Als der Nagel eingeschlagen wurde

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Als der Nagel eingeschlagen wurde
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Helmut Lauschke

Als der Nagel eingeschlagen wurde

Erzählungen aus dem Alltag

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Erzählungen aus dem Alltag

Fakten und Kommentare

Von Erlebnissen und Erschütterungen

Von den Dorfbrunners und vom Spätheimkehrer Klaus Hansen

Harte Faustschläge gegen die verschlossene Tür

Der russische Stadtkommandant Ilja Igorowitsch Tscherebilski

Erstes Wiedersehen unter den Dorfbrunners

Eckhard Hieronymus Dorfbrunner auf der Suche nach Arbeit

Der Besuch des Stadtkommandanten im Dachgeschoss – Das Gespräch mit Eckhard Hieronymus Dorfbrunner

Dorfbrunner vor der Einstellungskommission in der Ernst Thälmann-Grundschule

Der schweigende Superintendent und die Geschichte des Klaus Hansen

Das Verhör des Klaus Hansen bei der Staatssicherheit

Der Urteilsspruch

Die Breslauer Geschichte des Superintendenten Dorfbrunner

Das Verhör des Superintendenten Dorfbrunner bei der Gestapo in Breslau

Das dialektische Teufelskarussell begann sich zu drehen

Wie sich der Boden unter den Füßen entzieht

Das Böse schwimmt oben

Der Nachttreff mit dem Doppelagenten

Die letzten Jahre und Tage des Eckhard Hieronymus Dorfbrunner

Die Geschichte vom Maurer Alfred Lehmann

Kurt Götz, ein Kölner Buchhalter und Literat

Afrikanische Nöte und Gewissheiten Blick in die Erbärmlichkeiten und das Elend

Das Hospital für Schwarze, das Willkommensprosit und die zischende Granate

Vom Auge und den Trübungen

Von der Schwinge zwischen Leben und Tod

Erschöpfte Helden und die nagenden Ratten

Dinge zwischen Reden und Schweigen

Gesichter zwischen Licht und Schatten

Vom Graus der Amputation und der schwarze Fleck

Die politische Akzentverschiebung

Die unvollendete Renovierung

Der königliche Besuch

Der Exodus der weißen Nonnen

Blick in die Zukunft

Epilog

Impressum neobooks

Erzählungen aus dem Alltag

Mensch, Fleiß und Menschlichkeit,

von Werten, die zu beachten sind

Die Namen der Personen, Orte, Straßen und Plätze sind erfunden.

Fakten und Kommentare

Bevor nicht die Kontrolle der Ausgaben in Währung und Kredit an den Staat zurückgegeben ist, sei jede Rede über die Souveränität des Parlaments und über Demokratie sinnlos. Der Reichtum der Nation komme unter ihre Kontrolle. Ein mutwilliges Platzenlassen der Kreditblase führe zur Deflation mit sozialen Unruhen und zum Krieg.” [Mackenzie King (1874-1950), kanadischer Ministerpräsident]

Thomas Jefferson [1743-1826], Verfasser der Deklaration der Unabhängigkeit 1776 und 6. US-Präsident, schrieb 1825 an John Q. Adams: “Ich glaube ehrlich wie Sie, dass die Bankeinrichtungen um vieles gefährlicher sind als stehende Armeen.”

Wir können nicht zugleich Deutschland verkrüppeln und erwarten, dass es uns bezahlt. Als Handelspartner ist Deutschland zum Krüppel geschlagen.” [David Lloyd George (1863-1945) am 25. März 1919 auf der ‘Friedenskonferenz’ in Versailles]

The American Hebrew am 10.9.1920: “Aus dem ökonomischen Chaos schuf der jüdische Geist der Unzufriedenheit den organisierten Kapitalismus mit seinem wirksamsten Instrument, dem Bankwesen.”

Wladimir Iljitsch Lenin [1870-1924]: “Die Gründung einer Zentralbank würde 90 Prozent bei der Kommunalisierung eines Staates ausmachen.” Das entsprach dem “Kommunistisches Manifest” von Marx/Engels von 1848: Zentralisation der Kreditvergabe durch eine Nationalbank mit Staatskapital und Monopol.

