Loe raamatut: «Georg Schweinfurth: Afrikanisches Skizzenbuch», lehekülg 4

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Erst um drei Uhr nachmittags war ich wieder unten im Tale angelangt. Bald darauf bestieg ich mein Kamel und durchkreuzte ostwärts in 30 Minuten das breite Uadi Abu Tiur. Jetzt wurde noch ein östlicher Teil des Berges sichtbar, der von der Hauptmasse durch einen tiefen Einschnitt getrennt ist, und eine bedeutend geringere Höhe besitzt, als die mittlere Spitze, obgleich er von Kosser aus gesehen, weil näher, als der höchste angesehen werden möchte. Auf Moresbys Karte ist er als „Sugarloaf“ bezeichnet.

In SSO zeigt sich der gleich hohe aber entfernte Gebel Schedät mit spitzigen Zacken und in SO der Gebel Nassla, ein spitziger Granitkegel, der auf Moresbys Karte den Namen Cats Earls trägt. Südöstlich dehnt sich das Uadi noch weit aus, bis es von niederen Hügeln ungenau begrenzt wird. Auf der gegenüberliegenden Seite des Uadis angelangt, hatten wir die Mündung eines breiten nach NO verlaufenden Tals erreicht, an der elf Ababde-Hütten aufgeschlagen waren.

In dem letztgenannten Uadi marschierten wir noch starke 70 Minuten, bis wir an einer durch große Marchgebüsche und zwei Seyal-Bäumchen gekennzeichneten Stelle, in deren Nähe noch zwei Hütten erblickt wurden, rasteten. Dieses Tal ist außerordentlich üppig mit Reseda lurida M., der „Chosame“ der Ababde, bewachsen, ein Leckerbissen für die Kamele.

25. Januar. Da von hier aus das große Uadi, das Meer anstrebend, eine mehr östliche Richtung einschlägt, musste ich in ein Seitental einbiegen, in dem anfangs NNW und dann NO 25 Minuten lang aufwärts gestiegen wurde. Alsdann abwärts durch ein System unregelmäßiger Talgesenke marschierend, wurde der Marsch in NNO und NO weitere 25 Minuten fortgesetzt, bis wir eine weite Ebene vor uns hatten, die NNO in 48 Minuten durchschritten wurde. 50 Minuten in einem durch große Diorithügel unregelmäßig begrenzten Talgesenke wandernd, verfolgten wir anfangs eine nördliche, später eine NNO-Richtung. Viele Marchgebüsche und zum ersten Male Astragalus prolixus Sieb, sowie der weiterhin südwärts so häufige und Kamelweiden bildende Schuhsch, ein aromatisches Büschelgras von 4–5 Fuß Höhe (Panicum turgidum D.) traten mir hier entgegen. Auch stießen mir mehrere Flüge des Pterocles auf. Nach 25 Minuten ebenen Marsches in NO eröffnet sich unseren Blicken eine dürre, vegetationslose, breite Kiesfläche, die in NO durch einen Höhenzug von rotem Granit begrenzt erscheint, während rechts in weiter Ferne das Meer sich zeigt.

In NNW überschritten wir alsdann 50 Minuten lang diese Fläche, bis wir drüben in die Granithügel eintraten, wo etwas gerastet wurde. Das daselbst angetroffene Gestein besitzt eine von der Hauptmasse des Gebirgsstockes der ägyptischen Kordilleren abweichende Beschaffenheit. Ich habe diese Art Granit, deren es in diesen Bergsystemen mehrere von verschiedenem Alter und abweichender Beschaffenheit und Färbung gibt, auch an anderen Punkten der Küste angetroffen, in deren Nähe sie Vorhügelzüge bildet. Namentlich die pittoresken fleischroten Felsen von Scherm Suliah (Scherm Schech) bei Uadi Gemal, die Grabhügel bei Berenike, auch die Berge von Abu Amameh unter dem 21° n. Br. sind den in Rede stehenden äußerst analog.

