Loe raamatut: «Mein Weckruf für Deutschland - Neverforgetniki», lehekülg 5

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Ich als junger Mensch würde mir wünschen, dass man endlich aufhört, alles zu verteufeln, was sich nach alten Werten und Normen richtet. Alle konservativen Ansätze abzuwerten und stattdessen politischen Nonsens wie Gendersprache zu verherrlichen, erschafft einen Zeitgeist, der dieses Land zumindest in meinen Augen in eine sehr negative Richtung bewegt. Warum sollen die Lebensmodelle der Generationen vor uns denn zwanghaft schlecht gewesen sein? Warum soll heute ein Mann möglichst wenig Mann und eine Frau möglichst wenig Frau sein?

Die Frage muss doch sein: Befreien wir so wirklich Menschen von Zwängen und Rollenbildern, oder schicken wir sie ohne Halt in die Orientierungslosigkeit? Ich fühle mich nicht schlecht, nur, weil ich Werte wie Beständigkeit, Zusammenhalt und Treue wichtiger einschätze als die Feminismus- und Gender-Ideologie. Und ich habe oft genug auch Menschen kennengelernt, die das genauso sehen. Fortschritt nur um des Fortschritts willen hilft absolut niemandem, Bewährtes bewahren muss immer eine Möglichkeit sein. Und das traditionelle Familienbild wieder zu stärken und zu respektieren, wäre nicht nur gut für unsere Familienpolitik und unser Land, sondern auch für das Lebensglück vieler Menschen. Zu diesen zähle ich mich eindeutig dazu.

Meine Schulzeit: zwischen Zwängen,
Deutschenfeindlichkeit und Indoktrination

Bildung ist die Lösung sehr vieler Probleme. Das deutsche Schulsystem ist selbst jedoch leider oft eher ein Teil des Problems. Das liegt zum einen an einem Schulsystem, das auf die Masse ausgelegt ist, aber nicht auf individuelle Stärken und Talentförderung. Zum anderen gibt es aber auch Lehrer, die alles andere als politisch neutral sind und aus einer Stunde Gemeinschaftskunde gerne mal eine Stunde politische Indoktrination machen. In diesem Kapitel werde ich einige selbst erlebte Indoktrinationsversuche aufdecken und analysieren.

Der Hirnforscher Gerald Hüther liegt in meinen Augen vollkommen richtig, wenn er feststellt, dass deutsche Schulen die Talente junger Menschen nicht wirklich fördern.40 Ich habe jahrelang darunter gelitten, dass die Schule ein Paket für die breite Masse ist, in der Anpassung vor Individualität steht. So ist das Schulsystem mit seiner breiten Themenvielfalt in so vielen verschiedenen Fächern darauf ausgelegt, dass man „von allem ein bisschen“ kann. Also ein bisschen Englisch, ein bisschen Mathe, ein bisschen Chemie und ein bisschen Politik. In allen Fächern erst einmal eine grundlegende Allgemeinbildung zu vermitteln, ist natürlich richtig und wichtig, aber für einseitig Begabte Menschen wie mich ist das System nicht gemacht. Ich hatte 1er in Deutsch, Englisch, Geschichte, Politik und Ethik, aber 5er in Mathe und Physik. Daran konnten auch viele Stunden Nachhilfe nicht wirklich etwas ändern.

Im Berufsleben ist es ja auch so, dass man sich später auf eine Branche bzw. eine große Kernkompetenz spezialisiert: Handwerk, Schreiben, Beratung, Medizin, Zahlen, Zeichnen, Organisieren …

Natürlich sollte auch ein Handwerker einen fehlerfreien Brief schreiben können oder ein Publizist seine Rechnungen selbst zahlen, aber kein Handwerker muss unbedingt Texte schreiben können wie Schiller und kein Kundenberater in einem Handyshop muss zwingend binomische Formeln kennen. So lernt man in der Schule dann doch sehr viel, was man später nicht mehr braucht. Das eigentlich Schlimme daran ist aber: Wer ein Genie in den Sprachfächern ist, macht vielleicht kein Abitur, wenn er andererseits große Probleme in den MINT-Fächern hat.

Volkswirtschaftlich betrachtet wäre es ja auch das Sinnvollste, aus jedem Menschen möglichst viel rauszuholen. Wenn jemand also eine Sache nachweislich besonders gut kann, dann sollte er sich ab einer gewissen Klassenstufe nur noch auf diese Sache konzentrieren dürfen. Im Berufsleben ist es ja auch so, dass ein Unternehmer die Aufgaben weiter delegiert, die er selbst nicht perfekt kann. Genau deshalb hat jedes Unternehmen verschiedene Abteilungen!

