1. Statistisches Jahrbuch zur gesundheitsfachberuflichen Lage in Deutschland 2018/2019

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1. Statistisches Jahrbuch zur gesundheitsfachberuflichen Lage in Deutschland 2018/2019
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1. Statistisches Jahrbuch zur gesundheitsfachberuflichen Lage in Deutschland 2018/2019 Hilfsmittel


Impressum

Herausgegeben von:

opta data Institut für Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen e.V.

Am Lichtbogen 55

45141 Essen

Forschungsstandort:

Gesundheitscampus 33

44801 Bochum

Telefon: 0201 32068-647

E-Mail: info@optadata-institut.org

URL: www.optadata-institut.org

Redaktion:

Aleksander Grochowicz, Armin Keivandarian, Darja Tuschinski,

Katharina Pohl, Marc Kohlhaw, Marvin Püthe, Sebastian Schlüter

Beratung:

Bernhard Kötte, Mathias Felst

Satz, Grafik, Illustrationen:

Dennis Bügüs

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Warenzeichen und Handelsnamen in dieser Publikation sind geschützt.

Autorinnen, Autoren und Herausgeber haben sich bemüht, alle Bildrechte zu klären. Sollte dies im Einzelfall nicht oder nicht zutreffend gelungen sein, wird um Nachricht an den Verlag gebeten.

ISBN Print: 978-3-87468-404-0

ISBN ePub: 978-3-87468-405-7

ISBN mobi: 978-3-87468-406-4

ISBN pdf: 978-3-87468-407-1

© Verlag Karl Maria Laufen

Oberhausen 2019

www.laufen-online.com

1. Auflage 2019

E-Book-Herstellung:

Zeilenwert GmbH, Rudolstadt

Vorwort


Sehr geehrte Damen und Herren,

die opta data Gruppe begleitet seit nahezu 50 Jahren die Gesundheitsfachberufe in Deutschland. Vor diesem Hintergrund haben wir ein tiefes Verständnis für die Probleme und Herausforderungen der sonstigen Leistungserbringer im Gesundheitswesen entwickelt. Wir sind zu der Einschätzung gekommen, dass die Anliegen der Gesundheitsfachberufe in der politischen Diskussion häufig nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die ihrer Bedeutung für die Gesundheitsversorgung der Menschen in Deutschland gerecht wird.

Daher haben wir im Jahr 2018 in Kooperation mit Prof. Dr.-Ing. Michael Hübner (BTU Cottbus), Prof. Dr. Frank Faulbaum (Universität Duisburg-Essen) und Prof. Dr.-Ing. Diana Göhringer (TU Dresden) die Initiative zur Gründung des opta data Instituts für Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen e. V. als ein wissenschaftlich unabhängiges Forschungsinstituts ergriffen.

So ist das opta data Institut als autonom agierendes „Spin-off“ der opta data Gruppe zu verstehen, das sich langfristig mit der Einbindung der Gesundheitsfachberufe in das System beschäftigt.

Das Institut hat im vergangenen Jahr an den Standorten Essen und auf dem Gesundheitscampus in Bochum seine Arbeit aufgenommen. Im Fokus der Institutsarbeit stehen die Belange der Gesundheitsfachberufe in Deutschland. Auf einer wissenschaftlichen Basis nähert sich das Institut den Rahmenbedingungen der gesundheitsfachberuflichen Praxis auf zwei Feldern.

Zum einen wird sich das Institut durch die Förderung und Durchführung informationstechnologischer Forschung mit der Frage auseinandersetzen, wie innovative IT-Ansätze aus dem Bereich des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz für die gesundheitsfachberufliche Praxis nutzbar gemacht werden können.

Zum anderen werden die Arbeits- und Forschungsgruppen des Instituts mit politikwissenschaftlichen und gesundheitsökonomischen Studien die konkrete wirtschaftliche und berufspolitische Situation der sonstigen Leistungserbringer beleuchten. Sie werden in Form von Systemanalysen und Gesetzesfolgenanalysen z. B. die Auswirkungen gesetzgeberischer Handlungen auf die Rahmenbedingungen der Therapeuten, Pflegedienste und Sanitätshäuser in Deutschland dokumentieren und auswerten. Mit der Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse wird das Institut sie der öffentlichen Debatte zugänglich machen.

Als Basis für diese Aktivitäten veröffentlicht das opta data Institut das vorliegende 1. Statistische Jahrbuch zur gesundheitsfachberuflichen Lage in Deutschland 2018/2019 für die Versorgungsbereiche Heilmittel, Hilfsmittel und Pflege.