Nach weiterem 20 Minuten nordwärts gerichtetem Marsch überstiegen wir einen niederen gegen NNW sich weithin ziehenden Kalkfelsen, während rechts 150 Fuß hohe Hügel des beschriebenen Granits und links verflachte Dioritfelsen eine Art Talsenkung erzeugen. In nördlicher Richtung wurden nun 50 Minuten zurückgelegt, bis wir uns ziemlich (etwa 30 Minuten) dem Meere genähert hatten. Hier kreuzten wir die Mündung des Uadi Manich, woselbst die Sille- und Zygophyllum-Vegetation wieder zunimmt. Ein Sandsteinfelsen, dessen stark abfallende Schichten in der Richtung des Hauptgebirgsstockes streichen, tritt an dieser Stelle hinter den die erste Küstenerhebung ausmachenden rezenten Korallenkalkfelsen zutage. Nach 25 Minuten überschritten wir die Austrittsstelle des Uadi Sireb und nach abermaligen 25 Minuten starken Marsches, während das Meer immer näher herantrat, erblickten wir endlich die Masten der Schiffe in dem Hafen von Kosser. Durch die breite Küstenfläche hindurchziehend bedurfte es noch weiterer 90 Minuten verstärkten Marsches, um die Stadt zu erreichen. Die Wanderung an diesem Tage war von der Geschwindigkeit starkschreitender Karawanenkamele, zu 5 km die Stunde gerechnet.

Die Anwesenheit eines großen Dampfers auf der Reede überraschte mich, da dies hier ein sehr seltener Fall ist. Auf der Rückfahrt von Suakin nach Suez war das Schiff widriger Winde halber hier eingelaufen, da der Kapitän über allzu großen Konsum von Kohlen klagte. Die Fracht des Dampfers bestand fast ausschließlich aus Vieh, das seit einiger Zeit massenhaft für Rechnung der ägyptischen Regierung von jenem Hafen bezogen wird. 130 Ochsen und eine Masse Schafe erfüllten alle Räume des großen Schiffes. Die im Roten Meere fast das ganze Jahr hindurch wehenden Nordwinde veranlassen für die Rückreise einen so außerordentlichen Mehrverbrauch an Kohlen, dass die Transportpreise für letztere um 1/3 höher sind als für die Hinfahrt. Auf diese Tatsache gestützt wollen auch viele die Unmöglichkeit eines großen Verkehrs von Segelschiffen im Roten Meere ableiten, wodurch für die Zukunft die Rentabilität des Suezkanals in Frage gestellt werden könnte.

* * *

Ich treffe nun die Vorbereitungen zu meiner abermaligen Seereise nach Suakin, die durch den konstanten starken Nordwind sehr begünstigt erscheint. Ich habe hier meine früher engagierten Leute wiedergefunden, mit denen ich sehr zufrieden war, es fehlt mir daher für die Zukunft nicht an ordentlicher Bedienung. Ich werde nun am Elba anlegen, um dieses Gebirge in der äußerst günstigen Jahreszeit nochmals botanisch ausbeuten zu können. Dort an der Grenze zweier Zonen harren meiner noch manche interessante Funde. Wenigstens werden Hitze und Wassermangel mir in dieser Zeit keine Hindernisse in den Weg legen; mit den Bischarin will ich schon fertig werden.

Der Handel liegt wegen des Ausfuhrverbotes des Getreides gänzlich darnieder. Nur für 8.000 Ardeb Korn hat die Regierung neuerdings dieses Gesetz aufgehoben, damit wenigstens ein Teil der vorhandenen Vorräte nicht verderbe.

Wie soll man sich die eigentümliche Erscheinung erklären, die das Rote Meer alljährlich während des Winters durch auffallend hohen Stand des Wassers auch zur Zeit der Ebbe zeigt? Korallenbänke, die im Sommer alltäglich von der Ebbe freigelegt zu werden pflegen, sind gegenwärtig gar nicht zugänglich. Ein Zoologe wäre jetzt schlimm daran mit dem Einsammeln von Seetieren. Sogar der Fischfang wird durch dieses Phänomen so sehr beeinträchtigt, dass der im Sommer überaus reiche Fischmarkt von Kosser wie verwaist erscheint.


Straße in Kosser

(aus Klunzinger, Erinnerungen aus meinem Leben, Würzburg,

Verlag Kabitzsch)

* * *

Die ältesten Klöster der Christenheit St. Antonius und St. Paulus

Die ältesten Klöster der Christenheit St. Antonius und St. Paulus

Kaum zweihundert Kilometer südöstlich von Kairo, aber in völliger Abgeschiedenheit und nur äußerst selten von Reisenden besucht, liegen unmittelbar zu Füßen der beiderseitigen Steilabstürze einer gegen das Rote Meer zu auslaufenden Ecke des östlichen Kalkplateaus die beiden berühmten Klöster St. Antonius und St. Paulus, die ältesten der gesamten Christenheit.


