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Erik Hansen

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Blutgeld II

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

Wieder in Afrika

Die Wüste Chalbi

Der Einsatz

Impressum neobooks

Prolog

Blick ins Buch

Hansen rief Hermann über Funk,

„Hotel, Hotel – Alpha, lock‘ sie zu dir und dann fangen wir an!“

Hermann wusste, was zu tun war. Er sollte den Köder spielen. Mit einigen wenigen Männern ließ er sich nun auf der Straße nach Westen sehen.

Lautes Geheul stieg von den Rebellen auf. Hatten sie sich letzte Nacht wirklich von nur so wenigen Männern terrorisieren lassen? Wutentbrannt stürmte eine größere Anzahl mit ihren AK-47 auf die kleine Gruppe los und begannen wild zu feuern. Hermanns Gruppe drehte ab und rannte einige Meter davon. Dadurch angestachelt, verloren die Rebellen jede Beherrschung und Kontrolle. Als es rund um sie krachte, war es zu spät. Sie waren schon mitten in den Sprengfallen, die Hermanns Teams noch in der Nacht angebracht hatte. Nun standen auch die anderen Teams von Hermann aus ihren Deckungen neben der Straße auf und begannen zu feuern.

Für die Rebellen war die Hölle aufgebrochen. Sie wurden von drei Seiten beschossen und jeder Schritt konnte den Tod durch eine Falle auslösen. Sterbende Männer schrien, überall Blut und Rauch und die Explosionen der Granaten, deren Splitter durch die Luft pfiffen. Hermanns Männer hatten ihre Gewehre auf Dauerfeuer gestellt und das trug noch mehr zu Furcht und Chaos bei.

Die überlebenden Rebellen rannten, rannten so schnell sie konnten zurück in ihr Dorf, das Sicherheit versprach, zurück zu ihren Kameraden, die dort geblieben waren.

Alles lief ab, wie von Hansen geplant und erwartet. Nun gab er den Befehl an alle Gruppen, gleichzeitig vorzurücken.

„Nehmt sie in die Zange, wir treiben sie nach Osten zu Tock-Tock, der schon auf uns wartet.“

Planlos rannten die Rebellen durch das Dorf, das nun auch wieder, wie schon nachts, von den Hügeln nördlich und südlich beschossen wurde. Doch nun konnten sie den Feind endlich auch sehen. Das war nicht Juju, das waren Menschen. Doch was für welche? Wer waren sie?

Solche Uniformen hatten sie noch nie gesehen:

Wer hatte denn schon mal von grünen Stiefeln gehört? Oder von gelben Kampfanzügen und diese gefleckten, hängenden Cowboyhüte kannte man auch nicht, waren das denn überhaupt Soldaten, sie trugen doch keine Helme? Doch damit waren sie fast unsichtbar in diesem Gelände.

Schwarze Gesichter, obwohl sie ganz sicher keine Afrikaner waren. Und Halstücher, wer trug Halstücher in einem Krieg? Die Rebellen waren verwirrt.

Diese Kämpfer stürmten auch nicht mit Kampfgeschrei auf sie zu, sondern bewegten sich lautlos und blitzschnell von einem Busch zum nächsten und kaum wollte man sie anvisieren, waren sie auch schon wieder verschwunden. Waren es vielleicht doch Geister?

Prolog

Das Telefonat mit Frenchy hatte den paradiesischen Zauber ihres Urlaubs verfliegen lassen. Die Romantik war, obwohl sie sich beide bemühten, einer unerträglichen Spannung gewichen. Hansen hatte wieder angefangen, Unmengen an Gin zu trinken und starrte nur noch grübelnd und wortlos auf den Indischen Ozean hinaus.

Der neue Auftrag beschäftigte ihn genauso wie das Wissen um Karins Schwangerschaft. Ab und zu telefonierte er lange mit Frenchy und Franco. Er hatte sich auch gleich von dem Hotelmanager einen kleinen Schreibblock organisiert, in dem er sich unentwegt Notizen machte.

Auch Karin war nun nicht mehr länger in Urlaubsstimmung. Sie konnte den Schnorchelgängen in dem warmen Wasser und den traumhaften Sonnenuntergängen nichts mehr abgewinnen.