George Pitter-Wilson [1840-1920] in The London Globe in April 1919 : “Bolshevism is the dispossession of the Christian nations of the world to such an extent that no capital will remain in the hands of the Christians that all Jews may jointly hold the world in their hands and reign wherever they choose.”

Wie ein brünstiges Tier stürmt die Epoche in die Sklaverei des Plutokratismus.” [Walther Rathenau (1867-1922) im Brief vom 21. November 1904 an Frank Wedekind]

Und wirklich, er hat alles Geld der Welt in seiner Tasche, und er heißt James Rothschild, und der dicke Mann ist Monsignor Grimaldi, Abgesandter seiner Heiligkeit des Papstes, und er bringt in dessen Namen die Zinsen der römischen Anleihe, den Tribut von Rom. … Man muss Respekt haben vor diesem Mann, sei es auch nur wegen des Respektes, den er den meisten Leuten einflößt. Ich beobachtete als Philosoph, wie sich das Volk und nicht nur das Volk Gottes, sondern auch alle anderen Völker vor ihm beugen und bücken. Das ist ein Krümmen und Biegen des Rückgrates, wie es selbst den besten Akrobaten schwer fiele. Ich sah Leute, die, wenn sie dem großen Baron nahten, zusammenzuckten, als berührten sie eine voltaische Säule. Sein Privatkabinett ist ein merkwürdiger Ort, welcher erhabene Gedanken und Gefühle erregt wie der Anblick des Weltmeeres oder des gestirnten Himmels: wir sehen, wie klein der Mensch und wie groß Gott ist. Denn das Geld ist der Gott unserer Zeit, und Rothschild ist sein Prophet.” [Heinrich Heine, 1797-1856]

Willard Cantelon [1916-1999] in “The Day the Dollar dies”: “Bis zum Jahre 1850 hatte das Haus Rothschild mehr Reichtum erworben als alle Königshäuser Europas und Großbritanniens zusammengenommen.”

Walther Rathenau [deutscher Außenminister, 1922] über die Plutokraten des Jahrhunderts:Jene Herrscher des Altertums konnten jeden einzelnen Menschen töten. Das können unsere Dynastien freilich nicht. Aber sie können Zehntausende an Hunger sterben lassen. Sie können den Purpur auch nicht auf eigenen Schultern tragen. Aber sie können jeden Strohmann damit behängen und ihm Krieg und Frieden diktieren. Wer hat den Transvaalkrieg geführt? Lombardstreet. Wer führt den Japanerkrieg? Lombardstreet und Wallstreet.”

George Pitter-Wilson: Wilson and World War 1. 1913: On March 4th, Woodrow Wilson is elected the 28th President of the United States. Shortly after he is inaugurated, he is visited in the White House by Ashkenazi Jew, Samuel Untermyer [1858-1940] of a well-known law firm, Simon Guggenheim [1867-1941], and Thomas Roger Marshall [1849-1925] (28th Vice President 1913-1921) who tries to blackmail him for the sum of $ 40,000 in relation to an affair Wilson had whilst he was a professor at Princeton University, with a fellow professor’s wife.

 

President Wilson does not have the money, so Untermyer volunteers to pay the $ 40,000 out of his pocket to the woman Wilson had had the affair with, on the condition that Wilson promises to appoint to the first vacancy on the United States Supreme Court a nominee to be recommended to President Wilson by Untermyer. Wilson agrees to this.

1914: The start of World War 1. In this war, the German Rothschilds’ loan money to the Germans, the British Rothschilds’ loan money to the British, and the French Rothschilds’ loan money to the French.

Furthermore, the Rothschilds’ have control of the three European news agencies, Wolff (est. 1849) in Germany, Reuters (est. 1851) in England, and Havas (est. 1835) in France.

The Rothschilds’ use Wolff to manipulate the German people into a fervour for war. It is around this time that the Rothschilds’ are rarely reported in the media, because they own the media.

