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Missbrauch

Was wirklich passierte

Die Story

Ein Tatsachenbericht

Aufgezeichnet durch:

Isabell Peters

Der Fall Kim

Inhaltsübersicht

Einleitung

Der Fall Kim

Vor der Vergewaltigung

Der Tag, an dem es passierte

Die Tat

Die Zeit danach

Tage später

Das Trauma

Zurück ins Leben

Wochen danach

Tom – Das Wiedersehen

Die Therapie

Der Täter

Die Gerichtsverhandlung

Die Haft

Das Leben heute

Sex danach

Einleitung

Vergewaltigungen und jegliche Art von sexueller Gewalt beinhalten immer eine unmittelbare Bedrohung, die sich nicht nur körperlich zeigt, sondern vor allem seelisch. Viele Frauen erleben dabei einen regelrechten Kontrollverlust, der sich manchmal noch Wochen, teilweise sogar Jahre danach zeigen kann. Bereits die Erfahrung, dass der eigene Wille gebrochen und missachtet wurde, führt zu einer Erschütterung. Das Selbsterlebnis gerät total aus den Fugen. So ist immer wieder zu beobachten, dass sich die Empfindungen und Gefühle von Frauen nach einer solchen Tat kaum unterscheiden. Der Boden wird einfach unter den Füßen weggezogen.

Scham, Zweifel und das Einreden einer Mitschuld kommen vielfach erschwerend hinzu. Das geht in den meisten Fällen soweit, dass ein Ekel vor dem eigenen Körper entsteht. Eine Art Beschmutztsein.

Fast 80 Prozent aller Frauen in Deutschland haben bereits mindestens eine sexuelle Belästigung erleben müssen. Die Zahl der direkten und angezeigten Vergewaltigungen steigt seit 2016 deutlich an. So zeigen die offiziellen Statistiken im Jahr 2017, dass von 100.000 Einwohnern 13,7 Personen, Fälle von Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen angezeigt haben. Ein Anstieg von über 42 Prozent zum Vorjahr. Das hört sich nach wenig an, besonders im Gegensatz zu anderen Ländern in der EU. Machen wir uns aber nichts vor. Die Zahl der Vergewaltigungen, die niemals angezeigt werden, dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Es ist die Scham, aber auch die Tortur vor Gerichten, die viele Frauen davon zurückhält, eine Anzeige zu erstatten.

Die meisten Vergewaltigungen passieren nicht auf der Straße oder in einsamen Parklandschaften oder in der Dunkelheit. Drei Viertel der Fälle geschehen durch Freunde, Bekannte, in Beziehungen und in der Familie

In vielen Fällen kann es danach zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) kommen. Erleben Frauen eine ihnen zugefügte Gewalt, die mit einer Form der sexuellen Gewalt hervorgeht, sind Folgeerscheinungen nach diesem traumatischen Erlebnis nicht ausgeschlossen. Nicht jede Frau ist davon tatsächlich betroffen, doch die Zahl derer, die danach an psychischen Störungen leiden, nimmt deutlich zu.

Kim ist eine dieser Frauen, die eine brutale Vergewaltigung durchleben musste und danach durch die Hölle ging. Ihre Geschichte steht stellvertretend für das Leid und die Pein aller, die ähnliches ertragen mussten. Wird in den Medien von einem sexuellen Übergriff berichtet, endet die Story meistens nach wenigen Sekunden oder Minuten. Spätestens mit der Verurteilung des Täters. Über das wahre Leid, die Ängste, Depressionen und das Leben danach, wird jedoch nicht berichtet.

Kim, eine junge Frau, wollte genau dem ein Ende setzen. In ihrem schonungslosen Bericht, der von mir aufgezeichnet wurde, erzählt sie eindrucksvoll von ihrem Leben vor und nach der Vergewaltigung. Sie hofft mit ihren Erfahrungen und Eindrücken, anderen Opfern helfen zu können.

