Nichts ist, wie es war

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Nichts ist, wie es war
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Nichts ist, wie es war

1  Titel Seite

2  Vorwort

3  Prolog

4  Kapitel 1 - Wolke 7

5  Kapitel 2 - Christian

6  Kapitel 3 - Ein kleiner Ausrutscher

7  Kapitel 4 - Und weiter

8  Kapitel 5 - Rückendeckung

9  Kapitel 6 - Neustart

10  Kapitel 7 - Alte Gewohnheiten

11  Kapitel 8 - Noch eine Prüfung

12  Kapitel 9 - Neue Arbeit

13  Kapitel 10 - Rom

14  Kapitel 11 - Opas

15  Kapitel 12 - Das Ende?

16  Kapitel 13 - Vom Regen in die Traufe?

17  Kapitel 14 - Umzug

18  Kapitel 15 - Ende?

19  Kapitel 16 - Auszug

20  Kapitel 17 - Ein neues Leben

21  Kapitel 18 - Es hört nicht auf

22  Kapitel 19 - Alles kaputt

23  Kapitel 20 - Ins Leben zurück

24  Kapitel 21 - Maschinen

25  Kapitel 22 - Anderes Leben

Nichts ist, wie es war

Vorwort

Danke an meinen Sohn, der mir Kraft gab und Stütze war.

Danke an Karin, für die Entfernung kein Hindernis war, für mich da zu sein.

Danke für die Freundschaft und Unterstützung von Gisela, Joachim und Jessica

und Andi.

Prolog

Mach es wie die Sonnenuhr.

Viele Tage sind einfach nur schwer zu ertragen. Doch die Menschen wachsen an ihrer Aufgabe, an den Herausforderungen.

Geliebte Menschen zu verlieren. Den Alltag mit seinen Hochs und Tiefs.

Sich mit den Gemeinheiten, Intrigen und Lügen, der Menschen, die einem nahe stehen auseinander zu setzen und nicht aufgeben.

Vielleicht hilft dieses Buch, Inspiration und Glaube in der eigenen Kraft zu finden und mutig zu sein.

Wir können vieles, wenn wir den Mut nicht verlieren und Freundschaft uns trägt.

Möge jedem die Kraft des Glaubens, der Freundschaft und der Liebe dieses vermitteln.

Kapitel 1 - Wolke 7

Märchen fangen immer mit dem Spruch an: Es war einmal….

Möchtest Du Werner S. diese Frau Gabi S. zu Deiner Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren, bis das der Tod Euch scheidet. So antworte mit Ja. Möchtest Du den hier anwesenden Mann Werner S. zu Deinem Ehemann, ihn lieben und ehren, bis das der Tod Euch scheidet, so antworte mit Ja.

So, jetzt war ich verheiratet. Bis dahin wusste ich nicht, was dieses kleine Wort ja, mir in der Zukunft bringen würde. Wie vorsichtig und bedacht man es äußern sollte. Heute weiß ich es.

Da war ich 17. Und mit siebzehn wachsen noch alle Bäume in den Himmel der Liebe. Da ist man auf Wolke sieben.

So hören Märchen auf.

Schlafen, ich wollte schlafen. Ich war müde. Da schrie es ganz laut neben mir. Langsam kam ich zu mir. Oh, mein Bauch war weg. Was habe ich denn? Sie haben einen Sohn Fr. S. Wo ist er? Ich möchte ihn haben. Die Schwester schob einen Wagen mit Aufsatz zu mir hin. Sie hob meinen Sohn heraus und legte ihn mir in den Arm. Das hübscheste Kind, das ich je gesehen hatte. Es war eine ganz normale Geburt. Den Lohn hielt ich jetzt im Arm. Stolz wie Oskar war ich. Mein Kind! Jubeln, Singen, es war toll. So eine Leistung. Warum schreist Du so laut? Ich bin doch da, tröstete ich ihn. Sofort war er ruhig.

Er fühlte sich weich und zart an. Ballte seine kleinen Hände zu Fäusten und verzog seinen Mund. Mein Baby! 3125 g. Jede Mutter kann mich verstehen, dass das ein Glücksgefühl besonderer Art ist.

Wir wohnten noch bei meinen Eltern, da in Kürze, unser Umzug nach München anstand. Wir wollten und konnten uns in dem dreiviertel Jahr keine Wohnung suchen. So konnte ich mich in der Zeit voll meinem Kind widmen.

