Jacquard - Am Stück gestrickt

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Jacquard - Am Stück gestrickt
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Jacquard

am Stück gestrickt



Einführung

Was ist Jacquard?

Tradition des Jacquardstrickens

Jacquardstricken: für wen?

Wie ich zum Jacquardstricken kam

Techniken

KAPITEL 1

Einstrickmuster: Unterschiede

In Reihen oder rundgestrickt?

Jacquardtechnik

Intarsientechnik

KAPITEL 2

Das richtige Material

Garnauswahl

Stricknadeln

Hilfsmittel zum Stricken

Hilfsmittel zum Spannen

KAPITEL 3

Strickschriften lesen

Leserichtung einer Strickschrift

Farben in einer Strickschrift erkennen

Zunehmen und Abnehmen von Maschen

Den Überblick über die Strickschrift behalten

KAPITEL 4

Auswahl eines Modells nach dem Schwierigkeitsgrad

Tipps zur Modellauswahl

KAPITEL 5

Auswahl der Farben

Der Farbkreis

Kontrastfarben

Farbauswahl passend zum Modell

Farbauswahl Schritt für Schritt

Fertige Strickpakete?

KAPITEL 6

Die rundgestrickte Maschenprobe

Was ist eine Maschenprobe?

Rundstricken einer Maschenprobe

Spannen und Abmessen der Maschenprobe

KAPITEL 7

Intarsien stricken

Technik und Tipps

KAPITEL 8

Jacquardmuaster stricken

Fadenhaltung und Fadenführung

Farbdominanz

Einweben der Fäden auf der Rückseite

KAPITEL 9

Kontrolle der Fadenspannung

Die richtige Fadenspannung

Jacquardmuster in kleinen Runden

Fehlerkorrektur

KAPITEL 10

Steek-Technik

Was ist ein Steek?

Steek-Technik: geeignete Garne

Steeks befestigen: häkeln oder nähen?

Versäubern der Innenseite

Alternative Versäuberung: das Steek-Sandwich

Hinzufügen von Steeks an einer Pulloveranleitung

KAPITEL 11

Abschlussarbeiten

Fäden vernähen

Spannen

Regelmäßiges Waschen von Strickstücken

Aufbewahrung von Strickstücken

Was tun gegen Pilling?

Modellanleitungen

Mütze Blisco

Pullover Helvellyn

Pullover Bowfell

Pullover Scafell

Jacke Scafell

Anhang

Anna Dervout – Along avec Anna

Dank

Partnerfirmen und Bezugsquellen


Einführung
Was ist Jacquard?

Die Jacquardtechnik ist eine von verschiedenen Methoden, um mehrfarbige Einstrickmuster zu arbeiten. Dabei wird in einer Reihe mit mehreren Farben gleichzeitig gearbeitet, was auf den ersten Blick abschreckend wirken kann.

 

Einstrickmuster werden für Pullover, Mützen, Schals, Fäustlinge, aber auch für verschiedene Accessoires (Kissen, Weihnachtsstrümpfe, Tassenwärmer …) verwendet. Es gibt eine Fülle von Motiven: waagrecht, senkrecht, geometrische Muster oder auch Einzelmotive (Intarsien).

Technik und Muster gibt es seit vielen Jahren, doch der Stil der Modelle hat sich gewandelt. Die weiten formlosen Pullover der 1990er Jahre sind modern geschnittener Kleidung in schönen Mustern und Farben gewichen.

Tradition des Jacquardstrickens

Die Jacquard-Stricktechnik stammt nicht von einem bestimmten Ort. Man findet sie in verschiedenen Gegenden: Fair Isle, Norwegen, Schweden, Island, die Färöer-Inseln, Estland, Lettland, Litauen oder auch die Anden – jedes Land hat seine eigene Geschichte der Jacquardmuster.

Betrachten wir drei Beispiele aus verschiedenen Ländern: Island, Fair Isle und Norwegen.

Island

Seit etwa 50 Jahren sind die Lopapeysa-Pullover (Lopapeysa = „Wollpullover“) aus der Folklore des Landes nicht mehr wegzudenken, doch die typischen Islandpullover existieren schon viel länger. Die hierfür verwendete Wolle, die sehr warm und wasserabweisend ist, wurde bereits von den Wikingern zum Weben der Segel für ihre Schiffe gebraucht.

