Der Hüter des Waldes

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Der Hüter des Waldes
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Daniel Pokladek
Der H ü ter des Waldes

Ein Märchen

Mit Illustrationen von Paul Bender

Impressum

Der Hüter des Waldes

Daniel Pokladek

Copyright: © 2013 Daniel Pokladek

published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

ISBN 978-3-8442-7693-0

Inhaltsverzeichnis

Impressum

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL EINS

Damals im Wald war das Leben schön. Vater und Mutter Bär hatten sich lieb und ihr Sohn Pipp kannte keinen Kummer; ebenso wenig der Kater Schwarzhals. Dieser fast vollkommen weiße Kater, er verdankte seinen Namen dem schwarzen Streifen rings um seinen Hals, war Pipps bester Freund und lebte bei den Bären, seit Vater Bär ihn als Katzenbaby mutterseelenallein im Wald gefunden hatte. Pipp war damals selbst noch ein Baby gewesen und seine Eltern hatten ihn und den Kater wie Brüder großgezogen. Pipp und Schwarzhals waren unzertrennlich. Sie spielten und lachten zusammen, gingen angeln und bauten geheime Höhlen -- und petzten niemals, wenn der andere etwas Dummes angestellt hatte.

Eines Tages aber zogen Sorgenwolken über ihrem Glück auf: Vater Bär kam nicht von der Arbeit nach Hause. Normalerweise war er spätestens zum Abendessen daheim, doch an diesem Abend warteten Pipp, seine Mutter und Schwarzhals vergeblich! Auch am nächsten Morgen war Vater Bär noch nicht da, und es erschien ihnen alles düster und traurig, nicht einmal der Frühstückshonig wollte ihnen schmecken. Was war mit Vater Bär geschehen? Sie wussten es nicht! Pipp und Schwarzhals war mulmig zumute, beide hatten einen dicken Kloß im Hals. Mutter Bär weinte nur.

Schwarzhals sprang Pipp auf den Schoß und raunte ihm ins Ohr: „Komm, wir gehen Papa suchen. Ich kann nicht einfach hier herumsitzen und zuschauen wie Mama weint.“

Pipp war nie ganz so verwegen wie Schwarzhals und ging der Gefahr lieber aus dem Weg. Doch auch er musste jetzt etwas tun! Und so stand er auf und sagte seiner Mutter, was sie vorhatten. Als er zu Ende gesprochen hatte, schluchzte Mutter Bär nur noch mehr. „Soll ich dich auch noch verlieren?“

„Mama“, sagte Pipp, und fühlte sich sehr groß in diesem Moment, „wir wissen doch gar nicht, was Papa passiert ist. Vielleicht ist er nur hingefallen oder mit dem Bein in einer Felsspalte stecken geblieben. Wir werden ihn finden! Und ich verspreche dir, dass wir gut auf uns aufpassen!“

Mutter Bär wischte sich die Tränen weg, blickte ihrem Sohn ins Gesicht und nickte. „Du hast recht, Pipp. Und ich weiß, dass ich dir vertrauen kann. Du hast mich nie angelogen.“

Der kleine Bär schluckte als er seine Mutter so reden hörte. Denn natürlich hatte er seine Eltern schon einmal angeflunkert. Jetzt aber schwor er sich, sie niemals wieder anzuschwindeln. Denn dass einem jemand vertraut -- und auch vertrauen kann -- das ist ein wunderschönes Gefühl.

KAPITEL ZWEI


Mit kleinen Rucksäcken voller Wegzehrung auf dem Rücken standen Pipp und Schwarzhals bald vor ihrem Haus am Rande der Lichtung. Die Luft roch nach Frühling und Hoffnung und ein leichter Wind kräuselte das Fell um ihre Ohren. Die beiden hatten das Gefühl, als könne ihnen gar nichts zustoßen. Und so machten sie sich voller Mut auf den Weg in den Wald. Vater Bär arbeitete unten am Fluss, hinter dem Wald. Und dorthin wollten sie zuerst gehen.