Kloster des Heiligen Antonius


Kloster des Heiligen Paulus

Ich besuchte die Klöster in den Jahren 1876, 1877 und 1878.

Als ein Teil jenes weitausgedehnten der Nummulitenformation angehörigen Plateaus, das der Nil auf seinem Laufe von Theben an durchschneidet und von der Hauptmasse auf der libyschen Seite absondert, bildet das die beiden Klöster voneinander trennende Gebirge einen bis über 1.200 Meter ansteigenden Ausläufer. Nach Norden zu wird er von dem zehn Stunden breiten Uadi Arabah begrenzt, nach Süd-Osten dagegen tritt er vermittelst eines verworrenen Systems vorgeschobener Hügel und geradrückiger Abstufungen in Kontakt mit den nördlichsten Gliedern der sich längs der ganzen Westküste des Roten Meeres hinziehenden Kette von Porphyr-, Granit- und Dioritgebirgen. Von der Höhe dieses Plateau-Ausläufers, den die im Gebiete spärlich zerstreuten Hirten Galala nennen, verlaufen hauptsächlich nordwärts zum Uadi Arabah mehrere tiefe Taleinschnitte, die zwischen großartig pittoresken Felswänden hin und her gewunden, die Bergmasse in eine Anzahl unregelmäßiger Rippen gliedern, während diese auf der entgegengesetzten, nach Südwest verlaufenden Seite nur wenige Einschnitte zeigt und hier wie eine aus dem Gewirr der Vorhügel steil aufsteigende und zusammenhängende Mauer erscheint, ein Aussehen, das dem Kalkplateau auf seiner ganzen östlichen Begrenzung bis zur Stadt Keneh in Oberägypten, zukommt.

Das Uadi Arabah trennt von diesem östlichen Kalkplateau ein nördliches quadratisches Stück ab, indem es einen von Westen nach Osten gerichteten Spalt in demselben bildet, der sich gegen das Rote Meer unter 28° n. Br. öffnet. Die Luftlinie von Kairo zum Kloster St. Antonius bildet die Diagonale dieses Stücks, das die dortigen Araber gleichfalls mit dem Namen Galala zu bezeichnen pflegen; ein Wort, das wahrscheinlich synonym ist mit dem anderwärts mehr gebräuchlichen topographischen Terminus „Hamada“, d. h. Hochebene. Die Steilabstürze der nördlichen und südlichen Galala begrenzen das Uadi Arabah in Gestalt zweier Mauern, die, indem das immense Tal nach Westen zu ansteigt und allmählich in die Hochebene übergeht, in der Richtung zum Meere an Höhe scheinbar zunehmen. Diese Art der Umrahmung des Uadi Arabah macht es den Oasentälern der Libyschen Wüste sehr ähnlich, die bei annähernd gleichen Dimensionen ebensolche Einbrüche in die Plateaudecke des Nummulitenkalks bezeichnen, vielleicht ehemalige Ausbuchtungen eines der mittleren oder neueren Tertiärzeit angehörenden Meeres von unbekannter Ausdehnung.

