Kontern - aber wie?

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Kontern - aber wie?
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Dagmar Kohlmann-Scheerer



Kontern – aber wie?





Dagmar Kohlmann-Scheerer





Kontern – aber wie?



Gekonnt kontern –

frech parieren










Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek



Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im

Internet über

http://dnb.d-nb.de

 abrufbar.



Lektorat: Susanne von Ahn, Hasloh

Umschlaggestaltung: +malsy Kommunikation und Gestaltung, Bremen

Umschlagmotiv: +malsy Kommunikation und Gestaltung, Bremen



©2016 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Das E-Book basiert auf dem Buch „Konter - aber wie?“ von Dagmar Kohlmann-Scheerer, ©2015 GABAL Verlag GmbH, Offenbach.



Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit

schriftlicher Genehmigung des Verlages.





www.gabal-verlag.de





ISBN Buchausgabe: 978-3-89749-182-3

eISBN epub: 978-3-86200-046-3




Inhaltsverzeichnis




Einleitung



Sprache und Körpersprache wichtig



Dieser Leitfaden des gekonnten Konterns entstand aus der Anregung meiner Seminarteilnehmer. Sie hatten den Wunsch, das im Seminar „Gekonnt Kontern“ Erlebte und Gehörte noch einmal nachlesen zu können. Für den von mir schon jahrelang verwendeten Titel „Gekonnt kontern“ hatte dann leider schon ein anderer Verlag Titelschutz beantragt, sodass dieses Buch jetzt „Kontern – aber wie?!“ heißt.



Sie werden nach der Lektüre des Buches um viele Ideen reicher sein, wie Sie aus einer Situation heraus schnell und treffend reagieren können. Erwarten Sie aber nicht, im Handumdrehen ein Profi im Kontern zu werden. Denn neben einem Repertoire an passenden Antworten gilt es beim verbalen Schlagabtausch Folgendes zu beachten: Erstens müssen Ihre Körperhaltung, Ihre Stimme, Ihre Mimik, Ihr Auftreten, Ihre Haltung, Ihr Blick, also Ihr ganzer Körper, zu dem passen, was Sie sagen. Mehr noch, das Gesagte muss dadurch getragen werden. Zweitens müssen Sie Fantasie, Kreativität, eine gesunde Portion Frechheit, Mut und Albernheit zulassen oder erlernen. Erst in dieser Kombination werden Sie zu einem gelassenen, unangreifbaren, schlagfertigen Menschen.



Unterordnung zieht Angriffe an



Ein Mauerblümchen bleibt ein Mauerblümchen und wird auch weiter so behandelt, selbst wenn es einmal die Jahrhundertantwort gefunden hat. „Subdominante Menschen“ (also Menschen, die sich in untergeordneten Rollen befinden) rufen oft durch ihre demütige oder sich selbst klein machende Haltung bissige Hunde auf den Plan. Wer seinen Buckel zum Schlag hinstreckt, der wird erwartungsgemäß einen „draufbekommen“. Wer ständig dem Blick anderer ausweicht und hilflos und unsicher wirkt, wird in Verhandlungen eher auseinander genommen als jemand, der genau diese Merkmale nicht zeigt.



In diesem Buch erfahren Sie deshalb zunächst einiges Wissenswertes aus Physiologie und Psychologie: Wie reagiert Ihr Körper bei einem verbalen Angriff? Wie arbeitet das Gehirn? Sie erhalten Hinweise, wie Sie sich selbst besser kennen lernen und wie Sie Ihr Selbstbewusstsein trainieren können. Auf dieser Basis zeige ich Ihnen dann Möglichkeiten auf, wie Sie in unterschiedlichen Situationen „gekonnt kontern“.