Die Wolle der isländischen Schafe gehört zu den wärmsten Wollarten der Welt: Die langen und weichen äußeren Fasern sind sehr strapazierfähig und wasserabweisend, während die dünneren, mohairartigen inneren Fasern ausgezeichnet gegen Kälte schützen.

In den Anfängen wurden die Lopapeysa fast ausschließlich in Weiß, Grau, Hell- oder Dunkelbraun und Schwarz gestrickt, also in den natürlichen Farben der isländischen Schafe. Heute sind hingegen viele verschiedene Farben erhältlich.

Fair-Isle-Stil

Der Fair-Isle-Stil stammt von einer der Shetlandinseln, die nördlich von Schottland zwischen den Orkneyinseln und der Hauptgruppe der Shetlandinseln liegt. Der Begriff Fair Isle Knitting wird heute oft für Jacquardmuster aus der ganzen Welt verwendet. Fair Isle ist jedoch ein ganz eigener Stil, der sich auf der gleichnamigen Insel schon vor langer Zeit entwickelte, als man entdeckte, dass durch Muster mit auf der Rückseite mitgeführten Fäden (Stranded-Technik) ein doppelt dickes Gestrick entstand und man so aus dünnem Garn (Stärke Fingering/Nadelstärke 2,25-3,25) leichte und doch wärmende Kleidung stricken konnte.


Islandpullover und -jacken (links), Jacke im Fair-Isle-Stil (rechts)

Meist werden für Fair-Isle-Modelle viele verschiedene Farben verwendet (manchmal 15 oder 16), und die Muster erstrecken sich über die gesamte Fläche.


Modell: Norwegische Fäustlinge für Mimi von Anna Mazzarella

Nordischer Stil am Beispiel Norwegen

Norwegermuster bestehen im Unterschied zu den Fair-Isle-Mustern meist aus nur zwei Farben, einer Grundfarbe und einer Kontrastfarbe, in der Regel Weiß zusammen mit Schwarz, Rot oder Blau.

Die traditionellen nordischen Motive variieren je nach Land, doch meist sind es Sterne, Blumen und geometrische Figuren.

Die berühmten Selbu-Fäustlinge sind zu einem norwegischen Nationalsymbol geworden. Von anderen Fäustlingen unterscheiden sie sich dadurch, dass Handrücken und Handfläche unterschiedliche Motive aufweisen und durch eine senkrechte Linie getrennt werden. Eine weitere Besonderheit: Das Bündchen wird an Damenmodellen anders gearbeitet als an Herrenmodellen.


Jacquardstricken: für wen?

Alle, die eine neue Technik ausprobieren oder sich weiterentwickeln möchten, Anfänger und Fortgeschrittene, können sich an Jacquardmustern versuchen. Das Wichtigste ist, dass man mit Begeisterung an die Sache herangeht und sorgfältig ein geeignetes Modell auswählt, das man problemlos bewältigen kann.

In diesem Buch werden die einzelnen Schritte, die für das Rundstricken von Jacquardmustern wichtig sind, genau erläutert, damit Anfänger die Technik leicht erlernen können. Wenn Sie bereits mit der Technik vertraut sind, können Sie ein schwierigeres Modell auswählen.

Wie ich zum Jacquardstricken kam

Soweit ich mich erinnere, war ich schon immer fasziniert von den skandinavischen Ländern und ihren traditionellen Strickmustern. Noch bevor ich stricken konnte, träumte ich davon, eines Tages einen handgestrickten Jacquardpullover zu haben. Mir gefielen alle Stilrichtungen, doch da ich Island besonders reizvoll fand, wollte ich immer gern einen selbstgemachten Lopapeysa besitzen.

Während meiner Schwangerschaft vor einigen Jahren begann ich dann tatsächlich zu stricken und war sofort begeistert von diesem Hobby. Nach einigen rundgestrickten Modellen wollte ich mich an die Jacquardtechnik wagen, um endlich den berühmten Pullover zu bekommen, von dem ich schon so lange träumte – auch wenn ich gehörigen Respekt vor der Technik hatte! Der erste Versuch einer Mütze gelang mir nur mittelmäßig, doch das schreckte mich nicht ab. Ich beschloss, mich an einen Pullover mit Jacquard-Rundpasse zu wagen, das Modell Riddari von Védis Jónsdóttir, einen klassischen Islandpullover. Das hat mir auf Anhieb riesig Spaß gemacht, und seither stricke ich regelmäßig Jacquardmuster für meine Tochter und mich und entwerfe sogar eigene Modelle!

