Loe raamatut: «Deutschlands besondere Banken»

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Impressum

Deutschlands besondere Banken

Von: Elisabeth Atzler, Michael Brächer, Frank M. Drost, Jan-Henrik Förster, Jacqueline Göbel, Peter Köhler, Robert Landgraf, Kerstin Leitel, Julian Mertens, Laura de la Motte, Yasmin Osman, Christian Schnell, Hans-Peter Siebenhaar, Sara Zinnecker

Niklas Hoyer (WirtschaftsWoche) und Katharina Schneider (Handelsblatt.com)

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2013 Handelsblatt GmbH - ein Unternehmen der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH & Co. KG

ISBN 978-3-8442-6781-5

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Inhaltsverzeichnis

Fürst Fugger Bank: Weitsichtiges Erfolgsrezept

Fürstliche Castell’sche Bank: Vermögensberatung beim Silvaner

Ritterschaftliches Kreditinstitut: Nicht nur für Ritter

Bankhaus Gabler: Banker der alten Schule

Landwirtschaftliche Rentenbank: Bauer sucht Bank

Bank Schilling: Der Landlust-Banker

Internationales Bankhaus Bodensee: Schwäbische Tüftler

National-Bank: Die Kunst der Beschränkung

Pax-Bank: Gewinne in gesegneten Filialen

Bank für Kirche und Diakonie: Gutes Geld mit Gottes Segen

Kuveyt Türk Bank: Mit Allahs Segen

Bank für Sozialwirtschaft: Wenn’s um Spenden geht

Umweltbank: Grüner geht es kaum

GLS-Bank: Die Gutbanker

Procredit Bank: Die Entwicklungshelfer

Fidor Bank: Ein Konto im Netzwerk

Raiffeisenbank Gammesfeld: Die Ein-Mann-Bank

Sparkasse Oberhessen: Bank auf Rädern

Weitsichtiges Erfolgsrezept
Die Fürst Fugger Privatbank setzt ihren Schwerpunkt in der Vermögensverwaltung.

Das Gebäude atmet Vergangenheit. Doch durch das ursprünglich 1515 im Renaissancestil erbaute Stadtpalais an der breiten Augsburger Maximilianstraße weht auch der Wind der Gegenwart. Damals wie heute bilden Banken und Staaten eine Schicksalsgemeinschaft, die Kreditinstitute schnell an den Rand des Ruins bringen kann. Das galt bereits für Jakob Fugger den Reichen und seinen Nachfolger, den Neffen Anton als Financier von Kaiser Karl V. Deren Nachfahren wären fast in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs untergegangen, als die Habsburger sich durch Staatsbankrott schnell und einfach ihrer hohen Schulden bei den Fuggern entledigten. Die Parallelen zur heutigen Staatsschuldenkrise sind unverkennbar.

Diese kommentiert Seine Erlaucht Johannes Graf Fugger, der Seniorbanker der Fugger-Bank, eindringlich: "Wir können unsere Mittelmeer-Freunde nur bedingt unterstützen." Gemeint ist Griechenland. Der Graf steht in der Fürstenhalle im Stammsitz der Fürst Fugger Privatbank vor einem Historiengemälde, das Anton Fugger neben Kaiser Karl V. und dem Malerfürsten Tizian zeigt. Das weckt Erinnerungen an frühere Tage.

Dabei bietet es dem Grafen keine Genugtuung, dass Regina, die Frau des verstorbenen Erzherzogs von Österreich, Otto von Habsburg, bei einer Veranstaltung der Bank 2003 in München ein schlechtes Gewissen wegen in früheren Jahrhunderten nicht bezahlter Schulden zeigte. Viel wichtiger ist ihm, dass das Geschäft der Fürst Fugger Privatbank unter dem Chef Hans-Jörg Schreiweis und seinem Stellvertreter Martin Fritz wieder gut läuft. Das Institut gehört heute mehrheitlich der Nürnberger Versicherung und zu einem kleinen Anteil der Fürstenfamilie um Hubertus Fürst Fugger-Babenhausen. Die Familie hatte die Bank im Jahr 1954 nach dem Kauf des Bankhauses Friedl & Dumler wiedereröffnet. Das Institut konzentriert sich auf Vermögensverwaltung sowie Private Banking und hat wichtige Niederlassungen in Städten wie München und Köln.

Den erzwungenen 100-prozentigen Schuldenschnitt durch die Habsburger hat die zweitälteste Bank der Welt überlebt. Heute läuft das Geschäft der Fürst Fugger Privatbank wieder rund. Das Geldhaus wurde erstmals 1486 von einem Augsburger Ratsschreiber in einem Brief als "banck von ulrichen Fugker" erwähnt und ist gerade einmal "sieben Jahre jünger als die italienisch Monte dei Paschi di Siena", wie Graf Fugger stolz erzählt.