Das Spiel des Lebens mitbestimmen



Sie nehmen teil am Spiel des Lebens und Sie entscheiden, ob Sie an den Spielregeln mitbasteln oder ob Sie Mitläufer bleiben. Das heißt nicht, ab morgen arrogant, draufgängerisch und aufgeblasen zu werden – nein, werden oder bleiben Sie selbstbestimmt und gelassen, egal in welcher Situation. Es wird Ihnen gelingen. Dazu wünsche ich Ihnen Erfolg.



Kontaktadresse:



Dagmar Kohlmann-Scheerer DKS-Training



Tölzer Strasse 13



82008 Unterhaching



Fon: 089-811 58 95



Fax: 089-811 27 62



E-Mail:

info@dks-training.de



Internet:

www.dks-training.de




1. Wie reagiert Ihr Körper auf einen Angriff?



Der Wunsch, spontan zu reagieren



Vermutlich kennen Sie die Situation, Sie werden plötzlich verbal angegriffen und sind vor Überraschung völlig sprachlos. Sie schnappen hörbar nach Luft – die Empörung steht Ihnen ins Gesicht geschrieben. Jetzt – und nur jetzt – würden Sie gern schlagfertig kontern. Doch bis Ihnen etwas einfällt, ist der „Gegner“ schon wieder weg. Entweder führen Sie noch Stunden später innere Selbstgespräche oder Sie kochen weiter vor Zorn und nehmen sich vor, beim nächsten Mal aber garantiert die richtige Antwort parat zu haben.



Stellen Sie sich vor, Sie (weiblichen Geschlechts) gehen auf dem Flur Ihres Unternehmens arglos Richtung Kaffeeküche und begegnen auf diesem Weg Ihrem „Lieblingskollegen“. Er grinst schon von weitem und auf gleicher Höhe mit Ihnen sagt er: „Bist du dicker geworden oder passt dir diese Hose einfach nicht?“



Psychische Reaktion:



Blanke Wut und der Wunsch, hier eine grandiose Antwort auf der Zunge zu haben.



Körperliche Reaktion:



Die Synapsen im Hirn klappen schlagartig zu und nichts geht mehr – Blackout! Der Puls beschleunigt sich, die Hände werden feucht, das Gesicht rötet sich.



Hormonelle Reaktion



Freuen Sie sich – Ihr Körper reagiert sehr vernünftig und normal. Er schüttet „nur“ Adrenalin oder Noradrenalin aus. Hormone, welche uns die notwendige Kraft (nicht die Intelligenz) zu einer körperlichen Reaktion verleihen. Dieser Prozess wird vom Stammhirn gesteuert. Dazu ist es verpflichtet, denn es hat die Aufgabe, für unser Überleben zu sorgen. Wenn Sie jetzt dem Kollegen kommentarlos eine Backpfeife gegeben hätten, hätten Sie (durch die Bewegung) das dafür bereitgestellte Adrenalin verbraucht und Ihr Körper wäre glücklich und zufrieden.



Was es damit auf sich hat, verdeutlicht folgendes Beispiel aus der Urzeit der Menschheit:



Stellen Sie sich vor, Sie sitzen als NeandertalerIn inmitten Ihres Clans vor dem Lagerfeuer und brutzeln eine Wildsau. Das Fell lose um die Schulter gelegt, die Keule ruht neben Ihnen … Plötzlich hören Sie ein Geräusch – Sie halten inne und lauschen. Einer Ihrer Kameraden hat auch etwas gehört und sagt: „Ruhe mal, ich habe was gehört.“ Ein anderer sagt: „Was du auch immer hörst!“ Ein dritter sagt: „Ja, das war ein herunterfallender Ast.“ Sie sagen: „Nein, es kann auch der Berglöwe sein, denn der schleicht schon die ganze Zeit in der Gegend herum.“ Ihr Gegenüber meint: „Nein, das ist der verfeindete Stamm, ich habe schon vor langer Zeit die Rauchzeichen gesehen.“ „Ach was du dir immer einbildest“, sagt der andere wieder und widmet sich in aller Gelassenheit der Wildsau. Die Diskussion geht noch ein wenig hin und her. Plötzlich bricht aus dem Gebüsch tatsächlich der verfeindete Stamm heraus und versucht Sie alle zu ermorden. Der Berglöwe denkt sich: „Da kann ich mitmischen“, und sucht sich ebenfalls ein leckeres Opfer aus. Last but not least erschlägt der herunterfallende Ast flugs den darunter Sitzenden.