Die Regenverhältnisse gestalten sich in diesem nördlichsten Teile der ägyptisch-arabischen Wüste etwas günstiger als in dem südlich von den Klöstern gelegenen, obgleich das ganze Stück denselben klimatischen Einflüssen unterworfen erscheint. Während südlich vom 28. Breitengrade mitunter mehrere Jahre verfließen können, ohne dass auch nur ein nennenswerter Niederschlag statt hätte, entladen sich auf den Höhen der Galala in den Wintermonaten fast ausnahmslos, und mindestens einmal im Jahre in ergiebiger Weise, die aus der Region der Winterregen herübergreifenden Wolkengeschiebe. Ein solcher Regen ist selten von anhaltender Dauer, auch trifft er gewöhnlich nur einen kleinen Strich, aber die Natur hat, ganz im Einklange mit dem ökonomischen Haushalte des gesamten Wüstenlebens für eine umso sparsamere Verausgabung des kostbaren Lebensstoffes gesorgt. Die nackten steilen Felsgehänge, wenn auch nur flüchtig benetzt, liefern immerhin beträchtliche Wassermassen, die schleunigst der Tiefe zustürzend sich ohne großen Verlust anzusammeln vermögen. Die durstige poröse Kalkmasse an den einen, kieseldurchsetzte Schichten an den anderen Stellen arbeiten sich zur sorgfältigen Aufspeicherung des Wassers gegenseitig in die Hände. Hier wird das Gewonnene schnell aufgesogen und vor der intensiv wirkenden Verdunstung bewahrt, dort in wohlabgeschlossenen Reservoiren tief unter der mächtigen Decke des Gebirges eingeheimst, um alsdann tropfenweise in geheimnisvollen Adern weiter geleitet und schließlich auf dem Grunde der von Geröll erfüllten Talsohle als belebender Dunst den Wurzeln der auf die Verwertung auch der geringsten Feuchtigkeitsmengen eingerichteten Wüstengewächse zugeführt zu werden. Ab und zu stößt man am Ursprunge der Täler auf große natürliche Wasserbecken, die tief in den Felsen ausgehöhlt den Strahlen der Sonne nur selten Eingang gestatten und trotz jahrelangen Regenmangels ihren Inhalt fast ungeschmälert aufzubewahren vermögen, bis Menschen und Tiere ihn leeren. Die ganze Gebirgsmasse gleicht einem von feuchten Dünsten erfüllten Schwamm. Unbedeutend ist in diesen Wüsten die dem Taufall zugewiesene Rolle. Er tritt hauptsächlich während der Wintermonate bei nordwestlicher Luftströmung in Wirksamkeit. Auch wirkliche Quellen sind selten, aber da, wo sie auftreten, von zuverlässigster Beständigkeit. Den untersten Schichten des Gebirges entstammend, da wo die Mergel einer älteren Formation (Kreide) sich unter die meist festen Schichten des Nummulitenkalkes lagern, scheinen diese Quellen den Überschuss vom Resultate der hydraulischen Gesamtarbeit der Gebirgsmassen auszumachen. Die ihnen eigene, der mittleren Jahreswärme der Gegend entsprechende Temperatur beweist, dass hier die Quellen keiner großen Tiefe, mithin auch keinem anderen Wasservorräte ihren Ursprung verdanken können als demjenigen, den die umliegenden Berge oberflächlich hier und da aufzufangen Gelegenheit hatten.

Solcher nie versiegender Quellen kennt man im Uadi Arabah vier, die am Fuße der es im Süden begrenzenden Felswände zutage treten, und zwei auf der nördlichen dem Roten Meere zugewandten Seite. Unter ihnen sind die beiden Klosterquellen die beträchtlichsten, und während die übrigen die Ansiedelung von nur wenigen Dattelpalmen gestatteten, haben die Quellen von St. Antonius und St. Paulus deren ganze Haine aufzuweisen und doch noch Überfluss genug zur Bewässerung ihres Gartenlandes. Der Leser aber glaube nicht, dass an solchen Quellen und Wasserbecken von Hause aus ein besonders üppiger Pflanzenwuchs auftrete. Die größere oder geringere Menge des zugeführten Nass beeinflusst wenig die gewohnheitsmäßige Enthaltsamkeit der Wüstengewächse. Alle sind sie an ein äußerstes Minimum davon gewöhnt, der Überfluss bleibt unbenutzt und in der nächsten Umgebung der Wasserstellen begegnet der Reisende nicht mehr Gewächsen, als er stundenweit talabwärts an scheinbar völlig dürren Orten wahrgenommen hat.

Der ganze Wüstenhaushalt ist auf ein beständiges Fastenleben eingerichtet. Pflanzen und Tiere unterliegen demselben Gesetz, auch der Mensch, der in ihrer Mitte heimisch wird, macht keine Ausnahme. Die Nüchternheit wird zur Gewohnheit, das Fastenleben der Anachoreten kein Verdienst mehr. Alles, was ihn umgibt, hungert nach unseren Begriffen und durstet, und doch ist alles voller Leben und Kraft. Eine Wiese im Norden verzehrt mehr Wasser als hier ein ganzer Landstrich und mancher Bauer daheim mag beim Hochzeitsschmaus so viel an Nahrungsstoffen zu sich nehmen, als ausreichen würde, eine ganze Beduinenfamilie tagelang mit Kost zu versorgen. Die große Mehrzahl der vierfüßigen Wüstengeschöpfe trinkt nie, d. h. sie pflegen nie tropfbares Wasser in anderer Gestalt zu sich nehmen, als solches in den winzigen Sprossen der Kräuter dargeboten erscheint, mit denen sie ihren Magen füllen. Es ist erwiesen, dass selbst die Gazelle jeglichen Wassers zu entbehren vermag. Bei den vielen großen und kleinen Sauriern, bei den Wüsten-Hasen, Springmäusen und anderen Nagetieren, die in diesen Strichen heimisch sind, ist das die stehende Regel. Angesichts dieser Verhältnisse scheint die uns aus dem Altertum überkommene Nachricht, es hätten Einsiedler mitten in der Wüste ohne alle Beihilfe jahrelang ihr Leben zu fristen vermocht, viel von ihrer Unglaubwürdigkeit einzubüßen. Es mag keineswegs undenkbar erscheinen, dass Paulus von Theben sich einzig von den Früchten der Dattelpalmen, die er an der Quelle vorfand, bei der er sich niederließ, ernähren konnte, und dass Antonius ein halbes Jahr lang mit einem Sack Zwieback auszukommen wusste, den ihm ein Freund überbrachte.


