Morgentod

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Ole R. Börgdahl

Morgentod

Halls und Bruckners zweiter Fall

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Das Buch

06:53 Uhr - 2. August 2012

08:26 Uhr - Unverhofft kommt oft

09:05 Uhr - Die Verhöre

10:17 Uhr - Die Obduktion

11:36 Uhr - Aktenkundig

13:13 Uhr - Spurensuche

14:45 Uhr - Amok

16:31 Uhr - Sondereinsatz

Weitere Romane von Ole R. Börgdahl

Impressum neobooks

Das Buch

An diesem Sommermorgen sieht die Bibliothek einer noblen Hamburger Vorstadtvilla wie nach einer blutigen Hinrichtung aus. Tod einer Hausangestellten! Mord oder Selbstmord?

Kriminaloberkommissar Kurt Bruckner ist auf dem Weg zum Tatort und zieht den ehemaligen US-Profiler Tillman Halls gleich mit in den Fall hinein. Bruckner und Halls zweiter Fall!

Sie treffen auf Zeugen, die nichts gesehen und noch weniger gehört haben. Aber es gibt etwas, das diese Menschen miteinander verbindet. Die Wahrheit kommt erst am Ende dieses ereignisreichen Tages ans Licht.

Die Tillman-Halls-Reihe:

Ein neues Hamburger Ermittler-Duo betritt die Bühne. Kriminaloberkommissar Kurt Bruckner hat für seinen aktuellen Fall eigentlich nur einen Berater gesucht. In der Expertendatenbank des BKA stößt er dann auf einen Mann, der sofort sein Interesse weckt und seine Fantasie beflügelt.

Der Amerikaner Tillman Halls lebt mit seiner Familie seit drei Jahren in Hamburg und arbeitet als Immobilienmakler.

Doch was macht ihn für Bruckner interessant? Das ist ganz einfach: Tillman Halls ist ein ehemaliger US-Profiler!

Bruckner muss ihn zur Mitarbeit überreden, denn Tillman Halls ist längst Immobilienprofi und hat Spaß an seinem neuen Beruf. Bruckner schafft es schließlich, die kriminalistische Flamme in Tillman Halls wieder zu entfachen.

Alles in Blut - Halls erster Fall (2011) - 978-3-8476-3400-3

Morgentod - Halls zweiter Fall (2012) - 978-3-8476-3727-1

Pyjamamord - Halls dritter Fall (2013) - 978-3-8476-3816-2

Die Schlangentrommel - Halls vierter Fall (2014) - 978-3-8476-1371-8

Leiche an Bord - Halls fünfter Fall (2015) – 978-3-7380-4434-8

Weitere Romane von Ole R. Börgdahl:

Fälschung (2007) - 978-3-8476-2037-2

Ströme meines Ozeans (2008) - 978-3-8476-2105-8

Zwischen meinen Inseln (2010) - 978-3-8476-2104-1

Faro (2011) - 978-3-8476-2103-4

Die Marek-Quint-Trilogie:

Tod und Schatten - Erster Fall (2016) - 978-3-7380-9059-8

Blut und Scherben - Zweiter Fall (2017) - 978-3-7427-3866-0

Kowalskis Mörder - Dritter Fall (2018) - 978-3-7427-3865-3

06:53 Uhr - 2. August 2012

Ich stellte die Kaffeetasse ab und suchte nach meinem Mobile. In der Küche war es nirgends zu sehen. Ich schleppte es sonst immer mit mir von Raum zu Raum, natürlich beschränkt auf die untere Etage unseres Hauses. Die Schlafzimmer oben und das Bad waren tabu. Eine telefonfreie Zone, die sich Eva erbeten hatte. Das war schon in Quantico so, wo wir in einem ähnlichen Haus lebten wie jetzt hier in Hamburg-Osdorf. In New York hatten wir nur ein Apartment, alles auf einer Ebene, im siebzehnten Stock. Damals war mir mein Telefon aber auch noch nicht so wichtig. Ich kann mich nicht erinnern, dass es vor sechs Jahren schon Smartphones gab und wenn ja, dann habe ich es nicht registriert. Damals hatte ich ein kleines Diktiergerät, bei dem sich ständig das Kassettenband in den Tonköpfen verfing. Und damals hatte ich auch schon die Angewohnheit, mir einen guten Gedanken durch ein Voice-Memo festzuhalten.

Ich durchsuchte mein Arbeitszimmer, aber dort konnte es einfach nicht sein. Ich war gestern Abend erst spät nach Hause gekommen. In den drei Tagen, die Eva jetzt schon mit den Kindern in Travemünde verbrachte, hatte ich immer bei Carlos gegessen und es war jedes Mal spät geworden. Italienisches Essen schmeckt erst nach 22.00 Uhr, so lautet Carlos Philosophie, auch wenn es nicht sehr gesund ist. Carlos war mein erster großer Kunde in Hamburg. Er betreibt sein Restaurant seit mehr als dreißig Jahren und hat sein Geld von Anfang an in Immobilien investiert. Vor drei Jahren hatte er mal wieder dazugekauft, ein Neubau mit sechsunddreißig Wohnungen. Wir übernahmen die Vermietungen und die Hausverwaltung. So ist ein Restaurantbesuch bei Carlos immer auch mit Arbeit verbunden.

