STEINE MACHEN GRENZE

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STEINE MACHEN GRENZE
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Jacob Winter

STEINE MACHEN GRENZE

LANDVERSTEINERUNG 1839



Copyright © 2020: Winter Publishing

Titel und Cover: Jacob Winter

1839 – Grenzstein 427 / Karte Kanton Schaffhausen

Printbook: 175 S.

Kontakt: jacobwinter38@t-online.de

Jacob Winter wurde Ende der Dreissigerjahre im niederländischen Hafenstädtchen Vlissingen geboren. Er hat viele Jahre in den Niederlanden, in der Schweiz und in Deutschland gelebt, ist seit 2018 am Bodensee wohnhaft und vielfach publizistisch tätig.

NB: Trotz intensiver Recherche war es nicht in allen Fällen möglich, die Rechtsinhaber der Bilder und Videos ausfindig zu machen. Berechtigte Ansprüche werden selbstverständlich im Rahmen der üblichen Vereinbarungen abgegolten.


KANTON SCHAFFHAUSEN LANDKREIS KONSTANZ

2 EINLEITUNG

Die politische Grenze der Schweizerischen Eidgenossenschaft zur Bundesrepublik Deutschland verläuft zwar ungefähr in West-Ost-Richtung entlang dem Hochrhein bzw. entlang der (nicht überall genau festgelegten) Grenze durch den Bodensee. Doch der Kanton Schaffhausen sprengt mit ihrer fast ausschliesslichen Lage nördlich des Hochrheins diese grobe Festlegung und der Kanton Baselstadt auf der Südseite des Hochrheins tut dies mit ihrem ihrem auf der Nordseite des Hochrheins gelegenen Stadtteil Kleinbasel gleichfalls.


Kanton Schaffhausen in drei Kantonsteilen.

Der Kanton Schaffhausen liegt mit seinen drei von einander getrennten Kantonsteilen wie gesagt nördlich des Hochrheins – sozusagen auf der deutschen Seite. Nur das Städtchen Stein am Rhein im sogenannten Schaffhauser „Ramsener Zipfel“ liegt mit seinem Zentrum zwar nördlich des Hochrheins, jedoch mit dem (kleinen) Stadtteil „Stein am Rhein vor der Brugg“ auch auf der Südseite des Hochrheins – an den Kanton Thurgau grenzend. Der Kanton Schaffhausen grenzt in Deutschland übrigens an den Landkreis Konstanz (Thema dieses Buches), den Schwarzwald-Baar-Kreis und den Kreis Waldshut – und an den Rhein natürlich.

Und schliesslich ist die deutsche Grosstadt Konstanz seit Jahrhunderten mit den Stadtteilen Paradies, Altstadt und Niederburg gleichfall auf der Südseite des (deutschen) Grenzrheins angesiedelt – sozusagen auf der Schweizer Seite und an den Kanton Thurgau grenzend. Der Kanton Thurgau hat auf diese Weise mit dem Schaffhauser Ortsteil „Stein am Rhein vor der Brugg“ und den drei Stadtteilen der Grosssstadt Konstanz immerhin ziemlich abweichende Grenzverläufe auf der Südseite des Rheins – sozusagen auf der Schweizer Seite – hinnehmen müssen.

Der Buchtitel STEINE MACHEN GRENZE ist übrigens sinngemäss abgeleitet vom Spruch „Kleider machen Leute“ nach der Novelle von Erich Kästner. Denn auch Grenzsteine „schmücken“ ja die umringende Landschaft – und damit die Natur – mit ihrem Ewigkeitsmaterial Granit, den darauf eingeritzten Zahlen und Grossbuchstaben sowie ihrer manchmal grossen Zahl auf wenigen Quadratmetern. Und natürlich mittels ihrer deutlich sichtbaren 1839 – Jahreszahl.als denkmalgeschützte Erinnerung an längst vergangenen Zeiten …!

Im Untertitel LANDVERSTEINERUNG 1839 ist bezüglich des neuartigen Einsatzes von Grenzsteinen zur Grenzmarkierung der Begriff „Landversteinerung“ als kulturelle Metapher zur natürlichen, fossilen Versteinerungsprozesse in der Erdrinde eingesetzt worden.

