Der Bogenschütze Othon

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Der Bogenschütze Othon
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Alexandre Dumas

Der Bogenschütze Othon

Der Bogenschütze Othon

Alexandre Dumas

Impressum

Texte: © Copyright by Alexandre Dumas

Umschlag: © Copyright by Walter Brendel

Übersetzer: © Copyright by Walter Brendel

Verlag: Das historische Buch, 2021

Mail: walterbrendel@mail.de

Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Berlin

Inhalt

I

II

III

IV

V

VI

VII

VIII

IX

X

XI

I

Gegen Ende des Jahres 1340 folgte in einer kalten, aber immer noch schönen Herbstnacht ein Reiter dem schmalen, linksrheinischen Weg. Man hätte annehmen können, dass er in der späten Stunde und dem schnellen Schritt, den er für sein Pferd bestimmt hatte, müde von dem langen Tag war. Er brauchte eine Pause, zumindest für ein paar Stunden, in dieser kleinen Stadt Oberwinter, die er gerade betreten hatte; er behielte aber das gleiche Tempo bei, inmitten enger und gewundener Straßen, um ein paar Minuten zu verkürzen. Bald darauf war er durch die Stadt geritten, um diese durch das gegenüberliegende Tor, wo er eingetreten war, wieder zu verlassen.

Als in dem Moment gerade der verschleierte Mond einen reinen und glänzenden Raum wie ein friedlicher See inmitten des Wolkenmeeres, das zum Himmel rollte, einen flüchtigen Strahl auf den nächtlichen Reisenden warf, konnten wir ihn sehen.

Er war ein Mann von achtundvierzig bis fünfzig, von mittlerer Größe, aber athletisch gebaut und in seinen Bewegungen war eine Harmonie mit denjenigen seines Pferdes zu erkennen. Er schien aus einen Steinblock geschnitzt worden zu sein. Da wir in einem freundlichen Land und daher weit von einer Gefahr entfernt waren, hatte er seinen Helm auf den Sattelbaum gehängt und hatte, um seinen Kopf vor der feuchten Nachtluft zu schützen, nur eine kleine, mit Stoff gefütterte Mütze auf, die, wenn der Helm an seinem gewohnten Platz war, zwischen den beiden Schultern herabhing.

Er hatte langes und dichtes Haar, welches anfing, grau zu werden. Dieses verrichtete für seinen Träger den gleichen Dienst, den der beste Frisur getan haben könnte, seine natürlichen Gestalt wirkte ernst und friedlich wie der eines Löwen.

Was seine Sprache anbelangt, wäre es nur für die wenigen geheim gewesen, die damals die heraldische Sprache nicht kannten; wenn man die Augen auf seinen Helm warf, konnte man die Krone eines Grafen erkennen. Sein nackter Arm hielte ein blankes Schwert, während auf der anderen Seite des Sattels ein angebrachtes Schild hing, mit die drei goldenen Sterne des Hauses von Homburg, eines der ältesten und meistbekanntesten Deutschlands.

Wenn wir nun mehr über den Reiter wissen wollen, den wir gerade beschrieben haben, wollen wir hinzufügen, dass der Graf Karl aus Flandern kam, wohin er auf Befehl des Kaisers Ludwigs V. von Bayern gegangen war, um mit Hilfe seines Schwertes, für Eduard III. von England stritt, der vor achtzehn Monaten ernannt wurde. Der Generalvikar des Reiches, der dank der Waffenruhe von einem Jahr, die er gerade mit Philip von Valois durch die die Fürsprache von Madame Jeanne, der Schwester des Königs von Frankreich und Mutter des Conte de Hainaut, für kurze Zeit wiederhergestellt hatte.

Als er die Höhe des kleinen Dorfes Melhem erreichte, verließ der Reisende die von Koblenz ausgehende Straße, um einen Weg zu nehmen, der direkt ins Inland führte.

Einen Moment lang verschwanden das Pferd und der Reiter in einer Schlucht und erschienen bald wieder auf der anderen Seite und folgten über die Ebene einem Weg, den sie beide gut zu kennen schienen.