Kognitive Reaktion



Während der Diskussion ist unser intelligentes „Denkhirn“ in Aktion. Es wägt Geräusche gegeneinander ab, es verwirft, es konstruiert, es vermutet, denkt sich aus, setzt Gedachtes in Sprache um, und und und …



Das dauert eindeutig zu lange. Bis dieser Denkvorgang endlich abgeschlossen ist, haben der verfeindete Neandertalerstamm, der Berglöwe und der Ast Gelegenheit, in aller Ruhe die Attacke vorzubereiten.



Dieses Fiasko konnte sich der liebe Gott nicht länger anschauen, denn auf die beschriebene Weise hätte sich die Menschheit schneller verringert als vermehrt. Somit musste er einen Riegel vor die endlosen Diskussionen schieben: das limbische System.



Limbisches System



Das limbische System reagiert ganz anders als das Denkhirn. Kaum hat das System die drohende Gefahr erkannt, wird blitzschnell (das viel zu langsame) intelligente Denkhirn abgeschaltet, und die Hormonproduktion kann starten.



Das System des Gehirns heißt: Entweder Intelligenz oder (Kampf-)Hormone!



Zurück zu unserem historischen Beispiel. Entscheidend für die Reaktion der angegriffenen Gruppe ist, welches Hormon freigemacht wird. Adrenalin sorgt für die schnelle Flucht – es können blitzschnell „die Beine in die Hand“ genommen werden … und Noradrenalin veranlasst den Angegriffenen, „die Keule in die Hand“ zu nehmen und zurückzuschlagen.



Intuitive Reaktion



Daran hat sich bis heute nichts geändert. Kaum erreicht unser limbisches System der Impuls eines Angriffs, ziehen wir uns beleidigt zurück oder wir schlagen (verbal) zurück.



Der Körper ist seiner Verpflichtung nachgekommen und hat (aus seiner Sicht) unser Überleben gesichert. Nicht ahnend, dass unser Überleben heute von etwas ganz anderem abhängt, nämlich oft: von der richtigen Antwort zur richtigen Zeit.



Bei einem großen Schreck halten wir sofort die Luft an.



Stellen Sie sich beispielsweise vor, Sie stehen kurz vor einer Präsentation. Sie arbeiten noch am letzten Schliff, ein Kollege kommt in die Nähe Ihres Arbeitsplatzes und wirft im Vorübergehen die lapidare Bemerkung in Ihre Richtung: „Ja, ja, strengen Sie sich ruhig ein wenig an, damit die Präsentation wenigstens diesmal ein richtiger Erfolg wird.“



Da stockt einem doch der Atem, oder? Sie sitzen da wie ein Kaninchen vor der Schlange – paralysiert! Folgende „Erste-Hilfe-Maßnahmen“ helfen Ihnen in einer solchen Situation:

 



Sofortmaßnahmen bei einem Angriff



1. Atmen Sie tief ein!



Gehirn und Stimme brauchen Sauerstoff. Zudem wird der Zwerchfellmuskel bedient, was ein kraftvolleres Ausatmen zur Folge hat. Somit bleibt Ihre Stimme fest. Halten Sie hingegen die Luft an, werden Sie zum „Hochatmer“. Die Gefahr ist hier, dass die Brust sich aufpumpt und Sie einen Druck im Kehlkopfbereich spüren. So fühlt sich der „Kloß im Hals“ an. Sie können sich lebhaft vorstellen, dass sich Ihr Körper damit im Stress befindet und nicht auch noch Hirnanstrengungen leisten kann. Zudem wird oft (durch den fehlenden Atem) die Stimme brüchig oder sie bleibt ganz weg. Noch schlimmer: Sie wird piepsig!



