20 Jahre Jenaer Kirchbauverein e.V.

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20 Jahre Jenaer Kirchbauverein e.V.
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Inhalt

GRUSSWORTE

Wie alles begann

Die Vorsitzenden

Jenaer Kirchbauverein – Leitbild und Ziele

Gründungsmitglied und stellvertretender Vorsitzender

„Gott sei Dank –Der Turm kommt wieder unter die Haube“

„Der Mann mit den Folianten“

Rundum-Sanierung von St. Michael

Neues Mansarddach der Stadtkirche St. Michael

Brautportal und Tympanon

Friedenskirche Jena

Dorfkirchen im Tal und auf den Bergen

Das Lutherhaus

Opernball Pro Jena – eine Erfolgsgeschichte

Der Jenaer Kirchbauverein und sein Vorstand

Finanzen des Kirchbauvereins

Chronik des Jenaer Kirchbauvereins e.V.

Impressum

GRUSSWORTE


Meine sehr geehrten Damen und Herren,

der Jenaer Kirchbauverein feiert im Oktober 2016 sein 20-jähriges Gründungsjubiläum. Dazu beglückwünsche ich alle Vereinsmitglieder herzlich. Was der Verein in den zwei Jahrzehnten seines Bestehens geleistet hat, ist außerordentlich und geht über die Bewahrung sakraler Bauten der Region weit hinaus. Über die Mauern der Kirchen beflügelt die zivilgesellschaftliche Arbeit des Vereins die kommunale Gemeinschaft in Jena.

Mein herzlicher Dank und großer Respekt gelten den im Verein engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die sich die Bewahrung der Kirchen in und um Jena zu ihrer Aufgabe gemacht haben. Dank ihres außergewöhnlichen Einsatzes konnte die Sanierung der Stadtkirche St. Michael von 1998 bis 2014 in drei Bauabschnitten durchgeführt werden. Viele Menschen unterschiedlicher Herkunft und Gaben packten bei der Sanierung – ungeachtet der sicher oft übergroß erscheinenden Aufgaben – mutig an, warben mit ideenreichen Aktionen um Aufmerksamkeit für die Kirche und sammelten Spendengelder. Bei aufwändigen Sanierungsarbeiten kann niemand bauliche Überraschungen vorhersehen. Doch mit den Anforderungen wuchsen auch die Beharrlichkeit und Überzeugungskraft der Vereinsmitglieder, so dass die Stadtkirche heute wieder als Ort des Gebets und der Gemeinschaft, der Kultur und Geschichte von vielen Menschen erlebt und genutzt werden kann.

Längst engagiert sich der Verein auch für viele Kirchen der Region. Dieses außerordentlich breite Engagement entstand aus dem Bewusstsein, dass alle Bürgerinnen und Bürger ein Recht an ihrer Geschichte haben und unsere Kirchen für die Vergegenwärtigung der eigenen Herkunft von großer Bedeutung sind. Jeder soll die Möglichkeit haben, sich mit der Heimatgeschichte in einem historisch gewachsenen Umfeld vertraut machen zu können.

Kirchen prägten unsere Städte und Gemeinden über Jahrhunderte sowohl architektonisch als auch geistig. Viele Kirchbauvereine in unserem Land tragen Unschätzbares dazu bei, dass sie auch weiterhin einladende Orte der Ruhe und Einkehr, der Information und Gemeinschaft für alle Bürgerinnen und Bürger sind. Einer der aktivsten Fördervereine in unserem Land ist der Jenaer Kirchbauverein. Ich wünsche ihm weiterhin eine große Zahl an großzügigen Unterstützerinnen und Unterstützern und klugen Ideen.

Ihr


Bodo Ramelow

Ministerpräsident des Freistaates Thüringen


Sehr geehrte Damen und Herren,

Liebe Freunde, Förderer und Mitglieder des Jenaer Kirchbauvereins,

warum ist es nicht nur sprichwörtlich geboten, dass die Kirche im Dorf bleiben soll? Weil die Kirche in vielen Gemeinden weit über die christliche Gemeinde hinaus ein Ort des geistigen Lebens, der Identifikation, der Begegnung und der Kultur ist. Umso mehr ist es für die gesamte Gesellschaft wichtig, sich um den Erhalt dieser Orte zu kümmern. Hierzu leistet der Jenaer Kirchbauverein seit nunmehr 20 Jahren einen enormen Beitrag. Unter seinem Dach haben sich Menschen zusammengefunden, um die Gotteshäuser unserer Stadt und der Region in den finanziell sehr aufwendigen Sanierungsfragen zu unterstützen.