Tatsächlich hob das Pferd den Kopf und wieherte, als wolle er seine Ankunft ankündigen. Sein Reiter wollte ihn nicht erregen, weder durch Worte noch den Sporn. Sie verschwanden nach einer Weile im Schatten, des zu ihrer Linken liegenden, fast verloren wirkendes Dörfchen Godesberg. Sie verließen Straße, die von Rolandseck führt, ein zweites Mal nach links, wo sie direkt zu der auf einem Hügel gelegenen Burg, die den gleichen Namen trug wie die Stadt, kamen.

Es war offensichtlich das die Burg das Ziel der Reise des Grafen Karl war; aber was noch sicherer war, war, dass er mitten in einer Gesellschaft an seinem Ziel ankommen würde. Als er den spiralförmigen Weg vom Fuß des Berges bis zum großen Tor hinaufging, sah er jede Fassade, die ihrerseits Licht durch alle Fenster erhellte; hinter den erleuchteten Hinhängen, bewegen sich zahlreiche Schatten und zeichnen sich verschiedene Gruppen ab. Er setzte seinen Weg fort, obwohl, was an dem leichten Stirnrunzeln seiner Augenbrauen abzulesen war, dass er lieber in Ruhe zu der Familie gekommen wäre, als in den Tumult eines Balles. Einige Minuten später passierte er die Tür der Burg.

Der Hof war voll von Knappen, Kammerdienern und Pferden; denn, wie gesagt, in Godesberg gab es eine Gesellschaft.

So war Graf Karl kaum abgestiegen, als eine Schar von Dienern sein Pferd ergriffen und es in die Ställe führte. Aber der Chevalier trennte sich nicht so leicht von seinem treuen Begleiter, und so vertraute er niemandem und führte ihn am Zügel in einen extra Stall, wo nur die eigenen Pferde des Landgrafen von Godesberg standen.

Die Kammerdiener, obwohl er von dieser Kühnheit erstaunt war, erlaubten es ihm; denn der Chevalier hatte mit solcher Gewissheit gehandelt, dass er sie überzeugte, dass er dazu berechtigt war.

Hans war der Name, den der Graf sein Pferd gab. In einer Box, die mit Stroh bequem eingerichtet worden ist, gab es aus dem Trog Hafer und Heu. Der Ritter dachte sich noch ein paar Liebkosungen für das edle Tier aus, das mit einem Wiehern beantwortet wurde. Das Ross setzte seine unterbrochene Mahlzeit fort, während der Graf in Richtung der Treppe ging, und trotz der Ansammlung der Knappen erreichte er die Zimmer, in denen der gesamte Adel der Nachbarschaft für den Augenblick versammelt war.

Graf Karl blieb einen Augenblick an einer der Türen des Salons stehen, um sich das gesellige Treiben anzusehen. Es war lebhaft und laut, voller junger Männer in Samt und edler Damen mit pinken Roben; und unter dieser jungen Männer und edle Frauen, war der schönste junge Mann Othon, und die schönste Dame Emma, der Sohn und die andere die Frau von Landgraf Ludwig von Godesberg, Herr des Schlosses und Bruder des guten Ritters, der gerade angekommen war.

Darüber hinaus hatte sein Erscheinen eine Wirkung unter allen Gästen. Die Aufmerksamkeit ließ aber sofort nach, als Wilhelm Lenore erschien, noch in der Rüstung der Schlacht in dunklen Stahl mit den freudigen Farben kontrastiert, bedeckt mit hellen Samt und Seide. Alle Augen wandten sie sich sofort zu ihm, mit einer Ausnahme. Mit denen des Grafen Ludwig, der an der gegenüberliegenden Tür steht, und in so tiefer Besorgnis gestürzt schien.

Karl erkannte seinen alten Freund, und ohne sich um das zu kümmern, was ihn beschäftigte, ging er um die benachbarten Zimmer herum, und nach einem heftigen, aber siegreichen Kampf mit der Menge, erreichte er einen abgelegenen Raum, in dem in einer der Türen, Graf Ludwig im Dunkeln stand.

Karl blieb einen Moment stehen, um ihn anzuschauen, diese seltsame Traurigkeit des Gastgebers, wo alle anderen ihre Freude hatten. Er schien den anderen die ganze Freude gegeben und selbst nur die Sorgen behalten haben. Er ging zwei Schritte vor, da er gesehen hatte, dass sein Freund ohne das Geräusch seiner Schritte ihn erreicht hatte. Dieser konnte er ihn aus seiner Bewegungslosigkeit ziehen und er legte seine Hand auf dessen Schulter.