Bei unserem täglichen Spaziergang, begleitete mich meine Mutter. Nicht regelmäßig, aber ab und zu. Jedes Mal, wenn Bekannte oder Nachbarn in den Kinderwagen schauen wollten, sagte ich, er schläft. Es sollte doch niemand seine Bazillen in den Wagen schleudern. Nach einiger Zeit, sagte meine Mutter zu mir: Du musst die Leute schon mal dein Kind anschauen lassen. Die haben mich schon gefragt, ob er krank ist.

Na, ja. Dann halt doch. Es war ein hübsches Baby, mit hellwachen leuchtenden Augen und vielen dunklen Haaren. Allgemeine Anerkennung bekam er. Mein ganzer Stolz.

Mein Ehemann war die ganze Woche in München. Er war dort bei der Polizeikapelle als Musikant. Deshalb stand auch unser Umzug bevor.

Die Familie musste zusammen sein. Das wurde erwartet. Die Frau ging dahin, wo ihr Mann arbeitete.

Im Januar 1976 zogen wir um. Mann, Frau und Kind. Malte war sechs Monate.

Da war nichts mit auf die Arbeit gehen. Aber München ist teuer. Erst recht für eine junge Familie. Klar, hatte mein Mann einen sicheren Arbeitsplatz, aber eine junger Polizist verdient nicht so viel. Das Geld langte hinten und vorne nicht. Babys brauchen halt Windeln, Creme usw. Und ständig wachsen sie.

Also musste ich mir kurze Zeit später doch Arbeit suchen. Glücklicherweise fand ich schnell einen Arbeitsplatz und musste nur über die Straße laufen.

Doch die tägliche Trennung von meinem Kind, er kam in die Kinderkrippe, war schlimm. Wenn die Tränen über seine runden Backen kullerten, war es fast jeden Tag ein Kraftakt, mich umzudrehen und weiter zu gehen. Sein Vater brachte ihn täglich hin. Wir brauchten das Geld. Akkord, das brachte Geld. Es ging nicht anders.

Ich hatte ja einen wundervollen Mann und einen lieben Sohn. Was tut man nicht alles für seine Familie.

Jetzt konnten wir uns etwas leisten. Wir mussten nicht mehr jede Mark zweimal umdrehen.

Sieben Monate lief unser Leben in diesen Bahnen und irgendwie war es schön. Nur tat mir mein Sohn leid. Kleine Kinder können nicht viel draußen spielen. Es ist halt eine Großstadt. Da kann man nicht im Garten spielen oder einfach mal raus. Also radelten wir mit ihm durch die verschiedenen Grünanlagen. Schoben seinen Kinderwagen durch den Park. Ein bisschen Wehmut schob sich schon manchmal in meine Gedanken. Wir waren vom Land. Nur bei den Besuchen bei Omas und Opas durfte er Kind sein.

Aber es kommt ja oft anders, als man plant.

Warum war mir so schwindelig. Und übel war mir auch. Auf dem Weg in die Toilette schwankte der ganze Raum. Oh, was war das. Ich stellte mich ans Fenster, um frische Luft zu schnappen. Auf einmal drehte sich alles.

Als ich zu mir kam, lag ich auf einer Trage. Der Sanitäter von der Firma, war über mich gebeugt.

Na endlich, wieder da? Fragte er mich.

Völlig benommen schaute ich die umstehenden Arbeitskollegen an. Was war los?

Kreislaufkollaps! Man trug mich in den Sanitätsraum. Da lag ich. Irgendwann kam die Abteilungsleiterin und sagte mir, dass sie mich nach Hause begleitet. Sprachlos stand mein Mann in der Wohnungstür, nachdem er geöffnet hatte. Jetzt schon da. Kurz erklärte ihm meine Abteilungsleiterin, was mir passiert war. Viel weiß ich nicht mehr von diesem Tag.

Doch dann folgte eine Untersuchung nach der anderen. Am laufenden Band fiel ich um. Ohne Vorwarnung. Loch im Herzen, Klimaunverträglichkeit usw. Diagnose auf Diagnose. Nach der letzten Untersuchung sagte der Arzt meinem Mann: Bringen sie ihre Frau wieder in ihre Heimat, sie hat ganz einfach Heimweh!

Mein Gesundheitszustand besserte sich nicht. Nach einigen Monaten, entschlossen wir uns wieder in unsere Heimat zu ziehen.