Zwei Tage lang beobachtete sie Hansen besorgt, bevor sie zu ihm sagte:

"Lass uns wieder heimfliegen, Erik. Es hat keinen Sinn mehr, noch länger hier zu bleiben. Je früher du diesen Auftrag hinter dir hast, desto früher bist du wieder bei uns."

Hansen war erleichtert, dass der Vorschlag von ihr kam, und steuerte die Clark wieder zurück in den Heimathafen Mombasa. Nach ihrer Ankunft im Castle Hotel organisierte er dort für den nächsten Morgen ihre Tickets nach Frankfurt. Der Anschlussflug nach Salzburg war pünktlich und sie wurden schon von Franco erwartet.

Nachdem sie Karin mit dem ganzen Gepäck in ihrer kleinen Wohnung abgeliefert hatten, setzten sich die beiden Männer im Café Promenade an Hansens Lieblingstisch bei einem Bier zusammen und fingen an, über den neuen Auftrag zu reden.

Hansen erzählte Franco auch von Karins Schwangerschaft und seiner Hilflosigkeit gegenüber dieser neuen Entwicklung. Franco gratulierte ihm.

"Da werde ich wohl in Zukunft noch viel besser auf dich aufpassen müssen. Und nun erzähl', was hast du geplant?"

Hansen schwieg lange und dann bestellte er zwei Gläser Gin für sie. Als die Kellnerin wieder gegangen war, zogen sie wieder einmal ihr altes Trinkritual durch.

"Auf alle, die wir zurücklassen mussten!"

Hansen sah seinen Freund Franco lange an, bevor er ihm auf die Frage antwortete.

"Ich mag nicht mehr, mein Freund. Ich glaube, es ist höchste Zeit, in den Ruhestand zu gehen - nur diesen einen großen Auftrag noch, dann hör' ich auch auf.

Wir haben nach dem Verkauf der Edelsteine zusammen mit den Geldern, die Karl für uns verwaltet, circa zehn Millionen Dollar. Mit dem, was wir jetzt noch dazu verdienen, sollten es zwölf Millionen werden.

Mehr als genug für den Ruhestand. Ich hab' mir aber schon so meine Gedanken gemacht, damit wir dabei trotzdem nicht verrosten oder verblöden. Einzelheiten gibt's, wenn wir alle wieder zusammensitzen.

Ich möchte aber, bevor wir beide wieder nach Nairobi fliegen, noch einige Tage hier in Seebergen bei Karin bleiben. Sie ist total fertig, dass ich wieder weitermache, trotz des Kindes. Wir können ja trotzdem schon einiges telefonisch auch von hier erledigen."

"Alles klar, Commander", antwortete Franco.

Die nächsten drei Tage saßen sie an Hansens Tisch und verbrachten die meiste Zeit mit Telefonaten nach Afrika. Karin hatte wieder die Leitung des Lokals übernommen und war mehr als genug damit beschäftigt, in ihre neue Rolle als Chefin hineinzuwachsen.

Die beiden Männer hatten keine Sorge, dass irgendjemand ihre auf Suaheli geführten Gespräche belauschen könnte. Diese Sprache verstand in diesem kleinen Dorf niemand.

Wieder in Afrika

Der Klient

Früh morgens in Nairobi angekommen, fuhren sie mit dem Taxi direkt zum Hotel Oakwood, wo Franco Erik aussteigen ließ, um dann weiter zu seinem Lokal zu fahren.

An der Rezeption wurde Hansen wie immer freudig von Fatima begrüßt.

"Willkommen zurück, Mr. Hansen. Wir haben gestern Ihre Reservierung bekommen und die Zimmer hunderteins bis hundertvier sind für sie bereit.

Ich sage gleich Mr. Karl, dass sie schon da sind. Gehen sie in die Bar?"

"Danke Fatima", antwortete Hansen, "aber ich werde mich neben dem Swimmingpool in den Garten setzen. Die wenigen Sonnenstrahlen in der verdammten Regenzeit will ich ausnutzen."

Nach dem schweren morgendlichen Regenschauer war der Duft der vielen tausend bunten Blüten in der Gartenanlage überwältigend. Hansen bestellte Kaffee und beobachtete lächelnd und tief in Gedanken versunken eine Schar Dreifarbenglanzstare, die in den Pfützen badeten und sich um Brotkrumen vom Frühstücksbuffet stritten.