Damit Sie die Technik rundgestrickter Jacquardmuster direkt anwenden können, finden Sie im letzten Teil des Buches mehrere Modellanleitungen: für einen Kinderpullover sowie eine Mütze, zwei Pullover und eine Jacke für Damen.

Die Pullover werden entweder mit Raglanärmeln und Jacquardbordüre am Saum oder mit einer gemusterten Rundpasse gearbeitet.



Techniken

KAPITEL 1
Einstrickmuster: Unterschiede

Umgangssprachlich wird „Jacquard“ häufig für alle Formen des mehrfarbigen Strickens verwendet. Der fachlich korrekte Oberbegriff ist jedoch „Einstrickmuster“. Einstrickmuster können wiederum in Jacquardmuster und Intarsienmotive unterteilt werden. In diesem Kapitel werden die Techniken und ihre Unterschiede genau erläutert.



In Reihen oder rundgestrickt?

Man kann Einstrickmuster auf geraden Stricknadeln oder einer Rundnadel in Hin- und Rückreihen stricken. Vielleicht haben Sie davon schon einmal gehört oder es selbst versucht. Viel einfacher ist es jedoch, die Muster rundzustricken, ganz gleich, ob traditionelle oder moderne Motive.. Worin genau unterscheiden sich diese beiden Methoden?

+Einstrickmuster in Hin- und Rückreihen zu stricken ist die kompliziertere Technik, da man dabei nicht nur in den rechts gestrickten Reihen mit mehreren Fäden in verschiedenen Farben gleichzeitig arbeitet, sondern auch in den links gestrickten. Viele versuchen sich zuerst an Einstrickmustern in Reihen – dabei ist das viel schwieriger! Auch in der Strickschrift müssen hier alle ungeraden Reihen von rechts nach links gelesen werden, alle geraden Reihen jedoch von links nach rechts. In diesem Buch wird ausschließlich die Technik rundgestrickter Einstrickmuster beschrieben.

+Einstrickmuster in Runden zu stricken ist hingegen auch traditionell die gebräuchlichere Technik, die es ermöglicht, ausschließlich auf der rechten Seite der Arbeit zu stricken. Welche Vorteile hat dies? Zum einen ist es einfacher, da man keine links gestrickten Rückreihen arbeiten muss. Und da es einfacher ist, werden die Fadenspannung und damit das Maschenbild schöner und gleichmäßiger. Man muss lediglich beachten, dass für diese Technik stets eine Rundstricknadel (oder ein Nadelspiel) verwendet wird.



Jacquardtechnik

Die Jacquardtechnik (englisch stranded knitting oder stranded colourwork) ist in traditionellen und modernen Strickanleitungen gebräuchlich und wird auch für die Modelle in diesem Buch verwendet..

Die Mehrfarbigkeit entsteht durch Wiederholung kleiner Einstrickmuster über die gesamte Arbeit oder einzelne Partien. Die dazu benötigten Fäden werden jeweils entlang der gesamten Reihe oder Runde auf der Rückseite der Arbeit mitgeführt.

Jacquardmuster ist der Oberbegriff für verschiedene Arten mehrfarbiger Einstrickmuster, wie sie traditionell in vielen Ländern gestrickt werden. Dabei ähneln sich die Muster, doch jedes Land hat seinen eigenen Stil.

+Der Fair-Isle-Stil, für den eigene Regeln gelten, nimmt dabei eine Sonderstellung ein – z. B. werden die Muster über die gesamte Fläche von Pullovern oder Jacken (Rumpf und Ärmel) gearbeitet.

+Für alle anderen Jacquardstile gelten weniger strenge Regeln; die Jacquardmuster können beispielsweise auf die Rundpasse (englisch yoke) beschränkt bleiben.




Die Fäden der verschiedenen Farben werden über die gesamte Runde auf der Rückseite mitgeführt.

Nordische und andere Jacquardmuster

Abgesehen vom traditionellen Fair-Isle-Stil gelten bei der Verwendung der Jacquardmuster keine besonderen Regeln. Die meisten modernen Strickanleitungen fallen unter diese Kategorie. Die traditionellen Muster der skandinavischen Länder (Norwegen, Finnland, Schweden) oder der isländischen Lopapeysa sind also Jacquardmuster, unterscheiden sich jedoch vom Fair-Isle-Stil.