Den Lachmuskel aktivieren



2. Lächeln Sie!



Egal, wie Ihnen zumute ist, Lächeln stimuliert den „Zygomaticus major“, den Lachmuskel. Dieser wiederum sendet an das limbische System positive Signale, die Produktion von Kampfhormonen wird gestoppt und die Thymusdrüse bekommt die Information, sofort „Freudehormone“ auszuschütten. Ein Freudehormon frisst ungefähr 1000 Kampfhormone. Das heißt – Sie werden nicht durch unnötige Kampfhormon-Massenproduktion gedanklich blockiert.



3. Verschaffen Sie sich Bewegungsfreiheit!



Stehen Sie auf, damit Sie mit Ihrem Kontrahenten auf gleiche Höhe kommen. Wenn Sie vorher beide saßen, können Sie in der stehenden Position auf ihn herunterblicken (wenn es die Situation erlaubt). Sonst rücken Sie in aller Ruhe mit dem Stuhl ein wenig zurück. Falls Sie beide standen, gehen Sie ein paar Schritte zurück, um sich klare Gedanken zu verschaffen. Sie brauchen Freiraum um sich herum, damit Sie alle oben genannten Tipps anwenden können. Im Stehen können sie auch viel besser atmen. Außerdem verbrauchen Sie, während Sie sich bewegen, Adrenalin.



Ruhe bewahren



4. Bleiben Sie ruhig und lassen Sie sich Zeit!



Das tiefe Ein- und Ausatmen unterstützt die innere Ruhe. Der Anspruch, sofort und wie aus der Pistole geschossen antworten zu müssen, ist viel zu hoch und erzeugt Druck. Unter Druck schließen sich sofort wieder die Synapsen und Sie können nicht klar denken. Der Angreifer wartet gern auf Ihre Reaktion, denn er will beobachten, wie Sie reagieren. Lassen Sie ihn schmoren. Dabei atmen Sie tief, bewegen sich einen kleinen Schritt zurück und lächeln tiefgründig …



5. Verschwenden Sie keine unnötige Geisteskraft!



Der ganz alltäglich Angriff ist dumm, dreist und unhöflich. Selten finden Sie Zeichen hoher Intelligenz in einem Angriff. Deshalb können Sie getrost zu einem „schlichten“ Konter greifen – und dieser fällt Ihnen leichter ein. Weiterer Vorteil: Sie ersparen sich die zwecklose und dennoch verzweifelte Mühe, nach der „Megaantwort“ zu suchen.




2. Wie können Sie eine Schutzhülle aktivieren?



Stellen Sie sich vor, Ihr lieber Kollege begrüßt Sie (weiblich) vor versammelter Mannschaft mit folgendem Satz: „So wie du aussiehst, könntest du auch mal wieder eine aufregende Nacht vertragen.“ Alles feixt und schaut, wie Sie reagieren. Das Schauspiel will sich keiner entgehen lassen.



Den Airbag aufblasen



Wie schützen Sie sich in einer solchen Situation? Stellen Sie sich vor, dieser Satz wäre ein Tritt. Und dieser Tritt ginge direkt in Ihren Airbag. Schließlich braucht jeder Airbag den Aufprall, damit er sich entfalten kann. Es kann Ihnen nichts geschehen, Sie sind geschützt. Ihr Airbag hat sich wohlig um Sie ausgebreitet. Dabei schauen Sie dem „Dummschwätzer“ direkt in die Augen und beobachten Ihrerseits ihn. Jetzt umspielt noch ein zartes Lächeln Ihre Lippen (Sie wissen – die hormonelle Wirkung des Zygomatikus major). Das programmieren Sie jetzt! Es muss automatisch funktionieren:



Angriff ➔ Airbag ➔ Schutzgefühl ➔ Gegner fixieren ➔ Lächeln!