Anachoreten-Zelle

Ein Anachoret (aus altgriechisch ἀναχωρεῖν anachōreín „zurückziehen, ins Land (außerhalb der befestigten Stadt) ausziehen“) war im altgriechischen Sprachgebrauch ein Mensch, der sich aus persönlichen Gründen aus der Gemeinschaft, der Chora, zurückzog. Als frühester Vertreter der christlichen Anachoreten gilt der Heilige Antonius der Große (auch Antonius der Einsiedler) (251?–356). In seinem Umfeld bildeten sich erste Anachoretengemeinschaften, lose Zusammenschlüsse von mehr oder weniger getrennt lebenden Eremiten als Übergang zum Koinobitentum. Die als Inklusen bezeichneten Anachoreten konnten durch ein kleines, sich zum Altar der Kirche hin öffnendes Fenster die Heilige Messe hören und die Kommunion empfangen, während sie durch eine zur Straße hin gelegene Öffnung mit dem Lebensnotwendigen versorgt werden konnten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Anachoret)

Die Kirchengeschichte berichtet sogar von einer Klasse von Anachoreten, die man die „Weidenden“ nannte, weil sie sich wie das Vieh, von den Kräutern, die sie sammelten, zu ernähren wussten. Setzen wir an die Stelle der Kräuter Wurzeln, so erscheint die Sache nicht undenkbar. Ich habe noch heute auf den Höhen der Galala zwei Pflanzen in großer Menge allverbreitet vorgefunden, die in rohem Zustande genießbare Wurzeln, etwa den Karotten und dem Schwarzwurz vergleichbar, liefern und von denen die Beduinenkinder alltäglich bedeutende Quantitäten ohne Schaden zu sich nahmen: Malabaila Sekakul und Scorzonera mollis.

Die Vegetation in den Felstälern der südlichen Galala und die der höchsten Teile des Plateaus selbst macht auf denjenigen, der nur die nackten weißen Felsen in der Umgegend von Kairo und am Rande des Niltals kennt, einen außerordentlich überraschenden Eindruck. Einzelne Täler, wie z. B. das (südliche) Uadi Ashar, das ½ Stunden westlich vom Kloster St. Antonius mündet, und das Uadi Tin, vier Stunden westlich vom Kloster Paulus, finden in allen Wüsten des eigentlichen Ägyptens, was eine verhältnismäßig üppige und mannigfaltige Entwicklung des Pflanzenwuchses anbetrifft, nicht ihresgleichen. Sie erscheinen inmitten des nackten Nummulitengebirges mit ihrem ununterbrochenen Pflanzenteppich, mit den großblütigen Stauden von Salbei, Bilsenkraut, Thymian, Peganum, Stachys und dergleichen, wie ein Stück gelobten Landes. In der Tat entspricht der Vegetationscharakter hierselbst der Flora Palästinas und er ist mit demjenigen der Sinai-Halbinsel fast identisch. Allein im Großen und Ganzen sind dies eben nur Ausnahmen und oasenartige Lücken in der verzweifelten Starrheit solcher Felseinöden, von denen man, ohne Ägypten und den südlichen Orient bereist zu haben, sich schwerlich einen Begriff wird machen können. Nichts als das blendende Weiß der Felsen und Gerölle, ab und zu in graue und braune Töne übergehend, darüber das Blau des Himmels und der in violettem Schimmer verschwindende Hintergrund, bieten sich hier dem Auge des Beschauers. Kein Baum, nur selten ein mannshoher Strauch, der einigen Schatten spendet, unterbricht diese tote Landschaft, ein Wald von bizarr gestalteten Felsen und Steinblöcken.

