Mäuschen Piep

Oma Elli erzählt vom Mäuschen Piep

Oma Lotte vom Ziegenhof lebte schon viele Jahre ganz alleine in ihrem kleinen Häuschen an dem kleinen Wäldchen nicht weit von dem großen Schweriner See. Sobald die Sonne aufging, stand die Oma jeden Morgen pünktlich auf. Sie musste ja ihre beiden Ziegen, die Lore und die Liese füttern, dann melken und danach auf die Wiese bringen.

Wenn Oma Lotte eine Ziege melken wollte, stellte sie zuerst ihren dreibeinigen Schemel neben die Ziege, setzte sich darauf und schob einen kleinen Eimer unter den Ziegenbauch. Danach umfasste sie mit ihren kräftigen, geübten Händen die Zitzen des Euters und brummte gemütlich: „Stripp, strapp, strull – ist der Eimer noch nicht vull? “ Schon floss warme, fette Milch in den Eimer. Oma lächelte zufrieden und streichelte die liebe Ziege. Wenn Oma Lotte dann ihre beiden Ziegen zur Koppel brachte, sang sie fröhlich:

,,Wald und Feld ich will euch grüßen.

Oh, wie bunt ist diese Welt.

Herrlich, wie die Gräser sprießen.

Duft der Blumen mir gefällt.

Vögel singen in den Bäumen

und ich fange an zu träumen

von der wunderschönen Welt.“

Oma Lotte war eine fleißige Frau und abends von der Arbeit im Haus, Stall und Garten immer sehr müde. Darum ging sie auch zeitig ins Bett. Wenn sie dann mit lautem Schnarchen die nächtliche Stille durchbrach, hüpfte Mäuschen Piep vor Freude in die Höhe. Jetzt konnte es machen, was es wollte. Jetzt gab es nur einen Herren im Haus und das war Piep. Schließlich lebte Piep bereits seit seiner Geburt glücklich und zufrieden bei Oma Lotte und kannte alle ihre Gewohnheiten. Omas lautes Schnarchen war Musik in Mäuschens Ohren. Das war aber auch schon höchste Zeit, denn das kleine Mäuschen war immer sehr, sehr hungrig. Nun untersuchte es alle Regale, sprang auf den langen Küchentisch und suchte auf dem gesamten Fußboden nach kleinen Essensresten. Ja, jeder noch so kleine Winkel der Küche wurde durchstöbert. Am vergnügtesten war Piep, wenn Oma Lotte vergessen hatte, die Tür des Küchenschrankes zu schließen. Dann war bei unserem Mäuschen „Fettlebe“ angesagt und Mäuslein schlummerte anschließend tief und fest mit dickem Bäuchlein unter Omas Bett.