1916: On June 4 th , Ashkenazi Jew, Louis Dembitz Brandeis [1856-1941] is appointed to the Supreme Court of the United States by President Wilson, as per his agreed blackmail payment to Samuel Untermyer some three years earlier. Justice Brandeis is also the elected leader of the Executive Committee for Zionist Affairs, a position he has held since 1914.

The middle of World War 1. Germany are winning the war as they are being financed by the Rothschilds’ to a greater extent than France, Italy and England, simply because the Rothschilds’ do not want to support the Tsar in Russia, and of course, Russia was on the same side as France, Italy and England.

Then a significant event occurs. On December 12 th , Germany, although they were winning the war and not one foreign soldier had set foot on their soil, offers armistice to Britain with no requirement of reparations. The Rothschilds’ are anxious to make sure this is not accepted by the British as they have a few cards left up their sleeve in relation to what they initiated this war for.

So, whilst the British are considering Germany’s offer, Rothschild agent, Justice Louis D. Brandeis sends a Zionist delegation from America to Britain to promise to bring America into the war on the side of the British, provided the British agree to give the land of Palestine to the Rothschilds’.

The Rothschilds’ wanted Palestine to protect the great business interests they had in the East. They also desired their own state in that area along with their own military which they could use as an aggressor to any state that threatened those interests.

The British subsequently agree to the deal for Palestine and the Zionists in London contact their counterparts in America. Suddenly all the major newspapers in America that up to that point were pro-German turn on Germany, running propaganda pieces to manipulate the American public against the Germans. …

Woodrow Wilson is re-elected President this year, the slogan of his campaign being, “Re-elect the man who will keep your sons out of the war.”

1917: As a result of Germany’s offer of peace, the Rothschild war machine goes into total overdrive in America, spreading anti-German propaganda throughout the American media which leads to President Wilson under the instructions of the Jewish American Supreme Court Justice, Louis Dembitz Brandeis, reneging on his promise to the electorate and taking America into World War 1 on April 6 th .

The Rothschilds’ order the execution by the Jewish Bolsheviks they control, of Tsar Nicholas II and his entire family in Russia, even though the Tsar had already abdicated on March 2 nd . This is to get control of the country and an act of revenge for Tsar Alxander I blocking their world government plan in 1815 at the Congress of Vienna and Tsar Alexander II siding with President Abraham Lincoln in in 1864.

In March 1917, Lenin makes a statement against anti-semitism which is circulated around the country, as part of a massive campaign to stifle the counter-revolutionary movement against the Jews.

On January 18 th , the Versailles peace conference commences, to decide reparations that the Germans are required to pay to the victors following the end of World War 1. A delegation of 117 Jews headed up by Ashkenazi Jew, Bernard Baruch (who would go on to state to a select committee of the United States Congress, “I probably had more power than perhaps any other man did in the war, doubtless that is true,”) bring up the subject of the promise of Palestine for them. At this point the Germans realised why America had turned on them and under whose influence, the Rothschilds.

The Germans felt they had been betrayed by their Jewish population. This is because, at the time the Rothschilds’ made their deal with Britain for Palestine, in exchange for bringing America into the war, Germany was the most friendly country in the world towards the Jews, indeed the German Emancipation Edict of 1822 guaranteed Jews in Germany all civil rights enjoyed by Germans. Also, Germany was the only country in Europe which did not place restrictions on Jews, even giving them refuge when they had to flee from Russia after their first attempted Communist coup failed there in 1905.

George William Norris [1861-1944] , Abgeordneter aus Nebraska im US-Senat: “Wir gehen in den Krieg, weil das Gold es befiehlt. … Ich möchte diesem Kriegsgott zurufen: Du sollst nicht das Blut meiner Brüder in Gold ummünzen. … Ich fühle, dass wir das Zeichen des Dollar auf die amerikanische Flagge setzen.”

“… dieser schauerlichste und mörderischste Hexenhammer, mit dem einem großen Volk das Bekenntnis der eigenen Unwürdigkeit, die Zustimmung zur erbarmungslosen Zerstückelung, das Einverständnis mit Versklavung und Helotentum abgepresst werden soll, dies Buch darf nicht zum Gesetzbuch der Zukunft werden…” [Philipp Scheidemann (1865-1939), SPD-Reichskanzler (13. Februar bis 20. Juni 1919) im Mai 1919 über den kommenden Friedensvertrag. Er verkündete die Abdankung des Kaisers und rief vor dem Reichstagsgebäude die 1. Deutsche Republik aus.]