Die vielen Grenzsteine rund um den Kanton Schaffhausen legen somit Zeugnis davon ab wie diese „kulturellen Monumente“ einst in die Natur integriert worden sind und bis heute mehr oder weniger problemlos durchgehalten haben. Diese denkmalgeschützte Nachhaltigkeit macht auch den Reiz des Ganzen aus – und deswegen wurde dieser dazu passende eBook-Erfahrungsbericht geschrieben.

Strassengrenzübergänge zwischen Deutschland und der Schweiz

Die Liste der Straßengrenzübergänge zwischen Deutschland und der Schweiz führt insgesamt 67 Straßenübergänge, die von Kraftfahrzeugen genutzt werden können und zugleich auch genutzt werden dürfen. Diese Grenzübergänge werden mit laufender Nummerierung dem Grenzverlauf folgend von West nach Ost aufgelistet. Die Liste kann mittels des Google-Suchbegriffs „Liste der Straßengrenzübergänge zwischen Deutschland und der Schweiz via Wikipedia abgerufen werden.

INFO: Übergänge, die nur dem Anliegerverkehr von einzelnen Häusern oder Höfen dienen, ausschließlich für land- und forstwirtschaftlichen Verkehr geöffnet sind oder ehemals bedeutend waren, heute aber dauerhaft für den Verkehr geschlossen sind, sind nicht mitaufgezählt („Grüne Grenze“) worden. Nach der Auflistung der Übergänge des rechtsrheinischen Schweizer Gebiets um Schaffhausen folgen in der Liste die Grenzübergänge zur deutschen Exklave Büsingen am Hochrhein. Diese werden dem Grenzverlauf folgend entgegen dem Uhrzeigersinn gelistet.


Straßengrenzübergänge zwischen Deutschland und der Schweiz


Höhendiagramm des Grenzverlaufs Schweiz–Deutschland (ohne Exklave Büsingen am Hochrhein) mit den höchsten Gipfeln „Hoher Randen“ (927 m.ü.M.) und „Chroobach am Schienerberg“ (627 m.ü.M.).

Die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz ist eine nach Schweizer Auffassung 347 km bzw. nach Auffassung Deutschlands 316 km lange politische Grenze in der Mitte Europas. Die Differenz hängt mit dem ungeklärten Grenzverlauf auf dem Obersee genannten Teil des Bodensees zusammen. Der Kanton Schaffhausen weist wohl den kompliziertesten Verlauf der Landesgrenze aller Kantone der Schweiz auf: Er grenzt auf 151,8 km (inkl. Enklave Büsingen) an die Bundesrepublik Deutschland. Gemäss Angaben des Statistishen Bundesamts lebten 2019 übrigens 306‘000 Deutsche in der Schweiz. (Wikipedia entnommen)

3 GRENZSTEINE

Ausführliche Informationen bezüglich Grenzsteine an sich sind u.a. zu finden in Wikipedia mittels des entsprechenden Google-Suchbegriffs – es ist eine sehr interessante, internationale Materie, über die hier informiert wird und diverse abweichende Grenzmarkierungen des Kanton Schaffhausen wegen schwierigen Gelände- und Nutzungsverhältnisse sind gleichfalls enthalten:

 Fußballplatz Schlauch in Wiechs: Die Grenze Deutschland/Schweiz an der Seitenauslinie des Fußballfeldes wird durch eine ebenerdige Steinplatte markiert.

 Hochrheinbahn Singen - Schaffhausen: Grenze wird durch eine ebenerdige Platte im Bahnschotter gekennzeichnet.

 Grenzverlauf in Rheinmitte zwischen Exklave Büsingen und Schweiz: Die Stelle wird durch einen auf den Flussgrund gesetzten Findling dokumentiert.

Interessant ist auch was in Abschnitt „Gesetzliche Regelingen“ vermerkt steht:

In Deutschland wird nach § 274 Strafgesetzbuch das Entfernen, Unkenntlichmachen oder Versetzen eines Grenzsteins in der Absicht, einem anderen Nachteil zuzufügen, mit einer Geldstrafe bzw. Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bedroht. Das unbefugte Verändern oder Entfernen von Grenzzeichen stellt zudem nach den Vermessungs- und Katastergesetzen der Bundesländer eine Ordnungswidrigkeit dar. Historische Grenzsteine stehen heute als Kulturdenkmale (Kleindenkmale) unter Denkmalschutz.