Ein Talkshowmaster kann vielleicht toll moderieren und weiß viel über das Weltgeschehen, aber ohne die Leute von Ton- und Kameratechnik wäre das vollkommen nutzlos. Ob die Einschaltquoten seiner Sendung gut waren, das ermittelt dann wieder ein Statistiker, der sich leicht durch Daten und Zahlen wühlen kann. Wir sehen also: Wenn jeder Mensch sein individuelles Talent irgendwo einbringt, dann hat man ein perfektes Gesamtprodukt. Natürlich haben nicht alle Menschen gleich viel Talent, aber jeder ist in einem Bereich einsetzbar, wenn man ihn nur von Kind an fördert.

Meine Schulzeit war nicht gerade berauschend. Ich war erst auf einem Gymnasium und wechselte später auf eine Wirtschaftsschule. So lernte ich zwei grundverschiedene Schulen an verschiedenen Orten kennen. Die Eindrücke waren jedoch sehr oft die gleichen. Meine allgemeine Kritik am Schulsystem wurde in der Form schon oft geäußert und ist in diesem Sinne auch nicht wirklich etwas Neues. Was ich nun jedoch an Kritik über die Indoktrinationsversuche und die politische Bildung an deutschen Schulen anbringen muss, das wird einigen sicherlich gar nicht gefallen. Dennoch glaube ich nicht, dass viele von diesen Berichten wirklich überraschend sein werden.

In den ersten Jahren auf dem Gymnasium war der Migrantenanteil in den Klassen schon relativ hoch. Jedoch konnte man noch nicht davon sprechen, dass diese Gruppe eine Mehrheit in der Klasse gebildet hätte. Die jungen Männer mit muslimischem Glauben blieben meist unter sich und fielen ziemlich oft durch einen rauen Umgangston und Gewaltbereitschaft gegen andere Mitschüler auf. Eine Zuspitzung hiervon fand immer im Ethik-Unterricht statt, in welchem ich zeitweise der einzige Deutsche war. Hier waren außer wenigen Konfessionslosen nur Jugendliche mit muslimischem Glauben anwesend. Die Stimmung in diesen Unterrichtsstunden war indiskutabel: Es gab viele körperliche Auseinandersetzungen, aufgrund von Unruhen und Geschrei konnte selten Unterricht stattfinden. In der Minderheit musste man sich als deutscher Schüler häufiger Sprüche wie „Scheiß Deutscher“, „Schweinefleischfresser“ und „Allman-Lappen“ von den muslimischen Jugendlichen anhören.

Alles in allem war dieses Gymnasium aber noch gar nicht so schlimm, wenn man es mit der Wirtschaftsschule vergleicht, auf die ich später wechselte. Vorab muss ich sagen, dass es in meiner Stadt allgemein bekannt war, dass diese Schule einen schlechten Ruf hat. Da es aber die einzige kaufmännische Schule in meiner Stadt war und dort vom Wirtschaftsgymnasium bis zum kaufmännischen Berufskolleg alles in einem großen Gebäudekomplex untergebracht war, entschied ich mich doch dafür. Eine Entscheidung, die ich bis heute sehr bereue.

Auf dieser kaufmännischen Schule lernte ich zum ersten Mal kennen, was eine Brennpunktschule ist. Nicht, dass dies eine offizielle Bezeichnung dafür gewesen wäre, aber genau so hatte ich mir das immer vorgestellt: hoher Migrantenanteil, Drogenkonsum- und handel auf dem ganzen Schulgelände, dauernd gewaltsame Auseinandersetzungen auf dem Pausenhof, viele Schüler mit Waffen – und Lehrer, die mit all dem maßlos überfordert sind.