Zwischen 24. Oktober und 12. November 1929 gingen durch den Börsensturz allein in den USA 30 Milliarden Dollar verloren, einer Summe, die den Gesamtkosten der US-Kriegführung im 1. Weltkrieg entsprach. 1930 schlossen 1352 Banken. 1931 folgten weitere 2294 Bankenschließungen.

Zur deutschen Not: Aus dem Brief Hindenburgs vom Juni 1931 an Präsident Herbert Hoover: “Herr Präsident! Die Not des deutschen Volkes, die auf einem Höhepunkt angelangt ist, zwingt mich zu dem ungewöhnlichen Schritt, mich persönlich an Sie zu wenden. … Allein im Lauf der letzten paar Tage musste die Reichsbank an fremde Länder ein Drittel ihrer Goldreserven und Devisen abführen. bedarf Deutschland dringend Hilfe. Diese Hilfe muss sofort kommen, wenn wir für uns selber und anderen schweres Unheil vermeiden wollen.”

The New York Jewish Nationale am 9.4.1936: “Die Juden von Amerika stellen eine große politische Macht dar. Sie benutzen diese, wie sie wollen.”

Gerald Prentice Nye [1892-1971] von Nord-Dakota [im US-Senat von 1925-1945] rief am 27. April 1941 empört: “Wir werden von denselben Mächten zum Narren gehalten, die uns im Weltkrieg 1914-1918 zum Narren gehalten haben.”

Die zwei Kriege, die Deutschland gegen England führte, hatten in der Hauptsache den einen und denselben Beweggrund: Es gibt zu viele Deutsche, und Deutschland ist zu stark.” [A.J.P.Taylor, 1906-1990, liberaler jüdischer Historiker]

Nationaler Selbstmord ist keine internationale Verpflichtung.” [Abba Eban (1915-2002), israel. Außenminister]

Eine nationale Bewegung ist, politisch definiert, das Streben eines Volkes nach Selbstbestimmung.” [Martin Buber, 1878-1965]

“ … wenn ihr versinkt, so versinkt die ganze Menschheit mit, ohne Hoffnung einer Wiederherstellung.” [Johann Gottlieb Fichte (1762-1814): “Reden an die deutsche Nation”]

Von Erlebnissen und Erschütterungen

Es gab den milden Frühling im Jahre 2014. Ein alter Mann lehnte sich an einem Mittwochnachmittag aus dem Parterrefenster eines dreistöckigen Hauses, das an einer ruhigen Straße nahe dem Bahnhof in einer sächsischen Stadt in der Oberlausitz lag, und beobachtete das Kommen und Gehen der Passanten. Einigen nickte er den Gruß zu. Das waren meist ältere Männer und Frauen, mit denen er vielleicht die Schulbank gedrückt hatte. Da er das auch bei mir und das wiederholt tat, wo ich doch meine besten Jahre hinter mir hatte, blieb ich stehen, schaute ihm in sein von tiefen Furchen durchzogenes Gesicht und fragte Ihn nach seinem Wohlergehen.

“Sie können es mir doch ansehen, dass mir die Gegenwart nicht glatt heruntergeht. Ich mache mir Sorgen, und das kann Sie doch nicht wundern, denn viel jünger sind Sie doch auch nicht, wie unsere Kinder durch die Zukunft kommen, kommen sollen beziehungsweise kommen können.” Ich schwieg – und das länger als gewöhnlich – und schaute dem alten Mann ins Gesicht. Dabei sah ich, dass sein rechtes Auge getrübt war und sein linkes Auge leicht nach außen schielte. Der einseitige Schielblick fesselte meine Gedanken für einen Augenblick, während ich dieser Blickschiene anhing, die doch eine ungewöhnliche war und deshalb auch eine ungewöhnliche Zukunft anvisieren konnte.