So beschaffen war der Schauplatz, auf dem in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung die beiden Urbilder des Anachoretenlebens St. Antonius der Abt und St. Paulus von Theben erscheinen. Stellen wir ihm das Tal von Subiaco in Italien gegenüber, jene Wiege des abendländischen Mönchtums, an der St. Benedikt gestanden, so erscheint es, trotz seiner so nackt und ernst herniederschauenden Felsgehänge doch wie ein irdisches Paradies voller Anmut und Lebensfrische, von der Paulus, seit er als Jüngling dem Niltal entfloh, während seiner fast hundertjährigen Wüsteneinsamkeit nie auch nur den geringsten Abglanz empfand.

Die Klöster, die das unmittelbar auf unsere Tage übernommene Vermächtnis der beiden Schutzpatrone des christlichen Ägyptens darstellen, wurden, ungeachtet ihrer geringen Entfernung von der Hauptstadt des Landes, von Reisenden, fränkischen sowohl wie orientalischen, nur äußerst selten, wenige Mal in jedem der letzten drei Jahrhunderte berührt.


Geschichtliche Entwicklung der traditionellen christlichen Gruppen – Burgs

Der Monophysitismus (von altgriechisch μόνος monos ‚einzig‘ und φύσις physis ‚Natur‘) oder Miaphysitismus (von μία mia ‚eine‘) ist die christologische Lehre, dass Jesus Christus nach der Vereinigung des Göttlichen und Menschlichen in der Inkarnation nur eine einzige, göttliche Natur habe.

Gegenstand der Wallfahrt sind die Klöster, dank der Gleichgültigkeit, wie sie die monophysitische Kirche von jeher gegen den bereits von Antonius bekämpften Reliquienkultus und gegen eine abgöttische Heiligenverehrung an den Tag gelegt hat, seit dem Tode dieses ihres Altvaters nie gewesen. - Die dahin führenden Wege liegen gänzlich abseits von allem Verkehr und die Reise erfordert eigene Vorbereitung und Ausrüstung zu einem fünf- bis sechstägigen Durchzug durch wasser- und menschenleere Felswüsten.

Drei Wege führen zu den Klöstern der östlichen Wüste. Der gewöhnliche, den auch die zweimal im Jahr zur Verproviantierung der Mönche vom Niltal abgesandte Karawane einschlägt, ist der von Bayad, gegenüber der an der oberägyptischen Eisenbahn gelegenen Provinzialhauptstadt Benisuef seinen Ausgangspunkt nehmende. Der Weg führt durch die Uadis Escheb, Sanur und Chädr ins Uadi Arabah und nach Kreuzung des letztgenannten zum Kloster St. Antonius, mit einer Gesamtlänge von hundertundvierzig Kilometern. Ein wegen seiner Terrainverhältnisse beschwerlicherer, aber auch für Lastkamele zugänglicher Pfad beginnt am rechten Nilufer vierzig Kilometer im Süden von Kairo beim Dorfe Ab-el-Ejam, und geleitet durch das Uadi Uarag auf die Höhe der nördlichen Galala, steigt dann zum nördlichen Uadi Ashar (es gibt deren zwei des gleichen Namens) hinab und mündet gleichfalls im Uadi Arabah gegenüber dem Kloster St. Antonius. Man kann auch von Suez aus zur See oder mit Kamelen dem Westufer des Roten Meeres folgend, zu den Klöstern gelangen.


Mönche vor dem Kloster St. Antonius

Dieser Weg führt auf das Kap Safarana zu, von dem beide Klöster, in gleichem Abstande, eine gute Tagereise entfernt sind.

Ein wiederholter Besuch der ehrwürdigen Stätten setzt mich in den Stand, ausführlich über ihr heutiges Aussehen zu berichten, sowie von dem Leben und Treiben ihrer Bewohner Nachricht zu geben. Zum besseren Verständnis ihrer Bedeutung für das orientalische Christentum und für die Entwicklung des Christentums überhaupt will ich indes zunächst einige historische Nachweise vorausschicken und versuchen, das Bild des im Abendlande weniger als im Orient gefeierten großen Heiligen Antonius und dessen Schicksale, sowie dasjenige St. Paulus, seines Nachbarn im Anachoretenleben, wieder aufzufrischen.