Dann klappt es auch mit der Antwort, zum Beispiel: „Sag mir, was du denkst, und ich sag dir, wer du bist.“



Negative Situationen



Jetzt werden Sie fragen: „Und was mache ich in ganz ‚normalen Situationen?‘ Zum Beispiel, wenn Sie gut gelaunt ins Geschäft kommen und ein missgelaunter Kunde an Ihnen seinen Frust auslässt? Sie merken, wie Ihnen allmählich die Laune verdorben wird. Oder zu Hause – die Familie ist genervt und gereizt und Ihre Stimmung wandelt sich auch allmählich ins Negative. Hier tritt Ihnen keiner den Airbag frei. Der Unterschied zur „klassischen Airbag-Situation“ ist der, dass diese Attacke ganz schleichend geschieht und Sie es erst merken, wenn Sie sich bereits haben herunterziehen lassen und sich nun ebenfalls in schlechter Stimmung befinden.



Stellen Sie sich vor, es ist Ihr freier Tag, Sie haben etwas Muße und möchten sich ein paar Stunden in einer Buchhandlung gönnen – Zeit zum Stöbern und einige Titel von der Bücherliste abhaken. Sie fragen den Verkäufer nach einem Werk, an dessen Titel Sie sich nicht mehr genau erinnern, in der Hoffnung, dass Ihnen geholfen wird. Der Buchhändler gibt Ihnen mürrisch die Antwort: „Schauen Sie da drüben im Regal, da stehen alle Bücher, die mit diesem Thema zu tun haben.“



Da kann es Ihnen leicht passieren, dass Ihnen das Messer in der Tasche aufgeht. Ab sofort nicht mehr! Beziehungsweise nur noch dann, wenn Sie sich bewusst dafür entscheiden, sich ärgern zu wollen.



Der Willkür anderer begegnen



Was haben alle Beispiele gemeinsam? Dass Sie der Willkür anderer Menschen ausgesetzt sind. Dass Fremde, die Familie oder Kollegen darüber entscheiden können, wie es Ihnen geht. Wahrscheinlich fallen Ihnen noch weitere Situationen ein, in denen es anderen Menschen gelang, Sie herunterzuziehen. Und oft sind es immer wieder die gleichen Situationen.



Bestimmen Sie ab sofort selbst, in welcher Gemütsverfassung Sie sich befinden.



Damit bricht eine neue Zeit für Sie an. Sie reagieren auf den schleichenden Ärger wie folgt: Sie schlüpfen in Ihren Airbag wie in einen unsichtbaren Schutzballon. Dazu brauchen Sie eine Vorbereitungszeit zu Hause. Die Idee stammt aus dem mentalen Training und kann für sehr viele unterschiedliche Problemsituationen verwendet werden. Zum Beispiel kann der Ballon auch verhindern, dass die Erkältungswelle Sie erwischt.



Übung:



Stellen Sie sich vor, Sie stünden unter einer Dusche, welche aber kein Wasser absondert, sondern Licht. Weißes oder goldfarbenes Licht. Sie stellen sich unter diese Lichtdusche und lassen statt des Wassers Licht an sich herunterrieseln. So lange, bis Sie komplett eingehüllt sind. Während dieses Einhüllungsvorgangs stellen Sie sich weiter vor, dass alles, was Sie nicht an sich herankommen lassen wollen, draußen an der Außenhülle abprallt, alles das aber, was an Gutem eindringen soll, selbstverständlich zu Ihnen durchkommt. Die Hülle ist für alles Positive durchlässig. Sie können das programmieren. Mit Ihrer Vorstellungskraft. Ist das nicht wunderbar?



