Alles klar, verschwinden wir von hier, bevor es heiß wird.“



Die Drei waren die Letzten, welche die

Glennrose

 wieder betraten. Anderson gab den Befehl abzulegen. Die Anker lösten sich, die Verbindung wurde eingefahren und die

Glennrose

 entfernte sich unter dem Schub der seitlichen Düsen. Dann flammten die Triebwerke beider Schiffe auf, die sich mit hoher Geschwindigkeit voneinander entfernten.



Viele Piratenkapitäne ließen die Beute nach dem Plündern einfach treiben, aber Skeet Anderson wollte dem Direktorat so wenige Spuren wie möglich hinterlassen. Man konnte keinen Reaktorunfall simulieren, da die modernen Reaktoren auf Fusionsbasis arbeiteten. Brachen die Magnetfelder des Plasmas zusammen, dann gab es auch keine Fusion mehr. Eine Sprengung wiederum hinterließ Spuren, die durch Sensoren entdeckt werden konnten. Aus diesem Grund ließ Anderson die Steuerung der

Sailing Queen

 derartig manipulieren, dass sie Kurs auf die nächste Sonne nahm. Vielleicht wurde sie vorher entdeckt, aber das Risiko war vertretbar.



Die

C.S. Glennrose

 schien nun wieder ein harmloser Frachter und schwenkte auf eine der Handelsrouten ein.



Skeet Anderson vergewisserte sich, dass alles in seinem Sinne ablief und übernahm wieder das Kommando auf der Brücke. Er ließ sich einen gekühlten Wein aus den ehemaligen Beständen der

Sailing Queen

reichen, schlug die Beine übereinander und entspannte. Eher unbewusst strich er über den eigentümlichen Bart, den er sich stehen ließ. Ein schmales Oberlippenbärtchen, kombiniert mit einem Kinnbart, der kaum zwei Zentimeter breit, jedoch fünf Zentimeter lang war und dem Kopf eines Pinsels ähnelte.



Agent Kresser stand neben ihm und betrachtete scheinbar nachdenklich die geschäftigen Männer und Frauen der Brückenbesatzung.



Anderson runzelte die Stirn. Er kannte Kresser von einigen früheren Kaperfahrten. Nach Abschluss einer Mission war der Agent normalerweise recht gesprächig, da die Anspannung von ihm abfiel. Diesmal war der Mann jedoch ungewöhnlich schweigsam. „Was ist los, Kresser? Sie machen einen unzufriedenen Eindruck, dabei ist der Job doch gut gelaufen.“



„Kelly´s Rest ist heiß geworden, Mister Anderson.“ Der Agent legte Wert darauf zu betonen, dass er außerhalb der militärischen Hierarchie stand und Anderson ihm keine direkten Befehle erteilen konnte.



Dessen Gesicht nahm einen leicht unwilligen Ausdruck an. „Raus mit der Sprache, Kresser. Was ist los?“



„Nun, Sie wissen ja, dass die Navy vor einiger Zeit in der Freihandelszone von Kelly´s Rest aufgeräumt hat. Dabei wurde auch unsere Basis auf dem Mond vernichtet. (Anmerkung des Autors: Siehe „Sky-Troopers 3 – Piraten!“) Danach kehrte wieder Ruhe ein, obwohl die Sicherheitsleute des alten Patriarchen Kelly natürlich sensibilisiert sind und die Augen jetzt weit offen halten.“ Kresser´s Lächeln wirkte ein wenig unglücklich. „Ich entkam den Nachforschungen, da meine Tarnung funktionierte und es keinerlei Hinweise auf mich gab. Aber es wird immer schwieriger, an Daten von Schiffen und Ladelisten zu gelangen. Kurz vor meinem Abflug mit der

Sailing Queen

 tauchte auch noch ein Schiff des verdammten Sky-Marshal-Service auf. Wenn diese SMS-Cops auftauchen, dann wird es Zeit zu verschwinden. Irgendetwas geht vor sich, Anderson.“