Der Landgraf erwachte und drehte sich um. Sein Geist und sein Verstand waren so tief in einer Reihe von Gedanken versenkt, die sich von dem unterschieden, was ihn abgelenkt hatte. Er sah Karl eine Zeit lang an und ohne ihn am Gesicht zu erkennen, den Mann, den er zu einer anderen Zeit gekannt hatte, mit gesenktem Visier, in der Mitte des ganzen Hofes des Kaisers.

Aber Karl sprach den Namen Ludwig aus und streckte die Arme aus; der Bann war gebrochen. Ludwig warf sich auf die Brust seines Waffenbruders, ganz wie ein Mann, der dort vor großen Schmerzen Zuflucht suchte, als ein Freund, der sich freute, wieder einen Freund zu sehen. Diese unerwartete Rückkehr schien jedoch eine glückliche Ablenkung beim Gastgeber zu erzeugen, der um dieses fröhliche Fest bemüht war. Er führte ihm zum anderen Ende der Salons, und dort setzte er ihm auf einen großen Eichenstuhl, der von einem Baldachin aus Goldtuch überragt wurde, und setzte sich neben ihn, während er seinen Kopf in die Hände nahm, bat er ihn um den Bericht dessen, was während dieser langen Abwesenheit von drei Jahren geschehen war, die sie getrennt waren.

Karl erzählte ihm alles mit der kriegerischen Weitschweifigkeit eines alten Soldaten; wie die englischen, brabantischen und kaiserlichen Truppen, angeführt von Eduard III. selbst, Cambrai belagerten, alles verbrannten und verwüsteten; wie die beiden Armeen in Buironfosse kampflos dastanden, weil eine Nachricht von dem König von Sizilien, der sehr von der Astrologie beeinflusst, gekommen waren und bekannt gegeben wurde. Zum Zeitpunkt der Nachricht kam es zu den Schlägen zwischen Philippe de Valois und denen Edwards und wie dann die Waffenruhe von ein Jahr zwischen den beiden Königen in der Ebene geschlossen worden war und das, wie gesagt, auf Bitte und Gebet von Madame Jeanne de Valois, der Schwester des Königs von Frankreich.

 

Der Landgraf hatte diesem Bericht mit einer Stille zugehört, die Aufmerksamkeit auf den Punkt gelenkt und manchmal war er aufgestanden war um mit sichtbaren Angst einen Blick in dem Ballsaal zu werfen; dann ging er wieder an seinen Platz und bat den Erzähler, der für einen Moment seinen Bericht unterbrochen hat, weiterhin in seiner Geschichte fortzufahren, einschließlich dieser Notwendigkeit, seine Blicke zu den geladenen Gästen zu werfen.

Da aber der Landgraf bei der letzten Unterbrechung, als hätte er seinen Freund vergessen, nicht zurückkehrte, um seinen Platz bei ihm einzunehmen, stand Karl auf; er rückte näher an die Tür des Ballsaales anschließenden Zimmers heran, durch den ein Lichtstrahl in diesen kleinen Raum eindrang, und dieses Mal trat der, dem er gerade vermisst hatte, zu ihm, denn er hob den Arm, ohne den Kopf zu wenden.

Graf Karl nahm den Platz ein, der durch diese Geste angedeutet wurde, und der Arm des Landgrafen fiel auf die Schulter seines Waffenbruders, den er krampfhaft an sich drückte.

Es kämpfte offenbar ein schreckliches und geheimen Kampf im Herzen dieses Mannes, und doch Karls Augen lagen auf dieser freudigen Menschen-menge, die vor ihm tanzte, dass er nichts bemerkte, was auf die Ursache für eine solche Emotion hindeuten könnten; aber sie war zu auffällig für einen Freund, der so ergeben war wie der Graf, um es zu bemerken, und sorgte sich nicht darum. Er blieb jedoch still und verstand, dass die erste Pflicht der Freundschaft die Tugend der Geheimhaltung für die Dinge ist, die sie verbergen will; auch die Gedanken des Herzens zu erraten. Der Landgraf sah in der einsamen Stille seinen Freund an, strich mit seiner Hand über die Stirn, seufzte und sagte dann, nach einem letzten Moment des Zögerns:

„Karl“, sagte er mit leiser Stimme und auf seinen Sohn zeigend, „denkst du nicht, das Othon wie dieser junge Edelmann aussieht, der mit seiner Mutter tanzt?“

Graf Karl schauderte seinerseits. Dieses kleine Wort war für ihn, wie ein Blitz in der Nacht, der einen in der Wüste verlorenen Reisenden erleuchtet; in den stürmischen Licht, so schnell wie es gewesen war, hatte er den Abgrund gesehen.