Die Italiener werden zurzeit von Skandalen geplagt, anders die Fugger-Bank: Über die Zuwachsraten von denen Schreiweis spricht, würde sich selbst die Deutsche Bank freuen. Im für die Kreditwirtschaft schwierigen Jahr 2012 steigerten die Augsburger das Zinsergebnis um 18 Prozent, das Provisionsergebnis durch Wertpapiertransaktionen für Kunden kletterte um 13 Prozent; der Jahresüberschuss legte sogar um 124 Prozent auf 1,8 Millionen Euro zu. Auch für 2013 verspricht der ehemalige Investmentbanker zweistellige Zuwachsraten.

Doch die goldenen Zeiten des 16. Jahrhunderts werden nicht zurückkehren. Urahn Anton Fugger bilanzierte im Jahr 1546, als die Firma im Zenit ihrer Macht stand, ein Eigenkapital von fünf Millionen Gulden. Damals gaben sich in der "Konzernzentrale" an der Maximilianstraße Kaiser und Könige, Kurfürsten und Kurienkardinäle sowie Künstler wie Tizian die Klinke in die Hand. Aber auch der Reformer Luther verteidigte 1518 dort seine Thesen gegenüber dem päpstlichen Legaten, dem Kurienkardinal Cajetan.

Zu dieser Zeit waren die Fugger unermesslich reich. Sie finanzierten Kriege, kürten mit ihren Bestechungsgeldern Kaiser. Sie waren aber auch einer der größten Großgrundbesitzer im Reich, die bedeutendsten Bankiers der Welt, das mit Abstand größte Handelshaus, der wichtigste Bergbaukonzern, bedeutendster Arbeitgeber des Handwerks, Münzverwalter und eine politische Großmacht. Eine Superlative jagte die nächste. Im Reich Karl V., in dem die Sonne nie unterging, bestimmten sie das Wirtschaftsleben. In ihren besten Tagen besaßen sie fast zehn Prozent des Volksvermögens. Auf das heutige Deutschland umgemünzt wären das knapp 1,2 Billionen Euro.

Selbst in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs gingen die Fugger nicht bankrott. Weitsichtig hatte Jakob Fugger bereits das betrieben, was heute neudeutsch Diversifizierung heißt. Er investierte massiv in Grund und Boden. Für Nachfahre Johannes Graf Fugger ist das noch heute ein Erfolgsrezept. Ein Beispiel: Zwar sei eine Investition in Wald "sehr unsexy, aber sie hat schon vor Hunderten von Jahren vor Inflation geschützt", meint er. Und eine nachhaltige Rendite von bis zu drei Prozent könne man auch erzielen.

Für Bankchef Schreiweis ist der Graf "ein Glücksfall, der lebende Beweis, dass langfristige Geldanlage zum Erfolg führt". Schreiweis, dessen Familiengeschichte vor acht Generationen 1767 in der Gemeinde Waldberg in den westlichen Wäldern nahe Augsburg unter der Herrschaft der Fugger begann und dessen Vorfahrin Radegundis Magd auf dem Fürstenschloss Wellenburg war, bevor sie von Wölfen zerrissen wurde, eben dieser Schreiweis stützt sein Institut heute auf die "symbiotische Beziehung" mit der Nürnberger Versicherung und dem Fürstenhaus. Zwar verwaltet die Bank ein Vermögen von fünf Milliarden Euro. Zusammen mit der Versicherung geht es aber im Konzern um 25 Milliarden Euro.

Ein Vorteil: Die Kunden werden betreut wie in einer Bank-Boutique, haben aber die Sicherheit der Nürnberger Versicherung im Rücken. Das ist auch für einen Pensionsfonds in Essen das Entscheidende, der für seine Versicherten eine Milliarde Euro anlegen muss. Für den Chef zählen die langjährige gute Beziehung und die Individualität, mit der er und sein Spezialfonds mit immerhin 45 Millionen Euro behandelt werden. Der Manager will über alle Transaktionen bis ins Kleinste Bescheid wissen, schließlich gilt es, "die Risiken im Griff zu halten". Gut kommt bei ihm an, dass Bankchef Schreiweis selbst an Anlagekonzepten arbeitet. Aber auch für Kommunen und Stiftungen arbeitet die Fugger-Bank. Bis zum Jahresende 2013 möchte Fritz ein Vermögen von einer Viertel Milliarde Euro verwalten. Ein ehrgeiziges Ziel. Beim Private Banking für gut Betuchte hat der typische Kunde ein Vermögen von einer Million Euro. Vertreter sprechen zudem Leute mit weniger Geld auf Fonds und Versicherungen an.

Für die Fürstenfamilie gilt auch im 6. Jahrhundert des Bestehens: Bei der Bank darf nichts schieflaufen. "Im Notfall können wir der Bank den Namen entziehen", sagt Graf Fugger. Unter keinen Umständen soll der Name beschädigt werden. Dafür steht Seine Erlaucht.

Vermögensberatung beim Silvaner
Die reiche Kundschaft der Castell-Bank in Mainfranken hat ein vorrangiges Ziel: Kapitalerhalt.