Seitdem er mit Karin zusammen war und von ihrem gemeinsamen Kind wusste, sah er die Welt um sich herum viel bewusster, mit ganz anderen Augen.

Er wurde sich immer sicherer, dass dies sein letzter Auftrag werden würde. Er wollte endlich Frieden in seinem Leben. Für sein neues Leben mit Karin und dem Kind.

Er nahm sein Handy und rief Frenchy an.

"Ich bin wieder da und sitze im Hotel. Nimm Kontakt mit dem Piloten Ken auf, er soll ein baldiges Treffen mit dem Auftraggeber vereinbaren. Die Regenzeit könnte uns den Job ziemlich erschweren."

Genau in diesem Moment öffnete der Himmel wieder seine Schleusen und der nächste sinnflutartige Schauer prasselte auf die erhitzten Steinplatten um den Pool. Hansen flüchtete in die Bar und bestellte ein Bier bei Martin, dem Barkeeper.

"Jambo, Mr. Hansen", begrüßte ihn der immer fröhliche Martin und brachte das Bier an Hansens Lieblingstisch neben dem Aquarium.

Wenig später rief Frenchy zurück.

"Ken hat sich gerade wieder gemeldet. Der Klient ist in der Stadt und die Zeit brennt ihm unter den Nägeln. Er will dich so bald wie möglich treffen. Ken hat den Aero Club am Wilson Airport vorgeschlagen. Er ist dort Mitglied und kann uns eine ruhige Ecke für heute Abend reservieren."

Hansen überlegte kurz und antwortete.

"Ok. Mach' das Meeting klar für neunzehn Uhr und dreh' vorher einige Runden. Ich komme mit Franco gegen achtzehn Uhr fünfundvierzig."

 

Der Aero Club neben der Landepiste des kleinen Wilson Airports von Nairobi war ein Überbleibsel aus der kenianischen Kolonialzeit. Hier schien die Zeit seit hundert Jahren stillzustehen. Der Club war das "Wasserloch" vieler Piloten und weißer Kenianer. Nichtmitglieder hatten keinen Zutritt und durften nur als Gäste der Piloten hinein.

Die vor hundert Jahren holzgetäfelten Wände waren fast schwarz vom Pfeifen- und Zigarettenrauch der vielen Pilotengenerationen. Alte Holzpropeller, vergilbte Fotografien und kitschige Ölgemälde von Flugzeugen, antike Motoren und viele ausgediente Cockpitarmaturen dekorierten die dunkle Bar und das heimelige Restaurant.

Als Hansen und Franco ankamen, saß Frenchy mit einem Reiseführer als Signal an der Bar. Das bedeutete, alles in Ordnung, sicher, keine Gefahr.

"Ken und der Südafrikaner warten im Billardzimmer auf dich", begrüßte er Hansen.

Van der Mere war sichtlich erleichtert, Hansen zu sehen. Er wollte den Auftrag schnellstens erledigt wissen, da ihm seine Investoren im Nacken saßen.

"Sie hätten Ihre Garde nicht mitbringen müssen, Mr. Hansen. Ich habe heute auch auf meine Leibwächter verzichtet. Die Informationen, die ich Ihnen heute geben werde, sind viel zu brisant und detailliert für fremde Ohren."

"Minher van der Mere, das sind keine Leibwächter, sondern meine Kameraden und Partner, die auch jedes Detail wissen müssen", antwortete ihm Hansen.

Van der Mere öffnete seinen Aktenkoffer und legte einige Landkarten und Papiere auf den Tisch.

"Ich habe hier alle wichtigen Informationen für sie. Offizielle Landkarten, aber auch Satellitenaufnahmen.

Unsere Firma schürft im Kidepo Valley-Nationalpark an den West- und Nordwesthängen des Mount Zulia im äußersten Nordosten von Uganda, an der Grenze zum Südsudan und Kenia.

Eine menschenleere Gegend, die unbewohnt ist und auch von Touristen nicht besucht wird.

Der Grenzverlauf ist seit Jahren umstritten und variiert um einige hundert Meter. Das nutzen die Rebellen bei ihren Überfällen auf unsere Arbeiter und Transporte geschickt aus und verschwinden immer schnell einige hundert Meter nach Norden in den Sudan.