Die Ähnlichkeit von Othon zu diesen Mann war so bemerkenswert, dass er den Grafen sagte, er konnte nicht anders, obwohl er die Wichtigkeit seiner Antwort erriet:

„Stimmt, Ludwig, sie sehen aus wie zwei Brüder.“

Aber kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als ein Schauer durch den ganzen Körper ging, gegen den er sich lehnte, so beeilte er sich hinzuzufügen:

„Was beweist das?“

„Nichts", antwortete der Landgraf mit dumpfer Stimme; nur, ich war froh, deine Meinung dazu zu haben. Erzähle mir jetzt vom Ende deiner Reise.“ Und er brachte ihn zurück zum selben Stand, wo Karl seine Geschichte begonnen hatte, eine Geschichte, die der Graf diesmal ohne Unterbrechung beendete.

Sobald er aufhörte zu sprechen, erschien ein Mann an der Tür, durch die Karl eingetreten war. Der Landgraf erhob sich schnell und näherte sich ihm. Beide Männer unterhielten sich leise, aber Karl konnte nichts von dem hören, was sie sagten. Aber er sah leicht an ihren Gesten, dass es ein Gespräch von höchster Wichtigkeit war, und er war mehr davon überzeugt als jemals, als er den Landgraf mit einem finsteren Gesicht als vorher zu ihm kommen sah.

„Karl", sagte Ludwig, aber ohne sich diesmal hinzusetzen, du musst nach der Reise, die so lang war und die du heute gemacht haben, mehr Ruhe brauchen als Bälle und Feste. Ich werde dich in deine Wohnung führen lassen. Gute Nacht. Wir werden uns morgen wiedersehen.“

Karl sah, dass sein Freund allein sein wollte; er stand auf, ohne zu antworten, schüttelte stumm die Hand und befragte ihn ein letztes Mal mit seinen Augen; aber der Landgraf antwortete ihm nur durch eines jener traurigen Lächeln, das dem Trübsinn seines Herzens anzeigt, dass der Moment noch nicht gekommen ist, um ihm die heilige Wahrheit anzuvertrauen, die er behauptet. Karl deutete ihm durch einen letzten Handschlag an, dass er ihn jederzeit finden werde und zog sich in die Wohnung zurück, die für ihn bestimmt war, und wie weit er auch weg war, der Lärm des Festes erreichte ihn noch.

Der Graf legt sich hin, die Gedanken mit traurigen Ideen gefüllt, und sein Ohr war voll von freudigen Tönen des Festes; eine Zeitlang winkte dieser seltsame Gegensatz, dann gewann der Schlaf seinen Kampf. Endlich überwand der Erschöpfung die Angst, der Körper besiegte die Seele. Nach und nach, die Gedanken und die Gegenstände wurden weniger deutlich, seine Sinne wurden taub und seine Augen schlossen sich. Es gab noch in diesem Moment der Schläfrigkeit und des tatsächlichen Schlafes, dass solche Dämmerung, die Tag und Nacht, ungerade und unbeschreiblich trennt, während er die Realität mit dem Traum verwechselt, so dass es weder Traum noch Realität war; dann folgte ihm eine tiefe Ruhe.

Es war so lange her, dass der Ritter nur in einem Zelt und in seiner Kriegsrüstung schlief, dass er sich den Luxus eines guten Betts mit Wollust hingegeben hatte, so dass er, als er aufwachte, von Helligkeit umgeben war. Er sah bei Tag, dass der Morgen schon weit fortgeschritten sein muss. Aber sofort wurde ihm ein unerwartetes Schauspiel geboten, das ihn an die ganze Szene des Vortages erinnerte, und zog seine ganze Aufmerksamkeit auf sich.

Der Landgraf saß bewegungslos in einem Sessel und hatte den Kopf auf die Brust gesenkt, als warte er auf das Erwachen seines Freundes und doch war seine Träumerei so tief, dass er dessen Wachwerden nicht bemerkt hatte. Der Graf sah ihn für einen Moment schweigend an; dann sah er, dass zwei Tränen über seine blassen Wangen rollten, er konnte nicht länger durchhalten und streckte seine Arme nach ihm aus.