Der Captain nippte an seinem Glas und überlegte. „Hm. Mag sein. Ich habe das Gefühl, dass der interstellare Verkehr im Augenblick etwas weniger intensiv ist.“ Anderson trommelte mit der freien Hand auf die Seitenlehne. „Pilot, seien Sie so freundlich und gehen Sie auf konstante Fahrt. Gleichen Sie die Flugdaten mit dem Funker ab. Funker, nehmen Sie bitte Verbindung mit unserer Basis auf Hiveen-5 auf.“



Neben dem normalen Funk gab es auch den Überlicht-Funk, mit dem Bild und Ton übertragen werden konnten. Doch ebenso wie beim Überlichtantrieb benötigte auch seine Übertragung eine deutliche Zeitspanne, die Monate betragen konnte. Auch hier ermöglichten die Hiromata-Kristalle eine Kommunikation ohne Zeitverlust. Allerdings war der Strahl des Nullzeitfunks sehr eng gebündelt und man konnte, ähnlich dem alten Morseverfahren, nur kurze und lange Impulse übermitteln. Ein Schiff während des Fluges zu erreichen, war nahezu unmöglich, es sei denn, es teilte seine exakte Position und die Flugdaten mit, so dass der Hiromata-Funkstrahl ihm folgen konnte. Daher nahm in der Regel das Schiff die Kommunikation mit einer stationären Stelle auf und übermittelte die erforderlichen Flugdaten, so dass eine Verständigung zustande kam.



Der Funker berechnete die Position der Basis auf Hiveen-5, sandte in Morsezeichen die Identifikation des Schiffes, seine Koordinaten, die Geschwindigkeit und den Kurs. Dann wartete er auf den Kontakt. Nach wenigen Minuten schüttelte er den Kopf. „Nichts, Captain. Hiveen antwortet nicht.“



Für einen Moment verengten sich Skeet Andersons Augen. „Versuchen Sie es nochmals.“



„Schon geschehen. Nichts.“



Die Finger trommelten auf die Seitenlehne. „Rufen Sie eine der anderen Basen. Einer unserer Kreise muss sich ja melden.“



Erneut verstrichen Minuten, denn der Funker musste erst die Positionsdaten der Zielstation aufrufen und mit den Flugdaten der

Glennrose

 synchronisieren. „Negativ. Ich habe zwei Basen gerufen und keine von ihnen reagiert.“



„Das ist kein gutes Zeichen“, meldete sich Susan Horn zu Wort, die bislang geschwiegen hatte. „Captain, ich schlage vor, dass wir eine der Bojen anfunken.“



„Funker, Sie haben den Ersten Offizier gehört.“



„Sir.“ Die Bruderschaft der Piraten hatte in den Außensektoren des von Menschen besiedelten Gebiets eine Reihe von Bojen ausgebracht. Ihre Sensoren zeichneten Schiffsbewegungen auf und die Piraten hofften auf diese Weise, jene Schiffe aufzuspüren, die auf dem Weg waren, eine neue Kolonie zu gründen. Ein solches Kolonistenschiff aufzubringen versprach reiche Beute, da die Siedler alles mit sich führten, was zur Gründung einer neuen Kolonialwelt erforderlich war. Diese gut getarnten Bojen dienten zugleich als „Briefkasten“ für die Piratenschiffe, die sich auf diese Weise untereinander koordinieren konnten, wenn sie in den verschiedenen Sektoren auf Kaperfahrt waren.



„Captain, ich habe Kontakt zu einer Boje. Da kommt eine Nachricht rein. Oh, die ist ziemlich lang. Wird eine Weile dauern.“



Anderson verbarg die Erleichterung, dass man überhaupt einen Kontakt erhalten hatte. „Geben Sie mir den Klartext, sobald die Nachricht beendet und entschlüsselt ist. Ah, übermitteln Sie mir die Nachricht in meine Kabine.“ Skeet Anderson spür