Fast hatte ich mich auf dieser Blickschiene verloren, war auf ihr weit vorausgeeilt, ohne allerdings mehr Licht in meine Vorstellungen im Tunnel der Zukunft zu bekommen, als ich dem alten Mann, der sich aus dem Fensterrahmen leicht vornüber beugte, sagte, dass ich im fernen Afrika lebe, wo es um diese Jahreszeit dem Winter entgegengeht, und ich die europäische beziehungsweise sächsische Milde des Frühlings als sehr angenehm empfinde. “So, dann kommen Sie von weit her und besuchen ihre Verwandten.” Das sagte der alte Mann nicht ohne dem Schmunzeln der Neugier, indem er die Blickschiene des linken Augen geradeaus auf mich richtete, wobei das getrübte rechte Auge blicklings nach außen wegrutschte, als visierte es den rechten Fensterrahmen an, denn auf dem Bürgersteig zu dieser Seite bewegte sich momentan nichts. Ich sagte dem Blickenden, dass ich einige Jahre meiner Kindheit in dieser Stadt zugebracht hätte. “Das muss aber schon längere Zeit her gewesen sein”, erwiderte der alte Mann folgerichtig aus der ersten Blickanalyse. Dabei wiederholte er seine Feststellung, die er aufgrund seiner Erfahrung von Gesichtern und ihren näheren Betrachtungen anstellte, dass ich doch so jung auch nicht mehr sei, als seien diese Kinderjahre erst unlängst in dieser Stadt zugebracht worden. “Sind Sie denn hier auch in die Schule gegangen?”, setzte er fragend nach, um der ersten Blickanalyse die Verlaufsanalyse Richtung Grund und Boden hinzuzufügen.

Ich erzählte Ihm die Geschichte von den Bombennächten über Köln, und dass die Bomben, die im immer dichteren Hagel vom Nachthimmel fielen, dann auch die Wohnung der Eltern zerstört hatten, während mein jüngerer Bruder und ich für einige Monate auf einem großen Gut im damaligen Ostpreußen verbrachten, um ungestört schlafen zu können. Dort erfreuten wir uns an den Weiten der satten Wiesen, tragenden Felder mit den Seen und duftenden Wäldern in einer friedvollen Stille und der guten Kost, die es in Köln schon lange nicht mehr gab. Ich erzählte von der ersten Banane beim nächtlichen Kurzaufenthalt in Danzig, deren Form, Inhalt und Geschmack uns die Mutter erklärte, während sie die Schale Stück für Stück zurückzog und den Inhalt zwischen meinem anderthalb Jahre jüngeren Bruder und mir aufteilte und stückweise zum Abbeißen in den Mund steckte. “Das ist ja noch weiter zurück, als ich gedacht habe”, sagte im linksäugigen Geradeausblick der alte Mann, “denn das war noch in einer Zeit, als das 3. Deutsche Reich existierte.” Ich ergänzte aus meiner Kinderbeobachtung, dass auf den Briefmarken mit dem Hitlerkopf im Profil außer “Protektorat Böhmen-Mähren” auch “Großdeutschland” zu lesen war. “Darf ich fragen, wo Sie in dieser Stadt gelebt haben?”

 

Ich nannte den Albertplatz, wo das Haus gegenüber der Maria Martha-Kirche an der Ecke zur Bahnhofstraße stand, wo es heute noch steht. Es ist das Haus mit der Nummer 14. Dort betrieb der Vater als Arzt, und er war ein motivierter und fleißiger Arzt, eine kleine Frauenklinik. Das Haus bekam im April 1945 von einem russischen Panzer einen Mauerdurchschuss verpasst, der notdürftig und ohne Außenputz geflickt wurde. Die Stelle des Durchschusses ist nach dem später erfolgten Außenputz und dem Neuanstrich über dem linken Eckfenster des Obergeschosses noch zu erkennen. Nach Kriegsende bekamen Platz und Straße den Namen August Bebel, jenem Sozialdemokraten der Weimarer Republik. “Nu! Dann errate ich ihren Namen, denn für ihren Vater habe ich einige Botengänge erledigt. Aber darüber müssen wir uns ausführlicher unterhalten, was wir nicht durch das Fenster tun sollten.” Dieser Bemerkung nickte ich zu und fragte den alten Mann, ob wir uns an einem der nächsten Tage in einem Café treffen können, denn länger als drei Tage könnte ich nicht bleiben. Der Mann stimmte zu, schlug den nächsten Tag um ½ 4 im Café vor dem Rathaus vor, zog den Kopf zurück und schloss das Fenster.