Hinweis:

Zum Schutz des Opfers und aller Beteiligten wurden die Namen verändert und/oder nicht voll ausgeschrieben.

Der Fall Kim

Der Fall Kim schildert auf eindrucksvolle, tragische und sehr beklemmende Art, welches Leid in den Opfern vorgeht. Die junge, lebensfrohe Frau war damals gerade 21 Jahre jung. Sie hatte ein fröhliches Leben. Gemeinsam mit ihrem Freund Tom lebte sie in einer kleinen Wohnung, unweit ihrer Universität, wo sie im 3. Semester studierte.

Dann passierte es. Kim erinnert sich an so viele Kleinigkeiten davor. Bevor ihr der Boden unter den Füßen sprichwörtlich weggezogen wurde und sie jeglichen Halt verlor. Vor 5 Jahren ereignete sich die brutale Vergewaltigung.

In vorsichtiger Erzählweise möchte ich den Opfern einen Namen geben. Nach einer Vergewaltigung bleibt meistens nur eine Pressemitteilung zurück. Was den Opfern widerfahren ist und wie danach das Leben aussieht, wird aber fast nie thematisiert.

Offen und ehrlich erzählt das Buch, was nach der Tat passiert ist. Wie schwer der Weg für die junge Frau war.

Ich habe in vielen behutsamen Gesprächen mit Kim, ihren Eltern und ihrem damaligen Freund über die Tat, über das Leben davor und das Leben danach gesprochen. Herausgekommen ist ein erschütternder aber vielleicht auch hilfreicher Einblick. Ohne Bewertung habe ich die unterschiedlichen Lebensabschnitte zu einem Gesamtwerk zusammengefasst, welches für sich selbst spricht.

Es zeigt vor allem eins: In der Öffentlichkeit sprechen wir nur zu gerne über die Täter und das Geschehene, vergessen dabei aber, dass es ein Leben für die Opfer danach gibt. Und das es sich bei den Geschädigten nicht um ein Beweismittel handelt, sondern um einen Menschen, der mühevoll -oft innerlich gebrochen- wieder versuchen muss, ins Leben zurückzufinden. Der Fall Kim erzählt genau davon …

Für Kim

Mit großem Respekt danke ich Kim für die offenen und tränenreichen Einblicke in ihr junges Leben, das immer von diesem Moment geprägt bleiben wird.

Sie ist eine tapfere, junge Frau. Sie kämpft und vielleicht eines Tages wird sie diesen Kampf gewinnen. Ich wünsche es Dir!

Vor der Vergewaltigung

Kim war eine lebensfrohe, junge Frau. Erst vor einigen Wochen hatte sie ihren 21. Geburtstag im Kreis der Familie und Freunde gefeiert. Sie studierte Germanistik und war seit fast 2 Jahren glücklich mit ihrem Freund Tom liiert. Vor etwa 8 Monaten sind beide zusammengezogen. Sie fanden eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung ganz in der Nähe der Uni.

Am auffälligsten der jungen Blondine war wohl immer ihr freudiges Lächeln. Dabei war es egal, ob die Sonne draußen brannte oder es in Stürmen regnete. Sie hatte stets ein Lächeln im Gesicht. Ihre kleine Stubsnase zog sie beim Lächeln immer gerne –praktisch unbemerkt zur Seite, während ihre blauen Augen gegenseitig um die Wette strahlten. Sie konnte sich für alles einfach so in nur wenigen Sekunden begeistern. Das lange blonde Haar trug sie meistens offen. Gelegentlich arbeitete sie als Model, wenn Modegeschäfte in der Nähe nach jungen, attraktiven Frauen Ausschau hielten. Ob direkt auf dem Laufsteg in großen Einkaufspassagen oder für Mode-Hochglanzfotos, sie machte stets eine gute Figur.