Nach nur wenigen weiteren hundert Metern in Richtung Osten sind sie sogar schon in Kenia. Wir haben das alte Army Camp direkt an der Grenze zu unserem Hauptdepot für die Arbeiter und Ausrüstung gemacht und auch einige Hütten an den Schürfstellen gebaut. Man hat uns für beide Camps auch circa zwanzig Soldaten als Schutz zugeteilt."

Er schnaufte.

"Aber Sie wissen ja selber nur zu gut, wie faul, undiszipliniert und feige die Schwarzen sind. Von denen bekommen wir keinen wirklichen Schutz, die fressen und saufen unseren Arbeitern nur die Vorräte weg.

Sie sollen mit ihren Männern das Rebellenproblem für uns ein für alle Mal erledigen, sonst laufen uns die Arbeiter weg."

Hansen studierte die Luftaufnahmen genau und begann seine Fragen abzufeuern.

"Wie viele Rebellen sind es? Kommen sie nur in größeren Gruppen, oder auch mit kleinen Stoßtrupps?

Wie sind sie bewaffnet?

Sind auch hellhäutige Männer bei ihnen gesehen worden?"

"Wenn es nach unseren Arbeitern geht, müssen es viele Tausend sein. Aber Sie wissen ja selbst, wie sehr Afrikaner übertreiben.

Meine Vorarbeiter schätzen, dass es eher weniger als dreihundert Mann sind. Bewaffnet sind sie mit AK 47 und Macheten, und sie kommen fast täglich und manchmal auch nachts in kleinen Gruppen von weniger als zwanzig Kämpfern über die Grenze, schlagen zu und verschwinden wieder.

Von weißen Soldaten wurde uns aber bisher nichts berichtet.

Wir nehmen an, dass sie sich immer wieder in die kleine Wellblechortschaft New Cush auf sudanesisches Gebiet, nur wenige hundert Meter von unseren Schürfstellen, zurückziehen“, antwortete van der Mere.

Hansen dachte nach, "Gut, wir werden den Auftrag für Sie ausführen. Ich muss mich aber auch noch mit meinem Team besprechen. Haben Sie den Spesenvorschuss dabei? Wir melden uns in drei Tagen wieder bei ihnen."

Van der Mere reichte Hansen zwei pralle Umschläge aus seinem Aktenkoffer.

"Zweihunderttausend amerikanische Dollar, wie vereinbart. Das restliche Geld liegt auch schon hier in Nairobi bei der Barclays Bank."

Hansen nahm das Geld und das Kartenmaterial an sich und sie verabschiedeten sich.

"Frenchy, bring uns zurück ins Oakwood Hotel und trommle das alte Team zusammen. Sie sollen alle morgen Abend im Hotel sein. Für dich, Bobby und Luigi habe ich schon Zimmer reserviert.

Mit Franco, Hermann und Tock-Tock sind wir schon sieben. Sag allen, dass sie sich nach weiteren guten Kämpfern umsehen sollen."

Boys-Meeting

Am nächsten Abend trafen sie sich alle in der Bar des Hotels.

Hansen hatte die Bar reservieren lassen und so waren sie ungestört. Nicht, dass derzeit viele Touristen hier gewesen wären. Es war ja Regenzeit und die großen Tierherden waren schon wieder in die Serengeti gezogen.

Frenchy hatte noch jemanden mitgebracht, einen kleinen, weißblonden Mann mit blauen Augen und tief eingefallenen Wangen. Er stellte ihn den Boys vor.

"Leute! Das ist Ricardo Torres, wir waren zusammen in der Legion. Wenn er mal den Mund aufmacht, spricht er leider nur gebrochen Spanisch, dafür aber mit ausgeprägtem deutschem Akzent. Er ist Experte für Sprengstoff und ein guter Scharfschütze. Ich verbürge mich für ihn."

Hansen hatte eine Flasche Bombay Blue Gin spendiert und nun saßen sie alle nach dem Trinkritual um den Tisch herum, lauschten Hansens Erklärungen und studierten die Landkarten und Luftaufnahmen.

Ihre Köpfe rauchten, jeder machte sich nun Gedanken über den Auftrag.

Schließlich ergriff Hansen das Wort.