In der Nacht verfolgte mich der Kölner Kindertraum: Das Brummen der Motoren der anfliegenden Bomberverbände wurde lauter. Es wuchsen Angst und Sorge der Menschen in den Luftschutzräumen. Kinder begannen zu weinen. Die Kleinen klammerten sich um die Hälse ihrer Mütter. Die Erwachsenen bekamen fahle Gesichter, als die Motoren über der Stadt kreisten, röhrten und dröhnten. Die Bomber entluden ihre Ladungen, die herabsausten und in die nächsten Häuser der Straße einschlugen. In der Ferne ratterten die Flakgeschütze, die bei dem höllischen Dröhnen einer Übermacht von Bombern sich wie heiser bellende Hunde ausnahmen und bald aus Mangel an Munition schwiegen. Es gab laute Detonationen, die den Menschen im Keller die Luft nahmen. Die Bomberverbände kamen in drei Schüben und entluden erbarmungslos ihre tödliche Fracht über der wehrlosen Stadt.

Nach mehr als einer halben Stunde, die eine Ewigkeit des Schreckens war, zog der letzte Verband ab, und die Sirenen heulten die Entwarnung. Ich folgte meinem Vater mit dem dreiviertel gefüllten Eimer mit Sand und half ihm mit klopfendem Herzen beim Unschädlichmachen einer bis in den Keller eingeschlagenen Brandbombe. Die Sirenen hatten sich ausgeheult, und der Strom war ausgefallen, als die Eltern mit Taschenlampen uns Kindern und einigen Nachbarn aus dem Keller leuchteten. Die Luft im Treppenhaus war von Mörtelstaub des rausgebrochenen Wand- und Deckenputzes durchsetzt und beklemmte den Atem in furchterregender Weise. Größere Mörtelstücke lagen auf den Stufen. Das Treppensteigen ging schweigend mit dem Gefühl der Vorahnung des Grauens vor sich. Harte Einschläge und Detonationen durch Sprengbomben hatten Häuser in der nächsten Nachbarschaft zerstört. Fensterscheiben der Wohnung im ersten Stock waren zerborsten.

Es war ein sternenklarer Himmel mit der vollen Mondscheibe. Beim Blick aus dem Fenster war die Straße mit Steinbrocken und vielem Trümmerzeug übersät. Bomben haben tiefe Krater in die Straße gerissen und Straßenbahnschienen verbogen. Die Straßenlampen waren ohne Licht, und dunkel waren die Fenster an den Häusern. Flammen kamen aus Dächern, Fenstern und Türen und züngelten an den Wänden auf und ab. Sie verzehrten, was Häuser wohnlich machte. Obere Stockwerke stürzten auf die unteren. Etagenböden brachen, Brocken fielen in die Tiefe und füllten die Keller. Die wenigen Feuerlöschzüge richteten in dem Inferno so gut wie nichts mehr aus. Der Traum mit den Detonationen und wellenden Flammenfeldern endete auch diesmal damit, dass es der nächste Morgen war, an dem sich die Sinnlosigkeit und Grauenhaftigkeit vor den erschrockenen Augen ausbreiteten, wenn sie von der Straße aus alte Menschen betroffen und stumm an Küchentischen von zerbombten Häusern sitzen sahen, deren Außenwände weggebrochen waren.