Privat mochte sie es bequem, aber auch laut. Ebenso, wie eine junge Frau gerne ihr Leben l(i)ebt. Gerne verbrachte sie in einer kuscheligen Jogginghose den Abend vor dem Fernseher, bei einem Salat oder einem Eis mit viel Schoko-Creme. In der Öffentlichkeit achtete sie sehr genau auf ihre Kleidung. Sexy, aber nicht zu freizügig. Elegant, aber nicht zu abgehoben. Gegen Ende der Woche ging es dann gemeinsam mit Tom auf Tour durch die angesagten Discotheken. Sie tanzten gemeinsam ab, bis spät zum Morgen. Gelegentlich liebte sie auch diese Mädelsabende. Einfach nur mit den besten Freundinnen. Klatsch, Tratsch, etwas Alkohol und ausgelassen tanzen.

Kim war schon immer besonders wissensdurstig. Sie konnte sich für jedes Thema begeistern und Tausende von Fragen stellen. Ihre Eltern bezeichneten ihre Tochter als einen umtriebigen Sausewind. Kaum hatte sie sich ausführlich mit einem Thema beschäftigt, zog es sie schon zum nächsten. Sie versuchte so viel, wie nur möglich, aufzusaugen. Aber sie liebte es auch, sich mit banalen Dingen stundenlang zu beschäftigen. Kam sie an einem Schuhgeschäft vorbei, zog es sie förmlich in den Laden und es vergingen nur wenige Minuten, bis ihr Herz voller Aufregung anfing wild zu pochen.

Genauso verzehrte sie sich nach Schminktipps, vor allem auf YouTube. Sie selbst liebte vor allem ein dezentes Make-up. Das Badezimmer in der gemeinsamen Wohnung mit Tom war dennoch überfüllt mit Lippenstiften, Schminke und unendlichen Accessoires.

Insgeheim hatte sie eine ellenlange Liste mit Zukunftswünschen, die sie alle nach und nach abarbeiten wollte. Praktisch jede Woche kamen weitere Punkte dazu. Sie gierte nach Freiheit, nach Persönlichkeit und dem unstillbaren Leben. Dabei setzte sie sich auch gerne einmal provokant für die Rechte ihres Geschlechts ein. Sie selbst bezeichnete sich gerne als eine moderne Feministin. Es gab zahlreiche Streitthemen mit ihrem Freund, die alle samt aber dann wieder in einer zärtlichen Versöhnung endeten.

 

Wochen vor dem Vorfall reiste sie mit Tom in die Karibik, beide hatten für ihren Traumtrip lange gespart und mit einer kleinen Spende der Eltern ging es für 4 Wochen auf eine abenteuerliche Entdeckungsreise in die Karibik. Als sie braungebrannt zurückkam, tingelte sie durch den Freundschaftskreis und berichtete heißblütig über alles, was sie gesehen hatte. Auf ihrem Facebook-Profil kamen jeden Tag neue, eindrucksvolle Bilder hinzu. Ihr Freund hingegen war eher der ruhigere, sachlich und planerisch. Beide hatten sich in einer kleinen Bar kennengelernt und er sagt: „Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Kim sagt: „Ich konnte ihn erst nicht ausstehen, aber dann hat es irgendwie gefunkt.“

Tom sorgte stets für Ordnung in der Wohnung. Kim hingegen genau für das Gegenteil. Bei ihr stapelten sich gerne Tassen und Teller rund um die Spüle. Er animierte sie dann, gemeinsam zum Aufräumen. Natürlich hatten die beiden auch manchmal Streit, so wie in jeder guten Beziehung. Doch die Differenzen waren schnell beseitigt. An kalten Tagen lag Toms Aufgabe vor allem darin, sie warmzuhalten. Sie zittere und bibberte bereits, wenn die Temperaturen auf dem Thermometer unter 20 Grad C. sanken. Dicke Decken und warme Massagen waren dann ein Muss für ihn.

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