"Wenn es wirklich nur dreihundert Kämpfer sind, sollten uns hundert Mann genügen. Wir müssen die Rebellen mit vielen kleinen Stoßtruppunternehmen dezimieren und verwirren.

Das Zielgebiet bei den Mineneingängen ist sehr gebirgig mit niedrigem Regenwald. Nach nur wenigen hundert Metern im Norden und westlich im Grenzgebiet nahe dem Arbeitercamp gibt es nur noch eine Halbwüste mit Sand, Geröll und nur wenig Bewuchs. Also auch keine Deckung für uns oder die Rebellen.

Mit dem geplanten Budget kommen wir nicht hin. Ich wusste ja vorher nicht über die örtlichen Gegebenheiten der Kampfzone Bescheid.

Wir haben ein böses Logistik- und Nachschubproblem. Wir kommen nicht ungesehen in das Gebiet rein, schon gar nicht mit schwerer Ausrüstung. Dazu müssten wir mit fünfzehn Lastwagen durch halb Kenia und Uganda holpern, das ist unbemerkt einfach nicht möglich.

Frenchy, ruf' den Piloten Ken an, er soll sofort herkommen. Ich glaube, ich hab' da eine Idee."

Think Tank

Nach nur einer halben Stunde tauchte der total durchnässte Ken in der Hotelbar auf und nahm mit zitternden Fingern dankbar ein Glas Gin von Hansen entgegen.

"Ich rieche Geld, Commander?", fragte er Hansen.

"Du bist doch früher für die UNO und das Internationale Rote Kreuz Nachschub für die sudanesischen Flüchtlinge von Nairobi nach Lokichokio geflogen und hast auch Verwundete auf dem Rückflug mit nach Nairobi genommen. Und das alles unter dem Radar und unter schwerem Beschuss.

Du kennst dich von uns allen dort oben im Norden am besten aus. Hier sind Karten und die neuesten Satellitenbilder von unserem Zielgebiet.

Genau hier, nördlich des Mount Zulia, ist unser geplantes Einsatzgebiet. Wir müssen dort ungesehen hin, spurlos in der Landschaft verschwinden und zuschlagen.“

„Du meinst das kleine Drecksnest New Cush dort nördlich des Berges? Ja, da hatten wir damals mit den Hilfsflügen für die Flüchtlinge auch schon immer wieder Probleme mit den schießgeilen Rebellen.

Kein Medikamentenflug oder ein Ausflug verwundeter Flüchtlinge, bei dem wir damals nicht beschossen wurden. Wird echt Zeit, dass die endlich mal die Rechnung präsentiert bekommen.

Ich bin dabei, sag mir, was du brauchst, Commander.“

„Genau wegen deiner Erfahrungen in diesem Gebiet dort will ich dich dabei haben, Ken. Erzähl‘ uns mehr über das Gebiet!“

„Also Leute, wie ihr alle hier auf den Satellitenbildern sehen könnt, handelt es sich in eurem Zielgebiet um trostlose Sand- und Schotterwüste mit vereinzelten scharfen Lavafeldern und selten einige kleine Buschgruppen, die aber keine Deckung bieten.

Alle paar hundert Meter wird die Gegend von schon längst ausgetrockneten Flussbetten durchzogen, die manchmal bis zu drei Meter tief sein können, aber meistens sind es nur fünfzig bis hundertfünfzig Zentimeter.

Eigentlich perfekt, um sich ungesehen durch die Gegend zu bewegen, wenn nicht auch die Nomaden mit ihren Kamelen und Ziegen diese Flussläufe benutzen würden.

Nur dort stehen ab und zu auch einige Schirmakazien und dürre Büsche, die etwas Schutz vor der sengenden Sonne bieten.

Zwischen den einzelnen Wadis sind es dann immer wieder einige hundert Meter offene Sandflächen ohne Deckungsmöglichkeiten“.

„Danke, Ken“, antwortete ihm Hansen.

„Nun wisst ihr alle Bescheid über die neue Situation und ich bitte hiermit um Vorschläge – und wenn sie euch noch so dumm oder verrückt erscheinen mögen. Von Hannibal hatte ja schließlich auch niemand erwartet, dass er mit Elefanten die Alpen überqueren könnte“.