„Ludwig!“ Er schrie im Namen des Himmels! „Was ist das?“

„Ach! ach!“ antwortete der Landgraf, „ich habe keine Frau oder kein Sohn mehr!“

Und bei diesen Worten, die er so mühsam hervorbrachte, taumelte er wie ein Betrunkener und fiel in die Arme, die der Graf öffnete, um ihn aufzufangen.

II

Für das Verstehen der folgenden Fakten ist es notwendig, dass unsere Leser zustimmen, mit uns in der Vergangenheit zurückzukehren.

Es war sechzehn Jahre her, seit der Landgraf verheiratet war. Er hatte die Tochter des Grafen von Ronsdorf geheiratet, der 1316 während der Kriege zwischen Ludwig von Bayern, für den er Partei ergriffen hatte, und Friedrich den Schönen von Österreich, dessen Besitztümer sich am rechten Ufer befanden, gefallen war am Rhein und am Fuße dieser Hügelkette, die Sept-Monts genannt wird, begraben wurde. Die Witwe von Ronsdorf, eine Frau von hoher Tugend und schönen Ansehen, war mit ihrer einzigen, fünfjährigen Tochter, Witwe geblieben, aber da sie von einer fürstlichen Abstammung war, hatte sie während ihrer Witwenschaft die Pracht ihres Hauses erhalten, so dass ihr Wohnsitz weiterhin eine der elegantesten der umgebenden Schlösser war.

Einige Zeit nach dem Tod des Grafen wurde das Haus der Witwe von Ronsdorf durch einen jungen Mann, sie sagte Sohn von einem ihrer Freunde, die ohne Mittel gestorben sind, vergrößert. Er war ein hübsches Kind, älter als Emma, kaum drei oder vier Jahre alt und bei dieser Gelegenheit zeigte sich der Ruf der Großzügigkeit und Güte der Gräfin. Die kleine Waise wurde von ihr als Sohn empfangen, wuchs in der Nähe ihrer Tochter auf und teilte mit ihr die Liebkosungen der Witwe in gleicher Weise, dass es schwierig war, zu unterscheiden, welcher der beiden ein Kind ihres Leibes oder das Kind einer Adoption war.

Sie sind nebeneinander aufgewachsen und viele waren überrascht, als der achtzehnjährige junge Graf Ludwig von Godesberg, zum Erstaunen des Adels am Rheinufer, sich verlobte mit der kleinen Emma von Ronsdorf, die aber erst zehn Jahre war. Es wurde zwischen dem alten Markgrafen und der Witwe vereinbart, dass der Verlobte noch fünf Jahre warten würde, ehe er heiraten durfte.

Währenddessen wurden Emma und Albert erwachsen. Einer wurde ein schöner Ritter und die andere ein gnädiges junges Mädchen. Die Gräfin von Ronsdorf hatte übrigens mit größter Sorgfalt den Fortschritt ihrer Freundschaft beobachtet und war erfreut zu sehen, dass sie, so lebhaft ihre Zuneigung auch war, nicht den Charakter der Liebe annahm.

Inzwischen war Emma dreizehn und Albert achtzehn; ihr Herz, wie eine Rose zur Knospe, erblüht, wollte sich beim ersten Atemzug der Jugend öffnen. In diesem Moment fürchtete sich die Gräfin um sie. Leider wurde sie in diesem Moment krank; man hoffte, dass die Stärke der Jugend (die Grafenwitwe war kaum vierunddreißig Jahre alt) über die Hartnäckigkeit der Krankheit triumphieren würde.

Es war falsch, sie war tödlich erkrankt. Sie fühlte es selbst, rief ihren Arzt und fragte mit so viel Nachdruck und Festigkeit, dass er es nicht ablehnen konnte, ihr zu sagen, dass die Wissenschaft der Männer nicht ausreichte, und dass für sie keine Hilfe mehr zu erwarten war, außer vom Himmel. Die Gräfin erhielt diese Nachricht in Christian, schickte nach Albert und Emma. Sie ließ sie vor ihrem Bett zu knien, und rief keinen anderen Zeugen als Gott an und enthüllte ihr Geheimnis, dass niemand gehört hatte. Nur wir bemerkten mit Erstaunen, dass in der Zeit der Agonie, anstatt dass die sterbende Frau die Kinder segnete, es die Kinder waren, die die sterbende Frau segneten und ihr zu vergeben schienen. Das sie auf der Erde einen Fehler machte, von dem sie zweifellos die Absolution am Himmel erhalten würde.