Es war genau diese kaufmännische Schule, an welcher ich im Ethikunterricht die Morddrohung eines Muslims erhielt, nachdem er mich als „Ungläubiger“ beschimpfte. An dieser Schule herrschte eine extreme Deutschenfeindlichkeit. Da wurden Gespräche unter den Schülern geführt, wer welchen Migrationshintergrund hat. Jeder bemerkte ganz stolz, er sei „Türke“, „Albaner“, „Libanese“. Diese Menschen hatten wohlbemerkt alle einen deutschen Pass und waren überwiegend in Deutschland geboren. Was wohl Michael Martens dazu sagt, der es in der FAZ scharf kritisierte, von „Passdeutschen“ zu sprechen?41

Ein Junge, der einen deutschen Vater und eine albanische Mutter hatte, sagte damals: „Ich bin Halbalbaner!“ Darauf lachten alle und ein anderer erwiderte: „Gerade noch mal gerettet, bloß kein Deutscher sein! Scheiß Nazis.“

Das mag für viele vielleicht nur eine unbedeutende kleine Anekdote des Schulalltags sein, aber für mich als Deutschen war es absolut schrecklich, so etwas zu hören. Vor allem, da dies wie gesagt keinen Einzelfall darstellte, sondern eine Grundstimmung an der Schule. Migrant sein war „cool“ und Deutscher sein „langweilig“. In meinen zwei Jahren auf dieser Wirtschaftsschule hatte ich häufig den Gedanken, Ausländer zu sein – und das im eigenen Land! In den Pausen wurde Musik von „Haftbefehl“ und anderen sogenannten Deutsch-Rappern gehört, in der es um Drogen, Waffen und Asozialität geht. Klar, Rap ist nur eine Kunstform und kann nicht für das Verhalten dieser Menschen verantwortlich gemacht werden, aber diese Art von Musik hat den Zeitgeist an der Schule recht gut widergespiegelt.

Für mich war es immer wichtig, möglichst wenig Ärger mit diesen Migranten zu haben. Ich bin in die Schule zum Lernen gegangen und habe meine Freizeit mit meinen deutschen Freunden verbracht. Allerdings haben es junge Migrantengruppen oft auf Pöbeleien und Stress abgesehen. Klischee? Ja, aber ein wahres. In meiner Jugendzeit hat mich niemals eine Gruppe blonder, hellhäutiger Menschen auf der Straße oder in einem Klub grundlos angepöbelt. Manche Klischees sind eben einfach Erfahrungswerte.

Und so wurde ich in dieser Schule natürlich auch oft dumm angemacht. Nicht wegen etwas, das ich gemacht habe, sondern, was ich nicht gemacht habe:

„Richtiger Schweinefleischfresser. Ist sogar zu deutsch, um Drogen auszuprobieren!“

„Mach mal den Gangsterrap aus, unser Allman macht sich sonst ins Hemd.“

„Was seid ihr Deutschen nur für Schwuchteln. Kein Wunder, dass eure Weiber nur mit uns ficken!“

Ich muss hier ergänzen, dass ich diese Äußerungen bis auf Verbesserungen der Grammatik wortwörtlich wiedergegeben habe. Der Inhalt ist so widerlich, dass ich ihn mir tatsächlich wörtlich merken konnte. Und Äußerungen wie diese wurden nicht ein- oder zweimal vom Stapel gelassen, sie wurden täglich wiederholt.

Dass man auch mal geschubst oder geboxt wurde, war dann auch nicht wirklich überraschend. Dazu muss ich sagen, dass dieses Phänomen in meiner Klasse wenig ausgeprägt war. Im gesamten Gebäudekomplex liefen nämlich auch Schüler des sogenannten „Berufsvorbereitungsjahres“ herum. Das waren nicht selten Leute, die frisch aus dem Jugendknast kamen und nun wieder resozialisiert werden sollten. Gerade diese Gruppe musste man extrem meiden, denn da konnte schon ein falscher Blick ein „Ey, was guckst du?!“ auslösen und nachfolgend einen körperlichen Angriff. Während auf dem Pausenhof also solche Gestalten das Geschehen dominierten und es in der großen Pause nur um Drogenhandel ging, war ich froh, wenn ich mich irgendwo verstecken konnte.

Sicherlich werden sich nun viele fragen, wie so etwas mitten in Deutschland möglich sein kann. Gab es dort keine Lehrer? Doch, natürlich, aber von denen wollte keiner diese Probleme wahrhaben. Und im Zweifel werden Missstände dann einfach totgeschwiegen. Laut meiner Klassenlehrerin gab es an der Schule all diese Zustände gar nicht. Diese Haltung hat sie bis zu meinem letzten Schultag vertreten. Ich habe selten eine Frau erlebt, die mit dem Lehrerberuf mehr überfordert war als sie.