Zurück zur ärgerlichen Situation in der Buchhandlung. Der „Dummsatz“ des unwirschen Buchhändlers kommt und – schwupp – stehen Sie in Ihrer Airbaghülle. Sie ist hell, lichtdurchflutet und durchsichtig. Der Dummsatz prallt ab und Sie fragen unverdrossen weiter nach Ihrem Wunschtitel.



Inneren Schutzschild aufbauen



Barbara Berckhan macht in ihrem Buch Die etwas intelligentere Art, sich gegen dumme Sprüche zu wehren den Vorschlag, sich einen inneren Schutzschild aufzubauen. Stellen Sie sich eine Panzerglasscheibe vor, welche sich automatisch und blitzschnell zwischen Sie und den potenziellen Angreifer schiebt. So wie bei einer Bank der Kassenbereich geschützt ist. Nur, Ihre Panzerglasscheibe ist flexibel ausklappbar und wieder verschließbar. So ähnlich wie eine Tür, die Sie öffnen und auch schließen können. Sie können hinter der Scheibe alles hören, aber es dringt nichts mehr in Sie ein und raubt Ihnen die Kraft. Der Angriff prallt an Ihnen ab. Ihr Gegner kann sagen und machen, was er will, Sie registrieren es, aber es berührt Sie nicht mehr.



Für beide Möglichkeiten (in den durchsichtigen Airbag schlüpfen oder den Schutzschild aufbauen) gilt, dass Sie den Schutzmechanismus üben, üben, üben …, und zwar zunächst in Situationen, die Ihnen nicht so zu Herzen gehen. Dann ist es nicht schlimm, wenn Sie es nicht sofort schaffen.



Anti-Ärger-Strategien



Der Ärger-Forscher Redford Williams schätzt, dass etwa 20 Prozent der Bevölkerung extrem ärgerbereit und gesundheitlich entsprechend stark gefährdet sind. Weitere 20 Prozent sind dagegen besonders gelassen und unaufgeregt und 60 Prozent rangieren irgendwo dazwischen.



Was ist Ärger überhaupt?



Ärger sind Emotionen – begleitet von körperlichen Reaktionen, hervorgerufen durch die „Kampfhormone“ Adrenalin und Noradrenalin.



Körperliche Reaktionen auf Ärger



Körperlich wirkt sich Ärger folgendermaßen aus:



■ Der Blutdruck steigt.



■ Wir atmen flacher.



■ Der Herzschlag beschleunigt sich.



■ Die Körpertemperatur steigt.



Konsumgewohnheiten (um den Ärger zu kompensieren) bei hoch ärgerbereiten Menschen können sein:



■ Übermäßiges (Frust)-Essen,



■ Rauchen,



■ Alkohol zur Entspannung.



Prüfen Sie anhand der folgenden Beispiele, zu welchem Teil der Bevölkerung Sie gehören: zu den extrem ärgerbereiten, den gelassenen oder mal so, mal so, je nach Anlass.



Ärgeranlässe



Ärgerliche Anlässe können sein:



■ Ein Autofahrer trödelt vor Ihnen her und Sie kommen nicht pünktlich zu Ihrem Termin.



■ Eine Kassiererin im Supermarkt ist umständlich.



■ Der Schnürsenkel reißt und andere Schuhe passen nicht zu Ihrem Outfit.



■ Der ungünstige Steuerbescheid wirft Ihre ganze Budgetplanung um – nichts mit Urlaub in Amerika!



■ Sie erreichen jemanden am Telefon nicht wegen Dauerquatscherei.



■ Sie müssen vermeintlich ungerechte Kritik einstecken.



Beispiel: Sie haben lange und ausführlich an einer Präsentation gearbeitet und sind mit Recht stolz auf das gelungene Werk. Als Sie sie darstellen, kommt von Ihrem Vorgesetzten der lapidare Kommentar: „Trocken und langweilig.“ Damit verschwindet er.