Ein Jahr nach dem Tod der Gräfin ging Emma in das Kloster Nonenwerth, welches auf einer Insel inmitten des Rheins gebaut war, vor dem kleinen Dorf Honnef. Was Albert betraf, so blieb er in Ronsdorf, und die Trauer, die er über den Verlust seiner Wohltäterin zeigte, entsprach der, die er für eine Mutter empfunden hatte.

Die festgesetzte Zeit verging, Emma war fünfzehn geworden, und sie war inmitten ihrer Tränen noch immer auf ihrer heiligen Insel, wie eine jener kühlen Wasserrosen, die auf der Oberfläche der Seen schwammen und weiter blühten mit funkelnden Tau. Ludwig erinnerte den alten Landgrafen an die von der Witwe eingegangene und von ihrer Tochter ratifizierte Verpflichtung. Denn seit einem Jahr hatte der junge Mann seine Spaziergänge immer nach Rolandwerth geführt, zu einem schönen Hügel, von dem man den Fluss betrachten konnte, dessen Wasser in der Strömung wie der Bug eines Schiffes eine anmutige Insel schneidet. In der Mitte der Insel, wo heute das Kloster steht, das zu einer Herberge geworden ist.

Dort verbrachte er stundenlang seine Zeit, seine Augen auf den Kreuzgang gerichtet.

Dort saß oft ein junges Mädchen, das er in ihrer Novizenkleidung erkannte. Diese sollte sie bald ausziehen und wieder weltliche Kleidung tragen. Sie ging unter den Bäumen entlang, welche den Rhein säumten und dort blieb es stundenlang bewegungslos in eine Träumerei vertieft, welches vielleicht auf die gleichen Gedanken zurückzuführen war, die auch Ludwig hegte.

Es war daher nicht verwunderlich, dass der junge Mann sich als erster daran erinnerte, dass die Trauerzeit abgelaufen war und er den Landgrafen daran erinnerte, dass diese Epoche mit einem günstigen Zufall dem für die Feier seiner Hochzeit bestimmten Zeitpunkt entspreche.

Durch eine Art stillschweigende Vereinbarung sahen alle Albert zu, der damals kaum zwanzig Jahre alt war, sich aber schon immer durch seine Gesetztheit älter fühlte. Nun erinnerte ihn der Landgraf daran, dass die Zeit gekommen war, die Trauerkleidung zu ersetzen durch festliche Kleidung.

Albert ging ins Kloster, warnte Emma, dass der junge Ludwig das Versprechen seiner Mutter verlangte. Emma errötete und streckte die Hand nach Albert aus und antwortete, dass sie bereit war, ihm zu folgen, wohin er sie auch brachte. Die Reise war nicht lang, es gab nur die Hälfte des Rheins zu überqueren und zwei Meilen entlang an seiner Ufer zu gehen.

Es war daher nicht die Reise, die den von dem jungen Grafen so begehrten Augenblick verzögern sollte.

Drei Tage nach Ablauf ihres fünfzehnten Lebensjahres wurde Emma, als eine der Erbin von Ronsdorf und unter der Führung von Albert, in die Hände seines Herrn, Graf Ludwig von Godesberg, gegeben.

 

Zwei Jahre, in denen die junge Gräfin einen Sohn namens Othon zur Welt brachte, gingen in vollkommenes Glück über.

Albert, der eine neue Familie gefunden hatte, war in diesen zwei Jahre manchmal in Ronsdorf, manchmal in Godesberg und hatte in dieser Zeit das Alter erreicht, in dem man als Mann von edlen Geblüt, seine ersten Schritte unter Waffen machen muss.

Er diente als Knappe unter den Truppen von Johann von Luxemburg, König von Böhmen, einer der größten und tapfersten Rittern seiner Zeit und war bei ihm, als Cassel belagert wurde und durch die Hilfe von König Philipp von Valois befreit wurde, der sich verpflichtet hatte, den Grafen Louis de Crécy zur helfen, um dann zurückzukehren nach Flandern, wo er vertrieben wurde.