Nach einem Frühstück ohne Appetit brachte mich ein Taxi in das nicht weit entfernte Kamenz, wo ich das bescheidene Geburtshaus von Gotthold Ephraim Lessing besuchte. Mit 16 Jahren hatte ich schon einmal eine Radtour über Kamenz, Hoyerswerda, Großdubrau und zurück gemacht. Doch nun unter der Last der gemachten Lebenserfahrungen erinnerte ich mich an den kritisch-freidenkerischen und kämpferischen Dichter, der als Bibliothekar in Wolfenbüttel mit dem hamburgischen Pastor Goetze im literarisch-theologischen Clinch lag. Es war der seinerzeitige Kabinettsbeschluss, der Lessing jedweitere Auseinandersetzung und Publikation seiner Schriften untersagte. So schrieb Lessing am 6. September 1778 an Elise Reimarus: “Ich muss versuchen, ob man mich auf meiner alten Kanzel, auf dem Theater, wenigstens noch ungestört wird predigen lassen.” Nun entstand nach der Vorlage aus Boccaccio’s “Decamerone” Lessings “Nathan der Weise”, eine Kampfansage gegen die geistige Beengtheit, das Spießbürgertum und jegliche Art der geistigen Arroganz. Nach einjähriger Arbeit ging das Werk als ein groß angelegtes, in fünf Aufzügen verfasstes fünffüßiges Jambengedicht 1779 in Druck und wurde schon 1781 ins Englische und Niederländische und 1783 ins Französische übersetzt. Lessing (1729-1781) selbst erlebte die Aufführung seines Werkes nicht mehr. Erst nach Schillers Bearbeitung kam “Nathan der Weise” am 28. November 1801 in Weimar zur Aufführung und wurde ein Erfolg. Das große dramatische Gedicht, von dem Goethe sagte: “Möge das darin ausgesprochene göttliche Duldungs- und Schonungsgefühl der Nation heilig und wert bleiben!”, wurde am 11. September 1888 zur Einweihung des Lessing-Theaters in Berlin aufgeführt.

Kurz vor ½ 4 fand ich mich vor dem Café vor dem Rathaus ein, das sich auf Stadthöhe befand unweit der Ortenburg auf einem Platz zum Petridom, dessen Kirchenschiff durch ein schmiedeeisernes Gitter getrennt ist, links für die Lutheraner und rechts für die Katholiken mit separaten Altären, Kruzifixen und Orgelstühlen. Der alte Mann von der Inneren Lauenstraße kam pünktlich. Nachdem wir uns die Hand gegeben hatten und ich meinen Namen genannt hatte, stellte sich der Ältere mit Heinz Töpfer vor. Wir betraten das Café, in dem genügend freie Tische waren. Wir setzten uns an den letzten Tisch in der Ecke, und jeder bestellte sich eine Tasse Kaffee, Herr Töpfer mit Milch und Zucker.

“Was tun Sie und was treibt Sie in die Oberlausitz?” Ich erzählte Herrn Töpfer die Geschichte, dass ich seit 1985 in Namibia lebe, wo ich in den letzten Jahren der weißen Apartheid bis in die frühen Jahre der Unabhängigkeit Namibias im Norden des Landes unweit der angolanischen Grenze als Arzt, Chirurg und Traumatologe an einem Hospital gearbeitet habe, das während des Freiheitskampfes im Kriegsgebiet lag. “Dann war das auch noch eine gefährliche Arbeit für Sie.” Ich schilderte ihm das Hospital in seinem heruntergekommenen Zustand und die Massen von Patienten und Verletzten, die täglich unter den schwierigen Bedingungen der vielen Mängel versorgt wurden. Ich erwähnte die Granateinschläge bis nahe ans Hospital mit den Detonationen, dass Böden und Wände zitterten und Instrumentiertische mit den auf und ab springenden Instrumenten von den OP-Tischen wegrollten. Eine Granate hatte den “Wasserkopf” des Wasserturms auf dem Hospitalgelände leckgeschlagen, dass das Wasser auslief und hinter dem Hospital einen knöcheltiefen See gebildet hatte, dass die drei Ärzte und die Schwestern aus den umliegenden Wohnstellen mit der klapprigen, schrottreifen Ambulanz zur Arbeit und wieder zurück gefahren wurden. Fünf Tage gab es kein Wasser, was die Versorgung der Patienten und Verletzten extrem erschwerte. “Dann war das eine aufreibende Tätigkeit, wo Sie unter den Gefahren des Krieges ihr eigenes Leben riskierten.” Dieser Feststellung stimmte ich zu und nahm einen Schluck Kaffee.