So ist es dank des begrüßenswerten Engagements zahlreicher Spender gelungen, die Sanierung unserer Jenaer Stadtkirche St. Michael zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Unvergessen bleibt das Aufsetzen der Turmhaube im Jahr 2000 und die Öffnung des Bogenfeldes über dem Brautportal im Jahr 2014. Mein aufrichtiger Dank gilt allen Helferinnen und Helfern der vergangenen 20 Jahre, die durch ihre finanzielle Unterstützung die Sanierung der Stadtkirche ermöglicht haben. Mit dem Abschluss dieses Megaprojekts hat sich der satzungsmäßige Vereinszweck freilich nicht erledigt, denn weitere sanierungsbedürftige Kirchen der Region sind auf die Unterstützung aus der Mitte der Gesellschaft angewiesen. Wie auch schon in der Vergangenheit können sich kleinere Kirchen in den Orten auf Unterstützung freuen.

Ich wünsche dem Kirchbauverein auch künftig für seine so wichtige Unterstützung alles Gute. Die Kirchen der Region werden es Ihnen, den Mitgliedern und Spendern, danken.

Ihr


Dr. Albrecht Schröter

Oberbürgermeister Stadt Jena


Glückwunsch und Dank dem Kirchbauverein Jena zum 20. Geburtstag

Meine erste Erinnerung an den Jenaer Kirchbauverein war ein ungläubiges Kopfschütteln.

Als Pfarrer in Gera-Lusan hatte ich gehört oder auch gelesen, dass die Jenaer sich anschickten, ihrer Stadtkirche eine Renaissancehaube auf den Kirchturm zu setzen. „Haben die keine anderen Sorgen?“, war so ein spontaner Gedanke. Heute weiß ich, dass auch andere so dachten, auch in der Kirchengemeinde. Aber eigentlich ging mich das ja nichts an. Das sollte sich nur wenige Jahre später ändern. Bereits kurz nach meiner Einführung zum Superintendenten in Jena führte mich ein Besuch mit meinem Vorgänger Peter Spengler zu Franz von Falkenhausen ins Zeiss-Werk zum Vorsitzenden des Kirchbauvereins. Als nur ein Jahr später die von Professor Wolfgang Deurer geplante und entworfene Haube auf den Turm von St. Michael kam, war es ein Fest für die ganze Stadt. Inzwischen war ich froh, dabei sein zu dürfen. Zum Glück hat sich danach Lothar Späth nicht durchgesetzt, der die weiteren Bauabschnitte eigentlich nicht angehen wollte. Heute erstrahlt die Kirche im Inneren und von außen. Daran haben der Kirchbauverein, unser Architekt Professor Wolfgang Deurer und die vielen kaum zu zählenden Spenderinnen und Spender einen großen Anteil. Gerne erinnere ich mich noch an ein besonderes Zeichen zivilgesellschaftlichen Engagements: Wie viele Bürgerinnen und Bürger, Christinnen und Christen haben in kurzer Zeit den neuen Fußboden mit ganz kleinen und großen Beiträgen finanziert. Da zeigten viele, auch wenn sie gar nicht der evangelischen Kirche angehörten: „Das ist unsere Kirche, unsere Stadtkirche, in der wir 1989 beteten und danach auf die Straße gingen. Sie gehört zu unserer Stadt.“ Heute ist diese Kirche wie viele andere für Einheimische und Besucher, für Christen und Nichtchristen tagsüber und nicht nur zu Gottesdiensten und Konzerten geöffnet. Dass der Kirchbauverein durch sein Engagement dafür Voraussetzungen geschaffen hat, bin ich sehr dankbar. Dem Kirchbauverein Jena danken aber auch viele andere Kirchen im Kirchenkreis für wichtige Unterstützung bei ihren Bau- und Sanierungsmaßnahmen. Wenn wir im Oktober den 20. Geburtstag des Jenaer Kirchbauvereins feiern, steht über diesem Monat ein Spruch aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth: Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. (2. Kor. 3,17)

Mögen die Mitglieder des Kirchbauvereins von solchem Geist getragen sein. Und mögen die Kirchen, zu deren Erhalt der Kirchbauverein beiträgt, Orte solcher Freiheit sein und bleiben, Orte, an denen Menschen in all ihrer Unterschiedlichkeit etwas von der Liebe und Freiheit Gottes erfahren können.


Diethard Kamm

 

Regionalbischof des Propstsprengels

Gera-Weimar


Bild 1: Die Kirche nach der Sanierung allround pictures (Jörg-Uwe Jahn)


Bild 2: Zustand der Kirche zum Zeitpunkt der Gründung des Jenaer Kirchbauvereins (1996). Abfangvorrichtungen gegen herabfallende Steine am Turm. Am Vorhangfries des Brautportals sind Restaurierungsversuche erkennbar.

Wie alles begann

Interview mit Rektor i. R. Michael Dorsch (MD)


Bild 3: Rektor i. R. Michael Dorsch, 2016.