Die alten CH/D-Grenzsteine werden auch heutzutage immer noch ausgewechselt und erneuert. Jene ausgemusterte CH/D-Grenzsteine (ca. 30 x ca. 30 cm mit einer Länge von bis zu 2.00 m), die jahrzehntelang treu gedient haben, werden aber nicht einfach entsorgt, sondern weiterhin aufbewahrt und manchmal an repräsentativer Stelle wieder aufgestellt: Wie beispielsweise im Ramsen am Rathaus und in Rielasingen bei Hotel Krone. Angesichts des Gewichts von rund jeweils rund 300 Kilo jedoch keine sehr leichte Aufgabe. Neu eingesetzten Betongrenzsteine bekommen allerdings nicht mehr die Inschriften GB und CS mit der Jahreszahl 1839 und dem Zusatzbuchstaben bezüglich der Anliegergemeinde (in Form des ersten Buchstabens derselben, also z.B. A = Arlen), sondern neben der Nummer nur noch D und S sowie das Jahr der Neuaufstellung. Bei den historischen Grenzsteinen bedeutet übrigens GB = Grossherzogtum Baden und CS = Canton Schaffhausen, während die Zahl 1839 sich auf den "Grenzberichtigungsvertrag" von 1830 zwischen der Schweiz und Baden bezieht. Sie stehen als kulturelle Kleindenkmale heute unter Denkmalschutz.

N.B.: Das Grossherzogtum Baden (GB) war von 1806 bis 1871 ein souveräner Staat, der bis 1813 Mitglied des Rheinbunds und von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes war. Seit 1871 war das Grossherzogtum Baden nur noch teilautonomer Bundesstaat innerhalb des Deutschen Kaiserreichs. Für "Canton" (mit "C") als französische Reminiszenz. (Siehe auch https://de.wikipedia.org./wiki/Canton)

 

Bei den alten Grenzsteinen bedeutet übrigens GB = Grossherzogtum Baden und CS = Canton Schaffhausen, während die Zahl 1839 sich auf den zugrundeliegenden "Grenzberichtigungsvertrag" von 1830 zwischen der Schweiz und Baden bezieht. Dieser CH/D-Grenzvertrag von 1830 wurde dann anschliessend gemäss dem Grenz-Abkommen "Einigung der Grossherzoglich badischen Staatsregierung und der Eidgenossenschaft von 1839" mittels einer weitläufigen Grenzstein-Vermarkung in die Tat umgesetzt. Insgesamt wurden die rechtsrheinischen Schweizer Gebiete – und da speziell der Kanton Schaffhausen – durch etwa 1740 je 300 Kilo schwere Grenzsteine (inklusive Fundament) von Deutschland getrennt – die wie gesagt 1839 aufgestellt wurden. Dieser Grenzvertrag wird auch heute noch kontrolliert. Siehe hierzu den nachfolgende Artikel "Die Grenze bleibt im Lot" in der gemeinsamen Wochernblatt-Ausgabe "Der Grenzgänger" vom 25./26.10.2016.

Die Grenze bleibt in Lot

Eine kuriose Wandergruppe kann man alle sechs Jahre entlang der Grünen Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz beobachten. Eine Kommission mit Mitarbeitern des Vermessungsamtes aus Radolfzell wie des Vermessungsamtes des Kantons Schaffhausen nimmt sich in diesem Rhythmus die gemeinsame Grenzlinie zwischen beiden Ländern vor.

Da geht es tatsächlich darum, ob der Grenzverlauf noch den alten Staatsverträgen aus dem Jahr 1839 entspricht, in dem der Grenzverlauf zwischen dem Kanton Schaffhausen und dem damaligen Großherzogtum Baden genau festgelegt worden war. Nur in einigen kleinen Details wurde diese Grenze in den letzten Jahren in ihrem komplizierten Verlauf korrigiert oder begradigt, etwa wenn die Grenze mitten durch einen Acker verlief. Dafür waren jeweils, obwohl es sich nur um wenige Quadratmeter handelte, neue Staatsverträge zwischen den Regierungen in Bern und Berlin nötig.