Die Straße heißt "Kniebrecher". Sie führt hoch zur Fürstlich Castell’schen Bank Credit-Casse AG im Winzerdörfchen Castell. Es ist ein steiler Anstieg hin zum prächtigen, von einem Englischen Garten umgebenen Schloss in dem 556-Einwohner-Ort. An diesem Sommertag ist der Weiler an den Hängen des Steigerwalds wie ausgestorben, auch im Rest des Jahres ist hier wenig los.

Dabei hat die älteste Bank Bayerns hier ihren Ursprung und bis zum heutigen Tag eine Filiale. Das Geldinstitut wurde 1774 als unabhängige Privatbank mit dem umständlichen Namen "Gräflich Castell-Remlingen’sche Landes-Credit-Cassa" gegründet.

Gleich neben Kniebrecher und der historischen Bankfiliale residiert Ferdinand Erbgraf zu Castell-Castell, Chef des gleichnamigen Fürstenhauses in dem barocken Anwesen. Ein paar Kilometer weiter in Rüdenhausen lebt im burgähnlichen Schloss sein Vetter Johann-Friedrich Fürst zu Castell-Rüdenhausen. Beiden Familien gehört die Privatbank mit 281 Mitarbeitern, die heute im nahen Würzburg ihren Hauptsitz hat. Die Fürstliche Castell’sche Bank betreibt zwölf Filialen in Franken sowie fünf Niederlassungen, darunter in München und Mannheim. Mit einer Bilanzsumme von knapp über einer Milliarde Euro gehört sie zu den kleineren Privatbanken in Deutschland.

Castell ist für den neuen Vorstandschef der Castell-Bank, Sebastian Klein, und seinen Vorstandskollegen Klaus Vikuk der Dreh- und Angelpunkt ihres Berufslebens: Alle Entscheidungen werden hier gemeinsam mit den beiden Adelsgeschlechtern eng abgesprochen. Der Aufsichtsrat trifft sich alle paar Wochen in der fürstlichen Bibliothek des verwinkelten Schlosses. Umringt von Tausenden wissenschaftlichen Büchern besprechen die Manager mit den adeligen Inhabern die großen und kleinen Dinge der familiären Bank.

"Vertrauen spielt für die Kunden eine große Rolle. Eine so lange Unternehmensgeschichte zu haben wie wir, ist natürlich ein unschätzbarer Vorteil", sagt Erbgraf zu Castell-Castell selbstbewusst. Wichtige Kunden lädt er höchstpersönlich zum Essen in das Casteller Schloss ein, um sie kennenzulernen. Dann gibt es im Speisesalon ein feines fränkisches Essen, zu dem der hauseigene Silvaner - der Paradewein des fürstlichen Weinguts - kredenzt wird. "Sie sollen sehen, dass hinter unserer Bank keine anonymen Aktionäre stehen, sondern zwei Familien, die in langfristigen Kategorien planen und handeln", sagt der Erbgraf.

Gerade in einer Zeit, in der Bankenzusammenbrüche und Euro-Krise das Vertrauen von Anlegern erschüttert haben, steht der defensive Ansatz einer Privatbank hoch im Kurs. "Unsere Kunden haben vor allem ein Ziel, nämlich ihr Vermögen zu bewahren. Deshalb nehmen wir rigoros risikoreiche Anlagen aus dem Portfolio", sagt der 44-jährige Bankchef Klein. "Wir versprechen keine Renditen, die nicht am Markt zu erzielen sind", ergänzt sein Vorstandskollege Vikuk.

Mit ihrer vorsichtigen Strategie kam die Privatbank gut durch die Wirtschafts- und Finanzkrise seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im Herbst 2008. "Kunden suchen einen Finanzpartner, der nicht jeder Mode auf dem Finanzmarkt hinterherläuft, sondern langfristig denkt und handelt", sagt der 51-jährige Vikuk.

2012 hat sich der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr mit 6,1 Millionen Euro fast verdreifacht. Das Geld kann die Castell-Bank gut gebrauchen. "Unser Ziel ist es, die Basel-III-Regularien aus eigener Kraft, das heißt durch Gewinnthesaurierung zu erfüllen", formuliert Klein. Auf dem Weg zu diesem Ziel kommt die Bank gut voran. Zuletzt stieg die Eigenkapitalquote auf über zehn Prozent und lag damit deutlich über den internen Planungen. Der Gewinnverwendungsvorschlag für 2012 sah eine Thesaurierung von 4,4 Millionen Euro vor. Der verbleibende Betrag wurde an die beiden Adelshäuser ausgeschüttet.

Vor allem in der Vermögensverwaltung sieht der Manager noch Potenzial. Doch an schnellem Wachstum sind er und seine beiden adeligen Eigentümer nicht interessiert.

"Wir haben Kunden in der fünften und sechsten Generation, die sind nicht an schnellen Richtungswechseln interessiert", sagt Vorstand Klein. Er setzt ein glückliches Lächeln auf. Der Erbgraf zu Castell-Castell nickt zustimmend - und nimmt einen Schluck Silvaner.

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