Ihre Reaktion:



■ Gedanken: Fluchen: „Das ist ungerecht, er hat gar nicht genau hingeschaut. Der macht es sich leicht!“



■ Gefühle: Wut auf andere, Ärger



■ Körper: Schnelle Atmung, leicht erhöhte Temperatur



■ Taten: Länger arbeiten, Präsentation noch einmal korrigieren



Übung:



Versetzen Sie sich in eine Ihnen bekannte Ärgersituation:



Situation: ____________________________________





Gedanken: ___________________________________





Gefühle: _____________________________________





Körper: _____________________________________





Taten: ______________________________________





Lassen Sie die ärgerliche Situation jetzt durch folgende „Prüfung“ laufen.



Ärgeranlass und meine Reaktion:








Wenn Sie sich die Fragen ehrlich beantwortet haben, dann haben Sie sich wieder ein klein wenig besser kennen gelernt. Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für jede Kontersituation. Entscheidend ist, dass Sie sich nicht durch Ihre eigenen (unbekannten) Reaktionen aus dem Konzept bringen lassen.



Hier fünf Anti-Ärger-Strategien:



1. Mit sich selbst argumentieren.



2. Aus der Ärgersituation aussteigen.



3. Entspannungs- und Meditationstechniken.



4. Lernen, sich selbst zu behaupten, ohne dabei aggressiv zu werden.



5. Die eigenen sozialen Fähigkeiten entwickeln und trainieren.



„Man ärgert sich nie ohne Grund, aber selten aus einem guten.“



(Benjamin Franklin)



Die eigene Wut überprüfen



Strategie 1: Mit sich selbst argumentieren



Prüfen Sie jede Ärgersituation in einem Selbstgespräch daraufhin, ob die bösen Gedanken, die Wut und all die Aufregung im Verhältnis zum Ereignis stehen.



Beispiel: Ihre Katze hat eine teure Blumenvase umgestoßen.



Frage: Hat sie es absichtlich getan oder hat sie sich nur wie eine Katze verhalten? Nützt es etwas, wenn Sie sie anschreien oder ihr einen Tritt verpassen?



Beispiel: Der Wetterbericht hat einen traumhaften Sonnentag prophezeit. Sie haben alles für ein Picknick vorbereitet. Dann schüttet es wie aus Kübeln.



Frage: Bringt es etwas, wenn Sie die Wetterfee verfluchen? Oder mit Ihrem Partner Streit anfangen, nur weil er die Idee hatte? Ärger verschlimmert die Situation nur noch.

 



Beispiel: In einem Supermarkt stehen Sie (wie üblich) in einer Schlange wartend an der Kasse. Plötzlich drängelt sich jemand vor.



Eine Möglichkeit: Weisen Sie den Drängler höflich, aber bestimmt zurück. Sollte Sie das schon sehr aufregen, dann fragen Sie sich: Lohnt sich die Aufregung? Vielleicht ist der Drängler kein bösartiger Egoist, sondern ein gestresster Mensch mit quengelnden Kindern im Auto, welches im Halteverbot steht.



Beispiel: Ihr Kollege hat Ihre Idee – die Sie kurz mit ihm besprochen haben – als die seine vorgestellt.



Anstatt den Ärger in sich hineinzufressen und ihn die Wut indirekt spüren zu lassen, vertagen Sie Ihr Urteil, bis Sie ihn zur Rede gestellt haben. Ohne ihn jedoch gleich anzugiften. War ihm der „Ideenklau“ nicht bewusst, entschuldigt er sich. Hat er Sie absichtlich gelinkt, dann sagen Sie ihm deutlich Ihre Meinung.



Schon der Versuch, sich rational mit der Situation zu befassen, unterbricht den Ärgerautomatismus.



Denkmuster infrage stellen



Eingeschliffene Denkmuster werden auf den Prüfstand gestellt, bevor sie sich im Gehirn einnisten und sich somit zu Vorurteilen verfestigen können, wie „Alle Drängler sind Egoisten!“; „Auf den Wetterbericht kann man sich auch nicht verlassen!“; „Der will mir was!“



Die Vernunft beeinflusst den archaischen Anteil Ihrer Psyche positiv.