Die Lebensgeschichte des heiligen Antonius (Er wird auch Antonius der Einsiedler, Antonius Eremita, Antonius Abbas und Antonius von Koma genannt. Er wird oft als „Vater der Mönche“ bezeichnet.) ist uns von seinem Zeitgenossen Athanasius (Athanasius der Große (auch Athanasius von Alexandria, Ἀϑανάσιος Athanásios ‚ der Unsterbliche‘; * um 300 in Alexandrua; † 2. Mai 373 ebenda) war Patriarch von Alexandria und Kirchenvater.), dem berühmten Eiferer gegen die Irrlehre des Eutychus und Bischof von Alexandria, überliefert worden.


Ikone des heiligen Athanasios

Euagrius, der St. Hieronymus auf seiner Orientreise begleitete, hatte frühzeitig den griechischen Text ins Lateinische übertragen und Hieronymus diese Übersetzung seiner biographischen Sammlung, fünfunddreißig Jahre nach Antonius Tode, einverleibt, so dass die Überlieferung eine ziemlich gut vermittelte geblieben ist. Antonius stammte aus einer reichen, in Komea (heute Keman-el-aruss bei Benisuef) ansässigen Familie Mittelägyptens. Seine Geburt wird in das Jahr 251 verlegt. Ein fleißiger Besucher der öffentlichen Evangelienvorlesung fühlte er sich eines Tages – er stand im Alter von achtzehn bis zwanzig Jahren und war elternlos – durch die Erzählung vom reichen Jüngling (Math. XIX. 21) dermaßen hingerissen, dass er all sein Hab und Gut unter die Armen verteilte, die einzige Schwester fremder Pflege anvertraute und selbst hinaus vor die Stadt zog, um sich einsamen Gebetsübungen hinzugeben. Zu jener Zeit gab es in Ägypten noch keine Klöster; von Eremiten aber, die in der Wüste lebten, hatte man noch nie etwas gehört. Indes pflegten viele fromme Männer bereits an abgelegenen, vom Geräusche der Welt entfernten Plätzen sich aufzuhalten, um den noch schüchternen Bekennern der christlichen Lehre Zuspruch und Trost zu gewähren. Zu diesen begab sich Antonius, um ihre Lehren zu empfangen und sich an ihrem Beispiel zu erbauen. Dabei arbeitete er als Tagelöhner, um sich den nötigen Unterhalt zu verdienen, und verteilte den Überschuss unter die Armen. Nach einiger Zeit nahm er seinen Aufenthalt an einem verödeten Orte, wo sich alte Gräber befanden. Hier richtete er sich seine Wohnstätte zurecht, während ein Freund ihn mit Speise und Trank versah. Abermals nach Verlauf einiger Zeit und nach vielfach ausgestandener Anfechtung seitens des Bösen, der ihm unter den mannigfachsten Gestalten erschienen war (von Malern so häufig zum Gegenstande ihrer Darstellungen gewählt), gelangte in Antonius der Entschluss zur Reife, was noch keiner vor ihm gewagt, keiner wenigstens, von dem man Kunde hatte, sich ganz und gar in die unzugänglichste Wüstenei zurückzuziehen und daselbst für immer der Welt abzusterben.

Er hatte bereits das fünfunddreißigste Jahr zurückgelegt, als er sich infolgedessen auf einen Berg begab, wo sich die Trümmer eines alten Kastells befanden. Dies war vermutlich die Stelle unterhalb Benisuef am rechten Nilufer, wo sich heute noch die Reste eines anderen uralten Klosters befinden, das gleichfalls seinen Namen trägt.

Antonius sperrte sich durch vorgelegte Steine im Innern der Burgruine einen Raum ab, in dem er sich einschloss. Zweimal im Jahre wurde er von seinem treuen Freunde mit dem nötigen Vorrat an Brot und Wasser versorgt. Der Bericht lautet: „er nährte sich von jenem Brot, das die Bewohner Ägyptens so herzurichten wissen, dass man es ein ganzes Jahr unverdorben aufzubewahren vermag.“ Es war also eine Art jenes Zwiebacks, in dessen Zubereitung die Ägypter noch heutigen Tages große Geschicklichkeit bekunden, und zu dessen Zubereitung der im Niltal gewonnene Hartweizen ganz besonders geeignet erscheint.

Zwanzig Jahre harrte Antonius in seiner engen Klause aus, ohne sich vom Platze zu rühren. Eine innere Stimme hatte ihm indes geboten, er dürfe sein Licht nicht unter den Scheffel stellen; so predigte er vor dem herbeiströmenden Volk, das ihn als einen wahren Heiligen zu verehren begann, und seine Fürbitte um Heilung von allerhand Gebrechen anzusprechen kam. „So begann sich die Wüste zu beleben“, sagt der Bericht.