Die Motive sind meist größer als Fair-Isle-Motive, sodass zwischen den Maschen einer Farbe mehr als 10 Maschen liegen können. Für eine gute Spannung müssen die Fäden auf der Rückseite daher alle 7 Maschen eingewebt werden, denn nur mit relativ kurzen Spannfäden erhält man ein glattes, gleichmäßiges Maschenbild. Arbeitet man mit Spannfäden über mehr als 7 Maschen, ohne sie durch Kreuzen einzuweben, wird die Arbeit dick und ungleichmäßig und lässt sich auch durch feuchtes Spannen nur schwer glätten.

Die Aspekte Fadenführung und Fadenspannung werden in den Kapiteln 8 und 9 detailliert behandelt.

 

EINWEBEN DER FÄDEN

Zum Einweben der Fäden auf der Rückseite wird die gerade nicht verwendete Farbe regelmäßig mit dem gerade verwendeten Faden überkreuzt, um eine gleichmäßig verteilte Spannung zu erzielen.

Fair-Isle-Stil

Diese Technik stammt von der Insel Fair Isle. Ein traditionelles Fair-Isle-Modell muss die folgenden Kriterien erfüllen:

+In einer Runde dürfen nicht mehr als 2 Farben verwendet werden: eine Grundfarbe und eine Kontrastfarbe. Dies hat zugleich praktische und ästhetische Gründe: Das Stricken wird erleichtert und geht schneller – dadurch wird die Fadenspannung verbessert und das Strickbild wird gleichmäßiger.

+Fair-Isle-Strickmuster sind bewusst so konzipiert, dass in einer Runde niemals mehr als 7 aufeinanderfolgende Maschen derselben Farbe vorkommen. Dadurch dass Grund- und Kontrastfarbe stets in kurzen Abständen wechseln, erübrigt sich das Kreuzen der Spannfäden auf der Rückseite der Arbeit.

+Das Motiv muss diagonale Linien enthalten, damit die Spannung der mitgeführten Fäden gleichmäßig über die Arbeit verteilt wird. So wird die Arbeit schön dicht und dennoch gut dehnbar. Senkrechte Linien gilt es hingegen weitestgehend zu vermeiden, da die Arbeit dadurch weniger elastisch wird.

+In der Regel sind die verwendeten Motive symmetrisch und werden über eine ungerade Rundenzahl gearbeitet. Dies ist kein Muss, aber meist wirken die Muster so harmonischer und sind auch leichter zu merken.

+Fair-Isle-Modelle werden traditionell rundgestrickt. Die Öffnungen für die Ärmel, die Rundung des Halsausschnitts und die Vorderteile einer Jacke werden mit der Steek-Technik gearbeitet (siehe Kapitel 10).

+Es wird reine Wolle ohne Antifilzausrüstung verwendet (Typ Shetlandwolle).


Intarsientechnik

Die Intarsientechnik ist eine weitere Möglichkeit, Einstrickmuster zu arbeiten. Die Methode eignet sich für einzelne oder mehrere in großem Abstand angeordnete Motive. Dabei werden keine Spannfäden mitgeführt wie bei der Jacquardtechnik, sondern es wird in ein und derselben Reihe mit mehreren Knäueln einer Farbe gearbeitet. So kann man z. B. ein einzelnes Motiv in der Mitte einer Arbeit anbringen.

Für Harry-Potter-Fans: Erinnern Sie sich an die Pullover, die Mrs. Weasley für Ron und Harry gestrickt hat? Um die Initialen in das Vorderteil eines Pullis einzustricken, verwendet man die Intarsientechnik, nicht die Jacquardtechnik.

Diese Technik ist schwieriger als die Jacquardtechnik, vor allem für Anfänger (warum, erfahren Sie in Kapitel 7).


Vorderseite: Das Jacquardmuster wird über die gesamte Reihe wiederholt, das Intarsienmotiv ist dagegen ein Einzelmotiv.


Rückseite: Bei der Jacquardtechnik laufen die Fäden in der gesamten Reihe auf der Rückseite mit, bei der Intarsientechnik nicht. Hier werden mehrere Knäuel derselben Farbe verwendet.

KAPITEL 2
Das richtige Material

Wie für jede Stricktechnik muss man für Jacquardmuster das passende Garn auswählen. Auch bei reiner Wolle sind manche Qualitäten besser geeignet als andere. Daher ist es sinnvoll, sich vor Beginn darüber zu informieren, worauf es bei der Garnauswahl ankommt.