Insgesamt 936 Grenzsteine entlang der Grenze gibt es zwischen Tengen-Uttenhofen bis herüber nach Öhningen, insgesamt sind zwischen dem Kanton und Deutschland 1740 Grenzsteine gesetzt, insgesamt 84,2 Kilometer lang ist die Landgrenze des Kantons Schaffhausen zum Kreis Konstanz, insgesamt wird die Grenzlänge zu Deutschland mit 151,8 Kilometern angegeben im Landbereich.

Übrigens ist die Grenze zu den angrenzenden Schweizer Kantonen Thurgau und Zürich mit 33 Kilometern wesentlich kürzer! Auf den drei Meter langen und rund 300 Kilo schweren Grenzsteinen aus Granit oder Beton, von denen noch ein gehöriger Teil tatsächlich die Jahreszahl 1839 trägt, ist jeweils auf der Oberseite durch eine Rille der Grenzverlauf markiert. Zudem wird auf den Seiten das Land und die Gemeindegemarkung dargestellt.

Obwohl die Steine tief in die Erde eingegraben sind, können sich Verschiebungen ergeben, die nachgemessen werden. Das können mal einige Zentimeter sein, zuweilen gerät aber auch der Untergrund in Bewegung. Hat sich der Stein stärker geneigt, muss er aufgerichtet werden. Ebenso müsse Steine ersetzt werden, an denen der Zahn der Zeit inzwischen zu stark genagt hat. In vielen Fällen muss auch die Grenzlinie auf dem Stein mit Farbe nachgezogen werden.

Bei jedem Besichtigungsgang würden rund 10 bis 20 Mängel registriert, informiert das Vermessungsamt Radolfzell. Bevor sich die Revisoren auf den Weg machen, wird zudem die Grenzschneise zwischen Deutschland und der Schweiz jeweils wieder freigeschlagen, wenn sie denn zugewachsen ist. Der Grenzgang mit den Mitarbeitern beider Vermesungsämter ist auch eine willkommene Gelegenheit, sich gegenseitig auszutauschen.

Massgeblich hierfür war wie gesagt das diesbezügliche Grenz-Abkommen von 1839 "Einigung der Grossherzoglich-badischen Staatsregierung und der Eidgenossenschaft von 1839" mit dem Text: "Da, wo die Landesgrenze bisher unbestritten gewesen ist, sollen die bereits bestehenden Marksteine als maasgebend betrachtet werden; sie sind jedoch sämtlich, einerseits mit den Buchstaben GB-Grossherzogtum Baden, so wie mit der Jahreszahl 1839, andererseits aber mit den Buchstaben CS-Canton Schaffhausen, so wie mit einer fortlaufenden Nummer zu bezeichnen; auch ist auf den Kopf derselben das betreffende Winkelmaas einzuhauen".

1847, nur 8 Jahre später, tobte übrigens der letzte (Bürger-)Krieg in der Schweiz – anschliessend wurde gemäss der Bundesverfassung von 1848 aus dem Staatenbund einen Bundesstaat. Es gibt zu dieser Thematik sehr interessante Infos auf Wikipedia – der Kanton Schaffhausen war übrigens nicht einbezogen.

Hierzu ist zu sagen, dass die durchgehende oder winklige Linie auf dem Kopf eines Grenzsteines, sowohl bei den alten wie auch bei den neuen Grenzsteinen, der so genannte "Weiser" ist (auch "Weisung" genannt), der im Gesetzestext mit "Winkelmaas" bezeichnet wird. Er zeigt die jeweilige Richtung der nächsten Grenzsteine an, das angesetzte kurze Stück dagegen weist zum genauen Grenzpunkt, beispielsweise zur Flussmitte. Grenzstein Nr. 1 befindet sich übrigens am rechten Rheinufer direkt gegenüber der Gastwirtschaft Rhygarte in Ellikon.


Neuer Grenzstein 923 aus 2013 an der Strasse Dörflingen-Thayngen mit nur noch S (Schweiz) und D (Deutschland). Umgesetzter alter Grenzstein 219 vor CH-Rathaus Ramsen.