Es ist längst belegt, dass viele Lehrer heute mit ihrem Job überfordert sind. In Bayern gibt das sogar jeder dritte Lehrer offen zu.42 Personalmangel, ein immer höherer Migrantenanteil und eine katastrophale Bildungspolitik fordern ihren Preis. Hier pauschal nur auf die Lehrer zu schimpfen, wäre falsch, viele sind auch einfach Opfer eines Systems.

Jedoch gibt es noch jene Art Lehrer, die nicht nur passiv Missstände verschweigt, sondern aktiv für ihre Heile-Welt-Ideologie im Unterricht kämpft. Genau so war meine Klassenlehrerin. Probleme mit Mobbing an der Schule waren für sie „normale Streitereien unter Jugendlichen“. Der Drogenhandel an der Schule „nicht wirklich schlimm“. Und wer etwas anderes gesagt hat, der „lügt wie gedruckt“.

Über real an der Schule existierende Probleme wollte meine Klassenlehrerin also nicht sprechen. Dafür sprach sie im Unterricht aber sehr gerne über Politik, und das, obwohl sie unsere Deutschlehrerin war. Es hat mich immer angewidert, wie sie versucht hat, die oft noch unpolitischen Jugendlichen zu einer bestimmten Haltung zu drängen und zu beeinflussen. Das konnte über kleine Randbemerkungen sein, in denen sie über die „gefährlichen Rechten“ redete oder mit Statements, in denen sie sich ganz klar für freien Drogenkonsum aussprach.

Im Jahr 2015 erreichte diese Art der Indoktrination dann leider ihren traurigen Höhepunkt. Die „Das Boot ist voll“-Debatte über die Aufnahme von Migranten in Deutschland hat zu der Zeit öffentlich viele Gemüter erhitzt.43 An meiner Schule gab es daraufhin eine Aktion mit dem Namen „Das Boot ist noch lange nicht voll“. Hier wurde sich klar „Pro Migration“ positioniert und es wurden Spenden für Flüchtlinge gesammelt. So weit, so gut, aber leider sollte es nicht bei einer Aktion seitens der Schule bleiben.

Meine Klassenlehrerin sprach das Thema mitten in einer Deutschstunde an und bat uns darum, uns auch für Flüchtlinge zu engagieren. Sie referierte viel von Humanität und Werten, von Migration als Bereicherung. An die Stelle eines kurzen Hinweises auf diese Aktion trat ein emotionaler Appell. Ein Appell, der keine Gegenrede duldete. Ein Mitschüler hob die Hand für eine Wortmeldung und meinte: „Was ist eigentlich mit der inneren Sicherheit in Deutschland? Wir haben doch gar keinen Plan, wer da zu uns kommt. Was ist, wenn Terroristen einwandern?“ Dann fügte er noch an: „Außerdem gibt es so viele Wirtschaftsflüchtlinge aus Afrika, was haben die hier verloren?“

Das war meiner Klassenlehrerin offensichtlich zu viel. Ihre Miene versteinerte sich sofort und sie presste zwischen den Lippen energisch hervor: „So was dulde ich nicht! Wie redest du hier über Flüchtlinge? Das ist rassistisch und komplett widerlich! Weißt du eigentlich, wie verwöhnt du bist, und jetzt redest du über Leute abfällig, die nichts haben?“

Er erwiderte aber prompt: „Ich soll später jeden Tag acht Stunden schuften, wo bin ich verwöhnt? Dann kommen Leute hierher, die ganz klar nur für Sozialhilfe kommen, wieso soll ich das toll finden?“

Da rastete die Lehrerin vollkommen aus: „Das ist rechte Hetze! Wir sind moralisch verpflichtet, jeden Menschen aufzunehmen, der zu uns will. Was gibt dir das Recht zu entscheiden, wer wo auf der Welt leben darf?“

Daraufhin mischte ich mich ein und meinte: „Sie versuchen immer Stimmung in eine politische Richtung zu machen, das fällt mir schon so lange auf. Jetzt greifen Sie meinen Mitschüler an, weil seine Aussage nicht Ihrem Weltbild entspricht. Sie sollten endlich anfangen, im Unterricht auch andere Meinungen zuzulassen.“

Die Eskalation folgte sofort: „Hass ist keine Meinung. Ich dulde so was nicht in meiner Klasse. Ich vermittle hier Haltung und Werte und das werde ich immer tun! Du überprivilegierter Deutscher weißt gar nicht, wovon du sprichst!“

Die Unterrichtsstunde endete daraufhin und die Lehrerin verließ den Raum, ohne zum Schluss irgendetwas Versöhnliches oder Sachliches zu sagen. Ich dachte mir zunächst nichts dabei, schließlich hatte ich ihr ja nur widersprochen und nichts Verbotenes gemacht. Ich rechnete fest damit, dass in der nächsten Unterrichtsstunde wieder alles normal sein würde und politische Ansichten keine Rolle mehr spielen würden. Ich hätte in diesem Moment nie geahnt, wie sehr ich mich irren sollte.

Als wir nach zwei Tagen wieder eine Deutschstunde hatten, begrüßte unsere Klassenlehrerin uns augenscheinlich so wie immer. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt selbst kaum noch Gedanken an den Vorfall in der letzten Stunde im Kopf und arbeitete im Unterricht mit wie immer. Nach einer halben Stunde fiel mir auf, dass ich irgendwie trotz sichtbaren Handzeichens nicht aufgerufen wurde. Ich dachte mir dabei zuerst nichts, aber als das in der zweiten Stunde unserer Doppelstunde nicht besser wurde, beschlich mich der Verdacht, dass es an meiner Kritik liegen könnte. Nach der Doppelstunde fragte ich meine Klassenlehrerin beim Rausgehen also kurz, warum sie mich denn heute nicht aufgerufen hatte. Ihre Antwort: „Habe ich das? Oh, wir sind so viele, da kann man nicht immer jeden aufrufen.“

Ab dem Punkt war mir klar, dass sie eindeutig ein persönliches Problem mit mir hatte und das natürlich deshalb, weil ich sie vor der Klasse kritisiert hatte. Ich hatte im Fach Deutsch zu dem Zeitpunkt eine 1, sowohl schriftlich als auch in der mündlichen Eindrucksnote. Es gab bis dato keine einzige Stunde, in der ich nicht wenigstens zwei bis drei Wortmeldungen abgegeben hatte. Somit war es also offensichtlich, dass meine Klassenlehrerin einen Rachefeldzug gegen mich führte.

Am Anfang war ich noch naiv genug zu denken, dass dies nun vielleicht ein paar Mal so ablaufen würde und sie dann irgendwann wieder erwachsen und sachlich mit mir arbeiten würde. Schließlich können eine kurze Wortmeldung und Kritik in Sachen Meinungsfreiheit ja wohl kaum ein Grund sein, einen Schüler persönlich zu hassen und zu benachteiligen. Dachte ich zumindest …

Dass ich im Unterricht von meiner Klassenlehrerin nicht mehr aufgerufen wurde, zog sich über Wochen hinweg. Wenn ich dann doch mal etwas sagen durfte, im Rahmen einer Gruppenarbeit mit anschließender Präsentation, dann wurde ich scharf kritisiert, obwohl ich faktisch alles korrekt ausgeführt hatte. Diese Art der Feindseligkeit war so offensichtlich, dass auch meine Klassenkameraden Notiz davon nahmen. Da jedoch weder ich noch meine Eltern zu diesem Zeitpunkt wussten, wie man sich in solch einer Situation verhalten soll, verging die Zeit immer weiter genau auf diese Art und Weise.

Dann, gut vier Wochen nach dem Vorfall mit der Diskussion über die Flüchtlingspolitik, wurden neue mündliche Eindrucksnoten vergeben. Die Schüler wurden nacheinander nach draußen auf den Gang gerufen, um ihre Leistung mit der Klassenlehrerin zu besprechen. Mir war natürlich schon klar, dass ich durch diese Schikane sicher keine glatte 1 mehr hätte, aber wirklich Sorgen machte ich mir nicht. Ich hatte mich häufig gemeldet und wenn ich dann auch mal etwas sagen durfte, war das fachlich immer korrekt. Die meisten Schüler kamen nach kurzer Zeit wieder herein und posaunten ihre Note heraus. Beim Großteil hatte sich im Vergleich zur letzten kaum etwas geändert. Dann hörte ich endlich meinen Namen und ging vor die Tür.

Ich setzte mich meiner Klassenlehrerin gegenüber, die mich kurz anblickte und ohne wirkliche Begrüßung loslegte, in ihren Akten zu blättern. „Du bist ziemlich abgerutscht, habe dir jetzt mal eine 3 gegeben, du solltest dringend wieder mehr mitmachen.“

Eine 3 in Deutsch, ich war absolut perplex. „Entschuldigung, aber an meiner Leistung hat sich in den letzten vier Wochen nichts geändert, ich hatte letztes Mal eine 1! Warum rufen Sie mich nicht mehr auf?“

„Ich habe keine Zeit zum Diskutieren. Einfach wieder mehr mitarbeiten.“ Dann rief sie ohne Weiteres den nächsten Namen aus. Ich stand auf und ging zurück ins Klassenzimmer. Meine Mitschüler blickten mich alle erwartungsvoll an. Dann gab es erschrockene Reaktionen, als ich von meiner mündlichen 3 berichtete.

So sagte ein Junge aus der Klasse: „Junge, was? Ich habe ´ne 2 und ich schreib immer von dir ab. Was geht da schief, Alter?“

Ein anderes Mädchen meinte so etwas wie: „Ja Niki, das ist bestimmt wegen deiner Asylantenrede.“ Darüber lachten alle. Ich auch, sehr gezwungen. Was blieb mir schon anderes übrig?

Meine Eltern und ich ärgerten uns zu Hause unglaublich. Mein Vater beschloss, beim nächsten Elternabend ein ernstes Wort mit der Klassenlehrerin zu sprechen. Ich stimmte zu.

Mir ist bewusst, dass eine 3 keine schlechte Note ist und dass andere meine Aufregung eventuell nicht verstehen können, aber ich hatte jahrelang immer eine leistungsgerechte 1. Es war damals so offensichtlich, dass ich wegen meiner politischen Meinung und der offensiven Behauptung selbiger vor meiner Klassenlehrerin nun schlechtergestellt werden sollte.

Solche Bewertungen nach Sympathie oder eben aus persönlichem Hass heraus sind an deutschen Schulen keine Seltenheit. Die ehemalige Lehrerin Sigrid Wagner gab in der Öffentlichkeit zu, dass die meisten Lehrer durchaus nach Sympathie Noten vergeben und dabei ihren Ermessensspielraum oft weit übersteigen.44 Ich sehe das Prinzip der mündlichen Eindrucksnote seitdem extrem kritisch, da ich ja am eigenen Leib erlebt habe, wie ungerecht diese sein können. Das Schlimmste: Wer soll diese Bewertung denn überprüfen? Der Lehrer könnte für die Begründung einer mündlichen Note ja lauter Argumente aufschreiben, die gar nicht zutreffen. Wer soll beweisen, wie die Unterrichtsstunden wirklich abgelaufen sind? Außer in einer Prüfung mit mehreren voneinander unabhängigen Prüfern gehört die mündliche Eindrucksnote in meinen Augen abgeschafft.

Als dann besagter Elternabend kam, lieferten mein Vater und meine Klassenlehrerin sich ein wahres Rededuell, welches ich natürlich nur aus der Erzählung meines Vaters heraus wiedergeben kann. Während die beiden die ersten Minuten noch über die Note 3 diskutierten, kam der Schwenk zum eigentlichen Problemthema ziemlich schnell. Mein Vater wurde ernsthaft gefragt, ob man mich „rechtspopulistisch“ erzogen habe und warum ich keine „humane Haltung“ vertreten würde. Das war natürlich für meinen Vater der ideale Einstieg, um darauf zu pochen, dass meine schlechte Bewertung politische Gründe haben muss und keine fachlich nachvollziehbaren. Meine Klassenlehrerin sei wohl zuerst sehr uneinsichtig gewesen, aber mein Vater drohte ihr mit rechtlichen Schritten, wenn sich nichts ändern würde. Das ließ das Gespräch dann ziemlich schnell umschwenken, vor allem, da mein Vater der Lehrerin noch die ganzen Vorfälle an der Schule wie die Morddrohung gegen mich im Ethikunterricht und die Drogenkriminalität argumentativ um die Ohren schlug.

Am Tag nach dem Elternabend wurde ich in der Deutschstunde tatsächlich wieder normal aufgerufen. Nach weiteren vier Wochen hatte ich mündlich eine 1 bis 2. Als ich die Schule verließ, stand im letzten Zeugnis in Deutsch wieder meine 1. Aber vergessen habe ich diesen Vorfall bis heute nicht. Das kommt also dabei raus, wenn man sich als junger Mensch gegen politische Indoktrination an Schulen wehrt.

Tasuta katkend on lõppenud.

Žanrid ja sildid
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22 detsember 2023
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