Die Bücher liefern einen umfassenden Überblick zur rechtlichen Grundlage und zum institutionellen Rahmen der gesundheitsfachberuflichen Praxis, zur zahlenmäßigen Stärke der einzelnen Berufsgruppen und zu ihren regionalen Verteilungen. Die Entwicklungen der Versorgungsbereiche sollen im Rahmen der jährlich fortgeschriebenen Statistischen Jahrbücher über eine Analyse der größten anonymisierten Rezeptdatenbank erfolgen. Die Analyse wird der Öffentlichkeit so regelmäßig einen Überblick zu den Versorgungstrends in den Bereichen Heilmittel, Hilfsmittel und Pflege liefern. Die annonymisierte Datenbasis hierfür überlässt die opta data Gruppe dem Institut zu wissenschaftlichen Zwecken, um sie so mittelbar für die Gesundheitsfachberufe strukturell nutzbar zu machen.

Als Geschäftsführer der opta data Gruppe unterstützen wir auf ganzer Linie den Ansatz des speziell auf die Bedürfnisse und Belange der Gesundheitsfachberufe ausgerichteten Instituts. Insbesondere die Veröffentlichung der Statistischen Jahrbücher halten wir für einen Meilenstein in der nachhaltigen und systematischen Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen der gesundheitsfachberuflichen Leistungserbringung in Deutschland. Die Bücher bieten unseres Erachtens die Chance, den bedeutenden Beitrag dieser Berufsgruppen für die Erhaltung und Förderung der Gesundheit in Deutschland im Längsschnitt zu dokumentieren und hervorzuheben.

Daher freuen wir uns sehr, die Schirmherrschaft für diese erste Veröffentlichung zu übernehmen. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen und Arbeiten mit dem vorliegenden 1. Statistischen Jahrbuch zur gesundheitsfachberuflichen Lage in Deutschland 2018/2019.

Mit herzlichen Grüßen

Andreas Fischer und Mark Steinbach

Geschäftsführung der opta data Gruppe

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

1 Einleitung

2 Forschungsprogrammatische Ausblicke

3 Das Gesundheitssystem der Bundesrepublik Deutschland

4 Sachleistungsprinzip

5 Studium, Aus- und Weiterbildung

5.1 Orthopädietechnik

5.1.1 Medizintechnik

5.1.2 Rehatechnik

5.1.3 Homecare

5.2 Orthopädieschuhtechnik

5.3 Hörakustiker

5.4 Augenoptiker

5.5 Vergleich der Ausbildungszahlen

6 Basisdaten Gesundheitsberufe

 