Durch den Wald führte ein schmaler Pfad. Er war so schmal, dass die beiden Freunde nur hintereinander gehen konnten, wollten sie sich die Füße nicht am taufeuchten Gras nass machen. Die Bäume standen dicht an dicht und zwischen ihnen wuchsen Moos, Pilze und Beeren. Über dem Boden hing silbriger Dunst. „Schau mal, Pipp“, sagte Schwarzhals, „sieht aus, als würden die Ameisen Kartoffeln kochen!“ Pipp lachte und nickte.

Nach einer Weile bekamen sie Hunger und setzten sich auf einen alten Baumstamm, den sie ein wenig abseits des Weges entdeckten. Sie nahmen ihre Rucksäcke ab und wollten gerade einen Imbiss auspacken, als sie plötzlich ein heiseres Flüstern hörten: „Hierher“, raunte ihnen die unbekannte Stimme zu, „Hiiiiiierheeeeer“. Erschrocken hielten sie inne. Ein Schauer lief jedem von ihnen den Rücken hinab. Eine Sekunde lang waren beide starr vor Angst. Schwarzhals aber löste sich gleich wieder aus der Starre, um nachzusehen, was es mit dem Flüstern auf sich hatte. Seine Neugier und sein Mut waren erstaunlich, fand Pipp!

„Vielleicht ist es ja sogar Papa!“ flüsterte Schwarzhals und winkte Pipp, ihm zu folgen. Der kleine Bär nickte -- und so schlichen sie zu dem Baum, hinter dem sie den Flüsterer vermuteten. Vorsichtig lugten sie um den Stamm herum. Doch hinter dem Baum war Niemand!

Verdutzt schauten sie sich an. Doch kaum zwei Augenblicke später hörten sie wieder dieses heisere Flüstern: „Hierher. Hiiiiiiiierheeeeeer!“ Diesmal war es weiter weg. Vorsichtig schlichen sie zu der Stelle, aber auch diesmal fanden sie niemanden! Doch da! Wieder dieses Flüstern, dieser Lockruf! Ein bisschen weiter links jetzt, tiefer im Wald. Und dann noch ein bisschen tiefer, und noch ein bisschen.

Als sie der Stimme zum siebten Mal gefolgt waren und immer ängstlicher wurden, machten sie eine Entdeckung: Vor ihnen lag ein gigantischer Felsblock -- und eigentlich lag er gar nicht, sondern schwebte! Pipp wurde angst und bange, als er das sah. Er schaute sich um und wurde sich mit einem Schlag bewusst, dass sie sich hoffnungslos verlaufen hatten.

„Schwarzhals“, wisperte er, „ich habe keine Ahnung mehr, wo wir sind! Ich war noch nie zuvor so tief im Wald!“

Schwarzhals sah zu Pipp, doch der stieß in diesem Moment einen so lauten Schrei aus, dass der Kater vor Schreck in die Höhe sprang, selbst laut schrie und sich sofort wieder umdrehte. Und was er sah ließ auch ihn zittern: Der Felsblock bewegte sich! Unter donnerndem Getöse klappte der riesige, flache Brocken zum Himmel hinauf.

Die beiden Freunde klammerten sich, vor Angst schlotternd, aneinander. „Was soll jetzt nur aus Mutter Bär werden“, reif Pipp verzweifelt. „Ich habe ihr versprochen, jeder Gefahr aus dem Weg zu gehen!“

„Sei still“, flüsterte Schwarzhals.

„Jawohl, sei still“, donnerte plötzlich eine dunkle, rollende Stimme. „Für Angsthasen ist in diesem Walde kein Platz! Warum habt Ihr Euch hierher begeben, wenn ihr so große Angst habt? Ihr seid dem Flüstern aus freien Stücken gefolgt!“

„Woher weißt du…“, stammelte Pipp zu der Stimme ohne sichtbare Gestalt.

„Ich weiß ALLES, was in diesem Walde vorgeht“, donnerte es zurück.