Garnauswahl

Traditionell wird für Jacquardstrick, insbesondere für Fair-Isle-Modelle, reine, nicht chemisch behandelte Schafwolle verwendet (ohne Superwash-Ausrüstung).

Interessanterweise wird je nach Ursprungsland und Art des Jacquards unterschiedlich dicke Wolle verwendet. Auf den Shetlandinseln strickt man z. B. mit naturbelassener Wolle der Shetlandschafe, die sehr fein ist (englische Garnstärke Fingering, Nadeln 2,25–3,25): Für eine Maschenprobe von 10 cm benötigt man etwa 29 Maschen. Da im Fair-Isle-Stil das ganze Modell gemustert gestrickt wird, entsteht aufgrund der doppelten Lage dünner Wolle warme und doch leichte Kleidung.

Die isländischen Lopapeysa werden hingegen oft aus reiner Wolle von Islandschafen gestrickt, z. B. aus der bekannten Léttlopi (Garnstärke Aran, Nadeln 4,5-5). Für eine Maschenprobe von 10 cm werden 18 Maschen benötigt. Da oft nur die Passe gemustert gestrickt wird, verwendet man für die einfarbigen Partien dickere, wärmere Wolle.

Tierische Fasern sind für Einstrickmuster, insbesondere Jacquard, am besten geeignet. Dazu später mehr – zunächst betrachten wir jedoch zwei Arten der Behandlung von Rohwolle, von denen häufig die Rede ist.

Profitipp

Nicht maschinenwaschbare Wollarten sind für Jacquardmuster am besten geeignet, vor allem für Anfänger. Die Maschen rutschen damit nicht so leicht von den Nadeln, und es ist einfacher, die Fäden gleichmäßig zu spannen. Natürlich hängt die Garnauswahl auch vom Modell ab. Für Socken mit Jacquardmuster kann eine Mischung aus Merinowolle (Superwash) und Nylon besser sein, damit die Socken nicht kratzen, maschinenwaschbar sind und länger halten.

+Streichgarn (woolen spun) ist Wolle, die aus einem kardierten Vlies gesponnen wird. So entsteht ein wolliger Faden mit abstehenden Fasern. Dieses Garn eignet sich für Einstrickmuster am besten, da die Maschen sich miteinander verbinden und ein homogenes, dichtes Gestrick entsteht. Beispiel: die Garne Ulysse oder Gilliatt von De Rerum Natura.

+Kammgarn (worsted spun) wird hingegen mehrfach mit immer feineren Kämmen gekämmt, sodass die Fasern parallel ausgerichtet werden. Mit Kammgarn gestrickte Motive erscheinen klarer. Es kann für Jacquardmuster verwendet werden, eignet sich jedoch besonders für Zopfmuster. Beispiele: Penelope oder Albertine von De Rerum Natura (beide mit Beimischung von 10 % Seide).

Nun zu den verschiedenen tierischen Fasern, aus denen Strickgarn hergestellt wird.

+Schafwolle (naturbelassen) wird für Einstrickmuster am meisten empfohlen. Sie ist dehnbar und dennoch formstabil, warm und strapazierfähig. Sie wird von verschiedenen Schafrassen gewonnen, z. B. Shetland-, Gotland-, Bluefaced Leicester-, Falkland- oder Islandschafen.

Diese Wolle wird in der Regel kardiert, sodass die Fasern nach dem Stricken nicht alle in einer Richtung liegen und ein homogenes Strickbild entsteht. Aufgrund der leichten Tendenz zu verfilzen werden die Zwischenräume der Maschen ausgefüllt. Mit dieser Garnart bleiben die Maschen leichter an ihrem Platz, und es ist einfacher, die Fäden auf der Rückseite gleichmäßig zu spannen.

Diese Art Wolle ist oft rustikal, doch Vorsicht: Rustikal bedeutet nicht unbedingt kratzig! Es gibt in dieser Kategorie kratzigere Garne wie die isländische Lopi, die als eher rau gilt, doch nicht jede rustikale Wolle kratzt. Abgesehen davon reagiert jeder anders auf verschiedene Fasern – daher ist es wichtig, dies an einer Maschenprobe zu testen.