6.1 Orthopädietechnik und Rehatechnik

6.1.1 Personalstruktur

6.1.2 Anzahl der Betriebe

6.1.3 Versorgungsdichte - Orthopädietechnik und Rehatechnik

6.2 Medizintechnik

6.2.1 Personalstruktur

6.2.2 Anzahl der Betriebe

6.2.3 Versorgungsdichte - Medizintechnik

6.3 Orthopädieschuhtechnik

6.3.1 Personalstruktur

6.3.2 Anzahl der Betriebe

6.3.3 Versorgungsdichte - Orthopädieschuhtechnik

6.4 Hörakustik

6.4.1 Personalstruktur

6.4.2 Anzahl der Betriebe

6.4.3 Versorgungsdichte - Hörakustik

6.5 Augenoptik

6.5.1 Personalstruktur

6.5.2 Anzahl der Betriebe

6.5.3 Versorgungsdichte - Augenoptik

6.6 Homecare

6.6.1 Versorgungsdichte - Homecare

7 Verbände, Innungen

7.1 Orthopädie- und Rehatechnik

7.2 Medizintechnik

7.3 Orthopädieschuhtechnik

7.4 Hörakustik

7.5 Augenoptik

7.6 Herstellerverbände

8 Abrechnungsbarometer – Bewegungsdatenanalyse

9 Hilfsmittelverzeichnis

10 Abbildungsverzeichnis

1
Einleitung


Die mit dem 1. Jahrbuch der Gesundheitsfachberufe startende statistische Reihe befasst sich mit den Gesundheitsfachberufen in Deutschland, die ein wesentlicher Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems sind. Meist im Kontext der vom Arzt verordneten Versorgung. Sie treten zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten der medizinischen Gesundheitsversorgung auf den Plan. Die Gesundheitsfachberufe versorgen die Versicherten mit medizinischen Hilfsmitteln, therapeutischen Leistungen und mit medizinischen Pflegeleistungen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung und Förderung der Volksgesundheit. Sie stehen nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit und wurden auch eine geraume Zeit lang von der Politik nicht angemessen in zukunftsorientierten Planungskonzepten bedacht. Es lassen sich erst seit einigen Jahren vereinzelte Vorstöße registrieren, die auf eine Verbesserung der beruflichen Situation unserer Gesundheitsfachberufe abzielen. Die, durch diese gesetzlichen Initiativen tatsächlich erzielten Wirkungen, lassen sich heute noch nicht bewerten. Politische Steuerungsmaßnahmen, wie Gesetze, Verordnungen oder Richtlinien bedürfen einer gewissen Zeit, bis sich ihre Auswirkungen erkennbar entfalten. Dennoch kann eine gewisse Sensibilisierung der Öffentlichkeit, hinsichtlich der Bedeutung der Gesundheitsfachberufe für das Funktionieren unseres Gesundheitssystems, festgestellt werden.

An diese Erkenntnis knüpft die - mit dem vorliegenden Buch beginnende - Reihe an. Bis heute kennen wir keine Chronik der Gesundheitsfachberufe in Deutschland. Ein Zahlenwerk, dass sich auf das spezielle Handlungsfeld der Gesundheitsfachberufe fokussiert und so durch die gebündelte Beobachtung der Quantitäten und Qualitäten der gesundheitsfachberuflichen Praxis eine Grundlage, für die Beschreibung der Auswirkungen unterschiedlicher Faktoren (wie gesetzliche Steuerung, demographischer Wandel, Veränderungen der Finanzierungsgrundlagen usw.) darstellt. Diese Lücke will das 1. Jahrbuch der Gesundheitsfachberufe schließen, indem es einen jährlichen Überblick zu Zahlen und Fakten der betrachteten Versorgungsbereiche liefert.

Die Vielzahl der Berufsgruppen und die Heterogenität ihrer Tätigkeiten bzw. Gewerke erfordern eine differenzierte Beobachtungsstrategie. Das Jahrbuch erscheint aus diesem Grund in drei Varianten, jeweils fokussiert auf einen der drei gesundheitsfachberuflichen Bereiche: Hilfsmittel, Heilmittel und Pflege.

Das Jahrbuch nähert sich dieser Aufgabe so, dass zunächst in einem einleitenden allgemeinen Teil, die Rechtsgrundlagen der Gesundheitsfachberufe beschrieben werden. Sowie die unterschiedlichen Ausbildungswege in die gesundheitsfachberuflichen Berufe aufgezeigt werden. Um einen Überblick über die Versorgungssituation durch die einzelnen Berufsgruppen zu bekommen, werden dann, die über öffentliche Statistiken verfügbaren Zahlen zu den Berufsgruppen gebündelt. Damit beginnt der spezielle Teil des Buches, der sich dann jeweils mit einem der drei Versorgungsbereiche beschäftigt. Auf Grundlage der zahlenmäßigen Stärke einzelner Berufsgruppen, wird dann im jeweils nächsten Kapitel eine anonymisierte Jahresauswertung Deutschlands größter Rezeptdatenbank1 für die jeweiligen Versorgungsbereiche präsentiert. Die Auswertungen werden mit den folgenden Jahrbüchern fortgeschrieben und sollen als Parameter für Umfang und Dynamik der jeweiligen Handlungsfelder (Versorgungsbereiche) dienen. Bei den Auswertungen handelt es sich um beschreibende Statistiken, die in erster Linie der sogenannten „With in“-Analyselogik folgen. Heilmittel-, Pflege- und Hilfsmittelleistungen werden in Form von einzelnen Leistungspositionsnummern in einem Register des GKV-Spitzenverbandes geführt. Die Auswertungen folgen der Struktur der GKV-Verzeichnisse. Die Verzeichnisse sortieren sich nach Gruppen (Produktgruppen, Leistungsarten,…) und Untergruppen (Produktuntergruppen, Leistungspositionen etc.). Der Ansatz der „With in“- Analyse betrachtet einen Datensatz als Ganzes und beschreibt die relativen Häufigkeiten (Anteile) einzelner Positionen innerhalb des Ganzen. Mit dieser Perspektive werden die Gewichtungsverhältnisse zwischen einzelnen Leistungen herausgearbeitet.

1 Die opta data Abrechnungs GmbH hat dem opta data Institut e.V. für diesen Zweck eine anonymisierte Datenselektion überlassen. Rechtsgrundlage für die Datenanalyse ist § 302 (Abs. 2) SGB V.