Oktober 1977. Die letzte Nacht in München, wir schliefen auf einer Luftmatratze. Unsere Möbel waren schon zusammen gelegt. Der Möbelwagen kam am nächsten Tag.

 

Das Gefühl, dass ich da hatte, täuschte mich nicht. Er schaute mich an und in seinem Blick lagen die Worte, die er zwar nicht aussprach, aber die ich auch so verstand. Das wird dir leid tun, das wir wieder umziehen!

Er liebte seine Arbeit. Es war ja klar, dass er sich versetzen lassen musste. Also keine Musik mehr spielen. Auf die Straße und Dienst schieben. Ich glaube, dass er mich ab diesem Tag hasste.

Kapitel 2 - Christian

Wir hatten zwar eine Wohnung, aber die musste tapeziert und Teppich verlegt werden. Das konnte mein Mann nur am Wochenende. Er musste noch bis zu seiner Versetzung in München bleiben.

Doch irgendwann zogen wir in unsere Wohnung. Und irgendwann war die Versetzung durch. Ich glaube, ich bin schwanger! Das Gesicht meines Mannes verzog sich zu einem bösen Grinsen. Warst du schon beim Arzt?

Der bestätigte meinen Verdacht.
Freust du dich? Ich bin wirklich schwanger!

Ich will das Kind nicht, lass dir was einfallen! War seine Reaktion auf die Bestätigung der Neuigkeit.

Das war wie ein Keulenschlag. Es ist doch auch sein Kind!

Mein Frauenarzt tröstete mich, dass Väter manchmal so reagieren. Er findet sich schon mit der Situation ab. Er muss sich erst mit dem Gedanken anfreunden. Bei manchen Männern ist das so.

Er will das Kind nicht! Sagte ich ihm.
Und sie? Ich möchte es!

Dann behalten sie ihr Kind. Das ist ihre Entscheidung.

Ich bekomme unser Kind! teilte ich im meine Entscheidung mit.

Wieder dieses böse Grinsen. Mein Gefühl hat mich nicht getäuscht. Auch das wird mir noch leid tun!

Die Schwangerschaft war ein Drama. Seit ich meinem Mann mitgeteilt hatte, dass ich mein Baby bekomme, war er seltener Gast in unserer Wohnung. Nächtelang kam er nicht heim. Nicht einmal nach der Arbeit. Und wenn er dann endlich kam, dämmerte meistens nicht nur der Morgen. Er roch nach Parfüm und seine Kleider waren mit Make-up verschmiert. Wenn ich ihn darauf ansprach, meinte er nur, dass bilde ich mir ein. Da ist halt aus Versehen, mal jemand hingekommen.

Du hast doch eine andere?
Das bildest du dir auch ein!

In dem letzten Monat meiner Schwangerschaft, fuhr er mich zu einer Untersuchung. Beim Bremsen rollte ein Lippenstift vor meine Füße. Wem gehört den der? Das wird deiner sein! Nein. Ich schaute ihn von der Seite an, das war nicht mehr der Mann, den ich geheiratet hatte. Kalt, rücksichtslos ist er geworden.

Dann gehört er der Gerda.

Das ist meine Schwester. Das ist nicht meiner, so eine Farbe würde ich nie tragen, entrüstete sie sich.

Also doch, er geht fremd! Aber ich höre das Gras wachsen.

Malte und ich waren ihm egal.

Durch ein fürchterliches Geräusch wachte ich auf. Mein Sohn lag neben mir. Mein Mann war ja sowieso nie da. Erschrocken stemmte ich mich hoch. Im neunten Monat geht das nicht mehr so schnell. Wieder, das Geräusch. Kratzt da einer am Rollo? Starr vor Angst saß ich in meinem Bett. Da durchzuckte mich ein stechender, völlig bekannter Schmerz.

Wehen! Ich bekam Wehen. Und allein, mit einem Dreijährigen. Was nun? Ich achtete auf die Abstände. Was mache ich jetzt. Völlig auf mich konzentriert, bemerkte ich meinen Mann erst, als er im Schlafzimmer stand.

Ich habe Wehen! Kurz erklärte ich ihm, die Situation.

Da meinte er, wir warten noch etwas, dann fährt er mich zu meinem Frauenarzt. Legte sich hin und schlief. Wir hatten ja noch Zeit und er war soo müde. Schließlich war es schon vier oder fünf. Da darf man müde sein. Oder etwa nicht?

