Der Auserwählte

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Der Auserwählte
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Asta Roth

Der Auserwählte

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Der Auserwählte

Impressum neobooks

Der Auserwählte

Ewwa-27312, kurz Ewwa, zog die blaue Karte aus dem Ausgabeschlitz des Kommunikators. Sie hatte es geschafft. Der Zentralrechner hatte sie tatsächlich zur Vermehrung ausgewählt. Sie hatte es sich gewünscht, ja, und Hoffnung war natürlich erlaubt, aber als sie die Bestätigung mit dem Bild des auserwählten Partners jetzt tatsächlich in den Händen hielt, konnte sie es kaum fassen. Sie musste sich setzen, so aufgewühlt fühlte sie sich.

Ewwa nahm auf der breiten Liege Platz und studierte die Informationen über den Auserwählten, die auf der blauen Karte bereitgestellt wurden. Er hieß Adam-361522. Dass man ihr einen Adam zuteilte, war nicht weiter verwunderlich. Diese Genlinie galt als die erfolgreichste überhaupt. Sie wurde vom Zentralrechner am häufigsten zur Weitergabe des Samens ausgewählt.

Er war laut Information des Rechners 33 Jahre alt, 1,87 m groß und 90 kg schwer. Er war vom indoeuropäischen Phänotyp, und dies war seine zweite Samenspende.

Ewwa betrachtete das Bild. Der junge Mann war schlank und sehr muskulös. Sie vermutete, er würde keine Probleme haben, sie durch den gesamten Wohnkomplex zu tragen. Seine Augen waren braun, sein Haar dunkel und lockig. Seine Haut hatte einen leichten Bronzeton. Ewwa wusste durch TV-Informationen des Kommunikators, dass die Menschen in früherer Zeit gern Abbilder ihrer selbst an wichtigen Plätzen aufgestellt hatten. Adam-361522 hätte man abbilden und als Avatar der Schönheit vor ein Sportzentrum platzieren können. So hätte er den Menschen, die dieses besuchten, um ihren Körper zu stählen, als Ansporn gedient.

Ewwa legte die Karte zur Seite und fragte sich, ob sie Adam-361522 von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würde. Durch die Informationen des Kommunikators und Gespräche mit anderen Frauen wusste sie, dass viele Auserwählte ihren Samen in der eigenen Wohneinheit produzierten, und es dann einem Kurier überließen, diesen zuzustellen. Das war, so hatte Ewwa auch erfahren, eine unsichere Methode, da viele Männer den Samen Kurieren überließen, die für den Transport der heiklen Ware nicht zugelassen waren, einfach weil diese billiger waren.

Der Kommunikator empfahl den Auserwählten einen Besuch bei der Partnerin. Dort sollten sie sich stimulieren, um ihren Samen zu produzieren, und diesen sofort in den Befruchtungstubus einfüllen. Damit war ihre Aufgabe erledigt. Sie würden die Wohneinheit verlassen, während sich die Frau am Medicenter den Tubus einführen und befruchten ließ.

In Foren wurde darüber diskutiert, ob es für den Befruchtungserfolg von Vorteil sei, wenn die Frau dem Auserwählten bei der Stimulation zur Samenabgabe half. Einige vertraten vehement die Ansicht, dies würde die Qualität des Samens verbessern, andere behaupteten das glatte Gegenteil, eine dritte Fraktion war, wie üblich, unentschlossen. Ewwa hatte sich eine Informationsfolie besorgt, die die Stimulation des Auserwählten durch die Partnerin detailliert und mit vielen Bildern erklärte. Ewwa war beim Anblick des männlichen Kolbens zur Samenabgabe verblüfft, wie sehr dieser sowohl dem Befruchtungstubus als auch dem Deflorationsgerät ähnelte.

Ach ja, die Defloration. Ewwa dachte mit leichtem Schauder daran zurück. Jede Frau, die sich um eine Vermehrung bewarb, musste sich im Rahmen ihrer Bewerbung am Medicenter deflorieren lassen. Das Gerät bestätigte den Akt auf dem Vermehrungsantrag. Die Defloration war eine schmerzhafte und blutige Angelegenheit gewesen, die Ewwa nicht noch einmal miterleben wollte. Wenn sie daran dachte, wie der kalte, harte Stahl des Gerätes sich tiefer und tiefer in ihre Spalte vorarbeitete, bis die Operation schließlich als erfolgreich weitergemeldet werden konnte, erfasste sie noch immer eine leichte Abscheu. Sie war froh, diesen Akt nur einmal im Leben über sich ergehen lassen zu müssen.

Sie hatte mit ihrer besten Freundin Beth-7812 darüber gesprochen, die ihren Antrag ein Jahr zuvor eingereicht hatte. Die hatte, leider zu spät, Ewwa berichtet, dass man seine Vagina vor der Defloration vorbehandeln sollte. Es gab spezielle Cremes, die man auftragen und sanft und lange einmassieren musste. Beth hatte erzählt, bei ihr wäre die Spalte immer feuchter geworden, je länger sie die Creme einmassierte, und leichte Schauer hätten ihren Unterleib geschüttelt. Sie hätte am liebsten mit dem Eincremen immer weiter und weiter gemacht, dann aber doch das Deflorationsgerät angesetzt. Auch bei ihr hätte es etwas weh getan, aber da wäre auch ein anderes Gefühl gewesen, dass sie nicht näher hatte beschreiben können. Wonne, hatte Beth gesagt, sie glaubte, man nenne dieses Gefühl Wonne.

Ewwa fragte sich, ob der Befruchtungstubus ihr auch Schmerz bereiten oder ob sie, so wie Beth, Wonne empfinden würde.

Sie nahm wieder ihre Bestätigungskarte zur Hand und betrachtet das Bild von Adam-361522. Es war nur der Oberkörper zu sehen. Sein Samenabgabekolben war nicht auf dem Bild. Würde er auch so groß sein, wie auf der Folie mit der Stimulationsbeschreibung dargestellt? Ewwa fragte sich, wie Männer mit so einem Ding zwischen den Beinen zurechtkamen. So ein langes, hartes Gerät musste doch bei den einfachsten Verrichtungen stören. Konnte man es vielleicht einklappen, wie das Deflorationsgerät am Medicenter? Sie würde es ja sehen, wenn ihr Auserwählter tatsächlich persönlich vorbei kam.

Als Ewwa ihre Vermehrungsbestätigung bekommen hatte, war heller Tag gewesen. Die Sonne hatte zum Fenster ihrer Wohneinheit hineingeschienen. Inzwischen war die Nacht angebrochen, der Mond stand am Himmel, und noch immer hatte sich weder ein Kurier noch der Auserwählte selbst bei ihr gemeldet. Sie wurde unruhig. Jede Frau wusste, dass die Befruchtung nur an wenigen Tagen im Monat möglich war. Wenn man seine Bestätigung bekam, musste die Samenspende ohne Verzögerung erfolgen. Was fiel diesem Auserwählten ein, sie einfach sitzen zu lassen? Sie würde das melden müssen, dann wäre dies das letzte Mal, dass dieser Mann als Samenspender ausgewählt worden war. Sie war mit ihren Gedanken zum zweiten Mal an diesem Punkt angekommen und inzwischen bereit, die Meldung über das Ausbleiben des Auserwählten oder seines Samens an den Kommunikator weiterzugeben, da ertönte das sanfte Ding-Dong, das einen Gast ankündigte.

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