Da erfuhr Antonius von der großen Christenverfolgung, die unter Maximinus' Regierung (311 n. Chr.) in Alexandria wütete. Er begab sich dahin, sehnsüchtig nach dem Martyrium verlangend. Allein, obgleich er der Gefahr überall die Stirne bot, blieb er unter Hunderten verschont und kehrte, mit der Überzeugung, dass Gottes Vorsehung ihn zu anderen Taten berufen hätte, wieder nach dem Heptanomos zurück.

Viele Zeichen hatte Gott durch ihn vollziehen lassen und weit und breit galt er als der „Mann Gottes“, so beschloss Antonius, fürchtend, dass sein Geist sich infolge der ihm von allen Seiten an den Tag gelegten Verehrung mit Eitelkeit und Hochmut behaften möchte, nach Oberägypten zu wandern, wo ihn niemand kannte. Bald stieß er auf einen Trupp Araber (Sarazenen nennt sie der Text, eines der ältesten Vorkommnisse dieses Namens), die Ägypten auf einem Handelszuge besucht hatten, und sich nun zur Heimkehr durch die östliche Wüste anschickten. Es bot sich ihm auf diese Art eine Gelegenheit dar, vor der bewundernden Menge tief in die abgelegensten Einöden zu entfliehen. Die Araber hatten nichts dagegen, dass sich Antonius ihrer Karawane anschloss, und so brachten sie ihn nach einer Reise von drei Tagen und drei Nächten (entspricht genau der 140 Kilometer betragenden Entfernung von Bayad zum heutigen Kloster, die eine ledige Karawane in der angegebenen Zeit zurückzulegen pflegt) zu einer Stelle, wo, wie eine innere Stimme ihm anzeigte, er Ruhe und Seelenfrieden finden sollte.

In einem hohen Berge, an dessen Fuße sich eine sprudelnde Quelle mit einigen Palmen und eine Fläche mit anbaufähigem Erdreich vorfand, erkannte der Wanderer den Ort, den Gott ihm als Wohnsitz bestimmt hatte. Nachdem er von seinen Begleitern einiges Brot empfangen hatte, blieb er allein an dieser Stelle zurück. Ab und zu erneuten in der Folge vorüberziehende Kaufleute diese Lebensmittel, und ungestört vermochte der Heilige sich für einige Zeit in dieser Einsamkeit von allem Verkehr mit seinen Bewunderern abzuschließen; aber bald war die Kunde von seinem Wohnort ins Niltal gedrungen und so kamen viele, um ihn auch hier aufzusuchen. Antonius bat seine Besucher, sie möchten ihm einiges Ackergerät und Sämereien herbeischaffen, und nachdem er diese erhalten, machte er sich daran, einen Garten anzulegen, und das Wasser der Quelle auf den angebauten Boden zu leiten. So gelang es ihm durch eigenen Fleiß nicht nur für seinen Unterhalt, sondern auch für denjenigen der zahlreichen Anhänger zu sorgen, die sich nicht hatten abhalten lassen, seine Nähe aufzusuchen und in der Umgegend als Eremiten zu hausen. Er flocht aus den Blättern der Dattelpalme Körbe und sandte solche zum Nil, um mit dem Erlös weitere Vorräte für die Brüderschaft in der Wüste zu beschaffen. Antonius machte sich immer etwas zu schaffen, sein Grundsatz war „bete und arbeite“, denn die fortgesetzte körperliche Untätigkeit, das wusste er aus Erfahrung, schwächt den Geist, während ununterbrochene Gebetsübungen ihn krankhaft entarten lassen mussten. Seinem Beispiele folgten die übrigen und so wurde er in der Tat der Begründer des ersten Klosterlebens in der Wüste. – Aus der Lebensgeschichte des Pachomius geht hervor, dass er St. Antonius („Mar Antonios Abbas“) als das Vorbild der Eremiten gefeiert hat. Antonius war selbst nie mit Pachomius zusammengetroffen, ist aber mit ihm durch Vermittlung einer an ihn gesandten Abordnung von Eremiten in Verbindung getreten. Das erste eigentliche Kloster soll Pachomius zu Tabenne, auf einer Nilinsel unterhalb Keneh um 340 n. Chr. gegründet haben, also acht Jahre vor seinem Tode. –

Tasuta katkend on lõppenud.

Žanrid ja sildid
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