Ein sehr interessanter Beitrag bezüglich einstiger Grenzsteine hat der flämische Autor Peter Dirven in seiner Website www.grensmarkeringen.be (08.2011) abgeliefert – und natürlich auf Niederländisch … Darin werden besonders die Verwicklungen rund um die ehemalige deutsche Exklave Verenahof an der Grenze zum „Wiechser Zipfel“ und die Exklave Büsingen am Hochrhein behandelt.

Der flämische Autor hatte sich angefreundet mit der ehemaligen Verenahof-Bäuerin und diese hat ihm sämtliche Steine gezeigt, die noch dort zu finden sind, sei es als Erinnerung, sei es als Dekoration. Und natürlich auch den einzigen, noch immer am alten Platz stehenden Grenzstein aus 1839 mit den abweichenden Inschriften CSch (statt CS) und GHB (statt GB). Die gleiche Begeisterung hat dieser flämische Autor auch für die deutsche Exklave Büsingen am Hochrhein gezeigt – in seinem Link "Grenspalen Büsingen" wimmelt es gleichfalls nur so von Bildern und Texten: "Hut ab" kann Jacob Winter da nur sagen.

Siehe zu dieser Thematik auch die interessanten "Entlang der 1839er Grenze"-Suchresultate auf Google, wie beispielsweise "Dienstag 27. April 2010 – Entlang der 1839er Grenze". Darin gibt es einen ausführlichen Überblick über die vielen deutsch-schweizerischen Grenzveränderungen durch Gebietstausch im Laufe der Zeit. Eine solche Grenzänderung gab es 1938 übrigens auch zwischen (Kern-)Gottmadingen und Buch SH. Im Bundesblatt BBL 1938 Band 41 S. 509 – fr hiess es hierzu ergänzend zu einigen Konstanzer Grenzberichtigungen:

"Der Regierungsrat des Kantons Schaffhausen, dem der deutsche Grenzänderungsvorschlag zur Vernehmlassung zugestellt worden war, gab dem Wunsch Ausdruck, es möchte die Gelegenheit von Verhandlungen über diese Grenzberichtigung benützt werden, um anzustreben, den unzweckmässigen Verlauf der Grenze diagonal über die Strassen Weisweil-Erzingen, Buch-Gottmadingen und Rüdlingen-Lottstetten durch eine Grenzziehung rechtwinklig zu den Strassen zu ersetzen". Weitere Details hierzu siehe auch Kapitel 8 C Gottmadingen-Buch.

Im Artikel "Die Hoheitsgrenzen des Kantons Schaffhausen" von T. Isler (1973, ETH-Bibliothek Zürich) findet man viel wertvolle Hinweise bezüglich der überaus komplizierten Grenzziehung im Kanton Schaffhausen. Darin heisst es u.a.:

"Die bestehenden komplizierten Grenzverhältnisse sind darauf zurückzuführen, dass der Kanton 1803 beim Entstehen des eidgenössischen Staatenbundes an eine Reihe deutscher Territorialherrschaften angrenzte".

Nach mehreren Anlaufversuchen in der Zeit Napoleons I bzw. beim Wiener Kongress 1815 gab es dennoch keinerlei grenzbegradigende Fortschritte zu verzeichnen – dies gelang erst 1964. Es heisst dazu bei Isler:

"Erst 150 jahre später war es nach langen und zähen verhandlungen möglich, die 43 ha (!) messende Exklave Verenahof in das schweizerische Hoheitsgebiet zu überführen. An einigen weiteren Stellen waren gleichzeitig noch flächengleiche Gebietsabtausche möglich, gesamthaft wechselten 5320257 m² ihre Hoheit".

Interessant ist, dass wegen der Exklave Büsingen am Hochrhein bis heute keine Lösung gefunden werden konnte (da angeblich kein Austauschgebiet vorhanden), es aber für die Exklave Verenahof (bei Wiechs am Randen = heutige Gemeinde Tengen) und den "Schlauch" bei Bargen – wie gesagt – 1964 letztendlich eine grenzbegradigende Schlusslösung gab.