“Aber schon ihr Vater war ein fleißiger Arzt, dessen Gewissenhaftigkeit von den Menschen geschätzt wurde”, sagte Herr Töpfer, nachdem er seine Tasse zurückgesetzt hatte. “Und woher kennen Sie meinen Vater?”, das wollte ich wissen. “Ich habe ihrem Vater für die Entnazifizierung 1946 ein günstiges Schreiben gegeben, dass er ein harmloses NSDAP-Mitglied gewesen ist und keinem Menschen einen Schaden zugefügt hatte. Später, das war im Jahre 1951, so weit ich mich recht erinnere, war ich ihrem Vater mit den Formularen behilflich, die den unzeitgemäßen, weil völlig unglaublich gehaltenen Rückzug in den Westen, es war doch Köln, stimmt’s?, betraf. Da war es insbesondere die Liste seiner Bücher, die als politsch neutral und damit nicht als gegen die DDR und den Sozialismus jener Zeit gerichtet aufgefasst werden konnten. Ich weiß noch gut, welches Aufsehen dieser Rückzug mitsamt der Klinikeinrichtung in den Westen ausgelöst hatte. Das Aufsehen und die damit verbundenen Gespräche unter den Menschen der Stadt hielt über ein ganzes Jahr an.”

“Dann waren Sie ein Anhänger und eingeschriebenes Parteimitglied des Sozialismus, was mein Vater nach den schlechten Erfahrungen der Zeit davor nicht gewesen war. Er war ein Verfechter der Parteilosigkeit geworden und hat es gegenüber meiner Mutter oft bedauert, dass er ein Mitglied der nationalsozialistischen Partei geworden war, und das schon 1934. Diese Parteizugehörigkeit musste nach meinem Verständnis etwas mit dem Ersten Weltkrieg, seinem Ausgang und dem für die Deutschen so bitteren Friedensdiktat von 1919 zu tun gehabt haben, von dem der italienische Ministerpräsident Francesco Nitti 1924 sagte: “Noch nie ist ein ernster und dauerhafter Friede auf die Ausplünderung, die Quälerei und den Ruin eines Besiegten, geschweige denn auf den eines besiegten großen Volkes gegründet worden. Und dies und nichts anderes ist der Vertrag von Versailles!” Ich glaube, dass viele Menschen nach dem Ersten Weltkrieg eine ähnliche Einstellung zum Versailler Diktat und seinem Sadismus mit der Entwürdigung des bereits am Boden liegenden deutschen Volkes hatten und deshalb so gehandelt haben wie mein Vater, was Hitler und die Partei betraf. Denn viele Deutsche brauchten und schöpften durch ihn die neue Hoffnung.”

Herr Töpfer führte die Tasse zum Mund, nahm einen Schluck, setzte sie zurück und schwieg eine längere Zeit. Dann sagte er, dass er wenig aus dieser Zeit wisse, weil sein Vater als Lokomotivführer in einem Unfall früh verstorben sei, als er selbst noch keine sieben Jahre alt war. Er, Heinz Töpfer, sei auch in der Hitlerjugend gewesen, weil es ein Muss war, wenn man nicht unangenehm auffallen und die zwangsläufig aufkommenden Schikanen erleiden wollte, die schon in der Schule begannen. Sein älterer Bruder Erwin sei im Kampf um Stalingrad gefallen, und sein anderer Bruder Horst kam nach sieben Jahren Arbeitslager in Sibirien mit Erfrierungen an den Händen und Füßen zurück und verstarb mit nicht dreißig, wobei die Todesursache nie festgestellt wurde. Nach dem Krieg sei er früh Mitglied der FDJ geworden, um nach der Wende nicht unangenehm aufzufallen. “Ich wollte mir das Leben nicht unnötig schwer machen, wollte doch im Beruf als Sattler und Wagenbauer weiterkommen”. So etwa fasste Heinz Töpfer seine zeitliche und aktive Kehrtwendung, was die Einstellung zum Staat, seiner Führung und Politik betraf, zusammen.