Ein paar Stunden später war ich bei meinem Frauenarzt.

Heute Abend haben sie ihr Kind. Es dauert zwar noch, aber fahren sie gegen Abend in die Klinik.

Mein Mann lieferte mich in der Klinik ab. Untersuchung.

Das Kind kommt zu bald! Wir müssen sie an den Wehenhemmer anschließen.

Was heißt das?
Infusion, Ihr Kind darf noch nicht kommen.
Telefonklingel.

Wo bleibst Du, rief jemand ins Telefon. Gleich, wir müssen nur eine Patientin versorgen.

Die ganze Nacht lag ich wach. Die Infusion brachte meinen Kreislauf völlig durcheinander. Meine Hände zitterten so stark, dass ich nicht mal von der Teetasse trinken konnte, ohne zu verschütten.

Guten Morgen, wir machen ein paar Untersuchungen. Wir bringen sie gleich ins Untersuchungszimmer. Warum hat ihr Kind nicht kommen dürfen? fragte mich der Arzt.

Was? Das fragen sie mich? Ihr Kollege sagte, es wäre zu früh. War ich die ganze Nacht umsonst an dem Wehenhemmer?

Ihr Kind könnte eigentlich schon da sein! Jetzt lassen wir die Infusionsnadel drin und wenn wieder Wehen kommen, lassen wir ihr Kind kommen. Der Arzt lächelte mich dabei an.

Wenn nicht gestern, dann halt heute oder morgen. Oder?

Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag. Umsonst gewartet. Mein Baby wollte nicht mehr. Vielleicht hat es das komische Deckel auf, Deckel zu Spiel nicht mehr mitspielen wollen.

Ich möchte heim. Da wartet mein Sohn auf mich. Gut, Fr. S. Aber wenn sie Wehen bekommen, kommen sie sofort.

Hallo, das ist mein zweites Kind. Ich bleib da bestimmt nicht daheim.

Wäsche über Wäsche. Die Wohnung sah schlimm aus. Ich putzte, wusch und hatte alle Hände voll zu tun, wieder Ordnung zu schaffen. Wie schafft ein Mann in einer Woche so einen Saustall. Alles lag rum.

Mein Sohn war die ganze Woche bei der Oma gewesen. Langsam ekelten ich mich seine Make-up verschmierten Sachen überhaupt anzufassen.

Sonntagabend, Ziehen in meinem Rücken. Wehen?

Zuviel gearbeitet. Aber wer fragt schon danach! Ich war die Haushälterin meines Mannes. Mehr nicht!

Montag lieferte er Malte und mich bei meiner Schwester ab. Sie hatte Geburtstag. Er fuhr zur Arbeit. Sagte er jedenfalls. Meinem Sohn gefiel es, er war gern bei meiner Schwester und ihren Töchtern. Da konnte man herrlich ausgelassen spielen.

Meine Fruchtblase platzte.

Du musst sie ins Krankenhaus fahren, sagte meine Schwester zu ihrem Mann. Geht das Fruchtwasser weg, kann es schnell gehen.

Ins Auto, Tasche in unserer Wohnung holen und ins Krankenhaus. Aus dem Radio klang fröhlich laute Musik. So schön bin ich noch nie ins Krankenhaus gefahren worden.

Ich wollte dich ablenken. ich hatte Angst, dass dein Baby im Auto kommt, gestand mir mein Schwager als ich wieder daheim war. Tschüss mach's gut Schwägerin. Und wo war mein Mann. Normalerweise war schon lange Dienstschluss.

Das Kind rutscht nicht ins Becken. Nicht einmal die Infusion für Wehen nützte was. Zwei Ärzte bemühten sich, da nach zu helfen. Ich wurde bewusstlos. Als ich wieder zu mir kam, hörte ich die Schwester am Telefon sagen: Nein, Herr S. ihr Baby ist noch nicht da.

Die Schmerzen und die Medikamente machten mich völlig apathisch. Das halte ich nicht mehr lange aus. Erschöpft sagte ich: Ich kann nicht mehr. Lasst mich doch einfach sterben. Die Schwester hielt mir den Mund zu. Irgendwie wurde mein Sohn geboren. Die Ohnmacht schützte mich vor den starken Schmerzen.

Wo bin ich? fragte ich. Mir tätschelte jemand das Gesicht.