+Merinowolle, die von einer besonderen Schafrasse stammt, ist zweifellos die bekannteste Wolle im Handel. Sie ist sehr weich und strapazierfähig. Oft handelt es sich dabei um Kammgarn, und auch wenn dieses für Jacquardmuster verwendet werden kann, ist das Ergebnis nicht mit dem von Shetlandwolle oder ähnlichem Garn vergleichbar. Strickt man mit gekämmter statt mit kardierter Wolle, gehen die Maschen weniger ineinander über, sodass die Muster schärfere Konturen bekommen. Wenn Sie jedoch weiche Wolle lieben, kann Merino eine gute Wahl für Sie sein.

Hier ist anzumerken, dass es auch kardierte Merinowolle gibt (z. B. Ulysse und Gilliatt von De Rerum Natura). Diese wirkt rustikaler und eignet sich daher sehr gut für Jacquardmuster.

+Alpaka ist eine glatte Faser, die schön fällt. Sie ist nicht so formstabil wie Schafwolle, doch ihr großer Vorteil ist, dass sie wärmer ist als diese.

+Mohair, Kaschmir und Angora sind für Einstrickmuster nicht zu empfehlen.

+Wolle mit Superwash-Ausrüstung ist maschinenwaschbar. In der Regel ist es Merinowolle, deren äußere Schicht durch chemische oder elektronische Behandlung zerstört wird, damit die Wolle beim Waschen nicht verfilzt. Es ist also keine naturbelassene Wolle, doch sie ist im Handel überall erhältlich. Man kann sie für Jacquardmuster verwenden, bei Anwendung der Steek-Technik (Durchschneiden der Strickarbeit) muss man jedoch sehr aufpassen, da die Maschen nicht miteinander verfilzen und sich an der Öffnung leicht aufribbeln können (weitere Details dazu siehe Kapitel 10).


Vergleich von Merino Superwash (links) und naturbelassener Schafwolle ohne Superwash (rechts).

Am linken Pullover sind die Maschen klar voneinander abgegrenzt, am rechten dagegen sind die Übergänge weicher, und das Maschenbild ist homogener.

Seide sowie pflanzliche und synthetische Fasern wie Leinen, Baumwolle und Acryl werden für Einstrickmuster nicht empfohlen. Da sie weniger elastisch sind, ergeben sie kleinere Maschen und eine geringere Spannung. Baumwolle ist relativ schwer und glatt; Einstrickmuster würden damit zu dick und steif. Außerdem ist sie nicht formstabil und neigt zum Ausleiern. Erst durch Waschen würde Ihr Modell seine Form wiedererlangen.

Profitipp

Wählen Sie ein Garn, das in vielen Farben erhältlich ist – so haben Sie zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten.


Wie trifft man die richtige Garnauswahl?‘

Am besten testen Sie verschiedene Garne, um herauszufinden, mit welchem Typ Sie am besten zurechtkommen. Mit der Zeit und wachsender Erfahrung lernen Sie, wie die unterschiedlichen Garnarten sich beim Stricken verhalten, sodass Ihnen die Entscheidung je nach gewähltem Modell und Ihren Tragevorlieben leichter fällt.

Zuerst könnten Sie reine, naturbelassene Schafwolle (ohne Superwash) ausprobieren. Sollte Ihnen diese zu rustikal sein, können Sie danach einen Versuch mit Merinowolle machen.

Hinsichtlich der Stärke werden Garne der Typen Aran-/ Worsted (Maschenprobe 18–22 M auf 10 cm; Nadeln 4,5-5,5), DK (20-24 M; Nadeln 3,75-4,5), Sport (24-26 M; Nadeln 3,25-3,75) und Fingering (26-30 M; Nadeln 2,25-3,25) empfohlen. Mit dickerem Garn (Chunky, Bulky, ab Nadelstärke 6) würde der doppellagige Strick viel zu dick; bei sehr dünnem Garn (Lacegarn) wäre es dagegen schwierig, mit mehreren Fäden gleichzeitig zu stricken.

Profitipp

Üben Sie anfangs mit dickerem Garn (Typ Aran/Worsted) für warme Winterpullover oder mit mittlerem Garn (DK und Sport) für leichte Winterpullis und Modelle für die Übergangszeit. Wenn Sie die Technik beherrschen, können Sie sich an dünnem Garn (Fingering) versuchen. Extra dickes Garn (Chunky) wird für Jacquard nicht empfohlen.