2
Forschungsprogrammatische Ausblicke


Die Jahrbücher verfolgen keine konkrete Forschungsfrage. Sie haben einen eher beschreibenden Charakter, der die qualitativen und quantitativen Konturen der betrachteten Versorgungsbereiche in den Blick nimmt. Sie verstehen sich als eine zyklische (jährliche) Berichterstattung über die empirische Situation der Untersuchungsfelder:

die Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln,

die Versorgung mit therapeutischen Leistungen

die Versorgung mit medizinischer Pflege.

In diesem Sinne wollen die einzelnen Bücher für jedermann als fortlaufende Informationsquelle verstanden werden. Aus Sicht des opta data Instituts e.V. fungieren die jährlichen Berichte über die Lage der Gesundheitsfachberufe, jedoch als basisempirische Grundlage für begleitende Studienvorhaben, die durch die Frage geleitet werden, wie sich einzelne gesetzgeberische Maßnahmen, die Veränderung unabhängiger Faktoren (wie der demographische Wandel oder der Grad der Zuwanderung von Leistungserbringern und Versicherten auf das hier interessierende Feld) auswirken.

In der Natur eines so gelagerten Erkenntnisinteresses liegt die Notwendigkeit einer langfristigen Beobachtung des Feldes. Dieses Fundament legen die jährlich fortgeschriebenen Bücher. Im Rahmen flankierender ad hoc Studien unterschiedlicher Formate wird das opta data Institut e.V. weitere empirische Datenerhebungen anstoßen, deren Befunde in unterjährig veröffentlichten Studienberichten vorgelegt werden.

Dabei verfolgt das opta data Institut e.V. keinen politischen bzw. normativen Ansatz, sondern verschreibt sich einer empirisch-analytischen Denkrichtung. Es orientiert sich in seiner forschungsprogrammatischen Ausrichtung an einer modellhaften Vorstellung der Funktionsweise von Politik, die starke Anleihen an die moderne Systemtheorie macht (Grunow: 2003). In diesem Sinne bringen hochentwickelte Gesellschaften ausdifferenzierte Funktionssysteme hervor, die spezifische Aufgaben in und für die Gesellschaft1 erfüllen. Dabei werden die zu erfüllenden Aufgaben in den Vordergrund der Betrachtung gestellt, weniger die dafür verantwortlichen Institutionen. Damit wird die klassische Sichtweise aufgegeben, dass die staatlichen Institutionen per se leistungsfähig sind bzw. grundsätzlich über die erforderliche Ausstattung verfügen, um ihre Aufgaben erfolgreich zu bearbeiten2. Es ist der Abgleich von „sein“ und „sollen“ gesetzlicher Effektivität (König), der das empirische Forschungsinteresse in diesem Sinne antreibt. In dieser Lesart wird das Betrachtungsfeld der gesundheitsfachberuflichen Praxis als ein spezifisches Subsystem des deutschen Gesundheitssystems verstanden, das aufgrund des verfassungsrechtlich festgeschriebenen Sozialstaatsprinzips, im Kontext des politisch-administrativen Systems der Bundesrepublik verstanden, betrachtet und analysiert wird. Um in der empirischen Annäherung an die Untersuchungsgegenstände den skizzierten theoretischen Erkenntnisrahmen mitzutransportieren, werden Konzepte der Politikwissenschaft herangezogen, deren Logik hier kurz erklärt werden muss.

 

Einen ersten robusten Einstieg in die begriffliche Differenzierung liefert das Konzept der „Iron Triangle“3, anders als mit dem Wort „Politik“ im Deutschen vieles gemeint ist, unterscheidet die angelsächsische Politikwissenschaft die Bedeutung der „Politik“ in die drei technischen Begriffe: Polity, Policy und Politics.

Mit Polity werden die Institutionen bzw. das Institutionengefüge bezeichnet, in dessen Kontext Gesetze umgesetzt werden und gesellschaftliche Prozesse ablaufen. Der Begriff „Policy“ bezeichnet dagegen politische Programme, wie beispielsweise die Digitalisierungsinitiative der Bundesregierung, die durch eine Vielzahl von Steuerungsmaßnahmen und Anreizpaketen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen umgesetzt werden soll. Policy meint in diesem Sinne also vor allem eine politisch-administrative Steuerungsausrichtung. Und schließlich wird mit dem Begriff „Politics“ der eigentliche Prozess bezeichnet, mit dem - unter den Bedingungen der jeweiligen Polity - die konkreten Steuerungsziele umgesetzt werden.