Auf der ausführlichen (niederländischsprachigen) Website von Peter Dirver www.grensmarkeringen.be/Verenahof.htm kann das ganze Verenahof-„Theater“ mit sehr vielen Fotos in Augenschein genommen werden. Ebenso gibt es weitere Informationen mit dem Suchbegriff "Verenahof Exklave" auf Wikipedia.

Die verworrenen "Schlauch"-Grenzlinien bei Bargen (884 als Paragen erwähnt) konnten schliesslich 1967 nach zwei Anläufen beim Bau der A4-Autobahn bereinigt werden. In Bargen steht übrigens der nördlichste Grenzstein der Schweiz. Er trägt die Nummer 593 und wird Im Volksmund den "Schwarzen Stein" genannt. Von hier aus wurden früher Verbannte oder Verurteilte oder gar Leprakranke von der Schaffhauser Obrigkeit abgeschoben. Gleichzeitig ist Bargen die nördlichste Gemeinde der Schweiz mit Anschluss an die B314, die ab der Bundesautobahn 81 genau rund um den Kanton Schaffhausen nach Waldshut-Tiengen verläuft.

Die alten Grenzsteine von 1839 werden allerdings auch weiter vertragsmässig durch neue Steine ersetzt und im nachfolgenden Artikel gibt es hierzu interessante Informationen zu verzeichnen. Denn heutzutage werden die Zickzack-Landesgrenzen besonders im "Ramsener Zipfel" immer mehr begradigt und das muss sogar immer vom Bundestag abgesegnet werdenI

In der Schweiz bleiben letztlich wie schon immer die jeweiligen Kantone zuständig. Die in den drei südbadischen Vermessungsämtern der Kreise sowie in den Kantonen Zürich und Schaffhausen für Steine und Vermessungsarbeiten auftretenden Kosten werden von den beiden Vertragsstaaten je zur Hälfte getragen, wie es im Staatsvertrag zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Bundesrepublik heisst.

„Die Schwäbische“ vom 23.12.2003 (www.schwaebische.de) berichtete hierzu:

Die Slalomfahrt mit dem Traktor ist bald Geschichte

Zwischen Hochrhein, Schwarzwald und dem Hegau tauschen Deutschland und die Schweiz demnächst 6362 Quadratmeter Land aus und begradigen so die im Jahr 1839 noch zwischen dem damaligen Großherzogtum Baden und dem Kanton Schaffhausen gezogene Grenze. Doch verschenkt wird dabei nicht ein Zentimeter.

Der Bauer in der kleinen Schweizer Gemeinde Barzheim (jetzt Gemeinde Thayngen) gegenüber der südbadischen Gemeinde Hilzingen kommt sich seit Jahren beim Pflügen seiner Mais- und Getreideäcker vor wie beim Slalom fahren. Immer wieder muss er die zerstreut auf seinem Feld stehenden sechs Grenzsteine umkurven. Schon öfters ist der Pflug daran hängen geblieben. Abgesehen davon liegt so auch ein gehöriges Stück Land brach. Auf gut 500 Metern Länge ragen aus den Feldern der Barzheimer Bauern derzeit neun quaderförmige, graue Grenzsteine fast einen Meter aus der Erde. Diese sind nicht an Wegen oder Ackergrenzen ausgerichtet. Sie sind wie im Zickzack über die gesamte Länge der Grenzlinie verstreut. Nach der jetzt vom deutschen Bundestag einstimmig beschlossenen Begradigung der Grenze an mehreren Stellen rund um den so genannten "Schaffhauser Zipfel" wird die Anzahl der Steine um gut die Hälfte reduziert. Dafür werden allein zwischen Barzheim und Hilzingen 2616 Quadratmeter Grund zu Deutschland und die gleiche Menge zur Schweiz wechseln – das größte Stück im seit über zehn Jahren von den Eidgenossen initiierten, aber von den Behörden beiderseits der EU-Außengrenze geplanten Landtausch.