Ich setzte meine Suche im Wohnzimmer fort. Ich hatte gestern Abend noch ferngesehen. Auf dem Programmheft lagen die Remotes von diversen Geräten, Fernseher, Receiver und DVD-Player. Mein Smartphone war nicht darunter. Dann kam ich auf eine Idee. Ich ging zurück ins Arbeitszimmer, nahm den Hörer des Festnetzanschlusses ab und wollte meine Nummer wählen. Kennen Sie Ihre eigene Mobilenummer? Ich nicht! Im Postablagekorb auf dem Schreibtisch fand ich eine meiner Visitenkarten und, Sie werden es nicht glauben, mein Mobile. Ich war so überrascht, dass ich im ersten Moment gar nicht mehr wusste, warum ich es überhaupt gesucht hatte. Telefonieren wollte ich nicht. Eva erwartete meinen Anruf erst nach sechs am Abend. Auf dem Weg zurück in die Küche hatte ich genug Zeit zu überlegen und es fiel mir tatsächlich wieder ein. Ich setzte mich an den Küchentisch, atmete tief durch, drückte den virtuellen Recordknopf auf dem Display meines Smartphones und begann zu sprechen. Elf Sekunden benötigte ich für die Nachricht. Ich möchte Sie nicht mit dem Inhalt belästigen, außerdem war es privat, sehr privat. Und weil ich gerade in Fahrt war, fiel mir ein weiterer Gedanke ein.

Diesmal behielt ich mein Mobile im Auge, legte es auf den Küchentisch. Ich nahm einen Schluck Kaffee, der inzwischen nur noch lauwarm war und auch der Toast hatte sich abgekühlt und schmeckte bereits pappig. Ich liebe heißen Toast, auf dem die Butter und die Marmelade verschwimmen. Ich raffte mich auf und legte zwei neue Scheiben in den Röster. Ich nahm die Zeitung von der Anrichte und legte sie auf den Stapel. Ich sollte das Hamburger Abendblatt für Eva aufbewahren, obwohl ich nie verstand, was noch wichtig sein konnte an der Zeitung von gestern. Neben der gedruckten Ausgabe hatte ich das Abendblatt auch online abonniert. Ich hatte mein Tablet mittlerweile zu schätzen gelernt. Für unterwegs war das Smartphone völlig ausreichend, zu Hause war das größere Display des Tablets sehr viel angenehmer. Während ich auf den Toast wartete, legte ich das Gerät vor mich auf die Anrichte und blätterte durch die Nachrichten. Immer zuerst das Wetter. Im Winter war es mir eigentlich egal, solange es keinen Schnee gab. Im Sommer wollte ich schon wissen, was mich erwartete. Vor allem die Aussicht für die Ostsee in den nächsten Tagen interessierte mich, da es für heute Abend geplant war, dass ich zu meiner Familie stoßen würde. Ein verlängertes Wochenende. Eigentlich hätten die Kinder heute schon wieder zur Schule gehen müssen, doch wir konnten sie für den Donnerstag und Freitag noch entschuldigen. Ich weiß ohnehin nicht, warum die Schule nach den Ferien immer mitten in der Woche beginnen muss. Bei diesem Stichwort fiel mir ein weiteres Memo ein. Ich griff hinter mich, nahm mein Mobile von der Anrichte und betätigte die Aufnahme: Gustav anrufen! Er muss morgen vor 12:00 Uhr die Schulbücher für die Kinder abholen.

Es gehörte mit zum Deal, dass wir die Kinder am Montag komplett ausgerüstet in die Schule schicken würden. Bei dieser Gelegenheit konnte Gustav die Gebühr für die Bücher auch gleich bei der Schule bezahlen, was er als guter Großvater jedes Jahr tat.

Und nun zum Wetter! Der Drei-Tage-Trend sah ganz gut aus, nicht hervorragend aber ganz gut. Erst am Dienstag sollte eine stärkere Wolkenbildung über die Lübecker Bucht kommen, die am Mittwoch zu Gewittern führen konnte. Bis dahin waren wir längst wieder daheim. Ich sah mir auch noch die Aussichten für den heutigen Tag an. Hamburg: Höchstwerte siebenundzwanzig Grad Celsius, schwül, aber geringe Gewitterneigung. Ich ging zum Fenster. Wir hatten draußen so ein Metallthermometer. Wenn ich richtig sah, zeigte es erst sechzehn Grad Celsius an, keine Spitzenwerte, aber es war ja noch früh am Morgen. Der Röster meldete sich. Ich begann sofort mit der Verarbeitung des Toasts und bekam es so hin, wie ich es liebte. Ich machte es mir auf dem Küchenstuhl gemütlich, aß mein Toast und verschaffte mir über das Tablet einen weiteren Nachrichtenüberblick. Auf n-tv gab es immer eine gute Darstellung des aktuellen Medaillenspiegels. So früh war in London natürlich noch nichts los, aber ich kannte die olympischen Ergebnisse vom Vortag noch nicht in Gänze. Bei Carlos hatte ich den Beginn des Spiels der deutschen Hockey Herren gegen Südkorea noch mitbekommen. Tatsächlich war ein weiteres Tor gefallen, ein deutscher Sieg. Mir fiel ein, dass Eva früher auch Hockey gespielt hatte. Ich habe sie in unserer Anfangszeit in New York sogar zu Spielen begleitet. Ich glaube, sie war ganz gut. Die deutschen Hockey Herren waren gestern in jedem Fall gut, auch wenn das Ergebnis recht knapp war. Es war eines der Vorrundenspiele, also noch weit weg vom Turnierfinale. Dafür gab es gestern schon für den Deutschland-Achter Gold. Mehr Zeit widmete ich mich den deutschen Ergebnissen nicht, denn mein Herz schlägt eigentlich für eine andere Nation. Wir Amerikaner sind da sehr eigen und es ist wirklich nicht böse gemeint. Der Link über den Medaillenspiegel brachte mich zu den US-Erfolgen: zweimal Gold im Schwimmen. Nathan Adrian beim 100-m-Freistil und auch Gold für die 4x200-m-Freistilstaffel. Schwimmen sehe ich mir sogar im Fernsehen an, wenn es zeitlich passt. Radfahren finde ich dagegen eher langweilig. Dennoch zollte ich einer gewissen Kristin Armstrong Respekt, die im Straßen-Zeitfahren ebenfalls Gold für unsere Nation geholt hatte. Ganz spontan erinnerte ich mich daran, den Namen schon einmal gehört zu haben. Kristin Armstrong wurde wegen der Namensgleichheit oft mit der Frau von Lance Armstrong verwechselt. Schwimmen und Radfahren, dreimal Gold, ganz ordentlich für einen Tag.

 

Bevor ich mich den leichteren Themen widmete, musste ich auch noch die Wirtschaftsnachrichten durchgehen. Es gab aber nichts Interessantes oder besser, ich hielt nichts für interessant. Der Euro sah mir nicht sehr gesund aus, mit seinem 1,22 US-Dollar-Kurs. Der DAX schloss am Vortag ebenfalls im Minus und lag bei 6.754 Punkten. Aktien, das ist auch so eine Sache, mit der ich mich nicht auskenne und von der ich eigentlich meine Finger lassen sollte. Gustav hat mich dann im letzten Jahr doch verführt. Ich habe einiges in DAX-Aktien angelegt. Es soll eine gute Mischung von allem sein. Gustav und ich haben deswegen fast jeden zweiten Tag ein kurzes Meeting. Wir setzen uns im Büro an meinen Computer. Ich führe die Maus, Gustav die Geschicke meines Vermögens. Er hat immer einen Zettel dabei und gibt mir exakte Anweisungen. Kaufen und verkaufen. Die eine Aktie losschlagen, in die andere investieren. Und dann schauen wir uns die Kurve an. Ich muss sagen, sie ging bislang immer nach oben, nicht besonders steil, aber nach oben. Selbst wenn der DAX etwas ins Minus geht, habe ich Plus gemacht. Am besten ist es natürlich, wenn auch der DAX steigt.

Soweit zur Wirtschaft an diesem Morgen. Ich wechselte mit ein paar Klicks auf meinem Tablet von n-tv zur Online-Ausgabe des Hamburger Abendblatts. Was passierte in der Stadt. Oh! Welch eine Freude! Fragt sich nur für wen? Pamela Anderson beehrte Hamburg mit einem Besuch. Ich las mir den Artikel gar nicht erst durch, obwohl es nicht viel zu lesen gab. Das meiste waren Fotos. Ich stieß auf einen Bericht über die Hamburger Radwege, dem ich meine Aufmerksamkeit widmete. Die Sanierungspläne seien ins Stocken geraten. Kein Geld und wenig Engagement von den Behörden. Eva beschwerte sich immer über die schlechten Radwege in Osdorf. Sie fährt viel mit dem Fahrrad, sie und die Kinder. Ich habe schon lange nicht mehr auf einem Bicycle gesessen. Wie aufs Stichwort erklang dann auch aus dem Radio ein Song von Queen: Bicycle Race. Ich glaube nicht an Zufälle. Der Discjockey von NDR 2 musste den Bericht ganz bestimmt auch gelesen haben und hatte sich inspirieren lassen. Die Musik war gar nicht schlecht.

Ich aß den Rest des Toasts im Stehen und begann dabei die Küche aufzuräumen. Ich schaffe gerne Ordnung, auch wenn ich es nicht muss. An diesem Morgen musste ich, denn am Abend würde keine Zeit mehr bleiben. Es waren nur wenige Handgriffe. Die Spülmaschine mit dem dreckigen Geschirr der ganzen Woche wollte ich abends anstellen. Ich ging noch schnell ins Wohnzimmer, arrangierte die Kissensammlung auf der Couch, legte die Fernbedienungen in eine ansprechende Reihenfolge, orgelpfeifengleich, der Länge nach. Eine kleine Marotte von mir. Ich sah die Magazine durch, fand noch die Fernsehzeitung der Vorwoche, nahm sie mit in den Wirtschaftsraum und schmiss sie dort in die Tonne. Ich vergesse immer zu trennen und was einmal drin ist, bleibt auch drin. Der Geruch verriet mir allerdings, dass ich die Mülltonne zumindest in die Garage stellen musste. Die Leerung war bei uns erst am Freitag dran, aber ich wollte nicht, dass das Ding tagelang an der Straße stand. Ich erledigte diesen Gang, fuhr auch gleich meinen Century aus der Garage, meinen Wolfsburger im Schafspelz, wie Eva ihn immer nannte. Der alte New-Beetle hatte mir von der Form her nie gefallen, aber sein Nachfolger war mehr Porsche als Käfer und ließ es an Sportlichkeit nicht fehlen, vorausgesetzt, man fuhr den 200-PS-Motor. Der schwarze Metallic Lack glänzte auch im Licht der ersten Sonnenstrahlen. Ich war gestern noch durch die Wäsche gefahren. Ich wollte stilvoll zu meiner Familie stoßen. Eva hatte unseren Van für die Fahrt nach Travemünde genommen. Am Sonntag würden die Jungs natürlich bei mir einsteigen, während Beth bei Eva im Van zurückfuhr.

Ich kehrte ins Haus zurück. Es war noch Zeit für etwas Büroarbeit. Ich hatte gestern Abend die Entwürfe unserer neuen Website bekommen und wollte einen ersten Blick darauf werfen. Ich saß am Computer und hatte zunächst Probleme die Seiten aufzurufen. Sie waren natürlich noch nicht online gestellt und so musste ich mich erst aufwendig einloggen. Es schlug viermal fehl und ich wollte den Programmierer schon anrufen, als mir der Zugriff dann doch noch gelang. Es sah ganz anständig aus. Ich schrieb gleich ein Mail und notierte die Punkte, bei denen ich noch Änderungen wünschte. Ich wusste jetzt schon, dass es wieder Diskussionen geben würde. Der Typ, den wir mit der Website beauftragt hatten, meinte immer mehr Künstler zu sein, als Programmierer. Gustav und mir gefielen aber mehr die klaren Formen, ein strukturierter Aufbau, nicht zu viele Farben, um die Seriosität nicht zu verlieren. Es war zu erkennen, dass sich der Mann schon zurückgehalten hatte und es sah mittlerweile ja auch ganz gut aus. In der nächsten Woche konnten wir die alten Seiten abschalten und unseren Kunden den neuen Auftritt präsentieren. Ich versendete das Mail, sah noch kurz den Postkorb durch, fand aber nichts, was sofort zu erledigen war. Zwei Mails leitete ich aber dennoch an Gustav weiter. Ich beendete die Arbeit am Rechner, nachdem ich mir die Adressen für den heutigen Tag auf mein Smartphone geladen hatte. Akten brauchte ich mir nicht mitzunehmen, ich hatte wie immer alles auf meinem Mobile.

Nachdem ich die Haustür verschlossen und den Alarm scharfgeschaltet hatte, sah ich auf die Uhr. Ich schaffte es immer fast exakt zur selben Zeit das Haus zu verlassen. Es war Viertel vor acht und die ersten Sonnenstrahlen ließen die Temperatur bereits ansteigen. Es konnte durchaus etwas aus den vorhergesagten siebenundzwanzig Grad werden. Ich stieg in meinen Century und fuhr von der Einfahrt auf die Straße. Normalerweise benutzte ich das Navi für meine Unternehmungen in Hamburg und Umgebung. Heute war mein Ziel aber Nienstedten und dort kannte ich mich recht gut aus.

08:26 Uhr - Unverhofft kommt oft

Bislang hat noch niemand die Polizei gerufen, wenn ich in meiner recht auffälligen Art Häuser beobachte, wenn ich ungebeten Grundstücke betrete oder mir sogar die Namen an den Türschildern notiere. In Nienstedten hielt ich mich an diesem Morgen vor allem an den vergitterten Toren der Grundstückseinfahrten auf. Ich hatte natürlich eine Liste der Immobilien, die zur Disposition standen. Ich weiß nicht immer, woher Gustav seine Informationen nimmt. Wenn ich bei meinen Recherchen doch mal den direkten Kontakt suche und mit den derzeitigen Besitzern eines Objektes spreche, habe ich oft den Eindruck, dass die Leute selbst noch nicht wissen, dass sie ihr Eigentum demnächst veräußern wollen. An diesem Morgen war ich aber nur Beobachter. Ich nahm ein paar Voice-Memos auf und fotografierte so unauffällig wie möglich. Gustavs Kunde suchte ein Grundstück in Elbnähe. Die Anforderungen waren nicht leicht zu erfüllen. Es sollte nach Möglichkeit unbebaut sein, was in Nienstedten so gut wie überhaupt nicht zu finden war. Der heutige Stadtteil war schon seit Ende des Neunzehntenjahrhunderts ein beliebter Villenvorort. Es gab daher auch viele alte Häuser und genau hier konnte sich ein Ansatzpunkt ergeben. Ich war auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück, deren Immobilie für eine Totalsanierung, also für einen Abriss, infrage kam. Ich hatte mich natürlich auch mit der Geschichte des Stadtteils beschäftigt, weil einem dabei immer auch wichtige Informationen zufallen. Hierbei trifft man oft auf ehemalige Industrieansiedlungen. In der Regel sollte man sich von Grundstücken mit einer solchen Vergangenheit fernhalten und sich nicht von dem oftmals günstigen Preis verführen lassen. Das harmlose Wort Bodensanierung kann ganze Generationen ruinieren. Solche Fälle sind allerdings selten. In Nienstedten gab es so gut wie keine Industrie, abgesehen von der Elbschloss-Brauerei, deren Gebäude noch heute stehen und in luxuriöse Eigentumswohnungen und in den exklusiven Sitz einer Reederei umgewandelt wurden. Das wären für uns natürlich auch lukrative Objekte gewesen, aber hier war selbst Gustav einige Jahrzehnte zu spät gekommen. Für mich ist es kaum vorstellbar, dass diese Riesenstadt Hamburg vor hundert Jahren noch nicht die Einheit besaß wie heute. So wurde auch Nienstedten erst 1938 eingemeindet. Während des Krieges war Groß-Hamburg das Ziel der Alliierten Bomber. Nienstedten blieb aber weitgehend verschont. Dies war für meine Suche ebenfalls ein Vorteil, denn so gab es wieder mehr alte Objekte.

Ich war mit sieben Adressen angetreten, übrig blieben nach einer knappen halben Stunde nur noch zwei. Ich parkte meinen Century in der Nähe einer kleinen Kirche, direkt an der Friedhofsmauer. Ich sah auf die Temperaturanzeige meiner Armaturentafel. Draußen waren es achtzehn Grad Celsius. Ich beugte mich vor und schaute durch die Windschutzscheibe in den Himmel. Die Wolken hatten sich etwas aufgelockert. Während der Fahrt nach Nienstedten hatte es vorhin ein wenig geregnet. Auf meiner Motorhaube glänzten immer noch ein paar Tropfen. Ich lehnte mich im Fahrersitz zurück, holte mein Smartphone aus der Innentasche meiner Jacke und entsperrte das Display. Ich dachte darüber nach, dass es praktisch wäre, ein Voice-Memo als Dateianhang in einer Mail zu versenden. Sicher war so etwas möglich, ich hatte nur noch nicht herausgefunden, wie das ging. Ich tippte daher das klassische Mail in mein Smartphone, um Gustav das Ergebnis meiner Recherche mitzuteilen. Es waren nur wenige Zeilen, weil mir klar war, dass ich später noch mündlich Bericht erstatten musste. Ich drückte auf Senden und widmete mich noch einmal kurz den Nachrichten-Apps. N-tv berichtete über den erneuten Ausbruch von Ebola und in der Schlagzeile unmittelbar darunter stand etwas von bunten Möhren, die man in Sachsen-Anhalt züchtete. Welch ein Kontrast. Dann las ich im Abendblatt von einem Zwischenfall in einem Hamburger Mietshaus. Die Polizei hatte einen Mann in Notwehr erschossen. Der akribische Artikel versuchte die Hintergründe und den Tathergang aufzuzeigen. Auf New Yorks Straßen wäre das keiner Zeile wert gewesen. Es machte mich kurz nachdenklich, ich war von all dem schon sehr weit entfernt. Natürlich habe auch ich nicht jeden Tag Mord und Totschlag erlebt, aber die Kriminalität hat in den großen amerikanischen Städten einen anderen Stellenwert als hier. Ich blätterte weiter durch die Nachrichten. Ich schaute kurz auf, sah einen Wagen vorbeifahren, registrierte aber nicht, dass der Fahrer anhielt und in die Parklücke vor mir setzte. Ich war schon wieder in die digitale Welt vertieft, als es gegen die Seitenscheibe klopfte. Ich weiß nicht mehr, ob ich wirklich überrascht war. Vielleicht war ich nur überrascht, Kriminaloberkommissar Kurt Bruckner gerade hier anzutreffen. Ich steckte das Smartphone weg und stieg aus. Er reichte mir gleich die Hand, deutete dann auf meinen Century.

»Ich dachte gerade noch, den Wagen kennst du doch«, begrüßte er mich.

»Na, von dem Modell gibt es mittlerweile aber eine ganze Menge in Hamburg, und gerade in Deep Black Perleffekt.«

»Mag sein«, sagte Bruckner, »aber diese Neunzehn-Zöller hat nicht jeder.« Er stieß mit der Schuhspitze gegen den Pneu meines linken Vorderrades.

»Gut, ich gebe zu, ich bin es«, erwiderte ich lachend. »Aber Sie sind umgestiegen, wie ich sehe. Was ist aus Ihrem Passat geworden?«

 

»Werkstatt! Jetzt fahre ich vorübergehend diesen Mondeo. Konnte es mir nicht aussuchen, obwohl der gar nicht so schlecht ist. Hat ordentlich Leistung unter der Haube, so wie es sich für die deutsche Polizei gehört.«

Bruckner holte einen dicken, schwarzen Kugelschreiber aus seiner Manteltasche, steckte ihn sich in den Mund und begann einmal daran zu saugen. Ich verstand erst, was das Ding war, als aus Bruckners Mund eine feine Dampfwolke entwich.

»Sind Sie vom Kaugummi auf Büroartikel umgestiegen«, fragte ich, obwohl ich schon ahnte, was Bruckner da in der Hand hielt.

»Das ist mein neuster Versuch«, erklärte er. »Elektrische Zigarette.«

»Habe ich mir schon gedacht. Die Dinger sind gerade modern.«

»Mag sein, aber das Prinzip gibt es schon seit den sechziger Jahren.«

Bruckner hatte auch hier gründlich recherchiert. Er setzte zu einem kleinen Vortrag über die elektrische Zigarette an.

»Es gibt welche mit echtem Tabak, aber das wollte ich nicht.« Er hielt mir seine schwarze E-Zigarette hin. »Bei meiner werden Aromastoffe verdampft, die einem den Tabak nur vorgaukeln.«

Ich nahm das Ding und sah es mir näher an. »Und das mit dem Vorgaukeln klappt bei Ihnen?«

Bruckner nickte. »Das ist zu fünfzig Prozent wie mit dem Kaugummi, man muss nur etwas zu tun haben, kauen oder saugen, das lenkt von der Schmacht ab.«

»Wie lange haben Sie das Ding denn schon?«

»Knapp zwei Monate«, antwortete Bruckner. »Ich brauche nur meine Tröpfchen und ab und zu eine Aufladung.« Er griff in seine Manteltasche und förderte ein Ladekabel hervor. »Irgendwie witzig, dass ich die E-Zigarette an den Zigarettenanzünder im Wagen anschließe.«

»Praktisch für unterwegs«, meinte ich und nickte.

»Sie sind ja auch wohl immer viel auf der Straße«, entgegnete Bruckner. »Haben Sie hier zu tun, verkaufen Sie hier eine Hütte.«

»Eine Hütte?«, fragte ich.

»Ein Haus, eine Villa«, klärte Bruckner mich auf und deutete auf das Grundstück gegenüber.

»Ach, eine Hütte!«, wiederholte ich. »Ich sondiere nur. Mein Schwiegervater hat einen Interessenten und ich suche ein geeignetes Grundstück, Elbnähe, unbebaut, zum Glück spielt Geld keine Rolle.«

»Das hört man gern.« Bruckner schnalzte mit der Zunge. »Dann laufen die Geschäfte gut?«

»Das klingt ja, als wenn Sie mit einem Drogendealer sprechen«, sagte ich.

»Oh, das sollte es aber nicht.« Bruckner ließ seine Stimme geknickt klingen. »Ich kann halt nicht aus meiner Haut heraus. Meine Frau beschwert sich auch schon immer.« Er schwieg noch einmal kurz. »Ich hatte eigentlich gehofft, dass Sie sich mal melden würden.«

Ich überlegte. Bruckner hatte natürlich recht. Er hatte mir drei oder vier Mails geschickt, das letzte noch Ende Juni. Er hatte vom Ausgang unseres gemeinsamen Falles berichtet. Es hatte zwei Monate gedauert, bis alle Opfer identifiziert waren. Achtzehn Personen, vier Frauen und vierzehn Männer. Zwei der Männer waren bereits verstorben, wobei die Todesursachen nicht mit den Experimenten in Verbindung gebracht werden konnten, die der Täter, an seinen Opfern vorgenommen hatte.