Vgl. Gordon Adams, The Iron Triangle: The Politics of Defense Contracting, Council on Economic Priorities, New York, 1981.

Ausgehend vom forschungsprogrammatischen Ansatz des opta data Instituts e.V., wie er hier in aller Kürze dargestellt wurde, stehen die systemischen Rahmenbedingungen der gesundheitsfachberuflichen Praxis im Fluchtpunkt des Interesses. Der so umrissene Untersuchungsgegenstand weist eine enorme Komplexität auf, die mit Hilfe eines weiteren Ansatzes der Politikwissenschaft reduziert werden soll und den Untersuchungsgegenstand der konkreten empirisch-analytischen Forschung zugänglich machen soll. Gemeint ist das „Polic-Zyklus-Modell“ (H.D. Lasswell: 1956).

Das Modell zerlegt den Politikprozess in einzelne Phasen. Es setzt auf den „Policy“ Begriff auf, der politische Initiativen wie Gesetze, Richtlinien oder politische Programme (z.B. „Digitalisierung“) meint, die mit einer konkreten Steuerungsabsicht in das institutionelle Gefüge (Polity) eines Systems eingegeben werden, um ein zuvor identifiziertes öffentliches Problem (Bspw.: Pflegekräftemangel) zu bewältigen. Sobald ein öffentliches Problem als solches erkannt wurde und über den einen oder anderen Pfad auf die Agenda des politisch-administrativen Systems gelangt ist (Phase: Agenda Setting), nimmt es seinen Weg. Das Policy-Zyklus-Modell erlaubt nun die strukturierte Nachverfolgung des Themas. Im Sinne des Modells folgt auf die Phase des „Agenda Settings“ die Phase der Politikgestaltung, mit denen die Politik dem Problem Herr werden möchte. Die Aushandlung von Interessen zwischen den unterschiedlichen Stakeholdern beginnt (Politikvermittlung). In der nächsten Phase werden dann - konsequenter Weise - konkrete Politiken formuliert und als Maßnahmen oder Maßnahmenpakete verbindlich verabschiedet. Beispiel (Problem: Pflegekräftemangel -> Lösung: Pflegekräftestärkungsgesetz).

Interessanterweise scheint insbesondere unter Politikern häufig noch der Glaubenssatz „Problem erkannt - Gesetz gemacht - Problem gebannt“ zu gelten. Die Phasen-Logik des Policy-Zyklus-Modells macht allerdings deutlich, dass nach der Verabschiedung eines Gesetzes die Phase der Implementierung und Umsetzung beginnt, in der die politische Maßnahme zunächst ihre Wirkung entfalten muss. Am Beispiel des Pflegekräftestärkungsgesetzes wird deutlich, dass in der Bewertung der Effektivität einer politischen Maßnahme nur stark zeitversetzt, in einer Phase der Evaluation, die tatsächlich entfaltete Wirkung erhoben und bewertet werden kann. Die optimale Vorstellung im Sinne des Staates als lernendes System sieht dann auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse eine zielführende Nachsteuerung vor.

Die Stärke des Policy-Zyklus-Modells liegt eindeutig in der Möglichkeit, die große Zeitspanne eines solchen Policy-Prozesses (Politics) in eine abstrakt strukturierte Zusammenschau zu bringen. Da sich Veränderungen komplexer Handlungsfelder sehr langsam und über große Zeiträume hinweg abzeichnen, dauert es naturgemäß sehr lange bis sich die gewünschten Effekte einer politischen Steuerungsmaßnahme konkret zu erkennen geben oder es ggf. erkennbar wird, dass das gewünschte Ergebnis mit der Maßnahme nicht erzielt wird.

Die so beschriebene Modellvorstellung stellt den theoretischen Rahmen für das empirisch-analytische Forschungsprogramm des opta data Instituts dar. Er ist ausreichend abstrakt, um sehr unterschiedliche konkrete Forschungsfragen zu adaptieren und gleichzeitig ausreichend konkret, um die punktuellen Studienerkenntnisse in ein übergeordnetes Bild einzuordnen.


Policy-Zyklus-Modell,

Abb. opta data Institut e.V.

1 Grunow, Dieter (Hrsg.), Verwaltungshandeln in Politikfeldern, Opladen 2003, S. 20.

2 ebd.

3 Gordon Adams, The Iron Triangle: The Politics of Defense Contracting, Council on Economic Priorities, New York, 1981.

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