Er hatte sich also in der Schlacht wiedergefunden, die unter den Mauern von Cassel ausgetragen wurde. Dort hat er eine solche Menge von Feinden vernichtet oder gefangengenommen, dass Jean de Luxembourg ihn noch auf dem Schlachtfeld zum Ritter ernannt hatte. Der Sieg war übrigens so entscheidend gewesen, dass sie den Feldzug beendet hatte, und dass Flandern wieder befriedet war.

Albert war zum Schloss Godesberg zurückgekehrt, stolz darauf, Emma seine goldene Kette und seine Sporen zu zeigen.

Alle waren stolz auf den jungen Ritter. Er fand den Grafen, der im Dienst des Kaisers stand, abwesend. Die Türken hatten eine Invasion in Ungarn gemacht, und auf den Ruf von Louis V. hatte Ludwig mit seinem Mitstreiter, Graf Karl von Homburg das Schloss verlassen.

Trotzdem wurde Albert auf Schloss Godesberg gut aufgenommen, wo er fast sechs Monate blieb. Nach dieser Zeit der Untätigkeit und wo die Herrscher Europa ziemlich ruhig zu kriegerischen Auseinandersetzungen waren, hatte es Krieg gegen die Sarazenen gegeben, ausgehend von Spanien, für die Alfonso XI., König von Kastilien und Leon, sich im Krieg befand. Albert, müde von der Untätigkeit, eilte sofort wieder auf das Schlachtfeld.

Dort hatte er Wunderdinge im Kampf gegen Muley-Mohamed getan; aber nachdem er vor Granada schwer verwundet worden war, war er ein zweites Mal nach Godesberg zurückgekehrt, wo er Emmas Mann gefunden hatte, der gerade das Eigentum des alten Landgrafen in Besitz genommen hatte, der zu Beginn des Jahres 1332 von Leben zu Tod gegangen war.

Der junge Othon wuchs auf, er war ein hübscher Junge von fünf Jahren, mit blonden Köpfchen, rosa Wangen und blauen Augen. Die Rückkehr von Albert war ein Fest für die ganze Familie und besonders für das Kind, das ihn sehr gern hat. Albert und Ludwig sahen sich mit Vergnügen wieder, beide hatten sich gegen die Feinde durchgesetzt. Der eine im Süden, der andere im Norden. Beide waren in der Vergangenheit Sieger und beide brachten zahlreiche Geschichten für die langen Winterabende mit.

So verging ein Jahr, wie ein Tag; aber am Ende dieses Jahres nimmt Albert sein abenteuerliches Leben wieder auf. Er zieht in die Kämpfe von Frankreich und England, gefolgt von König Edward in seinem Kampf gegen Schottland, brach einen Speer mit James Douglas, der sich gegen Frankreich wandte, war zurückgekehrt auf die Insel Cadsant mit Gauthier de Mauny.

Er war einer der Edlen des Landgrafen Gottfried, der auf das Vermögen seines Vaters nichts zu hoffen gewagt hatte. Er auch hatte gegen die Ungläubigen gekämpft im Heiligen Land. Ruhm hatte er im Kreuzzug errungen und einen Reichtum erworben, der sehr groß war.

Zurückgekehrt auf das Festland, hatte er die Gelegenheit genutzt, um einen Besuch bei seinen alten Freunden zu machen, und war zum dritten Mal zurückgekehrt auf Schloss Godesberg. Uneigennützig hatte man die Tore der Burg Godesberg für den Ehrengast geöffnet; und bald nachdem Homburg und Albert gegangen waren, hatte er es geschafft, seine Gesellschaft für den Landgrafen Ludwig, der ihn zurückgehalten hatte, als er gehen wollte, fast unentbehrlich zu machen. Gottfried wurde daher auf der Burg empfangen, nicht mehr als Gast, sondern wie ein Familienmitglied.

Doch Freundschaft kann Liebe, aber auch Eifersucht sein. Entweder nur Anschein oder Wirklichkeit. Als Albert zurückkehrte, glaubte er zu bemerken, dass Ludwig ihn kälter als sonst empfing.

Er fragte Emma, die ihm sagte, dass sie von ihrer Seite auch eine Veränderung in der Haltung ihres Mannes zu ihr bemerkte. Seine Manieren ließen zu wünschen übrig, was früher nicht der Fall war.