»Und wie geht es Dr. Dr. Strass?«, fragte ich. »Ist abzusehen, dass er sich bald für seine Verbrechen verantworten kann.«

»Überhaupt nicht«, sagte Bruckner. »Er liegt weiterhin im Koma. Ein Spezialist aus Bremen hat sogar attestiert, dass Strass praktisch Hirntod sei.«

»Das ist immer bitter«, meinte ich. »Was haben die Opfer denn sonst noch, wenn nicht die Bestrafung des Täters.«

»Bestrafung!«, erwiderte Bruckner. »Ich denke, Sie können aus Ihrer Praxis Dutzende Fälle aufzählen, bei denen der Täter davongekommen ist oder sich nie verantworten musste, sich der Justiz auf die eine oder die andere Weise entzogen hat.«

Ich nickte. »Mag sein. Strass hat sich der Justiz entzogen, das kommt schon hin, auch wenn es nicht ganz freiwillig war.«

»Ich hoffe Sie fühlen sich nicht mehr schuldig?«, sagte Bruckner überrascht.

»Mich schuldig fühlen, weil ich ihm sein eigenes Zeugs gespritzt habe«, sagte ich abwehrend. »Sie haben das nicht verstanden. Ich habe mich nie schuldig gefühlt. Ich bedauere seinen heutigen Zustand, das ist nicht schön und hätte auch nicht sein müssen, aber schuldig fühle ich mich ganz sicher nicht. Es war Notwehr und fertig.«

Bruckner nickte. »Ich dachte nur, aber auch egal. Sie hätten sich trotzdem mal melden können.«

»Stimmt, entschuldigen Sie!«

»Schon gut, entschuldigen brauchen Sie sich nicht«, meinte Bruckner. »Ich hätte mich vielleicht auch von der Sache ferngehalten, Sie haben ja schließlich einen ganz anderen Job.«

»Und Sie?«, fragte ich. »Was ist ihr neuster Job, was machen Sie hier in der Gegend? Gab es einen Mord? Es würde mich interessieren, wir wollen in Nienstedten schließlich einen guten Kunden ansiedeln.«

»Es interessiert Sie?«, fragte Bruckner nachdenklich.

»Nein, ich wollte nur höflich sein«, antwortete ich.

Bruckner zögerte. »Ich bin auf dem Weg zu einer Toten.«

»Also doch ein Mord?«, stellte ich fest.

»Wenn das so einfach wäre«, sagte Bruckner.

»Jetzt wollen Sie mich neugierig machen. Sie sind gar nicht an einem Fall dran.«

»Doch, doch!«, sagte Bruckner schnell. Er griff sich in die Jackentasche, holte sein Notizbuch hervor, blätterte und hielt mir die aufgeschlagene Seite hin. »Zu dieser Adresse muss ich.«

Ich beugte mich vor und las die Anschrift. »Das liegt direkt an der Elbe, eines der Elbgrundstücke. Sebastian von Treibnitz! Kenn ich nicht. Geht es um Frau von Treibnitz?«

Bruckner schüttelte den Kopf. »Eine Angestellte.« Er blätterte eine Seite um und las mir den Namen vor. »Upp, Caroline. Es soll ein Unfall gewesen sein, mit einem Jagdgewehr.«

»Wer sagt das?«, fragte ich.

»Unsere Leute vom Kriminaldauerdienst. Es sind bereits Beamte Vorort. Mich hat man vor einer halben Stunde informiert. Ich habe Hartmann vorgeschickt. Sie kennen doch noch Florian Hartmann?«

»Wenn ich Nein sage, lassen Sie mich dann in Ruhe?«

»Sie haben doch gefragt, wohin ich des Weges bin«, sagte Bruckner beinahe empört, »ob ich an einem Fall dran sei.«

»Nein, nein, Sie haben angehalten«, erwiderte ich. »Ein netter Gruß im Vorbeifahren hätte es doch auch getan.«

Bruckner lachte kurz auf, dann wurde er gleich wieder ernst. »Es sieht nach Selbstmord aus.«

»Ein Jagdgewehr!«, sagte ich. »Eine Frau hat sich mit einem Jagdgewehr erschossen. So im Stile von Hemingway?«

»Ich wusste gar nicht, dass sich Hemingway erschossen hat.« Bruckner überlegte. »Doch stimmt, hat er. Ich verwechsele Hemingway immer mit Spencer Tracy.« Bruckner stutzte. »Was meinten Sie.«

»Das Jagdgewehr!«, antwortete ich. »Wenn Frauen sich erschießen, dann mit einer Pistole, wenn überhaupt. Selbstmord mit einer Schusswaffe ist nicht gerade typisch für eine Frau.«

»Interessanter Gedanke«, sagte Bruckner. »Dann sind Sie ja schon mitten im Fall.«

Er blätterte noch eine Seite in seinem Notizbuch um und begann sich etwas zu notieren.

»Schreiben Sie das auf?«, fragte ich.