Pipp wimmerte, doch Schwarzhals hatte sich von lautem Gebrüll noch nie einschüchtern lassen. „Du weißt vielleicht, was in diesem Wald vorgeht; aber du weißt scheinbar nicht, wie man sich benimmt!“ fauchte er. „Denn wir wissen nicht, wer du bist! Wir können dich ja nicht einmal sehen! Also zeig dich gefälligst, wenn du mit uns reden willst!“

Ein dröhnendes Lachen hallte durch den Wald. „Das gefällt mir schon viel besser“, rief die Stimme amüsiert. Und unversehens flammte ein gleißendes Licht zwischen den Bäumen auf. So hell, dass die beiden Freunde sich die Pfoten vor die Augen halten mussten. Ein lautes Grollen folgte dem Blitz, und überall schossen silbrige Nebelschwaden in die Luft. Eine Zeitlang konnten die Freunde nichts erkennen, aber schon bald verzog sich der Nebel -- und gab den Blick auf eine der merkwürdigsten Gestalten frei, die sie je gesehen hatten: Sie war riesengroß und klapperdünn, hatte blendend weiße Haare, die bis auf den Boden reichten, einen fast genauso langen Bart und ein Gewand, das so aussah wie der silbrige Dunst, der sich gerade verzogen hatte. Aus dem dürren Gesicht des Wesens blickten weise, geheimnisvolle Augen auf Pipp und Schwarzhals herab. Sie schienen die beiden zu durchleuchten, schienen jedes Geheimnis zu erspähen und jeden Gedanken zu lesen. Sogar dem wagemutigen Schwarzhals liefen kalte Schauer über den Rücken, als er in diese Augen blickte.

„Ich bin der Weiße Knorrenbroich“, sagte die Gestalt jetzt in recht freundlichem Ton. „Ich bin der Seneschall des Waldes und der höchste Richter des Geistes der Natur.“

„Was ist ein Seneschall?“ wisperte Schwarzhals Pipp zu, nachdem sie eine Weile stumm gestarrt hatte. Auch der kleine Bär wusste es nicht und zuckte mit den Achseln.

„Ein Seneschall ist der oberste Vorsteher eines königlichen Hofes“, erklärte der Knorrenbroich. „Und mein König ist der Geist der Natur. Versteht ihr jetzt?“ Die Freunde nickten eifrig. „Und ihr seid also Pipp und Schwarzhals und habt euch auf eine Suche begeben?“

 

„Woher weißt du…“, fragte diesmal Schwarzhals verdutzt.

„Ich sagte es schon, ich weiß ALLES, was in diesem Wald vor sich geht“, unterbrach ihn der Knorrenbroich. „Nichts und niemand entgeht meiner Aufmerksamkeit.“

„Und warum sagst du dann, wir wären auf einer Suche, aber nicht, auf der Suche wonach?“, fragte Pipp jetzt listig.

„Ich weiß, wonach ihr sucht“, erwiderte das wunderliche Wesen. „Ihr seid auf der Suche nach Vater Bär!“

Die letzten Worte hörte Pipp nicht mit seinen Ohren, sondern in seinem Kopf! Wie einen Gedanken! Er bekam erneut große Angst.

Der Knorrenbroich lachte wieder, gütiger diesmal: „Was soll ich mit euch nur anstellen?“ Er schüttelte lächelnd den Kopf, strich sich mit seinen feingliedrigen Fingern das lange Haar hinter die Ohren und sagte: „Aber Ihr seid ja auch noch Kinder -- und Euch soll geholfen werden. Doch zunächst seht her.“ Er machte eine weit ausholende Geste. „Dies ist mein Reich, all dies unterliegt meiner Zuständigkeit und Gnade. Schaut euch um: Seht ihr die Bäume, die Lichtungen? Hört ihr die Vögel, das Wasser des Bächleins? Riecht ihr das Moos und die Kienäpfel? Dies ist also mein Reich. Und jetzt schaut hierher“ Mit einer Handbewegung, als würde er die Luft verrühren, stellte er sich vor den emporragenden Felsblock. Pipp und Schwarzhals trauten ihren Augen kaum: unter seinen Händen tat sich das Erdreich auf. Mit jedem Kreis, den seine Hand beschrieb, wurde das Loch größer, bis es schließlich so groß war, dass ein ausgewachsener Bär bequem hätte hineinklettern können; Vater Bär etwa...

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