Albert blieb fünfzehn Tage in Godesberg, dann, unter dem Vorwand, dass Ronsdorf um seine Anwesenheit bei Reparaturen bat, verließ er Ludwig und Emma. Er überquerte den Fluss und die kleine Schlucht, der die Berge zwischen den zwei Besitztümern trennte.

Nach zwei Wochen erhielt er Nachrichten von Emma. Sie verstand den Charakter ihres Mannes nicht mehr; er war erst so herzlich und freundlich, wie sie ihn immer gekannt hatte, jetzt war er trotzig und schweigsam geworden.

Auch der jungen Othon, musste unter seiner bis dahin unbekannten Schroffheit leiden, und das war für die Mutter und das Kind umso empfindsamer, da sie den Landgrafen bisher nur mit der lebendigsten und tiefsten Zuneigung kannten. Diese Zuneigung ließ abrupt nach, fügte Emma hinzu. Emma schien im Vertrauen des Landgrafen merkwürdige Erfahrungen zu machen.

Ludwig, als ob er diesen Teil der Gefühle geerbt hätte, die er seiner Frau und seinen Sohn entgegenbrachte, richtete sie jetzt gegen einem Mann, der ihm fast fremd vorkam.

Ludwig bedauerte diesen Hass, gegen die bisher glücklichen Menschen. Er versuchte alle Mittel, um den Hass in ihm zu mäßigen oder auszulöschen.

Doch er brannte wie ein heftiges Feuer, vor dem er fürchten würde, sein Herz brennen zu sehen. Es war so weit gekommen, dass er den ganzen Adel der Umgebung einlud, auf das Schloss Godesberg zu kommen, wo der Landgraf zum Jahrestag der Geburt von Othon, der gerade seinen Geburtstag gefeiert hatte, ein Fest veranstaltete. Othorn war jetzt in seinem sechzehnten Jahr.

Dieses Fest, an dessen Ende wir unsere Leser in das Schloss eingeführt haben, hat wie gesagt, einen einzigartigen Gegensatz zur Traurigkeit der Person, die es gegeben hat. Es war, wie Gottfried vom Beginn des Balls den Landgrafen hingewiesen hatte, die Ähnlichkeit von Othon mit Albert.

In der Tat, mit Ausnahme dieser Blume der Jugend auf dem Gesicht des jungen Mannes, waren es die gleichen blonden Haare, die gleichen blauen Augen.

Diese Offenbarung war ein Schlag für den Landgrafen. Lange Zeit, verdächtigte er die Reinheit der Beziehungen von Emma und Albert; aber die Vorstellung, dass eine schuldige Beziehung bereits vor seiner Ehe existierte. Diese Idee und diese einzigartige Ähnlichkeit setzte den Gedanken fest, dass Othon, den er so sehr geliebt hatte, nicht das Kind aus der Ehe war.

Der Ehebruch brach ihm das Herz und machte ihn fast wahnsinnig. Es war in diesem Moment, wie wir gesagt haben, dass Graf Karl kam, und wir sahen, dass, von der Wahrheit getragen, er die Trauer seines unglücklichen Freundes vergrößert hatte, indem er gestand, dass diese Ähnlichkeit von Albert und Othon unbestreitbar waren. Aber, wie wir gesehen haben, hatte er sich zurückgezogen, ohne an die Traurigkeit von Ludwig die ganze Wucht des Erkenntnisses anzuhängen, die es wirklich gab.

Wir kennen bereits den Vorgang, als Graf Karl ankam und wir sahen, dass er, von der Wahrheit mitgerissen, den Schmerz seines unglücklichen Freundes vergrößerte, indem er zugibt, dass die Ähnlichkeit zwischen Albert und Otto unbestritten war aber wie wir weiter gesehen haben, hatte er sich zurückgezogen.

Gottfried kam, um zu sagen, was er dachte, er war sich sicher, nach einigen Worten, die er gehört hatte, dass Emma eine Verabredung mit Albert getroffen hatte, der angeblich in der gleichen Nacht nach Italien reisen wollte, wo er ein Truppenkorps, das vom Kaiser dorthin geschickt wurde, befehlen sollte.

Gewissheit über den Ehebruch war ansonsten leicht zu bekommen: durch die Beobachtung Emmas, wenn sie die Burg verließ. Und so war es, Emma ging durch den Garten, um zu dem kleinen Burgtor zu gelangen.

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