»Ja, warum nicht? Mir wäre das nicht eingefallen, zumindest nicht sofort.«

»Sie wollen mich ködern«, rief ich. »Sie wollen mein Interesse wecken.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich muss jetzt arbeiten, ins Büro und heute Abend fahre ich nach Travemünde, Urlaub mit meiner Familie, man erwartet mich dort.«

»Sie machen Urlaub in Travemünde?«

»Nur ein paar Tage. Meine Frau und die Kinder sind schon dort.«

»Oh, wie geht es Ihrer Familie?«

»Danke, gut. Aber lenken Sie nicht ab«, erwiderte ich.

»Ich lenke gar nicht ab, ich bin nur höflich.« Bruckner ließ ein paar Sekunden verstreichen, bis er weitersprach. »Caroline Upp ist die Haushälterin derer von Treibnitz. Sie ist fünfunddreißig ...«

»Ich dachte sie sei tot?«, warf ich ein.

»Gut, sie war fünfunddreißig«, korrigierte sich Bruckner, »ledig, ja, mehr weiß ich noch nicht.«

»Mich würde das Anwesen interessieren«, sagte ich. »Wie heißen die Leute, von Treibnitz?«

*

Ich weiß nicht, ob Bruckner überrascht war, oder es als den Erfolg seiner Überredungskünste feierte. Eigentlich hatte er mich nicht überredet, und wenn doch, dann hatte er es sehr leicht. Ich folgte seinem roten Ford durch zwei Querstraßen und ein ganzes Stück am Elbufer entlang. Die Straße machte schließlich einen Knick, führte an einer weißen Mauer entlang, bis wir ein hohes gusseisernes Tor erreichten, das weit offenstand. Bruckner befuhr das Grundstück, ich folgte ihm mit meinem Century. Die Kiesauffahrt verlief in einem weiten Bogen bis hin zu der weißgetünchten Stadtvilla. Auf dem Grundstück gab es noch einen Garagentrakt und zwei Nebengebäude, die etwas von der Villa entfernt standen. Die Wege zwischen den Gebäuden waren ebenfalls mit Kies aufgeschüttet, mit weißem Kies. Weiße Gebäude mit roten Ziegeldächern. Der Garagentrakt hatte ein Flachdach. Bruckner verließ den Kiesweg, fuhr auf eine Rasenfläche und parkte dort, wo bereits zwei Streifenwagen und vier weitere Fahrzeuge standen. Die Nummernschilder verrieten die Polizeiwagen. Ein Transporter und zwei dunkelblaue Ford Mondeos. Der vierte Wagen hatte ebenfalls ein Hamburger Nummernschild. Es war ein wuchtiger Audi A8 ABT-Tuning in Silber mit Zwanzig-Zoll-Sportfelgen und verdunkelten Seitenscheiben. Der Wagen war rückwärts eingeparkt und so sah ich, dass in der Windschutzscheibe ein Aufkleber mit dem Äskulapstab haftete. Ich wunderte mich kurz über den protzigen Auftritt des Gerichtsmediziners. Ich fuhr an dem Audi vorbei und stellte meinen Century gleich hinter Bruckners Ford ab. Wir stiegen aus. Bruckner und ich sahen uns um. Der Park war riesig. Ich rechnete, begann im Kopf eine Aufteilung des Grundstücks, gab es aber auf. Einerseits war es Verschwendung, andererseits wäre es eine Sünde gewesen, eine solche Fläche auseinanderzureißen. Bruckner stieß mich an. Wir machten uns über den weißen Kies auf den Weg zur Eingangstreppe. Das Portal war nicht überfrachtet. Ein Vordach getragen von zwei Säulen, das ganze vier, fünf Meter hoch. Oben auf dem Vordach war die Balustrade eines Balkons zu sehen. Dahinter eine Reihe von bodentiefen Fenstern oder Türen mit weißen Holzrahmen und Sprossenscheiben. Das gesamte Gebäude hatte in den Fenstern diese Sprossenscheiben, die zum Stil passten. Vor zwei Jahren hätte ich die Bauausführung noch nicht unterscheiden können, doch jetzt war ich sicher, dass die Villa zum größten Teil im Jugendstil gehalten war. Die Treppe zum Portal hatte links und rechts eine geschwungene Balustrade, die mich an den Barkenhof in Worpswede bei Bremen erinnerte. Das Ganze war nur etwas mächtiger und größer und die beiden Säulen oben am Ende der Treppe fehlten dem Barkenhof natürlich. Gustav hatte im letzten Jahr tatsächlich ein Objekt in der ehemaligen Künstlerkolonie in Worpswede angeboten bekommen. Es gab einige Hamburger Interessenten. Am Ende hatte ein ehemaliger Kölner Sparkassenfilialleiter den Zuschlag für den sanierten Resthof am Ortsrand von Worpswede erhalten. In der Zeit nach dem Deal hatte ich mich dann etwas mehr mit dem Jugendstil beschäftigt.