„Mit Lastwagen von Nairobi, über die ugandische Grenze bei Busia und dann noch mal zwei bis drei Tage durch unwegsames Gelände, schwer beladen mit Ausrüstung und gut hundert Mann, können wir vergessen.

Das schaffen wir nie unbemerkt, weder hier auf der kenianischen Seite, noch drüben in Uganda, schon gar nicht im Norden nahe der Grenze zum Sudan.“

„Was wäre, wenn uns Ken mit Fallschirmen über dem Zielgebiet absetzen würde?“, warf Frenchy ein.

„Keine Chance, Frenchy“, antwortete ihm Hansen.

„Das wären drei Flüge mit seiner alten DC-3, jeweils drei Stunden von Nairobi in das Einsatzgebiet und wieder drei Stunden leer zurück.

Das ist nicht unentdeckt zu machen und wir wären damit auch total von allen Fluchtmöglichkeiten und Nachschublinien abgeschnitten“.

Ricardo meldete sich zu Wort:

„Wir brauchen mindestens drei Gruppen, die gleichzeitig im Einsatz sind, damit zermürben wir die Gegner und befreien die Gegend von dem Gesindel.

Wir müssen nur unentdeckt nahe genug an die Grenze kommen, dann tauchen wir einfach im Gelände unter und machen unseren Job.

Das Dorf Lokichokio ist wegen der vielen hunderttausend sudanesischen Flüchtlinge und hunderten Mitarbeitern von UNO, Roter Halbmond und dem Internationalen Roten Kreuz total unübersichtlich und unkontrollierbar geworden.

Wenn wir uns alle als hochrangige UNO Soldaten tarnen – so wie damals in Mali, kommen wir überall durch.

Niemand wird uns kontrollieren, einen Moment sind wir da und plötzlich wieder mit einem neuen Beobachterauftrag, diesmal nach Norden in den Südsudan nach Juba verschwunden.

Diese Sandpiste führt zwei Stunden fast direkt nach Norden über die sudanesische Grenze. Kurz vor der Grenze biegt eine weitere Piste nach Westen ab und schlängelt sich entlang dieses ausgetrockneten Flusses abwechselnd in Kenia und auch wieder im Sudan in Richtung der Siedlung New Cush, wo wir die Rebellengruppe vermuten“.

Ken warf ein:

„Keine dreißig Kilometer vor New Cush gibt es immer noch diese primitive Sandlandepiste, auf der wir früher mit den DC-3 gelandet sind, um verwundete Flüchtlinge aufzunehmen. Der Airstrip ist von New Cush aus wegen des Mt. Zulia nicht einzusehen.

Ich könnte eure Waffen und Ausrüstung für euch dort hinfliegen, solange ihr die Landezone sichert.“

Zündende Idee

Hansen war von der Idee sehr angetan und bestellte eine weitere Flasche Gin und eine Runde Tusker Bier bei Martin dem Barkeeper.

"OK! Halten wir mal fest:

Einsatzdauer: Ungefähr eine Woche Guerillakrieg. Waffen und Munition für hundertfünfzig Mann, die FN Browning Pistolen neun Millimeter mit jeweils drei Magazinen. Das G3 Natogewehr siebenzweiundsechzig mit Klappschaft, wie es die kenianischen Fallschirmjäger benutzen. Dazu jeweils fünf Magazine, zwanzig Stück davon als Scharfschützengewehr mit Zielfernrohr sowie Kampfmesser und Handgranaten. Weiteres brauchen wir C4- Sprengstoff und Zünder für Sprengfallen. Die gelbgrün gefleckten Kampfanzüge der kenianischen Wildhüter sowie auch Gürtel, Buschhüte, Wüstenstiefel, Rucksäcke, Feldflaschen, Ferngläser und Nachtsichtgeräte, Sanitätsmaterial und dreißig Funkgeräte.

 

Eiserne Rationen, gefälschte UNO Ausweise, je eine Garnitur der grünen UNO-Standarduniform und mindestens fünfzehn von den achtsitzigen Landcruisern, weiß mit der passenden UNO-Beschriftung.

Franco! Mach eine Checkliste, wir gehen die einzelnen Punkte später durch.

Und wenn wir das alles haben, fehlen uns nur noch hundertfünfzig gute Kämpfer, die wir auch erst noch finden und irgendwo unbeobachtet zwei Wochen trainieren müssen, um dann davon die hundert Besten mitzunehmen."