Herr Dorsch, Sie sind einer der Gründungsväter des Kirchbauvereins. Wie stand es um die Kirche wenige Jahre nach der Wiedervereinigung:

MD: Zur Gründung des Vereins war die Zeit der DDR noch sehr präsent. Dort verstand sich die Kirche als eine Zeugnis- und Dienstgemeinschaft. Ich nenne dies in unserem Zusammenhang die ekklesiologische Dimension der Vereinsgründung. Der Terminus ”Ekklesia” bedeutet ”Versammlung, Gemeinde”. In der Zeit nach der Wende war das Selbstverständnis der Kirche neu gefragt: Wie ist das jetzt mit Zeugnis und Dienst im Glauben an diesen Kyrios? Wo wird die christliche Gemeinde jetzt verortet und wie lebt sie mit dem Haus, das die Mütter und Väter für ihre Versammlungen gebaut haben? Was für eine Botschaft geht von diesem Kirchgebäude heute aus?

Der Altstadtverein drängte schon bald, er wollte dem Kirchturm-Torso des Krieges wieder eine Renaissancehaube geben:

MD: Diese Frage zielt auf die Entstehungsgeschichte, die historische Dimension. Bereits 1992 hatte der Altstadtverein für die Turmhaube Geld gesammelt. Die Kirchengemeinde fühlte sich zu diesem Zeitpunkt außerstande, tätig zu werden. Sie hatte nicht die notwendigen eigenen Mittel und sah sich auch vor anderen essentiellen Aufgaben. Es begannen heftige Diskussionen um die Frage, ob die Geschichte in ihren Spuren, etwa dem Notdach auf dem Turm, nicht sichtbar bleiben sollte, als Erinnerung an Schuld und Mahnung zum Frieden. Eine ähnliche Diskussion fand ja auch um den Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden statt.

Wie fühlte sich das für den damaligen Superintendenten Michael Dorsch an?

MD: Zum entscheidenden Faktor wurde schließlich die konservatorische Verantwortung! Der Kirchturm befand sich in einem desolaten Zustand, eine Sanierung war unumgänglich. Das Landesdenkmalamt forderte die Gemeinde auf, eine Konzeption vorzulegen. Die Situation gipfelte in der Konstellation: Entweder einfache Sanierung mit vorwiegend kircheneigenen, nicht vorhandenen Mitteln und das Notdach behalten oder gemeinsam mit anderen Geldgebern, besonders dem Altstadtverein, ein Gesamtkonzept zu erarbeiten, das den Wiederaufbau der Renaissancehaube beinhaltete. Damit geriet ich in die Situation des Moderators zwischen retardierenden Kräften in der Gemeinde und Vorstellungen in der Bürgerschaft Jenas, eine sanierte Kirche als Silhouette und Symbol der Stadt zu erhalten.

Und da kam die Idee von der Gründung eines Kirchbauvereins?

MD: Tatsächlich kam jetzt eine neue Dimension hinzu, die der Vernetzung. Jörg Eduard Krumsiek war Chef der Deutschen Bank in Jena. Sein Selbstverständnis als Johanniter motivierte ihn, „Ecclesia“ zu befördern. Er trug die Idee eines Kirchbauvereins an mich heran. Doch Jörg Eduard Krumsiek kam nicht allein, er hatte Dombaumeister Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Deurer als exzellenten Fachmann zur Seite. Dr. Lothar Späth sprach ich erstmals 1995 beim Neujahrsempfang von Jenoptik auf die Stadtkirche hin an. Im September 1996 sagte er die Mitgliedschaft in einem zu gründenden Kirchbauverein zu. Er wurde später Kurator primarius. Lothar Späth holte Vertreter von Kirche, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in der 13. Etage des ehemaligen Zeiss-Hochhauses zusammen; die Vernetzung setzte sich so entscheidend fort. Ich konnte mir dann das Mandat der Gemeindeleitung einholen, bei der Bildung des Jenaer Kirchbauvereins als Superintendent mitzuwirken.

Was geben Sie dem Kirchbauverein mit auf seinen weiteren Weg?

MD: Zunächst eine große Anerkennung und einen Dank für die professionellen Leistungen der zwei Jahrzehnte, aber auch die Bitte, dass die oben erwähnten ekklesiologischen Fragestellungen nicht aus dem Blick geraten mögen. Und: Das Exempel St. Michael begründet meine Hoffnung, dass der Weg dieser spätgotischen Kirche ein Zeichen geheilten und versöhnten Lebens für Suchende und Sehnsüchtige wird und bleibt!

Das Gespräch führte Gerhard Jahreis


Bild 4: Nur aus der Vogelperspektive ist die komplett restaurierte Stadtkirche als harmonische Einheit wahrnehmbar. allround pictures (Jörg-UweJahn)

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