Negative Gedanken stoppen



Strategie 2: Aus der Ärgersituation aussteigen



Diese Technik nennt sich auch Gedanken-Stopp. Sie erzielt eine hohe Wirkung bei immer wiederkehrenden Ärgersituationen. Oder bei „Klingelknopf-Situationen“. So etwas kennen Sie, oder? Situationen, in denen Sie ohne Verzögerung „hochgehen“ – als ob jemand auf einen Klingelkopf gedrückt hätte, um damit bei Ihnen die gewünschte Wutreaktion auszulösen. Jetzt gilt es, ein wenig schneller zu sein als Ihr Hirn. Denn sobald ein negativer Gedanke auftaucht, ein bedrohliches Gefühl entsteht oder der Klingelknopf gedrückt wurde, müssen Sie lautlos unbedingt sofort das Wort „Stopp“ rufen. Sie stoppen damit nicht nur die Gedanken, sondern auch die körperlichen Stressreaktionen.



Unterbrechen Sie den Automatismus: Nutzen Sie die Unterbrechung, um auf ein anderes „Programm“ umzuschalten (oder rationale Argumente einzubeziehen). Was ebenfalls eine sehr gute und wirkungsvolle Übung ist: allen Ärger, alle Sorgen oder sonstige Unbill dem „Sorgenfresser“ zu verabreichen. Stellen Sie sich vor, Sie hätten neben Ihrem Schreibtisch, Nachttisch oder an einer anderen strategisch günstigen Stelle ein kleines Männchen stehen (ähnlich den Nussknacker-Männchen aus dem Erzgebirge) mit einem großen Maul und großen Zähnen. Jedes Mal, wenn Ärger, Kummer usw. sich bei Ihnen einschleichen, stecken Sie genau diese Gedanken dem Fresser zwischen die Zähne und beobachten, wie er sie zermalmt. Sie können hören, wie er genüsslich darauf herumkaut, und Sie fühlen sich danach wie von einer Last befreit.



Einige Ärger-Beispiele:



■ endloses Weiterverbinden am Telefon,



■ eine langweilige Konferenz,



■ eine patzige Bedienung,



■ Ampelschleicher,



■ unfreundliche Kunden,



■ Stehen im Stau.



Ärgersituation mit Humor nehmen



Stellen Sie sich die Frage: Hat die Situation nicht vielleicht auch eine komische Seite? Beim endlosen Verbinden melden Sie sich beim dritten Mal mit „Buchbinder Wanninger“ (von Karl Valentin). Bei der langweiligen Konferenz beobachten Sie die mit dem Schlaf kämpfenden „Mitgefangenen“. Die Bedienung stellen Sie sich in Giraffen-Boxershorts vor.



Oder Sie wechseln auf ein Wohlfühlprogramm: Beim Von-Ampel-zu-Ampel-Schleichen flüchten Sie in Ihren Lieblingstagtraum. Beim unfreundlichen Kunden freuen Sie sich auf den zu erwartenden schönen Abend. Beim Stehen im Stau legen Sie Ihre Lieblingskassette ein.



Strategie 3: Entspannungs- und Meditationstechniken



Wenn die ersten beiden Techniken (mit sich selbst argumentieren und Stopp-Technik) bei Ihnen nichts genutzt haben und immer noch Adrenalin fließt, sollten Sie versuchen zu entspannen. Dazu können Sie sich selbst programmieren, zum Beispiel mit folgenden Übungen:



Übungen:



1. Zählen Sie bis zehn (um Abstand zu gewinnen).



2. Aktivieren Sie Ihren Lachmuskel (Zygomatikus major) durch ein leichtes Bewegen der Mundwinkel – das darf auch ein schiefes Grinsen sein. Sie erinnern sich: Sofort werden Freudehormon

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