Bobby meldete sich zu Wort:

"Du meinst also, wir müssen eine Truppe erst so richtig ausbilden, trainieren und zusammenschweißen, wie in dem Söldnerfilm Die Wildgänse? mit Richard Burton und Roger Moore? Das wird eine Mordsaufgabe.

Auch mit guten Männern brauchen wir dafür doch mindestens drei Wochen rund um die Uhr!"

Der Pilot Ken nahm einen großen Schluck von seinem Bier und sagte zu Hansen auf Afrikaans:

"Baas(Boss), ich bringe dir in zwei Tagen garantiert hundertfünfzig gut ausgebildete, kampferprobte Elitesoldaten und Commandos mit Wüstenerfahrung.

Wie ich ja auch, sind nach dem politischen Wechsel in Südafrika tausende 'Afrikaaner', also Buren, weiße Südafrikaner für einen Neuanfang nach Kenia gekommen. Wir alle mussten damals für zwei Jahre Armeedienst leisten und haben Fronterfahrung aus Namibia, Angola und Mosambik.

Alle diese guten Jungs arbeiten hier in Kenia auf Farmen, bei Safariunternehmen oder als Wildhüter. Sie hegen immer noch einen tiefen Groll gegen die Schwarzen, weil sie damals ihr Land verlassen mussten.

Wenn ich anfange zu telefonieren, hast du bis morgen Abend deine Truppen hier vor der Tür stehen."

Alle waren von dem Vorschlag begeistert und plapperten drauflos. Hansen schenkte eine neue Runde Gin ein und sie tranken auf den guten Einfall von Ken.

Dann bat Hansen den Barkeeper Martin, auch den Hotelbesitzer Karl in die Bar zu rufen.

"Hallo Karl“, begrüßte er ihn und reichte seinem alten Freund auch ein Glas Gin.

"Jetzt in der Regenzeit steht dein Hotel doch fast leer. Ich brauche ab morgen für einige Tage die Bar für uns reserviert, aber auch den Konferenzsaal exklusiv mit allen Schlüsseln und genügend Zimmer mit Vollpension für circa einhundertfünfzig Personen.

Die Getränkerechnungen gehen auch auf mich. Mach mir einen guten Preis und du machst in nur drei Tagen mehr als einen Monatsumsatz."

"Kein Problem, Erik. Dreißig Prozent Rabatt auf alles, da bin ich mir sicher, dass wir beide auf unsere Rechnung kommen werden", antwortete ihm Karl mit einem Grinsen.

Hansen bedankte sich bei Karl und wandte sich wieder an Ken.

"Setz' dich wieder mit van der Mere in Verbindung. Wir werden mit dem geplanten Budget von zwei Millionen Dollar nicht auskommen.

Der Preis ist jetzt wegen der aufwendigen Vorbereitungen und Ausrüstung um eine Million gestiegen. Außerdem will ich bis morgen mittags weitere hunderttausend Dollar Handgeld in bar haben. Dafür erledigen wir den Auftrag auch innerhalb von vier Wochen.

Fang auch schon mal heute damit an, deine 'Afrikaaner' anzurufen. Sie sollen sich bei Interesse ab morgen neun Uhr bei uns hier im Hotel im Konferenzsaal melden."

Während alle anderen lachten und alte Geschichten austauschten, grübelte Hansen stumm alleine an der Theke vor sich hin.

Da war immer noch das ungelöste Problem mit der geheimen Ausbildung der Truppe. Wie und wo könnten sie das durchziehen?

Der lange Texaner Bobby gesellte sich mit seinem Glas zu ihm und blickte ihn fragend an.

"Was hast du? Worüber denkst du nach? Es sieht doch gut aus, ich finde die Idee von Ken super. Wir bekommen über Nacht eine trainierte Truppe zusammen. Wir müssen sie nur noch wie in dem Film damals zusammenschweißen."

Hansen blickte ihn mit großen Augen an.

"Was war das eben, was hast du gesagt, wie im Film zusammenschweißen?"

"Das ist es, Leute!", rief er. "Unser Problem ist dank Bobby gelöst! Hört mal alle zu: Wir drehen einen Film!

Einen Dokumentarfilm über Söldner und deren Ausbildung. So können wir die Rekrutierung der Männer als 'Casting' tarnen und das Training und die Ausbildung als Filmaufnahmen für die Dokumentation in aller Öffentlichkeit durchziehen.

Ken, sag deinen Afrikaanern ruhig, worum es wirklich geht, aber offiziell sollen sie natürlich als Statisten und Komparsen zu unserem Casting kommen."

"Ja, aber klar doch", warf Franco lachend ein, "und die Filmförderungen vom kenianischen Kultusministerium und dem

Tourismusverband kassieren wir auch gleich!"

"War sicher von dir als Witz gedacht, Franco“, antwortete Hansen, "aber ist keine schlechte Idee. In deiner Nobelbar verkehren doch genau die richtigen Leute dafür.

Minister, Abgeordnete, Direktoren, geldgeile Investoren, die ihr Schwarzgeld anlegen wollen. Mach dich schlau bei deinen Gästen und verkauf ihnen die Idee.

Schließlich schaffen wir mit einem hier gedrehten Film ja Arbeitsplätze und kurbeln die Wirtschaft an.

Außerdem ist ja auch jeder Einzelne von denen ganz sicher an einem persönlichen dicken Briefkuvert interessiert.

Wärm' auch deine Kontakte zur Armee wieder auf. Bestimmt hast du auch einige hohe Offiziere unter deinen Gästen, die uns gerne gegen eine angemessene Spende bei den Beschaffungsfragen helfen werden."

"Hermann, wir brauchen einen Filmemacher. Wie hieß der Dokumentarfilmer, der uns damals in Mosambik bei unserem Einsatz begleitete?"

"Ja, ich erinnere mich“, antwortete Hermann. "Das war Herbert 'Herby' Humbert, ein Österreicher. Der hat damals sogar einen Preis für die Dokumentation erhalten."

Hansen nahm sein Handy und wählte die Telefonauskunft in Österreich.

"Humbert“, meldete sich eine tiefe Stimme.

"Herby Humbert?", fragte Hansen nach.

"Wer will das wissen? Sind Sie einer meiner Gläubiger, oder haben sie einen Auftrag für mich?" antwortete Humbert.

"Herby, hier ist Hansen, der Commander. Mosambik vor vier Jahren. Erinnern sie sich?"

"Scheiße, ja, natürlich, war ganz schön heiß damals. Was macht die Kriegskunst?"

"Genau darum geht es“, antwortete Hansen.

"Ich brauche hier in Nairobi dringend ab morgen einen Dokumentarfilmer, der nicht zimperlich ist. Thema Söldner und deren Ausbildung in der heutigen Zeit.

Details gibt es hier vor Ort.

Gedreht wird in der Wüste, das bedeutet für sie eine tägliche Strapazen Zulage von hundert Dollar. Dauer circa vier Wochen, alle Spesen im Voraus cash- und steuerfrei.

Nehmen Sie den nächsten Flieger, bringen Sie Ihre Ausrüstung mit und jede Menge blankes Briefpapier mit dem Briefkopf Ihrer kleinen Filmfirma. Ein Zimmer im Hotel Oakwood hier in Nairobi ist schon für Sie reserviert.

Ich zahle cash zehn Riesen pro Woche. Dafür muss aber das Filmmaterial anschließend verloren gehen."

"Meine Koffer sind immer fertig gepackt für einen Einsatz. Bin schon fast auf dem Weg zum Flughafen. Wer mag schon den nebeligen, kalten Herbst hier pleite verbringen, wenn in Afrika die Sonne brennt und die Scheine knistern. Bis morgen in Nairobi", antwortete Humbert fröhlich.

"Einige Gläser Gin und schon läuft alles bestens an, wie in alten Zeiten", lachte Hansen. "Franco, ab mit dir in deine Nobelkneipe und mach deinen Gästen unser 'Filmprojekt' schmackhaft.

Wir wollen doch nicht auf all die guten Förderungen aus den Steuergeldern verzichten. Und vergiss auch nicht deine Armeekontakte. Ihr anderen bleibt noch hier. Es gibt noch viele Einzelheiten zu besprechen. Martin, noch eine Runde Bier und eine Flasche Bombay Blue Gin für uns."

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