 

Den Schweizer Landwirt betrifft der Tausch aber nicht. Er ist schon immer Besitzer der Grundstücke um die Steine und zwar beiderseits der Grünen Grenze. "Es geht beim Landtausch ausschließlich um die politischen Grenzen", sagt Michael Hartwig, der für das Landtauschprojekt im Bereich der im Kreis Konstanz liegenden Gemeinde Hilzingen zuständige, stellvertretende Leiter des staatlichen Vermessungsamtes in Radolfzell. Da aber die Begradigung auch Landes-, Bundes- oder EU-Außengrenzen berühre, habe der Berliner Bundestag dazu seinen Segen geben müssen.

Wieso jedoch im 19. Jahrhundert die Landesgrenze so eckig gezogen wurde, kann sich Hartwig heute nur schwer erklären. Möglicherweise seien früher die privaten Grundstücke anders eingezeichnet gewesen. In den nächsten Tagen wird die exakte Vermessung der zu tauschenden Flächen beendet sein. Dann werden die Grenzsteine bestellt. Die Steinmetze müssen die Inschriften auf die nun statt aus Muschelkalk aus Granit bestehenden und 250 Kilogramm schweren Steine einmeiseln. Statt dem Jahr 1839 wird darauf die 2003, als Jahreszahl der Staatsvertragsunterzeichung, stehen.

Im Frühjahr sollen die wegen der Nummern und der den Grenzverlauf zeigenden Kerbe einzeln angefertigten Steine in den Boden gesetzt werden. Die deutsch-schweizerische Grenze wird zwischen Bargen (Kanton Schaffhausen) und Blumberg (Schwarzwald-Baar Kreis), Barzheim und Hilzingen sowie Dörflingen und Büsingen (beide Kanton Schaffhausen, beziehungsweise Kreis Konstanz) aber auch zwischen Hüntwangen und Wasterkingen im Kanton Zürich sowie Hohentengen im Kreis Waldshut begradigt.

Die betroffenen Landfetzen (wunderbares Wort!) sind zwischen 46 und 2616 Quadratmeter groß. Die in den drei südbadischen Vermessungsämtern der Kreise sowie in den Kantonen Zürich und Schaffhausen für Steine und Vermessungsarbeiten auftretenden Kosten werden von den beiden Vertragsstaaten je zur Hälfte getragen, heißt es im Staatsvertrag zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Bundesrepublik. Den alten Grenzstein aus dem Jahr 1839 mit den Aufschriften CS und GB, für Canton Schaffhausen und Großherzogtum Baden, lässt Michael Hartwig, der stellvertretende Leiter des Vermessungsamtes Radolfzell, bald durch neue Steine ersetzen mit den Aufschriften S und D sowie der Jahreszahl 2003.

Als Beispiel dafür welche Sisyphusarbeit diese deutsch-schweizerische Grenzbereinigung immer wieder bedeutet, nachstehend noch die Teilabschrift dieses hierzu im Jahre 2004 in Kraft getretenen Grenzbereinigungsvertrags. Gemäss gleichfalls beigefügtem Art. 5 erfolgt die Registrierung dieses Vertrages sogar beim “Sekretariat der Vereinten Nationen” nach Artikel 102 der “Charta der Vereinten Nationen”. Da ist Jacob Wnter dann doch ziemlich baff …! Bürokratie pur …!

0.132.136.6 (Originaltext)

Vertrag zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Bundesrepublik Deutschland über den Verlauf der Staatsgrenze in den Grenzabschnitten Bargen/Blumberg, Barzheim/Hilzingen, Dörflingen/Büsingen, Hüntwangen/Hohentengen und Wasterkingen/Hohentengen

Abgeschlossen am 5. März 2002 Von der Bundesversammlung genehmigt am 13. Dezember 20021 Ratifikationsurkunde ausgetauscht am 4. März 2004 In Kraft getreten am 4. April 2004

Die Schweizerische Eidgenossenschaft und die Bundesrepublik Deutschland, von dem Wunsche geleitet, den Verlauf der Grenze in den Abschnitten Bargen/ Blumberg, Barzheim/Hilzingen, Dörflingen/Büsingen, Hüntwangen/Hohentengen und Wasterkingen/Hohentengen durch den Austausch flächengleicher Gebietsteile zu vereinfachen und den natürlichen Verhältnissen sowie den beiderseitigen Interessen besser anzupassen,sind übereingekommen, folgenden Vertrag abzuschliessen: