Der Taunus in der näheren Umgebung von Bad Homburg

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Der Taunus in der näheren Umgebung von Bad Homburg
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Herausgeber

Erik Schreiber

Historisches Deutschland

Der Taunus in der näheren Umgebung von Bad Homburg

geognostisch dargestellt

von

Friedr. Rolle.

Druck und Verlag von Louis Schick.

1850.

Saphir im Stahl

e-book 069

Der Taunus in der näheren Umgebung von Bad Homburg

Erscheinungstermin: 01.09.2020

© Saphir im Stahl

Verlag Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

www.saphir-im-stahl.de

Titelbild: Archiv Andromeda

Lektorat: Saphir im Stahl

Vertrieb: neobooks

Der Taunus in der näheren Umgebung von Bad Homburg

geognostisch dargestellt

von

Friedr. Rolle.

Druck und Verlag von Louis Schick.

1850.

Seiner Hoch wohlgeboren

dem

königl. preuß. geh. Bergrathe

Herrn Dr. Nöggerath,

ordentl. Professor der Mineralogie, Geologie und Bergbau-

kunde an der rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Director

des mineralog. Museums und des naturwissenschaftl.

Seminars, Ritter des rothen Adler-Ordens 3r Classe mit der

Schleife und des kaiserl. russ. Stanislaus-Ordens

2r Classe,

seinem verehrten Lehrer

als Zeichen

der Hochachtung und Dankbarkeit

der Verfasser.

Vorwort

Der Zweck dieser Blätter ist ein mehrfacher. Einmal gilt es, die Bewohner der nächsten Umgegend über die mineralische Beschaffenheit derselben und das etwaige Vorkommen oder Nichtvorkommen nutzbarer Mineralstoffe aufzuklären. Zugleich sollen sie den zahlreichen Badefremden, welche alljährlich die Homburger Heilquellen besuchen und theilweise gewiss für die Gesteinsbeschaffenheit der Gegend, mindestens die des Gebirgs, sich interessiren, einige Andeutung zu Excursionen abgeben, ferner auch den mitunter sehr unrichtigen Angaben über den betreffenden Gegenstand in einer oder der andern Badeschrift in etwas steuern.

Endlich darf ich hoffen, dass sie ausserdem auch der Wissenschaft selbst durch geringe Beiträge über sonst noch wenig aufgehellte Gebirgs-Verhältnisse auf eine oder die andere Art Interesse gewähren können. Nichts so sehr als möglichst genaue Betrachtung wenig ausgedehnter Bezirke eignet sich wohl dazu, umfassenderen Ansichten oder Systemen ihre Begründung oder Bestätigung zu geben. Ich meine, es bedarf hier der Beiträge von möglichst vielen Seiten und theile in dieser Ueberzeugung auch meinerseits Ansichten und Beobachtungen über die mir heimischen Gegenden mit Findet wirklich der Geolog von Fach ein oder das andere in diesen Blättern seiner Beachtung würdig, so wäre auch hierdurch allein schon der Zweck derselben genugsam erreicht.

Es wurden demnach bei der Abfassung mehrere verschiedene Gesichtspunkte im Auge behalten. Diese in Einklang zu bringen und zugleich in dem einen, dem Streben für das Studium unserer Gebirgsverhältnisse neue Thatsachen und Materialien darzulegen, etwas Erwähnenswerthes zu leisten, fand allein schon in den dunkeln Verhältnissen unserer mehrfach noch nicht genug studirten Gebirgsformation seine Schwierigkeit. Dazu kommt nun noch der Umstand, dass das Amt Homburg bei geringer Ausdehnung auch gar keine grosse Mannigfaltigkeit an Mineralstoffen bietet und zwar nicht viel mehr Mineralien, wie Felsarten, dabei ausser im Lehm gar keine oder nur sehr undeutliche Versteinerungen. Doch schien mir trotz aller dieser Einförmigkeit der Gegend für das grössere Publikum eine wissenschaftliche Betrachtung derselben wegen der Beziehungen des Bodens zu seinen bedeutenden Mineralquellen allein schon von einem allgemeinen Werthe seyn zu können.

Frühere Werke über benachbarte Gegenden oder allgemeinere Werke, die in einem gewissen Grade die unsrige berühren, worden benutzt und möglichst in Anwendung gebracht, da es sich von selbst versteht, dass hier jedes neue Werk nur auf älteren vorhandenen fortbauen kann. Die Gegend von Homburg fand in v. Leonhardt's Taschenbuch für Mineralogie schon vor einer Reihe von Jahren eine theilweise Erörterung in einem Aufsatze vom Herausgeber selbst, wobei auch einer noch älteren Betrachtung durch Deluc Erwähnung geschieht. Aus dem letzten Jahrzehnt, wo die Kenntniss der Uebergangsgebirge einen so raschen Aufschwung gewonnen, ist keine Schrift mir bekannt, welche sich näher mit unserem Gebiete befasste. Die grossen, umfassenden und gediegenen Werke, welche in dieser jüngst verflossenen Zeit über das rheinische Uebergangsgebirg überhaupt oder einzelne grössere Bezirke desselben erschienen, lieferten auch so wesentliche und folgenreiche Aufklärungen für das Ganze, dass die nähere Beschreibung eines oder des anderen kleineren Bezirks von einigen Quadratmeilen verhältnissmässig wenig Gewicht mehr für die Gestaltung des Ganzen bieten konnte. Mein Werkchen musste daher, an die bekannten umfassenden Arbeiten sich anlehnend, mehr den Anforderungen des grösseren Publicums sich anbequemen, was namentlich für die ganze zweite Hälfte gilt, welche kaum irgendwo neue Thatsachen bietet. Ich kann auch nur offen ausdrücken, wie so ganz mir bei Abfassung der folgenden Bogen die reichen Schätze der Wissenschaft, welche in den Werken der Herren Stifft, Murchison und Sedgwick, C. F. Römer und Frid. Sandberger niedergelegt sind, mir massgebend und leitend gewesen. Was ich etwa in abweichender Art dargestellt, biete ich nur als einen geringen Versuch, welcher der Nachsicht sehr bedarf und zu dem mich nur die auch hin und wieder unter sich abweichenden Richtungen der grösseren Arbeiten entmuthigten.

Es betrifft das die ältere Formation der Gegend. Von den Gesteinen des Taunus hat man die Quarzgesteine, welche dem ganzen Verlaufe nach den eigentlichen Kern des Gebirgs zusammensetzen, und die verschiedenartigen Schiefergesteine, welche südlich davon den Abhang nach dem Mainthale zu bilden, die Chlorit-, Talk-, Thonschiefer u. s. w. eine Zeit lang für älter, wie die übrige Grauwacke gehalten, worauf die Herren Murchison und Sedgwick, darnach Herr Dr. Römer sie für gleichalt mit derselben, aber durch Metamorphismus umgebildet, erklärten. Nach dem, was ich in unserer Gegend zu beobachten Gelegenheit hatte, muss ich dem ganz beistimmen; nur sind meine Beweggründe theilweise etwas andere. Jene Herren haben alle abweichende Lagerung in Abrede gestellt und geradezu alles, was man als solche bis dahin ausgegeben, über Bausch und Bogen für falsche Schichtung erklärt und sich damit beruhigt. Ich meine nun, es bestehen wirklich Abweichungen in den Lagerungsverhältnissen, das sey aber eben noch kein Grund, den Taunusgesteinen ein höheres Alter anzuweisen. Herrn Dr. Frid. Sandberger, welcher in seinem Werke über die geologischen Verhältnisse des Herzogtums Nassau andeutet, das Quarzgestein sey jünger als die Grauwacke, glaubte ich auch nicht beistimmen zu können.

Bei der Unklarheit der Lagerungs-Verhältnisse konnten Petrefacten allein nur darüber entscheiden. Nun war es von lange her bekannt, dass im Fortstreichen des Taunus nach Westen die gewöhnlichen Grauwacken-Petrefacten zu Abentheuer im Hundsrück vorkommen.

Ich habe nun auch ebenso im Osten vom Taunus an einer ganz vereinzelten Stelle in dem niederen Hügellande der Wetterau eine ebenfalls petrefactenführende Grauwacke hinzugezogen, welche längst zwar schon auf den geognostischen Karten der Gegend angegeben zu werden pflegt, von der ich aber noch nicht weiss, ob sie je schon vordem in Beziehung auf die Altersbestimmung der Taunusformation berücksichtigt worden ist. Dies zum vorigen genommen, schien mir ein neuer Beleg dafür, dass wirklich der Taunus ganz der normalem Grauwackenperiode angehört. Auch im Innern des Taunus glaube Ich ganz neuerdings Petrefacten und zwar im Quarzgesteine gefunden zu haben. Wie es nach der Analogie des quarzigen Grauwackensandsteins von Langscheid und Eppenrod im Nassauischen, welcher petrographisch unserem Taunusquarzgestein so nahe steht, nicht anders schon im Voraus vermuthet werden konnte, waren es Criniten-Reste, welche ich in dem Taunusgestein auffand. Mein Exemplar ist leider so undeutlich, dass ich bei Abdruck des Textes vorzog, das Vorkommniss zu übergehen und meinen Fund erst geübteren Augen zu unterbreiten, ehe ich ihn als ein Beweisstück aufführe.

Ich nehme indessen hier noch Gelegenheit, den Gegenstand nachträglich zu erwähnen, wodurch denn die mehrfach im Texte vorkommende Angabe von dem Mangel aller organischen Reste im Gebiete des Taunus bis zur späteren völligen Feststellung der Sache ihre vorläufige Modifikation erhält. Mein Exemplar von Quarzgestein mit Petrefacten stammt aus einem Steinbruch im Rodheimer Wald.

Eine kleine Berichtigung bedarf ferner auch meine Angabe über das Vorkommen von Torf im Amt Homburg. Ich bin nach Abdruck des Textes von einem Freunde des Fachs darauf aufmerksam gemacht worden, dass die torfige Beschaffenheit des Bodens in den unteren Audenwiesen um die Quellen hin eine Erwähnung verdient hätte, indem dies ein gewisses, nicht zu vernachlässigendes Moment für die Vergleichung der Quellen mit dem Boden biete, den sie durchströmen. Es sey namentlich beim Graben der grossen Cisterne am Brunnensaale eine ansehnliche Lage Torfboden durchbrochen worden. Der zähe graue Thon, (wahrscheinlich oberer Braunkohlenthon) welcher hier im Thale den Untergrund bildet, bietet allerdings auch als gering wasserdurchlassender Boden ganz die zur Torfbildung nöthigen günstigen Bedingungen dar. Auch im Gebirge sind hie und da einzelne grössere morastige und torfige Gründe anzutreffen, wie im schwarzen Bruch, in den Röderwiesen u. s. w. An letzterem Orte soll ehedem auch wirklich eine Torfgewinnung versucht worden seyn.

 

Noch bemerke ich nachträglich, dass die Höhenangaben einiger Punkte des Gebirgs der grossen Stumpffischen Karte entnommen sind. Genauere Angaben über diesen Gegenstand findet man u. a. im Jahrbuch des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau, 4ter Jahrgang.

Homburg v. d. Höhe, 1850.

Friedr. Rolle.

Inhalt.

Erster Abschnitt.

Das Gebirge im Allgemeinen

Bergformen

Befestigungswerke der Alten

Zweiter Abschnitt.

Geognostische Beschaffenheit des Taunus im Allgemeinen

Geognostische Beschaffenheit des Amts Homburg im Besondern

Aeltere Bildungen. Uebergangsgebirge des Taunus.

Schiefergesteine des Taunus

Quarzgestein des Taunus

Besondere Lagerungs- Verhältnisse von Schiefer und Quarzgestein

Altersverhältnisse der Taunusgesteine überhaupt.

Quarzfels auf Gängen

Brauneisenstein im Gebiete der Taunusgesteine.

Alter Bergbau im Gebiete der Taunusgesteine.

Die Gebirgserhebung

Dritter Abschnitt.

Jüngere Bildungen

Basalt und Braunkohle um Homburg

Diluvium

Jetztwelt

Vierter Abschnitt.

Die Mineralquellen

Die Gesteine des Amts Homburg in ihren Beziehungen zu den Mineralquellen

Fünfter Abschnitt.

Zusammenstellung der Mineralien des Amts Homburg

Erster Abschnitt.

Das Gebirge im Allgemeinen.

Die malerische Gebirgskette des Taunus oder der Höhe erstreckt sich von der Wetterau, von Nauheim und Friedberg her, unweit Homburg vorbei nach Südwest hin, wo sie durch den Rhein von dem geognostisch ihr verbundenen Hundsrück getrennt wird.

Hin und wieder fasst man wohl die Ausdehnung des Taunus weiter und benennt so das ganze bergige Hochland innerhalb der Haupttaunuskette, dem Rhein und der Lahn. Es soll aber hier um so mehr von dieser zu weit getriebenen Ausdehnung abgesehen werden, als die Hauptkette, der im engern Sinne allein der Name zukommt, gerade geognostisch ganz gesondert von der übrigen Gegend bis zur Lahn hin betrachtet werden muss.

Vorberge und Ausläufer, in der Entfernung sich mehr und mehr in die Ebne verlierend, reihen sich dem Hauptgebirgszuge an, der unweit Königstein und Falkenstein mit den drei genäherten Kuppen Feldberg, Lidgenfeldberg und Altking seine grösste Höhe und Mächtigkeit erhält.

Dieses Gebirge, der Taunus mons des Tacitus und Pomponius Mela, kann als Grenzscheide von Nord- und Süddeutschland gelten, wie es einst auch die des Römerreichs und der nicht unterworfenen deutschen Stämme gewesen. Hier zog sich ehedem die verschanzte Grenzlinie der Römer hin und bildet noch jetzt in ihren Trümmern unter dem Namen „Pfahlgraben" auf eine grosse Strecke hin die Grenze des Amts Homburg vom Herzogthum Nassau. Der Name „Taunus" scheint sich wohl am ungezwungensten von „Taun, Zaun“ ableiten zu lassen, weil dieses Grenzgebirge seit uralten und vermuthlich selbst wohl vorrömischen Zeiten verschanzt und gleichsam „verzäunt“ gewesen ist.

Endlich ist noch eine Grenze anderer Art auf dem Hauptzuge des Taunus theilweise zu finden, die Wasserscheide des Main- und Lahngebiets.

Unser Gebirge erreicht auf Hessen-Homburgischen und Nassauischem Gebiete, drei starke Stunden von der Stadt Homburg, seine grösste Höhe mit dem grossen Feldberg, gemeiniglich schlechtweg „Feldberg“ genannt, welcher sich 2654 Pariser Fuss über das Meer erhebt. Von andern Höhepunkten dieses Theils des Taunus führe ich nach Vorgang andrer an:

Lidgenfeldberg, kleiner Feldberg 2490.

Altking, Altkönig 2394.

Klingenkopf 2081.

Herzberg 1828.

Rothenberg 1762.

Gückelsburg 1460.

Bleibeskopf 1454.

Salburg 1304.

an der Goldgrube 1204.

Stadt Homburg 600.

Bergformen.

Die Form der Berge ist vorwaltend die flacher gedehnter Kegel, welche bisweilen, wie das u. a. beim Feldberg der Fall, sich auf den Gipfeln zu ziemlich breiten Hochebnen verflachen.

Ein eigener und gemeinsamer Rücken des Gebirgs besieht nicht, indem alle Kuppen durch kleine hochliegende, nicht sehr tief eingesetzte Thäler getrennt sind, wobei dann einzelne wohl noch bedeutend über die gewöhnliche Linie sich erheben. Die Wasserscheide folgt hier keinem zusammenhängenden Rücken, sondern greift mehrfach in die jenseitige Abdachung über.

Der Abfall nach der Mainebne ist ziemlich rasch und steil, wenn auch sonst dabei schroffe zackige Berggestalien nicht gerade häufig sind. Steil fällt in der Nähe Homburgs das Gebirge au der Goldgrube und mehr noch an dem Marmorstein.

Die beiden das Gebirge bildenden Felsarten, thonige Schiefer und Quarzgesteine, unterscheiden sich im Allgemeinen bestimmt in den Bergformen. Sehr deutlich wird dies durch den Anblick des Höhenzugs schon von Frankfurt und dem Mainthale aus: die Berge links und rechts der dreiteiligen Hauptgruppe von den beiden Feldbergen und dem Altking unterscheiden sich bemerklich in der äusseren Form. Rechts sind es langgezogene flache Rücken, die in einander zu verfliessen scheinen und deren keiner anders denn als breiter gewölbter Rücken hervortritt. Das macht aber, weil in diesen Bergen rechts von der Hauptgruppe das Quarzgestein so gut wie allein die innere Masse bildet. Zur linken des Feldbergs aber fällt eine steilere mehr regelmässig kegelige Form der Berge auf: hier sind thonige Schiefer die herrschende Felsart.

Sonst indess, zumal bei geringeren Höhen, bildet der Schiefer um Homburg herum nur ganz sanft abgeplattete Bergformen, die nie das Gestein in Felsmassen anstehend zeigen, sondern nur in geringer "Ausdehnung aus der Vegetationsdecke hervortreten lassen, es sey denn, dass dasselbe durch die Thalbildung entblösst werde.

Die steilsten Bergabhänge in einzelnen Fällen bildet sonst das Quarzgestein und besonders sind zackige Schroff ansteigende Formen den festen, massigen Abänderungen des Gesteins eigen und zumal dem auf Gängen auftretenden Quarzfelse. Nach dem Lahnthal zu lagern sich an den Hauptzug mehrere Reihen Hohen an, mehr oder minder gleichlaufend geordnet und in der Entfernung mehr und mehr sich verflachend.

Gegen das Main- und Rheinthal hin haben sich an die ursprüngliche, aus dichtem Felse gebildete Gebirgsmasse, hie und da noch später angeschwemmte Bildungen, wie tertiärer Sand und Kalkstein, ferner Lehm und Gerölle, angelagert und setzen vom Hauptrücken nach der Ebne auslaufende flache Hügelreihen zusammen.

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